Tropisches Paradies Zentralafrika Projekt des WWF läßt auch die

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Tropisches Paradies Zentralafrika
Projekt des WWF läßt auch die Menschen vom Naturschutz
profitieren
von Roland H. Knauer
Seit zwei Stunden rauschen wahre Sintfluten vom Himmel.
Regenzeit im tropischen Regenwald. Sogar die Frösche, die im
Normalfall zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit ihr lautstarkes
Konzert für tausend Quacker zum Besten geben, haben sich
anscheinend stumm irgendwo untergestellt. Nur einen Schritt
außerhalb des schützenden Daches aus Palmblättern sind wir
innerhalb weniger Sekunden durchnäßt. Im Paradies regnet es in
Strömen.
„Im Himmel sei das Paradies, auf Erden Bayanga“. Damit meint
Jean-Paul Ngoupande, Ministerpräsident der Zentralafrikanischen
Republik, nicht nur die Dreitausend-Seelen-Gemeinde diesen
Namens, sondern den gesamten dreieckigen Zipfel seines Landes,
der zwischen der Republik Kongo und Kamerun direkt auf den
nahen Äquator zu zielen scheint. Nirgendwo sonst auf dem Globus
bevölkern Großtiere so dicht den tropischen Regenwald wie in der
Region um Bayanga. Dieser Garten Eden muß erhalten werden, hat
die Regierung des Staates im Herzen Afrikas bereits 1990
beschlossen und den Nationalpark Dzangha-Ndoki und das
Reservat Dzangha-Sangha geschaffen. Um das Stückchen Paradies
aber dauerhaft zu schützen braucht es mehr als Gesetze. Deshalb
hat der World Wide Fund for Nature (WWF) ein langfristiges
Konzept ausgearbeitet, von dem auch die wenigen Bantu und
Pygmäen der Region profitieren sollen. Der Naturschutz soll ihre
Lebensbedingungen verbessern. Nur dann werden die Afrikaner
das Projekt auch unterstützen, erläutert Günter Merz das Konzept.
Der 45-jährige Zoologe ist beim WWF-Deutschland für Afrika
zuständig. Besonders liegen ihm die Waldelefanten am Herzen.
Über sie hat er Ende der siebziger Jahre auch an der Elfenbeinküste
promoviert. Einfach war diese Arbeit nicht. Fast jeden Tag streifte
er damals durch den Regenwald, bekam in vier Jahren jedoch
gerade zwanzig der scheuen Tiere zu Gesicht. Ganz anders ist die
Situation
im
Dzangha-Sanga-Reservat:
Seit
der
Morgendämmerung schleichen wir geführt von einem Pygmäen
durch den Regenwald. In der Mittagszeit hören wir plötzlich ein
Knacken vor uns. Wie versteinert bleiben wir stehen und lauschen.
Ein Waldelefant steht im dichten Unterholz. Der Pygmäe fürchtet
den gefährlichen Dickhäuter und klopft mit seiner Machete auf
einen Baumstamm. Wie ein Phantom verschwindet der Elefant im
düsteren Grün. Zwei Stunden später wiederholt sich die Situation.
Sechs, sieben Meter vor uns ragt das mächtige Hinterteil eines
Elefanten aus dem Unterholz. Diesmal flüchten wir hastig hinter
einen Urwaldriesen. Aber auch der Dickhäuter wittert uns und läuft
rasch davon.
„Begegnungen mit Elefanten sind hier an der Tagesordnung“,
erklärt Günter Merz mit leuchtenden Augen unser Glück. Daher hat
der WWF die Dickhäuter als spektakuläre Attraktion ausgesucht,
die Touristen in die Region locken soll. Am Rand einer großen
Lichtung haben Afrikaner unter Anleitung des WWF-Projektleiters
Allard Blom eine Plattform gebaut, von der sich garantiert
Elefanten beobachten lassen. „Ganz, ganz selten tummeln sich
keine Dickhäuter auf der Sangha-Saline“, weiß der holländische
Biologe. „Aber wenn man eine Stunde wartet, sieht man die Tiere
bestimmt“.
