Hörfunk – Bildungsprogramm

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Hessischer Rundfunk
Hörfunk – Bildungsprogramm
Redaktion: Dr. Karl-Heinz Wellmann
WISSENSWERT
Hoffnung auf Heilung
Forschung gegen HIV
Von Frank Eckhardt
Sendung: 29.11.2007, 8:30 bis 8:45 Uhr, hr2-kultur
07-116
COPYRIGHT:
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Anmoderation:
1981 wurde ein bis dahin unbekanntes, tödliches Virus entdeckt: HIV. Das menschliche
Immunschwäche-Virus wird seitdem intensiv erforscht, aber die Bilanz nach einem
Vierteljahrhundert fällt zwiespältig aus. Noch immer gibt es keinen Impfstoff, der eine HIVInfektion verhindert, und es gibt auch keine Therapie, mit der man die Krankheit heilen
könnte. Zumindest die Behandlung von HIV hat aber erhebliche Fortschritte gemacht. Diese
Fortschritte schildert Frank Eckhardt in der folgenden Viertelstunde, und er hat auch einen
HIV-Infizierten befragt, wie sich sein Leben nach der HIV-Infektion verändert hat.
Musik (Vorschlag: Solo-Cello oder -Posaune)
O-Ton 1 Zimmermann:
Ich nehme an, dass ich seit 1989 infiziert bin, aber offiziell festgestellt ist es
erst 1991 worden.
Sprecher:
Tom Zimmermann ist Frührentner, er ist 59 Jahre alt und trägt das
Aids-Virus seit nun beinahe 20 Jahren in seinem Körper. Angesteckt hat
er sich wahrscheinlich bei seinem damaligen Freund. Als dieser an Aids
erkrankte, war Tom Zimmermann klar, dass auch er selbst infiziert sein
würde. Ein HIV-Test brachte dann die Bestätigung.
O-Ton 2 Zimmermann:
Ich hab’ zwar erst mal Ängste gehabt, die damals also gang und gäbe waren,
weil das war ein Urteil, also noch zwei Jahre und damit hat sich’s. Aber ich
hatte mich drauf vorbereitet, weil mein Freund – wie gesagt – schon infiziert
war, und habe da vorher schon die Gedanken gehegt. Es war also kein
großer Schock.
Sprecher:
Gegen Aids gab es Anfang der 90er-Jahre noch keine wirksame
Therapie. Wer infiziert war, musste damit rechnen, dass er nur noch
kurze Zeit zu leben hatte. Tom Zimmermann musste hilflos mit ansehen,
wie sein Freund an Aids starb. Dass er selbst überlebt hat, verdankt er
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neuen Medikamenten, die sich damals noch im Forschungsstadium
befanden.
O-Ton 3 Zimmermann:
Ich hatte Glück, ich bin gleich in eine Studie gekommen bei der HIVAmbulanz von der Uniklinik. Und anscheinend wurden gleich die richtigen Mittel
an mir ausprobiert, die dann angeschlagen haben.
Musik unter dem folgenden Sprechertext ausblenden
Sprecher:
In der Frühphase der HIV-Therapie hatten die Ärzte nur ein einziges
Medikament zur Verfügung, genannt AZT. Diese Einfach-Therapie war
aber nicht wirklich erfolgreich. Sie verlängerte das Leben nur um ein paar
Wochen oder Monate, denn das Aids-Virus wurde innerhalb kurzer Zeit
gegen das Medikament resistent, seine Wirkung ging verloren. Anfang der
neunziger Jahre erforschte man an der Frankfurter Universitätsklinik, was
geschieht, wenn man gleichzeitig zwei Medikamente verabreicht – wenn
man das Virus also an zwei unterschiedlichen Stellen angreift. Dr.
Christoph Stephan vom HIV-Zentrum der Universitätsklinik in Frankfurt.
O-Ton 4 Stephan:
Es hat sich herauskristallisiert im Laufe der Zeit, und da sind an unserem
Zentrum seinerzeit führende Studien zuerst auch passiert, nämlich die
Zweifachtherapie hat gezeigt, dass die Therapie dann effektiver funktioniert als
eine Einfachtherapie.
