leben mit behinderung

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LEBEN MIT BEHINDERUNG –
LEBEN MIT
QUALITÄT
1.Pflege-Fachmesse „assista“ Dornbirn 2006
Maria Bruckmüller
Einführung
1. Vom Ruhestand in das Pflegebett
2. Menschenwürde für alle
3. Institutionelle Strukturen
4. Alter – Demenz
5. Lebenslange Begleitung –
Lebensqualität für alle
Literatur
Merkblätter
1
Einleitung:
Menschen mit intellektueller Behinderung;
Normalisierung und höheres Lebensalter;
Alterserscheinungen;
Demenzkrankheiten,
Kooperation von Begleitung und Pflege.
Anpassung und Schaffung von
rechtlichen Bedingungen;
Gesellschaftspolitischer Einsatz.
2
1.
Vom Ruhestand in das Pflegebett
Menschen mit intellektueller Behinderung –
Normalisierung > höheres Lebensalter;
selbstbestimmtes Erwachsenenleben;
früher Eintritt der Altersveränderungen;
Wunsch nach Verbleib in der vertrauten Umgebung;
Verbindung von
Alter, Pflege, Krankheit und Sterben.
3
2.
Menschenwürde für alle
Selbständigkeit – Mitsprache – Abhängigkeit;
Autonomie – Fremdbestimmung;
Distanz – Nähe;
Individualität – Missachtung;
Menschenwürde für alle.
4
3.
Institutionelle Strukturen
Bereits getroffene Maßnahmen.
• Seniorengruppen in Werkstätten,
• Begleitung in bisheriger Wohnform,
• Beschäftigungsgruppen in Wohnhäusern,
• Besuchsdienst für Freizeit – Begleitung,
• Bezugsbetreuung im Pflegeheim,
• Kooperation mit regionalen Pflegediensten,
• Hospizbegleitung,
• Palliativmedizin,
• Sterbebegleitung (incl. Religionsgemeinschaften).
5
4.
Alter - Demenz
Demenz und intellektuelle Behinderung (WEBER
2004):
Epidemiologische Angaben:
• Häufigkeit des Auftretens von Demenz bei Menschen miB
gleich hoch wie in der Allgemeinbevölkerung bei Personen
über 65 a
5%
• Personen mit Down Syndrom
über 40 a
25 %
• Personen mit Down Syndrom
über 65 a
65 %
6
Down Syndrom und Alzheimer Krankheit:
•
•
•
•
•
•
•
•
Fast alle erwachsenen Personen mit Down Syndrom haben charakteristische
Hirnläsionen von Alzheimer. Männer und Frauen sind gleich betroffen. Dauer der
Krankheit durchschnittlich 8 Jahre (Streuung 1-20 Jahre).
Der durchschnittliche Beginn bei 50 Jahren, Tod tritt im Durchschnitt im Alter von
58 Jahren ein.
Der natürliche Verlauf der AK bei Menschen mit DS dem in der Gesamtbevölkerung ähnlich, mit dem Unterschied dass sie bei Personen mit DS 20 Jahre
früher beginnt.
Symptome der Alzheimer-Krankheit unterliegen bei Menschen mit Down Syndrom
einer starken Streuung.
In der Frühphase ist Gedächtnisverlust nicht immer präsent, nicht alle Symptome
die mit AK assoziiert werden, sind in dieser Population erkennbar.
Generell sind Veränderungen der täglichen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten als
Erstes feststellbar.
Epileptische Krämpfe können im Laufe der Krankheit in einem früheren oder
späteren Stadium auftreten.
Kognitive Veränderungen sind zwar häufig vorhanden, können allerdings aufgrund
sprachlicher, nonverbaler und anderer intellektueller Einschränkungen von
Personen mit DS nur schwer evaluiert werden.
7
Diagnostizierung:
• Umfassende physikalische, medizinische, neurologische,
radiologische und Laborstudien, Einschätzung der kognitiven
Funktionen.
