04 Selbststeuerung von Emotionen

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Selbstregulation
- Emotionen und Coping
Möglichkeiten der Diagnostik
„Schalenmodell“ der ressourcenorientierten
Förderung
Risikofaktoren
Fähigkeitsdefizite
Ressourcenaktivierung
Adaptive,
individuell
zugeschnitte
Lernumgebung
Subjektiv
sinnhaft, motivierend
und komplexitätsreduzierend
Kompetenzaufbau
Spezifische
Förderangebote
z.B. Aufmerksamkeitstraining,
Soziales Kompetenztraining
• Protektive Faktoren (bzw. Ressourcen) sind
Verhaltensweisen und/oder Umweltmerkmale, die
eine Person zu einem adaptiven Umgang mit
Problemen befähigen.
• Ihr Vorhandensein, bzw. Fehlen festzustellen, ist
daher eine der Aufgaben einer
ressourcenorientierten Förderdiagnostik
Ressourcen
• Personale Ressourcen
• Soziale Ressourcen
• Kommunikations- &
Problemlösefähigkeiten
• Nutzung von Talenten
• Realistische
Kontrollüberzeugungen
• Selbstvertrauen durch
Überwindung von Krisen
• Selbstwirksamkeit
• Flexibilität
• Sinnhaftigkeit des
Handelns
• enge Bindung mit einer
kompetenten und stabilen
Person
• Familienklima
klare Strukturen/Regeln
Gefühlsoffenheit
relative Autonomie
• Lehrer als Vertrauensperson
• Schulklima
klare Strukturen/Regeln
Individuelle Unterstützung
Zugehörigkeitsgefühl
• positive Rollenvorbilder
Aktuelle
Verhaltens/Fähigkeitsdefizite
Risikofaktoren
(personale/soziale
Faktoren, die
Defizite
verursachen
/aufrechterhalten
Ressourcen
(Interessen,
Stärken, Ziele;
personale /soziale
Ressourcen)
Entwicklungsziele /
Lernziele
• Personale Ressourcen beziehen sich auf die
Bereiche:
– Auditive, visuelle und motorische Fähigkeiten
– Kognitive Ressourcen (Intelligenz, Aufmerksamkeit)
– Selbstregulation
• Motivation und Bewältigungsstrategien (Stress, Probleme,
Affekte)
• Zielauswahl und Zielanpassung
– Soziales Verhalten
– Leistungsverhalten
Umwelt
Sozialverhalten
Leistungsverhalten
Selbstregulationsstile
Wahrnehmung
Selbstkonzept
Kognitive Ressourcen
Temperament
Genetische Faktoren
Emotionsregulation
• Emotionen sind wichtige Hinweise, sie
bewerten die aktuelle Lage der eigenen
Person, über Situationen oder das Verhalten
anderer Personen
• Sie signalisieren insbesondere, ob die
aktuelle Situation den eigenen Bedürfnissen
entspricht oder verändert werden muss
Lazarus, R. S. (1991). Emotion and
Adaptation. London: Oxford
Emotionale Schemata
• Emotionen beinhalten:
– Auslösende Bedingungen
– Bewertungen (positiv/negativ)
– Handlungspräferenzen zur Lageveränderung
• Emotionen sind daher nicht nur Zustände.
Sie lassen sich als Schema auffassen
Ulich, D. & Mayring, P. (2003). Psychologie der Emotionen. Stuttgart, Kohlhammer
Schema
• Das Wissen über das Selbst, die Umwelt und
über Handlungsabläufe ist im Gedächtnis in
sehr komplexer Form gespeichert
• Man spricht hier von einem „Schema“
(Plural: Schemata)
• Ein Schema ist eine geordnete
Wissensstruktur, die bedeutsame Merkmale in
abstrakter Form enthält
• Es besteht aus einzelnen Konzepten und ihren
Verknüpfungen
Emotionen und
Handlungssteuerung
• Emotionen sind integraler Bestandteil der
allgemeinen Handlungssteuerung eines
Individuums
• Je nach Situation, kognitivem
Entwicklungsstand und Ausmaß der
Selbstkontrolle kann die
Handlungssteuerung mehr oder weniger
„emotional“ sein
Regulatives Schema
• Regulative Schemata lassen sich, wie alle
Handlungs- und Problemlöseprozesse – in
folgende Teilaspekte aufgliedern:
•
•
•
•
•
(1) Wahrnehmung/Interpretation einer Situation
(2) Generierung von Handlungsalternativen
(3) Entscheidung für eine Alternative
(4) Ausführung
(5) Bewertung der Handlung
Coping
• Der Begriff „Coping“ bezieht sich auf die
Berbeitung von Stress
• Z.B. bei kritischen Lebensereignisse, aber
allgemein bei jeder Art von
Belastungserfahrungen (z.B. Misserfolge
auf relevanten Gebieten)
• Emotionsregulation ist Teil von
Copingprozessen
Coping-(Bewältigungs)strategien
• Es gibt keine verbindliche Klassifikation von
Copingstrategien
• Zudem sind die Übergänge zur
Emotionsregulation fliessend
• Eine der bekanntesten stammt von Lazarus (1991)
– Problemzentriert (handlungsorientiert,
assimilativ/akkomodativ)
– Emotionszentriert (lageorientiert, [akkomodativ])
Lazarus, R. S. (1991). Emotion and Adaptation. London: Oxford University Press.
