Wie Emotionen entstehen

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Wie Emotionen entstehen
Eine Kurzleseanleitung zu
Joseph LeDoux:
„Das Netz der Gefühle“
Emotionen ohne Gefühl
bewußt, gefühlt, heiß
unbewußte Ansammlung
von evolutionär erprobten
Reaktionsmustern
auf verschiedene
Situationen
LeDoux konzentriert sich
auf Furcht.
unbewußte Kognition
bewußt
unbewußte Wahrnehmung
(eat popcorn, Stereoort),
Gedächtnissuche,
unlogisches (heuristisches)
Problemlösen
James und der Bär
• Warum rennen wir vor einem Bär weg?
– Wir fürchten, er könnte uns fressen. Deshalb rennen wir weg.
– Wir rennen „automatisch“ weg, weil die Evolution uns das lehrte.
Und weil wir wegrennen, fürchten wir uns.
• Naiv:
Reiz
• James, 1884: Reiz


Gefühl 
Reaktion 
Reaktion
Gefühl
James versus Cannon
Reiz  Erregung  Feedback  Gefühl
Das autonome Nervensystem (ANS) ist
zu langsam,
zu unspezifisch.
(aber: James hatte nicht nur ANS gemeint)
„Zwei Systeme“:
Erregung und Gefühl entstehen unabhängig.
Reiz  Erregung (unspezifisch)

Reiz
 Gefühl
Erregung verleiht dem Gefühl Dringlichkeit.
• Gemeinsamkeit: Reaktion basiert nicht auf Gefühl.
• James, 1894:
• Cannon, 1929:


1
Kognition
und Emotion
Reiz  ???  Erregung
• Arnold, 1960: „kognitive Bewertung“
Reiz  Kognition

Erregung
(Bewertung Schaden/Nutzen) (Handlungstendenz)
• Zajonc, 1980: „kognitive Bewertung“ kann unbewußt bleiben.
– „bloße Darbietung“: Präferenz für bereits Gesehenes
funktioniert auch bei unterschwelliger Darbietung.
• Bornstein, 1992: Einfluß auf Emotion stärker wenn unbewußt
– „bloße Darbietung“ von Gesichtern unter/überschwellig,
dann: reale Personen äußern unterschiedliche Meinungen
 VP schließt sich der Meinung der „bekannten“ Person an.
Effekt stärker wenn vorherige Darbietung unterschwellig.
1
Kognition
und Emotion
Reiz  ???  Erregung
• Bargh, 1990: Überschwellig aber, unbewußte Implikationen
– VP bearbeiten Wortlisten, „neutral“ versus „gerontologisch“,
gemessen wird die Zeit, den Korridor hinunterzugehen.
– Wortlisten „selbstbewußt“ versus „höflich“,
gemessen wird die Zeit, bis der Experimentator unterbrochen wird.
• Corteen & Wood, 1972: dichotic listening + Konditionierung
– Konditionierungsphase:
• VP hört Liste von Städtenamen und anderen Worten
• Bei bestimmten Städten (3 von 6) gibt es einen Elektroschock
– Testphase: Kopfhörer, links anderer Reiz als rechts (dichotisch)
• VP „beschattet“ (Nachsprechen) einen (den „relevanten“) Kanal
• VP bekommt nicht mit, was auf dem irrelevanten Kanal gesprochen wird.
• Hautleitwertreaktion auf kritische Städtenamen auf dem irrelevanten Kanal,
aber auch (abgeschwächt) auf andere Städtenamen (unbewußte Verarbeitung)
Einschub: Unbewußte Verarbeitung
• Eat Popcorn! Drink Coke!
– kurze, unbemerkbare Einblendungen in einen Film
führten angeblich zu Umsatzsteigerungen
– eine Wissenschaftsfälschung von J. Vicary, 1957,
zugegeben in einem Zeitungsinterview 1962.
– Mord und Aufklärung
in der Fernsehserie Columbo
(“Double Exposure”, 1973)
Einschub: Unbewußte Verarbeitung
• Semantisches Priming
–
Fixationskreuz –Maske – Prime – Maske – Target
1000 ms
500 ms
20 ms
100 ms
1000 ms
– Aufgabe: Ist das Target ein Wort?
– Prime kann unbewusst bleiben
• Kriterien für Nichtbewusstwerdung (s. u.)