• Verbindliche Diagnose erst nach ergänzender Follow-Up
Studie 6-12 Monate später.
• Umfassende Evaluation, Ausschluß anderer Krankheitsbilder.
• Symptome mit Familienmitgliedern diskutieren.
8
Unterstützung und Versorgung:
• Leben in vertrauter Gemeinschaft mit Unterstützung und
Assistenz fortsetzen,
• Professionelle regionale Zusatzunterstützung und spezielle
Demenzprogramme,
• Tagesaktivitäten, Supervision,
• Person-zentrierter Hilfeplan,
• Entscheidung an individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten,
• Einbeziehung von Familie und Freunden,
9
Praxisrichtlinien bei Demenz –
Alzheimer Krankheit (JANICKI u.a. 1995)
Alzheimersche Krankheit und geistige Behinderung:
Anfängliche Merkmale schließen einen Abbau in der Gedächtnisleistung, bei Sprachfunktionen und im
Orientierungsvermögen ein.
Darauffolgende Veränderungen, die auf Demenz hindeuten, beinhalten (nicht notwendig in der hier beschriebenen
Reihenfolge Persönlichkeitsveränderungen,
lange Perioden der Inaktivität oder Apathie,
einige Fälle von Hyperreflexivität,
Aktivitätsabbau bei Fertigkeiten des täglichen Lebens,
Mängel in der visuellen Merkfähigkeit,
Abbau des Sprachvermögens,
Orientierungslosigkeit,
Zunahme stereotyper Verhaltensweisen,
abnormale neurologische Anzeichen und das Auftreten von Anfällen.
10
Hintergrundinformationen:
Von den Kolloquiumsteilnehmern wurde angeführt:
•
Es kann schwierig sein, die Alzheimersche Krankheit bei geistig behinderten Menschen zu
identifizieren und zu diagnostizieren, weil von vornherein Beschränkungen der intellektuellen
Fähigkeiten existieren, und weil es für diese Personengruppe keine anerkannten
Standardkriterien für die Diagnose von Demenz gibt.
•
Tests, die speziell dazu entworfen wurden, Demenz innerhalb einer Durchschnittspopulation
auszuwerten, sind im allgemeinen nicht auf geistig behinderte Personen anwendbar.
•
Schätzungen über das Vorkommen und Auftreten der Alzheimerschen Krankheit und die
Bestimmung von genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren für die Alzheimersche
Krankheit sind aus Mangel an standardisierten Methoden des Stellens der Diagnose, welche
für geistig Behinderte angemessen wären, Beschränkungen unterworfen.
•
Es gibt nur beschränkt Verfahrensrichtlinien, um Pflegende oder Angehörige mit Rat zur Seite
zu stehen, wenn ein geistig behinderter Erwachsener an Alzheimerscher Krankheit leidet.
•
Es gibt einen Mangel an Informationsmaterial, um Familien, Pflegende und Politiker über
Alzheimersche Krankheit und geistige Behinderung zu informieren.
11
Pflegeinhalte:
• Strukturelle Aktivitäten wie Zuweisungen zu verschiedenen Einrichtungen,
• Modifizierung der Rahmenbedingungen,
• Abänderung des Gesamtpflegeplanes in Abhängigkeit von identifizierten
förderbaren Fähigkeiten der Person und die Entscheidung, ob
Einrichtungen, die mit Altern oder Alzheimerscher Krankheit zu tun haben,
zusätzlich oder an ihrer Stelle für geistige Behinderung geeignet sind.
• Pflege beinhaltet auch individualisierte Anwendungen klinischer Strategien
um Problembewältigung und Anliegen der Pflegepersonen anzusprechen.
