Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg - Mpsi.2007 -

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Deutschland nach dem
zweiten Weltkrieg
Die vier Besatzungszonen
Ausgangssituation 1945 :
Die "Großen Drei" auf der Potsdamer Konferenz
v.l.n.r.: Winston Churchill, Harry S. Truman, Josef W. Stalin
• Auf der Potsdamer Konferenz im August 1945
teilten die vier Besatzungsmächte USA, UdSSR,
das Vereinigte Königreich und Frankreich
Deutschland untereinander in Besatzungszonen
auf.
Bildung deutscher Länder 1945-47
•
•
•
Nachdem die Nationalsozialisten das Deutsche Reich in
einen zentralistischen Einheitsstaat umgewandelt hatten,
setzen die Besatzungsmächte eine föderative Struktur durch.
Machtkonzentration und - missbrauch sollen damit verhindert
werden. In allen Zonen werden 1945/46 neue Länder
geschaffen.
(db)
•
• Die Siegermächte teilten die
ehemalige Reichshauptstadt Berlin in
vier Sektoren auf.
• Für ganz Deutschland wurde der
Alliierte Kontrollrat mit Sitz in Berlin als
Verwaltungsgremium geschaffen.
Das zerbombte Deutschland 1945
Hamburg
Köln
Demontage
• Durch den Zweiten Weltkrieg sind weite Bereiche
Deutschlands in ein Trümmerfeld verwandelt. Die
Infrastruktur ist weitgehend zerstört. In allen vier
Besatzungszonen herrscht Wohnungs- und
Nahrungsmangel. Die Versorgungslage der
Bevölkerung ist katastrophal. Auf der Potsdamer
Konferenz einigen sich die Siegermächte darauf, daß
Deutschland daran gehindert werden muß, jemals
wieder Krieg zu führen. Die alliierten
Reparationsforderungen sollen durch Demontagen
beglichen werden. Zusätzlich zu den Kriegsschäden
verschlimmern die Demontagen noch die Lage der
deutschen Wirtschaft.
Versorgung
•
Kriegsschäden, fehlende
wirtschaftliche Einheit und
zerstörte Infrastruktur
belasten die Wirtschaft. Der
Zusammenbruch des
Verkehrsnetzes erschwert
noch zusätzlich die
Versorgung der
Bevölkerung. Alle
Anstrengungen der
Menschen dienen dem
bloßen Überleben. Nahrung,
Kleidung und
lebensnotwendige Güter
fehlen.
Berechtigungsschein zum Bezug von Fleisch
Lebensmittelkarte
der amerikanischen Besatzungszone.
HUNGER
• Die schon im Krieg
bestehende Rationierung
wird von den
Besatzungsmächten
beibehalten. Doch oft
können nicht einmal die
geringen Tagesrationen
ausgegeben werden.
• Viele Menschen tauschen
daher auf dem
Schwarzmarkt. Nach dem
strengen Winter 1946/47
kommt es in
Norddeutschland sogar zu
Hungerdemonstrationen und
Streiks.
Last der Vergangenheit
• Leid und Elend der
Nachkriegszeit sind
das Ergebnis der
nationalsozialistischen
Diktatur, ihrer
Kriegspolitik und ihrer
Verbrechen. Das
Ausland und die
Deutschen
beschäftigen sich mit
der Frage, wer für die
Verbrechen im "Dritten
Reich" verantwortlich
war.
Nürnberger Prozesse
• Der Internationale
Militärgerichtshof von
Nürnberg ist zuständig für
die Verurteilung von
Kriegsverbrechen,
Verbrechen gegen die
Menschlichkeit und
Verbrechen gegen den
Frieden.
• Am 20. November 1945
beginnt der erste der
Nürnberger Prozesse
gegen die
Hauptkriegsverbrecher des
"Dritten Reiches".
Der Marshallplan für den Westen
• In der Befürchtung, daß die wirtschaftliche Not auch zu
einer Ausbreitung des Kommunismus beitragen könnte
und um den Wiederaufbau Europas anzukurbeln,
kündigt der amerikanische Außenminister George C.
Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm für Europa
an: Das European Recovery Program. Die Sowjetunion
lehnt für sich und die von ihr beherrschten Länder die
angebotene Teilnahme ab.
Eine Voraussetzung für die Einbeziehung der westlichen
Besatzungszonen in den "Marshallplan" ist eine
Währungsreform. An Stelle der wertlos gewordenen
Reichsmark wird daher am 20./21. Juni 1948 die
Deutsche Mark eingeführt. über Nacht füllen sich nun
die Geschäfte mit den Waren, die vorher nur auf dem
Schwarzmarkt zu bekommen waren.
Solidarität
• In dieser Situation sind die
Lebensmittelsendungen aus
dem Ausland für die
hungernden Deutschen von
unschätzbarem Wert. Die
Pakete der amerikanischen
Hilfsorganisation CARE, die
seit dem Sommer 1946 nach
Deutschland strömen,
werden zum Symbol für die
ausländische Unterstützung.
Lebensmittelpaket
der amerikanischen Hilfsorganisation C.A.R.E.
USA, 1946-1948
• Die Hilfsleistungen der USA bestehen
nicht nur aus Krediten, sondern auch
aus Waren, Rohstoffen und
Lebensmitteln. Zwischen 1948 und
1952 werden von den USA insgesamt
rund 12,4 Milliarden Dollar im
Rahmen des Marshallplans
bereitgestellt. Davon fließen 1,5
Milliarden Dollar nach
Westdeutschland.
• Viele deutsche Wirtschaftszweige,
besonders Kohlebergbau und
Energiewirtschaft, erhalten dadurch
wichtige Wachstumsimpulse
Die Blockade Berlins
• Die Sowjetunion reagiert auf die
Währungsreform mit einer eigenen
Währungsreform in ihrer Zone am 23. Juni
sowie der Blockade Berlins am 24. Juni 1948:
Alle Land- und Wasserverbindungen nach Berlin
sind damit unterbrochen. Um die 2,1 Millionen
West-Berliner dennoch mit dem nötigsten zu
versorgen, organisiert der US-Militärgouverneur,
Lucius D. Clay, eine Luftbrücke.
• Die Blockade ist ein erster Höhepunkt des
Kalten Krieges.
Der Wiederaufbau
• Durch die umfangreichen Demontagen
der UdSSR, die Ineffektivität der
Planwirtschaft und die anhaltende
Fluchtbewegung nach Westen vollzieht
sich der Wiederaufbau in der DDR
langsamer als im Westen.. Die
Wirtschaftsprobleme der DDR treten
aufgrund des rasanten wirtschaftlichen
Aufschwungs in der Bundesrepublik
besonders deutlich zutage und
veranlassen viele DDR-Bürger zur Flucht
in den Westen.
• Der Besuch des Kinos gehört in Ost und
West zu den beliebtesten
Freizeitbeschäftigungen der 50er Jahre.
• Im Jahr 1955 tritt die Bundesrepublik Deutschland
tritt der NATO bei und erhält ihre Souveränität.
• In der Außenpolitik ist für Bonn neben den USA vor
allem Frankreich ein wichtiger politischer Partner.
Die von Bundeskanzler Adenauer und dem
französischen Staatspräsidenten de Gaulle
betriebene Aussöhnung gipfelt 1963 im deutschfranzösischen Freundschaftsvertrag.
• Auch die DDR erhält 1955 ihre Souveränität und
gehört noch im selben Jahr zu den
Gründungsmitgliedern des Warschauer Paktes.
Außenpolitisch wird die DDR von der Sowjetunion
gelenkt, die die Führungsrolle über den gesamten
Ostblock beansprucht.
Die BRD
• Die Ministerpräsidenten der westlichen
Länder wollen jedoch nur einen
provisorischen Staat mit einem
Grundgesetz statt einer Verfassung
schaffen.
• das Grundgesetz tritt dann am 24. Mai
1949 in Kraft. Die Bundesrepublik
Deutschland ist gegründet.
