Reflexion / Kritik

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Frühe schriftstellerische Reaktionen:
Theater der Betroffenheit und ängstlichen
Ästhetik
Referenten:
Helena Stöwe und Tanja Kirchhof
Gliederung:
1. Situation des Theaters nach 9/11 in den USA
Stücke:
2. Israel Horovitz „Three weeks after paradise“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
3. Anne Nelson „The Guys“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
4. Neil LaBute „Land of the Dead“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
5. Kathrin Röggla „Fake Reports“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Situation des Theaters nach 9/11 in Deutschland
Stücke:
7. Neil LaBute „Tag der Gnade“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
8. René Pollesch „Smarthouse® 1+2“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
9. Chritstoph Schlingensief „Atta Atta – Die Kunst ist
ausgebrochen“
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Situation des Theaters nach 9/11 in
den USA



Nach 9/11 Theater in NY in der
Krise, besonders die kleineren
Bühnen
Studie der Alliance of Resident
Theatres in NY: Verlust im Oktober
2001  ca. 5 Millionen Dollar
Spender und Sponsoren  Geld für
die Angehörigen der Opfer
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief

Mark Uhl von der Theatergruppe „The
Builder´s Association“:
„Wir waren am 11.September gerade auf
Tour in Chicago. Wir haben unser
Programm dort auf zwei Vorstellungen
verkürzt, obwohl es unser Debüt dort war.
Dann kamen wir aber nicht nach New
York und unser Produzent wollte uns nicht
mehr finanziell unterstützen.“
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„Unsere Vorstellung im Frühjahr, die wir
schon lange in Planung hatten, sollte im
Wintergarten des World Trade Center
stattfinden.
Erst nachdem wir wieder in New York
waren, wurde uns klar, dass diese
Aufführung wohl nicht stattfinden würde.“
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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Douglas Aibel (Artistic Director des
Vineyard Theaters):
„Uns geht es inzwischen Gott sei Dank
schon etwas besser. Das Loch in der
Kasse ist natürlich immer noch da, aber
wir mussten niemanden entlassen. Die
nächsten zwei, drei Monate werden dann
zeigen, inwieweit wir das Verlorene
wieder aufholen können.“
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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Andras Szantl (Deputy Director des National
Arts Journalism Programs der Columbia
University):
„Den Theatern in New York geht es im Moment
sehr unterschiedlich. Am Broadway geht es
besonders nach den Weihnachtstagen wieder
besser. Im Frühjahr ist es traditionell wieder
schwieriger geworden, Tickets zu verkaufen.
Jetzt kommt es sehr stark darauf an, wieweit es
den Theater inzwischen gelungen ist,
vorzusorgen. Der Verlust durch den
Terroranschlag kann vielleicht überwunden
werden. Eine weitere verlorene Saison wäre für
viele Theater jetzt allerdings eine Katastrophe.“
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Zudem: steigende Produktions- und
Mietkosten, Konflikte zwischen
Theatern und
Theatergewerkschaften, sinkende
staatliche Finanzierung
(Aufbau, 07.03.02)
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Einnahmen steigen wieder
Nach „Untergangsstimmung“ wieder
„Theaterbegeisterung“
Margo Lion (Ko-Produzentin von
„Hairspray“ und „Harlem Song“):
Künstler live auf der Bühne stehen zu
sehen „wird wieder als großartiges
Erlebnis empfunden und es gibt einen
großen Hunger danach.“
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Trotz allem schnelle Reaktion der
amerikanischen Theater auf den
Terroranschlag
Katastrophen-Dramen, wie: „Omnium
Gatherum“, „Recent Tragic Events“,
„Portraits“, „Tag der Gnade“, „Three weeks
after paradise“, etc.
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„Three weeks after Paradise“
von Israel Horovitz
„Drei Wochen nach dem ParadiesEine Stimme aus New York“
Uraufführung: November 2001
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie: Israel Horovitz
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* 31.03.1939 in Wakefield
/Massachusetts
über 50 Stücke, teilweise in mehr
als 30 Sprachen übersetzt
einer der erfolgreichsten und
produktivsten Dramatiker der USA
Verfasser von Dramen, Drehbücher
und Hörspielen
künstlerischer Leiter einer
Theatergruppe und Gründer des
New York Playwrights Lab.
Hörspiel "Three Weeks after
Paradise"
2. Platz der Hörbuch-Bestenliste
(2002)
