Biologische Psychologie II

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Biologische Psychologie II
Peter Walla
Kapitel 11
Lernen, Gedächtnis
und Amnesie
Biologische Psychologie II
Peter Walla
Lernen
Erfahrung verändert das Gehirn!
Gedächtnis
Veränderungen werden gespeichert und können später
reaktiviert werden!
Patienten haben uns viel über unser Gedächtnis gelehrt!
Speziell ein Patient namens H.M. hat entscheidend zum Verständnis des
„Gedächtnisses“ beigetragen.
1953 (er war 27 Jahre alt) wurden ihm die
medialen Teile beider Temporallappen entfernt
(bedingt durch Epilepsie!).
Obwohl sich sein Krankheitsbild enorm
verbesserte, büßte er dies mit ganz bestimmten
Gedächtnisdefiziten ein.
Diese Defizite revolutionierten
entscheidend das Verständnis der neuronalen
Grundlagen des Gedächtnisses!
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H.M. hatte auch nach der Operation sehr gute perzeptuelle und motorische
Fähigkeiten, sein IQ war sogar höher als zuvor!
Andererseits ergab die Beurteilung der
amnestischen Auswirkung eine ausgeprägte
anterograde Amnesie (im Gegensatz zu
retrograder Amnesie)!
Eine Reihe objektiver Tests brachte hervor,
dass H.M. eine globale Amnesie hat, d.h. alle
sensorischen Modalitäten betreffend!
Interessant war der Spiegelzeichen-Test, der
gezeigt hat, dass H.M.‘s anterograde Amnesie
nicht das gesamte Langzeitgedächtnis betraf.
Diese sensomotorisch orientierte Aufgabe konnte
Er von Tag zu Tag besser, obwohl er sich nie daran
erinnern konnte, diese je zuvor gemacht zu haben!
Das Gehirn weiss wieder einmal mehr als es zugibt!!
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Im Buch (Seite 346 und 347) sind noch mehrere Tests beschrieben!
Alles in Allem kam bei diesen Untersuchungen letztendlich heraus, dass
Gedächtnisfunktionen auf keinen Fall diffus und gleichwertig über das Gehirn
verteilt sind, sondern, dass z.B. die medialen Temporallappen für eine
Langzeitspeicherung bestimmter Inhalte verantwortlich sind.
H.M. hatte offensichtlich eine Störung der Gedächtniskonsolidierung
für bestimmte Inhalte (Übertragung von Kurzzeiterinnerungen in einen
Langzeitspeicher!)
Da H.M. bei sensomotorischen Aufgaben sehr wohl von Erfahrung profitieren
konnte, ohne sich aber an diese Erfahrung zu erinnern, wurde die
Gegenüberstellung von
explizitem und implizitem Gedächtnis eingeführt!
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Es stellte sich im Folgenden heraus, dass ein solches amnestisches Bild bei
mehreren anderen Patienten ebenso auftrat!
Deshalb wurde folgender Begriff definiert:
Mediale Temporallappenamnesie!
In diesem Zusammenhang wurde es wichtig, die intakten impliziten
Gedächtnisleistungen zu beurteilen.
Dies geschah (und geschieht auch immer noch!) oft mit Hilfe so genannter
Repetition-Priming-Tests! (Was ist „Repetition Priming“?)
Weitere Untersuchungen ergaben, dass eine Unterscheidung von
semantischem Gedächtnis und episodischem Gedächtnis
sinnvoll ist!
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Ein weiterer Fall von medialer Temporallappenamnesie ergibt sich oft nach einer
cerebralen Ischämie, die nur den Hippocampus betrifft!
Eine genaue Untersuchung eines betroffenen Patienten
ergab, dass bereits die Schädigung einer ganz
spezifischen Region des Hippocampus zu einer
solchen Amnesie führen kann!
die Pyramidenzellschicht der
CA1-Region
des Hippocampus!