Buchwald, P. Schwarzer C. & Hobfoll S. E. (Hrsg.) (2004). Stress gemeinsam bewältigen – Ressourcenmanagement
und multiaxiales Coping. Göttingen: Hogrefe
Regulationsstrategien im Falle negativer Handlungsergebnisse
(Stress)
Interaktion mit der Umwelt
- wahrgenommene Passung Person-Umwelt
- wahrgenommene Kongruenz Motive-Ziele,
Kognition-Emotion
Immunisierung
-
(Selbstschützende Interpretationen, Abwehr)
Ziele
-
+
Negative
Ergebnisse
-
+
-
Assimilation
(z.B. Problemlösung,
Kompensation)
+
Akkommodation
(Anpassung von Zielen
oder Bewertungen)
-
Flexibilität
• Es gibt keine Form der Verhaltenssteuerung
(Regulationsstrategie), die per se positiv (adaptiv,
funktional) oder negativ (maladaptiv,
dysfunktional) ist
• Außerdem werden Copingstrategien selten isoliert
eingesetzt
• Je nach Beschaffenheit der Situation und der
individuelle Lage können verschiede Strategien
(einzeln oder als Kombination) angemessen sein
• Wichtig ist daher der Aufbau eines vielfältigen
Pools an Handlungsalternativen
• Und der flexible Einsatz von Regulationsstrategien
(Vernetzung der Schemata)
Flexibilität
• „Flexibilität“ kann auf verschiedene Arten
funktionieren
– Situationsadäquate Auswahl einer
Verhaltensweise aus einem Pool verschiedener
Alternativen
– Entwicklung einer neuen Verhaltensweise auf
der Basis der bereits vorhandenen Schemata
– Neubewertung / Umdeutung einer Situation
• Z.B. das Entdecken positiver Aspekte in einer
ansonsten als unangenehm erlebten Situation
Intell: Logisches Denken, Gedächtnis
Prob_Cop: Bewältigung schulischer Probleme
KogFlex: Neue Ideen, Transferleistungen
Prob_Ver: Problemvermeidung
Mood_Cop: Stimmungsregulation
Konstruktive
Problembewältigung
+
Intell
ProbCop
+
+
KogFlex
Problemvermeidung
MoodCop
ProbVerm
Emotionsregulation
• (Negative) Emotionen müssen reguliert werden
hinsichtlich folgender Aspekte:
– Dauer
– Intensität
– Qualität
• Gründe:
– Emotionen können der Zielereichung sowohl förderlich
als auch hinderlich sein
– Es existieren soziale Normen hinsichtlich des
Ausdrucks von Emotionen
Verhaltensprobleme
• Verhaltensprobleme sind in diesem Sinne
Formen der Selbstregulation (Coping
und/oder Emotionsregulation), die
entwicklungsbehindernd sind, da sie
– Gegen soziale Normen verstoßen und negativ
sanktioniert werden
– Die Entwicklung einer flexiblen
Selbststeuerung behindern
Entwicklung der Selbstregulation
Weitere
Umweltfaktoren
Selbstkonzept
Kognitive
Entwicklung
Regulationswissen, -strategien
Bindungskonzept
Verhalten der Eltern
Bindung
Temperament
Implizites
Motivationssystem
Diagnostik des regulativen
Schemas
• (1) Art der Wahrnehmung/Interpretation
einer Situation?
• (2) Über welche Handlungsalternativen
verfügt die Person?
• (3) Warum entscheidet sie sich für eine
bestimmte Alternative?
• (4) Wie führt sie diese Strategie aus?
• (5) Wie bewertet sie die Handlung?