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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Monolog / Hörstück
nur der Schauspieler auf der Bühne
Intimes Selbstgespräch
Detailgetreue Momentaufnahme
Perspektive des Zeitzeugen, des
Privatmannes und des
Familienvaters
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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Einstieg: geplagt von Albträumen
Reflexion des Erlebten: Vor,
während und nach dem
Terroranschlag
Angst um seinen Sohn, der in der
Nähe des WTC zur Schule geht
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„Seit dem Attentat sind drei Wochen
vergangen. Ich habe das Gefühl, dass
alle um mich herum zum normalen
Leben zurückgekehrt sind. Es geht ihnen
wieder besser. Mir dagegen geht es
immer schlechter. Ich habe mich noch
nie so deprimiert und verzweifelt gefühlt
wie jetzt. Es ist die Verzweiflung
angesichts des Weltuntergangs.“
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Berichtet von seinen Ängsten und
Besorgnissen, Erlebnissen,
Obsessionen, auch Erleichterungen,
und dann doch wieder nur Angst
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Reflexion / Kritik
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Erstes Stück zum Thema 9/11
„Betroffenheits-Theater“  um
Trauerarbeit zu leisten
Horovitz´s eigene Erlebnisse: nicht als
Theaterstück geschrieben, sondern als
Selbst-Therapie
Verfilmung
Hörspiel
Einnahmen gehen an eine Stiftung für die
Kinder der Opfer.
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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„Mischung aus ungläubig distanzierter
Beobachtung und tiefer persönlicher
Betroffenheit“
 detailgetreue Momentaufnahme
„bewegender Augenzeugenbericht“
„schlichte One-Man-Show“
„Die Titelmetapher ist kitschig und
unsinnig (Wer hätte NY vor dem 11.9 als
Hort der Sicherheit bezeichnet?).“
(NZZ Online; Autorin:Sieglinde Greisch;19.12.2001)
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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„So wandert denn ein namenloser „Mann“
(alias Israel Horovitz) und erzählt uns
über den 11. September, was wir schon
tausendmal in der Zeitung gelesen haben,
ganz authentisch, ohne das kleinste
Reflexiönchen über den Tag, als mit den
Twin Towers das Paradies einstürzte, aus
dessen Geborgenheit die Amerikaner an
diesem Tag vertrieben wurden.“
(NZZ Online; Autorin:Sieglinde Greisch;19.12.2001)
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„The Guys“
von Anne Nelson
Uraufführung: 04.12.2001
Flea-Theater / NY
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie: Anne Nelson
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* 26.11.1954 in
Fort Sill/Oklahoma
JournalismusProfessorin
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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Dialog  Zwei-Personen-Stück
(Feuerwehrhauptmann und
Journalistin)
Darsteller sitzen sich in zwei
Sesseln „gegenüber“
Keine Bühnendekoration
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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Feuerwehr-Hauptmann soll
Trauerrede für seine verstorbenen
Männer schreiben
Bittet eine Journalistin um Hilfe bei
der Formulierung
 Er erzählt aus dem Alltag seiner
Kollegen und sie setzt daraus
passende Reden zusammen.
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Reflexion / Kritik
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2-Personen-Stück mit wechselnden
Hollywoodstars (u.a. Sigourney
Weaver, Bill Murray…)
Rettete das Flea-Theater (NY) von
Jim Simpson
auch als Film erschienen
Nelson´s eigene Erlebnisse wurden
zu einem Stück umgeschrieben
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Filmplakat: „The Guys“
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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„Das Stück spielt zehn Tage nach dem
11.September, mindestens ein Drittel der
Besucher sind Feuerwehrleute und
Angehörige, und manchmal kommt für
einen kurzen Moment genau die
Stimmung in der Stadt kurz nach dem
Anschlag wieder auf. Das ist gut, aber
dieses Gefühl reicht fast vier Monate
danach nicht mehr für neunzig Minuten.“
(Berlin Online; Autorin: Anja Reich; 07.02.2002)
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„Land of the Dead“
von Neil LaBute
(„Land der Toten“)
Uraufführung: September 2002
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie: LaBute
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*19.3.1963 in Detroit
/ Michigan
zeitgenössischer
Theater-Autor und Regisseur
studierte in Kansas
und New York