Konrad Adenauer
• Am 15. September wird
nach den 1.
Bundestagswahlen der BRD
Konrad Adenauer
(CDU)vom Bundestag zum
ersten Bundeskanzler der
Bundesrepublik
Deutschland gewählt
• Er wird zur politischen
Leitfigur der 50er Jahre.
Die DDR
• Auch in der Sowjetischen Besatzungszone
kommt die Gründung eines separaten
Staates 1949 zum Abschluß.
• Damit ist als zweiter deutscher Staat die
DDR gegründet.
In der DDR : Aufbau des
Sozialismus
• die SED unter Generalsekretär
Walter Ulbricht beschliesst jedoch
nach dem Vorbild der Sowjetunion
den "Aufbau des Sozialismus"
• Damit verbunden ist auch "die
Verschärfung des Klassenkampfes".
• Die Verfolgung politisch
Andersdenkender ist Aufgabe des
Ministeriums für Staatssicherheit
Jahre des Aufbaus in Ost und West
• 1956 werden mit der Bundeswehr und
der Nationalen Volksarmee zwei
deutsche Armeen gegründet.
Im Westen: das Wirtschaftswunder
• Die politische Bindung an den
Westen erleichtert der
Bundesrepublik in den 50er Jahren
den raschen Wiederaufstieg.
Während die Produktions- und
Exportdaten rasant steigen, sinkt
die Zahl der Arbeitslosen 1961 auf
unter 1 Prozent. Für breite
Schichten der Bevölkerung
verbessern sich die
Lebensverhältnisse dank
erheblicher Lohnzuwächse und
einer aktiven staatlichen
Sozialpolitik.
Die soziale Marktwirtschaft
• Die Soziale Marktwirtschaft setzt
in Verbindung mit der
Währungsreform und dem
Marshallplan Kräfte für einen
wirtschaftlichen Wiederaufstieg
frei, der schon Mitte der 50er
Jahre als "Wirtschaftswunder"
bezeichnet wird.
• Der "Vater des
Wirtschaftswunders",
Wirtschaftsminister Ludwig
Erhard, ist daher neben Adenauer
die zweite Symbolfigur der 50er
Jahre.
Die Mauer
• Von Anfang an belastet auch die ständige
Flucht von qualifizierten Arbeitskräften in
den Westen die DDR-Wirtschaft. Die
meisten Menschen fliehen über das noch
offene West-Berlin in den Westen. Durch
den Bau der Berliner Mauer im August
1961 wird auch dieser Fluchtweg
schließlich von der DDR geschlossen. Mit
dem Mauerbau erreicht der Kalte Krieg
seinen Höhe- und Wendepunkt.
•
Am Sonntag, den 13. August 1961, wird
unter Aufsicht von Volkspolizei und
Nationaler Volksarmee (NVA) die
Sektorengrenze nach West-Berlin hermetisch
abgeriegelt. Überall werden Straßen
aufgerissen, Panzersperren und
Stacheldrahtverhaue errichtet. Die Mauer
entsteht. Sie unterbricht die in Generationen
gewachsenen Verbindungen zwischen
beiden Teilen der Stadt. Die Bevölkerung in
beiden Teilen Deutschlands zeigt sich
empört und schockiert.
Der Bau der Mauer
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• Erschütternde Szenen spielen sich
in den Tagen des Mauerbaus
entlang der Sektorengrenze ab. Die
Sperranlage schneidet über 50.000
Ost-Berliner von ihren
Arbeitsplätzen im Westen ab. Die
DDR-Regierung verringert die Zahl
der Grenzübergangsstellen
zwischen beiden Stadthälften auf
sieben. Das Gesamtberliner
Verkehrsnetz wird über Nacht an
der Sektorengrenze zerschnitten.
Das Brandenburger Tor unmittelbar an der Mauer gelegen ist seit dem 13. August 1961 das
Symbol der deutschen Teilung.
• Die amerikanische Garantie
für die Sicherheit und
Freiheit West-Berlins wird
bei dem Besuch Präsident
Kennedys in Berlin am 26.
