ABWL I Universität Ulm Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Prof. Dr. Dieter Beschorner Institut für Unternehmensplanung Montag, 16-18 Uhr, Hörsaal H 22 Dienstag, 17-19 Uhr, Hörsaal H 22 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 1 Kontakt Prof. Dr. Dieter Beschorner Büro: He 18, R 105 Telefon: (0731) 50-23552 Email: [email protected] Sprechstunde: Donnerstag, 14-15 Uhr sowie nach Vereinbarung Michael Buser Büro: Telefon: Email: Sprechstunde: O25/504 (Institut für Quantenphysik) (0731) 50-22781 [email protected] Mittwoch, 13-14 Uhr Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 2 Terminplanung (Stand 12.10.06) Plan (Änderungen vorbehalten) Di 17.10.2006 Vorlesung Mo 11.12.2006 Vorlesung Mo 23.10.2006 Vorl. + Übungsorganisation Di 12.12.2006 Übungen Di Mo 24.10.2006 30.10.2006 Vorlesung Vorlesung Mo Di 18.12.2006 19.12.2006 Vorlesung Vorlesung Di Mo 31.10.2006 06.11.2006 Vorlesung Vorlesung Mo Di 08.01.2007 09.01.2007 Vorlesung Übungen Di Mo 07.11.2006 13.11.2006 Vorlesung Vorlesung Mo Di 15.01.2007 16.01.2007 Vorlesung Vorlesung Di 14.11.2006 Übungen Mo 22.01.2007 Vorlesung Mo 20.11.2006 Vorlesung Di 23.01.2007 Übungen Di 21.11.2006 Übungen Mo 29.01.2007 Vorlesung Mo 27.11.2006 Vorlesung Di 30.01.2007 Klausurvorbereitung Di 28.11.2006 Übungen Fr 02.02.2007 Klausur Mo 04.12.2006 Vorlesung Fr 09.02.2007 Alternativtermin Klausur Di 05.12.2006 Vorlesung Die Klausur findet am Freitag um 16 Uhr statt. Die Hörsaalbelegung wird noch bekannt gegeben Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 3 Links & Literatur Vorlesungshomepage: – http://www.mathematik.uni-ulm.de/uplan/fundl/abwl1_ws0607/abwl1.htm Internet: – http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/index.html – http://www.destatis.de/ – http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite Literatur: – D. Beschorner/V. H. Peemöller: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2. Auflage, 2006 – Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 22. Auflage, 2005 – Schierenbeck: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 16. Auflage, 2003 – Vahlens Kompendium der Betriebswirtschaftslehre (Band I & II), 5. Auflage, 2005 – Wittmann: Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, 5. Auflage, 1993 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 4 Einordnung ABWL I ABWL II ABWL III ABWL IV – Grundlagen – Rechnungswesen – Kostenrechnung – Investition & Finanzierung außerdem: Finanzierung Controlling Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm (1. Semester) (2. Semester) (3. Semester) (4. Semester) (5. Semester) (6. Semester) 19.10.2006 5 Gliederung Übersicht Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen – Wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Wirtschaftsrecht – Abgaben der Unternehmung Faktoren – Führung – Personalwirtschaft – Betriebsmittel Aufbau des Betriebes – Rechtsformen – Rechtsformwechsel – Unternehmenszusammenschlüsse – Standortwahl Betrieblicher Leistungsprozess – Materialwirtschaft – Produktion – Marketing Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 6 Gliederung Einführung in die Grundlagen – Wissenschaft – Einordnung der BWL – Einteilung der BWL – Geschichte der BWL – Begriffsklärung Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 7 Gegenstand wissenschaftlicher Tätigkeit Wissenschaft ist ein System von methodisch gesicherten, objektiven Sätzen über einen Gegenstandbereich. Als Gegenstandsbereich kommt jeder unmittelbar oder mit Hilfe instrumenteller Hilfsmittel erfassbare Sachverhalt in Frage. Jede Wissenschaft entwickelt die für die Erforschung ihres Gegenstandsbereichs notwendigen Methoden oder übernimmt sie von anderen Wissenschaften. Zu den Grundfragen der wissenschaftlichen Arbeit zählen die Fragen – nach dem Wissenschaftsziel, – nach den zu erforschenden Problemen, – nach der Methodik. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 8 Wissenschaftliche Methodik Hermeneutik: Erfassung des Sinns von Erscheinungen Induktion: Einzelbeobachtungen werden durch einen induktiven Schluss verallgemeinert, um Gesetzmäßigkeiten nachzuweisen. Deduktion: Die Ableitung einer Aussage mit Hilfe bestimmter Schlussregeln aus den Annahmen. Axiomatisch-deduktive Modellanalyse: Aus grundlegenden, empirisch nicht überprüften Annahmen werden durch logische Verfahrensstufen Schlussfolgerungen abgeleitet. Realtheoretische Methoden der Modellanalyse: Modelle haben die Aufgabe, empirisch gehaltvolle Theorien auf betriebswirtschaftliche Probleme zu konkretisieren. Deduktiv-nomologische Erklärungsmodelle: Aus einer erklärenden Aussagenmenge (Explanans) wird das Explanandum logisch abgeleitet und erklärt. Das Explanans enthält zwei verschiedene Aussagen, nämlich eine Hypothese als Wenn-Dann-Aussage und eine Anfangsbedingung, die feststellt, ob die in der Hypothese aufgestellten Bedingungen auch faktisch vorliegen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 9 BWL im System der Wissenschaften Wissenschaften Formalwissenschaften Realwissenschaften Naturwissenschaften Kulturwissenschaften … Sozialwissenschaften … Wirtschaftswissenschaften HauswirtBetriebswirt- Volkswirtschaftslehre schaftslehre schaftslehre Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 24 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 10 Einteilung der BWL Üblicherweise unterscheidet man zwischen – der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre Grundlagen Faktoren Prozesse Wissenschaftstheorie Geschichte Umweltzusammenhänge Führung Arbeit Betriebsmittel, Werkstoffe Umsatzprognosen Entscheidungsprozess – den speziellen Betriebswirtschaftslehren Branchen Funktionen Branchen/Funktionen BWL des Handwerks BWL der Industrie BWL des Handels BWL der Banken BWL der Versicherungen BWL der Beschaffung BWL der Fertigung BWL des Absatzes BWL des Rechnungswesens BWL der Führung BWL der Führung von Industriebetrieben BWL des Rechnungswesens von Banken Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 26 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 11 Geschichte der BWL Frühzeit verkehrs- und rechnungstechnischer Anleitungen Systematische Handelswissenschaft (Ende 17. Jahrhundert) F.B. Pegalotti Luca Pacioli Ulrich Wagner Lorenz Meder Giovanni Domenico Per i Jaques Savary Paul Jacob Marperger Carl Günther Ludovici Johann Michael Leuchs Niedergang der Handlungswissenschaften Wissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre ab 1900 Practica Della Mercatura (1335-1345) Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalita (1494) „Rechenbüchlein“ (1482) Handel Buch (1558) Il Negotiante (1683) Le Parfait Negociant (1675) Kaufmannsmagazin (1710) Akademie der Kaufleute, vollständiges Kaufmannslexikon (1752-1756) System des Handels (1804) Die wissenschaftlichen Werke des 19. Jahrhunderts blieben ohne Einfluss Josef Hellauer Johann Friedrich Schär Heinrich Nicklisch Eugen Schmalenbach Fritz Schmidt Wilhelm Rieger System der Welthandelslehre (1910) Allgemeine Handelsbetriebslehre (1911) Allgemeine kaufmännische Betriebslehre (1912) Grundlagen dynamischer Bilanzlehre (1920) Die organische Bilanz im Rahmen der Wirtschaft (1921) Einführung in die Privatwirtschaftslehre (1928) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 34 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 12 Geschichte der BWL Ansätze der BWL seit dem 2. Weltkrieg Produktivitätsorientierter (faktororientierter) Ansatz Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre … Band 1 – Die Produktion (1951) … Band 2 – Der Absatz (1955) … Band 3 – Die Finanzen (1969) Analyse der Produktivitätsbeziehungen zwischen Faktoreinsatz und Faktorertrag Entscheidungsorientierter Edmund Heinen Grundfragen der entscheidungsorientierten Ansatz Betriebswirtschaftslehre (1976) Logische Analyse des menschlichen Verhaltens aufbauend auf formaler Entscheidungstheorie Systemorientierter Ansatz Hans Ulrich Die Unternehmung als produktives soziales System (1968) Zukunftsgestaltung von Unternehmen, die als dynamische soziale Systeme interpretiert werden müssen Verhaltensorientierter Ansatz Werner Kirsch Unternehmensführung und Organisation (1973) Aufgabe der Annahme des „homo oeconomicus“ (rational handelnder Mensch) in betrieblichen Entscheidungsmodellen Neue Institutionenökonomik Zurückgehend auf Ronald Coase The nature of the firm (1937) Lösung des Problems der Koordination ökonomischer Transaktionen zwischen Einzelpersonen durch Vereinbarungen Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 34-37 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 13 Gegenstand der BWL Der Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre sind die Beziehungen zwischen dem Betrieb und seinem Markt sowie zwischen den produktiven Faktoren (Mensch, Material, Betriebsmittel, Energie, Information, Finanzmittel) zum Zweck einer rationalen Betriebsführung. Ökonomisches Prinzip – Ein vorgegebenes Ziel mit dem geringsten Mitteleinsatz erreichen (Minimumprinzip) Beispiel: Mit möglichst wenig Benzin eine gegebene Anzahl von Kilometern fahren. – Mit einem vorgegebenen Mitteleinsatz eine möglichst weitgehende Zielerreichung bewirken (Maximumprinzip) Beispiel: Mit einer gegebenen Menge an Benzin möglichst viele Kilometer fahren. – NIEMALS: „Mit möglichst geringem Mitteleinsatz, möglichst viel erreichen.“ !!! Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 14 Was heißt „Wirtschaften“? „Wirtschaft ist der Inbegriff aller planvollen menschlichen Tätigkeiten, die unter Beachtung des ökonomischen Prinzips (Rationalprinzips) mit dem Zweck erfolgen, die – an den Bedürfnissen der Menschen gemessen – bestehende Knappheit der Güter zu verringern.“ knappe Ressourcen unbegrenzte Bedürfnisse Spannungsverhältnis Ökonomisches Prinzip Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 15 Aufgaben der Betriebswirtschaftslehre Erfassungsfunktion Betriebliches Wirtschaften in seinen realen heterogenen Ausprägungen beobachten und feststellen. Beschreibungsfunktion Grundformen und Variationen betrieblichen Wirtschaftens unterscheiden und darstellen. Erklärungsfunktion Zusammenhänge (Gesetzmäßigkeiten), insb. Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen den Elementen betrieblichen Wirtschaftens (Zustande, Tätigkeiten, Einflussfaktoren usw.) erkennen und Begründungen für das betriebliche Wirtschaften geben. Gestaltungsfunktion Geeignete Instrumente für die Realisierung vorgegebener betrieblicher Ziele entwickeln und Aussagen über den Einsatz der Instrumente zur optimalen Zielerreichung ableiten. vgl. Medizin: Befund – Diagnose – Therapie Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 16 Klassifikationen von Betrieben Ein Betrieb ist eine geschlossene Produktionseinheit aus der Kombination von Arbeitskräften, Betriebsmitteln und Werkstoffen. Betriebe lassen sich z.B. nach folgenden Kriterien einteilen: – nach Wirtschaftszweigen (u.a.): Industrie-, Handels-, Versicherungs-, Bank-, Verkehrsbetriebe – nach der Art der erstellten Leistung: Sachleistungs-, Dienstleistungsbetriebe – nach der Art der Leistungserstellung (u.a.): Massen-, Serien-, Einzelfertigung – nach dem vorherrschenden Produktionsfaktor (u.a.) Arbeits-, anlagen-, materialintensive Betriebe – nach der Betriebsgröße: Klein-, Mittel-, Großbetriebe – nach der Rechtsform: Einzel-, Personen-, Kapitalgesellschaften Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 17 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen – Wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Wirtschaftsrecht » Handelsrecht » Gesellschaftsrecht » Wettbewerbsrecht » Arbeitsrecht – Abgaben der Unternehmung » Einkommensteuer » Körperschaftsteuer » Gewerbesteuer » Umsatzsteuer Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 18 Bestimmungsfaktoren des Betriebs vom Wirtschaftssystem unabhängige Faktoren vom Wirtschaftssystem abhängige Faktoren Produktionsfaktoren (Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe, …) Einzelpläne Marktwirtschaft Gewinnmaximierung Betrieb ökonomisches Prinzip Planwirtschaft Zentraler Volkswirtschaftsplan Planerfüllung Quelle: In Anlehnung an Schierenbeck, 2000, S. 25 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 19 Marktwirtschaft In der Marktwirtschaft herrscht das Prinzip der freiwilligen Kooperation, d.h. alle Wirtschaftseinheiten entscheiden dezentral über ihre eigenen Pläne. Die Probleme werden über Markt-, Preis- und Wettbewerbsprozesse zu lösen versucht. Der Staat regelt den Markt durch die Marktgesetzgebung. Zwei Zielrichtungen stehen im Vordergrund: – Marktintegration – Erhaltung des Wettbewerbs Jeder Einzelne muss seine Interessen selbst vertreten und durchsetzen (Interessensgemeinschaften, Lobbyismus): – Arbeitgeberverbände – Wirtschaftsfachverbände – Kammern – Gewerkschaften – Verbraucherverbände Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 20 Vollkommener Markt Definition Vollständige, kostenlose Information aller Marktteilnehmer über verfügbare Güter und deren Preise. Keine Transaktionskosten und keine gesetzlichen Vorschriften. Alle Marktteilnehmer (Anbieter und Nachfrager) sind Preisnehmer und haben den gleichen Marktzugang. Niemand besitzt persönliche Präferenzen bzgl. des Transaktionspartners. Es gelten die folgenden zwei sog. “Wohlfahrtstheoreme“: – Jedes Marktgleichgewicht stellt pareto-effiziente Allokation dar. – Umgekehrt ist auch jede pareto-effiziente Allokation – unter zusätzlichen Annahmen – als Marktgleichgewicht darstellbar. (Eine Zuordnung von Gütern zu Individuen (Güterallokation) wird als pareto-effizient bezeichnet, falls die Nutzensteigerung eines Individuums durch weiteren Gütertausch mindestens bei einem anderen Individuum zu einer Nutzenminderung führt.) Quelle: z.B. Varian, 1994, S. 426-429 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 21 Vollkommener Markt Vorteile Vorteile der Koordination über Märkte: – führt zu pareto-effizienten Güterallokationen – keine Beschränkung der Entscheidungsfreiheit der Menschen – faires Zuteilungsverfahren (Verteilung der Güter unabhängig von persönlichen Merkmalen wie Geschlecht oder Hautfarbe) – effiziente Form der Informationsvermittlung über die Knappheit von Gütern Anmerkung: – Der vollkommene Markt ist eine idealisierte Vorstellung, die vielfach in modelltheoretischen Überlegungen eine Grundannahme darstellt – in der Realität existiert jedoch kein vollkommener Markt. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 22 Marktmechanismus In einem vollkommenen Markt, das heißt einem Markt mit vielen kleinen rational handelnden Anbietern und Abnehmern, von denen keiner den Marktpreis nach eigenem Ermessen beeinflussen kann, stellt sich ein Gleichgewichtspreis ein. Preis Angebot Markträumendes Gleichgewicht Nachfrage Menge In einer sozialen Marktwirtschaft sollen neben diesem freien Ausgleich von Angebot und Nachfrage soziale Faktoren berücksichtigt werden, z.B. durch staatliche Eingriffe bei Marktversagen (Umweltschutz, Infrastruktur), Wettbewerbsaufsicht oder das soziale Netz. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 23 Marktformen Nachfrage Einer Wenige Viele Angebot Einer Bilaterales Monopol Wenige Beschränktes Nachfragemonopol Viele Beschränktes Angebotsmonopol Angebotsmonopol Zweiseitiges Oligopol Nachfragemonopol Nachfrageoligopol Angebotsoligopol Polypolistische Konkurrenz Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 85 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 24 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen – Wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Wirtschaftsrecht » Handelsrecht » Gesellschaftsrecht » Wettbewerbsrecht » Arbeitsrecht – Abgaben der Unternehmung » Einkommensteuer » Körperschaftsteuer » Gewerbesteuer » Umsatzsteuer Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 25 Wirtschaftsrecht Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff „Wirtschaftsrecht“ diejenigen Gesetze und Verordnungen, die in irgendeiner Form die selbstständige Erwerbstätigkeit von Unternehmen betreffen. Wirtschaftsrecht Bürgerliches Recht Handelsrecht Wettbewerbsrecht Arbeitsrecht EU-Recht Preisrecht Versicherungsrecht Börsenrecht Wertpapierrecht Konkursrecht Datenschutzrecht … Betrieb Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 45 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 26 Rechtsquellen Rechtsquellen kodifiziert nicht kodifiziert Handelsrecht Steuerrecht HGB, AktG AO, EStG Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) 19.10.2006 27 Handelsrecht Das Handelsrecht ist Teil des Privatrechts. Es umfasst die für Kaufleute geltenden Sondervorschriften. Subsidiär, d.h. nachrangig gilt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB vom 18.08.1896 mit späteren Änderungen), soweit das Handelsrecht keine speziellen Vorschriften enthält. Maßgeblichen Einfluss auf das Handelsrecht hat das Gewohnheitsrecht der Kaufleute und der Handelsbrauch. Die wichtigste kodifizierte Rechtsquelle ist allerdings das Handelsgesetzbuch (HGB vom 10.05.1897 mit späteren Änderungen). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 28 Handelsrecht Kaufmannseigenschaft Kaufmann ist, wer ein gewerbliches Unternehmen (Handelsgewerbe) betreibt und damit dem Handelsgesetzbuch (HGB) als Sonderrecht unterliegt. Handelsgewerbe ist eine auf die planmäßige Wiederholung gerichtete selbstständige Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht. Istkaufmann durch Eintrag in das Handelsregister kann Prokura (umfassende Vollmacht) erteilen, die ebenfalls ins Handelsregister eingetragen wird Formkaufmann jede Kapitalgesellschaft hat unabhängig vom Gegenstand der Unternehmung Kaufmannseigenschaft Personengesellschaften nur dann, wenn sie einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb benötigen Nichtkaufmann Kleingewerbetreibende müssen lediglich Vorschriften des BGB anwenden Kannkaufmann durch freiwilligen Eintrag eines Nichtkaufmanns ins Handelsregister Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 29 Gesellschaftsrecht Das Gesellschaftsrecht regelt u.a. folgende Sachverhalte: – Gründung der Gesellschaft – Rechtsverhältnisse der Gesellschaft zu Dritten – Rechtsverhältnisse der Gesellschafter untereinander – Aufbau und Organe der Gesellschaft – Rechnungslegung, Gewinn-/Verlustverteilung, Gewinnverwendung – Auflösung der Gesellschaft – Änderungen des Gesellschaftsvertrages – Kapitalerhöhung – Verschmelzung von Unternehmen – Umwandlung, d.h. den Wechsel der Rechtsform von Gesellschaften – Rechnungslegung, Prüfung und Publizität von Jahresabschlüssen bei bestimmten Unternehmen – Unternehmenszusammenschlüsse Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 30 Gesellschaftsrecht Gesellschaftsrecht HGB Einzelunternehmung Stille Gesellschaft AktG GmbH-Gesetz Aktiengesellschaft GmbH Kommanditgesellschaft auf Aktien (GmbH & Co. KG) GenG Genossenschaft Offene Handelsgesellschaft Kommanditgesellschaft Kapitalgesellschaft Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 51 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 31 Deutscher Corporate Governance Kodex In den letzten Jahren hat der Gesetzgeber verschiedene Anstrengungen unternommen, die zum Ziel hatten, das Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte zu verbessen sowie eine Anpassung an die Anforderungen der internationalen Kapitalmärkte zu erreichen. Dazu gehören: – Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG, 27.04.1998) – Gesetz zur weiteren Reform des Aktien- und Bilanzrechts, zu Transparenzund Publizität (Transparenz- und Publizitätsgesetz) (TransPuG, 19.07.2002) – Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG, tritt zum 01.11.2005 in Kraft) Außerdem: – Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK) in der von der CrommeKommission überarbeiteten Fassung vom 02.06.2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 32 Deutscher Corporate Governance Kodex Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) empfiehlt Grundsätze für eine gute Unternehmensführung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben (z.B. Aktiengesetz) Zielsetzung ist die bessere Transparenz der Regeln zur Unternehmensleitung und -überwachung für nationale und internationale Investoren. Der DCGK gliedert sich in sieben Teile: 1. Präambel 2. Aktionäre und Hauptversammlung 3. Zusammenwirken von Vorstand und Aufsichtsrat 4. Vorstand 5. Aufsichtsrat 6. Transparenz 7. Rechnungslegung und Abschlussprüfung Quelle: www.dcgk.de/HV-DATEN/D_CorGov_Endfassung2005.pdf Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 33 Deutscher Corporate Governance Kodex Deutschen Aktiengesellschaften ist ein duales Führungssystem gesetzlich vorgeben: – Vorstand » leitet das Unternehmen in eigener Verantwortung; er ist dabei an das Unternehmensinteresse gebunden und der Steigerung des nachhaltigen Unternehmenswertes verpflichtet » Mitglieder des Vorstands tragen gemeinsam die Verantwortung für die Unternehmensleitung » Vorstandsvorsitzende koordiniert die Arbeit der Vorstandsmitglieder – Aufsichtsrat: » bestellt, überwacht und berät den Vorstand » ist in Entscheidungen, die von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen sind, unmittelbar eingebunden » Aufsichtsratsvorsitzender koordiniert die Arbeit im Aufsichtsrat » Mitglieder werden von der Hauptversammlung gewählt Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 34 Wettbewerbsrecht Der Kampf um den Markt kann in einer freien Marktwirtschaft dazu führen, dass sich Wettbewerbshandlungen ergeben, die die Umgehung oder die Ausschaltung des Wettbewerbs bezwecken. Jeder Wettbewerb bedarf deshalb der Überwachung und gewisser Regeln: Wettbewerbsrecht Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz, GWB) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 52 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 35 Wettbewerbsrecht Konkrete Regelungen UWG: (1909, Neufassung 2004) Lockvogelangebote Vergleichende Werbung Erwecken falscher Qualitätsvorstellungen Anreißerische Werbung usw. GWB: (1998, Neufassung 2005) Kartellrecht Preisbindung der zweiten Hand Marktbeherrschende Unternehmen usw. Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 53/54 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 36 Arbeitsrecht Das Arbeitsrecht regelt Rechtsbeziehungen zwischen: – dem einzelnen Arbeitnehmer und dessen Arbeitgeber (Individualarbeitsrecht). – den Vertretern oder Zusammenschlüssen der Arbeitnehmer (Betriebsräte, Gewerkschaften) und den Arbeitgebern oder deren Zusammenschlüssen in Arbeitgeberverbänden (Kollektivarbeitsrecht). Grundregeln des Arbeitsrechts: – freie Wahl von Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte und Recht auf Bildung von Interessenvereinigungen (Grundgesetz vom 23.05.1949 mit späteren Änderungen) – Dienstvertrag bzw. individueller Arbeitsvertrag (BGB) – Sondervorschriften zum Recht der gewerblichen Arbeitnehmer (Gewerbeordnung) – Handelsgehilfen und Handlungslehrlinge (HGB) – spezielle Arbeitsgesetze (z.B. Kündigungsschutz, Mutterschutz) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 37 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen – Wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Wirtschaftsrecht » Handelsrecht » Gesellschaftsrecht » Wettbewerbsrecht » Arbeitsrecht – Abgaben der Unternehmung » Einkommensteuer » Körperschaftsteuer » Gewerbesteuer » Umsatzsteuer Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 38 Abgaben der Unternehmung Abgaben Steuern Gebühren Beiträge wirtschaftliche Leistungsfähigkeit individuelle Kostendeckung gruppenmäßige Kostendeckung Opfertheorie Äquivalenztheorie Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 67 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 39 Abgaben der Unternehmung Definitionen Abgaben (Finanz-Abgaben) ist der Oberbegriff für alle kraft öffentlicher Finanzhoheit zur Erzielung von Einnahmen erhobenen Zahlungen. Gebühren sind Abgaben, die für besondere Einzelleistungen der öffentlichen Hand erhoben werden, z.B. Müll- oder Parkgebühren. Steuern sind Abgaben, die keine Gegenleistung für eine besondere Leistung eines öffentlich-rechtlichen Gemeinwesens (Bund, Länder, Gemeinden) darstellen und allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand des jeweiligen Steuergesetzes zutrifft. Beiträge sind Abgaben, die von jedem erhoben werden, dem ein dauernder Vorteil aus einer öffentlichen Einrichtung geboten wird – unabhängig vom Ausmaß der Inanspruchnahme des Vorteils; z.B. Krankenkassen- oder IHK-Beiträge. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 40 Steuern der Unternehmung Übersicht Steuern direkte Steuern Personensteuer Einkommensteuer - veranlagte Einkommensteuer - Lohnsteuer - Kapitalertragsteuer Körperschaftsteuer Erbschaft-/Schenkungsteuer Kirchensteuer indirekte Steuern Sachsteuer (Realsteuer) Gewerbesteuer Grundsteuer Verkehrsteuer Umsatzsteuer Kraftfahrzeugsteuer Grunderwerbsteuer Versicherungsteuer … Verbrauchsteuer Mineralölsteuer Tabaksteuer Branntweinsteuer Schaumweinsteuer Alkopopsteuer Stromsteuer (Ökosteuer) … Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 68/69 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 41 Einkommensteuer Einkommensteuerpflichtig sind die natürlichen Personen. D.h. Betriebe sind nicht einkommensteuerpflichtig, sondern deren Eigentümer. (Soweit Betriebe juristische Personen sind, zahlen sie Körperschaftsteuer.) Spezielle Formen der Einkommensteuer sind Lohnsteuer und Kapitalertragsteuer. Diese Steuern werden durch Steuerabzug erhoben, d.h. sie werden direkt vom Arbeitgeber bzw. Kapitalschuldner abgeführt. Zur Einkommensteuer wird ein Solidaritätszuschlag von 5,5% der festgesetzten Einkommensteuer erhoben (§3 SolZG 1995). Der derzeit (2005) in Deutschland geltende Einkommensteuertarif ist ein progressiver Tarif: Je höher das zu versteuernde Einkommen (zvE), desto höher ist auch der Steuersatz. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 42 Einkommensteuer Der Grenzsteuersatz bezeichnet den Steuersatz, der auf die oberste Stufe der Steuerbemessungsgrundlage des jeweiligen Steuerpflichtigen zu entrichten ist. Beispiel: – zu versteuerndes Einkommen 8.000 Euro, Grenzsteuersatz 15,3 % – zu versteuerndes Einkommen 80.000 Euro, Grenzsteuersatz 42 % Der Durchschnittsteuersatz beschreibt das Verhältnis der tariflichen Einkommensteuer zum zu versteuernden Einkommen Der Spitzensteuersatz beträgt momentan (2005) 42%. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Einkommensteuerbelastung Steuersätze 45,0% 40,0% Grenzsteuersatz 35,0% 30,0% 25,0% 20,0% 15,0% 10,0% Durchschnittssteuersatz 5,0% 0,0% 0 10 20 30 40 50 60 zu versteuerndes Einkommen in 1.000 € 19.10.2006 43 Körperschaftsteuer Die Körperschaftsteuer kann als Einkommensteuer der juristischen Personen (z.B. AG, GmbH) bezeichnet werden. Körperschaftsteuer und Einkommensteuer bestehen nebeneinander. Ein von einer Kapitalgesellschaft erwirtschafteter Gewinn rechnet daher zur Bemessungsgrundlage der Körperschaftsteuer der Kapitalgesellschaft. Im Falle der Weiterausschüttung rechnet er außerdem zur Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer (natürliche Personen) bzw. Körperschaftsteuer (juristische Personen) des Anteilseigners. Die Körperschaftsteuer beträgt ab 2001 für einbehaltene und ausgeschüttete Gewinne einheitlich 25%. Bei einer Gewinnausschüttung wird anschließend außerdem 20% Kapitalertragsteuer erhoben. Die körperschaftliche Vorbelastung beim Anteilseigner wird dadurch berücksichtigt, dass die Dividenden nur zur Hälfte in die Bemessungsgrundlage für die persönliche Einkommensteuer einbezogen werden (sog. Halbeinkünfteverfahren). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 44 Körperschaftsteuer Halbeinkünfteverfahren (Angaben in 1.000 €) Aktionär A 40% Einkommensteuersatz Aktionär B 20% Einkommensteuersatz Gewinn der AG vor Körperschaftsteuer 200 200 – Körperschaftsteuer, 25% – 50 – 50 = Jahresüberschuss 150 150 – Zuführung Gewinnrücklagen – 50 – 50 = (Brutto-)Dividende 100 100 – Kapitalertragsteuer, 20% – 20 – 20 80 80 – 20 – 10 + 20 + 20 80 90 20% 10% = Dividendengutschrift – Einkommensteuer (Einkommensteuersatz auf 50% der (Brutto-) Dividende) + Gutschrift Kapitalertragsteuer = Ertrag Aktionär nach Steuern Steuer in % Dividende Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 45 Gewerbe(ertrag)steuer Die Gewerbe(ertrag)steuer (GewSt) belastet das Objekt “Gewerbebetrieb“ und seine objektive Ertragskraft. Es spielt keine Rolle, wem der Betrieb gehört, wem die Erträge des Betriebs zufließen und wie die persönlichen Verhältnisse des Betriebsinhabers sind. Es wird also nicht die Leistungsfähigkeit einer Person berücksichtigt, sondern die Sache, nämlich der Gewerbebetrieb besteuert. Die Gewerbesteuer ist abhängig vom: – Gewerbeertrag (GE), d.h. der nach den geltenden Vorschriften ermittelte Gewinn unter Berücksichtigung von Hinzurechnungen und Kürzungen – Hebesatz, der durch die Gemeinde festgelegt wird (ca. 200-500%) – (Steuer)Messzahl, die gesetzlich geregelt wird (bei Kapitalgesellschaften einheitlich 5%, bei Personengesellschaften/Einzelunternehmen differenziert) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 46 Gewerbe(ertrag)steuer Berechnungsschema: + – = – = – = = = Gewinn aus Gewerbebetrieb (§§4, 5 EStG) Hinzurechnungen nach §8 GewStG Kürzungen nach §9 GewStG maßgebender Gewerbeertrag (§7 Abs. 1 GewStG) Gewerbeverlust aus Vorjahren nach §10a GewStG vorläufiger Gewerbeertrag (auf volle 100 € abgerundet) Freibetrag nach §11 Abs. 1 GewStG (bei Personengesellschaften: 24.500 €; bei Kapitalgesellschaften: 0 €) endgültiger Gewerbeertrag Steuermesszahl nach §11 Abs. 2 GewStG Steuermessbetrag Hebesatz nach §16 GewStG Gewerbesteuer (GewSt) Da die Gewerbesteuer als Betriebsausgabe bei der Einkommen-/Körperschaftsteuer abziehbar ist, reduziert sich die tatsächliche Belastung auf ca. 5/6 der berechneten Gewerbesteuer. Quelle: Bornhofen, 2005, S. 535 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 47 Gewerbe(ertrag)steuer Zahlenbeispiel Personengesellschaft: vorläufiger GE = 100.000 €, h = 360% (Stadt Ulm) endgültiger GE = vorläufiger GE – 24.500 € = 75.500 € Ermittlung des Steuermessbetrag nach folgender Tabelle (Staffeltarif): endgültiger Gewerbeertrag bis 12.000 € 12.000 € bis 24.000 € 24.000 € bis 36.000 € 36.000 € bis 48.000 € mehr als 48.000 € Steuermessbetrag Steuermesszahl – Staffelersparnis 1% des Gewerbeertrags –0€ 2% des Gewerbeertrags – 120 € 3% des Gewerbeertrags – 360 € 4% des Gewerbeertrags – 720 € 5% des Gewerbeertrags – 1.200 € d.h.: 75.500 € 5% – 1.200 € = 2.575 € (= Steuermessbetrag) GewSt = 2.575 € 360% = 9.270 € Kapitalgesellschaft: vorläufiger GE = 100.000 €, h = 360%, m = 5% GewSt = 100.000 € 360% 5% = 18.000 € Quelle: Bornhofen, 2005, S. 558 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 48 Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) Die Umsatzsteuer (USt) belastet als indirekte Steuer folgende Umsätze eines Unternehmens: – Lieferungen und Leistungen – Eigenverbrauch – Unentgeltliche Leistungen von Vereinigungen jeder Art an ihre Mitglieder – Einfuhr – Innergemeinschaftlicher Erwerb Die Umsatzsteuer wird in der Regel vom Endverbraucher getragen, stellt also für den Betrieb einen durchlaufenden Posten dar, den er an das Finanzamt abführt. Der Normalsteuersatz beträgt momentan 16%. Bestimmte Umsätze werden nur mit 7% (z.B. Bücher) belastet bzw. sind steuerfrei. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 49 Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) Zahlenbeispiel Stufe Nettopreis USt 16% Bruttopreis Einkaufspreis 95.000 15.200 110.200 + Wertschöpfung 15.000 2.400 17.400 110.000 17.600 127.600 110.000 17.600 127.600 20.000 3.200 23.200 130.000 20.800 150.800 Zahllast Großhandel: = Verkaufspreis 2.400 Einzelhandel: Einkaufspreis + Wertschöpfung = Verkaufspreis 3.200 Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 75 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 50 Vergleich der steuerlichen Belastungen Personengesellschaft Kapitalgesellschaft GewSt: Abzug Managementvergütung – + GewSt: Freibetrag + – GewSt: Ermäßigter Eingangstarif + – ESt: Gewerbesteueranrechung + – ESt = 25% ○ ○ ESt > 25% – + ESt < 25% + – ESt = 40% ○ ○ ESt > 40% – + ESt < 40% + – ESt/KSt: Belastung einbehaltener Gewinne ESt/KSt: Belastung ausgeschütteter Gewinne + Vorteil, – Nachteil, ○ ausgeglichen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 51 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren – Führung » Planung » Organisation » Kontrolle – Personalwirtschaft » Motivationstheorien » Führungsstile » Arbeitszeit » Entlohungssysteme – Betriebsmittel Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 52 Führung Führung ist ein Grundtatbestand, der in allen organisierten Gruppen auftritt, die gemeinsame Ziele verfolgen. Der Führung obliegt es, auf die Personen in geeigneter Weise einzuwirken, um alle Ziele durch kollektives Handeln zu erreichen. Begriffliche Abgrenzung: – institutionaler Ansatz – funktionaler Ansatz Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 53 Führung Institutionale Erklärung Führungsmerkmale Entscheidungsarten Risikomerkmale Strategisches Vorgehen Zielsetzungsentscheidung, langfristig top management Taktisches Vorgehen Zielerreichungsentscheidung, mittelfristig Operatives Vorgehen Mittelentscheidung und Realisation, kurzfristig oberste Führung middle management lower management Existenzstörend Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit und großer Schadenshöhe mittlere Führung Existenzgefährdend Risiken mit untersch. Eintrittswahrscheinlichkeit und mittlerer Schadenshöhe untere Führung Tragbar Risiken mit großer Eintrittswahrscheinlichkeit und geringer Schadenshöhe Schadensfrequenz Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 98 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 54 Führung Funktionale Erklärung Führungsfunktionen Multifunktionale Erklärung Planung Organisation Kontrolle Entscheidung Verantwortung Repräsentation Monofunktionale Erklärung Treffen von Entscheidungen Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 99 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 55 Planung Planung bedeutet, zukünftiges Handeln unter Beachtung des Rationalprinzips gedanklich vorweg zu nehmen. Inhalt Ziele Maßnahmen Hauptmerkmale der Planung sind damit Zukunftsbezogenheit und Rationalität. Ressourcen strategisch Eine mögliche Differenzierung der Planung nach ihren Ebenen, ihrem Inhalt und ihren Bereichen zeigt die nebenstehende Abbildung. operativ Ebenen Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 102 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 56 Planung Aufgaben 1. Unternehmensleitbildung (Vision & Mission) – Unterstützung bei der Formulierung der allgemeinen Unternehmensgrundsätze (Aufgaben der obersten Führungsspitze) 2. Strategische Planung – Langfristige Planung von Strategien für bestimmt Produkt-MarktKombinationen – Entwicklung von Plänen zur Schaffung und Erhaltung von Erfolgspotenzialen bzw. der langfristigen Produktionsprogrammplanung 3. Operative Planung – Entwicklung kurz- und mittelfristiger Pläne für alle betrieblichen Funktionsbereiche auf Basis der strategischen Planung – Erarbeitung von Maßnahmenkatalogen 4. Erfolgs- und Liquiditätsplanung – Abstimmung der obigen drei Teilkomplexe des unternehmerischen Planungssystems mit dem Finanzbereich in Form von Planerfolgsrechungen, Planbilanzen und Finanzplänen (bzgl. des Gesamtunternehmens) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 57 Vision & Mission Beispiele IKEA: – Die IKEA-Geschäftsidee besteht darin, ein breites Sortiment formschöner und funktionsgerechter Einrichtungsgegenstände zu Preisen anzubieten, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können. Pfizer: – We will become the world‘s most valued company to patients, customers, investors, business partners, and the communities where we work and live. – We dedicate ourselves to humanity‘s quest for longer, healthier, happier lives through innovation in pharmaceutical, consumer, and animal health products. Coca-Cola: – The Coca-Cola Company exists to benefit and refresh everyone it touches. – The basic proposition of our business is simple, solid and timeless. When we bring refreshment, value, joy and fun to our stakeholders, then we sucessfully nurture and protect our brands, particularly Coca-Cola. That is the key to fulfilling our ultimate obligation to provide consistently attractive returns to the owners of our business. Quelle: Unternehmenswebsites Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 58 Vision & Mission Beispiele Mary Kay – Mary Kay‘s mission is to enrich women‘s lives. – We will do this in tangible ways, by offering quality products to consumers, financial opportunities to our independent sales force and fulfilling careers to our employees. We will also reach out to the heart and spirit of women, enabling personal growth and fulfillment for the women whose lives we touch. We will carry out our mission in a spirit of caring, living the positive values on wich our Company was built. ExxonMobil – Exxon Mobil Corporation is committed to being the world‘s premier petroleum and petrochemical company. To that end, we must continuously achieve superior financial and operating results while adhering to the highest standards of business conduct. These unwavering expectations provide the foundation for our commitments to those with whom we interact. Quelle: Unternehmenswebsites Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 59 Betriebswirtschaftliche Zielbegriffe Wirtschaftlichkeit & Produktivität Wirtschaftlichkeit bezeichnet das monetär bewertete Verhältnis zwischen Zweckerfüllung und Mitteleinsatz: Wirtschaft lichkeit Leistung 100% Kosten Produktivität ist ein Maß für die mengenmäßige Ergiebigkeit der Kombination von Produktionsfaktoren: Pr oduktivitä t Output 100% Input – Beispiel: Arbeitspro duktivität erzeugte Menge 100% Arbeitsstu nden Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 60 Betriebswirtschaftliche Zielbegriffe Rentabilität Als Rentabilität bezeichnet man den Erfolg einer Periode bezogen auf das eingesetzte Kapital oder den Umsatz: Gesamtkapitalrentabi lität Eigenkapitalrentabil ität Gewinn 100% Eigenkapital Fremdkapitalrentabil ität Umsatzrent abilität Gewinn Fremdkapitalzinsen 100% Gesamtkapital Fremdkapitalzinsen 100% Fremdkapital Gewinn ( Fremdkapit alzinsen) 100% Umsatz Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 61 Betriebswirtschaftliche Zielbegriffe Leverage-Effekt Der Leverage-Effekt besagt, dass die sukzessive Aufnahme von Fremdkapital (Erhöhung des Verschuldungsgrades V) Auswirkungen auf die erwartete Eigenkapitalrentabilität E(rEK) hat. Es sei – NG = Nettogewinn – BG = Bruttogewinn – EK = Eigenkapital – FK = Fremdkapital – i = Fremdkapitalzinssatz – rEK = Eigenkapitalrendite – rGK = Gesamtkapitalrendite Verschuldungsgrad: V FK EK Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 62 Betriebswirtschaftliche Zielbegriffe Leverage-Effekt Somit gilt: rEK NG BG FK i rGK GK FK i FK rGK (rGK i) rGK (rGK i) V EK EK EK EK bzw.: E(rEK ) E(rGK ) V (E(rGK ) i) d.h.: Der Erwartungswert der Eigenkapitalrendite nimmt mit wachsendem Verschuldungsgrad V zu, falls E(rGK) > i. Aber gleichzeitig nimmt das Risiko der Eigenkapitalrendite mit steigendem Verschuldungsgrad quadratisch zu: Var(E(rEK)) = Var((rGK – i) V + rGK) = Var(V rGK + rGK – i V) = (1 + V)2 Var(rGK) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 63 Shareholder Value-Ansatz Alternative Bezeichnungen: – Wertorientierte Unternehmenssteuerung – Wertsteigerungsanalyse – Wertsteigerungsansatz Gemeinsame Zielsetzung – Disziplinierung des Managements – Ausrichtung der Unternehmenspolitik an den Interessen der Aktionäre – Maximierung des Eigenkapital-Marktwerts Die Entwicklung von Shareholder Value-Konzepten geht vor allem zurück auf Alfred Rappaport: “Creating Shareholder Value“ (1986). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 64 Prinzipal-Agenten-Problematik Allgemein: Vorliegen von Informationsasymmetrien und Interessenkonflikten, wenn eine Partei (Agent) im Auftrag einer anderen Partei (Prinzipial) agiert. Wesentliches Merkmal von Aktiengesellschaften: Besitz des Eigenkapitals von AGen ist in der Regel breit gestreut. – Vorteil: » Trennung der beiden Funktionen “Management“ und “Risikotragung“ wird ermöglicht. » Beschaffung größerer Mengen Eigenkapitals wird erlaubt. – Nachteil: » Kleinaktionäre sind nicht in der Lage, ihre Kontrollfunktion vernünftig auszufüllen (Free Rider Problematik). » Problem der Trennung von Eigentum und Kontrolle. Manager von AGen haben die Möglichkeit, den sich ihnen bietenden diskretionären Handlungsspielraum für die Verfolgung eigener Interessen auszunutzen ( Shareholder Value-Konzept). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 65 Stakeholder-Ansatz Der Erfolg einer Unternehmung ist in entscheidender Weise von den unternehmensspezifischen Investitionen aller mit der Unternehmung verbundenen Gruppen abhängig (sog. Stakeholder); dazu gehören z.B. neben den Aktionären: – Kunden – Mitarbeiter – Lieferanten – Kreditgeber – Staat – Gesellschaft Die mit unternehmensspezifischen Investitionen verbundenen Quasirenten können nicht bereits ex ante auf alle beteiligten Kooperationsparteien aufgeteilt werden, Verträge werden immer unvollständig formuliert. Nach Erfüllung aller expliziten Vertragselemente verbleiben immer noch implizite Ansprüche der übrigen Interessensgruppen, da auch sie etwas auf dem Spiel (at stake) stehen haben. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 66 Stakeholder- vs. Shareholder-Ansatz Stakeholder-Ansatz Shareholder-Ansatz Hintergrund Das Unternehmen existiert, um die Das Unternehmen existiert, um Ansprüche aller Interessendas Vermögen seiner Eigentümer gruppen umzusetzen zu mehren Erfolgsmaßstab Maximierung der Differenz zwischen den Anreizen und Beiträgen aller Gruppen Maximierung der zukünftigen diskontierten Zahlungen an die Eigentümer Beurteilung Nicht operational, da auf interpersonellen Nutzenvergleichen aufbauend; pluralistisch Operational, da auf Markt- und Ressourceneffizienz ausgerichtet; monistisch Unternehmensziel Maximierung des Stakeholder Value Maximierung des Shareholder Value Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 107 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 67 Gesamtunternehmensstrategie Funktionalstrategien Sind die Ziele festgelegt, müssen Strategien entwickelt werden. Die Formulierung der Strategien erfolgt sowohl auf Unternehmensebene (corporate strategy) als auch auf der Ebene der strategischen Geschäftseinheiten (business strategy). Ferner sind für die einzelnen betrieblichen Funktionalbereiche strategische Entscheidungen zu treffen. Gesamtunternehmensstrategie Festlegung des Produkt-Markt-Konzeptes Geschäftsfeld 1 GF-Strategie z.B.: Kostenführerschaft Geschäftsfeld 2 GF-Strategie z.B.: Differenzierung Geschäftsfeld 3 GF-Strategie z.B.: Kostenführerschaft Geschäftsfeld 4 GF-Strategie z.B.: Nischenpolitik F&E Beschaffung Produktion Absatz Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 108 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 68 Strategische Planung Bei der strategischen Planung handelt es sich um einen Prozess, in dem eine Analyse der gegenwärtigen Situation sowie der zukünftigen Chancen und Risiken stattfindet. Es werden formuliert: – Absichten – Ziele – Strategien – Maßnahmen Dadurch wird aufgezeigt, wie das Unternehmen seine vorhandenen Ressourcen optimal einsetzt. Die strategische Planung fällt in den Aufgaben- und Verantwortungsbereich der Unternehmensleitung. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 69 Strategische Planung Grundstruktur 1. Analyse-Phase 2. Ziel-Phase 3. Strategien-Phase Das Unternehmen und seine Umwelt - Umweltanalyse - Ressourcenanalyse Langfristige Unternehmensabsichten - Qualitative Ziele - Quantitative Ziele Strategiebestimmung - Unternehmensstrategie - Geschäftsfeldstrategie 2. Funktionalstrategie 1. Wertsystemanalyse 4. Bewertungsphase 5. Ausführungsphase 6. Kontroll-Phase - Quantitative Bewertung - Qualitative Bewertung Festlegung der Maßnahme und Ziele Überprüfung der strategischen Pläne -Prämissenkontrolle - Durchführungskontrolle 3. Strat. Überwachung Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 103 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 70 SWOT-Analyse Stärken, Schwächen, Gelegenheiten Bedrohungen Die SWOT-Analyse ist eine der meist genutzten Analyse-Techniken, um einerseits die internen Stärken und Schwächen der Unternehmung, andererseits die externen positiven bzw. negativen Umweltbedingungen aufzudecken. Strengths/Weaknesses Opportunities/Threats Typ1: Relativer Marktanteil Marktwachstum Typ2: Wettbewerbsposition Branchenattraktivität Erfolgspotenzial Zu beachten ist, dass die SWOT-Analyse in erster Linie „Rohdaten“ liefert mittels derer eine tiefer gehende strategische Analyse ermöglicht wird. Quelle: Hahn/Hungenberg, 2001, S. 1126f. (sehr ausführlich) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 71 McKinsey-7-S-Modell Auf Basis der Stärken und Schwächen des Unternehmens muss eine optimale Anpassung des Unternehmens an seine Umwelt erfolgen. Die „Stellschrauben“ bringt das 7-S-Modell von McKinsey zum Ausdruck: Structure (Struktur) Strategy (Strategie) Systems (Systeme) Superordinate Goals (Selbstverständnis) Skills (Spezialkenntnisse) harte Faktoren weiche Faktoren Style (Stil) Staff (Stammpersonal) Quelle: Oechsler, 1994, S. 275 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 72 Umweltanalyse Mit Hilfe der Umweltanalyse sollen der Unternehmensführung möglichst vollständige, sichere und genaue Informationen über das betriebliche Umfeld zur Verfügung gestellt werden. Globale Umwelt Ökonomie Unternehmensspezifische Umwelt Arbeitsmarkt Ökologie Absatzmarkt Unternehmen Beschaffungsmarkt Technologie Kapitalmarkt Gesellschaft Staat Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 104 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 73 Umweltanalyse Klassifizierung von Umweltbedingungen Verschiedene externe (d.h. nicht vom Unternehmen beeinflussbare) Umweltbedingungen können sowohl positiven (opportunity) als auch negativen (threat) Einfluss auf unternehmerische Tätigkeit und Erfolg haben. Ökonomische Faktoren Soziokulturelle Faktoren Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Höhe des verfügbaren Einkommens Einkommensverteilung Pro-Kopf-Einkommen Konsumneigung Zinsen Steuersätze Bruttoinlandsprodukt Einstellungen, Meinungen und Werte Lebensstil Arbeitseinstellung Technologische und ökologische Faktoren Demografische Faktoren Erfindungen Entwicklungen in alternativen Industriezweigen hergestellte Produkte und Folgewirkungen Abfallprodukte im Herstellungsprozess Bevölkerungsaufbau (Überalterung) Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung Geografische Verteilung der Bevölkerung Politisch-rechtliche Faktoren nationale Gesetzgebung Produzentenhaftung Umweltgesetzgebung Deregulierung Zulassungsbestimmungen Globale Faktoren Wechselkurse Globalisierung Supranationale Gesetzgebung Zölle Exportbeschränkungen Quelle: In Anlehnung an Beschorner/Peemöller, 2005, S. 82 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 74 Klassifizierung von Umweltbedingungen Beispiel Faktor Industrie positiv negativ ökonomisch Zinssenkung Immobilien Versicherungswirtschaft x Hersteller von Fitnessgeräten Fleischproduzenten x Hersteller von Mehrwegverpackungen Dosenhersteller x Solaranlagen Mineralölindustrie x Altersheime Babyprodukte x Logistikunternehmen (nationale) Textilindustrie x x soziokulturell stärkeres Gesundheitsbewusstsein x politisch-rechtlich Gesetz zur Einführung des Dosenpfands technologisch/ökologisch Umweltverschmutzung demografisch alternde Bevölkerung x x x global zunehmender weltweiter Handel x Quelle: In Anlehnung an Dess/Lumpkin/Taylor, 2004, S. 50 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 75 Wettbewerbskräfte (Porter‘s Five Forces Model of Industry Competition) Mittels dieser Branchenstruktur-Analyse kann die Wettbewerbssituation und das Gewinnpotential abgeschätzt werden. In der Folge wird aus diesen Erkenntnissen eine effektive Wettbewerbsstrategie abgeleitet. Potenzielle neue Konkurrenten Bedrohung durch neue Konkurrenten Lieferanten Verhandlungsmacht der Lieferanten Wettbewerber in der Branche Rivalität unter den Unternehmen Verhandlungsmacht der Abnehmer Abnehmer Bedrohung durch Ersatzprodukte und -dienste Ersatzprodukte Quelle: Porter, 1980/1998, S. 4 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 76 Wettbewerbskräfte (Porter‘s Five Forces Model of Industry Competition) Potentielle neue Konkurrenten: Das Ausmaß an Bedrohung durch neue Wettbewerber ergibt sich insbesondere aus den existierenden Markteintrittbarrieren: – steigende Skalenerträge (economies of scale), d.h. sinkende Grenzkosten bei zunehmender Produktionsmenge – Produktdifferenzierung, z.B. durch bekannte Markennamen und entsprechende Kundenloyalität – hohe Anfangsinvestitionen – „switching costs“, d.h. der Kunde muss beim Wechsel von einem Unternehmen zu einem anderen mit einmaligen Kosten rechnen Fehlt es in einer Branche an entsprechenden Markteintrittsbarrieren, so ist die von neuen Konkurrenten ausgehende Gefahr tendenziell hoch. Quelle: Porter, 1980/1998, S. 7ff. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 77 Wettbewerbskräfte (Porter‘s Five Forces Model of Industry Competition) Bedrohung durch Ersatzprodukte: Ersatzprodukte begründen eine Preisobergrenze für die Produkte einer Branche. Je attraktiver das PreisLeistungs-Verhältnis der Ersatzprodukte ist, desto nachteiliger ist dies für die Profitabilität in der Branche Verhandlungsmacht der Abnehmer: Die Käufer „bedrohen“ die Profitabilität einer Branche, indem sie Preise drücken, mehr Qualität oder Serviceleistungen fordern und Wettbewerber gegeneinander ausspielen. Die Macht der Abnehmer ist umso größer, – je größer der Anteil eines einzelnen Käufers am Gesamtumsatz des Unternehmens ist – je standardisierter und undifferenzierter die verkauften Produkte sind – je niedriger die „switching costs“ sind – je größer die Gefahr ist, dass die Käufer selbst in den Markt eindringen (backward integration) Quelle: Porter, 1980/1998, S. 23ff. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 78 Wettbewerbskräfte (Porter‘s Five Forces Model of Industry Competition) Verhandlungsmacht der Lieferanten: Spiegelbildlich zur Macht der Abnehmer besteht die Macht der Lieferanten darin Preise zu erhöhen, sowie die Qualität ihrer Produkte zu senken bzw. Dienstleistungen einzuschränken. Dies gilt insbesondere unter folgenden Umständen: – es existieren relativ wenige Lieferanten – es gibt keine Alternativen zu den Produkten der Lieferanten – die eigene Branche ist selbst kein großer Abnehmer für die Lieferanten – die Produkte der Lieferanten ist besonders wichtig für die eigene Branche – es existieren hohe „switching costs“ – es besteht die Gefahr, dass die Lieferanten in die eigene Branche eindringen (forward integration) Quelle: Porter, 1980/1998, S. 27ff. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 79 Wettbewerbskräfte (Porter‘s Five Forces Model of Industry Competition) Rivalität unter den Unternehmen: Zu den typischen Wettbewerbsstrategien gehören Preissenkungen, Rabattaktionen, verstärkter Kundenservice und längere Garantiezeiten, Werbefeldzüge und die Einführung neuer Produkte. Intensiver Wettbewerb resultiert insbesondere aus folgenden Umständen: – zahlreiche bzw. ähnlich große Unternehmen – geringes Wachstum in der Branche – hohe Fixkosten – geringe Differenzierungsmöglichkeiten bzw. niedrige „switching costs“ – hohe Marktaustrittsbarrieren Quelle: Porter, 1980/1998, S. 17ff. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 80 Ressourcenanalyse Wertschöpfungskette (Porter) Die Analyse der Wertschöpfungskette (value-chain analysis) betrachtet das Unternehmen als einen sequentiellen Prozess von wertschöpfenden Aktivitäten. Ein Unternehmen ist insoweit profitabel, wie die geschaffenen Werte die Kosten übersteigen, die bei der Produktion seiner Produkte und Dienstleistungen entstehen. Unternehmensinfrastruktur Gewinnspanne unterstützende Aktivitäten Personalwirtschaft Technologieentwicklung Beschaffung EingangsMarketing AusgangsOperationen logistik und Vertrieb logistik Kundendienst primäre Aktivitäten Quelle: Porter, 1985/1998, S. 66; vgl. auch Gutenberg Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 81 Wertschöpfungskette (Porter) Strategische Ansatzpunkte Kostenreduktion/-eliminierung Differenzierung 1. In einzelnen Wertschöpfungssegmenten 2. Zwischen einzelnen Wertschöpfungssegmenten der eigenen Wertkette 3. Zwischen einzelnen Wertschöpfungssegmenten der eigenen Wertkette und der Wertkette anderer Akteure 4. Über die gesamte Wertkette Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 82 Wertschöpfungskette (Porter) Konkrete Ansatzpunkte (Beispiele) Eingangslogistik – Lage und Verteilung der Distributionszentren zur Minimierung der Lieferzeiten – Hervorragendes Material- und Inventar-Kontrollsystem Operationen – Optimaler Automatisierungsgrad – Qualitätssicherungssysteme zur Kostensenkung und Qualitätsverbesserung Marketing und Vertrieb – Motiviertes und kompetentes Vertriebspersonal – Effiziente Preisstrategien Ausgangslogistik – Effektives Liefersystem zur schnellen und fehlerlosen Warenauslieferung Kundendienst – Schnelle Reaktion auf Kundenwünsche, Reklamationen und Notfälle – Kompetentes Servicepersonal durch laufendes Training Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 83 Wertschöpfungskette (Porter) Konkrete Ansatzpunkte (Beispiele) Unternehmensinfrastruktur – Enge Kontakte zu allen wichtigen Stakeholdern des Unternehmens – Exzellentes Planungssystem zur Erreichung der Unternehmensziele Personalwirtschaft – Erfolgreiches Recruiting und geeignete Fortbildungsmaßnahmen – Effektive Anreizsysteme Technologieentwicklung – Enge Kooperation zwischen F&E-Bereich und anderen Abteilungen – Kreative und innovative Arbeitsatmosphäre Beschaffung – Entwicklung von Win-Win-Beziehungen mit Lieferanten – Fähigkeit die richtigen Make-or-Buy-Entscheidungen zu treffen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 84 Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Kunden Welche Leistungen sollten wir für unsere Kunden erbringen, um die Strategie zu verwirklichen? Geschäftsprozesse Vision und Strategi e Wie müssen wir die Geschäftsprozesse optimieren, um Gesellschafter und Kunden zufrieden zu stellen? Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Finanzen Welche Erwartungen haben unsere Gesellschafter an unser finanzielles Ergebnis? Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Balanced Scorecard Wie können wir unsere Veränderungs- und Wachstumspotenziale fördern um unsere Strategieverwirklichungskompetenz zu steigern? Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Innovation und Lernen Quelle: Nach Kaplan/Norton, 1996, S. 9 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 85 Balanced Scorecard Die Balanced Scorecard (BSC) ist eine ganzheitlich orientierte, kennzahlenbasierte Managementmethode, die von Robert Kaplan und David Norton entwickelt wurde (1992). Die Balance Scorecard setzt die (vorgegebene) Vision und Strategie eines Unternehmens in Beziehung zu relevanten internen und externen Aspekten und betrachtet deren Wechselwirkungen. Zur Einführung der BSC ist ein effektives und effizientes Projektmanagement notwendig, da der Prozess des Aufbaus einer BSC relativ viel ManagementKapazität bindet. Die Ursache hierfür liegt in dem hohen Abstimmungsbedarf zwischen den Führungskräften, um ca. 20 ausgewogene und aussagekräftige Kennzahlen abzuleiten. Mehr dazu in der Controlling-Vorlesung. Quelle: Nach Kaplan/Norton, 1996, S. 9; Hahn/Hungenberg, 2001, S. 254 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 86 Generische Wettbewerbsstrategien (Porter) Grundprinzip Laut Michael E. Porter gibt es drei generische Wettbewerbsstrategien (generic strategies) durch die die fünf Wettbewerbskräfte erfolgreich überwunden werden können: Strategischer Vorteil Beschränkung auf ein Segment Einzigartigkeit aus der Sicht des Käufers Kostenvorsprung Differenzierung Kostenführerschaft (differentiation) (overall cost leadership) Konzentration auf Schwerpunkte (focus) Quelle: Porter, 1980/1998, S. 39 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 87 Generische Wettbewerbsstrategien (Porter) Risiken Kostenführerschaft – technologische Veränderungen, Nachahmung, Vernachlässigung notwendiger Produkt- oder Marketing-Änderungen, Kostensteigerung Differenzierung – zu große Kostenunterschiede, sinkende Nachfrage, Nachahmung Konzentration – zu große Kosten- oder zu geringe Differenzierungsunterschiede, neue Anbieter auf Teilmärkten Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 88 Erfahrungskurve Die Erfahrungskurve (von Bruce D. Henderson, BCG, im Jahr 1968 entwickelt) beschreibt den empirisch feststellbaren Zusammenhang zwischen Stückkosten und kumulierter Output-Menge. Sie besagt, dass bei jeder Verdopplung der kumulierten Ausbringungsmenge die Stückkosten potenziell um 10-30% sinken. 90%-Erfahrungskurve 80%-Erfahrungskurve 70%-Erfahrungskurve Dieses Kostensenkungspotenzial tritt jedoch nicht von allein ein, sondern muss vom Management genutzt werden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 89 Erfahrungskurve: Ursachen Größendegression (statisch): – Fixkostendegression (stückzahlabhängiger Mengeneffekt) – Economies of Scale (stückzahlabhängiger Betriebsgrößeneffekt) Erfahrungseffekte (dynamisch): – Technischer Fortschritt – Rationalisierung (input- bzw. outputorientiert) – Lernkurveneffekte (Lernen, Spezialisierung) In engem Zusammenhang mit dem Erfahrungskurven-Konzept stehen das Total Quality Management (TQM) sowie Kaizen (schrittweise Perfektionierung, kontinuierlicher Verbesserungsprozess; von Toyota entwickelt). Mehr dazu in der Controlling-Vorlesung. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 90 Produktlebenszyklus Break Even www.4managers.de/../10-Inhalte/Dateien/produktlebenszyklus_01.pdf Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 91 Produktlebenszyklus Einführung – beginnender Umsatz, aber noch keine Gewinne – hoher Aufwand für Werbung und Verkaufsförderung – Anlaufschwierigkeiten der Produktion und hohes Risiko – Ende der Einführungsphase bei Erreichen der Gewinnschwelle Wachstum – überproportional steigender Umsatz – steigende Gewinne und geringes Risiko – abnehmender Aufwand für Werbung und Verkaufsförderung – Ende der Wachstumsphase bei maximalem Grenzumsatz bzw. maximaler Gewinnrate Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 92 Produktlebenszyklus Reifezeit – abnehmende Umsatzzuwachsraten – fallender Grenzumsatz – fallende Gewinne – steigender Aufwand für Werbung und Verkaufsförderung – zunehmendes Risiko durch aufkommende Konkurrenzprodukte – Ende der Reifephase bei Tendenz zu stagnierendem Umsatz Sättigung – stagnierender Umsatz – Grenzumsatz gegen Null – geringe Gewinne – erhöhter Aufwand für Werbung und Verkaufsförderung – stärkeres Risiko – Ende der Sättigungsphase, wenn der Umsatz trotz entsprechender Gegenmaßnahmen merklich zurückgeht Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 93 Produktlebenszyklus Degeneration – fallender Umsatz – negativer Grenzumsatz – keine Gewinne – Aufwand für Werbung und Verkaufsförderung nutzlos – hohes Risiko – Ende der Degenerationsphase durch Herausnahme des Produktes aus dem Markt Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 94 Portfolioanalyse hoch BCG-Matrix (Marktwachstum-Marktanteil-Portfolio) Der „relative Marktanteil“ ist der Marktanteil des Unternehmens im Verhältnis zum Marktanteil des größten Konkurrenten. % Stars 22 Fragezeichen 20 18 Marktwachstumsrate 16 14 Die Größe der Kreise repräsentiert die Bedeutung der jeweiligen Geschäftseinheit (SGE) für das Gesamtgeschäft. 12 10 Cash-Kühe Arme Hunde 8 6 hoch niedrig 0,1x 0,2x 0,3x 0,4x 0,5x 1,5x 1x 4x 0 2x 2 10x niedrig 4 Die BCG-Matrix baut auf der ErfahrungskurvenAnalyse und dem ProduktlebenszyklusModell auf. Relativer Marktanteil Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 109 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 95 Portfolioanalyse BCG-Matrix (Marktwachstum-Marktanteil-Portfolio) Aus der Einteilung der strategischen Geschäftsfelder in vier Kategorien lassen sich Normstrategien ableiten: – Fragezeichen (question marks): stark negative Cash Flows Strategie: Entweder Tätigen von hohen Investitionen zum Ausbau des Marktanteils (Offensivstrategie) oder Aufgabe des Geschäftsfeldes (Defensivstrategie). – Stars (stars): positive Cash Flows Strategie: Tätigen von Investitionen zur Entwicklung einer starken Wettbewerbsposition. – Cash-Kühe (cash cows): stark positive Cash Flows Strategie: Tätigen von Erhaltungsinvestitionen und Abschöpfen der verbleibenden Cash Flows. – Arme Hunde (poor dogs): geringe oder negative Cash Flows Strategie: Abschöpfen der Cash Flows bzw. Marktaustritt. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 96 Portfolioanalyse Cash-Situation Marktwachstum hoch niedrig Wachstumsphase Einführungsphase Investitionsstrategien Offensivstrategien Reifephase Sättigungsphase Abschöpfungsstrategien Desinvestitionsstrategien hoch niedrig Relativer Marktanteil Investitionen (in EUR) Umsatz-Cash-Flow (in EUR) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 97 Marktattraktivitäts-/Wettbewerbspositions-Matrix (McKinsey-Portfolio) 100% hoch mittel niedrig 0% 100% Expandieren: Wachstumsstrategien, Investieren Marktattraktivität hoch mittel niedrig Auswählen: Gebiete der Selektion; Rationalisierung und Gewinnrealisierung Abschöpfen: Gebiete der Desinvestition; der Ertrags- und Liquiditätsmaximierung 0% Wettbewerbsposition Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 98 Produkt-Markt-Matrix (Ansoff-Matrix) Von Igor Ansoff entwickelte Methode zur Fällung strategischer Entscheidungen (ca. 1965): Produkt bestehend neu bestehend Marktdurchdringung (market penetration) Produktentwicklung (product development) neu Marktentwicklung (market development) Diversifikation (diversification) Markt Marktdurchdringung: Das Unternehmen wächst mit bestehenden Produkten in seinem aktuellen Marktsegment (Verdrängungswettbewerb). Markterschließung: Unternehmenswachstum wird erzielt durch die Erschließung neuer Marktsegmente für die bestehenden Produkte. Produktentwicklung: Das Unternehmen entwickelt neue Produkte für die bereits bestehenden Marktsegmente, in denen es aktiv ist. Diversifikation: Das Unternehmen entwickelt neue Produkte für neue Märkte. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 99 Kernkompetenzen Kernkompetenzen sind die dauerhafte Ursache für den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens. Die von Prahalad und Hamel (1990) maßgeblich beeinflusste Definition der „Kernkompetenz“ beinhaltet folgende Kriterien: – Eine Kernkompetenz soll dem Unternehmen den Zugang zu einer Vielzahl von Absatzmärkten verschaffen – sie muss sich folglich nach dem Prinzip der Synergie in mehreren Märkten Gewinn bringend einsetzen lassen. – Eine Kernkompetenz muss von hohem Kundennutzen sein, indem sie direkt zu den Vorzügen eines Endprodukts beiträgt, die vom Kunden wahrgenommen werden. – Eine Kernkompetenz darf von Konkurrenten nur schwer zu imitieren sein. – Eine Kernkompetenz ist kein einzelnes Aktivum, sondern ein (intelligentes) Bündel von Fähigkeiten und Technologien, und sie entsteht durch die Integration mehrerer individueller Fähigkeiten. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 100 Globale Märkte Ein Unternehmen, das international tätig ist, sieht sich zwei entgegen gesetzten Kräften ausgesetzt: – zum einen dem Druck zur Kostenreduktion – zum anderen der Notwendigkeit sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen hoch Aus diesem Trade-Off lassen sich drei wesentliche internationale Wettbewerbsstrategien ableiten: Kostendruck Global Strategy Transnational Strategy Multidomesti c Strategy niedrig lokale Anpassung hoch Quelle: Nach Dess/Lumpkin/Taylor, 2004, S. 222 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 101 Globale Märkte Einstiegsformen hoch Investmentumfang & Risiko Unternehmen haben zahlreiche Möglichkeiten, um in internationalen Märkten zu expandieren. Üblicherweise wird dabei am Anfang auf Expansionsformen zurückgegriffen, die zwar weniger Kontrolle über das Geschäft erlauben, jedoch auch mit geringerem Aufwand und weniger Risiko verbunden sind: eigenes Tochterunternehmen Joint Venture Strategische Allianz Franchising Lizenzvergabe Export niedrig Unabhängigkeit & Kontrolle hoch Quelle: Nach Dess/Lumpkin/Taylor, 2004, S. 227 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 102 Operative Planung Art der Ableitung Top-down Formulierung der Unternehmensgesamtziele durch die Führungsspitze Vorgehensweise Vorteile Nachteile Ableitung über die Hierarchiestufen Bottom-up Ermittlung der Umsatzziele z.B. über Außendienstmitarbeiter anhand von Schlüsselkunden Zusammenfassung aller daraus abgeleiteten Werte über die Hierarchiestufen bis zur Führungsspitze Gegenstromverfahren Vorgabe der Gesamtziele durch die Führungsspitze Beurteilung und Anpassung der Größen auf jeder Hierarchiestufe nach den Gegebenheiten Berücksichtigung strategischer Aspekte Widerspruchsfreie Ziele Schnelle Ableitung Einbindung der Kenntnisse vor Ort Dialog zwischen strategischen Aspekten und Realität Motivation der Mitarbeiter Motivierung der Mitarbeiter Stärkere Marktorientierung Widerspruchsfreie Ziele Mangelnde Realitätsnähe Vergangenheitsorientierung Geringere Motivation und Akzeptanz Abteilungskonflikte Zeitaufwendiges Verfahren der iterativen Zyklen Verteilungskämpfe der beteiligten Einheiten Im Konflikt dominiert die Führungsspitze geringe Anforderungshöhe Aufwändige Rückkopplung erforderlich Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 115 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 103 Kapitalwertmethode Grundlagen Die Kapitalwertmethode ist ein dynamisches Verfahren der Investitionsrechnung. Durch Abzinsung (Diskontierung) auf den Zeitpunkt t = 0 (Beginn der Investition) werden Zahlungen, die zu beliebigen Zeitpunkten anfallen, vergleichbar gemacht (Barwert). Der Kapitalwert einer Investition ist die Summe der Barwerte aller durch diese Investition verursachten Zahlungen (Ein- und Auszahlungen). Voraussetzung ist jedoch, dass zwischenzeitliche kumulierte Überschüsse sofort zum Kalkulationszinssatz angelegt werden (Wiederanlageprämisse). Eine Investition ist absolut vorteilhaft, wenn ihr Kapitalwert nicht negativ ist. Werden mehrere Investitionsalternativen verglichen, so ist die mit dem größten Kapitalwert die relativ vorteilhafteste. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 104 Kapitalwertmethode Beispiel Folgendes Investitionsprojekt soll realisiert werden: t=0 Auszahlung t=1 t=2 t=3 t=4 t=5 +15,00 € +25,00 € +45,00 € +25,00 € +5,00 € t=4 t=5 -100,00 € Einzahlung Errechnung des Kapitalwerts bei einem Zins von 6% t=0 t=1 t=2 t=3 -100,00 € 14,15 € 22,25 € 15,00 € 25,00 € 37,78 € 19,80 € 45,00 € 25,00 € 3,74 € 5,00 € -2,28 € Investition sollte nicht getätigt werden, weil der Kapitalwert negativ ist (-2,28€). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 105 Kapitalwertmethode Beurteilung Beurteilung der Kapitalwertmethode: – Die Vorteilhaftigkeit einer Investition hängt bei diesem Investitionsrechnungsverfahren stark von dem Ansatz des Kalkulationszinssatzes ab, der für notwendig erachtet wird. Mit steigendem Kalkulationszinssatz nimmt der Kapitalwert ab. – Die Vergleichbarkeit mehrerer Investitionsobjekte ist nur gegeben, wenn der Anfangsinvestitionsbetrag, die Nutzungsdauer und die Zahlungsüberschüsse gleich sind. Gegebenenfalls sind Differenzbeträge bzw. Restzeiträume mit dem Kalkulationszinssatz zu überbrücken oder Ergänzungsinvestitionen in die Berechnung einzubeziehen. – Die Kapitalwertmethode enthält die Annahme, dass sich alle Ergänzungsinvestitionen zum Kalkulationszinssatz verzinsen. Mehr dazu in Investition & Finanzierung (ABWL IV) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 106 Organisation Unter Organisation versteht man einerseits den Prozess der Entwicklung der Ordnung aller betrieblicher Tätigkeiten, andererseits das Resultat dieses Gestaltungsprozesses, d.h. die Gesamtheit aller Regelungen. Unterscheidung zur Erleichterung der wissenschaftlichen Durchdringung in: – Ablauforganisation: prozessuale Betrachtung – Aufbauorganisation: statische Betrachtung In der Praxis sind Strukturen und Abläufe untrennbar verbunden und synchron zu gestalten. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 107 Organisation Abgrenzung zu Improvisation und Disposition Organisation Inhalt Improvisation Integrative Steuerung einheitliche Dauerregelungen auf längere Sicht provisorische Ad-hocRegelungen auf kürzere Sicht; Vorstufe zur Organisation Art der Struktur stabile Struktur labile Struktur Regelungsart generell Anwendung wiederholbare Vorgänge, Arbeitseilung, nicht zu komplex Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Disposition Einzelmaßnahmen: a) gebunden an organisatorische oder improvisatorische Regeln b) frei je nachdem ob a) oder b) fallweise neuartige ungewöhnliche, unerwartet auftretende Situationen wenn eine generelle Regelung nicht möglich oder technisch, ökonomisch nicht sinnvoll ist 19.10.2006 108 Aufbauorganisation Zweck der Aufbauorganisation ist es, eine sinnvolle arbeitsteilige Gliederung und Ordnung der betrieblichen Handlungsprozesse durch die Bildung und Verteilung von Aufgaben (Stellen) zu erreichen, d.h. welche Aufgaben sollen von wem ausgeführt werden. Teilaufgabe Stellen Abteilung Teilaufgabe Stellen Teilaufgabe Stellen Hauptabteilung Aufgabe Abteilung Teilaufgabe Stellen Aufgabenanalyse Aufgabensynthese Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 120 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 109 Elemente der Aufgabe 1 6 Verrichtungsvorgang • körperliche u. • geistige Tätigkeiten Raum • geografisches Gebiet • Standort • Ausgestaltung 2 5 Objekt • Personen • Sachen Zeit • Zeitpunkt • Zeitdauer • Häufigkeiten Aufgabe 3 Aufgabenträger • Personen • Maschinen 4 Arbeitsmittel • Org-Mittel • Büro-Maschinen • Einrichtung etc. Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 121 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 110 Leitungssysteme Einliniensystem Beim Einliniensystem untersteht eine Stelle genau einem Vorgesetzten. Einheit der Auftragserteilung (Fayol, 1916) – „one man, one boss“ Instanz Instanz Instanz Instanz Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 124 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 111 Leitungssysteme Mehrliniensystem Das Mehrliniensystem geht auf das von Taylor 1911 entwickelte Funktionsmeistersystem zurück. Dabei werden jeder Stelle mehrere Instanzen vorgesetzt. Diese Mehrfachunterstellung fördert die Spezialisierung von Leitungsfunktionen und verkürzt die Kommunikationswege. Vorrichtungsmeister Geschwindigkeitsmeister Prüfmeister Werkstätten Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 124 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 112 Leitungssysteme Stab-Linien-System Beim Stab-Linien-System wird das Liniensystem durch besondere Stellen ergänzt, die weder Instanzen, noch ausführende Stellen sind. Sie sollen fachlich beraten und Entscheidungen vorbereiten. Diese so genannten Stabsstellen oder Stäbe besitzen keine Entscheidungsoder Anordnungskompetenz und sind damit Leitungshilfsstellen (Teil der Sekundärorganisation). Instanz Stab Instanz Stab Instanz Stab Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 125 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 113 Leitungssysteme Vergleich positiv negativ EinlinienSystem - klare und eindeutige Zuweisung von Unterstellungsverhältnissen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten - Überschaubarkeit und Einfachheit der Beziehungsstruktur - Schutz der Hierarchie vor Über- und Eingriffen von Dritten - starke Beanspruchung der übergeordneten Einheiten mit Koordinationsaufgaben - lange und umständliche Weisungs- und Informationswege - personale Abhängigkeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern MehrlinienSystem - Spezialisierung durch Funktionsteilung - direkte Weisungs- und Informationswege - Betonung der Fachautorität - sachliche Konfliktträchtigkeit zur Erzeugung produktiver Konflikte für neuartige Lösungen - schwierige Abgrenzung von Zuständigkeiten, Weisungen und Verantwortlichkeiten für ein gesamthaft koordiniertes Handeln - Schwierigkeit der Fehlerzurechnung - sachliche Konfliktträchtigkeit mit der Gefahr der Ausuferung in den persönlichen Bereich - fachliche Beratung durch Leitungshilfsstellen - Vorbereitung von Entscheidungen - Macht ohne Verantwortung - Ineffizienzen durch Abwehrreaktionen der Linie - Konflikte durch unterschiedliche Selbst- und Fremdbilder - Motivationsmängel bei Stäben Stab-LinienSystem Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 114 „Leitungssysteme“ im Vergleich traditionell südamerikanisch feministisch arabisch Ölförderer italienisch römisch-katholisch chinesisch Quelle: Le Temps Stratégique Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 115 Organisationsstruktur Funktionale Organisation Unter der funktionalen Organisation versteht man eine Gliederung der Einheiten einer Organisation nach Verrichtungen (Prozessen) auf der zweiten Hierarchieebene unterhalb der Unternehmensleitung. Die Leitung erfolgt dabei nach dem Einliniensystem. Beispielsweise sind viele Klein- und Mittelbetriebe in die Bereiche Forschung & Entwicklung, Produktion, Marketing & Vertrieb und Verwaltung unterteilt. Diese Form der Primärorganisation stellt die älteste Organisationsform in der Entwicklungsgeschichte dar. Unternehmensführung Forschung & Entwicklung Beschaffung Fertigung Finanzierung & Verwaltung Absatz Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 126 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 116 Funktionale Organisation Bewertung Vorteile – Spezialisierung – Kostendegression – klare Aufgaben-, Kompetenz- und Verantwortungsbereiche Nachteile – erschwerte Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen/Funktionsbereichen – Übergewicht des Spezialistentums – fehlendes Verständnis für andere Funktionsbereiche (Bsp.: Konflikt Marketing und Produktion, Ressortdenken) – niedrige Produkt- und Marktorientierung – unklare Ergebnisverantwortung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 117 Funktionale Organisation Beispiel: Allianz Lebensversicherungs-AG Ressortgliederung Allianz Leben Vorstandsvorsitz Informationssysteme Finanzen & Privatkunden Personal- & Sozialwesen Vertrieb Konzern- & Firmenkunden Mathematik, Organisation, Rechnungsw. Führungskräfte (ltd. Angestellte) Corporate Privacy (Datenschutz) Ärzte Betriebsarzt Sondervertrieb International Department Life Arbeitssicherheit Rechtsabteilung Informationssysteme Vertrieb Finanzcontrolling Personal SpezialOrganisation Konzern- & Firmenkunden Controlling & Betriebswirtschaft Revision Customer Relationship Management Hypotheken, Darlehen Vertrieb-Leitung Steuer Interne Dienste Unternehmenskommunikation Informationssysteme Finanzen Versicherungsbetrieb Organisation Leitungsbereich Financial Services Informationssysteme Leben Niederlassungen Mathematik & Produktentwicklung Rechnungswesen Software, Technologie, Architektur Quelle: Gemäß Vahs, 2005, S. 148 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 118 Organisationsstruktur Divisionale Organisation (Spartenorganisation) Zentralstab Unternehmensführung Zentralbereich Beschaffung Sparte Produktgruppe A F&E Sparte Produktgruppe B Beschaffung Fertigung Sparte Produktgruppe C Zentralbereich Finanzierung Zentralbereich Personal Sparte Produktgruppe D Absatz Quelle: In Anlehnung an Vahs, 2005, S. 150; auch Grochla, 1995, S. 138 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 119 Divisionale Organisation Erläuterung Die divisionale Organisation, auch als Spartenorganisation oder Geschäftsbereichsorganisation bezeichnet, gliedert auf der zweiten Hierarchieebene Organisationseinheiten nach Objekten (Produkte, Kundengruppen, Regionen). Diese Einheiten werden Sparten Geschäftsbereiche oder Divisionen genannt, manchmal auch als Strategische Geschäftseinheiten (SGE, SBU) bezeichnet. Diese Organisationsform ist eine Grundform der Primärorganisation und durch die Form des Einliniensystems gekennzeichnet. Der Grad der Dezentralisation in einer divisionalen Organisation kann unterschiedlich ausgeprägt sein: – zentrale Spartenorganisation (geringer Grad an Spartenautonomie; wenige, kleine und homogene Sparten; geringe Komplexität der Steuerungsinstrumente) – dezentrale Spartenorganisation (hoher Grad an Spartenautonomie; viele, große und diversifizierte Sparten; hohe Komplexität der Steuerungsinstrumente) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 120 Divisionale Organisation Bewertung Vorteile – Entlastung der obersten Unternehmensleitung – hohe Motivation – erhöhte Flexibilität und Koordination – exaktere Erfolgsbeurteilung Nachteile – Synergieverluste – Spartenegoismus – erhöhter Bedarf an Leitungsstellen – höherer Koordinierungsbedarf Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 121 Divisionale Organisation Beispiel: Bertelsmann AG Quelle: www.bertelsmann.de, September 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 122 Organisationsstruktur Matrix-Organisation Management F&E Produktion … Vertrieb divisional Sparte A Sparte B Sparte C … funktional Quelle: Traditionelle Formen der Aufbauorganisation auf www.synergie.de.vu Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 123 Matrix-Organisation Erläuterung Die Matrixorganisation ist ein Mehrliniensystem mit gleichzeitiger Verrichtungs- und Objektgliederung. – Die Verrichtungsgliederung, d.h. die Gliederung nach Funktionsbereichen wie beispielsweise Beschaffung, Produktion, Marketing, bildet typischerweise die vertikale Dimension (Linieninstanz). – Die Objektgliederung – z.B. die Gliederung nach Märkten, Produkten oder Regionen – bildet dann die horizontale Dimension (Matrixinstanz). Die Weiterentwicklung der Matrix-Organisation in ein dreidimensionales Strukturmodell wird als „Tensororganisation“ bezeichnet. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 124 Matrix-Organisation Bewertung Vorteile – kürzere Kommunikationswege – flexible Berücksichtigung von wettbewerbsrelevanten Aspekten – Spezialisierung der Leitungsfunktion bei gleichzeitiger Entlastung der obersten Unternehmensleitung – Problemlösungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Standpunkte – Vorrang der Sachkompetenz vor der hierarchischen Stellung Nachteile – Gefahr von Kompetenzkonflikten, Machtkämpfen und unbefriedigenden Kompromissen – Zurechnungsprobleme von Erfolgen und Misserfolgen – allgemeiner Mangel an Transparenz – aufwendige Regelungen der Kompetenzen, hohe Koordinationskosten, ein hoher Kommunikationsaufwand – eine schwerfällige und lang andauernde Entscheidungsfindung – ein hoher Bedarf an qualifizierten Managern Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 125 Matrix-Organisation Beispiel 1: Diehl Gruppe Quelle: www.cubeware.de/lng_undp/download/Diehl_Cubeware_SuccessStory.pdf, 1999 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 126 Matrix-Organisation Beispiel 2: Electrabel AG Quelle: finance.electrabel.com/corporate/aboutelectrabel/organisation_en.asp Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 127 Projekt-Organisation Erläuterung Definition der Projekt-Organisation (DIN 69901): „Gesamtheit der Organisationseinheiten und der aufbau- und ablauforganisatorischen Regelungen zur Abwicklung eines bestimmten Projektes.