neunerCOMPUTING mit ECDL Abschluss 2008 Was Sie wissen sollten über die Rasse: Labrador Retriever ! Ein einzigartiger und vielseitiger Hund! 2 Die Geschichte des Labrador Retriever Die Heimat der Labrador Retrievers liegt nicht, wie ihr Name vermuten lässt, in Labrador sondern in Neufundland. Im Jahr 1497 erforschte der Entdeckungsreisende John Cabot dieses Gebiet und stellte fest, dass es völlig unbewohnt war: weder Mensch noch Tier. Die ersten Hunde kamen wahrscheinlich mit britischen Fischern aus Bristol, die hier eine Zwischenstation einlegten. Im Jahr 1662 bereiste W. Cormack, ein Bürger der heutigen Hauptstadt St. John´s, zu Fuß Neufundland und berichtet von kleinen schwarzen Wasserhunden, die hervorragend zum Apportieren (engl. retrieve) dressiert waren. Ihre kurzen Haare waren ein Vorteil gegenüber denen der Neufundländerrasse, denn sie wurden nicht zu Eiszapfen, wenn sie aus dem eiskalten Wasser kamen. Außerdem waren sie hervorragende und kräftige Schwimmer und konnten auf Grund ihrer Größe die Seeleute in den "Dory´s" (kleine Barken, um von den vor Anker liegenden Schiffen aus zum Festland zu kommen) begleiten. Sie holten auch die Fische, die den Netzen entschlüpften. Fast immer schwarz, etwas größer als ein Pointer, mit breitem Brustkorb und feinen Gliedmaßen und von gutmütigem Temperament, fiel dieses Tier, das man zunächst St. John´s-Hund nannte, sehr bald auf. Ihre Einfuhr in England um das Jahr 1830 wird Lord Malesbury und Colonel Hawker zugeschrieben. Der Sohn von Lord Malesbury erklärt in einem Brief an einen Freund, dass er diese Hunde "Labradorhunde" nennt. Er bestätigt, dass er die Rasse so rein wie möglich gehalten hat, um keinesfalls die Wasser abstoßenden Eigenschaften seines Fells und den charakteristischen Otterschwanz zu verlieren. Am 7. Juli 1903 wird der Labrador Retriever vom Kennel Club (England) offiziell als eigene Rasse anerkannt, die also dieses Jahr in Großbritannien ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. Der Deutsche Retriever Club wurde 1963 gegründet und betreut alle Retrieverrassen, seit 1984 besteht der Labrador Club Deutschland. 3 4 Der Labrador Retriever von der Nasen- bis zur Rutenspitze Kräftig gebaut, kurz in der Lendenpartie, sehr rege. Ausgeglichen, sehr aufgeweckt. Vorzügliche Nase, weiches Maul; begeisternde Wasserfreudigkeit. Anpassungsfähiger, hingebungsvoller Begleiter. Intelligent, eifrig und willig, mit großem Bedürfnis seinem Besitzer Freude zu bereiten. 5 Kopf und Hals Schädel: breit, mit deutlich ausgeprägtem Stop, gut modelliert ohne dicke (fleischige) Backen. Nasenschwamm: breit, gut ausgebildete Nasenlöcher. Augen: mittelgroß; zeigen sein intelligentes und gutes Wesen. Braun oder haselnussfarben. Ohren: weder groß noch schwer. Sie liegen am Kopf an und sind eher hinten angesetzt. Kiefer: Kiefer und Zähne sind kräftig, mit einem perfekten, regelmäßigen und vollständigen Scherengebiss, wobei die obere Schneidezahnreihe ohne Zwischenraum über die untere greift und die Zähne senkrecht im Kiefer stehen. Hals: trocken, stark, kraftvoll, in gut gelagerte Schultern übergehend. 