Juni 1963 von diesem in
einer großen Rede
öffentlich bekräftigt.
Innerdeutsche Grenze
• Die Grenze zwischen den beiden
deutschen Staaten ist 1378 km
lang. Die Absperrungen um
West-Berlin, einschließlich der
Mauer, haben eine Länge von 161
km.. Nach 1961 wird die
innerdeutsche Grenze dann zu
einem fast unüberwindlichen
Hindernis ausgebaut: Tretminen,
elektrisch geladene Zäune und
seit 1966 auch
Selbstschußanlagen machen
jeden Fluchtversuch in den
Westen zu einem tödlichen
Risiko.
• Wer die DDR verlassen will und einen Ausreiseantrag
stellt, muß mit Nachteilen für sich und seine Familie
rechnen. Bestimmte Gruppen, wie Studenten, Schüler
und Soldaten sind ganz von der Ausreise
ausgeschlossen. Der Versuch, die DDR unbefugt zu
verlassen, wird als "Republikflucht" mit bis zu drei
Jahren Gefängnis bestraft. Trotzdem hören die
Fluchtversuche nie auf.
• Bis Ende 1989 sterben über 300 Menschen an der
innerdeutschen Grenze und etwa 200 an den
Grenzanlagen um West-Berlin.
Deutsch-französische Beziehungen
• Die von Adenauer angestrebte Integration der
Bundesrepublik in das Bündnissystem des Westens
sowie der politische und ökonomische
Zusammenschluß Westeuropas setzen eine
Aussöhnung mit dem Nachbarland Frankreich
voraus. Schon zu Beginn der 50er Jahre versucht es
die Bundesregierung, mit der Europäischen
Gemeinschaft für Kohle und Stahl .
• Besonders das gute Verhältnis zwischen Adenauer und
de Gaulle, der 1959 französischer Staatspräsident wird,
fördert die Annäherung beider Länder erheblich
Rücktritt Adenauers
• Nach vierzehnjähriger Amtszeit tritt
Bundeskanzler Adenauer 1963 zurück.
Unzufriedene BRD
• Im September 1965 gelingt es der CDU/CSU
mit ihrer populären "Wahllokomotive" Erhard
erneut, die Bundestagswahlen zu gewinnen.
Eine unerwartete wirtschaftliche Rezession
führt jedoch 1966 zu einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit und einer Haushaltskrise. Die
Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP
bricht darüber am 27. Oktober 1966
auseinander. Ludwig Erhard muss zurücktreten.
Die CDU/CSU verständigt sich mit der SPD
rasch auf die Bildung einer Großen Koalition.
Neuer Bundeskanzler wird Kurt Georg
Kiesinger Vizekanzler und Außenminister wird
der SPD-Vorsitzende Willy Brandt.
Machtwechsel
• Nach der Bundestagswahl 1969 findet in
Bonn ein "Machtwechsel" statt :SPD und
FDP bilden die neue Regierungskoalition
• Durch diesen "Machtwechsel" enden
für die CDU/CSU 20 Jahre
Regierungsverantwortung in Bonn. In
den folgenden 13 Jahren bestimmen
sozial-liberale Bundesregierungen die
Politik.
Innerdeutsche Gipfel
• Schon in seiner
Regierungserklärung 1969
zeigt Brandt seine
Bereitschaft, die staatliche
Existenz der DDR
anzuerkennen.
• Begrüßung von
Bundeskanzler Willy
Brandt (rechts) durch
Ministerpräsident Willi
Stoph (links) auf dem
Erfurter Bahnhof.
Erfurt, 19. März 1970
In der DDR: Beginn der Ära
Honecker
•
Im Mai 1971 tritt Walter Ulbricht
"aus Altersgründen" zurück. Das
Zentralkomitee (ZK) der SED
bestimmt Erich Honecker zum
Nachfolger und als erster Sekretär.
Dieser Führungswechsel kommt
auf Druck der Sowjetunion
zustande.