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Amnesie beim Korsakoff-Syndrom:
Neben Gedächtnisstörungen liegen sensorische und motorische Störungen
vor, sowie auch Verwirrung, Persönlichkeitsveränderung und mehrere sonstige
organische Probleme!
Post-mortem Untersuchungen deuten auf Läsionen des medialen
Diencephalons hin, die für die entsprechenden Gedächtnisdefizite
verantwortlich sind. (Kurzzeitgedächtnisverlust u. retrograde + anterograde
Amnesie).
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Amnesie bei der Alzheimer-Erkrankung:
Zu einer retrograden, anterograden und das Kurzzeitgedächtnis betreffenden
Amnesie kommt bei Alzheimer-Patienten noch eine teilweise Störung impliziter
Gedächtnisfunktionen dazu!
Im Speziellen ist das implizite Gedächtnis für verbales und perzeptuelles
Material oft betroffen, während das implizite Gedächtnis für
sensomotorisches Lernen meist normal funtionsfähig bleibt!
Posttraumatische
Amnesie:
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Nun kommt noch mehr zur Konsolidierung von Gedächtnisinhalten:
Es gibt eine bekannte und einflußreiche Theorie von Donald Hebb:
Erinnerungen werden durch kreisende neuronale Aktivität in geschlossenen
Schaltkreisen aufrechterhalten
(so genanntes „reverberatorisches Kreisen“!).
Diese Schaltkreise sind anfällig für Unterbrechungen, wie sie z.B. durch einen
Schlag auf den Kopf passieren können!
letztendlich besagt die Theorie weiters, dass reverberatorisches
Kreisen zu strukturellen Veränderungen in den beteiligten Synapsen führt.
diese strukturellen Veränderungen sorgen dann für eine stabile
Langzeitspeicherung (Genetik!).
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Eine Möglichkeit, die zeitlichen Aspekte einer Gedächtniskonsolidierung zu
untersuchen, ergibt sich mit Hilfe so genannter elektrokonvulsiver Schocks
(EKS)!
. . . Ein EKS ist ein intensiver, kurzer, krampf-induzierender Stromstoß!
. . . Ein EKS wird über am Kopf befindliche Elektroden verabreicht!
Idee: ein EKS unterbricht momentane neuronale Aktivität und
löscht dadurch „nur“ diejenigen Inhalte, die noch nicht zu strukturellen
synaptischen Veränderungen geführt haben!
Die Dauer einer so definierten retrograden Amnesie liefert eine Schätzung der
Zeitspanne, die für eine Gedächtniskonsolidierung notwendig ist!
Rattenstudie (1969)!
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Durstige Ratten wurden 5 Tage hintereinander für jeweils 10min in eine Box
gesetzt, die eine kleine Nische enthielt (Gewöhnungsphase).
Am 6ten Tag wurde ein Wasserspender in die Nische gestellt (15min Trinken
nachdem der Spender entdeckt wurde!).
Lernphase!
Ratten der Versuchsgruppe bekamen dann jeweils einen EKS nach entweder:
10sek
1min
10min
1h
3h
Am nächsten Tag wurde das „Aufsuchen“ der leeren Nische gemessen!
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Gerne schliessen wir daraus, dass die Konsolidierungsidee von Herrn Hebb für
bestimmte Gedächtnisinhalte ausreichend erklärend ist, während andere
Inhalte vermutlich durch andere Konsolidierungsprozesse langfristig
gespeichert werden!
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In den 70er Jahren wurde der so genannte
„delayed-nonmatching-to-sample-Test“ entwickelt.
Dieser diente als Test eines Tiermodells für die
Amnesie nach Läsionen der medialen Temporallappen
(siehe H.M.)
Bei Affen, die einer bilateralen mediotemporalen
Lobektomie unterzogen wurden als auch bei Menschen
mit Temporallappenamnesie wurden vergleichbare
Verhaltensergebnisse gefunden!
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… eigentlich kaum zu glauben!
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