Sprecher:
Nach und nach kamen weitere Medikamente hinzu. Statt mit zwei
Medikamenten werden HIV-Patienten heute üblicherweise gleichzeitig mit
drei Medikamenten behandelt. Jedes Medikament greift die Viren
unterschiedlich an: So kann man sehr viel länger als Anfang der 90erJahre verhindern, dass die Viren resistent werden.
O-Ton 5 Stephan:
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Da gibt es verschiedene Klassen von Medikamenten, nämlich zum einen
Medikamente, die an einer frühen Phase der Virusvermehrung in der Zelle
ansetzen, nämlich der Reverse Transkriptase. Das ist ein Enzym, was das
Virus benutzt, um eben seine Erbinformation umzuwandeln, und diese wird
dann eben gehemmt durch dieses Medikament. Oder zum anderen die
Protease, die verhindert, dass das Virus schließlich wieder ausgeschleust wird
aus der Wirtszelle und dann den Vermehrungszyklus in anderen Zellen fortsetzt.
Sprecher:
Die Medikamente können die Viren zwar nicht aus dem Körper entfernen.
Sie verhindern aber recht zuverlässig, dass sich die Viren vermehren. Ein
entscheidender Durchbruch gelang 1996: Erstmals konnten die Ärzte die
Vermehrung der Viren so stark unterdrücken, dass sie im Blut nicht mehr
nachweisbar waren. Selbst wenn gelegentlich noch Zellen der körpereigenen Immunabwehr von den Viren befallen werden: Es sind nur noch
so wenige, dass die Patienten nicht mehr befürchten müssen, an Krebs
oder an einer entgleitenden Infektion zu sterben.
O-Ton 6 Stephan:
Wenn ein Patient frühzeitig mit der HIV-Infektion kommt und diese entdeckt
wurde, dann versuchen wir diesen Patienten eine annähernd normale
Lebenserwartung zu bieten, das heißt wir geben diesen Patienten eine
maßgeschneiderte antiretrovirale Therapie mit Medikamenten, die auf diesen
Patienten passen vom Nebenwirkungsprofil her, von der Einnahmefrequenz. Und
dann versuchen wir diesen Patienten eine möglichst gute Lebenserwartung zu
bieten. In 20, 30 Jahren wird sich zeigen, ob das gelingt und Zeichen, dass
es gelingen kann, gibt es.
Sprecher:
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Medikamente regelmäßig und
lebenslang eingenommen werden. Heute stehen etwa 20 unterschiedliche
Mittel zur Verfügung. Allerdings verursachen sie noch immer mehr oder
weniger gravierende Nebenwirkungen.
O-Ton 7 Stephan:
Zum einen kurzfristige Nebenwirkungen, die in den ersten Wochen auftreten.
Das sind meistens Hautausschläge, das sind Übelkeit, dass sind Durchfälle.
Diese Durchfälle können dann auch länger vorhanden sein beim Patienten, dass
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er sich da über eine lange Zeit beklagt. Oder es sind Langzeitnebenwirkungen
wie Organschädigungen. Zum Beispiel, was wir jetzt beobachten, häufigere
Herzinfarkte bei unseren Patienten oder aber zum Beispiel diese hässliche FettUmverteilungsstörung, die nach Monaten bis Jahren auftreten kann, die HIV
eben auch erkennbar macht in der Bevölkerung.
(Musik einblenden)
Sprecher:
Typisch für diese Fett-Umverteilungsstörung ist, dass das normale Hautfett
an Armen, Beinen und im Gesicht immer weniger wird. Stattdessen
sammelt sich das Fett an anderen Stellen des Körpers, zum Beispiel am
Bauch oder im Nacken. Auch bei Tom Zimmermann.
