bio1_5-teil1

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Peter Walla
Biologische Psychologie I
Kapitel 5
Die
Forschungsmethoden
der Biopsychologie
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
1) Röntgenkontrastuntersuchung:
Eine herkömmliche Röntgenaufnahme eines Gehirns liefert keine
gehaltvollen Bilder, da die verschiedenen neuronalen Strukturen nur gering
unterschiedlich Röntgenstrahlen absorbieren!
eine gewinnbringende
Möglichkeit ist, ein Kontrastmittel
in eine gehirnversorgende Arterie
zu injizieren und dann eine
Röntgenaufnahme zu machen!
Mit dieser Methode werden so genannte
cerebrale Angiogramme erstellt!
Damit können vaskuläre Schäden im
Gehirn entdeckt und lokalisiert werden.
Bei sichtbaren Verschiebungen von
Blutgefäßen kann auch die Lage eines
eventuellen Tumors angezeigt werden!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
2) Computertomographie (CT):
Die CT ist ein computergestütztes Röntgenverfahren zur
Visualisierung innerer Strukturen!
In einem Zylinder befinden sich eine
Röntgenröhre und ein gegenüberliegender
Röntgenstrahldetektor. Dazwischen liegt
der Kopf einer Testperson!
Die Röntgenröhre und der Detektor rotieren
auf jeweils einer bestimmten Ebene um den
Kopf und erstellen so mehrere Aufnahmen
aus verschiedenen Richtungen!
Dieser Vorgang wird für mehrere Ebenen
durchgeführt!
mit Hilfe bestimmter Software kann
dann ein dreidimensionales Bild eines
Gehirns dargestellt werden!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
:: Beispiel eines CT-scans ::
keine sehr gute Auflösung!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
3) Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT):
..in der Literatur oft auch als MRI bezeichnet (engl: Magnet Resonance Imaging)
Wasserstoffatome, die sich in verschiedener Zahl in verschiedenen Geweben
befinden, werden über Radiowellen in einem starken Magnetfeld erregt.
Durch das starke Magnetfeld werden die Atome von ihrer jeweiligen Position
weg verschieden ausgelenkt und geben während der Rückkehr in ihre
Ausgangsposition spezifisch Radiowellen ab.
Diese Signale werden gemessen und letztlich in ein Bildformat umgerechnet!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
Weitere Beispiele von strukturellen MRT-Resultaten zeigen, dass eine
relativ hohe räumliche Auflösung möglich ist!
sagittal (axial)
horizontal
frontal (coronal)
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Methoden zur Untersuchung des NS
Selbst dreidimensionale Rekronstruktionen sind möglich!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
4) Positronen-Emissions-Tomographie (PET):
Bei der PET wird eine radioaktiv markierte Substanz in die Halsarterie
injiziert, sodass diese dann im Gehirn verteilt wird und deren Lokalisation in
weiterer Folge mit Hilfe bestimmter Detektoren festgestellt werden kann!
Entscheidenderweise bindet die Substanz
an bestimmte Rezeptoren, die so sichtbar
gemacht werden können, oder es wird als
Substanz 2-Desoxyglukose injiziert, welche
von aktiven Neuronen aufgenommen wird!
So können aktive Bereiche im Gehirn im
Zusammenhang mit gestellten Aufgaben,
die kurz nach Injektion gestellt werden,
sichtbar gemacht werden!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
5) Funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie (fMRT; oder fMRI):
Dieses Verfahren stellt eine Erweiterung der MRT dar.
Es wurde erst Anfang der 90er Jahre entwickelt und wird seither intensiv im
Rahmen der Kognitiven Neurowissenschaften eingesetzt!
Bei der fMRT werden Veränderungen in der Sauerstoffsättigung des Blutes
gemessen (BOLD-Effekt; Blood Oxygen Level Dependency-Effekt!)!
Aktive Areale verbrauchen mehr Sauerstoff als inaktive Areale!
Beispiele
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
6) Elektroenzephalographie (EEG)
Die EEG zeichnet elektrische Spannungsschwankungen (mV) auf, die im Zuge
neuronaler Aktivität entstehen.