Diagnostik
• Es existiert (z.Zt.) kein standardisiertes Verfahren,
das eine komplette Erfassung solcher Schemata
erlaubt
• Dies kann nur eine informelle Diagnostik leisten
• Mit standardisierten Verfahren lässt sich erfassen,
– welche relativen Präferenzen eine Person bezüglich
verschiedenener Verhaltensstrategien
(Handlungsalternativen) vermutlich hat
– Wie sie bestimmte Situationen in der Regel interpretiert
Beispiele
• Diagnostik von
Stressverarbeitungsstrategien (SVF-KJ)
• Standardisierte Diagnostik aggressiven
Verhaltens (EAS)
• Informelle Diagnostik
aggressionsbezogener Schemata
(Interpretation eines Interviews)
SVF-KJ
• Für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren
• Erfasst Präferenzen für bestimmte (günstige
oder ungünstige) Regulationsstrategien
• Die Strategien werden in neun Kategorien
eingeteilt und in einem Profil dargestellt
Bagatellisierung: Die Items sollen die
defensive Bewältigungsstrategie
abbilden. Diese Strategie ist
insbesondere in unkontrollierbaren
Situationen bedeutsam. Wird diese
Strategie zum Beispiel zur Verarbeitung
psychosozialer Belastungen bei
chronischen Krankheiten eingesetzt, ist
dies als angemessen anzusehen. Es
wurden Items aufgenommen, die sowohl
die Stärke des Stressors als auch die
Dauer und Gewichtigkeit der Belastung
abwerten
Ablenkung/Erholung: Dieser Subtest
repräsentiert selbstbezogene
emotionsregulierende
Bewältigungsmaßnahmen, die
insbesondere in unkontrollierbaren
Situationen angemessen sind. Die
Erholungskompetenz stellt eine wichtige
internale Ressource dar. Der Subtest
enthält Items, die drei eher aktive
Ablenkungstätigkeiten und eine passive
Erholungsaktivität erfassen.
Situationskontrolle: Die Items sollen die
aktive Bewältigungsstrategie abbilden,
die den (umweltbezogenen)
problemorientierten
Bewältigungsmaßnahmen zuzuordnen
ist. Diese Strategie ist insbesondere in
kontrollierbaren Situationen bedeutsam,
in denen durch angemessenes Handeln
das Problem gelöst werden kann. Es
wurden Items aufgenommen, die sowohl
die Problemanalyse, Handlungsplanung
als auch Handlungsausführung
umschreiben
Positive Selbstinstruktionen: Die
Items dieses Subtests den
selbstbezogenen problemorientierten
Bewältigungsmaßnahmen
zuzuordnen. Es wurden Items
aufgenommen, die eine hohe
Kompetenzerwartung der Person
abbilden. Gemeinsam mit der
Situationskontrolle spiegeln die
Items aber auch die subjektive
Einschätzung der Situation als
kontrollierbar wider.
Soziales Unterstützungsbedürfnis:
Für diesen Subtest wurden Items
ausgewählt, die ausschließlich die
Suche nach informationeller
Unterstützung widerspiegeln, nicht
jedoch auch das Bedürfnis nach
emotionaler Unterstützung
abbilden. Hiermit kann dieser
Subtest den problembezogenen
Bewältigungsmaßnahmen
zugeordnet werden
• Passive Vermeidung: Die Items
sollen eine passive
Verarbeitungsstrategie abbilden
• Gedankliche Weiterbeschäftigung:
Die Items sollen die
perseverierenden Gedanken
abbilden, die auf kognitiver Ebene
charakteristisch für das Erleben
bedrohlicher Situationen sind
• Resignation: Die Items dieses
Subtests umschreiben die
resignativen Gedanken, die in
Situationen auftreten, in denen die
Person nicht mehr glaubt, das
Problem lösen zu können
• Aggression: Die Items bilden ab,
dass die Person in
Belastungssituationen ärgerlich
und gereizt reagiert
Nutzen
• Standardisierte Erfassung und Auswertung
der Regulationsstrategien
• Identifikation von Stärken und Schwächen –
Wo besteht Lernbedarf, welche Strategien
sind bereits vorhanden und können für
Lernprozesse genutzt werden
• Man erfährt aber nichts über
Auswahlbedingungen für Strategien
Erstellung eines Reaktionsprofils:
 Gegen wen richtet sich das aggressive
Verhalten'?
 Wie äußert sich das aggressive Verhalten'?
 In welchem Intensitätsgrad tritt aggressives
Verhalten auf?
• In welchem Umweltbereich tritt aggressives
Verhalten bevorzugt auf?