Theater- und
Filmwissenschaften
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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Gegeneinander geschnittener Dialog
/ zwei Monologe, die auf einander
Bezug nehmen
Zwei-Personen-Stück (Ein Mann und
seine Frau)
Keine Bühnendekoration
Schauspieler sitzen in einiger
Entfernung voneinander da
Einakter
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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Geschichte eines Paares
Jeder erzählt aus seiner Perspektive
Frau lässt Abtreibung vornehmen
Mann versucht sie anzurufen  Kind
bzw. „Ding“ doch bekommen?
Mann stirbt im WTC
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Reflexion / Kritik
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„Land of the Dead“ ist kein tröstendes
Stück. Es erzählt von den letzten ein, zwei
Stunden, bevor die Flugzeuge in die Türme
rasen“ (Neil LaBute)
Ratlosigkeit: Einbruch des Terrors in die
Normalität
“Die Anschläge haben alle sehr tief berührtund gleichzeitig waren sie unsere
Einführung in die Weltpolitik. So schlimm
wie sie waren, waren sie auch ein Weckruf.“
(Neil LaBute)
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„Fake Reports“
von Kathrin Röggla
Uraufführung: 16.10.2002, Volkstheater Wien
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie: Kathrin Röggla
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*14.06.1971 in
Salzburg /
Österreich
Studium der
Germanistik und
Publizistik
Prosa,
Radioarbeiten,
Theatertexte (seit
2002)
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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6 Namenlose Figuren (Vertreter der
Medienwelt)
Sprechen im Konjunktiv
Karges Bühnenbild mit wenigen
Requisiten: Cola-Automat,
flackernder TV-Bildschirm und 6
Stühle
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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Berichten über das Ereignis vom
11.September
Versuchen eigene Sichtweise der
Dinge zu erlangen
Konfrontieren sich und die
Zuschauer mit Zitaten, rhetorischen
Versatzstücken aus
Medienberichterstattung und
Politikerreden
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Reflexion / Kritik
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Text basiert auf dem journalistischen
Bericht Rögglas ("Really ground zero")
über die Ereignisse des 11. Septembers in
New York
Vor Ort miterlebt
Thematisiert das allgemeine Bewusstsein
und dessen Veränderung angesichts der
Katastrophe
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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„Dynamische Wechselwirkung
zwischen notorischer öffentlicher
Rede und darunterliegender
individueller Orientierungslosigkeit“
Verwendung des Konjunktivs
verstärkt Ungewissheit: Was ist echt
und wahr und was nicht?
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„Tag der Gnade“
von Neil LaBute
Deutsche Erstaufführung September 2003
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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Ein langer Dialog zwischen Ben und seiner
Geliebten Abby am 12. September 2001
Durch Treffen in Abbys Wohnung zufällig
Anschläge überlebt
Ben sieht „Chance“, sich tot zu stellen
und alles hinter sich zu lassen: Liegt im
Unglück die Chance zum Glücklichsein?
Ereignis präsent im Dialog (direkt und
indirekt)
Katastrophe förmlich greifbar durch
weißen Staub
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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Bens Handy läutet ständig: Seine
Frau versucht ihn zu erreichen
Abby drängt Ben zu Entscheidung:
Er soll seine Frau anrufen, seine
Affäre gestehen
Ben greift zum Handy, ruft Abby an
und beendet die Affäre
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Reflexion / Kritik
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Läuten des Handys: Terrorereignis immer
präsent, da es in Abgeschottetheit der
Wohnung eindringt
Kriegsschauplatz des modernen
Beziehungslebens
Anschläge fungieren als Katalysator
Draußen: amerikanischer Traum von
Sicherheit/ Unversehrtheit bricht
zusammen
Drinnen: Träume/ Vorstellungen von
Liebe, Zukunftsbilder brechen zusammen
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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
Lakonische Parabel auf ganz private
Katastrophe
Darstellung des Umgangs tief im
Innern mit dem Schreckereignis
„11. September“:
Einige beuten gewissenlos Ereignis
in New York für persönliche Zwecke
und zum persönlichen Vorteil aus
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik

Brutaler Egoismus steht im krassen
Widerspruch zu dem, was Präsident
Bush nach den Anschlägen gesagt
hat:
„Diese Zeit (…) bietet einen
einzigartigen Augenblick der Chance
– einen Augenblick, den wir
ergreifen müssen, um unsere Kultur
zu verändern.“
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Stück als entlarvende Abrechnung mit der
amerikanischen Befindlichkeit und dem
Seelenzustand mit dem 11. September
 Werk ist somit Analyse des
Seelenzustandes des modernen
(amerikanischen) Menschen
→ Kritik an Verhaltensprinzipien,
Wertevorstellungen und Handlungsweisen

Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Neil LaBute:
„Es (…) ist nicht voller Wärme, sondern Skepsis
darüber, wie Leute auf Katastrophen reagieren. In
diesem Fall selbstsüchtig, nicht großzügig. Man
wird sehen, wie die Leute solch ein zynisches
Stück annehmen –zynisch nicht in Bezug auf die
Anschläge, sondern in Bezug auf die Reaktion
darauf.“
Benutzt der Autor die Anschläge bloß dazu, um
etwas Gewöhnliches außergewöhnlich erscheinen
zu lassen?
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„Smarthouse® 1+2“
von René Pollesch
Uraufführung: November 2001
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie: René Pollesch
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*29. Oktober 1962 in
Friedberg/Hessen
Studierte
Angewandte
Theaterwissenschaft
in Gießen
Dichterregisseur,
Theaterautor und
Dramatiker
Polittheater
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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

Podest als Bühne inmitten des
Zuschauerraums
Vier Bewohner eines voll digitalisierten
„Smarthouse®”
Haussoftware diktiert Leben und
insbesondere Identität der Bewohner
Auf Leinwand im Hintergrund wird
Szenerie von oben aufgenommen gezeigt
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Inhalt
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
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Reiz liegt im Tempo
Unterbrochen von Musiksequenzen bzw.
kurzen Spielsequenzen, in denen
sprachloser Alltag, japanische bzw.
amerikanische Comics gezeigt werden
Fäkalsprache, Lautstärke, Brüllorgien
Texthänger, Versprecher als regelmäßige
Regelverstöße
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik

Der 11. September als stummes Bildzitat:
Bewohnerin läuft Amok, indem sie im 11.
September-Terrorstil gegen Kissentürme
springt, Szene wird Dutzend Mal auf
Leinwand wiederholt
→ kein Ausbruch aus allmächtigen Situation
möglich
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Reflexion / Kritik
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„Medieninszenierungs-Stück“
Globalisierungskritik
Keine Charaktere, nur Stereotypen
Serialität, nicht Originalität: setzt
Reihe gesellschafts- und
medienkritischer Texte fort
„Wahnsinn mit Methode“
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
→ Reflexion durch Ästhetisierung:
Komik der Szenen löst Entsetzen,
erlaubt so kritische
Auseinandersetzung mit
Medieninszenierung des
Terroranschlags
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„Atta Atta – Die Kunst ist
ausgebrochen“
von und mit Christoph Schlingensief
Premiere am 23.Januar 2003 auf der
Volksbühne Berlin
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Kurzbiografie:
Christoph Schlingensief
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
* 24. Oktober 1960 in
Oberhausen
Kein
Konzeptionskünstler,
sondern “serieller
Künstler”
Filme, Theaterstücke
und Medienspiele
haben keine
Dramaturgie im
üblichen Sinne
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
Form / Inhalt
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Im Kreise einer Spießerfamilie [Mutter,
Vater, blinder Onkel, Sohn (Christoph
Schlingensief)]
Sohn terrorisiert seine Familie mit ActionPainting und Kettensägenarbeiten
Eltern wollen dies vergeblich als „Kunst“
zu bannen versuchen
Bühnengeschehen mehrmals
unterbrochen von tosender Musik
Begleitet von zweifach in den
Bühnenhimmel projizierten Film
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Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
„Einfach mal richtig spinnen“
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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„Als Actionpainter zerstört Schlingensief
das Bild, das er gerade gemalt hatte,
steht mit heruntergelassener Hose vor
den Eltern, onaniert unter dem zerstörten
Bild. Dietrich Kuhlbrodt kommt als
Hermann Nitsch daher, spielt die meiste
Zeit im tigergemusterten Slip (…). Ein
halbes Schwein fällt auf die Bühne.
Scheiße spielt eine größere Rolle. Der
Künstler vergewaltigt seine Mutter.“
(Detles Kuhlbrodt am 25.01.2003 in der taz)
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Verlagerung der Szene auf Campingplatz
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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Organisierte Unterhaltung kämpft gegen
das Chaos des alltäglichen Trübsinns
Irgendwann wird Krieg als Erlösung von
allen Übeln ausgerufen
Theater wird als Zwangsanstalt entlarvt
Ausbruch aus dem Gefängnis der Welt
gelingt nicht einmal in der Welt der Kunst
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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Reflexion / Kritik
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Beschmutzung vorgegebener Ordnungen
Reinigungsrituale
Terrorismustheorien als Basis des Stückes
Stück über den „Attaismus“
„Attaismus“ als Wiederbelebung des
Dadaismus zur Umgehung einer
Frontbildung
Attentäter Atta wird zum Aktionskünstler
umgedeutet
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik

„Atta und die Seinen seien Medienkünstler
gewesen, weil sie mindestens beim
zweiten Turm gar nicht anders als in der
Gewissheit gehandelt haben können,
gefilmt zu werden. Dass das Zeichen, das
sie dabei gesetzt haben, das
größtmögliche ist, machte – unter
ästhetischen Gesichtspunkten – ihre
Aktion faszinierend.“ Peter Michalzik am
25.01.2003 in der Frankfurter Rundschau

Schlingensief fasziniert von der
performativen Seite der Anschläge
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik


„Der Attaist ist jemand, der sich
hochgradig befriedigt, indem er die
Gesellschaft durch die Lust an sich selbst
durchbricht.“
„Muss ein bildender Künstler ins Cockpit,
damit das Ganze eine andere Bedeutung
bekommt?“
→Künstlerische Performance
vs. instrumentelle Aktion
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
Kurzbiografie | Inhalt | Reflexion / Kritik
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„Wer den Raum der Kunst benutzen
kann, wird so leicht kein Terrorist.
Das ist meine feste Überzeugung.
In den arabischen Staaten gibt es
kein System moderner Kunst“
Schlingensief: „Kunst als Waffe“
Vgl. Titel: Ausbruch der Kunst aus
der Sphäre der Kunst?
Situation | Horovitz | Nelson | LaBute | Röggla | LaBute | Pollesch | Schlingensief
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