– Reaktionszeit kürzer, wenn Prime und Target
semantisch verwandt (Dauer des Effekts: ca. 200 ms)
2
Kognition
und Emotion
Erregung  ???  Gefühl
• Schachter und Singer, 1962: Kognition deutet Erregung:
– Adrenalin-Injektion + situativer Kontext

durch Injektion ausgelöste Erregung
wird situativ interpretiert
• Valins, 1966: gefälschtes Herzschlag-Feedback
– Bilder mit „erhöhter“ Pulsrate werden anschließend attraktiver beurteilt.
Kognition und Emotion zwei Paar Schuhe
• Läsionen können perzeptuelle Repräsentation
oder emotionale Bewertung beeinträchtigen.
• Läsionen können kognitive oder emotionale Erinnerungen
beeinträchtigen.
• split-brain Patienten können emotionale Gehalte von einer
Hemisphäre zur anderen transferieren, aber nicht kognitive.
• kognitive Reiz/Reaktionsschemata sind flexibel,
emotionale hingegen fest verdrahtet (aber schnell)
Erste Lokalisation
• Bard, 1929:
Läsionsexperimente an Katzen:
– Ohne Großhirnrinde:
fast vollständiges emotionales Repertoire
• Tiere leicht reizbar, fehlende Kontrolle
– Ohne Hypothalamus:
nur fragmentarische emotionale Reaktionen.
– Cannon – Bard – Theorie:
• Sinnesorgan ... Thalamus ........ Großhirnrinde ........ Gefühl
• Sinnesorgan ... Thalamus ... Hypothalamus ... Reaktion
Erste Theorie
• Papez, 1937: Papez-Kreis
Hippocampus via Fornix
 Mammilarkörper (Hypothalamus)
 Thalamus
 Gyrus cinguli
 Hippocampus
• Spekulation
 damals waren Verbindungen nicht zu erheben
 LeDoux: Papez handelte aus Patriotismus
Das limbische System
• MacLean, 1952: Erweiterung
– Rückgriff auf Broca, 1878
– spekulativ, keine Tracer-Daten
Pierre Paul Broca (*1824), 1878:
« grand lobe limbique »
auf deutsch: großer Saumlappen
keine Funktionszuweisung,
zu dieser Zeit war unklar,
ob es Einzelneurone gibt.
Das Schisma
• Basisemotionen
– „Kleine“ Anzahl diskreter Emotionen
• entsprechen neurophysiologischen/anatomischen Substraten
• mischbare Komponenten anderer nichtbasaler Emotionen
– Anzahl und Art umstritten
• Mowrer (1960): 2 Basisemotionen
• Arnold (1960): 11 Basisemotionen
• Emotionale Dimensionen
– „Kleine“ Anzahl orthogonaler Dimensionen
– Emotionales Erleben wird beschrieben
anhand von Koordinaten eines Euklidischen Raumes
– Anzahl und Art umstritten
Evolution der Emotionen
• Darwin, 1872: The expression of
emotions in man and animals.
(Neuauflage ~1973 Paul Ekman)
– Ähnlichkeiten emotionalen Ausdrucks:
• am größten bei verwandten Arten,
z. B. Gesichtsausdrücke bei Affen
• aber auch über viele Arten hinweg:
z. B. Fellsträuben = Piloreaktion =
Gänsehaut
– Hinweis auf angeborene Ausdrucksformen
für Emotionen
– vermutete unterschiedliche Entstehungszeit,
z. B für Furcht und Sorge
Elementare Emotionen beim Menschen
• Universale (kulturübergreifende) Mimik
• Tomkins, 1962: Acht Elementaremotionen
– Überraschung, Interesse, Freude, Wut,
Furcht, Ekel, Scham, Angst
• Ekman, 1984: Sechs Elementaremotionen
– Überraschung, Glück, Zorn, Furcht, Ekel, Trauer
• Plutchik, 1980:
– Überraschung, Freude, Wut, Furcht, Abscheu, Trauer,
Erwartung, Billigung
gemischte Gefühle
• Plutchiks Emotionskreis
– elementare Emotionen in räumlicher Anordnung
Primäre Dyaden
Mischungen ohne Zwischenglied
– Freude + Billigung = Freundlichkeit
Sekundäre Dyaden
mit einem Zwischenglied
– Freude + Furcht = Schuldgefühl
Tertiäre Dyaden
mit zwei Zwischengliedern
– Freude + Überraschung = Entzücken
• unterschiedliche Auffassungen über Zahl und Art der
Elementaremotionen: Sind diese überhaupt elementar?
sozialer Konstruktivismus
• Averill, 1980: Emotionen sozial konstruierte Reaktionsmuster.