2500 verschiedene Elefanten hat die Wissenschaftlerin Andrea
Turkala in den vergangenen sechs Jahren auf der Saline genannten
Lichtung registriert. „Manche Tiere sind bisher nur ein einziges
Mal aufgetaucht, andere verschwinden für Jahre, kommen dann
aber wieder, bestimmte Dickhäuter tummeln sich praktisch täglich
vor der Besucherplattform“ faßt die Amerikanerin ein Ergebnis
ihrer Forschung zusammen. Der deutsche Geograph Gregor Klaus
kennt inzwischen auch den Grund, der die Elefanten auf die
Lichtung treibt: „Sie suchen Kaolin“, stellte der Mitarbeiter des
Institutes für Umweltwissenschaften der Universität Zürich bei der
Untersuchung der über vierzig Salinen der Region fest. Zusammen
mit seiner Schweizer Frau Corinne erforscht er im Auftrag des
WWF das Gebiet. Nur an den Stellen an denen Tonmineral im
Boden ist, kommen die Elefanten auf die Lichtung und fressen es,
hat er bisher herausgefunden. Andernorts verschmähen die
Dickhäuter die Erde.
Auch die Pygmäen des Regenwaldes schätzen Kaolin. Während
Europäer diese Substanz als Rohstoff zur Herstellung von
Porzellan kennen, nehmen Afrikaner das Mineral als Mittel gegen
Durchfall ein. Ähnlich einer Kohletablette entzieht es dem Darm
Wasser und stoppt so das Leiden. Kaolin bindet jedoch auch
verschiedene Giftstoffe, die Elefanten mit Blättern und Früchten
täglich schlucken. Das könnte der Hauptgrund für die häufigen
Visiten der Elefanten auf den Lichtungen sein. „Sie besuchen ihre
Urwald-Apotheke“, schmunzelt Gregor Klaus. Die vorbeugende
Entgiftung könnte auch der Grund sein, aus dem so viele Tiere in
dieser Region leben, mutmaßt der Wissenschaftler.
Die Elefanten jedenfalls sind ganz wild auf ihre „Arznei“. Bis zu
zehn Meter tiefe Höhlen graben sie in den Untergrund, um an
Kaolin zu kommen. Dabei stürzt auch so mancher Urwaldriese zu
Boden, die Dickhäuter vergrößern so die Salinen stetig. „Und
öffnen damit ein Fenster in den Regenwald“, umschreibt Andrea
Turkala diesen Einfluß auf das gesamte Ökosystem. Durch das
Fenster werfen nicht nur Forscher einen andernorts praktisch nicht
möglichen Blick in den Dschungel, sondern auch Natur-Touristen.
Einfach läßt sich dieser Blick jedoch nicht erhaschen. Nach einer
dreißigminütigen schwierigen Fahrt mit dem Geländewagen über
Urwaldpisten, schließt sich nämlich ein mehr als halbstündiger
Fußmarsch durch dichten Regenwald zur Sangha-Saline an. Gleich
am Anfang führt der Pfad ein längeres Stück durch einen Fluß. Bis
an die Hüfte schwappt manchmal das Wasser, während der Donner
dumpf vom dunklen Himmel grollt. Mit quatschenden Schuhe und
triefenden Hosen stapfen wir im einsetzenden Regen weiter durch
den Dschungel. „Allenfalls tausend Touristen im Jahr werden
solche Strapazen auf sich nehmen“, vermutet Günter Merz vom
WWF für die Anfangszeit des Projekts.
Das reicht vorläufig auch, schließlich soll ein sanfter Tourismus die
Region entwickeln helfen und nicht etwa Massentourismus das
Gebiet zerstören. Das funktioniert aber nur, wenn die Zahl der
Reisenden nicht überhand nimmt. Aus diesem Grund gibt es auch
nur eine Lodge mit 32 Betten in Bayanga, die obendrein nur
halbwegs europäischen Standard erreicht. Zwölf Stunden über oft
gerade zwei Meter breite, lehmig-sandige Pisten dauert die Fahrt
vom einzigen internationalen Flughafen des Landes in der
Hauptstadt Bangui bis zur Lodge. Tiefe Schlammlöcher im Weg
machen die Reise zur Tortur. Auch das eine Strapaze, die wohl
nicht jeder Tourist mitmacht.