6 Körper und Gliedmassen Kraftvoller Körper, tief und gut gewölbter Rippenkorb. Gerade obere Rückenlinie; breite, kurze und kräftige Lendenpartie. Gliedmaßen: Muskulös, guter Knochenbau, runde, kompakte Pfoten. Vorderhand: lange, schräg liegende Schultern. Vorderläufe mit kräftigen Knochen und vom Ellenbogen gerade sowohl von vorne als auch von der Seite betrachtet. Hinterhand: gut ausgebildet. Zur Rute hin nicht abfallend. Gut gewinkeltes Kniegelenk. Tief stehende Sprunggelenke. Kuhhessigkeit ist unerwünscht. Rute Kennzeichnendes Merkmal, sehr dick am Ansatz, sich allmählich zur Rutenspitze verjüngend. Mittellang, ohne Befederung, jedoch rundherum stark mit kurzem, dickem und dichtem Fell bedeckt, damit in der Erscheinung „rund“, was mit „Otterrute“ umschrieben wird. Kann fröhlich, sollte jedoch nicht gebogen über dem Rücken getragen werden. 7 Farbe Fell: kennzeichnendes Merkmal, kurz, dicht, nicht wellig, ohne Befederung. Fühlt sich ziemlich hart an. Wetterbeständige Unterwolle. Farbe: einfarbig schwarz, gelb oder leber-/schokoladenbraun. Gelb reicht von hellcreme bis fuchsrot. Ein kleiner weißer Brustfleck ist gestattet. 8 Grösse und Gewicht Europa: Rüden 56 bis 57 cm, Hündinnen 54 bis 56 cm. USA: Rüden 57 bis 62 cm, Hündinnen 54 bis 59 cm. In Europa schwankt das Durchschnittsgewicht zwischen 25 und 30 kg, in den USA zwischen 25 und 36 kg. 9 10 Eine einzigartige Fellstruktur mit Wasser abweisender Unterwolle Die Fellstruktur des Labrador Retriever kann als einzigartig bezeichnet werden. Bei den zahlreichen Hunderassen kommen verschiedene Felltypen vor. Das Fell des Labradors gehört zu der Kategorie der kräftigen, dichten und kurzen Haare. Die dichte, üppige Unterwolle dient als Isolation. An dieser Struktur liegt es, dass der Labrador auch kein eiskaltes Wasser zu scheuen braucht. Bei seiner Apportierarbeit auf dem Land muss der Labrador oft durch Sträucher und Dickicht kriechen. Sein dichtes Fell schützt ihn gegen mögliche Verletzungen. Das Wasser perlt von seinem Fell ab wie von den Federn einer Ente Nach einem Bad ist der Labrador nicht so nass wie Hunde anderer Rassen: (Royal Canin, eigene Daten, 2003). 11 12 Der Labrador produziert mehr Hauttalg (Sebum) als andere Hunderassen 14 μg/cm2 gegenüber 3 μg/cm2 beim Pudel (Dunstan und Koll., 2000). Die öligen Ausscheidungen der Talgdrüsen und die wässrigen der Schweißdrüsen vermischen sich und bilden eine Emulsion, die das Haar umhüllt und die Oberfläche der Haut bedeckt. Hier ist zu erwähnen, dass beim Hund die Ausscheidungender Schweißdrüsen nicht dem Schwitzen (Wärmeregulierung) dienen. Sie haben pheromonale (andere Hunde anlockende) und antimikrobielle (Mikroben abtötende) Eigenschaften (Scott und Koll., 2001). 13 Der Labrador entwickelt gelegentlich eine Überempfindlichkeit Der Labrador entwickelt gelegentlich eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Allergene der Umwelt wie Milben oder Pollen. Man spricht dann von einer Atopie * (Hillier und Griffin, 2001; Sousa und Marsella, 2001). * siehe wissenschaftliches Glossar 14 15 Eine natürliche Neigung zu Übergewicht Der Einfluss der Vererbung Der enorme Appetit des Labradors ist wahrscheinlich auf seine nordischen Vorfahren zurückzuführen, die einen hohen Kalorienbedarf hatten, um in das eiskalte Wasser des Atlantik zu springen. Verglichen mit anderen Hunden von ähnlichem Gewicht weist der Körperbau des Labradors weniger Muskelgewebe, aber mehr Fettgewebe auf (siehe Bild unten, Quelle: ROYAL CANIN). Diese epidemiologischen Studien haben gezeigt, dass der Labrador zu den Rassen gehört, die ein hohes Risiko zur Fettleibigkeit aufweisen (Markwell, 1990; Hand, 2000). 