– „ein Wildschwein sein“: Streß ablassen bei den Gururumba.
– „amae“: sich lieben lassen bei den Japanern.
• Ekman: sowohl ... als auch ...
– universale Mimik
– kulturell geprägte Embleme (Kopfnicken, Achselzucken)
• Ekman: Darbietungsregeln überformen selbst universale Mimik:
– Mark Twain: An Stellen, an denen ein naher Angehöriger schluchzt, hat ein intimer Freund einen würgenden Laut von sich zu
geben, ein entfernter Bekannter zu seufzen, und ein Fremder lediglich mitfühlend an seinem Taschentuch zu fummeln.
– Vorführung eines emotional aufwühlenden Films
in Japan / USA, mit / ohne Experimentator als Zweitzuschauer:
Japan + Zweitzuschauer  weniger emotionale Reaktionen, mehr Lächeln
(Zeitlupe: elementare Reaktionen werden überlagert)
• unterschiedliche Auffassungen über Zahl und Art der
Elementaremotionen: Sind diese überhaupt elementar?
Elementare Reaktionen
• Ortony & Turner, 1990:
– nicht Emotionsausdrücke sind elementar, sondern (nicht-emotionale) Reaktionen.
– Emotionen greifen auf Repertoire
biologisch determinierter Reaktionskomponenten zurück:
• Zittern (bei Kälte oder Furcht), Weinen (bei Freude oder Schmerz), ...
– Bewertungen bestimmen Auswahl der Reaktionskomponenten.
• sehr viele unterschiedliche Bewertungen / Reaktionspakete
• einige davon häufiger als andere, erscheinen elementar
• Bewertung und „Reaktionspaket“ kann angeboren (elementar) sein.
– Furchtsamkeit ist genetisch angelegt
• Rattenzüchtungen, eineiige Zwillinge
• LeDoux: Vier Elementaremotionen tauchen in allen Listen auf:
– Furcht
– Zorn
– Ekel
– Freude
– Gegenfrage: Freude über was? gutes Essen? guten Sex? gute Musik? ...
Elementarfunktionen
• „Mag ein Reh auch vor einer Gefahr davonlaufen,
ein Vogel davonfliegen, und ein Fisch davonschwimmen,
so sind doch all die verschiedenen Verhaltensmuster
funktional gleichbedeutend; sie alle haben nämlich die
gemeinsame Funktion, zwischen dem Organismus und
einer Gefahr für sein Überleben einen Abstand zu
schaffen.“ (Plutchik, 1980)
Elementare Emotionen und Gefühle
• mehrdimensionaler
„Gefühlsraum“
• unabhängige Elementaremotionen
als Antwort auf elementare
Situationen
–
–
–
–
–
Gefahr: Furcht
gutes Futter: Appetit
giftiges Futter: Ekel
Sexualpartner: Lust
...
Dimensionen
• Wundt (1896): 3 Dimensionen emotionalen Erlebens
– Lust – Unlust
– Erregung – Beruhigung
– Spannung – Lösung
• Die ersten beiden Dimensionen sind relativ unstrittig
– Lust – Unlust
 Wohlgefallen  pleasure  valence
– Erregung – Beruhigung  Aktivierung  arousal
• Dritte Dimension strittig
– Reichen zwei? Brauchen wir überhaupt drei?
– Was stellt die dritte Dimension dar?
• Spannung-Lösung  dominance  control  social nearness
– Oder brauchen wir gar vier? (Scherer et al., 2007: unpredictability)
Explizite Urteile
auf mehreren Dimensionen
• Self Assessment Manikin, SAM (Lang, 1985)
– Gefallen
– Erregung
– Dominanz
Beispiel: Bilder aus dem IAPS
International Affective Picture System
Bradley & Lang (1994)
– über 800 Bilder mit SAM-Ratings in
• Wohlgefallen (valence)
• Erregung (arousal)
• Dominanz (dominance)
9
arousal ratings
8
7
6
5
4
3
2
1
1
2
3 4
5
6
7 8
9
valence ratings (5 = neutral)
Beispiel: Geräusche aus dem IADS
International Affective Digitized Sound System
Bradley & Lang (1999)
9
8
arousal ratings
gähnende Frau
Babylachen
Babyschrei
lachende Menschen
Schrei einer Frau
Gesang
Schweinegrunzen
7
6
5
4
3
2
1
1
2
3
4
5
6
7
8
9
pleasure ratings (5 = neutral)
9
IAPS
V-Form
• Valenz-Erregungs-Plot zeigt
charakteristische V-Form
arousal ratings
8
niedrig / mittel / hoch
niedrig / hoch
– zwei unabhängige (einander
beeinträchtigende) Prozesse?