Wer die Mühen nicht scheut, den erwartet jedoch ein Programm,
wie nirgendwo sonst auf der Welt. Eine Wanderung durch den
Regenwald öffnet den Blick in eine andere, fantastisch anmutende
Welt. Lianen hängen und schweben in
Schleifen oder
Korkenzieher-artig verdreht im düsteren Licht unter den dichten
Wipfeln der Urwaldriesen. Eine Würgerfeige erdrosselt in
jahrzehntelanger Arbeit einen Baum. Mit dicken Dornen am
Stamm wehrt sich ein Gehölz gegen das Gefressenwerden. Das
Innere eines gestürzten Urwaldriesen hat sich bereits in Humus
verwandelt, während die äußeren Schichten noch intakt scheinen.
Wie Baby-Schnuller leuchten uns dicke rote Blüten entgegen,
deren schwarzer Ballon in der Mitte scheinbar zum Saugen einlädt.
Aber auch Tierliebhaber kommen leicht auf ihre Kosten:
Schnaufend-schnarrend fliegt ein Nashornvogel über die Wipfel,
ein Hagedasch, der zur Vogelfamilie der Sichler gehört, tut es ihm
nach. Weißnasen-Meerkatzen kreischen in den Kronen, lassen sich
aber
kaum
sehen.
Zwei
afrikanische
Perlhühner
rennen
erschrocken über den mannsbreiten Weg, den die Elefanten in den
Urwald planiert haben. Graupapageien rufen, eine Gruppe
Mangaben schwingt sich geschickt von Ast zu Ast. Auf einem
Stamm bleiben diese dunkelbraunen Verwandten der Meerkatzen
dann sitzen und betrachten uns neugierig, ihr lange Schwänze
baumeln in die Tiefe.
Plötzlich bleibt der Pygmäe an der Spitze der fünfköpfigen Gruppe
wie elektrisiert stehen. Lachend und schäkernd tobt eine Horde
Schimpansen vielleicht hundert Meter weiter durch die Wipfel.
Vorsichtig schleichen wir näher, bemüht, kein Ästchen knackend
unter unseren Füßen zu zertreten. Immer wieder spähen wir zu den
Baumkronen, entdecken aber keine Spur von den Schimpansen.
Ohnehin ist es totenstill geworden. Ob wir uns geirrt haben? Auf
einmal setzt sich ein halber Baumwipfel in Bewegung, ein großer,
brauner Schatten huscht zum nächsten Baum. Obwohl der Spuk
gleich wieder vorbei ist, bleiben wir noch eine Zeitlang stumm
stehen. Auch die flüchtige Begegnung mit einer Horde
Schimpansen ist selbst in dieser wildreichen Gegend eine
Seltenheit. Ihre Schlafnester, die sie aus Blättern hoch ins Geäst
bauen, sehen wir jedoch öfter.
Nur den zweiten Herrscher des afrikanischen Regenwaldes neben
dem Elefanten sehen wir nicht, obwohl wir mehr als einmal auf
seine Spuren stoßen: den Gorilla. Kein Wunder, schließlich sind
die bis zu dreieinhalb Zentner schweren Menschenaffen sehr scheu.
Allard Blom und seine Mitarbeiter haben jedoch bereits damit
begonnen, Gorillas im Reservat Dzangha-Sangha an Menschen zu
gewöhnen. In einigen Monaten wird es dann wohl so weit sein, daß
die Touristen auch den zweiten Herrscher des Dschungels Auge in
Auge gegenüberstehen.
Unser Führer zeigt uns statt dessen die Spuren des ersten Herrscher.
Überall auf den Wegen finden sich die mächtigen Fußstapfen der
Waldelefanten, immer wieder finden wir lehmige Kuhlen im
dichten Grün, aus denen sie wohl Kaolin schöpfen. Auch der Kot
der Dickhäuter findet sich reichlich auf den Wegen. Oft genug liegt
mittendrin ein Kern so groß wie die Hand eines Kindes. Dreißig
Prozent aller Baumarten des afrikanischen Regenwaldes keimen
erst, wenn sie den Darm eines Elefanten passiert haben. Da die
Elefanten weit umherwandern, wenn sie den reifenden Früchten
hinterherziehen, verbreiten sie die Samen in einem riesigen Gebiet.