• Überreichung des
Friedensnobelpreises
an Willy Brandt
Oslo, 10. Dezember
1971
Glasnost und Perestroika
• In der kommunistischen Welt gärt es. Ob
Polen, die CSSR oder Ungarn - die
Ursachen gleichen sich: fehlende
Demokratie, Wirtschaftskrisen,
Menschenrechtsverletzungen,
Reisebeschränkungen. Die Unzufriedenheit
der Bevölkerung mit diesen Zuständen ist
spürbar.
• Ab 1985 wirkt Michail Gorbatschow
entscheidend als Wegbereiter für Reformen im
Ostblock. Mit seinen Forderungen nach
Glasnost und Perestroika, Transparenz und
Umgestaltung, leitet er eine neue Ära in der
Sowjetunion ein.
DDR :Opposition und Machtverlust
• Die Regierenden der DDR lehnen Reformen
wie in der Sowjetunion ab und kämpfen um
den Erhalt ihrer Macht.
• Die Kirche unterstützt die oppositionellen
Umwelt-, Friedens- und
Menschenrechtsgruppen, deren
Selbstbewusstsein wächst. Verschärfte
Unterdrückung und Zensur sind die Antwort
der SED-Führung. Die Abgrenzung zur
Sowjetunion - bis dahin unbedingtes Vorbild
für die DDR - beschleunigt ihren
Zusammenbruch.
• Die tiefe Krise der DDR ist offenkundig:
Oppositionsbewegungen werden unterdrückt,
Wahlen gefälscht, Versprechungen nicht gehalten.
• Die DDR- Führung verkennt die Situation, betont die
"Verbundenheit von Volk und Partei" und täuscht
wirtschaftliche Fortschritte vor.
• Die Bevölkerung kehrt ihrem Staat den Rücken. Als
Ungarn ab Mai 1989 die Grenzanlagen zu Österreich
abbaut, setzt eine Fluchtbewegung ein.
• Die Massenflucht von DDR-Bürgern ist einer der
Auslöser für die weiteren politischen Entwicklungen
des Herbstes 1989.
• Insgesamt nehmen die Botschaften der
Bundesrepublik in Budapest, Prag und
Warschau von August bis Oktober
Tausende von Flüchtlingen auf. Wie vor
dem Mauerbau fliehen meist junge Leute.
Als Ungarn am 11. September seine
Grenze zu Österreich öffnet, fliehen
innerhalb von drei Tagen etwa 15.000
Menschen.
• Die DDR-Führung verkennt die
Wirklichkeit. Während Fluchtwelle und
Demonstrationen die Grundlagen des
Staates erschüttern, feiert sie in
altgewohnter Weise am 7. Oktober 1989
den 40. Gründungstag der DDR. In
mehreren größeren Städten kommt es zu
Protesten und Demonstrationen. Die
Sicherheitsorgane gehen mit massiver
Gewalt gegen die Demonstranten vor. Mehr
als 1.000 Menschen werden verhaftet. Die
staatlichen Feierlichkeiten enden in einem
Fiasko. Die Fiktion einer Einheit von Volk
und Partei ist sichtbar zerbrochen
• Am 4. September 1989
findet in Leipzig die erste
Montagsdemonstration
nach einem der
traditionellen
Friedensgebete statt. Sie
ist Auftakt zur so
genannten
Herbstrevolution in der
DDR, die nach der
Kundgebung auf dem
Alexanderplatz am 4.
November schließlich am
9. November zum Fall der
Mauer führt.
• Noch in der Nacht eilen Tausende an die Grenze nach
West-Berlin. Ohne Befehl öffnen Grenzsoldaten die
Übergange. In einem Freudentaumel ohnegleichen fallen
sich fremde Menschen in die Arme und feiern
gemeinsam spontan die Öffnung der Mauer. Am
Wochenende setzt sich eine Menschenflut von mehreren
Millionen DDR-Bürgern in Bewegung. In endlosen
"Trabi-"Schlangen fahren sie in die Bundesrepublik,
besuchen Verwandte, besichtigen Städte und
Landschaften, sie durchstreifen die "Einkaufsparadiese"
mit 100 D-Mark "Begrüßungsgeld" aus der
Bundesrepublik in der Tasche.