Die Spannungsschwankungen beruhen auf APen und PSPen (apikale
Dendriten)!
Die so genannte „Spontan-EEG“ befasst sich
hauptsächlich mit rhythmischen Hirnaktivitäten!
So genannte „Ereigniskorrelierte Potentiale“
(EKPe) erlauben eine Untersuchung kurzer
abgrenzbarer Funktionen, wie etwa
Gedächtnisprozesse im Zusammenhang
mit bestimmten „Reizpräsentationen“!
(z.B. visuelle Wortpräsentationen!)
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
Ein EEG eines sensorischen Reizes beinhaltet sowohl Hintergrundaktivität
(Rauschen) als auch die physiologische Antwort auf den Reiz selbst (Signal)!
Wie kann das Signal, welches im Rauschen verborgen ist, sichtbar und
analysierbar gemacht werden?
durch Signalmittelung!
Das bedeutet, es werden viele gleiche
Reize präsentiert während simultan
EEG aufgezeichnet wird.
Bezugnehmend auf den Reizbeginn
werden dann alle Messungen
gemittelt, sodass sich das
Signal, welches an den Reizbeginn
gekoppelt ist, deutlich aus dem
Rauschen hervorhebt.
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Die Rauschaktivität
(Hintergrundaktivität) ist ja zeitlich nicht
an den Reizbeginn gekoppelt und mittelt sich deshalb statistisch weg!
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
Ein EKP (in diesem Fall akustisch evoziert!)
Exogene und endogene Komponenten!
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Die EEG-Daten wurden ursprünglich gesammelt, um neurophysiologische
Unterschiede zwischen explizitem und implizitem Gedächtnis zu erforschen.
Definitionen:
Implizit Gedächtnis“ steht hier für Information, die nach ihrem Abruf
„Implizites
nicht bewusst wird (und dennoch Verhalten beeinflussen kann)!
Abrufen
„Explizites
Explizit Gedächtnis“ steht hier für Information, die nach ihrem Abruf
bewusst wird!
(siehe z.B. Graf, 1994; Badgaiyan und Posner, 1997; Markowitsch, 1999)
„Intentionales
Intentional Lernen“ steht hier für den beabsichtigten Versuch, sich
Information anzueignen!
Lernen
Inzidentell Lernen“ steht hier für beiläufiges Lernen (ohne bewusste
„Inzidentelles
Absicht)!
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
EKP-Studie
Untersuchungsdesign:
Studierphase:
Inzidentelles Lernen von Wörtern während einer einfachen
alphabetischen Aufgabe !
Instruktion:
Sind der erste und der letzte Buchstabe jeweils in alphabetischer Reihenfolge?
Ja
oder
Ampel
Wiege
Geröll
Leiter
Nein
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Testphase:
Wiedererkennen der Wörter aus der Studierphase, die vermischt
mit der gleichen Zahl neuer Wörter erneut gezeigt wurden !
Instruktion:
Haben Sie das jeweilige Wort vorher gesehen?
Ja
oder
Ampel
Anker
Mantel
Wiege
Nein
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Entscheidende Bedingungen:
Tatsache
alt
alt
neu
neu
Tatsache + Antwortgenauigkeit
Hits
Misses
Correct rejections
False alarms
(richtig als alt klassifizierte Wörter)
(falsch als neu klassifizierte Wörter)
(richtig als neu klassifizierte Wörter)
(falsch als alt klassifizierte Wörter)
Basierend auf diesen 4 Bedingungen wurden die EEG-Daten gemittelt und
einer weiteren Analyse unterzogen!
Letztlich wurden die Bedingungen Hits, Misses und Correct rejctions
miteinander verglichen.
Besonders interessant ist die Gegenüberstellung von Misses und Correct
rejections, da die Antwort in beiden Fällen lautete: „nein, nicht gesehen!“
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Ergebnis:
frontal
EEG spiegelt bewusstes Verhalten wider!
EEG spiegelt tatsächliche Natur der Wörter wider!
parietal
nicht bewusste Gedächtnisspur
zw. 300ms und 500ms!!