• Eine schriftliche Dokumentation ist bei diesem Schritt wesentlich, da sie
dabei hilft, Veränderungen und persönliche Pflegebedürfnisse zu erkennen
12
Pflegemaßnahmen:
•
Sobald der Verdacht auf Alzheimersche Krankheit klinisch bestätigt ist, müssen die
Familie der Person und andere Pflegende darauf aufmerksam gemacht werden, daß
die Dinge, die in der Vergangenheit für den Menschen leicht und gewohnt gewesen
sein mögen, manchmal nicht wiedererkennbar sein werden, und daß dies zu einem
unvorhersehbaren Verhalten führt.
•
Änderungen in der täglichen Routine und Umgebung werden möglicherweise
gemacht werden müssen, sodass der Erwachsene sich in seiner eigenen Umgebung
sicher und geborgen fühlen kann.
•
Die Pflegenden sollten ermutigt werden, dieses Sicherheitsgefühl zu fördern, da
trotz möglicher Mobilität des Erwachsenen, die Urteilsfähigkeit abnehmen kann
und die Person der Verletzungsgefahr ausgesetzt ist.
•
Unter diesen Bedingungen kann es notwendig sein, einige Verantwortungsbereiche
der Person zu modifizieren oder einzuschränken.
13
Richtlinien für das Frühstadium:
Richtlinien der Betreuung im Frühstadium beinhalten oft, der Person dabei zu helfen, normalen Aktivitäten
nachzukommen:
•
indem man allerdings diese Aktivitäten den sich verändernden kognitiven Fähigkeiten der Person
entsprechend anpasst oder vereinfacht;
•
indem man für die täglichen Routinehandlungen einen Rahmen und Unterstützung bietet;
•
indem man für gewöhnliche Handlungen mehr Anleitung oder Aufsicht anbietet;
•
indem man explizite Richtlinien oder Anleitungen, Stichworte und verbale Aufforderungen benützt;
•
indem man auf gerne ausgeübten Aktivitäten aufbaut;
•
indem man flexibel in den Formen des Zugangs und sensibel bezüglich der sich verändernden Fähigkeiten
des Menschen in den täglichen Handlungen ist;
•
indem man den Menschen in Aktivitäten einbezieht, die andere Mitglieder des Haushaltes oder des
Pflegeprogrammes betreffen. Erwachsene, die eine mit Demenz zusammenhängende Veränderung erfahren,
sollten in Aktivitäten und Übungen einbezogen werden, die eine positiven Sinn von Mitwirkung, Erfüllung
und Wohlergehen vermitteln, und sie sollten insbesondere Hilfe bei der Erhaltung von Muskelkraft und
Stärke erhalten.
•
Das Ziel ist es, den Personen in optimaler Weise Erfolgserlebnisse bei täglichen Aktivitäten zu vermitteln,
das Selbstwertgefühl zu bestärken, Selbständigkeit und gute körperliche und emotionale Verfassung zu
erhalten.
14
Richtlinien für das mittlere Stadium:
•
•
•
•
•
•
•
•
Die betroffenen Personen können Schwierigkeiten haben, Objekte zu benennen
oder eine folgerichtige Unterhaltung zu führen.
Sie können ebenso Schwierigkeiten dabei haben, Anweisungen oder Anleitungen zu
verstehen.
Sie sind oft desorientiert in Bezug auf den Wochentag ("Zeit"), ihren Aufenthalt
("Ort"), die Identität anderer Leute ("Person"). Verwirrung und die daraus sich
ergebende Frustration sind oft evident.
Der Gedächtnisabbau wird noch deutlicher. Daher ist es wichtig, abzuschätzen, was
der Mensch sagt oder tut, und seinen Wahrnehmungshorizont zur Orientierung
heranzuziehen.
Sie sind möglicherweise von einem Abbau in den Fertigkeiten, für sich selbst zu
sorgen sowie von Inkontinenz betroffen.
Schwere Persönlichkeitsveränderungen werden eventuell offensichtlicher und das
Sozialverhalten ist von Paranoia und Enttäuschungen geprägt.