O-Ton 8 Zimmermann:
Ich leide drunter, dass mein Aussehen drunter gelitten hat. Dass ich die
eingefallenen Wangen habe, eine typische Sache der Fettverlagerung. Und dass
man natürlich selbst immer das Gefühl hat, jaja, jeder sieht das, der hat HIV
oder der hat Aids. <Stimme oben>
(Pause mit frei stehender Musik lassen)
Sprecher:
Die Medikamente haben außerdem dazu geführt, dass sein Cholesterinspiegel angestiegen ist. Dadurch haben sich die Arterien verengt, er leidet
unter Arteriosklerose. Wenn Tom Zimmermann längere Spaziergänge
macht, werden seine Beine nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und
fangen an zu schmerzen. Auch beim Essen muss er aufpassen. Sein
Körper ist überempfindlich gegen Milchzucker geworden. Milch kann er gar
nicht mehr zu sich nehmen, Milchprodukte nur noch sehr eingeschränkt.
O-Ton 9 Zimmermann:
Ich liebe Käse, aber ich muss vorsichtig sein. Entweder ich esse Käse und
ess dann ein Mittel gegen Durchfall hinterher oder ich kann rennen. Und dieser
Durchfall hauptsächlich, das ist das, was mich am meisten stört, weil das
meine Bewegungsfreiheit einschränkt.
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(Musik unter folgendem Sprechertext ausblenden)
Sprecher:
Die Nebenwirkungen der Therapie zu verringern ist zurzeit einer der
Schwerpunkte der Aids-Forschung, sagt Christoph Stephan vom HIVZentrum der Universitätsklinik Frankfurt.
O-Ton 10 Stephan:
Der Trend in den letzten Jahren ist: bessere Verträglichkeit, das heißt die
Nebenwirkungen, die diese Medikamente machen, sind besser zu ertragen für
die Patienten. Und der Trend ist auch eine weniger häufige Einnahme, nur
noch einmal am Tag zum Beispiel eine Tablette einzunehmen. Das gibt es
schon, das steht vor der Tür, diese Entwicklung. Und diese Tablette soll man
dann auch einnehmen können, ohne auf Nahrungsrestriktionen Rücksicht zu
nehmen. Das heißt, keine Diät, wie das bei früheren Medikamenten der Fall
war, dass man bestimmte Medikamente auf leeren Magen einnehmen musste,
oder nur mit einer fettarmen Speise oder einer fettreichen Speise einnehmen
durfte. Diese Restriktionen, die sollen alle zurückgefahren werden. Das Leben
soll mit den Medikamenten einfacher werden und nicht komplizierter.
Sprecher:
Neue Wirkstoffe wurden entwickelt, die zurzeit in der Erprobung sind. Seit
etwa drei Jahren gibt es die neue Medikamentenklasse der so genannten
„Entry-Inhibitoren“. Diese Substanzen verhindern, dass das Virus in die
Zellen des Immunsystems eindringen kann. Das Unangenehme an HIV ist
ja aus wissenschaftlicher Sicht gerade, dass die Viren sich in den
Immunzellen ansiedeln und dort vom Immunsystem nicht mehr attackiert
werden können, weil sich das Immunsystem ja nicht gegen sich selbst
verteidigen kann.
O-Ton 11 Stephan:
In dieser Medikamenten-Klasse gibt es jetzt weitere, neue Vertreter, neue
Substanzen. Oder auch neue Medikamentengruppen, die andere Enzyme, die
das Virus benutzt, z.B. die Integrase, dann hemmen, um dann eben an neuen
Ansatzpunkten die Vermehrung des Virus zu unterdrücken. Es gibt auch ganz
andere Therapieansätze, die das Leben mit HIV erleichtern sollen, oder auch
immunologische Therapieansätze, die die Helferzellen zum Beispiel erhöhen
sollen. Da gibt es ein weites Feld von Therapieansätzen in der Erprobung. Wir
in Frankfurt arbeiten mit an dieser neuen Entwicklung von HIV- Medikamenten
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und versuchen diese neuen Verfahren und Therapieansätze den Patienten zur
Verfügung zu stellen.
Sprecher:
Doch die neuen Verfahren können eines bisher nicht: das Virus aus dem
Körper entfernen. Das Ziel, Aids wirklich zu heilen, haben die Forscher
aber nicht aufgegeben. Es gibt immer wieder neue Ergebnisse in der
Grundlagenforschung, die Hoffnung machen. So gelang es kürzlich einer
deutschen Forschergruppe, mit einer molekularen Schere das Erbgut des
Virus aus der menschlichen Zelle herauszuschneiden. Dort war es nämlich
zuvor vom Erbgut des Menschen kaum zu unterscheiden, weswegen man
die Virus-Gene bisher auch nicht gezielt zerstören kann. Eine andere
Forschergruppe hat im menschlichen Blut ein Proteinbruchstück gefunden,
das die Viren offenbar daran hindern kann, Zellen zu befallen. Ob aus
diesen Ansätzen jemals eine wirksame Therapie wird, ist allerdings offen.