• positiver AffektA+
• negativer Affekt
5
4
3
1
1
2
3 4
5
6
7 8
9
9 valence ratings (5 = neutral)
IADS
8
arousal ratings
– Valenz:
– Erregung:
6
2
– widerspricht dem Konzept
eines dimensionalen Raumes
• „Löcher“ im dimensionalen Raum
• z. B. Versuch eines 2x3-Design mit
7
7
A–
A+
6
5
4
3
2
1
A–
Watson & Tellegen, 1985
1
2
3 4
5
6
7 8
9
valence ratings (5 = neutral)
Elementar versus kognitiv
• mehrdimensionaler
„Gefühlsraum“
• unabhängige
Elementaremotionen
• Ratings
– nicht hypothesentestend
• Multidimensionale Skalierung
– Erhebung von paarweisen
Ähnlichkeitsdaten
• N items, N·(N1)/2 Paare
– Erstellung einer mehrdimensionalen
Konfiguration
Plutchiks Emotionskreis revised
• 8 items
–
–
–
–
–
–
–
–
A:
D:
G:
J:
M:
P:
T:
W:
• SMS  e-mail
• 28 Paare
Abscheu
Billigung
Erwartung
Freude
Furcht
Traurigkeit
Überraschung
Wut
– gerader Geburtstag:
AJ GJ PW JW MP
AD MW JT GP DG
AW GW DM PT DT
TW JM AM GT DW
AG
JP
GM
DJ
DP
AP
MT
AT
– ungerader Geburtstag:
DT GP DW DP JM AD
AP PW GJ JT GW AM
DG DM MP JP GM MW
AW GT AJ AG TW AT
JW
MT
DJ
PT
– D1: 8000
– D2: 3400
– O2: 6245
MAIL
– E+: 7676245
SMSMAIL
• 93 SMS mit
je 28 Ratings
• Skala: 1 = sehr unähnlich, 3 = neutral, 5 = sehr ähnlich
• SMS-Text: chris*kaernbach.de data AJ7 jg9 ...
Plutchiks Emotionskreis revised
• Wie viele Dimensionen?
– Scree plot: Wo ist der „Knick“?
Stress
simulierte Daten
Anzahl der angenommenen Dimensionen
Plutchiks Emotionskreis revised
0,4
• Wie viele Dimensionen?
Stress
– Scree plot: Wo ist der „Knick“?
– Signifikanz: Vergleich mit Zufallsdaten
0,308
0,3
p  0.001
0,2
0,125
0,1
• Interpretation (post hoc)
p  0.005
Arousal
A–
A+
Valence Valence
Streß: 0,125
0,083
p > 0.1
0
0
– Valenz / Erregung
– A– / A+
A: Abscheu
D: Billigung
G: Erwartung
J: Freude
M: Furcht
P: Traurigkeit
T: Überraschung
W: Wut
Hörsaalexperiment
zu Basisemotionen
nach Plutchik
kreisförmig:
Streß: 0,235
1
2
3
Anzahl der angenommenen Dimensionen
Original:
Streß: 0,312
Frage
• Was ist das Gegenteil von süß?