16 Das Temperament Der Labrador neigt zu Gefräßigkeit. Bei einem Überfluss an Nahrung gehört Gefräßigkeit bei Hunden zum natürlichen Verhalten. Der Labrador macht hierbei keine Ausnahme. Lässt man Labrador-Welpen fressen soviel sie wollen, stellt man im Alter von vier bis sechs Monaten ein Übergewicht von mehreren Kilogramm fest im Vergleich zu Welpen, die ihrem Bedarf entsprechend ernährt werden (Kealy und Koll., 1992). Die Kastration Eine Kastration erhöht das Risiko für Übergewicht. In den Vereinigten Staaten sind heute mehr als 70 % aller Hunde kastriert. In Europa liegt diese Zahl bei etwa 30 % und steigt rasch an. Es kommt also darauf an, das Aktivitätsniveau beizubehalten und die Gewichtszunahme des Hundes zu kontrollieren. 17 Das Aktivitätsniveau Durch seine Vielseitigkeit und sein liebenswertes Temperament ist der Labrador ein Hund, der sich überall anpasst. Als Familienhund wartet er geduldig auf die Rückkehr der Kinder, um im Garten herumzutollen. Beim Einsatz als Blindenführhund oder Helfer für Behinderte wird er durch seine Aufgabe, und vor allem sein Pflichtgefühl, oft daran gehindert, sich so auszuleben, wie es sein ungestümes Temperament verlangt. Die ruhigere Lebensweise verschlimmert also meistens noch das, was ihm seine natürliche Fresslust ohnehin einbringt: überflüssige Kilos. 18 19 Ein kraftvoller Körper und starker Knochenbau Der Labrador liebt körperliche Anstrengungen. Ob bei der Jagd, bei der Arbeit oder einfach beim Spaziergang: Er ist ein echtes Energiebündel. Beim Durchsuchen der Trümmer des Attentats vom 11. September 2001 erwiesen sich die Labradore als unermüdlich. Eine derartige Aktivität bedeutet für die Gelenke des Labradors eine schwere Belastungsprobe. Verletzungen der Kreuzbänder (faserige Gewebebänder, die den Oberschenkelknochen und das Schienbein verbinden und ein Vorund Zurückgleiten der beiden Knochen aufeinander verhindern) sind bei diesem Sportler nicht selten. 20 Kreuzbandriss Hunde mit Übergewicht sind bei orthopädischen Problemen wie einem Kreuzbandriss überrepräsentiert (Lhoest, 2004). Diese Erkrankung ist ein ernst zu nehmender Hinweis, um einen Hund auf Diät zu setzen. Sie kann die Absicht, ihn abnehmen zu lassen, aber auch erschweren, da sie körperliche Aktivitäten unmöglich macht. Die Vorbeugung gegen Übergewicht ist also die beste Gesundheitsmaßnahme für den Hund. Der Labrador gehört zu den Hunderassen, die von der Hüftgelenkdysplasie* betroffen sein können (Laut der Orthopedic Foundation for Animals, OFA, 2006, sind 12 % der Labradore betroffen), obwohl seit 1984 ein Projekt gegen diese Krankheit durchgeführt wird. Dass eine zu rasche Gewichtszunahme das Auftreten von Symptomen der Hüftgelenkdysplasie beschleunigt, hat sich bei Labrador-Welpen gezeigt (Kealy und Koll., 2000). Die Gelenke und Knochen leiden unter dem Übergewicht, das sie tragen müssen. Wenn zudem eine genetische Veranlagung vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei ihnen klinische Anzeichen einer Dysplasie auftreten, besonders hoch. Wenn ein Gelenk mit gesunden Knorpelflächen bewegt wird, entspricht der Reibungsfaktor dem von Eis auf Eis. Die beiden Knochenflächen „gleiten“ ohne jegliche Reibung übereinander. Bei einem übergewichtigen Hund büßen die Gelenkknorpel mit der Zeit und durch die immer wieder auftretenden, kleinen Gelenkverletzungen ihre Geschmeidigkeit ein und nehmen Schaden. Mit dem Älterwerden erhöht dieser Verschleiß das Risiko für schmerzhafte Arthroseerkrankungen. 21 Vom normalen Gelenk zum an Arthrose erkrankten Gelenk Die Knorpelverletzungen führen zu einer Synovitis (eine Entzündung der inneren Schicht der Gelenkkapsel), die die Überträgerstoffe für Entzündungen freisetzt. Das Gelenk schwillt an und wird warm. Die Entzündung beeinträchtigt den Knorpelaufbau, der Knorpel wird weiter geschwächt, sodass die Arthrose sich noch verschlimmert. 