Christoph Stephan.
O-Ton 12 Stephan:
Leider zeigt die Realität, dass häufig die Umsetzung in ein therapeutisches
Verfahren beim Menschen von vielen Problemen erschüttert wird und man muss
sehen, ob der Schritt dann in den Patienten, nämlich dass die Therapie dann
auch wirklich durchführbar wird, wirklich gelingt.
Sprecher:
Was die Heilung von Aids angeht, ist Christoph Stephan also eher
skeptisch. Wie aber wird die Therapie in 10 Jahren aussehen?
O-Ton 13 Stephan:
Ich glaube, dass die Therapien sehr viel einfacher werden mit vielleicht einmal
monatlichen Gaben von Medikamenten. Was dann natürlich diese ganze
Problematik, die mit der regelmäßigen Einnahme von Tabletten zusammenhängt,
ausschalten kann und diese Therapie vielleicht vereinfachen wird. Aber wie die
Therapie in 10 Jahren aussehen wird, das vermag ich nicht vorherzusagen. Es
gibt immer wieder Ansätze die erfolgsversprechend sind, aber wo ich jetzt noch
kein Licht am Horizont sehe.
Musik einblenden)
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Sprecher:
Dass keine Aussicht auf Heilung besteht, ist auch Tom Zimmermann
bewusst. Aber immerhin: Er hat sich mit seiner HIV-Infektion arrangiert.
O-Ton 14 Zimmermann:
Lieber wäre es mir, ich hätte sie nicht, aber unter den gegebenen Umständen
ist das ein positiver Aspekt, dass man intensiver lebt und sich mehr an den
kleinen Dingen des Lebens freut.
{{prio 1
Sprecher:
Er selber kann mit den Nebenwirkungen der Medikamente relativ gut
leben. Aber er kennt viele HIV-Infizierte, für die das nicht gilt.
O-Ton 15 Zimmermann:
Es gibt andere, die also sehr krasse Nebenwirkungen haben. Ich habe einen
Freund, der nicht von dem Durchfall runter kommt, das ist also ganz
katastrophal. Für mich persönlich ist es also, wie wenn ich Diabetes hätte. Es
ist besser, als wenn ich Krebs hätte. Es gibt andere Krankheiten, die
wesentlich schlimmer sind. Ja, es lebt sich relativ normal.
(Musik ausblenden)
}}
Sprecher:
Relativ normal: So ist das Leben allerdings nur für HIV-Infizierte in den
reichen Ländern der Welt. 95 Prozent der weltweit 40 Millionen
Menschen, die mit HIV infiziert sind, leben in armen Ländern, vor allem
im südlichen Afrika. Nur die allerwenigsten dort können sich die teuren
Medikamente leisten. Und die Krankheit breitet sich nach wie vor aus.
Allein im Jahre 2006 infizierten sich mehr als vier Millionen Menschen
neu mit dem Virus – so viele wie nie zuvor. Umso wichtiger wäre eine
wirksame Vorbeugung, zum Beispiel ein Impfstoff, der vor der Krankheit
schützen könnte. Doch der ist nach wie vor in weiter Ferne, sagt Dr.
Annette Haberl vom HIV-Zentrum der Universitätsklinik in Frankfurt am
Main.
O-Ton 16 Haberl:
Da waren die Hoffnungen sehr hoch gesetzt, und im Moment ist gerade
die Enttäuschung vorherrschend. Also Kollegen, die sich mit Impfstoffen
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befassen, haben die Erwartung jetzt erstmal zurückgeschraubt und haben
gesagt, in den nächsten 10 bis 20 Jahren ist ein solcher Impfstoff wohl
nicht zu erwarten.