Oft genug sieht ein älterer Kothaufen dann auch aus wie ein
winziger Garten, so viel Grün sprießt aus dem graubraunen Dung.
Der Elefant ist der unumschränkte Herrscher des Regenwaldes. Die
Pygmäen fürchten ihn. Oft genug verletzen die Dickhäuter ihre
Männer, wenn sie längst die Afrikaner gewittert haben, während
die kleinen, schwarzen Männer noch nichts von der Anwesendheit
des Elefanten ahnen. Ansonsten aber sind die Pygmäen furchtlose
und geschickte Jäger. Sie lassen sich sogar beim Beutefang über
die Schulter schauen.
Zehn, fünfzehn Männer springen auf die Ladefläche des
Geländewagens, über ihren Schultern hängen aus Lianen
geflochtene Netze. Zum Glück kommen sie nicht ins Auto,
Pygmäen waschen sich nämlich selten, schmieren sich stattdessen
gern mit Tierfett ein. Jeder von ihnen strömt daher einen stechenddumpfen, vor allem aber umwerfenden Geruch aus.
Im Wald springen die Männer geschickt von der Ladefläche und
tauchen in einer langen Reihe in den Regenwald ein. Wenn sie
nicht laufend schrill und laut „hui“ rufen würden, hätten wir Weiße
ziemlich Mühe, ihnen zu folgen. An einer Stelle, die für uns
aussieht wie jede andere auch, stellen die Pygmäen dann ihre Netze
in einem etwa sechzig Zentimeter hohem Halbkreis auf.
Dazwischen immer wieder schrille „hui“-Rufe. Große Tiere wollen
sie damit vertreiben.
Die höchsten vierzig Zentimeter hohen Blauducker aber verstecken
sich im Unterholz. Trommelnd und rufend jagen die Pygmäen die
kleinen Hornträger wieder auf, lenken sie in Richtung Netz. Bald
zappelt ein Tier darin, stößt seinen typischen, schnarrenden
Angstruf aus. Wenn die Pygmäen andere Tiere anlocken wollen,
ahmen sie diesen Schrei gerne nach. Jetzt aber stoßen die Männer
laute Jubelrufe aus und packen das unglückliche Tier. Mit gezielten
Knüppelschläge töten sie den Ducker rasch. Nach einem exakten
Plan wird die Beute schließlich unter den Bewohnern des Dorfes
aufgeteilt.
Ihre Frauen streifen derweil ebenfalls durch den Wald, suchen
eßbare Früchte und Wurzeln, aber auch Heilkräuter. Wenn die
Touristen wollen, dürfen sie mitkommen. Auch Heilkräuter
werden gesammelt und mit verschiedenen Methoden zu wirksamen
Medikamenten verarbeitet. Geriebene Rinde des EtekobolaBaumes hilft zum Beispiel gegen Ohrenschmerzen, erklärt uns die
Pygmäen-Frau. Allerdings muß man die Raspeln in Muttermilch
lösen. Und schon drückt sie einen feinen Strahl der benötigten
Flüssigkeit in den kleinen Becher, den sie aus Blättern geformt hat.
Nur die Fasern der Mbatama-Staude werden unverarbeitet
verwendet. Schließlich sollen sie das Gift aus der Wunde
herausziehen, wenn eine Schlange zugebissen hat. Und das muß
natürlich schnell gehen, für eine aufwendige Herstellungsprozedur
bleibt da keine Zeit.
Längst haben die meisten Pygmäen ihr Nomadenleben im
Regenwald aufgegeben. In ihren typischen, kleinen Rundhütten,
deren Wände aus großen Blättern bestehen, siedeln sie am Rand
der wenigen Pisten, die durch den Regenwald führen. Die festen
Dörfer aber bereiten ihnen zunehmend Probleme. So sammeln sich
in ihnen im Laufe der Jahre verschiedene Parasiten, die den
Nomaden des Regenwaldes bisher unbekannt waren. Sandflöhe
legen ihre Eier in die Fußsohlen, Malaria rafft so manches Kind im
Fieberschub dahin, Lepra frißt Gliedmaßen langsam auf.