22 23 Seh- und Wahrnehmungsvermögen – Ergebnis einer sorgfältigen Zuchtauswahl Der Hund besitzt ein viel größeres Sichtfeld als der Mensch: Sein Sehen in den Randbereichen ermöglicht ihm eine bessere Wahrnehmung seiner Umgebung, insbesondere von Bewegungen. Er sieht die Welt auch „schneller“:Ein Film erscheint ihm wie eine rasche Folge unbeweglicherBilder. Ein weiteres Merkmal: Der Hund besitzt in derDämmerung eine bessere Sehschärfe als der Mensch: Sein Augenhintergrund ist mit reflektierenden Zellen versehen,die die Lichtsignale verstärken. Als Retriever muss der Labrador sehen können, wo das Wild fällt, um es dort suchen zu können. Ein ausgezeichnetes Sehvermögen ist also beim Labrador ein Auswahlkriterium für die Zucht. Die körperlichen und psychischen Eigenschaften des Labradors, in Kombination mit seinem Riechvermögen und seiner Sehschärfe, machen ihn zu einem sehr geschätzten Rettungshund. Der Hund hat ein natürliches Riechvermögen, das das des Menschen bei Weitem übertrifft. Der Labrador ist auf diesem Gebiet einer der leistungsstärksten Hunde. Die Riechschleimhaut, die seine Nasenhöhlen auskleidet, entspricht einer Fläche von 200 cm2 (Mensch: 2-3 cm2) (Vadurel und Gogny,1997). 24 Der Labrador wird wegen seines sehr großen visuellen Erinnerungsvermögens sehr geschätzt: Er kann sich die Absturzstellen mehrerer geschossener Vögel (Testard,2003) merken. Wenn der Labrador als Führ- oder Begleithund körperlich behinderter Personen arbeitet, nutzt er in besonderem Maße sein ausgezeichnetes Gedächtnis. Wenn er gewohnte Strecken läuft, kann er Hindernisse umgehen, bevor diese seinen Besitzer behindern. Weltweit wird der Labrador als Spürhund für Drogen oder Sprengstoffen eingesetzt: Er kann bestimmte Geruchsmoleküle bei einer Konzentration wahrnehmen, die eine Million mal unter der Wahrnehmungsgrenze des Menschen liegt. 25 Vergleich der Anzahl der Geruchsrezeptoren Vergleich der Anzahl der Geruchsrezeptoren bei verschiedenen Hunderassen und dem Menschen (Vadurel und Gogny, 1997) 26 Ausbildung Seine viel gepriesene Leichtführigkeit bedeutet nicht, dass er sich von selbst erzieht. Der Tatsache, dass der Labrador zu einem großen kräftigen Hund heranwächst, sollte man von Anfang an Rechnung tragen. Er ist psychisch belastbar, benötigt aber meist keinen harten Ausbildungsdrill. Unterstützung bei der Ausbildung findet man auf den zahlreichen Übungsplätzen des DRC. 27 28 Pflege des Fells und Schutz der Haut 1. Ziel: die Aufbaustoffe für das Fell liefern Eine Nahrung für den Labrador Retriever muss diesen, seinem Bedarf entsprechend, mit biologisch hochwertigen und hoch verdaulichen Proteinen versorgen. So erhält der Labrador alle Aminosäuren, die für die Produktion des Keratins* (Hornstoff) unverzichtbar sind. Der Hund braucht u. a. eine Nahrung, die reich an schwefelhaltigen Aminosäuren wie Cystin und Methionin ist. 29 2. Ziel: die Struktur der Haut verstärken Erhöhte Zinkzufuhr Zink ist unentbehrlich für die Haut. Es wirkt zusammen mit Linolsäure, der Vorstufe der Omega-6-Fettsäuren, und trägt zu einer gesunden Haut ohne Schuppen und Krusten bei. Außerdem fördert Zink die Wundheilung (Scott, 2001). Erhöhte Zufuhr an Vitamin A (Vitamin des Epithelgewebes) Ein hoher Vitamin A Gehalt ist unentbehrlich für die Haut und eine gute Funktion der Talgdrüsen (die den Hauttalg produzieren, der das Fell Wasser abweisend macht). Indem das Vitamin A die Hauttalgproduktion reguliert, hilft es, die Seborrhö (übermäßige Talgabsonderung) zu bekämpfen. Gleichzeitig spielt es eine wichtige Rolle bei der Regenerierung der Haut (Wachstum und Vermehrung der Hautzellen). Zufuhr von Pantothensäure, Niazin, Histidin, Inositol und Cholin Die Vitamine B (Pantothensäure, Niazin, Cholin und Inositol) fördern die Qualität der Haut und des Fells. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel der Fettsäuren. Zusammen mit der Aminosäure Histidin wirken diese Nährstoffe synergetisch und verstärken die Schutzfunktion der Haut. Dies trägt dazu bei, den Wasserverlust über die Hautoberfläche zu beschränken und das Eindringen eventueller Allergene (Pollen, Milben) zu verhindern (Watson, 2006). 30 3. Ziel: ein dichtes und glänzendes Fell Erhöhte Zufuhr an ungesättigten Fettsäuren Ungesättigte Fettsäuren sind unentbehrlich für ein gesundes und glänzendes Fell. Eine erhöhte Zufuhr von Omega-6(Soja- und Borretschöle) und Omega-3-Fettsäuren (Fischöl), ernähren die Haut in dieser Hinsicht optimal (Rees und Koll., 2001). Linolsäure (Omega 6) ist unentbehrlich für die Ceramidbildung, dem „Zellmörtel“, der eine wichtige Rolle für die Barrierefunktion der Haut spielt. Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA*) begrenzen die Entzündungsreaktionen (Abba und Koll., 2005). 31 32 1. Ziel: den Energiegehalt der Nahrung Ein höherer Proteingehalt (z.B. 30 %) liefert mehr Kalorien aus Proteinen und lässt den Hund über die erforderliche Energie und Nährstoffe verfügen, um seine Muskelkraft zu erhalten, ohne überflüssige Fette zu speichern. Eine hoch proteinhaltige Nahrung fördert die Magermasse (Bierer und Bui, 2004), d. h. die Muskeln, im Gegensatz zur Fettmasse. Allerdings muss die Fütterungsmenge kontrolliert werden. Die Empfehlungen des Herstellers bezüglich der Nahrungsmengen, die den Energiegehalt der Nahrung sowie das Aktivitätsniveau und die Lebensweise des Hundes berücksichtigen, sind hilfreich und zu beachten. Die Auswahl der Nährstoffe spielt eine wichtige Rolle, um eine unerwünschte Gewichtszunahme zu verhindern. Stärkequellen beispielsweise, die während der Verdauung rasch in Glukose umgesetzt werden, führen zu einem schnellen Insulinanstieg („Insulinspitze“; Insulin ist ein von der Bauchspeicheldrüse abgesondertes Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert). Je höher die Insulinspitze, desto rascher sinkt der Glukoseanteil im Blut, wodurch Heißhungerattacken gefördert werden (Gewichtszunahme). 33 Im Vergleich zu anderen Getreidesorten besitzt Gerstestärke die Eigenschaft, dass sie langsam verdaut wird (langsamer Zucker). Ihr glykämischer Index* ist niedrig (22; im Vergleich dazu ein schneller Zucker: Glukose: 100). Gerstestärke begrenzt also die Insulinspitzen und ist besonders empfehlenswert, wenn ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) besteht, wie es beim Labrador der Fall ist (Davison und Koll., 2005). Dieses Risiko stellt einen der Unterschiede im Stoffwechsel zum Golden Retriever dar, bei dem Diabetes viel seltener festgestellt wird (Hess und Koll., 2006). 34 2. Ziel: bessere Nutzung der Fette L-Carnitin* ist unerlässlich für die Mobilisierung der Fette (Hames und Hooper, 2000). Es ermöglicht der Zelle die Nutzung von Fett als Brennstoff, was bei langer körperlicher Anspannung besonders wichtig ist. L-Carnitin ermöglicht den Transport langkettiger Fettsäuren in das Mitochondrium*, wo sie für die Energieproduktion verbrannt werden. 