Bei einigen Erwachsenen kann das Einsetzen von Anfällen das erste Mal klar
ersichtlich sein.
Zusätzliche Unterstützungen wie Erholung, persönliche Begleitung, Änderungen
der Wohnumgebung und häufigere Untersuchungen können in diesem Stadium
dabei helfen, weiterhin den Menschen an seinem Wohnort zu behalten.
15
… das mittlere Stadium:
Die während des Frühstadiums auftretenden Symptome werden
offensichtlicher.
Probleme mit sprachlichen Fähigkeiten sind Zeichen des Übergangs zu diesem
Stadium.
Weitere Formen der Unterstützung:
• Modifizierung der Umgebung und der täglichen Routine,
• Einrichtung eines Pflegeprogramms,
• Fortbildung der Pflegenden, persönliche Pflegehilfsdienste und
Haushaltshilfen.
• Spezialisierte Förderung, stimulierende Aktivitäten.
• Bestimmung eines Sachwalters.
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Richtlinien für das Spätstadium:
Substanzielle Funktionsausfälle, daher besondere
Aufmerksamkeit und Sensibilität bei der Pflege.
Grundlegende Fertigkeiten werden vergessen (Essen,
Aktivitätsniveau).
Verlust des Lang- und Kurzzeitgedächtnisses.
Vollständige Pflege rund um die Uhr erforderlich, bettlägerig,
Infektionsgefahr, Lungenentzündung, Tod.
Erhaltenen Fähigkeiten besondere Aufmerksamkeit widmen.
Hospizbegleitung und Palliativmedizin,
Unterstützung der Angehörigen,
Sterbebegleitung und spirituelle Hilfe.
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Ganzheitliche Begleitung und
Kommunikation
(BUIJSSEN 1994):
Die wichtigsten Kommunikationsregeln:
Hören und Aufmerksamkeit:
• Prüfen Sie, ob der Demente Hör- oder Sehstörungen hat.
• Sprechen Sie nicht lauter als gewöhnlich.
• Bleiben Sie bei der Kommunikation im Blickfeld des
dementen Älteren.
• Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung (keine störenden
Geräusche im Hintergrund).
• Machen Sie nicht zwei Dinge gleichzeitig,
• zum Beispiel beim Ausziehen helfen und Fragen stellen.
18
… Kommunikationsregeln:
Verständnis:
• Sprechen Sie vorzugsweise in kurzen, deutlichen Sätzen.
• Stellen Sie keine Fragen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten.
• Erzählen Sie kurz, was Sie machen oder machen wollen.
• Kontrollieren Sie, ob der Demente Sie verstanden hat;
• Achten Sie auf Gesichtsausdruck und Verhalten.
• Machen Sie die Handlung vor, um die Sie bitten.
• Verlangen Sie erwünschtes Verhalten immer in gleicher Umgebung.
• Stellen Sie keine Fragen mit „warum“ am Anfang, sondern stellen Sie Fragen, die
mit „was“, „wie“ oder „wo“ beginnen.
• Stellen Sie Fragen kurz bevor Sie die Handlung wünschen.
• Rechnen Sie damit, dass Informationsverarbeitung mehr Zeit beansprucht :
• Warten Sie deshalb ein wenig länger auf die Antwort oder Handlung.
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… Kommunikationsregeln:
Nicht überfragen:
• Stellen Sie keine Fragen, die sich auf die jüngste Vergangenheit beziehen.
• Sprechen Sie lieber über das, was der Demente jetzt hören, sehen, riechen,
schmecken, fühlen kann, oder sprechen Sie über Dinge von früher.
• Benutzen Sie, falls möglich, Gedächtnisstützen.
• Schließen Sie an frühere Interessen, Gewohnheiten und Lieblingsbeschäftigungen an.
• Fragen Sie nicht ausschließlich, sondern erzählen Sie auch über sich selbst.