Polemik
• Demonstration des dimensionalen Ansatzes
in der Gustatorik
Gustatorik
• Fünf Hauptqualitäten (basic qualities)
–
–
–
–
–
süß
sauer
salzig
bitter
umami
Vergessen
entsprechen fünf spezifischen Rezeptoren
– kein spezifischer Rezeptor  keine Hauptqualität
• Rezeptoren für Hauptqualitäten
arbeiten unabhängig voneinander
Geschmacksdimensionen
• Neun Flüssigkeiten
Zitronensaft
3 Konzentrationen von Zucker (10 30 60 Würfel / l)
 3 Konzentrationen von Zitronensaft (20 60 120 ml / l)
– Hörsaalexperiment SS08, 52 Teilnehmer, 4 Tests pro Person
– Unähnlichkeits-Ratings auf einer Skala von 0 bis 4
– Jedes Paar (9 ∙ 8 / 2 = 36) wurde ungefähr sechs mal getestet
Zucker
Ergebnisse
• Scree Plot:
– 1 Dimension sehr gut
– 2 Dimensionen signifikant
0,4
Streß
0,3
• Konfigurationen:
1-dimensional
2-dimensional
0,241
p  0.001
0,2
0,119
0,1
p  0.025
p > 0.1
0
süß
sauer
• Interpretation:
Intensität
0
sauer
0,059
1
2
3
Zahl der angenommenen Dimensionen
süß
Zitronensaft
– 1. Dimension „sauer / süß“ (Valenz?)
– 2. Dimension „Intensität“ (Erregung?)
Zucker
Ergebnisse
Erinnern!
• Konfirmatorische MDS
sauer
– Korrelationen mit
• Konzentration von Zucker
• Konzentration von Zitronensaft
– nicht/fast/orthogonales Koordinatensystem
süß
sauer
süß
sauer
• Interpretation:
Intensität
• Winkel zwischen den Achsen: 113°
süß
Zitronensaft
– 1. Dimension „sauer / süß“ (Valenz?)
– 2. Dimension „Intensität“ (Erregung?)
Zucker
sauer
Vorwissen
süß
Vor einem Urteil über den dimensionalen Ansatz sollte man klären:
• Wieviel ist bekannt über die zugrunde liegenden Mechanismen?
– Gustatorik:
• Die zugrunde liegenden Mechanismen sind wohlbekannt.
• Die leichte Abweichung von der Orthogonalität von süß und sauer
regt zum Nachdenken an.
– Farbwahrnehmung:
• Elementar Dreifarbentheorie (Helmholtz/Young, Rezeptoren)
• Perzeptuell Gegenfarbentheorie (Hering, Bipolarzellen)
– Emotionspsychologie:
• Die zugrunde liegenden Mechanismen sind strittig.
Gibt es Basisemotionen? Wie viele gibt es?
Sind sie voneinander unabhängig? ...
Dimensionszahl bei MDS
• MDS von Klangfarben (timbre) von
Musikinstrumenten (Lakatos, 2000)
– perkussive Klänge:
– harmonische Klänge:
– beide Arten von Klängen:
dreidimensional
dreidimensional
dreidimensional
• Die Dimensionszahl einer MDS-Konfiguration
spiegelt nicht notwendig eine Begrenzung des in
Frage stehenden (perzeptiven/emotionalen/...)
Raumes, sondern eher eine Begrenzung der
kognitiven Repräsentation dieses Raumes wider.
Metamerie
• Farben, die in einem dreidimensionalen Farbraum durch
das gleiche Koordinatentripel beschrieben werden, sind
ununterscheidbar
• Flüssigkeiten+, die in einem fünfdimensionalen
Geschmacksraum durch die gleichen Koordinaten
beschrieben werden, sind ununterscheidbar
+
geruchlos, keine Nebenqualitäten, gleiche Temperatur...
 IAPS-Bilder, die durch die gleichen Werte für
Valenz, Erregung und Dominanz beschrieben werden,
lösen teilweise recht gut unterscheidbare Emotionen aus
Metamerie
Bild 4531:
• Valenz:
• Erregung:
• Dominanz:
5,81  1,94
4,28  2,76
5,87  1,96
Bild 7351:
• Valenz:
• Erregung:
• Dominanz:
5,82  1,67
4,25  2,28
6,00  1,67
 IAPS-Bilder, die durch die gleichen Werte für
Valenz, Erregung und Dominanz beschrieben werden,
lösen teilweise recht gut unterscheidbare Emotionen aus
Was denn jetzt?