35 3. Ziel: die Geschwindigkeit der Nahrungsaufnahme verlangsamen Die Krokette einer Nahrung für den Labrador Retriever sollte in Größe und Textur auf die Besonderheiten dieses Hundes abgestimmt sein. Indem man ihn anregt, seine Nahrung zu zerkleinern, verlangsamt man die Nahrungsaufnahme. Gleichzeitig wird durch das Kauen die Zahnoberfläche mechanisch gereinigt. Flohsamen (Psyllium) Eine Nahrung für den Labrador Retriever sollte außerdem einen hohen Anteil an unverdaulichen Fasern (> 10 % der Gesamtfasermenge) enthalten, um die Energiekonzentration zu senken. Zu den interessanten Fasern gehören die Samenhüllen des Flohsamens (Psyllium)*. Die in den Hüllen enthaltenen Schleimstoffe binden das Wasser und bilden im Magen ein Gel. Flohsamen werden traditionell u.a. als Appetitzügler verwendet. Sie erhöhen das Sättigungsgefühl. Um das Sättigungsgefühl zu fördern, sollte die Krokette eine geringe Dichte aufweisen: Bei gleichem Gewicht der gefütterten Nahrung ist dann das Volumen größer als bei einer herkömmlichen Nahrung 36 37 1. Ziel: das Knorpelgewebe mit Nährstoffen versorgen Glukosamin und Chondroitin gehören zur Familie der Glukosaminoglykane (GAG) und sind natürliche Bestandteile des Knorpelgewebes. Glukosamin ist ein Vorläufer der GAG. Es stimuliert die Erneuerung des Knorpelgewebes, indem es u. a. die Kollagensynthese fördert (Basleer und Koll., 1998). Glukosamin wirkt außerdem leicht entzündungshemmend (Canapp und Koll., 1999). Einer der wichtigsten Bestandteile der Gelenkknorpel ist das Chondroitinsulfat. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Verabreichung von Chondroitinsulfat den Enzymenabbau hemmt, der die Zerstörung des Knorpelgewebes auslöst. Indem es mit dem Glukosamin zusammenwirkt, kann die Entwicklung der Arthrose gebremst werden (Bui und Taylor, 2000). Eine hohe Zufuhr an Glukosamin und Chondroitin (z.B. 1200 mg/kg) unterstützt ein intaktes Knorpelgewebe. 38 2. Ziel: Entzündungsmechanismen bekämpfen Omega 3-Zufuhr Die Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA aus Fischöl) mit ihrer entzündungshemmenden Wirkung sind ein weiterer Baustein für gesunde Gelenke. Sie verlangsamen die Zerstörung der Knorpelzellen (Curtis und Koll., 2000). 39 3. Ziel: die durch oxidativen Stress verursachten Veränderungen bekämpfen Die freien Radikale*, die während des Atmens ununterbrochen produziert werden und die sich insbesondere bei intensiver und dauerhafter körperlicher Anstrengung des Hundes vermehren, könnten die Entwicklung einer Arthrose beeinflussen (Obra und Koll., 1999). Zusätze von Antioxidanzien* sind also zu empfehlen, um die Zerstörungen zu begrenzen, die die freien Radikale in den Synovialzellen (Zellen der Gelenkflüssigkeit) verursachen. Verschiedene Untersuchungen beim Menschen haben gezeigt, dass Zusätze von Vitamin C, Vitamin E, Beta-Karotin, Selen und Zink die Arthrosebehandlung positiv beeinflussen, indem sie das Fortschreiten der Krankheit verzögern (Bui und Taylor, 2000). 40 41 Das Seh- und Wahrnehmungsvermögen erhalten Mit dem Älterwerden leidet der Organismus des Hundes zunehmend unter oxidativem Stress, eine Folge des Ungleichgewichts zwischen freien Radikalen und der antioxidativen Abwehr. Die freien Radikale können die Entwicklung zahlreicher degenerativer Krankheiten beschleunigen: Katarakt, aber auch Arthrose, Krebs, Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen usw. Eine erhöhte Zufuhr an Antioxidanzien verlangsamt den Zellabbau. 