bio2_4-teil1

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Biologische Psychologie II
Peter Walla
Kapitel 13
Hormone
und Sexualität
Biologische Psychologie II
Peter Walla
Erste Gedanken zum Thema:
Es ist falsch zu denken, dass Männer und Frauen diskrete, einander
ausschließende und komplementäre Kategorien sind!
Es ist falsch davon auszugehen, dass es „weibliche“ Sexualhormone gibt, die
Frauen ihren weiblichen Körper verleihen und weibliche Verhaltensweisen
induzieren!
Gleiches gilt auch für Männer! Es ist falsch davon auszugehen, dass es
„männliche“ Sexualhormone gibt, die Männern ihren Körper verleihen und
männliche Verhaltensweisen induzieren!
es ist faszinierend, dass unser Geschlecht durch ein paar Schnitte und
ein paar Hormonspritzen geändert werden kann!
es ist auch faszinierend, dass kognitive Leistungen von Hormonen
abhängig sind!
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Peter Walla
Das neuroendokrine System:
Das endokrine System im Allgemeinen schliesst eigentlich auch Organe mit ein,
die nicht nur Hormone freisetzen! (z.B. Magen und Darm!)
Die endokrinen Drüsen!
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Drüsen allgemein:
Es gibt exokrine Drüsen und endokrine Drüsen!
„Exokrin“ bedeutet, dass die Produkte (chemische Substanzen) durch einen oder
mehrere Gänge meist an die Körperoberfläche freigesetzt werden!
„Endokrin“ bedeutet, dass die Produkte direkt ins Kreislaufsystem freigesetzt
werden, sodass diese dann an ihr spezifisches Ziel gelangen können!
Hormone (chemische Substanzen!) stammen von endokrinen Drüsen!
Hormone:
Meist lassen sich Hormone zu einer der folgenden Kategorien zuordnen:
Aminosäurederivate
Peptide und Proteine
Steroide
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Aminosäurederivate werden aus einem Aminosäuremolekül sythetisiert!
Peptid- und Proteinhormone sind Ketten von Aminosäuren!
Steroidhormone werden aus Cholesterol (oder Cholesterin) synthetisiert!
Steroidhormone spielen bei der Sexualentwicklung und beim Sexualverhalten
die wichtigste Rolle!
Steroidhormone können durch ihre geringe Grösse und ihre Fettlöslichkeit durch
Zellmembranen hindurch in das Cytoplasma und bis an den Zellkern vorstossen,
um direkt Genexpression zu beeinflussen!
Die anderen Hormone können zwar auch Genexpression beeinflussen, aber nicht
direkt, da sie nicht durch die Zellmembran dringen können! (passiert eher selten!)
Steroidhormone haben die unterschiedlichsten lang anhaltenden
Wirkungen auf Zellfunktionen!
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Die Gonaden:
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Gonaden = Keimdrüsen (Hoden und Eierstöcke!)
Die Hoden produzieren Spermien und die Eierstöcke produzieren Eizellen!
Nach einer Kopulation kann sich ein Spermium mit einer Eizelle vereinigen, um
zu einer Zygote zu werden („aus 2 x haploid wird einmal diploid!“)
wir wissen bereits, dass die Zygote 23 Chromosomenpaare hat, wobei
jeweils 1 Chrosom eines solchen Paars vom Vater kommt und das
andere von der Mutter!
wir wissen auch, dass ein Chromosomenpaar die so genannten
Geschlechtschromosomen beinhaltet!
Frauen haben zwei grosse X-Chromosomen
Männer haben ein grosses X-Chromosom und ein kleines xChromosom (meist Y-Chromosom genannt!)
Folglich ist das Geschlechtschromosom jeder Eizelle ein X-Chromosom,
während die eine Hälfte der Spermazellen ein X-Chromosom und die
andere Hälfte ein Y-Chromosom hat!
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Das Geschlecht eines Menschen wird also letztlich dadurch bestimmt, welche der
Spermazellen des Vaters den berühmten Wettlauf zur Eizelle gewinnt!
Steroide Sexualhormone:
Die Gonaden setzen auch Steroidhormone frei!
Dabei setzen die Hoden und die Eierstöcke diegleichen Hormone frei!
Die 2 wichtigsten Keimdrüsenhormone sind: Androgene und Östrogene.
Testosteron ist das häufigste Androgen und Östradiol das häufigste Östrogen!
beide Geschlechter produzieren beides, deshalb sollte man nicht
unbedingt von „weiblichen“ und „männlichen“ Sexualhormonen sprechen!
Die Gestagene (z.B. Progesteron) stellen eine 3te Art von Steroidhormonen dar,
die von den Gonaden freigesetzt werden!
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Progesteron ist das häufigste Gestagen (es bereitet bei Frauen die Gebärmutter
und die Brüste auf eine Schwangerschaft vor)!
Hormone der Hypophyse (Hirnanhangdrüse):
Die meisten Hormone der Hypophyse sind „glandotrope“ Hormone!
(glandotrop bedeutet, dass diese Hormone die Freisetzung von
Hormonen anderer Drüsen stimulieren!)
deswegen der Begriff „Steuerungsdrüse“!
Die Hypophyse besteht aus einem Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse)
und einem Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse)!
Der Hinterlappen entwickelt sich aus hypothalamischem Gewebe und hängt an
einem Hypophysenstiel herab!
Der Vorderlappen entwickelt sich aus einem Gewebe, welches auch den Gaumen
bildet. Nach Ausdifferenzierung wandert dieses Vorderlappengewebe dann nach
oben und platziert sich direkt vor den Hinterlappen! (Evolution!!)
Vor allem der Vorderlappen setzt glandotrope Hormone frei!