“ Bei der Projektorganisation müssen alle Projektbeteiligten und somit alle betroffenen Abteilungen bzw. Stellen in den Organisationsplan mit eingebunden werden. Da jedes Projekt bestimmte Besonderheiten besitzt, ist bei der Struktur der Projektorganisation darauf zu achten, dass Entscheidungs- und Kommunikationswege sinnvoll definiert sind und das Konfliktpotential niedrig gehalten wird. Darüber hinaus muss eindeutig die Stellung des Projektleiters sowie seine Kompetenzen und Weisungsbefugnisse definiert werden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 128 Organisationsstruktur Projekt-Organisation Reine Projektorganisation Einfluss-Projektorganisation Projektkoordinator Projektleiter Auftrags-Projektorganisation Matrix-Projektorganisation Projektkoordinator Projektleiter Quelle: www.stud.uni-karlsruhe.de/~uchh/project/de/projektorganisation.html Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 129 Projekt-Organisation Bewertung Art der Projektorganisation Vorteile Nachteile - Projektleiter hat volle Kompetenz - Kurze Kommunikationswege - Gefahr des Etablierens der Projektgruppe nach Projektende EinflussProjektorganisation - Geringste Veränderung in der bestehenden Organisation - Projektleiter hat kaum Weisungsbefugnis - Keine personifizierte Verantwortung MatrixProjektorganisation - Schnelle Zusammenfassung von interdisziplinären Gruppen - Förderung von Synergieeffekten - Projektarbeiter arbeiten für zwei Vorgesetzte - Gefahr von Konflikten AuftragsProjektorganisation - Klare Kompetenzabgrenzung - Große Flexibilität bei Multiprojekten - Notwendigkeit einer eigenen Organisationssäule - Konkurrenzdenken der Organisationssäule Reine Projektorganisation Quelle: www.stud.uni-karlsruhe.de/~uchh/project/de/projektorganisation.html Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 130 Moderne Unternehmensstrukturen Unsicherheit der Märkte Entwicklung Schlanke Profit-Center-Organisation Virtuelles Know-how-Unternehmen Neue Medien/andere Kommunikationswege Senkung von Fixkosten Abbau von Hierarchien/Projektorganisation statt Abteilungsorg. Klassische Unternehmenshierarchie Flexible Kosten statt Fixkosten Mittelständisches Know-how-Unternehmen Komplexität der Leistung Quelle: In Anlehnung an Reichwald/Hesch, 1998, S. 88 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 131 Organisationsstruktur Organigramm – Beispiel 1: Universität Ulm Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 132 Organisationsstruktur Organigramm – Beispiel 2: Siemens AG Quelle: www.siemens.de Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 133 Ablauforganisation Die Ablauforganisation lässt sich als produkt- oder dienstleistungsbezogene Koordination der durch die Aufbauorganisation spezialisierten Erfüllungseinheiten verstehen. Sie bewirkt die zeitliche, räumliche und inhaltliche Ordnung von Arbeitsprozessen. – Wer macht was, wo, wann und wie? Durch die statische, in spezialisierte Stellen gegliederte Struktur verlaufen dynamisch die einzelnen Herstellungsprozesse. personale Synthese Ablauforganisation räumliche (lokale) Synthese Arbeitselemente Arbeitsanalyse zeitliche (temporale) Synthese Arbeitssynthese Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 134 Kontrolle Die letzte Phase des Management-Prozesses bildet die Kontrolle. Sie soll die erreichten Ergebnisse registrieren und mit den Plandaten vergleichen. Bei gravierenden Abweichungen – Korrekturmaßnahmen oder – Änderung der Pläne Terminologisch sind zu trennen: – ergebnisorientierte Kontrollen – verfahrensorientierte Kontrollen Strategische Kontrolle: – Soll-Ist Vergleich – Beurteilung, ob Planung und Vollzug übereinstimmen Operative Kontrolle: – periodische Durchführung – Identifizierung von Abweichungen bei der Realisierung der operativen Pläne Ausführlich in der Controlling-Vorlesung. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 135 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren – Führung » Planung » Organisation » Kontrolle – Personalwirtschaft » Motivationstheorien » Führungsstile » Arbeitszeit » Entlohungssysteme – Betriebsmittel Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 136 Personalwirtschaft Ziele Sachziel der Personalwirtschaft Bereitstellung der erforderlichen personellen Kapazität zur Erreichung des Organisationszieles a) in quantitativer Hinsicht b) in qualitativer Hinsicht (nach Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft) zur rechten Zeit und am rechten Ort unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit und Rentabilität als Beurteilungskriterium für die Effizienz personalpolitischer Maßnahmen unter Berücksichtigung der menschlichen Erwartungen (wie Sicherheit, Zufriedenheit usw.) als Voraussetzungen für den sozialen Bestand des Unternehmens ökonomisch sozial Formalziele der Personalwirtschaft Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 140 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 137 Motivation Bedürfnispyramide nach Maslow Wachstumsmotive Selbstverwirklichungsbedürfnisse Bedürfnis nach Entfaltung der Persönlichkeit. Geltungsbedürfnisse Bedürfnis nach Status, Anerkennung Selbsteinschätzung: Bedürfnis nach Können, Selbstständigkeit, Unabhängigkeit Freiheit und Selbstvertrauen. Sekundäre Motive Soziale Bedürfnisse Defizitmotive Bedürfnisse nach Gesellschaft, Kontakt, Liebe, Freundschaft und Kameradschaft. Sicherheitsbedürfnisse Bedürfnis nach klaren, geordneten und vorhersehbaren Verhältnissen und nach persönlicher Sicherheit. Schutz vor Krankheit und Schmerz; Versicherungen für das Alter und gegen Arbeitslosigkeit. Physiologische Bedürfnisse Primäre Motive Wunsch nach Erhaltung des eigenen Organismus und der Art Vorherrschaft vor allen anderen Bedürfniskategorien. Bedürfnis nach Nahrung, Sex, Ruhe, Bewegung, Schutz, Obdach. Quelle: Nach Maslow, 2002, S. 62-75 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 138 Motivation Zweifaktoren-Theorie von Herzberg Prozentuale Häufigkeit der Nennung von Arbeitsfaktoren in „schlechten“ und „guten“ Situationen Unzufriedenheit Unzufriedenheit 30 25 20 15 10 Zufriedenheit Zufriedenheit 5 0 5 10 15 20 25 30 40 Leistung Motivatoren Motivatoren Anerkennung Arbeitsinhalt Verantwortung Aufstieg: Vorankommen Zuwachs an Erfahrung; Entfaltung Gehalt: Bezahlung Firmenpolitik u. Verwaltung Motivatoren Hygiene-Faktoren Technische Anleitung; Führung Beziehung zu Kollegen Beziehung zu Vorgesetzten Arbeitsbedingungen Faktoren des persönlichen Lebens Status Beziehungen zu Mitarbeiter Arbeitsplatzsicherheit 30 25 20 15 10 5 0 5 10 15 20 25 30 40 Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S.147 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 139 Motivation Zweifaktoren-Theorie von Herzberg Die Zweifaktoren-Theorie von Frederick Herzberg (1959) ist eine Theorie der Arbeitszufriedenheit, welche die Humanisierung des Arbeitslebens maßgeblich beeinflusst hat. Folgende zwei Faktoren sollten zur Arbeitszufriedenheit vorliegen: – Motivationsfaktoren – Hygienefaktoren Motivation im Arbeitsbereich soll erreicht werden durch: – attraktivere Gestaltung des Arbeitsinhalts – Schaffung von Verantwortungsbereichen – Herausforderungen durch komplexe Aufgaben – Möglichkeit, mit der Aufgabe zu wachsen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 140 Motivation Weitere Prozesstheorien Anreiz- Beitrags-Theorie – Ein Mitarbeiter vergleicht die durch seine Arbeit geleisteten Beiträge mit den dafür erhaltenen Anreizen (Chester Barnard, 1938). Theorie der Leistungsmotivation – Das Verhalten einer Person wird von der Person selbst und von der Situation bestimmt (John Atkinson, 1957). – Streben nach Erfolg und sich über erbrachte Leistungen freuen. Erwartungs-Wert-Theorie – Ein Weg (z.B. Fortbildungsmaßnahme) wird vom Mitarbeiter nur dann gewählt, wenn er damit ein gewünschtes Ziel (z.B. bessere Bezahlung) erreichen kann (Victor Vroom, 1964). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 141 Führungsstile Autoritärer Führungsstil: – Der Vorgesetzte trifft sämtliche Entscheidungen. Die Meinung des Mitarbeiters ist nicht gefragt, Widerspruch wird nicht geduldet. Patriarchialischer Führungsstil: – Der Vorgesetzte als Patriarch (Patriarchat: Vaterschaft) trifft allein alle Entscheidungen für seine Mitarbeiter. Er sieht sich jedoch zugleich auch in einer besonderen Fürsorgerolle für die Mitarbeiter. Deren Meinung ist allerdings nicht gefragt, Widerspruch wird nicht geduldet. Konservativer Führungsstil: – Der Vorgesetzte erhebt zwar die Meinung der Mitarbeiter, entscheidet aber letztlich nach eigenem Gutdünken. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 142 Führungsstile Partizipativer Führungsstil: – Der Vorgesetzte erhebt die Meinung seiner Mitarbeiter und berücksichtigt deren Meinungen bei seiner Entscheidung. Kooperativer (partnerschaftlicher) Führungsstil: – Den Mitarbeitern werden weitgehende Mitwirkungsmöglichkeiten bei Entscheidungen eingeräumt. Oft steckt der Vorgesetzte nur den Entscheidungsrahmen ab, innerhalb dessen die Mitarbeiter Entscheidungsfreiheit haben. Laissez-faire Führungsstil: – Der Vorgesetzte „lässt alles laufen“ (Laissez-faire). Er setzt keine Grenzen. Führung findet damit nicht mehr statt Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 143 “Management-by-Konzepte“ Management by Exception – Die Führung erfolgt, indem den Mitarbeitern Handlungsspielraum für Routineentscheidungen gewährt wird. Die Führungskräfte greifen nur bei Abweichungen von angestrebten Zielen und in Ausnahmefällen ein. Management by Delegation – Die Führung erfolgt, indem den Mitarbeitern Aufgaben und die damit zusammenhängenden Kompetenzen und Verantwortungen übertragen werden. Management by Objectives – Die Führung erfolgt, indem die von den Mitarbeitern zu erreichenden Ziele zwischen den Führungskräften und den Mitarbeitern vereinbart werden. Die Führungskräfte beurteilen die Mitarbeiter anhand des Erreichens der vereinbarten Ziele. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 144 “Management-by-Konzepte“ Weitere Führungsgrundsätze: – Management by Results – Management by Decision Rules – Management by Systems Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 145 “Management-by-Konzepte“ … inoffiziell Management by Champi(gn)ons – Die Mitarbeiter im dunkeln lassen und mit Mist zudecken. Wenn sie die Köpfe rausstrecken, abschneiden. Management by Helicopter – Über allem schweben, von Zeit zu Zeit auf den Boden kommen, viel Staub aufwirbeln und dann wieder ab nach oben. Management by Jeans – An den wichtigsten Stellen sitzen die größten Nieten. Management by Surprise – Erst handeln, dann von den Folgen überraschen lassen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 146 Arbeitsgestaltung Inhalte der Arbeitsgestaltung: – Arbeitsprozesse: Es geht dabei um die zweckmäßige Organisation des Arbeitsablaufs, um die Fragen des zeitlichen und örtlichen Hinter- und Nebeneinander von Arbeitsvorgängen. – Arbeitsinhalt: Es handelt sich um den Teil des Arbeitsablaufs, der von einer Arbeitskraft oder einer Gruppe zusammenhängend ausgeführt wird. – Arbeitsplatz: Ziel der Arbeitsplatzgestaltung ist die Erzielung optimaler Leistungen durch den Stelleninhaber. – Arbeitszeit: Durch die Arbeitszeitregelung soll der arbeitende Mensch einmal vor Überlastung und Gesundheitsschäden bewahrt werden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 147 Arbeitszeit Die Arbeitszeit ist in der Arbeitszeitordnung und in den Tarifverträgen geregelt. Die Anreizwirkung der Arbeitszeit ergibt sich: – durch Pausenregelungen – durch variable Arbeitszeitregelungen – durch Formen der Teilzeitbeschäftigung » traditionelle Teilzeitarbeit (Halbtagsarbeit) » Teilzeitschichten » Blockteilzeitarbeit (Vollzeitarbeit an einigen Tagen der Woche) » variable Arbeitszeit (Soll-Arbeitszeit für einen längeren Zeitraum) » Partner-Teilzeitarbeit (Job-Sharing) In 2004 betrug die durchschnittliche tatsächliche Arbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten 1.666 Stunden, die tatsächliche Arbeitszeit für den Durchschnitt aller Arbeitnehmer betrug 1.362 Stunden. Quelle: IAB Kurzbericht, 2004, S. 9 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 148 Arbeitszeitmodelle Das wesentliche Ziel von flexiblen Arbeitszeitmodellen ist, einen effizienten Einsatz der Arbeitszeit zu gewährleisten. Dazu stehen prinzipiell vier Stellschrauben der Arbeitszeit zur Verfügung: – Volumen: Umfang der geschuldeten Arbeitszeit des einzelnen Mitarbeiters, z.B. Anzahl der zu leistenden Stunden pro Woche, Monat oder Jahr – Verteilung: Aufteilung des Gesamtstundenvolumens auf die einzelnen Tage der Woche oder die einzelnen Monate des Jahres – Länge: Anzahl der Stunden pro Tag – Lage: Beginn und Ende eines Arbeitstages Arbeitszeitmodelle Tag Woche Monat/Jahr Leben Teilzeit 40-Stunden-Woche Brückentage Flexible Altersgrenze Schichtarbeit 35-Stunden-Woche Sabbatical Frührente Gleitzeit Compressed work week Bildungsurlaub Altersteilzeit Jahresarbeitsvertrag Lebensarbeitszeitkonten Jobsharing individuelle Arbeitszeit KAPOVAZ Auflösung der starren Dreiteilung Ausbildung – Berufsleben – Ruhestand Quelle: In Anlehnung an Beschorner/Peemöller, 2005, S. 156 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 149 Arbeitsbewertung Die wesentlichen Ziele der Arbeitsbewertung sind: – anforderungsabhängige Lohndifferenzierung – genauere Zuordnung der Mitarbeiter auf die Arbeitsplätze – Verbesserung der Arbeitsplätze – fundierte Arbeitsgestaltung Summarisches Verfahren – Arbeitsplatz wird als Ganzes betrachtet Analytisches Verfahren – getrennte Bewertung der einzelnen Anforderungsarten (geistige Anforderungen, körperliche Anforderungen, Verantwortung, Arbeitsbedingungen) eines Arbeitsplatzes Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 150 Entlohnungssysteme Jedes Entlohnungssystem sollte das Gerechtigkeitspostulat der Gleichheit von Leistung und Gegenleistung erfüllen. Zeitlohn: Ein bestimmter Lohnsatz wird für eine feste Zeiteinheit festgelegt. Leistungslohn: Ein fester Lohnbetrag wird für eine bestimmte Leistung gewährt – wichtigste Ausprägung ist der Akkordlohn. Akkordlohn – Zeitakkord: Richtwert der Leistung durch Vorgabezeit gesteckt – Geldakkord: Verdienst aus Menge und Geldsatz je Mengeneinheit Prämienlohn: Zusatzprämie zum Grundlohn Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 151 Entlohnungssysteme Beurteilung der Lohnformen Ökonomische Effizienz Vorteile Nachteile Soziale Effizienz Vorteile Zeitlohn - Keine Beeinträchtigung der Leistungsqualität zugunsten von Mengenleistung (Voraussetzung hinreichend intrinsisch motivierende Tätigkeit) - Kein Anreiz zur Mehrleistung - Risiko der Minderleistung wird kurzfristig ausschließlich von der Organisation getragen. Akkordlohn - Anreiz zu hoher Mehrleistung - Anreiz zur rationellen Gestaltung von Arbeitsabläufen - Beeinträchtigung der Leistungsqualität - Erhöhung der variablen Einsatzfaktorkosten (z.B. erhöhter Verbrauch von betriebs- und Hilfsstoffen). Prämienlohn - Flexibel einsetzbares Leistungsanreizinstrument, - Gegenüber das die Möglichkeit der Akkordlohn - Gegebenenfalls schwierige Nutzung der Vorteile von Zeitgeringere Ermittlung und Akkordlohn unter emotionale weitgehender Vermeidung Belastung ihrer Nachteile bietet. Nachteile - Gewährung von Sicherheit - Unzufriedenheit bei leistungsstarken Mitarbeitern aufgrund nicht entgoltener relativer Mehrleistung - Förderung der (Tausch-) Zufriedenheit - Langfristige Gesundheitsgefährdung wegen Überlastung - Eingeschränkte Kommunikation Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 166 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 152 Entlohnungspolitik Komponenten Leistung Lohn und Gehalt Leistung und Betriebs-zugehörigkeit Unternehmens erfolg Langfristige Leistung* Zusatzleistungen Erfolgsbeteiligung und Vermögensbildung Altersversorgung Jahreseinkommen Ruhestandseinkommen Lebenseinkommen * gemessen an der Funktion und der Dauer der Betriebszugehörigkeit Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 167 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 153 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren – Führung » Planung » Organisation » Kontrolle – Personalwirtschaft » Motivationstheorien » Führungsstile » Arbeitszeit » Entlohungssysteme – Betriebsmittel Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 154 Betriebsmittel Grundlagen Betriebsmittel umfassen die gesamte technische Apparatur, deren sich der Betrieb zur Durchführung des Betriebsprozesses bedient: – Maschinen – Werkzeuge – Grundstücke und Gebäude – Verkehrsmittel – Büroeinrichtungen – EDV-Anlagen etc. Technische Nutzungsdauer – Zeitspanne, in der eine Anlage technisch einwandfreie Nutzungen abgeben kann. Wirtschaftliche Nutzungsdauer – Zeitspanne, in der es wirtschaftlich sinnvoll ist, eine Anlage zu nutzen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 155 Betriebsmittel Abschreibungen Problem: Korrekte Ermittlung der Wertminderung der Betriebsmittel in jeder Periode Abschreibungen – Gebrauchswert von Betriebsmitteln sinkt in den ersten Jahren der Nutzung i.d.R. nur langsam, erst gegen Ende der Nutzungszeit stärker. – Zeitwert (= beim Verkauf erzielbarer Preis von Betriebsmitteln) sinkt hingegen sofort nach Inbetriebnahme stark ab. Wertminderung von Betriebsmitteln durch – Nutzung (Bsp.: PKW) – technischen Fortschritt (Bsp.: EDV-Anlagen) – sonstige Einflüsse wie Witterungseinflüsse (Bsp. Straßenbaumaschinen) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 156 Betriebsmittel Abschreibungen Handelsrechtlich zulässige Abschreibungsmethoden – Lineare Abschreibung » Jährliche Abschreibungsbeträge sind über Nutzungsdauer gleich hoch. » grundsätzlich im Steuerrecht anzuwendende Abschreibungsmethode – Geometrisch-degressive Abschreibung » Gleichbleibender Abschreibungsprozentsatz auf jeweiligen Restbuchwert, gegen Nutzungsende Übergang zu linearer Abschreibung. » Mit Einschränkungen nach §7 Abs. 2 EStG verwendbar. – Arithmetisch-degressive Abschreibung » Abschreibungsbeträge fallen in jeder Periode jeweils um gleichen Betrag. – Leistungsabhängige Abschreibung » Abschreibung in Abhängigkeit von erbrachter Jahresleistung. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 157 Betriebsmittel Kapazität Kapazität bezeichnet das Leistungsvermögen einer Anlage. Technische (Maximal-)Kapazität ist i.d.R. höher als ihr wirtschaftliche Kapazität (= wirtschaftlich optimale Ausbringungsmenge der Anlage). Kapazitätsausnutzung sgrad Ist - Produktion 100 technische Kapazität Problem: Aus der Vielzahl möglicher Anlagen die in quantitativer und qualitativer Hinsicht optimale Anlage auszuwählen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 158 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes – Rechtsformen – Rechtsformwechsel – Unternehmenszusammenschlüsse – Standortwahl Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 159 Rechtsformen Rechtsform: – Typen der Rechtsordnung, die als bewährte Organisationsmuster wichtige Konflikte zwischen den Beteiligten durch Einräumung spezifischer Rechte vorab regeln. Rechtsformwahl als Entscheidungsproblem – Der Einfluss unterschiedlicher entscheidungsrelevanter Umweltbedingungen auf die Ziele der Unternehmung ist zu berücksichtigen. Entscheidungssituation – Unternehmensneugründung, Umwandlung, Gründung von rechtlich selbstständigen Unternehmensteilbereichen Umweltbedingungen Rechtsform Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Ziele 19.10.2006 160 Rechtssubjekte Rechtssubjekte sind Träger von Rechtssubjekte – Rechten (z.B. Eigentum, Zahlungsanspruch) und – Pflichten (z.B. Schadenersatz, Zahlungspflicht) und können natürliche oder juristische Personen sein. Natürliche Juristische Personen Personen Natürliche Personen: – alle Menschen – Einzelunternehmen – Personengesellschaften (z.B. OHG, KG) Juristische Personen – Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) juristische Personen – Genossenschaften des Privatrechts – Vereine, Stiftungen – Körperschaften (z.B. Bund, Länder, Gemeinden, IHK, AOK) juristische Personen des öffentlichen Rechts – Anstalten (z.B. Sparkassen) – Stiftungen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 161 Kriterien für die Wahl der Rechtsform Die Wahl der Rechtsform ist eine langfristig wirksame Entscheidung, die nur schwer revidierbar ist bzw. bei nachträglichen Änderungen meist mit erheblichen Kosten verbunden ist. Darüber hinaus hat die Wahl einer bestimmten Rechtsform zahlreiche rechtliche und praktische Auswirkungen, weshalb eine gründliche Analyse der verschiedenen Kriterien unerlässlich ist: Rechtsformen (Alternativen) Haftung Möglichkeiten der Finanzierung Leitungsbefugnis Prüfung und Publizität Gewinn- und Verlustverteilung Steuerliche Belastung Aufwendungen für die Rechtsform Vertragliche Freiheit Übertragbarkeit der Gesellschaftsanteile Nachfolgeregelung Rechtsformzwang … Entscheidung Quelle: nach Beschorner/Peemöller, 2005, S. 213 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 162 Rechtsformen des Privatrechts Rechtsformen des Privatrechts Erwerbswirtschaftliche Unternehmen Personengesellschaften Einzelunternehmung Offene Handelsgesellschaft Gemeinwirtschaftliche Unternehmen Misch- und Sonderformen Kommanditgesellschaft Stille Gesellschaft Gesellschaft des bürgerlichen Rechts Kapitalgesellschaften Gesellschaft mit beschränkter Haftung Kommanditgesellschaft auf Aktien Aktiengesellschaft GmbH & Co. KG Societas Europea Doppelgesellschaft Limited Genossenschaft Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 217 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 163 Rechtsformen des öffentlichen Rechts Öffentliche Betriebe ohne eigene Rechtspersönlichkeit Administrativ und wirtschaftlich unselbstständige Betriebe Sondervermögen nach §26 BHO z.B. Bundesdruckerei Regiebetriebe (Verwaltungsbetriebe, z.B. Krankenhäuser) mit eigener Rechtspersönlichkeit Administrativ und wirtschaftlich selbstständige Betriebe Autonome Wirtschaftskörperschaften z.B. Bahn bis 1994 Betriebe in öffentlichrechtlicher Gestaltung Kommunale Eigenbetriebe z.B. Verkehrsbetriebe, Museum Öffentlich rechtliche Körperschaft z.B. Ortskrankenkasse Betriebe in privatrechtlicher Gestaltung Rein öffentlicher Betrieb z.B. AG, GmbH Öffentlich rechtliche Stiftung z.B. Stiftung Preußischer Kulturbesitz Gemischtwirtschaftlicher Betrieb z.B. AG, GmbH Öffentlich rechtliche Anstalt z.B. Sparkasse Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 217 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 164 Unterschiede zwischen Personen- und Kapitalgesellschaft Kapitalgesellschaft - eigene Rechtspersönlichkeit (juristische Person), die klagen und verklagt werden kann, selbst Gewinnsteuern zahlt (Körperschaftsteuer) sowie Eigentum (z.B. Grundstücke) erwerben darf - keine vollhaftenden Gesellschafter (außer KGaA) - Geschäftsführer brauchen keine Kapitalbeteiligung haben (Ausnahme KGaA) - Abstimmungen in der Gesellschafterversammlung erfolgen nach Kapitalanteilen - Mindestkapital, Aufsichtsgremium, Statuten Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Personengesellschaft - eingeschränkte Rechtsfähigkeit, jeder vollhaftende Gesellschafter steht gesamtschuldnerisch für die Gesellschaft ein, keine Gewinnsteuerpflicht - mindestens ein Gesellschafter, der mit seinem Privatvermögen haftet (Ausnahme GmbH & Co. KG) - nur vollhaftende Gesellschafter sind zur Geschäftsführung befugt - Abstimmung in der Versammlung der vollhaftenden Gesellschafter erfolgt nach Köpfen - kein Mindestkapital, kein Überwachungsorgan, formloser Gesellschaftervertrag 19.10.2006 165 Personengesellschaften Einzelunternehmung Offene Handelsgesellschaft (OHG) Kommanditgesellschaft (KG) Stille Gesellschaft Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 166 Einzelunternehmen Führung eines Gewerbebetriebs durch eine Person (Kaufmann) Gesetzliche Grundlage: Allgemeine Vorschriften des HGB, soweit nicht ausdrücklich auf Personengesellschaften beschränkt Bedeutung – über 70% aller Unternehmen sind Einzelunternehmen – vor allem kleine und mittlere Unternehmen – Schwerpunkte: Landwirtschaft, Einzelhandel, Handwerk – 40% aller Arbeitnehmer sind in Einzelunternehmen beschäftigt Gründung – Eintrag ins Handelsregister – bestimmte Kapitalausstattung nicht erforderlich – keine besonderen Formvorschriften Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 167 Einzelunternehmen Rechte – Der Einzelunternehmer kann alleine entscheiden. – Dem Einzelunternehmer steht der Gewinn und der Liquidationserlös alleine zu. Pflichten – Der Einzelunternehmer trägt das unternehmerische Risiko. – Er muss die erforderlichen Mittel bereitstellen. – Er haftet mit seinem Privat- und Geschäftsvermögen. – Er muss den Verlust alleine tragen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 168 Offene Handelsgesellschaft (OHG) Gesetzliche Grundlage: §105-160 HGB Bedeutung – zweitbedeutendste Rechtsform von Unternehmen in Deutschland – ebenfalls vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (Familienunternehmen) Gründung – Eintrag ins Handelsregister – formfreier, in der Regel schriftlicher Gesellschaftervertrag Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 169 Offene Handelsgesellschaft (OHG) Rechte – Jeder Gesellschafter ist alleine zur Geschäftsführung berechtigt, falls nichts anderes vereinbart wurde. – Jeder Gesellschafter hat jederzeit ein Recht auf Informationen zur Geschäftslage. – Gewinn wird unter den Gesellschaftern aufgeteilt (zunächst 4%-Verzinsung auf das Kapital je Gesellschafter; Rest nach Köpfen, wenn kein Vertrag besteht). – Jeder Gesellschafter hat einen Anspruch auf den Liquidationserlös entsprechend seines Kapitalanteils. Pflichten – Jeder Gesellschafter ist an den Verlusten beteiligt. – Jeder Gesellschafter haftet mit seinem Privat- und Geschäftsvermögen. – Verlust wird nach Köpfen aufgeteilt. – Publizitätspflicht besteht nur, wenn das Unternehmen aufgrund seiner Größe publizitätspflichtig ist (vgl. PublG). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 170 Kommanditgesellschaft (KG) Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma, durch zwei oder mehr Personen, wobei mindestens ein Gesellschafter unbeschränkt (Komplementär) und mindestens ein Gesellschafter beschränkt (Kommanditist) haftet. Gesetzliche Grundlage: §161-177a HGB Bedeutung – ebenfalls vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (Familienunternehmen) Gründung – Eintrag ins Handelsregister – formfreier, in der Regel schriftlicher Gesellschaftervertrag Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 171 Kommanditgesellschaft (KG) Rechte – bei Komplementären: » wie bei OHG – bei Kommanditisten: » kein Recht auf Geschäftsführung » jedoch Widerspruchsrecht bei außergewöhnlichen Geschäftshandlungen » Einsicht in die Geschäftsunterlagen am Jahresende möglich » Gewinnanteil: zunächst 4%-Verzinsung auf das Kapital je Gesellschafter; Rest nach festgelegtem Schlüssel » keine Privatentnahmen möglich Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 172 Kommanditgesellschaft (KG) Pflichten – bei Komplementären: » wie bei OHG – bei Kommanditisten: » muss die vereinbarte Kapitaleinlage leisten » haftet nur bis zur Höhe seiner Einlagen, jedoch nicht mit seinem Privatvermögen » ist an Verlusten entsprechend der Höhe seines Kapitalanteils beteiligt – generell: » Publizitätspflicht besteht nur, wenn das Unternehmen aufgrund seiner Größe publizitätspflichtig ist. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 173 Stille Gesellschaft Vertraglicher Zusammenschluss eines Unternehmens mit einem Kapitalgeber (stiller Gesellschafter) Gesetzliche Grundlage: §230-237 HGB Gründung – kein Eintrag ins Handelsregister – formfreier, in der Regel schriftlicher Gesellschaftervertrag Rechte – Stiller Gesellschafter hat keinen Einfluss auf die Geschäftsführung. – Er hat lediglich eingeschränkte Kontrollrechte (z.B. Bilanzkontrolle). – Dem stillen Gesellschafter steht ein angemessener Gewinnanteil zu. – Der stille Gesellschafter hat keine Entnahmerechte. Pflichten – Der stille Gesellschafter ist am Verlust beteiligt. – Der stille Gesellschafter haftet nur in Höhe seiner Einlage. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 174 Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) Vertragliche Vereinbarung zwischen mindestens zwei Personen, die sich verpflichten, vereinbarte Beiträge zu leisten, um irgendein gemeinsames Ziel zu erreichen (z.B. Gemeinschaftspraxen). Gesetzliche Grundlage: §705-740 BGB Gründung – kein Eintrag ins Handelsregister – formfreier, in der Regel schriftlicher Gesellschaftervertrag Rechte – gemeinschaftliche Geschäftsführung (häufig wird die Geschäftsführung jedoch einem Gesellschafter übertragen) – gleicher Gewinnanteil für alle Gesellschafter (soweit nichts anderes vereinbart) Pflichten – Jeder Gesellschafter haftet auch mit seinem Privatvermögen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 175 Kapitalgesellschaften Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Aktiengesellschaft (AG) Societas Europea (SE) Limited (Ltd.) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 176 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), deren Gesellschafter mit Anteilen am Stammkapital (gezeichnetes Kapital) beteiligt sind. Gesetzliche Grundlage: – GmbH-Gesetz vom 20.04.1892 mit späteren Änderungen Bedeutung – häufig vorzufindende Rechtsform bei (Familien-)Unternehmen mittlerer Größe – häufig auch bei Tochterfirmen großer Konzerne Gründung – Eintrag ins Handelsregister – Stammkapital muss mindestens 25.000 € betragen (zukünftige Senkung auf 10.000 € vorerst gestoppt) – relativ komplizierte Gründung und hohe Kosten (z.B. Notar, Rechtsanwalt) im Vergleich zu Personengesellschaften Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 177 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Rechte – Jeder Gesellschafter kann in der Gesellschafterversammlung nach dem Verhältnis seiner Gesellschaftsanteile mitbestimmen. – Jeder Gesellschafter hat Anspruch auf den Gewinn, der ihm aufgrund seiner relativen Anteile am Stammkapital zusteht. – Jeder Gesellschafter hat Anspruch auf Einsicht in die Bücher und unverzügliche Auskunft des Geschäftsführers zum Geschäftsablauf. – Jeder Gesellschafter hat einen Anspruch auf den Liquidationserlös entsprechend seines Kapitalanteils. Pflichten – Jeder Gesellschafter haftet nur in Höhe seiner Einlage. – Jeder Gesellschafter muss seine Stammeinlage fristgerecht einzahlen. – Es besteht Publizitätspflicht. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 178 Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Organe – Geschäftsführer » leitet die Gesellschaft » muss nicht Gesellschafter sein – Aufsichtsrat » bei mehr als 2.000 Mitarbeitern » überwacht die Geschäftsführung – Gesellschafterversammlung » Feststellung der Jahresbilanz » Verteilung des Gewinns » Bestellung und Abberufung des Geschäftsführers » Erteilung von Weisungen an den Geschäftsführer usw. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 179 Aktiengesellschaft (AG) Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), deren Gesellschafter mit Einlagen in Form von Aktien am Grundkapital beteiligt sind. Gesetzliche Regelung: – Aktiengesetz (AktG vom 06.09.1965 mit späteren Änderungen) Bedeutung – bedeutendste Rechtsform der Kapitalgesellschaften – vor allem für große Gesellschaften und Konzerne Gründung – Eintrag ins Handelsregister – Grundkapital muss mindestens 50.000 € betragen – notariell zu beurkundender Gesellschaftsvertrag – Kosten der Gründung sind hoch Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 180 Aktiengesellschaft (AG) Rechte – Jeder Gesellschafter kann an der Hauptversammlung teilnehmen und hat dort » ein Stimmrecht entsprechend seiner Aktienanteile » ein Recht auf Auskunft über die Angelegenheiten der Gesellschaft. – Jeder Gesellschafter hat Anspruch auf den Gewinnanteil (Dividende), der ihm aufgrund seiner Aktienanteile am Grundkapital zusteht. – Jeder Gesellschafter hat in der Regel ein Anrecht auf neue Aktien bei einer Kapitalerhöhung. – Jeder Gesellschafter hat einen Anspruch auf den Liquidationserlös entsprechend seines Aktienanteils. Pflichten – Jeder Gesellschafter haftet nur in Höhe seiner Einlage. – Es besteht Publizitätspflicht. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 181 Aktiengesellschaft (AG) Organe – Vorstand » leitet die Gesellschaft » besteht aus einer oder mehreren Personen » wird vom Aufsichtsrat für höchstens fünf Jahre bestellt – Aufsichtsrat » bestellt und überwacht den Vorstand » ist berechtigt, die Bücher und Unterlagen der Gesellschaft einzusehen – Hauptversammlung » Bestellung der Mitglieder des Aufsichtsrats » Verwendung des Gewinns usw. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 182 Societas Europea (SE) Die Rechtsform einer Societas Europea (Europa AG) wurde im Dezember 2000 vom EU Ministerrat in Nizza beschlossen. Damit wurde nach einer mehr als 40-jährigen Diskussion die Einführung einer europäischen Aktiengesellschaft Wirklichkeit. – Z.B. plant aktuell (2005) die Allianz AG die Umwandlung in eine SE. Gesetzliche Regelung: Gesetz zur Einführung der Europäischen Gesellschaft (SEEG vom 22.12.2004) Gründung: – durch Verschmelzung von mindestens zwei Aktiengesellschaften aus mindestens zwei verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU – durch Bildung einer SE-Holdingsgesellschaft, an der AGen oder GmbHs aus mind. zwei verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten beteiligt sind – durch Gründung einer SE-Tochtergesellschaft aus mind. zwei verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten – durch Umwandlung einer AG, die seit mindestens zwei Jahren eine Tochtergesellschaft in einem anderen Mitgliedsstaat hat, in eine SE Quelle: Financial Times Deutschland, 7. Oktober 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 183 Societas Europea (SE) Sitz: – Die Satzung der SE muss als Sitz den Ort innerhalb der EU bestimmen, an dem sich die Hauptversammlung befindet. Leitung: – entweder dualistisches System » weitgehend wie bei einer AG mit Vorstand und Aufsichtsrat – oder monistisches System » Die SE wählt in ihrer Satzung ein Verwaltungsorgan, das sowohl für Leitung und Kontrolle zuständig ist. » Man unterscheidet zwischen geschäftsführenden und nicht geschäftsführenden Mitgliedern des Verwaltungsrats. » Geschäftsführung wird von Direktoren, die wiederum vom Verwaltungsrat bestellt werden, wahrgenommen. » Direktoren sind weisungsabhängig vom Verwaltungsrat und sind deshalb weniger selbstständig als Vorstände einer AG. ansonsten weitgehend wie eine AG Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 184 Limited (Ltd.) In verschiedenen Urteilen (insbesondere Centros, Überseering, Inspire Art) hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass es gegen die Niederlassungsfreiheit verstößt, wenn Unternehmen, die in einem EU-Staat registriert sind, nicht in allen anderen EU-Staaten Geschäfte tätigen dürfen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Deutsche in Großbritannien eine Limited gründen, die ausschließlich in Deutschland tätig ist. Eine (Private) Limited Company (Ltd.) ist der GmbH in Deutschland vergleichbar. Gründung: – Notwendig sind ein Shareholder (Gesellschafter), Director (Geschäftsführer) und ein Secretary (Sekretär); allerdings reichen zwei Personen aus, da der Director entweder Shareholder oder Secretary gleichzeitig sein darf. – Das Mindestkapital beträgt 1 £, wobei 1.000 £ üblich sind. – Eine Limited kann als Vollhafter einer Ltd. & Co. KG eingesetzt werden. Bekanntes Beispiel: Müller Ltd. & Co. KG Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 185 Misch- und Sonderformen Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) GmbH & Co. KG Doppelgesellschaft Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 186 Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) KG mit mindestens einem Komplementär sowie weiteren Kommanditisten, die Aktien am Unternehmen halten Verbindung von Personen- und Kapitalgesellschaft Gesetzliche Regelung: §278-290 AktG; ansonsten siehe AG und KG Leitung – Geschäftsführung – Aufsichtsrat – Hauptversammlung Vorteil – Da die Geschäftsführung in den Händen von persönlich haftenden Gesellschaftern liegt, handeln diese gewissenhaft. Nachteil – geringe Einflussmöglichkeiten der Kommandit-Aktionäre – Zielkonflikt bei Festsetzung der Dividende Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 187 GmbH & Co. KG KG, bei der der Komplementär eine GmbH ist. Die Gesellschafter der GmbH sind zugleich Kommanditisten der KG. Gesetzliche Regelung: im Handelsrecht nicht geregelt; es gelten die Vorschriften zu GmbH und KG Leitung – Geschäftsführung und Vertretung der GmbH und Co. KG obliegt der GmbH. – Da die GmbH als juristische Person nicht die Leitung wahrnehmen kann, bestellen die Gesellschafter für sie einen Geschäftsführer. – Im Gegensatz zur KG ist damit die Trennung von Unternehmensleitung und Gesellschafterstellung möglich. Vorteile – steuerliche Behandlung wie eine KG – Gewinnverlagerung möglich – haftungsrechtliche Vorteile, da – obwohl Personengesellschaft – keine natürliche Person unbeschränkt haftet Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 188 Doppelgesellschaft Entstehung durch Aufspaltung eines bisher einheitlichen Unternehmens in zwei juristisch selbstständige Bestandteile, wobei der eine Teil in der Rechtsform einer Personengesellschaft und der andere Teil in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft weitergeführt wird. Gesetzliche Regelung: im Gesetz nicht geregelt Übliche Formen der Betriebsaufspaltung – Besitzgesellschaft (Personengesellschaft) und Vertriebsgesellschaft (Kapitalgesellschaft) – Produktionsgesellschaft (Personengesellschaft) und Vertriebsgesellschaft (Kapitalgesellschaft) Vorteile – haftungs- und steuerrechtlicher Natur – familiäre Besitzverhältnisse Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 189 Genossenschaft (eG) Genossenschaften sind Gesellschaften (Vereine) mit nicht geschlossener Mitgliederzahl (aber mind. 7), welche die Förderung des Erwerbs und der Wirtschaft ihrer Mitglieder unter gemeinschaftlicher Firma zum Inhalt haben. Gesetzliche Grundlage: – Genossenschaftsgesetz (GenG vom 01.05.1889 mit späteren Änderungen) keine eigene Gewinnerzielungsabsicht Genossenschaften sind juristische Personen, aber weder Personen- noch Kapitalgesellschaften Kapital setzt sich aus Einlagen der Mitglieder zusammen Genossenschaften sind Handelsgesellschaften gleichgestellt Haftung: Für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft haftet das Vermögen der Genossenschaft, nicht jedoch der einzelne Genosse Leitung: – Vorstand – Generalversammlung – Aufsichtsrat Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 190 Wichtigste Merkmale der verschiedenen Rechtsformen Mind.zahl Gründer Eigenkapital Haftung Leitung Kontrolle Vertragliche Grundlage Unbeschränkt Geschäftsinhaber - - Gesellschafter - Gesellschaftsvertrag Einzelunternehmung 1 Einlage OHG 2 Einlagen KG 2 Einlagen Komplementär: unbeschränkt Kommanditist: auf Einlage beschränkt Komplementäre Kommanditisten Gesellschaftsvertrag Stille Gesellschaft 2 Einlagen Stiller Gesellschafter haftet nur mit Einlage, wenn Verlustbeteiligung vereinbart Geschäftsinhaber Stiller Gesellschafter Gesellschaftsvertrag GbR 2 Gesellschaftsvermögen Unbeschränkt Gesellschafter (Einstimmigkeitsprinzip) - Gesellschaftsvertrag GmbH 1 Stammkapital (mind. 25.000 €) Beschränkt auf Gesellschaftsvermögen Geschäftsführer Aufsichtsrat und GesellschafterVersammlung Gesellschaftsvertrag AG 5 Grundkapital ( mind. 50.000 €) Beschränkt auf Gesellschaftsvermögen Vorstand Aufsichtsrat und Hauptversammlung Satzung Genossenschaft 7 Geschäftsanteile Beschränkt auf Gesellschaftsvermögen; ggf. Nachschusspflicht Vorstand Aufsichtsrat und Generalversammlung Statut Unbeschränkt Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 245 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 191 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes – Rechtsformen – Rechtsformwechsel – Unternehmenszusammenschlüsse – Standortwahl Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 192 Wechsel der Rechtsform Gründe – Unternehmenswachstum – Wirtschaftliche Entwicklung, Strukturverschiebungen – Änderung gesetzlicher Rahmenbedingungen – Änderungen der persönlichen und familiären Verhältnisse Der Wechsel der Rechtsform wird als Umwandlung bezeichnet. Man unterscheidet: – Umgründung: formelle Liquidation der alten Rechtsform; die Vermögensgegenstände und Schulden werden einzeln auf die neue Rechtsform übertragen – Umwandlung » Umwandlung ohne formelle Liquidation » übertragende Umwandlung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 193 Wechsel der Rechtsform Umwandlung i.w.S. Umgründung (mit Liquidation) Umwandlung i.e.S. (ohne Liquidation) Einzelunternehmung in Personengesellschaft formwechselnde Umwandlung übertragende Umwandlung Personengesellschaft in andere Personengesellschaft verschmelzende Umwandlung errichtende Umwandlung Kapitalgesellschaft in Personengesellschaft Personengesellschaft in Kapitalgesellschaft Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 248 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 194 Mögliche Umwandlungsfälle Umwandlung in von Einzelunternehmen Einzelunternehmen – Personengesellschaft GmbH AG oder KGaA Umgründung Übertragende Umwandlung (§§56 a-f UmwG) oder Umgründung Übertragende Umwandlung (§§50-56 UmwG) oder Umgründung Übertragende Umwandlung (§§46-49 UmwG) oder Umgründung Übertragende Umwandlung (§§40-45 UmwG) oder Umgründung Personengesellschaft Übertragende Umwandlung Formwechselnde Umwandlung (§§139 I, 162 III HGB) GmbH Übertragende Umwandlung (§§24,15 UmwG) oder Umgründung Übertragende Umwandlung (§24, 3-14, 16-20 UmwG) oder Umgründung AG oder KGaA Übertragende Umwandlung (§15 UmwG) oder Umgründung Übertragende Umwandlung (§3-14, 16-20 UmwG) oder Umgründung – Formwechselnde Umwandlung (§§369 AktG) oder übertragende Umwandlung (§15 UmwG) Formwechselnde Umwandlung (§§376 bzw. 389 AktG) oder übertragende Umwandlung auf die Allein-/Hauptgesellschafterin (§§24, 15 UmwG) Formwechselnde Umwandlung (§§362 bzw. 366 AktG) oder übertragende Umwandlung (§15 UmwG) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 250 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 195 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes – Rechtsformen – Rechtsformwechsel – Unternehmenszusammenschlüsse – Standortwahl Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 196 Unternehmenszusammenschlüsse Ziele Erlangung von Beschaffungsvorteilen – Sicherung der Beschaffungsquellen – Verbesserung der Stellung gegenüber Lieferanten durch gemeinsame Beschaffung Erlangung von Produktionsvorteilen – Erfahrungsaustausch – Normung/Standardisierung mit dem Ziel der Kostensenkung durch Großserien – verbesserte Auslastung der Fertigungskapazität – optimale Beschäftigung durch vertikalen Zusammenschluss – verfahrenstechnische Vorteile durch Zusammenfassung von Produktionseinheiten (horizontaler Zusammenschluss) – Kostenvorteile durch gemeinsame Forschung und Entwicklung – Produktionstechnischer Ausgleich von Bedarfsschwankungen – Rationalisierung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 197 Unternehmenszusammenschlüsse Ziele Erlangung von Absatzvorteilen – Schaffung einer gemeinsamen Vertriebsorganisation (horizontaler Zusammenschluss) – Reduzierung und Ausschaltung des Wettbewerbs – Ausgleich saisonaler Schwankungen – Risikoverteilung durch Diversifizierung – regionale Vorteile durch flächendeckende Vertriebsorganisation Erlangung von finanzwirtschaftlichen Vorteilen – Ausnutzung steuerlicher Vorteile – Risikoverteilung zur Absicherung von Liquidität und Unternehmensertrag – verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt durch breitere Kapitalbasis Erlangung von wirtschaftspolitischen Vorteilen – politische Einflussnahme durch Verbände auf Gesetzgeber – Wahrung der Arbeitgeberinteressen gegenüber Gewerkschaften Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 198 Unternehmenszusammenschlüsse Formen Unternehmenszusammenschlüsse Leitungswirtschaftliche Verbindung horizontal diagonal Erscheinungsform des Zusammenschlusses Dauer der Verbindung vorübergehend vertikal (backward, forward) dauerhaft Konsortium Interessengemeinschaft Kartell Konzern Trust Zunehmende Intensität der Verbindung Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 254 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 199 Konsortium & Interessengemeinschaft Konsortium – Als Konsortium bezeichnet man den vertraglichen Zusammenschluss von mehreren Unternehmen zur Erreichung eines bestimmten abgegrenzten Zieles. – Es ist eine Gelegenheitsgesellschaft, welche nur für eine gewisse Zeit gegründet wird (bis zur Erreichung des Gründungszweckes). – Gewinn wird unter den Mitgliedern (Konsorten) aufgeteilt – meist in der Rechtsform der GbR geführt Interessengemeinschaft – Eine Interessengemeinschaft ist der meist dauerhafte Zusammenschluss von rechtlich und wirtschaftlich selbstständig bleibenden Unternehmen zur Wahrung und Förderung gemeinsamer Interessen. – Auf diesen Gebieten wird die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit daher vertraglich eingeschränkt. – meist in der Rechtsform der BGB-Gesellschaft geführt (reine Innengesellschaft) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 200 Kartelle Ein Kartell ist der relativ enge und dauerhafte vertragliche Zusammenschluss rechtlich selbstständig bleibender Unternehmen zur Regelung bestimmter Wettbewerbsverhältnisse. Die wirtschaftliche Selbstständigkeit wird z.T. eingeschränkt. Ziel der Kartellbildung ist der Versuch, dem Wettbewerb auszuweichen oder den Wettbewerb auszuschalten. Die rechtliche Form von Kartellen umfasst deshalb relativ lose Bindungen in Form von Absprachen (“Frühstückskartelle“) über die BGB-Gesellschaft bis hin zur institutionalisierten, selbstständigen Dachorganisation mit eigener Rechtspersönlichkeit (GmbH oder AG), bei der dann die dem Kartell angeschlossenen Mitglieder nach außen nicht mehr in Erscheinung treten. Werden bestimmte Unternehmensfunktionen im Kartell zusammengefasst, z.B. Beschaffung, spricht man von Syndikaten. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 201 Kartelle gesetzliche Regelung Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), auch Kartellgesetz genannt – Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen zwischen Unternehmen sind nichtig (§1 GWB Kartellverbot). – Verboten sind auch abgestimmte Verhaltensweisen, die wie verbotene Kartellverträge wirken. – viele Ausnahmen existieren (§§2-8 und §§99-105 GWB) EU-Vertrag – Wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen und Beschlüsse sind untersagt. – Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung von Unternehmen ist verboten. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 202 Kartelle Kartellbehörden Kartellbehörden sind (§44 GWB) – das Bundeskartellamt für genehmigungspflichtige Kartelle – die nach Landesrecht zuständigen obersten Landesbehörden für anmeldepflichtige Kartelle – der Bundesminister für Wirtschaft für Sonderkartelle Die Prüfung, Beurteilung und Überwachung von Kartellen durch die Kartellbehörden bereitet Schwierigkeiten, da ein Nachweis von wettbewerbsbeschränkenden Absprachen oder Maßnahmen häufig nicht möglich ist. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 203 Kartelle Verbotene Kartellarten Preiskartelle – Preisabsprachen über Mindestpreis oder Einheitspreis von verschiedenen Anbietern Submissionskartelle – Preisabsprachen von Anbietern bei Ausschreibungen Syndikate – Beschaffung oder Absatz der angeschlossenen Mitglieder erfolgt durch zentrale Einrichtung Kontingentierungskartelle – Absprachen zur Erzielung einer künstlichen Verknappung des Angebots Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 204 Kartelle Ausnahmen von Kartellverboten Bereichsausnahmen (z.B. Verträge der Deutschen Bahn) Anmeldepflichtige Kartelle – werden wirksam, wenn sie bei der zuständigen Kartellbehörde angemeldet werden – z.B. Normen-, Typenkartelle Widerspruchskartelle – werden erst wirksam, wenn die Kartellbehörden nicht innerhalb von 3 Monaten nach der Anmeldung widerspricht – z.B. Konditionen-, Rabattkartelle Genehmigungspflichtige Kartelle – müssen zu ihrer Wirksamkeit von der Kartellbehörde genehmigt werden – z.B. Rationalisierungs-, Strukturkrisenkartelle Konjunkturkrisenkartelle (Sonderkartelle) – können vom Bundeswirtschaftsminister in besonders schwerwiegenden Einzelfällen auf Antrag genehmigt werden Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 205 Konzern Dauerhafter Zusammenschluss rechtlich selbstständiger Unternehmen unter einheitlicher wirtschaftlicher Leitung. Der Zusammenschluss kann folgender Art sein: – Horizontaler Konzern: Unternehmen gehören derselben Produktions/Handelsstufe an; z.B. Volkswagen AG – Vertikaler Konzern: Unternehmen gehören aufeinanderfolgenden Produktions-/Handelsstufen an; z.B. Royal Dutch Shell – Diagonaler bzw. anorganischer Konzern: Unterschiedlichste Branchen und Produktionsstufen sind hier vereinigt; z.B. Daewoo Group, OetkerGruppe Als Konzernrecht bezeichnet man das im AktG geregelte Recht der verbundenen Unternehmen (§§291-337 AktG) sowie die Vorschriften zum Konzernabschluss und zum Konzernlagebericht. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 206 Konzern Aufbau der Konzernleitung – Die Leitung liegt in den Händen des herrschenden Konzernmitglieds. – Der Konzern wird über eine Dach- oder Holdinggesellschaft geleitet. – Der Konzern wird von einer Person/Personengruppe geleitet, welche die Mehrheit des Kapitals der angeschlossenen Unternehmen hält. Da Konzerne wirtschaftliche Einheiten bilden, sind sie verpflichtet, die Jahresabschlüsse der beteiligten Unternehmen zu einem Konzernjahresabschluss zusammenzufassen (§290 HGB). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 207 Trust Der Trust ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, bei dem die wirtschaftliche Selbstständigkeit der im Trust zusammengeschlossenen Unternehmen verloren geht. Der Trust strebt eine marktbeherrschende Stellung an, d.h. er hat monopolistische Ziele. Bildung eines Trust: – Durch Gründung einer Dach-/Holdinggesellschaft, welche die Aktienmehrheit übernimmt. – Durch Fusion (Verschmelzung durch Neubildung oder durch Aufnahme). Dabei geht auch die rechtliche Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen verloren. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 208 Unternehmenszusammenschlüsse Erscheinungsformen Wirtschaftliche Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen Rechtliche Selbstständigkeit der beteiligten Unternehmen Beispiele Konsortium bleibt erhalten bleibt erhalten Emission von Wertpapieren durch Banken Interessengemeinschaft bleibt erhalten bleibt erhalten Gewinngemeinschaften eingeschränkt bleibt erhalten Spezialisierungskartelle von Elektronikunternehmen stark eingeschränkt bleibt erhalten Siemens, Oetker, Daimler aufgegeben eingeschränkt Frühere Vereinigte Stahlwerke AG Kartell Konzern Trust Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 264 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 209 Unternehmenszusammenschlüsse Möglichkeiten eine drohende (feindliche) Übernahme zu verhindern Mögliche Abwehrmaßnahmen: – Pac-Man Defense (Gegenangebot der Zielgesellschaft an die Aktionäre der Bietergesellschaft) – Crown Jewel Defense (Verkauf besonders wichtiger Vermögensgegenstände an einen Dritten) – White Knight (Zielgesellschaft findet eine geeignetere Bietergesellschaft) – Poison Pill (Aufnahme von mehr Schulden) – Self Tender (Rückkauf eigener Aktien) – frühzeitige Veröffentlichung des bevorstehenden Übernahmeangebots (um dadurch den Aktienpreis zu steigern) Aber: Nach dem deutschen Aktienrecht ist der Vorstand zur Neutralität verpflichtet, die mit einigen der genannten Abwehrmaßnahmen nicht vereinbar ist (§33 Abs. 1 Satz 1 WpÜG). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 210 Holding Der Begriff Holding umschreibt keine eigenständige Rechtsform, sondern eine in der Praxis etablierte Organisationsform der Dachgesellschaft eines Konzerns und ist gesetzlich nicht definiert, weshalb der Begriff Holding auch in der Literatur nicht einheitlich verwendet wird. Die Holding-Organisation besteht aus zwei Ebenen: Einer Konzernzentrale oder Dachgesellschaft und mehreren rechtlich und organisatorisch selbstständigen Tochterunternehmen, an denen die Holding-Gesellschaft eine Kapitalbeteiligung hält (vom englischen “to hold“). Viele Holding-Gesellschaften versuchen, Synergieeffekte zwischen den Tochterunternehmen zu nutzen. Aus dieser Absicht entstehen Zentralbereiche mit entsprechender funktionaler Anordnungsbefugnis gegenüber den Tochterunternehmen, die nach regionalen oder produkt-orientierten Gesichtspunkten geschaffen werden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 211 Holding Die Holding-Organisation ist ein Instrument zur Ausnutzung von Steuervorteilen, zur Umgehung von Kapitalbeteiligungsgrenzen und zur Verwirklichung von Größen- und Spezialisierungsvorteilen im Rahmen der Kapitalanlage. Formen der Holding-Organisation: – Operative Holding: Muttergesellschaft ist direkt am Markt tätig, Tochtergesellschaften dienen zur Ergänzung bzw. Unterstützung. – Managementholding: Festlegung der strategischen Geschäftsfelder, die strategische Steuerung, die Besetzung von Führungspositionen und die Steuerung des Kapitalflusses innerhalb der Gruppe. – Finanzholding: Vorrangig vermögensverwaltende Tätigkeit. Die Finanzholding übt weder die operative noch die strategische Leitung aus. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 212 Holding Beteiligungsverhältnisse Es existieren verschiedene Abstufungen der Beteiligung, die mit unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten auf die Unternehmenstätigkeit einhergehen: – 100%-ige Beteiligung – Eingliederungsbeteiligung (≥ 95%) In diesem Fall hat der Hauptaktionär die Möglichkeit, die restlichen Aktionäre durch eine angemessene Entschädigung aus dem Unternehmen zu drängen (§§327 a-f AktG, Squeeze-Out). – Dreiviertelmehrheit (≥ 75%) – Mehrheitsbeteiligung (> 50%) – Sperrminorität (> 25%) In der Satzung können jedoch in vielen Fällen von diesen aktienrechtlich fixierten Grenzen abweichende Regelungen getroffen werden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 213 Holding Beispiel: Hornbach Holding AG Quelle: www.hornbach-holding.de, Februar 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 214 Verbände Allgemein betrachtet sind Verbände jede Art menschlicher Zusammenschlüsse mit einheitlicher Organisation zur Verfolgung gemeinsamer Ziele. Zielsetzungen: – Sie sollen der gemeinsamen Wahrnehmung der Interessen der angeschlossenen Mitglieder gegenüber anderen Verbänden in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit dienen. – Verbände üben eine beratende Funktion gegenüber angeschlossenen Mitgliedern aus. Wichtigste Verbände im Bereich der Industrie: – Fachverbände (Verfolgung gemeinsamer wirtschaftspolitischer Interessen) – Arbeitgeberverbände (Verfolgung gemeinsamer sozialpolitischer Interessen) – Kammern (Verfolgung gemeinsamer regionaler berufsständischer Interessen) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 215 Kammern Die Industrie- und Handelskammern (IHK) sind öffentlich-rechtliche Institutionen. Sie fungieren als Selbstverwaltungsorgane der gewerblichen Wirtschaft und nehmen deren Interessen wahr. Es sind regional abgegrenzte Zwangsverbände, denen die gewerblichen Unternehmen des jeweiligen Bereiches als Mitglieder angehören. Aufgaben der IHKs (gemäß §1 IHKG) – Wahrnehmung des Gesamtinteresses der ihnen angeschlossenen Gewerbetreibenden – Förderung der gewerblichen Wirtschaft – Unterstützung und Beratung der Behörden durch Vorschläge, Gutachten und Berichte – Wahrung von Sitte und Anstand – Maßnahmen zur Förderung und Durchführung der Berufsbildung – Ausstellung von Ursprungszeugnissen und anderen Bescheinigungen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 216 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes – Rechtsformen – Rechtsformwechsel – Unternehmenszusammenschlüsse – Standortwahl Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 217 Standortwahl Materialorientierung – Transportkosten Arbeitsorientierung – Lohnkosten Steuern und Subventionen – Steuergefälle Energieorientierung – Verfügbarkeit von Strom, Öl, Gas, Kohle etc. Verkehrsorientierung – Verkehrsanbindung, Infrastruktur Absatzorientierung – Umfang des Absatzgebietes, z.B. für Handel und Produktion von Bedeutung Umweltorientierung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 218 Standortwahl Faktoren Standortfaktoren Input-bezogene Standortfaktoren Throughput-bezogene Standortfaktoren Output-bezogene Standortfaktoren Grund und Boden, Raum Betriebseinrichtungen, Anlagen Arbeitsmarktbedingungen Materialien (insbes. Rohstoffe) Energieversorgung (Regional-) Kredite Fremddienste, Zulieferer klimatische (Umwelt-) Bedingungen soziale, politische Bedingungen geologische Bedingungen Absatzmarktnähe Absatzkontakte Konkurrenz: Agglomeration, Deglomeration staatliche Absatzhilfen technologische Bedingungen technische Agglomeration Verkehrsverbindungen Rückstandsbeseitigung Verkehrsverbindungen Staatsleistungen Nachrichtenverbindungen Beschaffungskontakte Umweltfaktoren Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 219 Standortwahl Stufenschema 1. Stufe Internationale Standortwahl 2. Stufe Inland oder Ausland Interlokale Standortwahl 3. Stufe An welcher Stelle innerhalb der ausgewählten Volkswirtschaft? Lokale Standortwahl 3. Stufe Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm An welcher Stelle innerhalb der ausgewählten Ansiedlung? Lokale Standortwahl Welche Anordnung der einzelnen Betriebsabteilungen innerhalb des Betriebes? 19.10.2006 220 Standortwahl Umweltorientierte Standortfaktoren Geophysikalische Standortfaktoren Natürliche Standortfaktoren Klima Wasser Grund und Boden Bodenschätze/Rohstoffe Biologische Standortfaktoren Flora Fauna Belebte Landschaft/Landschaftsstruktur Gerätschaftliche Standortfaktoren Maschinen/Werkzeuge i.e.S. Gebrauchsgegenstände Verkehrsmittel Technische Standortfaktoren Bauliche Standortfaktoren Umweltorientierte Standortfaktoren Soziale Standortfaktoren Sozialökonomische Standortfaktoren Wohnstätten Arbeitsstätten Verkehrsanlagen technische Versorgungseinrichtung soziale Versorgungseinrichtung Siedlungsstruktur/Siedlungsbild Bevölkerungsstruktur Familie/Primärgruppen soziale Kontakte und Beziehungen Arbeitsklima Mobilität politische Qualität Ökonomische Standortfaktoren regionale Produktivität betriebliche Produktivität Einkommen Preis- und Geldwertstabilität Psychische Standortfaktoren Wahrnehmungsverhalten Einstellungen/Haltungen individuell psychischer Nutzen Institutionelle Standortfaktoren Verhaltensnormen/Verhaltensmuster Gesetze/Programme/Pläne Öffentliche Verwaltung politische Institutionen Bildungs- und Kulturinstitutionen Wirtschafts- und Sozialordnung Kulturelle Standortfaktoren Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 273 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 221 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess – Materialwirtschaft » Materialbeschaffung » Materialbedarfsplanung » Materialverwaltung – Produktion » Produktgestaltung » Produktionsprogrammplanung » Produktionsablaufplanung » Produktions- & Kostentheorie – Marketing » Produktpolitik » Sortimentspolitik » Preispolitik » Konditionenpolitik » Distributionspolitik » Kommunikationspolitik Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 222 Gutenberg‘sches Funktionalmodell mit Ergänzungen Metaprozesse (Organisation, Führung, Rechnungswesen, Controlling, Geschäftsleitung) Basisprozesse Beschaffungsmarkt (Faktoren) Beschaffung Faktor-Kombinations-Prozess (Produktion) Absatz (Marketing) Absatzmarkt finanzwirtschaftlicher Prozess güterwirtschaftlicher Prozess Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 223 Gutenberg‘sches Funktionalmodell Nach Gutenberg gibt es sechs verschiedene Produktionsfaktoren: Originäre Faktoren Arbeitsleistung Geschäfts- & Betriebsleitung Betriebsmittel Planung Werkstoffe Organisation Derivative Faktoren Elementarfaktoren Dispositive Faktoren Kritikpunkte an diesem faktortheoretischen Ansatz: – zu starke Orientierung an der Produktion (Marketing relativ unbedeutend) – Unterstellung des homo oeconomicus (idealtypische Situation) Weiterentwicklung der Faktoren durch Heinen: – Potential-Faktoren: Gebrauchsgüter – Repetier-Faktoren: Verbrauchsgüter Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 224 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess – Materialwirtschaft » Materialbeschaffung » Materialbedarfsplanung » Materialverwaltung – Produktion » Produktgestaltung » Produktionsprogrammplanung » Produktionsablaufplanung » Produktions- & Kostentheorie – Marketing » Produktpolitik » Sortimentspolitik » Preispolitik » Konditionenpolitik » Distributionspolitik » Kommunikationspolitik Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 225 Materialwirtschaft Die Aufgaben des Funktionsbereichs Materialwirtschaft sind – die Beschaffung, – Planung, – Verwaltung sowie – Verteilung der benötigten Sachmittel. Ziel ist es, die Materialien – zu einem günstigen Preis, – zum richtigen Zeitpunkt, – am richtigen Ort, – in der erforderlichen Menge und – Qualität bereitzustellen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 226 Materialwirtschaft Was der Begriff „Material“ umfasst Rohstoffe – Materialien, die einen wesentlichen Bestandteil des fertigen Produktes bilden (z.B. Spanplatten, Stahlbleche). Hilfsstoffe – Materialien, die Bestandteile des fertigen Produktes sind, aber wertmäßig nur eine untergeordnete Rolle spielen (z.B. Leime, Farben). Betriebsstoffe – Materialien, die nicht in das fertige Produkt eingehen, sondern bei der Produktion verbraucht werden (z.B. Kühlwasser, Energie). Werkstoffe (R-H-B-Stoffe) Unfertige Erzeugnisse (Halbfertig-Fabrikate, HF) – Produkte, die zu ihrer Fertigstellung noch weiter bearbeitet werden müssen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 227 Materialwirtschaft Was der Begriff „Material“ umfasst Fertigfabrikate (FF) – Fertige Produkte, die an Kunden ausgeliefert werden können. Handelswaren – Produkte, die ohne Bearbeitung am Absatzmarkt weiterveräußert werden. Dabei kann es sich um Zubehör (z.B. Autoradio) oder um ein komplettes Produkt handeln, das der Abrundung der Produktpalette dient (z.B. CDPlayer zur HiFi-Anlage). Ausschuss – Fehlproduktion, z.B. wegen mangelnder Qualität – erfordern Nachbearbeitung oder werden zur Abfällen Abfälle – Materialien, die im Laufe der Fertigung anfallen, aber nicht als Fertigprodukt verkauft werden können. – ordnungsmäßige Entsorgung oder Recycling Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 228 Materialwirtschaft Aufbauorganisation Materialwirtschaft Beschaffung Material- Beschaffungsdisposition marketing Einkauf Material 1 Material 2 Verwaltung Materialannahme Wareneingangskontrolle Lagerung Bestands- Innenverwaltung transport Verteilung Regional- Bestellexterne lager abwicklung Transporte … Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 392 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 229 Materialwirtschaft Aufbauorganisation In Großunternehmen mit verschiedenen Fertigungsstätten und regionalen Vertriebseinrichtungen kann organisatorisch auch unterschieden werden in – Zentralisation » kostengünstige Materialbeschaffung und -verwaltung » straffe Organisation – Dezentralisation » kurze Laufzeiten » geringer Transportaufwand » geringer Koordinierungsaufwand In den meisten Unternehmen hat sich eine Kombination von Zentralisation und Dezentralisation durchgesetzt. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 230 Materialbeschaffung Ziele – Wirtschaftlichkeit – Sicherheit der Materialversorgung Organisation – Materialdisposition » Ausgleich des Materialbedarfs und der erforderlichen wirtschaftlichen Materialbeschaffung – Beschaffungsmarketing » Analyse und Überwachung des Beschaffungsmarktes – Einkauf » Einholung und Prüfung von Angeboten, Verhandlungen mit Lieferanten » Lieferantenauswahl und Bestellung – Materialannahme/Wareneingangskontrolle Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 231 Materialbeschaffung Strategische Überlegungen zur Lieferantenauswahl Just-in-Time – Durch bedarfsgenaue oder -synchrone Belieferung können die Kosten der Kapitalbindung gesenkt werden. – Lagerbestände werden verringert – Optimierung des Materialzuflusses Global Sourcing – Suche nach dem weltweit günstigsten Lieferanten, um Wettbewerbsvorteile nutzen zu können. Single Sourcing – Die Beschaffungsquelle konzentriert sich auf nur einen Lieferanten, der eine enge Partnerschaft zum Bezugsunternehmen aufweist. Outsourcing – Es findet eine Fokussierung auf Kernkompetenzen statt. – Eigenfertigung bzw. bisher selbst erstellte Dienstleistungen werden teilweise auf unabhängige Dritte übertragen, d.h. Ausgliederung von kostenintensiven Geschäftsprozessen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 232 Materialbeschaffung Strategische Überlegungen zur Lieferantenauswahl Supply Chain Management (SCM) – Die integrative Planung, Steuerung und Kontrolle der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens mit all seinen Güter- und Informationsflüssen wird betrachtet. Total Quality Management (TQM) – Diese Strategie zielt auf eine permanente Gewährleistung der Qualität in allen Prozessen und auf allen Ebenen eines Unternehmens ab. Electronic Procurement – Möglichst viele Prozesse im Bereich Beschaffung werden automatisiert (z.B. Katalogsysteme). – Implementierung von EDV Systemen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 233 Materialbeschaffung Strategisch bedeutsame Einsatzmaterialien Strategische Beschaffungsartikel unter umweltorientierter Betrachtungsweise Erfolgs beitrag 2 Beschaf fungsrisiko 1 niedrig hoch Normalartikel Schlüsselartikel davon besonders umweltschädlich davon besonders umweltschädlich Engpassartikel Strategische Artikel davon besonders umweltschädlich davon besonders umweltschädlich niedrig Beurteilungskriterium zum Ergebnisfluss: Materialkosten im Verhältnis zu den Gesamtkosten Wertschöpfungsprofil Bedeutung für die Qualität des Endprodukts 1 hoch Beurteilungskriterium für das Beschaffungsrisiko: Bedeutung für die Produktion Lagerfähigkeit generelle Substitutionsmöglichkeiten 2 Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 401 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 234 Bewertungsmethoden FiFo & LiFo Nach zeitlicher Reihenfolge des Eingangs – FiFo (first in – first out) » Im Endbestand sind die letzten Lieferungen enthalten. » Der Verbrauch besteht aus Anfangsbestand und ggf. ersten Lieferungen (vergleichbar einem Stausee). – LiFo (last in – first out) » Im Endbestand sind der Anfangsbestand und ggf. erste Lieferungen enthalten. » Der Verbrauch besteht aus den letzten Lieferungen (vergleichbar einem Stapel). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 235 Bewertungsmethoden HiFo & LoFo Nach Höhe der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten – HiFo (highest in – first out) » Im Endbestand sind die billigsten Lieferungen (inkl. ggf. Anfangsbestand) enthalten. » Der Verbrauch besteht aus den teuersten Lieferungen (inkl. ggf. Anfangsbestand). » hoher Wareneinsatz, geringer Endbestand – LoFo (lowest in – first out) » Im Endbestand sind die teuersten Lieferungen (inkl. ggf. Anfangsbestand) enthalten. » Der Verbrauch besteht aus den billigsten Lieferungen (inkl. ggf. Anfangsbestand). » niedriger Wareneinsatz, hoher Endbestand LoFo ist handelsrechtlich nicht zulässig, da es nicht dem Vorsichtsprinzip entspricht. HiFo ist handelsrechtlich erlaubt, allerdings steuerrechtlich nicht anerkannt, da es als reines Mittel der Gewinnpolitik angesehen wird. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 236 Bewertungsmethoden gewogene Durchschnittsmethode – Aus den mengenmäßigen Zugängen und den zugehörigen Preisen (d.h. Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten) wird ein gewogener Durchschnittspreis ermittelt. – Anwendung dieser Methode ist problematisch, wenn sich Lagerzu- und abgänge im zeitlichen Verlauf abwechseln. gleitende Durchschnittsmethode (permanente Durchschnittsmethode) – Nach jedem Zugang wird der neue Durchschnittspreis ermittelt. – Die Abgänge werden jeweils mit den zuletzt berechneten Durchschnittspreisen bewertet. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 237 Materialbedarfsplanung Materialbedarfsarten Tertiärbedarf (Hilfs- und Betriebsstoffe, Dienstleistungen) Lieferantenmarkt Beschaffung Produktion Sekundärbedarf (Rohstoffe) Kundenmarkt Absatz Primärbedarf (Produkte, Ersatzteile) zeitlicher Vorlauf Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 404 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 238 Materialbedarfsplanung Materialbedarfsarten Primärbedarf – Bedarf des Marktes an Erzeugnissen (Fertigfabrikate) sowie an Ersatzteilen für die Erzeugnisse Sekundärbedarf – Bedarf an Rohstoffen (Werkstoffe, Einzelteile) und an Baugruppen für die Fertigung der Erzeugnisse sowie der Ersatzteile zur Deckung des Primärbedarfs Tertiärbedarf – Bedarf an Hilfs- und Betriebsstoffen, die in der Fertigung zur Erzeugung der Fertigprodukte und Ersatzteile benötigt werden. – Zum Tertiärbedarf werden auch alle anderen Materialarten und Dienstleistungen gerechnet, die zur Sicherung der Produktion erforderlich sind. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 239 Bestellplanung Optimale Bestellmenge Die Bestellplanung ist Teil der Materialdisposition, deren Aufgabe es ist: – die optimale Bestellmenge zu ermitteln sowie – mit Hilfe des erwarteten Bedarfs und der Wiederbeschaffungszeit den Bestellzeitpunkt zu berechnen. Die optimale Bestellmenge ist die Menge, bei der die mit der Beschaffung und Lagerung verbundenen Kosten je beschaffter Mengeneinheit ein Minimum annehmen. Sie lässt sich mit Hilfe der ANDLERschen Formel bestimmen, wobei folgende Überlegungen zugrunde gelegt werden: – Jeder Beschaffungsvorgang, d.h. jede Bestellung löst eine Reihe von kostenwirksamen Vorgängen aus, die von der Bestellmenge unabhängig sind (bestellfixe Kosten), z.B. die Bestandsprüfung. – Die Lagerung des Materials verursacht Kosten. Diese wachsen mit dem Lagervolumen und dem Lagerwert, z.B. Raumkosten, Zinsen auf das gebundene Kapital. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 240 Bestellplanung ANDLERsche Formel Die ANDLERsche Formel gilt nur unter bestimmten Voraussetzungen: – Stückpreis ist unabhängig von der Bestellmenge – Stückpreis ist konstant – Bedarf ist konstant und bekannt – das Lager kann die ermittelte optimale Bestellmenge aufnehmen – Material kann jederzeit bezogen werden – optimale Bestellmenge liegt über Mindestbestellmenge – Fehlmengenkosten sind nicht zulässig Geht man nun für eine Materialart von den Voraussetzungen – Lagerhaltung, – kontinuierlicher Lagerabgang, – Beschaffung in zeitlich sich wiederholenden Abständen und – schnelle Lagerauffüllung aus, dann lässt sich für eine Materialart die optimale Bestellmenge wie auf den folgenden Folien dargestellt ermitteln. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 241 Bestellplanung ANDLERsche Formel – Beispiel Es sei – B = Beschaffungskosten je Bestellung (bestellfixe Kosten) – m = Jahresbedarf – p = Preis je Einheit – l = Lagerkostensatz (in % des Lagerwertes) – x = Bestellmenge – ½ x = durchschnittlicher Lagerbestand (d.h. man geht von einem sog. Sägezahnmodell, mit sofortiger Lagerauffüllung und gleichmäßigem Lagerabgang, aus.) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 242 Bestellplanung ANDLERsche Formel – Beispiel Damit gilt: Lagerkosten KL x l p 2 100 Beschaffun gskosten KB B m x Materialko sten KM m p K Gesamt K B K L K M dK Gesamt ! 0 x opt. dx x l m p B m p Minimieren ! 2 100 x 200 B m lp Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 407-409 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 243 Bestellplanung ANDLERsche Formel – Kostenverlauf Graphisch stellt sich dieser Zusammenhang folgendermaßen dar: Kosten Toleranzbereich KGesamt KL KB xopt Bestellmenge x Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 409 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 244 Materialverwaltung Vorratsplanung Soweit Materialien gelagert werden, muss geklärt sein, wann und unter welchen Voraussetzungen eine Vorratsergänzung durchgeführt wird. – Bestellpunktverfahren » Nach jeder Lagerentnahme wird der Lagerbestand überprüft. Bei Unterschreiten einer kritischen Menge erfolgt eine Bedarfsmeldung und es wird eine feste Menge an Materialien bestellt. » laufende Bestandsüberwachung – Bestellrhythmusverfahren » Der Lagerbestand wird in konstanten Zeitintervallen überprüft und dann eine Menge an Materialien bestellt, mit der ein theoretischer Lagerhöchstbestand erreicht wird. » meist Ergänzung durch Einführung einer kritischen Meldemenge Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 245 Materialverwaltung ABC-Analyse Mit der ABC-Analyse kann der Planungsgrad für die verschiedenen Materialarten festgelegt werden. Die ABC-Analyse kann sowohl auf der Basis des Materialbestandes zu einem bestimmten Zeitpunkt als auch des Lagerabgangs (Verbrauchs) in einer bestimmten Periode durchgeführt werden. Vorgehen: – Erfassung aller Materialarten nach Menge und Wert – Errechnung des Gesamtverbrauchs je Materialart – Ausweis des Verbrauchsanteils jeder Materialart am Gesamtverbrauch – Sortierung der Materialarten nach fallenden Verbrauchsanteilen – Bildung von kumulierten Verbrauchswerten – Rechnerausdruck/graphische Darstellung des Ergebnisses (sog. Lorenzkurve) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 246 Materialverwaltung ABC-Analyse % der Lagerwertes Als Ergebnis der ABC-Analyse liegt eine Liste aller Materialarten nach absteigenden Verbrauchsanteilen vor, aus der die Bedeutung der einzelnen Materialarten am Gesamtverbrauch ersichtlich wird. 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 C-Güter B-Güter AGüter 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Beispiel: A-Güter: 20% der Lagerpositionen tragen 80% des Verbrauchs B-Güter: 30% der Lagerpositionen tragen 10% des Verbrauchs C-Güter: 50% der Lagerpositionen tragen 10% des Verbrauchs % der Lagergüterarten (Materialarten) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 418 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 247 Materialverwaltung ABC-Analyse – Klassifizierung Die Einteilung der Grenzwerte für die Klassen A, B und C basiert auf Erfahrungswerten und kann daher fallweise variieren: Klasse A – hohe Bedeutung – Mit einer relativ geringen Anzahl von Elementen, die einen hohen Anteil am Gesamtergebnis einnehmen; z.B. 5-10%Mengenanteil mit 70-80% Wertanteil. – Damit ist für A-Güter gerechtfertigt ein höherer Planungsaufwand (z.B. verfeinerte Losgrößenrechnung, Disposition genau nach Bedarfsprognosen, straffe Durchlaufterminierung). Klasse B – durchschnittliche Bedeutung – Diese Gruppe von Materialien trägt etwa proportional zum betrachteten Ergebnis bei. Beispielsweise erzielen 15-25% der Materialien einen Anteil am Gesamtwert von ca. 15-25%. Klasse C – geringe Bedeutung – Eine relativ große Zahl von Elementen hat nur einen geringen Anteil am Gesamtergebnis; z.B. 70% der Materialien haben einen Wertanteil von 10%. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 248 Materialverwaltung ABC-Analyse & XYZ-Analyse Die ABC-Analyse findet auch in vielen anderen Unternehmensbereichen Anwendung, z.B.: – Lagerplanung: Einteilung von Zonen nach der Zugriffshäufigkeit – Marketing: Segmentierung von Kundengruppen oder Absatzgebieten – Qualitätssicherung: Ermittlung der häufigsten Ausschussursachen Kombinationsmöglichkeit mit der XYZ-Analyse, die die Vorhersagegenauigkeit des Verbrauchs von Materialien ermittelt: A Vorhersagegenauigkeit hoher Wertanteil X konstanter Bedarf hohe Vorhersagegenauigkeit hoher Wertanteil Y schwankender Bedarf mittlere Vorhersagegenauigkeit hoher Wertanteil Z unregelmäßiger Bedarf niedrige Vorhersagegenauigkeit Wertigkeit B mittlerer Wertanteil konstanter Bedarf Vorhersagegenauigkeit mittlerer Wertanteil schwankender Bedarf mittlere Vorhersagegenauigkeit mittlerer Wertanteil unregelmäßiger Bedarf niedrige Vorhersagegenauigkeit Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm C niedriger Wertanteil konstanter Bedarf Vorhersagegenauigkeit niedriger Wertanteil schwankender Bedarf mittlere Vorhersagegenauigkeit niedriger Wertanteil unregelmäßiger Bedarf niedrige Vorhersagegenauigkeit 19.10.2006 249 Materialwirtschaftliche Kennzahlen durchschnittlicher Lagerbestandswert (Bewertung zu Herstellkosten oder Einstandspreisen): LBW 0,5 Anfangsbes tandwert 11 Monatsendb estandswer te 0,5 Endbestand swert 12 Vorratsintensität: VI LBW (zu Herstellko sten) Umsatz (zu Herstellko sten) Ausschussquote (in %): AQ Ausschussm aterial 100 Materialve rbrauch Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 250 Vom Logistik Management zum Supply Chain Management (SCM) Die Logistik hat sich vom Kostensenkungsansatz im Transport hin zu einer Basisstrategie der Wettbewerbsvorteile entwickelt. Dabei ist festzustellen, dass die Bewegung von einzelnen Unternehmen zu einer zwischen den Unternehmen wird. Supply Chain Management erweitert die Betrachtung über die Systemgruppen eines Unternehmens hinaus. Eine Supply Chain setzt sich aus rechtlich selbstständigen Unternehmen zusammen, die durch Kooperation einen integrierten Produktfluss entlang der Wertschöpfungskette gestalten müssen. Voraussetzungen: – organisatorische Voraussetzungen der Integration – Entwicklung von Einstellungen und Denkmustern (mentale soziale Integration) – informationstechnische Integration der Prozesse Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 251 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess – Materialwirtschaft » Materialbeschaffung » Materialbedarfsplanung » Materialverwaltung – Produktion » Produktgestaltung » Produktionsprogrammplanung » Produktionsablaufplanung » Produktions- & Kostentheorie – Marketing » Produktpolitik » Sortimentspolitik » Preispolitik » Konditionenpolitik » Distributionspolitik » Kommunikationspolitik Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 252 Produktion Im weitesten Sinn wird unter Produktion jede Kombination von Produktionsfaktoren (materielle und immaterielle Güter) verstanden. In einer engeren Fassung beschränkt sich der Begriff “Produktion“ nur auf die betriebliche Leistungserstellung: – Gewinnung von Rohstoffen in Gewinnungsbetrieben – Herstellung von Erzeugnissen in Fertigungsbetrieben – Bearbeitung von Rohstoffen und Fabrikaten in Veredelungsbetrieben – Ausführung von Dienstleistungen durch Dienstleistungsbetriebe (Handel, Banken, Versicherungen, Verkehrsbetriebe etc.) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 253 Produktion Abhängig vom Wirtschaftszweig sind die Aufgaben bei der Erstellung der betrieblichen Leistung sehr unterschiedlich. Im verarbeitenden Gewerbe stehen dabei folgende betriebswirtschaftlichen Problemkreise im Vordergrund: Produktionswirtschaft Planung Produktplanung/ -gestaltung ProduktionsProduktionsprogrammgestaltung planung Realisierung Kontrolle Produktionssteuerung Produktionskontrolle Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 438 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 254 Produktion Transformationsprozess Den Produktionsprozess bezeichnet man auch als Transformationsprozess. Input Betriebsmittel Output Produkt Arbeitsleistung Faktorkombination RHB-Stoffe Abgase, Abwärme Abfall, Abwasser (sog. Abprodukte) Der Produktionsprozess sollte nicht allein unter dem Aspekt möglichst geringer anfallender Kosten betrachtet werden, sondern auch – sparsamen Ressourceneinsatz – Vermeidung oder weitgehende Einschränkung von Umweltbelastung – und die weitere Verwendung von Abfällen und freiwerdender Energie berücksichtigen. Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 438 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 255 Produktgestaltung Standardisierung & Normung Unter Normung versteht man die Vereinheitlichung von Einzelteilen durch Standardisierung von Abmessungen (Formen und Maße) und Materialeigenschaften (Stoff-Güte-Normung). – Grundnormen, die für alle Fach- und Wissensgebiete von grundlegender Bedeutung sind – Fachnormen, die nur für ein bestimmtes Fachgebiet gelten – Werks-/Herstellungsnormen (z.B. Fabrikationsvorschriften) – Abnehmernormen (z.B. von öffentlichen Auftraggebern) – Verbandsnormen (z.B. der Verbände der elektrotechnischen Industrie, ZVEI und VDE) – Nationale Normen (Deutsches Institut für Normung, DIN) – Europa-Norm (EN) – Internationale Normen (ISO, IEC) Reduzierung der Typenvielfalt auf wirtschaftlich vertretbare Mengen einheitliche Verständigung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 256 Produktgestaltung Standardisierung Unter Typung versteht man die Vereinheitlichung des Produktganzen durch Standardisierung einer Kombination von Eigenschaften. Ziel – Verkleinerung des Sortiments durch Vereinheitlichung der angebotenen Produktvarianten. Vorteile – Übersichtlichere und vereinheitlichte Produktpalette, bei der Rationalisierungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden können. – Eine einfachere Lagerhaltung bei der Sicherheitsbestände, Bestellmengen und -preise reduziert werden können. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 257 Produktgestaltung “Six Sigma“ “Six Sigma“ (6) ist eine Methode des Qualitätsmanagements, um einen möglichst fehlerfreien Prozess zu erreichen. 6 setzt insbesondere auf eine Analyse der Ist-Prozesse, um die für den Prozess wichtigen Parameter, Fehlermöglichkeiten und Prozesskennzahlen zu erkennen und einer objektiven statistischen Analyse zugänglich zu machen. 6 basiert auf dem statistischen Maß der Standardabweichung – Gaußsche Glockenkurve; auf der Y-Achse z.B. die Stückzahlen, auf der Achse die Anzahl der dabei auftretenden Fehler. – Ziel ist, dass die Glocke enger wird, d.h. Kosten werden reduziert und Kunden zufriedener gemacht. X- 6 Qualität bedeutet 3,4 Fehler bei einer Million Fehlermöglichkeiten (bzw. 3,4 DPMO – defects per million opportunities), d.h. einer Trefferquote von 99,99966%. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 258 Produktgestaltung “Six Sigma“ Standardnormalverteilung: 68,26% 95,46% 99,73% 99,99966% -6σ -5σ -4 σ -3 σ -2σ -1σ _ Xσ 0 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 1σ 2σ 3σ 4σ 5σ 19.10.2006 6σ 259 Produktgestaltung “Six Sigma“ bei General Electric (GE) Berühmt wurde 6 durch Jack Welch, den ehemaligen CEO von General Electric (GE), der damit geschätzte Einsparungen von 7 bis 10 Mrd. Dollar realisierte. Welch startete seine „Mission“ 1995 und wendete das „Six Sigma“- Verfahren zunächst intern an. Später ließ er seine Kunden die Qualität bewerten, die am Ende der alleinige Maßstab wurde. Bei GE gilt 6 als eine Art Heilslehre: So lernen Mitarbeiter in der “6 Academy“ und die Absolventen tragen grüne oder schwarze Gürtel, je nachdem wie weit sie im Qualitätsprogramm fortgeschritten sind. Ohne schwarzen Gürtel ist kein Aufstieg möglich. Drei Jahre nach seiner Einführung war 6 bei GE in allen Bereichen implementiert. Dabei stand z.B. 1999 der Investition von 550 Mio. Dollar ein Ertrag von 2 Mrd. Dollar gegenüber. Quelle: McK Wissen 05, Operations Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 260 Produktionsprogrammplanung Die Produktionsprogrammplanung (PPP) umfasst die art- und mengenmäßige Festlegung der vom Unternehmen in den einzelnen Planperioden zu erbringenden Leistung. – Programmbreite: Anzahl der verschiedenen Produktarten, die hergestellt werden sollen. Die Programmbreite ist ein Maß für die Diversifizierung. – Programmtiefe: Sie gibt an, in wie viel verschiedenen Ausführungen ein Produkt hergestellt wird. Die Produktdifferenzierung ist dabei ein Mittel zur Marktsegmentierung (z.B. Modellreihen in der Kfz-Industrie). Für die mengenmäßige Zusammensetzung des Produktionsprogrammplans sind entscheidend: – prognostizierte Aufnahmefähigkeit des Marktes – Produktionskapazität – Beschaffungssituation, d.h. die Möglichkeit zur Beschaffung der für die Produktion benötigten Güter und Dienstleistungen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 261 Produktionsprogrammplanung Überblick Unternehmensziele Umwelteinflüsse: • Märkte • Technologie, F&E • Kapitalbedarf • Tradition langfristige PPP (Produktionsstrategie) Entscheidung über Produktfeld(er) und Diversifizierung Produktionsapparat Investitionsmöglichkeiten mittelfristige PPP Eigenfertigung oder Fremdbezug Produktionsreife/Produktideen Programmbreite im Programmfeld Programmtiefe Produktionsapparat Unternehmensziele Absatzmarkt kurzfristige PPP was? wie viel? wann? Produktionsplan Produktion Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 445 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 262 Produktionsprogrammplanung Diversifizierung Maßgeblich für die Diversifizierung ist das Produktfeld, auf dem sich ein Unternehmen betätigt. Ein Produktfeld ist dabei eine gedankliche Einheit von Produkten, die für ein verwandtes Anwendungsgebiet bestimmt sind und/oder ähnliche Technologie aufweisen: Diversifizierung Horizontale Produkte stehen in sachlichem Zusammenhang (Fotoapparate & Filme) Vertikale Laterale vor- oder nachgeschaltete Produkte kein sachlicher Zusammenhang zwischen den Produkten (Zementwerk, Fertigbeton, Betonfertigteile) (Flugzeugteile & Sportgeräte) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 444 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 263 Produktionsablaufplanung Fertigungssysteme Werkbankfertigung – Bei der Werkbankfertigung sind die Produktionsmittel (Werkzeuge und kleinere Maschinen) um die Arbeitskraft herum angeordnet. – vorherrschendes Organisationsprinzip in Handwerksbetrieben Baustellenfertigung – Bei der Baustellenfertigung werden Arbeitskräfte, Material, Werkzeuge, Maschinen und Transportmittel an das zu bauende Objekt herangebracht. – insbesondere im Hoch- und Tiefbau zu finden Produktionsmittelorientierte Fertigung – Die produktionsmittelorientierte Fertigung ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen, Material, Werkzeuge und Maschinen auf ein zentrales, spezifisches und unbewegliches Produktionsmittel hin orientiert werden. – bei Land- und Forstwirtschaft, Weinbau und anderen Pflanzenkulturen anzutreffen Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 264 Produktionsablaufplanung Fertigungssysteme Werkstättenfertigung – Bei der Werkstättenfertigung werden einzelne Arbeitsplätze mit gleichartiger Verrichtung örtlich zusammengefasst (z.B. Bohren, Drehen, Fräsen, Lackieren). – Die Werkstücke müssen zur vollständigen Bearbeitung von Fertigungseinheit zu Fertigungseinheit transportiert werden. – Vorteile aufgrund der Anpassungsfähigkeit bei Einzel- und Kleinserienfertigung – Problem: Wartezeiten, Zwischenlager Fließfertigung – Fließfertigung liegt vor, wenn die einzelnen Arbeitsplätze oder Fertigungsschritte nach dem Fertigungsablauf ausgerichtet sind. – Arbeitsgänge sind zeitlich aufeinander abgestimmt und folgen lückenlos aufeinander. – Vorteile: geringe Lagerkosten, geringe Durchlaufzeiten – Nachteile: hohe Investitionskosten, geringe Flexibilität Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 265 Produktionsablaufplanung Leistungstypen der Fertigung Die Leistungstypen der Fertigung (Fertigungstypen) führen zu einer Systematisierung der Leistungserstellung nach der Wiederholbarkeit Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 449 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 266 Produktionsablaufplanung Leistungstypen der Fertigung Einzelfertigung – bei der Einzelfertigung wird ein bestimmtes Erzeugnis nur einmal oder in sich unregelmäßig wiederholenden Abständen hergestellt – hohe Ansprüche an die Qualifikation der einzelnen Arbeitskraft – der Vorteil der Einzelproduktion liegt in der Möglichkeit, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen – Nachteile sind hohe Kosten, beschränktes Produktionsvolumen, geringes Kostendegressionspotential sowie große Qualitätsschwankungen – z.B. Brücken- oder Gebäudebau, Großanlagen Serienfertigung – die Serienfertigung findet sich in Betrieben, die mehrere Produkte hintereinander oder parallel in bestimmten Stückzahlen fertigen – Herstellungsverfahren unterscheiden sich nur geringfügig voneinander – z.B. verschiedene Kfz-Typen auf unterschiedlichen Fertigungsstraßen, Erzeugung von Textilien Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 267 Produktionsablaufplanung Leistungstypen der Fertigung Sortenfertigung – die Sortenfertigung ist eine Variante der Massenfertigung. – bei ihr werden große Mengen von eng verwandten Produkten aus gleichen Ausgangsmaterialien hergestellt – gleiche Prozessfolge in der Herstellung – die Unterschiede der einzelnen Produkte liegen im Herstellungsverfahren – z.B. Herstellung von Blechen, Getränken, Zigaretten, Zement Massenfertigung – bei der Massenfertigung erfolgt der Produktionsprozess in der Regel ohne Unterbrechung – es werden große Stückzahlen eines bestimmten Produktes für den anonymen Markt gefertigt, oft automatisiert – z.B. Glühlampen, Schrauben, Draht Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 268 Produktionsablaufplanung Lean Production Unter Lean Production versteht man eine Produktionsmethode, die seit den 50er Jahren von japanischen Automobilherstellern (v.a. Toyota) entwickelt wird. Lean Production hat den Anspruch, die Vorteile von Einzel- und Massenproduktion miteinander zu verbinden. Arbeiten in Teams verringert Koordinationsaufwand auf höherer Ebene. Keine Trennung von ausführender und planender Arbeit, d.h. Motivation und Kreativität der Mitarbeiter wird angeregt. Der Schwerpunkt liegt bei der Arbeitsorganisation. Vorteile: – niedrigere Kosten durch hohe Arbeitsproduktivität – geringe Lagerbestände – Senkung der Gemeinkosten durch eine flache Organisationsstruktur – hohe Flexibilität im Mengen- und Produktionsprogramm – kurze Entwicklungszeiten Kanban („Zettel“) – Holprinzip für nachfolgende Fertigungsstufe – Material wird JIT von der vorhergehenden Stufe angefordert Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 269 Überblick über das System der Fertigung Einen Überblick über die bestehenden Zusammenhänge im System der Fertigung gibt die nebenstehende Abbildung: Betriebsmittelplanung Produktionsplanung Ausstattung des Betriebes (Fabrikplanung) Arbeitskräfteplanung Gestaltung des Fertigungsprozesses Fertigungssysteme nach der räumlichen Anordnung der Arbeitsplätze Leistungstypen (Fertigungstypen) nach der Wiederholbarkeit der Leistungserfüllung Baustellenfertigung Einzelfertigung Organisationstypen Werkstattfertigung Gruppenfertigung Fließfertigung KleinMittel- Serienfertigung Groß- Planungstypen nach der Veranlassung kundenauftragsbezogene Fertigung Sortenfertigung Massenfertigung Lagerfertigung Lean Production Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 452 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 270 Computerintegrierte Fertigung (CIM) Computerintegrierte Fertigung (CIM) Computer Aided Design (CAD) EDV-unterstützte Entwicklung/ Konstruktion mit grafikfähigen Computersystemen Computer Aided Planning (CAP) EDV-unterstützte Arbeitsplanung Computer Aided Manufacturing (CAM) EDV-unterstützte technische Steuerung und Überwachung der Betriebsmittel Computer Aided Quality Assurance (CAQ) EDV-unterstützte Planung und Durchführung der Qualitätssicherung Produktionsplanung und -steuerung (PPS) Einsatz rechnergestützter Systeme zur organisatorischen Planung, Steuerung und Überwachung der Produktionsabläufe Computer Aided Design/Computer Aided Manufacturing (CAD/CAM) EDV-technische Verkettung von CAD, CAP, CAM und CAQ Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 463 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 271 Informationssysteme im Produktionsbereich Eine zusammenfassende Darstellung der Informationssysteme im Produktionsbereich erfolgt in der nebenstehenden Abbildung: Quelle: Scheer, 1990, S. 2 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 272 Produktion Theoretische Grundlagen Die theoretischen Grundlagen für die Produktion sind: – Produktionstheorie: Darstellung und Analyse des quantitativen Zusammenhangs zwischen Input und Output – z.B. in Form von Produktionsfunktionen. – Kostentheorie: Bestimmung der kostenminimierenden Faktoreinsatzkombination mittels quantitativer Bewertung des Inputs. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 273 Produktionsfunktion Produktionsfunktion: Funktionale Beschreibung des Zusammenhangs zwischen dem Einsatz an Produktionsfaktoren und dem Produktionsoutput: – X gibt den quantitativen, physischen Ertrag (Output) an – ri die zur Erzielung dieses Ertrags notwendigen Einsatzmengen (Input) der verschiedenen Produktionsfaktoren an – X = f(r1, r2, r3, …, rn) = f(r) Bestimmt wird der Verlauf der Produktionsfunktion durch die betriebliche Produktionstechnologie. Empirisch sind zumeist nur einige Realisierungen der Produktionsfunktion bekannt, sodass eine Vervollständigung der Funktion mittels Regression notwendig ist. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 274 Produktionsfunktion Durchschnittsprodukt(ertrag) bzw. f(r) durchschnittliche Produktivität von Faktor ri = ri Dies gibt an, wie viel Outputeinheiten durchschnittlich mit einer Einheit von Faktor ri produziert werden. Produktionskoeffizient von Faktor ri = ri f(r) Dies gibt an, wie viel Einheiten von Faktor ri im Durchschnitt benötigt werden, um eine Outputeinheit herzustellen. Grenzproduktivität von Faktor ri = df(r) fri (r) dri Die Grenzproduktivität gibt ungefähr an, um wie viel Einheiten der Output sich verändert, wenn der Einsatz von Faktor ri um eine Einheit verändert wird. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 275 Produktionselastizität Produktionselastizität des Faktors ri = ηr ,f (r) fr (r) i i ri f(r) Die Produktionselastizität des Faktors ri gibt ungefähr an, um wie viel Prozent sich der Output ändert, wenn der Einsatz des Faktors ri um 1% erhöht. – 0 < η < 1: Eine Preisänderung verursacht nur kleine Änderungen der Nachfrage. – η = 1: Eine Preisänderung von x % verursacht eine gleich starke Veränderung der Nachfrage. – η > 1: Schon eine kleine Preisänderung verursacht eine starke Änderung der Nachfrage. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 276 Limitationale Produktionsfunktion Limitationale Produktionsfunktion: Die Produktionsfaktoren können nur in einem bestimmten Verhältnis effizient kombiniert werden. Die Prozessgerade stellt die geometrische Verbindung aller effizienten Faktoreinsatzkombinationen dar. r2 Prozessgerade X2 X1 X0 0 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm r1 19.10.2006 277 Limitationale Produktionsfunktion Beispiel Herstellung von Tischen (X) aus jeweils 1 Tischplatte (r1), 4 Tischbeinen (r2) und 2 Arbeitseinheiten (r3) Produktionsfunktion: X = f(ri) = f(r1, r2, r3) = min{r1, r2/4, r3/2}, wobei X = Anzahl der hergestellten Tische und ri = eingesetzte Menge von Input i. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 278 Substitutionale Produktionsfunktion Produktionsverläufe, bei denen es möglich ist, Faktoren gegeneinander auszutauschen (substitutionale Faktorvariation), werden durch substitutionale Produktionsfunktionen dargestellt. Dabei bedeutet Substituierbarkeit, dass eine Einheit des Produktionsfaktors r1 durch eine Einheit des Produktionsfaktors r2 ersetzt werden kann, wobei der Ertrag (X) unverändert bleibt. r2 X2 X1 X0 0 r1 Die durchgezogenen Linien repräsentieren alle möglichen Inputkombinationen für das jeweilige Outputniveau und heißen Isoquanten. Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 193 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 279 Ertragsgebirge Ertragsgebirge nach der Funktionsvorschrift: Die blaue Ebene repräsentiert alle Punkte mit konstantem Ertrag Die Schnittlinie aus beiden Graphen ergibt eine Isoquante Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 280 Substitutionale Produktionsfunktion Beispiel Herstellung von Studentenfutter (X) aus Haselnüssen (r1), Mandeln (r2), Walnüssen (r3) und Sultaninen (r4), bei der es nicht auf die gewichtsmäßige Zusammensetzung, sondern nur auf das Gewicht der Mischung ankommt. Produktionsfunktion: X = f(ri) = f (r1, r2, r3, r4) = r1 + r2 + r3 + r4, wobei X = Gewicht der Mischung und ri = Gewicht von Input i. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 281 Cobb-Douglas-Produktionsfunktion Beispiel für eine substitutionale Produktionsfunktion allgemeine Form: f(r) c r1α1 ... rnαn mit 0 αi 1 i 1,..., n Eine Produktionsfunktion heißt homogen vom Grad k, wenn f(λx) = λk f(x) für alle λ > 0 Ist die Funktion homogen vom Grad k = 1, so ist die Funktion linear-homogen. Die Cobb-Douglas-Funktion ist linear-homogen, wenn α 1 i i Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 282 Grenzrate der Substitution Die Grenzrate der (technischen) Substitution (marginal rate of substitution, MRS) zwischen Faktor r1 und Faktor r2 gibt an, wie der Produktionsfaktors r1 durch den Produktionsfaktors r2 ersetzt werden kann, ohne dabei den Output hinsichtlich Quantität und Qualität zu verändern. ! f r1 (r) f(r) f(r) dr2 f(r) f(r) df(r) dr1 dr2 0 : r1 r2 dr1 r1 r2 f r2 (r) Die Substituierbarkeit der Faktoren bedeutet, dass eine Reihe von Einsatzverhältnissen zwischen den Produktionsfaktoren realisiert werden kann. Damit stellt sich die Frage, ob es eine Kombination von Produktionsverhältnissen gibt, die mit den geringsten Kosten verbunden ist (Minimalkostenkombination). Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 283 Minimalkostenkombination Minimalkostenkombination: r2 Minimalkostenlinie Expansionslinie Isokostenlinie Ertragsisoquante 0 K0 K1 K2 K3 r1 Für alle Punkte der Expansionslinie gilt, dass die Steigung der Isokostenlinie der Steigung der Ertragsisoquante entspricht. Die Minimalkostenkombination ist erreicht, wenn die Grenzrate der Substitution gleich dem Verhältnis der Preise der Produktionsfaktoren ist. Quelle: Nach Beschorner/Peemöller, 2005, S. 197 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 284 Abnehmende Grenzerträge Gesetz des von Anfang an abnehmenden Grenzertrags: – Die Erhöhung eines Inputfaktors um eine Einheit – während alle anderen Inputfaktoren konstant gehalten werden (ceteris paribus) – führt ab ri = 0 zu einem Rückgang bei den Veränderungseinheiten des Ertrags. Gesetz des schließlich abnehmenden Grenzertrags: – fri (r) fällt als Funktion (nur) ab einer Stelle ri* (> 0) streng monoton. f(r) f(r) 0 0 ri* ri ri Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 285 Ertragsfunktion für einen Produktionsfaktor Max X Gesamtertrag X = f (r1,r2°) Opt WP Durchschnittsertrag f(r ,r ) X 1 2 r1 I II III IV df(r1,r2 ) GP dr1 r1 Die optimale Faktorenkombination liegt dort, wo der Durchschnittsertrag je Faktoreinheit am höchsten ist. In diesem Punkt sind Durchschnittsertrag (der hier sein Maximum hat) und Grenzertrag gleich. Das Optimum kann auch über den Fahrstrahl an die Ertragskurve gefunden werden. r2° = konstant Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 199 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 286 Kosten Definitionen Fixkosten (fK, Kfix): Output setzt die Herstellung der Betriebsbereitschaft voraus, die wiederum Kosten verursacht, z.B. Mieten für Produktionshallen, Geschäftsführergehälter, etc. Fixkosten entstehen unabhängig von der Menge des produzierten Outputs. Variable Kosten (vK, Kvar) sind “ausbringungsmengenabhängig“, z.B. Werkstoffkosten, Akkordlöhne. Gesamtkosten (K, Kges): Summe aller Fixkosten und variabler Kosten; die Gesamtkostenkurve beginnt mit dem “Fixkostensockel“. Stückkosten (dK, k) entsprechen den durch die Produktionsmenge geteilten Gesamtkosten. Durchschnittskosten (kØ): Die Fixkosten, die gesamten variablen Kosten oder die Gesamtkosten dividiert durch die Anzahl des produzierten Outputs. Grenzkosten (marginale Kosten, mK, Kmarg, Kgrenz): Veränderung der Gesamtkosten bei Veränderung des Outputs Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 287 Kosten Formeln Mit der Outputmenge q gilt: – K(q) = vK(q) + fK – dK K(q) q – mK K(q) vK(q) q q Beispiel: – gegeben: K(q) = 0,5 × q3 – 4 × q2 + 200 × q + 2.500 – daraus folgt: dK = 0,5 × q2 – 4 × q + 200 + (2.500 / q) mK = 1,5 × q2 – 8 × q + 200 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 288 Kosten Beispiel Output Fixkosten 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 2.500 variable Kosten 0 197 388 578 768 963 1.164 1.376 1.600 1.841 2.100 2.382 2.688 3.023 3.388 Gesamtkosten 2.500 2.697 2.888 3.078 3.268 3.463 3.664 3.876 4.100 4.341 4.600 4.882 5.188 5.523 5.888 Ø Fixkosten 2.500 1.250 833 625 500 417 357 313 278 250 227 208 192 179 Ø variable Ø GesamtKosten kosten 197 194 193 192 193 194 197 200 205 210 217 224 233 242 2.697 1.444 1.026 817 693 611 554 513 482 460 444 432 425 421 Grenzkosten 192 190 191 195 202 212 225 241 260 282 307 335 366 (gerundete Werte) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 289 Gesamtheit der Kostenkurven nach dem Ertragsgesetz Die folgende Abbildung zeigt die Gesamtheit der Kostenkurven. (Grafik basiert NICHT auf dem vorherigen Beispiel) Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 204 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 290 Gesamtheit der Kostenkurven nach dem Ertragsgesetz Phaseneinteilung: Phase Gesamtkosten K variable Stückkosten dvK Stückkosten Grenzkosten dK mK Endpunkte I positiv steigend positiv fallend positiv fallend positiv fallend bis Minimum II positiv steigend positiv fallend bis Minimum III positiv steigend positiv steigend IV positiv steigend positiv steigend positiv fallend positiv steigend Minimum der mK < dvK variablen mK < dK Kosten positiv fallend positiv steigend Minimum der bis Minimum mK < dvK Stückkosten mK > dK positiv positiv steigend steigend mK > dvK mK > dK Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Wendepunkt K‘‘ = 0 19.10.2006 291 Gesamtkostenkurve nach dem Ertragsgesetz Die S-förmige monetäre Ertrag Gesamtertragskurve nach dem Kosten Ertragsgesetz lautet: E = f(K). Die Gesamtkostenkurve K = f(E) ist die Umkehrung der Funktion E = f(K) Die Gesamtkostenkurve steigt zunächst steil an, allerdings mit abnehmendem Steigungsmaß. Vom Wendepunkt an steigen dann die Gesamtkosten fK prozentual schneller als die Erträge. Symmetrieachse K = f(E) E = f(K) Kosten Ertrag Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 203 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 292 Möglichliche Kurvenverläufe proportional: z.B. Fertigungsmaterial K degressiv: Mengenrabatte beim Einkauf von Produktionsfaktoren K degressiv proportional 0 q 0 progressiv: z.B. Werkstoffverbräuche bei Überbeanspruchung K q regressiv: z.B. Heizkosten in einem Kino K regressiv progressiv 0 q 0 q Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 208 f. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 293 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess – Materialwirtschaft » Materialbeschaffung » Materialbedarfsplanung » Materialverwaltung – Produktion » Produktgestaltung » Produktionsprogrammplanung » Produktionsablaufplanung » Produktions- & Kostentheorie – Marketing » Produktpolitik » Sortimentspolitik » Preispolitik » Konditionenpolitik » Distributionspolitik » Kommunikationspolitik Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 294 Marketing Die Aufgabe des Absatzes der Güter und Leistungen im Markt kommt dem Marketing zu. Es stellt damit die letzte aber wichtigste Aufgabe des betrieblichen Umsatzprozesses dar. Marketing umfasst die Planung, Koordination und Kontrolle aller auf die aktuellen und potentiellen Märkte ausgerichteten Unternehmensaktivitäten mit dem Ziel der Verwirklichung der Unternehmensziele im gesamtwirtschaftlichen Güterversorgungsprozess durch eine dauerhafte Befriedigung der Kundenbedürfnisse: – bewusste Absatz- und Kundenorientierung aller Unternehmensbereiche – Festlegung von Marketingzielen und -strategien – Interpretation aller marktgerichteten Unternehmensaktivitäten Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 295 Marketing Begriffsabgrenzung Marketing ist von folgenden Begriffen abzugrenzen: – Absatz: Dieser stellt das Ergebnis der Vertriebstätigkeit dar, wobei der Umsatz den wertmäßigen Ausdruck für den Absatz beinhaltet und das Ergebnis aus Preis×Menge ist – Vertrieb: Der Vertrieb wird meist als Synonym für Absatz verwendet, ist jedoch häufig auf Verkauf bzw. physische Distribution eingeengt. – Verkauf: Dies ist die interaktive Absatztätigkeit mit dem Ziel, einen Vertragsabschluss über die angebotene Leistung mit dem Abnehmer und damit den rechtlichen und wirtschaftlichen Übergang dieser Leistung herbeizuführen. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 296 Marketing Formen Form Begriffsbestimmung Konsumgütermarketing “Klassisches Massenmarketing“, d.h. Ausrichtung an der Endstufe des Wirtschaftsprozesses, also an privaten Verwendern bzw. Konsumenten Investitionsgütermarketing Investitionsgütermarketing befasst sich im weitesten Sinne mit der Vermarktung von Wiedereinsatzfaktoren, die in Industriebetrieben bzw. Organisationen zum Einsatz gelangen Dienstleistungsmarketing Dienstleistungsmarketing umfasst zahlreiche Ansätze der Vermarktung des breiten heterogenen Spektrums immaterieller Leistungen Beschaffungsmarketing Beschaffungsmarketing ist ein Konzept zur effizienten Lösung unternehmerischer Beschaffungsaufgaben unter Orientierung an marktlichen Handlungsmöglichkeiten bzw. restriktionen Personalmarketing Personalmarketing beinhaltet alle Aktivitäten, die auf Planung, Kontrolle und Gestaltung der Attraktivität eines Unternehmens auf dem internen und externen Arbeitsmarkt abzielen Globalmarketing Globales Marketing erfasst eine Unternehmensphilosophie, die sämtliche Entscheidungen und Aktivitäten eines Unternehmens konsequent an den Erfordernissen, Bedürfnissen und Chancen des Weltmarktes ausrichtet Social Marketing Social Marketing bezweckt die Durchsetzung von Ideen bzw. das Erreichen von sozialen Veränderungen und ist nicht an bestimmte Institutionen gebunden, sondern wird für Anliegen zum Nutzen der Allgemeinheit eingesetzt NonprofitMarketing Nonprofit-Marketing wird von nicht-kommerziellen Einrichtungen, d.h. von öffentlichen Unternehmen, Parteien und Bildungseinrichtungen betrieben, um auf eigene Leistungen hinzuweisen, diese den Belangen der Adressaten anzupassen und sie dafür positiv einzustellen Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 474 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 297 Marketing Komponenten & Ziele Bezugsgrößen Marketinginstrumente Komponenten Ziele - Programm - Verkauf - Service - Information - Absatzerzielung - Absatzsicherung Märkte/Produkte Marktteilnehmer - derzeitige Produkte - neue Produkte - bisherige Märkte - neue Märkte - Konkurrenten - Händler - Kunden - Marktdurchdringung - Marktentwicklung - Produktentwicklung - Diversifikation - Konkurrenz ausweichen - Konkurrenz begegnen - Händlerkontakt herstellen - Händlerkontakt pflegen - Kundengewinnung - Kundenbindung Quelle: Beschorner/Peemöller, 2005, S. 475 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 298 Marketing Instrumente 4-Ps of Marketing bzw. 7-Ps of Marketing: 4-Ps of Marketing Product Price People (Produkt) (Preis) (Leute) Promotion Place (Kommunikation) (Distribution) hysical Process PEvidence (Prozess) (Umgebung) 7-Ps of Marketing Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 299 Marketing Instrumente – Überblick Product/Produkt: Wie müssen die Produkte/Leistungen des Unternehmens aussehen (Qualität, Stil, Markenname, Verpackung, Größe, Service oder Garantien), um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden? Price/Preis: Wie muss der Preis des Produkts (sowie Rabatte, Mengenzuschläge, Zahlungs- und Kreditbedingungen) bzw. der Leistung bestimmt sein, damit er vom Kunden akzeptiert wird? Place/Distribution: Wie kommt das Produkt durch eine optimale Wahl der Absatzkanäle, Absatzmittler, Standorte, Lagerhaltung und Transportmöglichkeiten möglichst einfach, schnell und kostengünstig zum Kunden? Promotion/Kommunikation: Wie kann das Unternehmen mittels Werbung, persönlichem Verkauf, Verkaufsförderung und Public Relation die Kunden auf das Produkt aufmerksam machen bzw. vom Kauf überzeugen? Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 300 Marketing Instrumente – Überblick People/Leute: Was sind die Kapazitäts- und Qualifizierungsbedürfnisse für das Personal (bzgl. Quantität, Qualität, Schulungsbedürfnisse, Incentiveprogramme etc.)? Process/Prozess(management): Welche sind die relevanten Prozesse und wie sind die Prozesse gestaltet? Physical Evicende/Umgebung: Welche physikalische Ausstattung (Art des Gebäudes, Kundenlounge, Rezeption etc.) sollte vorhanden sein? Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 301 Produktpolitik Von zentraler Bedeutung für die Stellung des Unternehmens im Wettbewerb ist die Produktpolitik, denn ihr obliegt die zweckmäßige attraktive Gestaltung des Absatzprogramms: – Entwicklung neuer Erzeugnisse – Verbesserung, Entwicklung und Eliminierung vorhandener Produkte Davon ausgehend sind verschiedene Entscheidungstatbestände zu betrachten: – Produktinnovation (Entwicklung von Neuprodukten) – Produktdifferenzierung (mehrere, verschiedene Produkte einer Produktgattung im zeitlichen Nebeneinander) » stofflich-technische Produktdifferenzierung » emotional-psychologische Produktdifferenzierung – Produktvariation (Veränderung eines bereits eingeführten Produkts im Zeitablauf; “Produktpflege“ bzw. “Facelifting“) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 302 Produktpolitik – Produkteliminierung: Entfernung einer Produkts aus dem Angebotsprogramm im Rahmen der Programmerneuerung oder Beseitigung ertragsschwacher Produkte, z.B. mittels der ABC-Analyse. – Produktgestaltung: Ein interdisziplinärer Realisationsprozess, bei dem es darauf ankommt, Marketing-Überlegungen einzubringen, um die Entstehung des bestmöglichen Produkts zu gewährleisten. – Markenpolitik: Aufbau und Pflege von Produktangeboten als Markenartikel bzw. alle Maßnahmen zur Markierung von Produkten. – Servicepolitik: Durch Austauschbarkeit und Komplexität von Produkten erlangt die Servicepolitik eine besondere Bedeutung als Angebotsbestandteil zur Differenzierung im Rahmen der Marketingstrategie. – Kundendienstleistungen sind dabei ein Spezialfall der produktbegleitenden Dienstleistungen (Servicepolitik) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 303 Produktpolitik Prozessablauf einer Produktinnovation Entwicklung Produktidee - orientiert an den Wünschen und Bedürfnissen der Nachfrager, nicht notwendigerweise technische Machbarkeit - Information: Außendienst, Handel, Marktforschung - durch eigene F&E, Brainstorming, Analyse, Wettbewerb Selektion & Bewertung - Kriterien: Zielmarkt, Wettbewerbssituation, Preisklasse, Entwicklungskosten, potenzieller Kapitalwert - Nutzung von Testpersonen/Präferenztests - Entwurf einer Vermarktungsstrategie Wirtschaftlichkeitsanalyse - Prüfung der Strategie durch Marktforschung - Absicherung auf Basis externer Daten - Kapitalwert Produktentwicklung i.e.S. - Prototyp, Muster - Konkretisierung der Preiserwartungen - Verpackung, Vertriebsform, Werbebudget Markttest & Einführung - Definition des Testmarkts - Launch-Konzept - Markteinführung - Erfolgskontrolle und Optimierung Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 304 Produktpolitik Produktdimensionen Technische Eigenschaften Garantien Marke – Einzelmarke: z.B. Ferrero mit Nutella, Hanuta, Mon Chéri, Duplo, TicTac, … – Familienmarke (Produktgruppen-Konzept): z.B. Tesa der Firma Beiersdorf, Milka von Jacobs-Suchard – Dachmarke (Company-Marken-Konzept): z.B. Allianz, Lindt, Siemens Service Verpackung Sortimentszusammenhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 305 30 Best Global Brands by Value Wertvollste Marken 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Coca-Cola Microsoft IBM GE Intel Nokia Disney McDonald‘s Toyota Marlboro Mercedes-Benz Citi Hewlett-Packard American Express Gillette USA USA USA USA USA Finnland USA USA Japan USA Deutschland USA USA USA USA 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 BMW Cisco Louis Vuitton Honda Samsung Dell Ford Pepsi Nescafé Merrill Lynch Budweiser Oracle Sony HSBC Nike Deutschland USA Frankreich Japan Südkorea USA USA USA Schweiz USA USA USA Japan Großbritannien USA Basis dieser Reihenfolge ist der finanzielle Wert der Marke. Quelle: Business Week, 01.08.2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 306 Sortimentspolitik Im engeren Sinne bezieht sich die Sortimentspolitik auf alle Entscheidungen eines Handelsbetriebes im Zusammenhang mit der Dimensionierung, Strukturierung und Anpassung des Sortiments. Bei der übergreifenden Betrachtung der Sortimentspolitik umfasst das Sortiment alle von einem Betrieb auf dem Markt angebotenen Güter und Dienstleistungen. Arbeitsgebiete der Sortimentgestaltung – Entwicklung einer Marketing-Konzeption für die Produkte des bestehenden Sortiments – Entwicklung von Kriterien oder Verfahren zur Überwachung des bestehenden Sortiments – Erarbeitung von Kriterien oder Verfahren zur Suche, Entwicklung und Einführung neuer Produkte, durch die das Umsatzvolumen gesteigert werden kann. Im „4-Ps of Marketing“ ist die Sortimentspolitik Teil der Produktpolitik. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 307 Preispolitik Unter dem Preis versteht man die monetäre Gegenleistung eines Käufers für eine bestimmte Menge eines Wirtschaftsgutes bestimmter Qualität. Unter Preispolitik ist damit die optimale Gestaltung des Absatzpreises vor dem Hintergrund der vorliegenden Marktverhältnisse zu verstehen. Genaue Daten des Marktes und des eigenen Unternehmens sind für die Preispolitik erforderlich. Außerdem müssen bekannt sein: – Kostenfunktion des Anbieters für eine Reihe von Beschäftigungsgraden – Kapazität – Liquidität usw. Preisfindung: Kostenorientierte und marktbezogene Verfahren sowie marginalanalytische Optimierungsmodelle werden unterschieden. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 308 Preispolitik Preisdifferenzierung: Verschiedene Kunden bezahlen für das gleiche Produkt aufgrund verschiedener Kriterien unterschiedliche Preise. – Ziele: » Kostensenkung » Umsatzsteigerung » Beeinflussung der Vertriebswege » Gewinnsteigerung Preisvariation: Der gültige Angebotspreis wird durch den Hersteller innerhalb einer Planperiode für den gleichen Kundenkreis variiert – durch Gewährung von Rabatten oder – Sonderpreisaktionen. Preislinienpolitik als Teilbereich des preispolitischen Instrumentariums beinhaltet die Gestaltung und Abstimmung der Preise innerhalb einer Produktlinie. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 309 Konditionenpolitik Neben dem Preis kann auch ein System an Bedingungen bestehen, welches zwischen Anbieter und Abnehmer vereinbarte, an besondere Umstände gekoppelte, abnehmerspezifische Modifikationen des als Ausgangs- und Orientierungsgröße dienenden Basispreises beinhaltet (Scheuch 1993, S.390). Ein solches Konditionensystem kann bestehen aus: – Rabatten – Liefer- und Zahlungsbedingungen – Kredit- und Finanzierungskonditionen Insofern zeigt sich der Unterschied zur Preispolitik, denn Rabatte sind zwar auch ein Instrument zur Preisdifferenzierung und -variation, aber bilden eben nur einen Teilbereich der konditionenpolitischen Möglichkeiten. Im „4-Ps of Marketing“ zählt die Konditionenpolitik zur Preispolitik. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 310 Distributionspolitik Unter der Distributionspolitik versteht man die Festlegung der Distributionsziele, die Auswahl der Distributionsstrategie sowie die Planung, Durchführung und Kontrolle von Maßnahmen zur zielkonformen, strategiegeleiteten Gestaltung des Distributionsprozesses. Entscheidungsbereiche und Instrumentarien – direkter Vertrieb, d.h. der Hersteller übernimmt selbst alle Vertriebsfunktionen – indirekter Vertrieb, d.h. Vertrieb durch Absatzmittler – Verkaufsmanagement – Planung, Steuerung und Kontrolle des persönlichen Verkaufs – Marketing-Logistik: Alle betrieblichen Aktivitäten, die darauf gerichtet sind, den räumlichen, zeitlichen und mengenmäßigen Transfer der Produkte des Unternehmens zum Abnehmer zu gewährleisten. Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 311 Distributionspolitik Beispiel: Factory Outlet Center Besondere Form des direkten Vertriebs, bei der Markenhersteller unter Umgehung des Zwischenhandels ihre Waren anbieten. Vorwiegend auf der grünen Wiese – abseits von städtischen Zentren. Vorteile: für Nachfrager für Anbieter - Schnäppchenjagd mit Rabatt - Erlebniseinkauf - Händlermarge entfällt direkter Kundenkontakt Verkauf von Restposten/1b-Ware Absatzverbund mit anderen Markenherstellern bekanntestes Beispiel: Metzingen mit Hugo Boss-Werksverkauf und anderen Marktenartikelherstellern Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 312 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik beinhaltet die planmäßige Gestaltung und Übermittlung der auf den Markt gerichteten Informationen eines Unternehmens, mit dem Zweck, die Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Sinne der eigenen Zielsetzung zu beeinflussen. Erreichung der Ziele z.B. durch – Werbung: Einsatz von Werbemedien (Anzeigen, Werbefilme, Plakate, Radiowerbung), um Nachfrager zu informieren bzw. zum Kauf anzuregen: AIDA: Attention – Interest – Desire – Action – Verkaufsförderung: gezielte Maßnahmen am Ort des Verkaufs (Point of Sale, PoS) – Public Relations: positive Beeinflussung der Öffentlichkeit – Sponsoring: Zuwendung von Finanz-, Sach-, und/oder Dienstleistungen an einen Begünstigten (z.B. AOL-Arena) Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 313 Marketing Push- und Pull-Strategie Ziel Als Push- und Pull-Strategie bezeichnet man die beiden Alternativen, wie Konsumgüter abgesetzt werden. Bei der Push-Strategie muss der Abnehmer überzeugt werden, während bei der Pull-Strategie ein Nachfragebedürfnis beim Verbraucher entsteht. In der Werbung kann man z.B. das Fernsehen oder Postwurfsendungen als PushStrategien bezeichnen, das Internet oder die Zusendung eines Katalogs auf Anfrage sind dagegen PullStrategien. Ware einkaufen Verkaufsförderung = Push Werbung = Pull Verkauf Drückt Ware an point of purchase Werbung Zieht Käufer an die Ware Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Ware Point of purchase Zielgruppe Zielgruppe - Verkäufer - Händler - Käufer -Verwender 19.10.2006 314 Gliederung Einführung in die Grundlagen Rahmenbedingungen Faktoren Aufbau des Betriebes Betrieblicher Leistungsprozess Anhang Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 315 Wirtschaftssektoren Entwicklung der Erwerbstätigen nach Wirtschaftsbereichen Jahr 1960 1970 1980 1990 2000 2005* Landwirtschaftssektor = Primärsektor Land- und Forstwirtschaft, Tierhaltung, Fischerei 13,5% 9,1% 5,3% 3,6% 2,7% 2,3% Industriesektor = Sekundärsektor Energiewirtschaft, Wasserversorgung, Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe 48,6% 49,3% 45,3% 40,6% 33,1% 25,8% Dienstleistungssektor = Tertiärsektor Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Kreditinstitute, Versicherungsgewerbe... 37,9% 41,6% 49,4% 55,8% 64,2% 71,9% Summe aller Arbeitsplätze 100% 100% 100% 100% 100% 100% Wirtschaftssektor * 2. Quartal 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm Quelle: www.destatis.de/indicators/d/lrerw05ad.htm 19.10.2006 316 Deutschlands größte Industrieunternehmen (nach Umsatz) 2004 2003 Unternehmen Branche Umsatz (in Mio. €) Jahresüberschuss (in Mio. €) Beschäftigte (in 1.000) 1 1 DaimlerChrysler AG Auto 142.059 2.466 384,7 2 2 Volkswagen Auto 88.963 716 342,5 3 3 Siemens Elektrotechnik 75.167 3.571 419,2 4 4 E.ON AG Energie 44.745 505 69,7 5 6 BMW Group Auto 44.335 4.339 106,0 6 5 RWE AG Energie 40.996 2.222 97,8 7 7 Robert Bosch GmbH Elektrotechnik 40.007 2.414 242,3 8 8 ThyssenKrupp AG Stahl 39.342 1.675 187,7 9 9 BASF-Gruppe Chemie 37.537 904 82,0 10 10 Bayer Chemie 29.758 2.014 113,0 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 317 Deutschlands größte Handelsunternehmen (nach Umsatz) 2004 2003 Unternehmen (bekannte Namen, z.B.) Umsatz (in Mio. €) Jahresüberschuss* (in Mio. €) Beschäftigte (in 1.000) 1 1 Metro AG 56.409 933 261,4 Schwarz-Gruppe Metro, Real, Extra, Media Markt, Saturn, Praktiker, Galeria Kaufhof Rewe, Toom, Minimal, Penny, Handelshof, ProMarkt Kaufland, Handelshof, Lidl 2 2 Rewe-Gruppe 3 5 4 3 Edeka Gruppe** 5 4 6 40.800 196,2 36.000 166 Edeka, Marktkauf, E-Center 31.570 219,9 Aldi-Gruppe Aldi Nord, Aldi Süd 29.465 200,0 6 Tengelmann (Welt) Tengelmann, Plus, OBI 26.680 184,0 7 7 Franz Haniel & Cie GmbH Celesio 24.317 8 8 9 10 10 9 Phoenix Pharmahandel AG & Co. KG Otto Group OTTO, Cofidis, Zara Deutschland, Bonprix, Selgros KarstadtQuelle-Konzern Karstadt, KaDeWe, Wertheim 562 17.862 53,2 20,0 14.424 286 54,4 13.447 -1.621 92,5 *Jahresüberschuss teilweise unbekannt, da viele Handelsunternehmen nicht zur Publizität verpflichtet sind. **Inzwischen hat die Edeka Gruppe noch die Spar Handels-AG sowie Netto-Süd übernommen. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005; Metro-Handelslexikon 2004/2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 318 Deutschlands größte Kreditinstitute (nach Bilanzsumme) 2004 2003 Unternehmen Bilanzsumme (in Mio. €) Jahresüberschuss (in Mio. €) Beschäftigte (in 1.000) 1 1 Deutsche Bank AG 840.068 2.472 65,4 2 3 Dresdner Bank AG 523.990 85 38,5 3 2 HVB Group 467.408 -1.992 57,8 4 4 Commerzbank AG 424.879 475 32,8 5 5 DZ Bank AG 356.200 468 23,3 6 6 Landesbank Baden-Württemberg 339.808 732 12,2 7 8 Bayerische Landesbank 333.102 340 8,9 8 7 KFW-Bankengruppe 328.596 368 3,7 9 9 WestLB AG 253.793 -1.159 7,2 10 10 Eurohypo AG 226.928 431 2,7 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 319 Deutschlands größte Dienstleistungsunternehmen (nach Umsatz) 2004 2003 Unternehmen Branche Umsatz (in Mio. €) Jahresüberschuss (in Mio. €) Beschäftigte (in 1.000) 1 1 Deutsche Telekom AG Telekommunikation 57.880 4.933 247,6 2 2 Deutsche Post AG Transport & Logistik 43.168 1.725 379,8 3 3 Deutsche Bahn AG Transport & Logistik 23.962 180 225,5 4 4 TUI AG Tourismus 18.046 532 57,7 5 5 Bertelsmann AG Medien 17.016 1.217 76,3 6 6 Deutsche Lufthansa Transport & Logistik 16.965 408 90,7 7 7 DaimlerChrysler AG (Auto) 13.939 11,0 8 8 ThyssenKrupp (Stahl) 11.887 33,5 9 10 Vodafone D2 GmbH Telekommunikation 8.400 1.200 10,8 10 12 SAP AG Software 7.514 515 32,2 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 320 Deutschlands größte Versicherungsunternehmen (nach Beitragseinnahmen) 2004 2003 Unternehmen (bekannte Namen, u.a.) Beitrags- Jahresüber- Beschäftigte einnahmen schuss (in 1.000) (in Mio. €) (in Mio. €) 1 1 Allianz Group 96.892 3.456 162,2 2 2 Münchener-RückGruppe 38.071 1.833 40,9 3 3 Talanx AG 14.161 640 9,3 4 4 AMB Generali Holding AG 10.937 222 19,5 5 5 R+V Konzern Allianz …, Deutsche Lebensversicherungs-AG, Dresdner Bank AG, Frankfurter Versicherungs-AG Victoria, Hamburg-Mannheimer, DKV, D.A.S., KarstadtQuelle Versicherungen, Vorsorge Lebensversicherung neue leben, ASPECTA, HDI, Hannover Rückversicherung AG AachenMünchener, Volksfürsorge, CosmosDirekt, Advocard Rechtsschutzversicherung, Dialog R+V … 8.057 95 10,4 6 7 Axa Konzern AG AXA …, Deutsche Ärzteversicherung AG 6.306 -68 8,2 7 8 Debeka Versicherungen Debeka … 6.274 127 13,8 8 6 Zürich, DA Direkt, Deutscher Herold 6.109 199 6,1 9 9 75 6,4 10 Union Krankenversicherung, Saarland Lebensversicherung AG Signal, Iduna, Hansainvest 5.263 10 Zürich Gruppe Deutschland Versicherungskammer Bayern Signal Iduna Gruppe 4.559 69 8,0 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 321 Japans größte Unternehmen (nach Marktwert) 2004 Unternehmen Branche Marktwert (in Mrd. €) Umsatz (in Mrd. €) 1 Toyota Motor Auto 2 NTT Docomo 3 Betriebs- Netto-gewinn gewinn (in Mrd. €) (in Mrd. €) 109,7 142,3 12,86 9,01 Telekommunikation 63,6 37,2 6,03 5,74 Nippon Telegraf & Telefon Telekommunikation 56,6 83,1 9,30 5,46 4 Mizuho Finanzgruppe Bank 55,5 23,4 5,05 4,82 5 Mitsbushi Tokyo Finanzgruppe Bank 48,1 20,2 4,56 2,60 6 Sumitomo Mitsui Finanzgruppe Bank 45,2 27,5 -0,23 -1,80 7 Canon Elektronik 40,0 26,7 4,17 2,64 8 Honda Motor Auto 39,2 66,5 4,85 3,74 9 Nissan Motor Auto 38,5 66,0 6,62 3,94 10 Takeda Pharmaceutical Pharma 36,7 8,6 2,96 2,13 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 322 Die umsatzstärksten Industrieunternehmen der Welt 2004 2003 Unternehmen Branche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 … 27 31 32 36 40 2 1 3 4 5 6 7 9 10 8 12 11 13 14 15 Royal Dutch Shell Group Exxon Mobil Corp. BP PLC General Motors Corp. DaimlerChrysler AG Ford Motor Co. Toyota Motor Corp. TOTAL SA ChevronTexaco Corp. General Electric Co. ConocoPhillips Volkswagen AG Siemens AG IBM Corp. Altria Group Inc. Mineralöl Mineralöl Mineralöl Auto Auto Auto Auto Mineralöl Mineralöl Elektrotechnik Mineralöl Auto Computer (Elektrotechnik) Computer Tabak 27 33 29 38 43 E.ON AG BMW AG RWE AG ThyssenKrupp AG BASF AG Mischkonzern (v.a. Energie) Auto Energie Stahl Chemie Land Umsatz (in Mio. $) 337.522 293.074 285.059 193.517 192.727 171.652 168.883 166.463 152.718 152.363 135.381 126.745 101.765 96.293 89.610 Gewinn nach Steuern (in Mio. $) 18.183 25.330 15.731 2.805 3.346 3.487 11.348 13.040 13.328 16.593 8.129 918 4.619 8.430 9.416 Nettoumsatzrendite (in %) 5,39 8,64 5,52 1,45 1,74 2,03 6,72 7,83 8,73 10,89 6,00 0,72 4,54 8,75 10,51 NL USA GB USA D USA J F USA USA USA D D USA USA D D D D D 69.734 60.773 60.358 53.873 50.925 5.887 3.015 2.899 1.226 2.555 8,44 4,96 4,80 2,28 5,02 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 323 Die größten Unternehmen der Welt nach der Börsenkapitalisierung 2004 2003 Unternehmen Branche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 … 46 60 68 82 114 3 1 2 5 7 4 6 11 10 12 9 15 18 8 20 Exxon Mobil General Electric Microsoft Citigroup BP Pfizer Wal Mart Johnson & Johnson Bank of America HSBC Holdings Intel Vodafone Total AIG GlaxoSmithKline Mineralöl Elektrotechnik Computer Bank Mineralöl Pharma Handel Pharma Bank Bank Computer Telekommunikation Mineralöl Versicherung Pharma 43 56 82 78 111 Deutsche Telekom Siemens E.ON SAP Allianz Telekommunikation Computer (Elektrotechnik) Mischkonzern (v.a. Energie) Computer Versicherung Land Börsenwert (in Mrd. $) USA USA USA USA GB USA USA USA USA GB USA GB F USA GB 387 385 271 247 228 214 204 198 188 180 166 158 150 144 143 D D D D D 76 67 61 53 45 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 324 Unternehmenskennzahlen Die größten Arbeitgeber (deutsche Großunternehmen in 2004) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Unternehmen Branche Siemens DaimlerChrysler AG Deutsche Post AG Volkswagen Metro AG Deutsche Telekom AG Robert Bosch GmbH Deutsche Bahn AG Edeka Gruppe Aldi-Gruppe Elektrotechnik Auto Transport & Logistik Auto Handel Telekommunikation Elektrotechnik Transport & Logistik Handel Handel Beschäftigte (in 1.000) Veränderung (in %) 419,2 384,7 379,8 342,5 261,4 247,6 242,3 225,5 219,9 200,0 0,5 6,2 -0,9 1,7 3,7 -1,5 4,6 -7,1 -1,3 0,0 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 325 Unternehmenskennzahlen Die höchsten Jahresüberschüsse (deutsche Großunternehmen in 2004) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Unternehmen Branche Deutsche Telekom AG E.ON AG Siemens Allianz Group Deutsche Bank AG DaimlerChrysler AG RWE AG BMW Group BASF-Group Münchener-Rück-Gruppe Telekommunikation Energie Elektrotechnik Versicherung Bank Auto Energie Auto Chemie Versicherung Jahresüberschuss (in Mio. €) 4.933 4.339 3.571 3.456 2.472 2.466 2.414 2.222 2.014 1.833 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 326 Unternehmenskennzahlen Die höchsten Umsatzrenditen (deutsche Großunternehmen in 2004) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Unternehmen Branche Vodafone D2 GmbH Altana AG Merck KGaA Boehringer Ingelheim GmbH Schering AG E.ON AG Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Roche Deutschland Holding GmbH Deutsche Telekom AG Tchibo Holding AG Telekommunikation Pharma Pharma Pharma Pharma Energie Auto Pharma Telekommunikation Handel Nettorendite (in %) 14,3 13,2 11,5 11,1 10,3 9,7 9,6 9,4 8,5 8,4 Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 327 Unternehmenskennzahlen Die höchsten Umsatzzuwächse (deutsche Großunternehmen in 2004) Unternehmen Branche Umsatz (in Mio. €) Veränderung (in %) 1 Remondis AG & Co. KG Wasser- & Kreislaufwirtschaft 2.200 174,0 2 Tchibo Holding AG Handel 8.330 151,4 3 EWE Aktiengesellschaft Energie 5.955 102,9 4 Cronimet Ferrolegierungen Stahl 1.703 79,1 5 Panasonic Marketing Europe Elektrotechnik 1.991 71,8 6 Motorola GmbH Kommunikation 4.235 69,8 7 OMV Deutschland GmbH Mineralöl 3.506 67,4 8 SV Sparkassen-Vers. AG Versicherung 2.783 55,4 9 RAG AG Energie & Chemie 18.697 52,9 2.949 50,4 10 Stadtwerke München GmbH Energie & Wasserwirtschaft Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Juli 2005 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 328 Rating-Agenturen Standard & Poor‘s Moody‘s Bonitätseinstufung/Beurteilung des Ausfallrisikos AAA AA+ AA AAA+ A ABBB+ BBB BBBBB+ BB BBB+ B BCCC CC SD/D Aaa Aa1 Aa2 Aa3 A1 A2 A3 Baa1 Baa2 Baa3 B1 B2 B3 Caaa Klassifikation Sehr gut: höchste Bonität; geringstes Ausfallrisiko Sehr gut bis gut: hohe Bonität; geringes Ausfallrisiko Gut bis befriedigend: überdurchschnittliche Bonität; geringe Risiken bei einer Veränderung der wirtschaftlichen Lage Investive Anlage Befriedigend: mittlere Bonität; größere Risiken bei einer negativen Wirtschaftsentwicklung; angemessene Deckung von Zins und Tilgung Ausreichend: spekulative Anlage mit nur mäßiger Deckung von Zins und Tilgung auch in einem guten wirtschaftlichen Umfeld Mangelhaft: sehr spekulative Anlage mit geringer Sicherheit von Zins und Tilgung Ca Ungenügend: niedrigste Bonität mit geringstem Anlegerschutz; akute Gefahr des Zahlungsverzugs C Zahlungsunfähig: ungenügende Bonität; Insolvenz Spekulative Anlage Quelle: Presber/Stengert, 2002, S. 7 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 329 Literaturquellen Beschorner/Peemöller, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 2. Auflage, 2005 Bornhofen, Steuerlehre 2 Rechtslage 2004/2005, 25. Auflage, 2005 Business Week, 01.08.2005 Dess/Lumpkin/Taylor, Strategic Management, 2004 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2005 Grochla, Grundlagen der organisatorischen Gestaltung, 1995 Hahn/Hungenberg, PuK – Wertorientierte Controllingkonzepte, 6. Auflage, 2001 IAB Kurzbericht, Heft 17, 12.11.2004 Kaplan/Norton, Balanced Scorecard, 1997 Maslow, Motivation und Persönlichkeit, 2002 McK Wissen 05, Operations, 2005 Oechsler, Einführung in die Personalwirtschaft, 5. Auflage, 1994 Porter, Competitive Advantage: Creating and Sustaining Superior Performance, 1985/1998 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 330 Literaturquellen Porter, Competitive Strategy, 1980/1998 Presber/Stengert, Kreditrating – Eine Chance für mittelständische Unternehmen, 2002 Rappaport, Creating Shareholder Value, 1986 Reichwald/Hesch, Mitarbeiter und Manager in neuen Organisationsformen, in: Adam (Hrsg.), Komplexitätsmanagement, 1998, S.87-96 Scheer, CIM – Der computergesteuerte Industriebetrieb, 4. Auflage, 1990 Vahs, Organisation, 5. Auflage, 2005 Varian, Mikroökonomie, 3. Auflage, 1994 Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 331 Internetquellen finance.electrabel.com/corporate/aboutelectrabel/organisation_en.asp www.4managers.de/../10-Inhalte/Dateien/produktlebenszyklus_01.pdf www.cubeware.de/lng_undp/download/Diehl_Cubeware_SuccessStory.pdf www.dcgk.de/HV-DATEN/D_CorGov_Endfassung2005.pdf www.destatis.de/indicators/d/lrerw05ad.htm www.stud.uni-karlsruhe.de/~uchh/project/de/projektorganisation.html www.synergie.de.vu www.verwaltung.uni-ulm.de/zuv/zuv/info-uni/dez3-3/organigramm.pdf diverse Unternehmenswebsites Prof. Dr. Beschorner / UPL / ABWL I / WS 2006-2007 / Universität Ulm 19.10.2006 332