42 1. Ziel: die Augenlinse und die Netzhaut ernähren Lutein* kommt in der Augenlinse und in der Netzhaut vor; es ist ein Pigment und gehört zur Familie der Karotinoide. Lutein ist pflanzlichen Ursprungs; es ist reichlich in den Blütenblättern der Studentenblume (Tagetes Erecta) vorhanden. Dieses starke Antioxidans hilft, die Zellmembran zu stabilisieren. Es schützt die Fette in der Membran gegen die Angriffe der freien Radikale und bekämpft deren Veränderung. Das Lutein absorbiert ultraviolette Strahlen und wirkt als Schutzfilter für die Netzhautzellen. Ein Luteinzusatz in der Nahrung führt zu einer Erhöhung der Pigmentdichte der Netzhaut. Lutein schützt insbesondere die Stäbchenzellen, die für die Sehschärfe bei Dämmerlicht sehr wichtig sind. Beim Menschen ist das Kataraktrisiko* proportional umgekehrt zum Serumanteil und der eingenommenen Menge Lutein (Moeller und Koll.,2002). Blindenführhunde ersetzen ihren Besitzern das fehlende Sehvermögen. Absolute Sehschärfe ist für sie also ausschlaggebend. 43 2. Ziel: das Wahrnehmungsvermögen erhalten Die durchschnittliche Lebenserwartung ist beim Labrador mit 12 Jahren für einen Hund dieser Größe sehr hoch. Im Alter kann er Veränderungen im Verhalten zeigen. Ein in Synergie wirkender Antioxianzienkomplex kann den Erhalt des Wahrnehmungsvermögens erhalten und vorbeugend gegen Senilität wirken. In Frage kommen Vitamin E, Vitamin C, Taurin*, Studentenblume (reich an Lutein) und Extrakte von grünem Tee und Trauben (Polyphenolquellen). Solch ein Antioxidanzienkomplex wirkt vorbeugend gegen Wahrnehmungsstörungen (Heaton und Koll., 2002), wenn er dem Hund ein Leben lang gefüttert wird. Die zusätzliche Zufuhr von Lutein zur Erhaltung des Sehvermögens ist um so wirksamer, wenn sie über einen langen Zeitraum erfolgt und am besten ein Lebenlang (Jacques, 1999). 44 Vitamin E Vitamin E verlangsamt die Zellalterung und bindet die freien Radikale. Es schützt die Zellmembran, bekämpft schädliche Stresswirkung und verbessert die Immunabwehr. Vitamin C Es arbeitet zusammen mit dem Vitamin E, indem es dessen Neubildung ermöglicht. Taurin* Taurin ist eine Aminosäure und ein Hauptbestandteil der Immun- und Muskelzellen. Taurin ist unentbehrlich für die Herzfunktion, insbesondere bei großen Hunden, die manchmal Herzmuskelerkrankungen aufweisen. 45 Polyphenole aus Trauben und grünem Tee Polyphenole gehören zu den wichtigsten Antioxidanzien, die in den Zellen wirken. Sie schützen die Membran und die DNS der Zellen, wodurch sie bestimmten Veränderungen vorbeugen, die Tumorerkrankungen auslösen können. 46 Anforderungen an den zukünftigen Labradorbesitzer Der Labrador eignet sich für aktive Menschen, die weite Spaziergänge bei jeglichem Wetter nicht scheuen; die den Labrador als richtiges Familienmitglied ansehen und bereit sind, die Zeit und Mühe zu investieren, die notwendig ist, um ihm ein rassegerechtes Leben zu ermöglichen. Nur dann kann er all seine guten Eigenschaften zeigen. Er eignet sich keinesfalls für ausschließliche Zwingerhaltung ohne jegliche Ansprache. Natürlich kann er auch mal ein paar Stunden alleine bleiben. Am liebsten möchte er jedoch mit seinen Bezugspersonen zusammen sein. Als Welpe und Junghund sollte der Labrador wenig Treppen steigen müssen. Er gehört zu den Hunden, die schnell wachsen und ein Gewicht erlangen, das sich bei zusätzlichen Belastungen schädigend auf die noch nicht ausgereifte Knochen auswirkt. 47 Empfohlenen Bücher Robert Tot 2008 48