• Bedenken Sie, ihre Anwesenheit und Nähe ist für den Dementen
oft noch wichtiger, als dass Sie mit ihm reden.
Dem Versagen vorbeugen:
• Formulieren Sie Fragen so, dass das Risiko des Versagens
• So gering wie möglich wird.
• Korrigieren Sie so unauffällig und geräuschlos wie möglich.
• Vermeiden Sie strafende Worte wie „doch“, „immer“, „nie“ und
„eigentlich“.
20
… Kommunikationsregeln:
Richtiger Ton und Haltung:
• Sprechen Sie den Dementen als Erwachsenen an.
• Beziehen Sie den Dementen so oft wie möglich in die Entscheidungen und Auswahl
ein.
• Denken Sie nicht voreilig, dass der Demente keine Ahnung von seiner Situation hat.
• Tragen Sie, wenn Sie den Dementen ansprechen, seinem Lebenshintergrund und
seiner Vergangenheit Rechnung.
• Zeigen Sie — auch nonverbal —‚ dass Sie nur das Beste wollen.
• Achten Sie auf den Gesichtsausdruck, um zu beurteilen, ob das, was Sie sagen,
gefällt.
• Sprechen Sie in der Anwesenheit des Dementen nicht über ihn in der dritten Person.
• Bedenken Sie, dass Freundlichkeit und ein Lächeln oft der Schlüssel zu einer guten
Kommunikation sind.
21
Ratschläge bei Aggression:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
.Fragen Sie den Dementen : „Was ist los?“
.Sprechen Sie weniger, hören Sie mehr zu.
.Lassen Sie den Dementen laufen oder sich bewegen um Spannung abzureagieren,
bevor Sie mit ihm sprechen.
.Versuchen Sie seine fundamentalen menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen, wie
das Bedürfnis nach Sicherheit, Würde, Liebe und Zuneigung.
.Bleiben Sie beim Dementen, aber berühren Sie ihn nicht, bevor er seine
Zustimmung dazu gegeben hat.
.Fragen Sie den Dementen, was er von Ihnen möchte.
.Achten Sie darauf, dass die die Tür oder den Eingang nicht vor ihm blockieren.
Das Gefühl, eingeschlossen zu sein, kann Aggression hervorrufen oder verstärken.
.Verzögern Sie das Gespräch : „Einen Augenblick, ich kann Dir nicht folgen. Was
ist denn passiert?“
22
Alzheimer Biographiearbeit:
www.alzheimerforum.de
Was ist Biographiearbeit?
• Verwirrte Menschen werden wie Kinder behandelt;
• Demenzkranke sind nicht nur so, wie wir sie im Augenblick
erleben;
• Jeder Mensch hat eine individuelle Lebensgeschichte;
• Das Leben prägt das Verhalten des Kranken;
• Kenntnis der Lebensgeschichte ermöglicht es, den Kranken zu
verstehen;
• Verständnis hilft zum angemessenen Umgang und erleichtert
die Pflege;
• Verständnis hilft zur Bearbeitung unbewältigter Gefühle;
• Biographiearbeit sammelt Teile der Lebensgeschichte,
• der Kranke wird zur individuellen Persönlichkeit.
23
Bedeutung der Biographiearbeit:
• Mit dem Verhalten sind Bedürfnissignale verknüpft –
• Kenntnis der Biographie ermöglicht deren Berücksichtigung
und Entschlüsselung.
• Biographie ist der Schlüssel zu vorhandenen Fähigkeiten, die
erhalten werden sollen.
• Gespräch über Lebensereignisse hilft, die untergehende
Identität länger zu bewahren.
• Biographiearbeit stärkt das Selbstverstrauen und gibt
Sicherheit –
• schwere Situationen werden besser bewältigt.