 Initiiert ein Kind von sich aus Konflikte oder
Übernimmt es eher die Rolle des
parteiergreifenden Beobachters?
Wieviele und welche sozial erwünschten, also
angemessenen Reaktionswahlen zeigt ein Kind?
• Bei der Auswertung des EAS wird davon
ausgegangen, dass eine globale
Summenwertbildung die Komplexität
aggressiven Verhaltens nicht hinreichend
abbilden kann. Aus diesem Grund wurde
zur Systematisierung der Einzelreaktionen
ein Auswertungsbogen in Form einer Matrix
konzipiert, der es gestattet, ein
differenziertes Reaktionsprofil zu entwerfen
Auswertung
• Auswertung. Für den Testanwender besteht
die zentrale Information darin, die von
einem Kind gewählten Reaktionen in dem
Auswertungsbogen zu markieren. Der
Auswertungsbogen stellt eine komplex
aufgebaute Matrix dar, die insgesamt sechs
verschiedene Informationen beinhaltet
• Erwünschtheit und Angemessenheit bzw. Unerwünschtheit und
Aggressionsgehalt eines Sozialverhaltens
• Aktiv initiierendes Verhalten oder parteiergreifender Beobachter
• Ziel der Aggression; das heißt, gegen andere, sich selbst oder
Gegenstände gerichtet
• Verbale oder körperliche Erscheinungsformen aggressiven
Verhaltens, welche sich offen und direkt oder hinterhältig äußern
können
• Schweregrad des aggressiven Verhaltens, welches als leicht oder
schwer beurteilt werden kann
• Umweltbereiche, in denen aggressives Verhalten auftritt, nämlich zu
Hause, in der Schule oder in der Freizeit
Nutzen
• Lebensbereichbezogene Erfassung
aggressiven / sozial konstruktiven
Verhaltens
• Standardisierte Auswertung
• Beschränkt auf bestimmte Situationen
Informelle Diagnostik
• Informelle Verfahren – Gespräche und
Verhaltensbeobachtungen und deren
Interpretation – können die Lücken der
standardisierten Verfahren schließen.
• Grundsätzlich können solche Verfahren die
standardisierten Verfahren sogar ersetzen
Nutzen informeller Verfahren
• Ökonomieproblem:
– Die umfangreichen und zeitaufwändigen
Vorkehrungen, die bei interpretativen Methoden
zur Sicherung der Nachvollziehbarkeit ihrer
Ergebnisse getroffen werden müssen, behindern
den Einsatz dieser Methoden in der
Förderdiagnostik
Konsequenz
• Interpretationen können daher im
förderdiagnostischen Prozess weniger die Rolle
einer zuverlässigen Rekonstruktion spielen, als
dies in Evaluations-/Forschungsprojekten möglich
ist
• Ihr Nutzen liegt aber in ihrer explorativen und
hypothesengenerierenden Funktion
• Ziel: Identifikation von Stärken,
Lösungsversuchen, Ansätzen konstruktiver
Strategien, die andersweitig nicht erfasst werden
Informelle Diagnostik
• Beispiel: „Transkript Aggression“
– Abgelegt auf FB-Seiten unter
„Downloadbereich Fingerle“ -> WS 2005/2006
Diagnostik des regulativen
Schemas
• (1) Art der Wahrnehmung/Interpretation
einer Situation?
• (2) Über welche Handlungsalternativen
verfügt die Person?
• (3) Warum entscheidet sie sich für eine
bestimmte Alternative?
• (4) Wie führt sie diese Strategie aus?
• (5) Wie bewertet sie die Handlung?
• „Ausfüllen“ des Schemas
• Hypothesen über Förderansätze entwickeln
Informelle Diagnostik und
Beratung
• Die informelle Diagnostik eines Schemas
spielt in Beratungsprozessen eine
wesentliche Rolle
• Hier können z.B. Schemagrenzen neu
definiert werden, um Transferprozesse
anzustoßen
– Übertragung eines funktionalen Schemas auf
einen neuen Bereich
Ansatzpunkte für Fördermaßnahmen
• Strukturierung der Umwelt
• Strukturierung von Anforderungen und
Rückmeldungen
• Unterstützung der Entwicklung neuer Sichtweisen
(Situationswahrnehmung, Selbstwahrnehmung,
Verhaltensstrategien), z.B.:
– Umdeutungsangebote
– Setzen neuer Schwerpunkte
– Entdeckung „verschütteter“ Strategien
Entwicklung neuer Sichtweisen
• Umdeutungs
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