• Kritik der Elementaremotionen
– Erforschung kulturunabhängiger angeborener Grundlagen
der Emotion erscheint legitim
– Einige wenige Elementaremotionen sind nicht
die „Urfarben“ aller anderen Emotionen
• Kritik des dimensionalen Ansatzes
– ohne Vorwissen wenig hilfreich
– beschreibt eher die kognitive Repräsentation von Emotion
als die emotionalen Abläufe
– unzulässige Vereinfachung auf angeblich wenige
Dimensionen
Systemkritik
• Kritisch zu sehen sind „Systeme“,
die die „ganze Emotion“ erklären
– Limbisches System
– ein vollständiger Satz von
gleichberechtigten
Elementaremotionen
• komplexere Emotionen werden gemischt
– Dimensionale Erfassung des emotionalen Raumes
• Emotionale Vorgänge verwenden elementare Module
 Mimik 
– hierarchische Struktur
• z. B. Sex-Modul aktiviert übergeordnetes Belohnungssystem
– keine Mischungen, sondern komplexe Interaktionen
– Forschung über einzelne Module
und über deren Vernetzung tut not
Furcht
Warum konzentriert LeDoux sich auf Furcht?
• Furcht ist allgegenwärtig
– keineswegs „erledigt“ mit Überwindung der Raubtiere
– beim Menschen: intellektuell begründete Existenzängste
• Furcht ist bedeutend in der Psychopathologie
– Phobien, Panikstörung, posttraumatische Belastungsstörung
• Furcht ist bei Mensch und Tier ähnlich
– Notwendigkeit zum Schutz vor gefährlichen Situation ist
universal, Reaktionsmöglichkeiten begrenzt:
• Rückzug, Regungslosigkeit, (defensive) Aggression, Unterwerfung.
Six degrees of separation
Small World Network
• Verhalten
– Furchtkonditionierung
• Neurobiologie
– Läsionsexperimente
– Tracer
Furchtkonditionierung
• unkonditionierter Stimulus (US)
– Pawlow: Fleisch
– z. B. Stromstoß (bei Ratten)
• konditionierter Stimulus (CS)
– Pawlow: Klingel
– z. B. Ton
• konditionierte Reaktion (UR/CR)
– Pawlow: Speichelbildung
– Furchtreaktion: Starre,
Herzschlag & Blutdruck ,
Piloreaktion, Streßhormone.
Lernen und Vergessen
• Die CS-US Koppelung wird schnell gelernt.
– eine einzige Koppelung kann ausreichen.
• Sie kann zwar gelöscht werden,
– wiederholte Darbietung von CS ohne US.
• aber sie wird nie vergessen.
– bei weiterer CS-US Koppelung:
• Ersparnis
– ohne weitere CS-US Koppelung:
•
•
•
•
spontane Erholung
Kontext (Erneuerung)
US o.ä. (Wiederherstellung)
Relevanz: Stabilität der Phobie
Unterschiedliche Gedächtnissysteme
• deklaratives, explizites
Gedächtnis
• prozedurales, implizites
Gedächtnis
• Gedächtnis an Emotionen
• emotionales Gedächtnis
• ein System
• viele Systeme
(Temporallappen, Hippocampus, ...)
(LeDoux: Furchtgedächtnis,
Amygdala)
• Claparède, 1911:
emotionales Gedächtnis bei einer Amnestikerin
• Graff, Squire, Mandler, 1984:
Erinnerung bei Amnestikern je nach Instruktion
Beteiligte Strukturen
• Amygdala (Mandelkern), Substrukturen
– Amygdalaläsion:  keine Furchtkonditionierung
(bei Vögeln, Ratten, Kaninchen, Affen, Menschen...)
– Damasio (1995): Patientin mit Amygdalaläsion konnte
Emotionen von Gesichtern ablesen... außer Furcht!
•
•
•
•
allgemein: Basalganglien (emotionale Aktionen)
Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
Hippocampus (Kontext)
präfrontaler Kortex
(Bewertungen,  Sorge, Löschung)
• ...
Spuren zweier Gedächtnissysteme
• Infantile Amnesie
– Hippocampus reift langsam
– implizites Gedächtnis nicht betroffen
• Blitzlichterinnerungen
– Adrenalin verstärkt Erinnerung.
– Adrenalinblocker hebt emotionalen
Gedächtnisvorteil auf.
(möglicher Teil-) Schaltplan der Furcht
sensorischer
Kortex
Reiz
Hippocampus
Thalamus
Amygdala
Hypothalamus
CRF
Hypophyse
Noradrenalin
Medula
Locus
caeruleus
ACTH
Vagus
ANS
Nebennieren
mark
Nebennieren
rinde
Adrenalin
Corticoide
Was bleibt ...
... sind Gefühle
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