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… Biographiearbeit:
•
•
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•
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•
•
•
•
•
•
Informationen sammeln:
Beiläufige Äußerungen des Kranken,
Gezielte Befragung der Angehörigen,
Selbst Umfeld wahrnehmen, suchen und nachfragen.
Informationen angemessen nützen:
Kommunikation pflegen,
Ereignisse zwischen 15.-25.Lj. nachfragen,
Fotos sammeln,
Bekannte Worte und Ausdrucksweisen verwenden.
Zur Biographie passenden Stützen anbieten,
Mit interessierenden Materialien beschäftigen.
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… Biographiearbeit:
• Verhaltensregeln bei motorischen Störungen/ Apraxie:
• Vorhandene Fähigkeiten fördern,
nicht verlorene reaktivieren;
• Aufgeben von Hobbies, die größere Geschicklichkeit
erfordern, akzeptieren nicht zum Weitermachen überreden, das treibt Kranken in die
Hilflosigkeit.
• Leichtere Arbeiten anbieten, die zur Biographie Bezug haben.
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Psychobiographisches Pflegemodell:
BÖHM ERWIN. Psychobiographisches Pflegemodell nach BÖHM. Wien 2001
Aus: STAUDINGER, Martina: „Wo ist meine Heimat?“ Pro Senectute 1/01
Reversibilitätstheoretischer Ansatz in der Pflege:
Erklärung für „abnormes Verhalten“ aus dem UMKEHRPHÄNOMEN:
Klient bewegt sich linear in immer tiefere seelenphänomenologische Schichten.
Auch geistig abgebaute Menschen tun das, was sie entsprechend ihrer
Lebenssituation immer getan haben auch wenn uns dies abnorm erscheint. „Tun“ ist
eine Lebensbewältigungsstrategie, die nach dem Normalitätsprinzip als solche
erkannt werden muss. Um dieses Verhalten zu verstehen, wird die emotionale
Biographie erhoben. Sie besteht aus:
• Prägungen,
• Erlebnissen,
• Traditionen,
• Familiensozialisation,
• Sprache,
• Dialekt,
• Religion und
• Kultur.
Ziel ist es, den Klienten aufleben zu lassen.
27
Psychobiographisches Pflegemodell:
Auswirkungen für den alten Klienten:
• Gestaltung des Heimes auf das „Daheimgefühl“
ausrichten;
• Möglichkeit des Auflebens anstatt des Aufhebens;
• Kundenwünsche können durch reaktivierende Pflege
verständlich werden;
• Kreativitäts- und Spontaneitätspotential wird erhöht;
• Pflegeabhängigkeit sinkt.
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Psychobiographisches Pflegemodell:
Auswirkungen für das Pflegepersonal:
•
•
•
•
•
•
•
Senkung der Krankenstände;
Senkung der Materialkosten;
Befindlichkeitsverbesserung für Personal und Bewohner;
Erfüllung der Forderung: Hilfe zur Selbsthilfe;
Teilweise Senkung der Pflegegebühren und –tage;
Einführung der Kurzzeitpflege;
Transferierungsverminderung.
29
5.
Lebenslange Begleitung –
Lebensqualität für alle
Demenzkranke Personen und Angehörige:
• Vorgehensweise in Absprache; Wunsch des Kranken im Vordergrund;
• Zeitgerechte Einleitung der Maßnahmen (Sachwalterschaft,
Patientenverfügung;
Pflege und Begleitung:
•
•
•
•
•
•
•
Auswahl geeigneter Ärzte, Kooperation mit Palliativmedizin;
Wissensstand aller Mitarbeiter über die Krankheit;
Heranziehung von Therapeuten;
Tagesbegleitung in eingeübten Strukturen;
Geeignete Haus- und Gartengestaltung;
Multidisziplinäre Zusammenarbeit und Fortbildungen;
Heranziehung internationaler Erfahrungen.
