Pfälzisch

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Alltagsdeutsch (49/04) 07.12.2004 "Pfälzisch"
Des Pfälzers Leibgericht: Saumagen
Saumagen im Glas? Ja sind die denn jetzt ganz verrückt geworden?
Sprecherin:
Weil dort in Kallstadt, do henn die ää Woi, der heeßt Saumaa. Ää schääner
truckener Riesling, wo bestens zum Saumaa passen tut.
Sprecher:
Aha. Dann frag ich doch am besten mal den Bernd Philippi, was es mit diesem
Saumagen im Glas auf sich hat. Als Winzer muss er das wissen:
O-Ton: Bernd Philippi
"Der Saumagen ist eine relativ junge Lage in Anführungsstrichen. Der Name
kommt wahrscheinlich von der Form des Weinbergs. Dieser Weinberg hatte also die
Form eines Saumagens. Durch seinen Kalkboden bringt der natürlich 'ne ganz
besondere Art, ich sag immer, es ist der Burgunder unter den Rieslingen."
Sprecher:
Na also, oder wie die Pfälzer sagen, na alla, dann will ich mir jetzt mal einen
Schoppen Saumagen genehmigen und ein kleines Gedicht von Eugen Damm:
O-Ton: Eugen Damm
"Nix und Ebbes. Nix is nix, ebbes is ebbes. Manschmol is ebbes nix, manche wissen
vun nix ebbes. Wann ebbes nix is, dann isses nix. Manschmol is ebbes ebbes, und
trotzdem nix, des do is ebbes. Is ebbes unklar, wann eer ebbes net versteht, des wär
nix."
Sprecher:
Fast schon ein Pfälzer Limerick, dieses Nix un Ebbes. Die Latwerch Band, die hat
ganz viele Texte von Eugen Damm vertont. Einer befasst sich sogar mit dem Pfälzer
Dialekt. Hören Sie mal:
Musik hochfahren (1. Strophe)
"Wie e kläner Bu noch war, ich wäß es gonz genau, do hänn die Alte als gesah, Wer
foi schprecht , der is schlau.
Was hann die uns e Kees verzehlt, Wer hochdeitsch reed, is g'scheit! Un domit war
die Beer gescheelt, des sin halt bess're Leit..."
Sprecher:
Ob gescheit oder nicht, ich will jetzt wissen, wo dieser seltsame Name Latwerch
herkommt. Wetten dass, der hat auch wieder etwas mit dem Essen zu tun hat!
O-Ton: Manfred Diehl
"Ja, Latwerch heißt, vom Hochdeutschen abgeleitet Latwerge, des isn Ausdruck für
Pflaumenmus, ma kann vunn alle mögliche Obstsorten sogannte Latwerch mache,
Hauptursach für des Ganze is, des wird gerihrt. Ich habs selbst als kleines Kind
noch in meinem Heimatort erlebt wie die Latwerch wirklich von alle Leut ausm
Dorf genacht wird, die ham sich dann abgelöst beim Rühre, un am Ende is die
Latwerch verteilt worde."
Sprecher:
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Sehn Sie, ich hab's ja gleich gesagt. Wieder was zu essen. Aber Manfred Diehl und
die anderen Latwerch-Musiker lieben nicht nur Pfälzer Kost, nein, auch ihre
Pfälzer Sprache. K-D Brehm spricht hier - echt Pfälzisch - klare Worte:
O-Ton: K-D Brehm
"Ä Mensch ohne Mundart is bedauenswert, ich sehs als e Stück Identität, das man
nie verleugne soll, un wenn einer aus Köln hierhin kommt un Kölsch babbelt, dann
babbel ich Pälzisch mit dem, wenn er Hochdeutsch redt, dann red ich Hochdeutsch
mit em."
Sprecher:
Was ist das Pfälzische denn nun eigentlich? Da muss jetzt mal ein
Sprachwissenschaftler ran. Zum Beispiel Rudolph Post:
O-Ton: Rudolph Post
"Das Pfälzsche gilt als Rheinfränkischer Dialekt, es grenzt sich dann halt vom
Moselfränkischen ab, und vom Ostfränkischen, und unten vom Alemannischen
grenzt es sich ab. Es ist also ein Dialekt von Leuten, die als Franken bezeichnet
worden sind und die auch dann die Alemannen, die ja früher in der Pfalz gesiedelt
haben, zurückgedrängt haben. Und trotzdem gibt es da noch Reste alemannischen
Spracheinflusses, vor allem in der Südostecke der Pfalz."
Sprecher:
Psst, soll ich Ihnen mal was verraten? Mach ich. Pfälzisch wird nicht nur in der
Pfalz gesprochen. Nein, ehrlich, weltweit kann man diesen schönen Dialekt
antreffen. Sie glauben mir nicht? Ja, dann sollten Sie mal hören, was der Roland
Paul, der ist vom Institut für Pfälzische Geschichte, was der dazu sagt, der hat das
nämlich erforscht:
O-Ton: Paul
"Pfälzer sind seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert in großer Zahl ausgewandert.
Überall dort, wo man hinkommt, wo Nachkommen pfälzischer Auswanderer leben,
haben sich auch noch Reste der Mundart erhalten, in mehr oder weniger
ausgedehnter Form und das ist also für mich ein Phänomen, dass die sich alle
verständigen können in ihrem pfälzischen Dialekt."
Sprecher:
Gut. Jetzt muss ich aber los, in den schönen Pfälzer Wald. Dort soll ich, hat Tante
Martha geschrieben ...
Sprecherin:
... Elwetritscher fange gehe. Du wersch selbert erauskrieje, wie dess geht. Froch
eefach die Leit unnerwegs.
Sprecher:
Elwetritscher. Komischer Name. Kennen Sie Elwetrischer?
O-Ton-Collage:
"Des is so en Fabelwesen. Des is schon typisch Pfälzisch. Die Elelwetritscher kenn
ich, awwer jetzt graad im Hochdeitsch sahn, was es iss, weiss ich grad net. Ich
denk, dass es eher e Vorderpälzer Wesen is. Es hot e langer Schnawwel, ää riese
große, fette Schwanz und lange Zepf um de Kopp."
Sprecher:
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Können Sie sich das vorstellen? Und so etwas soll ich fangen?
O-Ton:
"Gute Frage!" Lachen
Sprecher:
Ja, wie mach ich das bloß?
O-Ton-Collage
"Die Elwetritscher fange, is e Kunscht fer sich, des geht meines Wissens irgendwo
im Wald, wenns schon ordentlich dunkel is. Mit offene Säck, mit 'ner Stalllaterne in
de Hand, mit Knibbel in de Hand. Man muss ach en Schoppe dazu getrunke
hawwe."
Sprecher:
Ist das finster hier, jetzt muss ich doch mal die Laterne anzünden. Halt, was war
denn das, da vorne? Ich glaub's nicht, das muss eins sein. Ein wirkliches
Elwetritsche. Na, da wird Tante Martha aber Augen machen. Komm, komm, schön
her in den Sack. Gleich ist es geschafft. Drin, puh, schnell den Sack zu binden und
dann nix wie zu Tante Martha...
Sprecherin:
Ei, Schorsch, was hascht Du de denn in demmSack do? Ach Gott, ihr Kinner, ihr
Leit, des gebt's jo ga net! Do haschte ja tatsäschlich ää Elwetrische gfange.
Eieieieiei.
Sabine Hartert
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