Hier versucht das Schutzprojekt des WWF zu helfen. Allard Blom
bezahlt den Arzt Viktor Babon, der aus der Gegend stammt und
seinen Gehilfen Joseph Ngongo. Mit einem klapprigen Auto und
einer großen Blechkiste voller Medikamente fahren sie einmal pro
Woche in jedes Dorf. Mühsam erklären sie den Pygmäen einfache
Vorsorge-Maßnahmen. Die aber tun sich schwer mit solchen
modernen Dingen. Schließlich kann man im Regenwald ohne
große Vorausplanung gut überleben. Prophylaxe liegt daher
außerhalb des Erfahrungsschatzes der Pygmäen. Sechs Jahre hat
Viktor Babon gebraucht, bis er die ersten Menschen davon
überzeugen konnte, Sandalen zu tragen, die den Sandfloh hindern,
seine Eier in die Fußsohlen zu legen.
Die Bewohner der Region profitieren in vielen Bereichen von den
Naturschutzmaßnahmen des WWF. Während die Hälfte der
Eintrittsgelder für die Parks direkt für Schutzmaßnahmen wie
Bezahlung und Bewaffnung einer dreißigköpfigen Brigade
verwendet werden, die Wilderern das Handwerk legen sollen,
fließen weitere vierzig Prozent in den Fond einer unabhängigen
Entwicklungsorganisation der Einwohner der Region. Manuel Sué,
der Präsident der Organisation, erläutert, wie das Geld verwendet
wird: Elektrisch geladene Zäune werden damit zum Beispiel um
die Felder der Afrikaner errichtet. Sie halten die Elefanten von der
Plünderung
der
Felder
ab.
Die
Grundmauern
einer
Entbindungsstation stehen bereits, in verschiedenen Dörfern
werden Brunnen gebohrt. Den Pygmäen werden Kurse angeboten,
in denen sie die Grundlagen des Ackerbaus lernen. Und ein
Umweltbildungsprogramm bringt den Afrikanern die Idee des
Naturschutzes nahe. Denn nur, wenn sie den Wert ihres Paradieses
um die kleine Stadt Bayanga verstehen lernen und vom
Naturschutz profitieren, werden sie ihn auch befürworten. Im
Garten Eden nahe am Äquator in der Zentralafrikanischen
Republik funktioniert dieses einfache Rezept bisher recht gut.
Kasten
Gefährdete Idylle
Der Premierminister der Zentralafrikanischen Republik Jean-Paul
Ngoupande unterstützt das Naturschutzprojekt des WWF in
Bayanga nach Kräften. Schließlich will er in dem bitterarmen Land
den Tourismus als vierten Wirtschaftsfaktor neben Viehzucht,
Holzwirtschaft und Diamanten-Abbau etablieren. Gut drei
Millionen Menschen leben auf knapp der doppelten Fläche
Deutschlands, neben der Amtssprache Französisch verständigen
sich praktisch alle Zentralafrikaner in der Sprache Sango. Für
Afrika, wo die Menschen in etlichen Staaten jeweils mehr als
siebzig oder achtzig unterschiedliche Sprachen sprechen, muß das
als stabilisierender Faktor gewertet werden. Trotzdem kam es in
der Zentralafrikanischen Republik, die kaum fünfhundert
Kilometer asphaltierte Straßen hat, im April und Mai diesen Jahres
zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen, die erst durch den massiven
Eingriff französischer Truppen beigelegt wurden. Ohnehin agieren
die Franzosen in dem erst seit 1959 unabhängig gewordenen Staat
praktisch noch immer als Kolonialherren. Nur zögernd kehren die
während der Unruhen praktisch vollständig evakuierten Weißen in
das Land zurück. Trotzdem gilt die Zentralafrikanische Republik
als eher sicherer Staat in Afrika. Ein begrenzter Tourismus dürfte
daher gute Chancen haben, vor allem da er die Regenwälder um
Bangui im äußersten Südwesten und die Savannen im Norden
besuchen wird. Beide Regionen aber liegen etliche Autostunden
von der Hauptstadt entfernt und spürten im April und Mai kaum
Auswirkungen der Unruhen.
RHK
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