Die Wiedervereinigung naht
• Mit der Öffnung der Berliner
Mauer am Abend des 9.
November 1989 wird die
Wiedervereinigung beider
deutscher Staaten immer
wahrscheinlicher.
Wir sind ein Volk
Schild der Leipziger
Montagsdemonstrationen.
DDR, 1989
• Aufgrund der Rechte und Verantwortlichkeiten der vier
Siegermächte des Zweiten Weltkrieges für Deutschland
als Ganzes und Berlin ist eine Wiedervereinigung jedoch
ohne deren Zustimmung nicht möglich. Als schließlich
auch die Sowjetunion erkennt, dass die
Wiedervereinigung nicht aufzuhalten ist, einigen sich die
Siegermächte im Februar 1990 auf gemeinsame
Verhandlungen mit den beiden deutschen Staaten: Den
sogenannten Zwei-plus-Vier-Gesprächen.
• Deutschland erhält damit seine volle Souveränität
zurück.
• In der Nacht zum 3. Oktober 1990 feiern tausende
Menschen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin den
Beitritt der DDR zum Bundesgebiet. Damit ist die
staatliche Einheit Deutschlands nach 45 Jahren
wiederhergestellt
• Die Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 ist die erste
freie gesamtdeutsche Parlamentswahl seit 1932
Eindeutiger Wahlsieger ist die christlich-liberale
Regierungskoalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl,
der am 17. Januar 1991 zum ersten gesamtdeutschen
Kanzler gewählt wird.
"blühende Landschaften"
• Während Bundeskanzler Helmut Kohl 1990 den ostdeutschen
Wählern noch verspricht, der Osten werde in "blühende
Landschaften" verwandelt, sehen diese ihre Hoffnungen auf ein
"neues Wirtschaftswunder" schon bald enttäuscht.
•
Die Finanzierung der deutschen Einheit und die Umstellung der
ostdeutschen Wirtschaft von der Plan- zur Marktwirtschaft geraten
zu einem wirtschaftlichen Kraftakt.
•
Die damit verbundenen Schwierigkeiten treffen vor allem die
Ostdeutschen hart, weil sie der westlichen Konkurrenz nicht
gewachsen sind. Viele ostdeutsche Unternehmen müssen schließen
und ihre Arbeitnehmer entlassen. Der erhoffte Investitionsboom
bleibt aus, der "Aufbau Ost", den Staat, Gesellschaft und Wirtschaft
gemeinsam tragen, geht nur langsam voran.
Bonn oder Berlin?
• Auch die Frage ob das geeinte
Deutschland von Bonn oder von Berlin aus
regiert werden soll, führt zu einer
emotionsgeladenen Debatte. Der
Bundestag entscheidet sich im Juni 1991
für Berlin. Der Umzug von Bundestag,
Bundesregierung und Bundesrat nach
Berlin soll im Jahre 2000 abgeschlossen
sein.
und Europa?
• Die Wiedervereinigung Deutschlands ruft in den
benachbarten Staaten zum Teil Ängste hervor. Die
Bundesregierung entschließt sich auch deshalb, die
Politik der europäischen Integration verstärkt
voranzutreiben. Sie entspricht damit dem Wunsch vieler
europäischer Staaten.
• Mit dem Vertrag von Maastricht vertiefen die Mitglieder
der Europäischen Gemeinschaft (EG) 1992 ihre
Zusammenarbeit.
• Die EG wird damit zur Europäischen Union (EU).
Kernstück des Vertrages ist die Herstellung einer
Wirtschafts- und Währungsunion bis Ende 1999.
Dadurch soll die Konkurrenzfähigkeit der EU-Länder im
Welthandel gestärkt werden.
• Auch die
Einführung
des Euro
weckt in
Deutschland
Ängste vor
dem Verlust
der stabilen
D-Mark.
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