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Peter Walla
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Hauptunterschied zwischen endokrinen Funktionen von Frauen und
Männern:
Der Spiegel der Sexualhormone und der gonadotropen Hormone ist bei Frauen
einem Zyklus unterworfen, der sich ca. alle 28 Tage wiederholt!
(Menstruationszyklus!)
Bild:MenstrualCycle de.svg
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Bei Männern gibt es keinen solchen Zyklus, die Spiegel der Sexualhormone und
der gonadotropen Hormone zeigen somit keine regelmäßigen Schwankungen!
wie kommt es zu diesen Zyklen?
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Hypophyse nicht von Natur aus
„weiblich“ oder „männlich“ ist! (Rattenstudie!)
Tatsächlich unterliegt die „Steuerungsdrüse“ selbst einer Steuerung!
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Es wurde erkannt, dass es eine neuronale Kontrolle gibt!
Jahreszeitliche Schwankungen im Tag-Nacht-Zyklus lösen Veränderungen in
der fortpflanzungsrelevanten Hormonfreisetzung aus!
irgendwie muss es eine lichtgesteuerte neuronale Kontrolle geben!
Da die Hypophyse ja am Hypothalamus
hängt, liegt der Schluss nahe, dass der
Hypothalamus eine neuronale Kontrolle
über die Hypophyse hat! (So ist es auch!)
Der Hypophysenhinterlappen erhält
tatsächlich neuronalen Input
vom Hypothalamus!
Der Hypophysenvorderlappen allerdings
hat überhaupt keinen neuronalen Input!
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Hypothalamische Kontrolle des Hypophysenvorderlappens und
Hypophysenhinterlappens:
Es gibt 2 verschiedene Kontrollmechanismen, einen für den Vorderlappen und
einen für den Hinterlappen:
Hinterlappen:
Die wichtigsten Hormone des Hinterlappens (Vasopressin
und Oxytocin; Peptidhormone!) werden in den Zellkörpern
von Neuronen im Nucleus paraventricularis und im
Nucleus supraopticus des Hypothalamus synthetisiert!
Diese beiden Hormone gelangen entlang der Axone dieser Neuronen zu deren
Endigungen im Hypophysenhinterlappen, wo sie gespeichert werden bis die
Ankunft von Aktionspotentialen deren Freisetzung bewirkt (Neurosekretion!).
Oxytocin stimuliert die Kontraktionen des Uterus während der Wehen und das
Einschiessen der Milch während des Stillens!
Vasopressin fördert die Wiederaufnahme von Wasser durch die Nieren!
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Vorderlappen:
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Es wurde das so genannte hypothalamo-hypophysäre Pfortadersystem
entdeckt!
(eine „Pfortader“ ist eine Vene, die Kapillarnetze miteinander verbindet!)
Man gewann weiters die Erkenntnis, dass die Freisetzung eines
Hypophysenvorderlappen-Hormons jeweils durch ein Hormon des Hypothalamus
kontrolliert wird!
man nennt Hypothalamushormone, die die Freisetzung von
Hypophysenvorderlappen-Hormonen stimulieren „Releasing-Faktoren“
(Releasing-Hormone!)
diejenigen, die eine solche Freisetzung hemmen, nennt man
„Inhibiting-Faktoren“ (Inhibiting-Hormone!)
z.B. das Gonadotropin-Releasing-Hormon, welches die Freisetzung des
folikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH)
stimuliert!
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Die Regulation der Hormonspielgel erfolgt generell über:
- Neuronale Signale
- Hormonelle Signale
- Nicht hormonelle chemische Substanzen
Pulsatile Hormonfreisetzung:
Hormone werden oft schubweise freigesetzt!
das führt zu relativ grossen
Schwankungen des Hormonspiegels
von einer Minute zur anderen!
Zusammenfassendes Modell der
Regulation der Sexualhormone!
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Hormone und Sexualentwicklung:
Die Geschlechtsdifferenzierung beginnt bereits mit der Befruchtung
(XX oder XY)!
festzuhalten ist: es gibt keine entgegengesetzten
genetischen Programme der Sexualentwicklung!
Sondern, wir sind eigentlich alle genetisch
programmiert, einen weiblichen Körper
zu entwickeln! (Brustwarzen!)
Das genetisch männliche Geschlecht entwickelt einen männlichen Körper nur
deshalb, weil das grundlegende weibliche Entwicklungsprogramm außer Kraft
gesetzt wird!
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Fetale Hormone und die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane:
Noch 6 Wochen nach der Befruchtung liegen im Fetus unabhängig vom
genetischen Geschlecht dieselben beiden gonadalen Strukturen vor!
Diese Strukturen nennen wir „Primordialgonaden“!
Jede Primordialgonade hat eine Hülle (Cortex),
die sich potentiell zu einem Eierstock weiterentwickelt
und einen Kern (Medulla),
der sich potentiell zu einem Hoden weiterentwickelt.
Gleich danach (nach den 6 Wochen!) induziert das Y-Chromosom des männlichen
Geschlechts die Synthese des H-Y-Antigens!
Das H-Y-Antigen ist ein Protein, welches bewirkt, dass der Kern zu einem Hoden
weiterwächst!
es gibt kein weibliches Gegenstück!
Allein die Abwesenheit des H-Y-Antigens führt zum Weiterwachsen der
Primordialgonadenhülle zu Eierstöcken!
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Peter Walla
Es ist möglich, durch Injektion des
H-Y-Antigens bei einem genetisch
weiblichen Fetus die Entwicklung von
Hoden zu induzieren!
Genauso ist es möglich, durch Injektion
einer Substanz, die die Wirkung des
H-Y-Antigens hemmt, bei einem
genetisch männlichen Fetus die
Entwicklung von Eierstöcken auszulösen!
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Peter Walla
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!
und
einen wunderbaren Tag!
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