Correct rejection
Rugg, M.D., Mark, R.E., Walla, P., Schloerscheidt, A.M., Birch, C.S., and Allan, K. (1998). Dissociation of the
neural correlates of explicit and implicit memory. Nature, 392: 595-598.
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Zweite EKP-Studie
Untersuchungsdesign:
Studierphase:
Inzidentelles Lernen von Wörtern während einer einfachen
alphabetischen Aufgabe und einer semantischen Aufgabe !
Instruktion:
Wenn vor dem jeweiligen Wort ein X zu sehen ist, dann lautet die Frage „sind
der erste und der letzte Buchstabe jeweils in alphabetischer Reihenfolge?“
und wenn ein + zu sehen ist, dann lautet die Frage „ist die Bedeutung
lebendig?“
Ja
oder
Ampel
Igel
Wiege
Geröll
X
+
Nein
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Testphase:
Wiedererkennen der Wörter aus der Studierphase, die vermischt
mit der gleichen Zahl neuer Wörter erneut gezeigt wurden !
Instruktion:
Haben Sie das jeweilige Wort vorher gesehen?
Ja
oder
Reiher
Anker
Mantel
Wiege
Nein
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Entscheidende Bedingungen:
Tatsache
alt
alt
alt
alt
neu
neu
Tatsache + Antwortgenauigkeit
Deep Hits
Shallow Hits
Deep Misses
Shallow Misses
Correct rejections
False alarms
(vorher semantisch verarbeitet)
(vorher alphabetisch verarbeitet)
(vorher semantisch verarbeitet)
(vorher alphabetisch verarbeitet)
(richtig als neu klassifizierte Wörter)
(falsch als alt klassifizierte Wörter)
Basierend auf diesen 6 Bedingungen wurden die EEG-Daten gemittelt und
einer weiteren Analyse unterzogen!
Letztlich wurden die Bedingungen Deep Hits, Shallow Hits und Correct
rejections miteinander verglichen.
Peter Walla
Beispiel einer eigenen EKP-Studie
Ergebnis:
CORRECT REJECTION
Rugg, M.D., Walla, P., Schloerscheidt, A.M.,
Fletcher, P.C., Frith, C.D., Dolan, R.J. (1998).
Neural correlates of depth of processing
effects on recollection: evidence from brain
potentials and PET.
Experimental Brain Research, 123: 18-23.
Peter Walla
Methoden zur Untersuchung des NS
7) Magnetoenzephalographie (MEG)
Die MEG mißt Magnetfeldschwankungen, die durch neuronale Aktivität
auftreten (Intrazelluläre Stromflüsse?)!
Die MEG ist so wie die EEG eine so genannte elektrophysiologische Methode!
Rechte Hand-Daumenregel!
Peter Walla
Beispiel einer eigenen MEG-Studie
MEG-Studie
Untersuchungsdesign
Semantische Wortverarbeitung, wobei bei manchen Wörtern zeitgleich ein
Duft präsentiert wurde!
Basierend auf einer anschließenden Befragung wurden die Testpersonen
in „bewusste Riecher“ und in „unbewusste Riecher“ eingeteilt!
Entscheidende Bedingungen
Studierwörter
Bewusstes Riechen und Wörter + Duft
Bewusstes Riechen und Wörter ohne Duft
Nicht bewusstes Riechen und Wörter + Duft
Nicht bewusstes Riechen und Wörter ohne Duft
Letztlich wurde die Differenzaktivität „Wort mit Duft“ minus „Wort ohne Duft“
für beide Gruppen ermittelt.
Peter Walla
Beispiel einer eigenen MEG-Studie
Ergebnis
Zwischen 200ms und 500ms
gibt es vergleichbare duftinduzierte
Aktivitäten, während zwischen
600ms und 900ms nur bei
bewusstem Riechen signifikante
Aktivität zu verzeichnen ist!
Walla et al. (2002). Evidence of conscious and
subconscious olfactory information processing during
word encoding: a MEG study.
Cognitive Brain Research, 14: 309-316.
Bewusstes Riechen
Nicht bewusstes Riechen
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