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Grundbedürfnisse und Demenz:
SELBST/ FREMDVERTRETUNG
JURISTIK
MENSCHENRECHTE
BEHAUSUNG – Legalität
VE RFESTI GUNG - LEBENSQUALITÄT
RING FUNKTIONEN
KörperGeistSeele
DEMENZEN
ZEIT
MATERIE
VERWIRRUNGSTRUKTUR
BEWEGUNG - Individualität
Sozialität
MEDIZIN - PFLEGE
PÄDAGOGIK-THERAPIE
TAGESBESCHÄFTIGUNG
RAUM
VERLUSTE –
B I O GRAPHI E
BEZIEHUNG -
BEGLEITUNG
31
Grundbedürfnisse und Demenz:
SELBST/ FREMDVERTRETUNG
JURISTIK
MENSCHENRECHTE
BEHAUSUNG – Legalität
VE RFESTI GUNG - LEBENSQUALITÄT
ZEIT
RING
FUNKTIONEN
DEMENZEN
MATERIE
VERWIRRUNGSTRUKTUR
BEWEGUNG - Individualität
Sozialität
MEDIZIN - PFLEGE
PÄDAGOGIK-THERAPIE
TAGESBESCHÄFTIGUNG
RAUM
VERLUSTE –
B I O G RAPHI E
BEZIEHUNG -
BEGLEITUNG
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Grundbedürfnisse:
BEWEGUNG – BEZIEHUNG – BEHAUSUNG
und Ringfunktionen
• GRUNDBEDÜRFNISSE umfassen alle menschlichen
Bedürfnisse
zur Lebensbewältigung;
Förderung und Begleitung sichern ein partizipierendes Leben.
• RINGFUNKTIONEN Emotion, Kognition,
Sinneswahrnehmung
ermöglichen Verbindungen zwischen Tätigkeiten,
Überlegungen,
Wohlfühlen.
• DEMENZKRANKHEITEN schädigen die Ringfunktionen,
beeinträchtigen Leben nach den Grundbedürfnissen.
• Verhaltensweisen werden verändert, sind nicht vorherhsehbar
und schwer verständlich.
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Mehrgleisige Begleitung:
Medizin und Pflege:
• Medizinische Abklärung, Medikation, Kontrolle, Palliativmedizin.
• Kompetente Pflege mit zunehmender Gebrechlichkeit.
• Kooperation mit pädagogisch – therapeutischen Mitarbeitern.
Begleitung und Therapie:
• Ziel der Begleitung ist Wohlbefinden und Lebensqualität.
• Vielseitiges Therapieangebot.
• Begleitung auf Basis der Biographiearbeit.
Selbstvertretung und Juristische Unterstützung/ Sachwalterschaft:
• Erklärung diverser Entscheidungen mit Einigung.
• Frage der lebenserhaltenden Maßnahmen (Palliativmedizin).
• Beachtung der Position der Angehörigen, aber Betroffener im Mittelpunkt.
• Konfliktsituation der Mitarbeiter: Unterstützung in Team, Supervision.
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Beachtung der Zusammenhänge:
Krankheit ist nicht zu verhindern, aber der Verlauf zu verbessern.
Zusammenhänge mit Grundbedürfnissen werden dazu verwendet.
BEWEGUNG: Verwirrung – Struktur:
• Tages- und Lebensgestaltung mit Verwirrung der eingeübten Vorgänge.
• Individuelle Abweichung der Lebensregeln einsetzen.
• Strukturierte Tages- um Umfeldgestaltung bewußt anwenden.
BEZIEHUNG: Verluste – Biographie:
• Verlusterfahrungen von Arbeit, Menschen und Selbständigkeit.
• Bearbeitung der Erinnerung mit Biographie, Verständnis und
Kompensation..
BEHAUSUNG: Verfestigung – Lebensqualität
• Einschränkung des persönlichen Lebensfeldes, Abhängigkeiten.
• Ziel der Begleitung ist Lebensqualität und Würde bis zum Tod.
35
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