Sprecher:
Was aber kann man bis dahin tun, um die Ausbreitung von Aids
einzudämmen? Der Gebrauch von Kondomen wäre ein effektiver Schutz –
doch sie werden in der Dritten Welt oft nicht akzeptiert, weil es kulturelle
Barrieren gibt. Deshalb arbeiten Wissenschaftler seit einigen Jahren daran,
einen Schutz speziell für Frauen zu entwickeln. Große Hoffnungen setzte
man auf Vaginal-Cremes, die ein Mikrobizid enthalten, also einen
keimtötenden Zusatz. Damit sollten sich die Frauen selbst schützen
können – unabhängig von den Männern. Leider verliefen die ersten
Praxistests mit diesen Mikrobizid-Cremes bisher enttäuschend.
O-Ton 17 Haberl:
Man hat sehr große Studien vor allen Dingen in den Ländern der
Subsahara durchgeführt mit vielen tausend Frauen, und es hat sich in all
diesen Studien – sie sind noch nicht vollständig ausgewertet – kein
Schutz vor HIV gezeigt durch Mikrobizide und/oder Diaphragma.
Sprecher:
An einem speziellen Schutz für Frauen muss also noch weiter geforscht
werden. Für Männer dagegen haben die Forscher inzwischen eine
Methode entdeckt, die das Risiko einer HIV-Infektion deutlich senken
kann: die Beschneidung der Vorhaut. In der Vorhaut nämlich gibt es
Zellen, in die das HI-Virus besonders leicht eindringen kann, die so
genannten Langerhans-Zellen.
O-Ton 18 Haberl:
Wenn man diesen Bereich entfernt, dann hat man eben diese Zellen dort nicht
mehr, das ist einfach technisch sehr einfach, und es kommt halt weniger
häufig zu Infektionen. Und große Studien haben jetzt gerade erst vor allen
Dingen in Südafrika gezeigt, bei vielen tausend Teilnehmern, dass man das
Infektionsrisiko dramatisch senken kann, nämlich um teilweise über 50 Prozent.
{{prio 2
Seite 10
Sprecher:
Für Annette Haberl ist das ein großer Erfolg in der Prävention, sie warnt
allerdings vor Sorglosigkeit. Denn auch beschnittene Männer können sich
nach wie vor mit HIV infizieren. – Ebenfalls keinen sicheren Schutz bietet
die so genannte „Prä-Expositions-Prophylaxe“, kurz Prep. Dabei werden
HIV-Medikamente vor einem ungeschützten Geschlechtsverkehr
eingenommen. Zum Beispiel dann, wenn ein Paar ein Kind bekommen
möchte und einer der beiden Partner HIV-positiv ist. Aber auch manche
nichtinfizierte homosexuelle Männern nehmen diese Medikamente, um ihr
Infektionsrisiko zu verringern. Annette Haberl sieht das kritisch.
O-Ton 19 Haberl:
Da nimmt ein Mensch, der nicht HIV-infiziert ist, HIV-Medikamente, trägt
natürlich auch das Risiko von Nebenwirkungen, die beim HIV-negativen
Menschen durchaus anders und gravierender aussehen können als beim HIVInfizierten. Es gibt immer die Gefahr, wenn es doch zu einer Infektion kommt:
Resistenzentwicklung, Übertragung resistenter Viren. Ich denke, es ist noch viel
zu früh, diese so genannte Prep in irgendeiner Form zu propagieren.
Sprecher:
Zunächst müssten die Studien zur Prä-Expositions-Prophylaxe abgewartet
werden, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen. Außerdem sei die Prep zu
teuer, um sie breit in der Prävention einzusetzen.
}}
Musik einblenden
Aids-Forschung heute: noch hat sie keinen Impfstoff gegen HIV entdeckt
und keine Therapie, mit der man die Krankheit heilen könnte. Doch in
den reichen Ländern ist Aids kein sicheres Todesurteil mehr, sondern eine
chronische Krankheit, mit der viele Betroffene relativ normal leben können.
So wie der Frankfurter Tom Zimmermann.
O-Ton 20 Zimmermann:
Ich bin jetzt kurz vor 60 und mit 40 dachte ich, es wäre aus. Aber
denke, das geht noch ’ne ganze Weile so weiter.
ich
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