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J. Rawls
1921 - 2002
Politischer Liberalismus
Vorlesung 3
Politischer Konstruktivismus
11. Mai 2005
Übersicht
§1 - §4 Bedeutung des Konstruktivismus
§5 - §7 Objektivität des Konstruktivismus
§8 Beschränkung auf die Politik
Einleitung
Politischer Konstruktivismus
Der politische Konstruktivismus besagt, dass die
Grundsätze politischer Gerechtigkeit als das Ergebnis
eines bestimmten Konstruktionsverfahrens dargestellt
werden können, gegeben, dass ein
Überlegungsgleichgewicht erreicht ist.
Überlegungsgleichgewicht
Konstruktionsverfahren
Grundsätze
politischer
Gerechtigkeit
Einleitung
Die Hypothese
1. In diesem Verfahren sind alle relevanten Anforderungen
der praktischen Vernunft verkörpert.
2. Das Verfahren zeigt, wie die Gerechtigkeitsgrundsätze
aus den Grundsätzen der praktischen Vernunft
zusammen mit den Konzeptionen der Gesellschaft und
der Person folgen.
Grundsätze d. praktischen Vernunft
Konzept d. Gesellschaft
Konzept der Person
Grundsätze
politischer
Gerechtigkeit
§1
Rationaler Intuitionismus
Beschreibung anhand von vier Merkmalen:
1. Oberste moralischen Grundsätze werden als wahre
Aussagen über eine unabhängige moralische Wertordnung
betrachtet.
2. Obersten moralischen Grundsätze werden von der
theoretischen Vernunft erkannt.
3. Spärliche Konzeption der Person.
4. Traditionelles Wahrheitsverständnis.
§1
Politischer Konstruktivismus
Beschreibung anhand von vier Merkmalen:
1. Grundsätze politischer Gerechtigkeit können als Ergebnis
eines Konstruktionsverfahrens dargestellt werden.
2. Das Konstruktionsverfahren beruht größtenteils auf der
praktischen Vernunft.
3. Komplexe Konzeptionen der Person und der Gesellschaft.
4. Idee des Vernünftigen.
§2
Kants moralischer Konstruktivismus
Moralischer
Konstruktivismus
Politischer
Konstruktivismus
Lehre
Umfassend
Partiell
Autonomiebegriff
Konstitutiv
Doktrinal
Konzeptionen der
Person und der
Gesellschaft
Durch
transzendentalen
Idealismus
Transzendentaler
Idealismus spielt
keine Rolle
Verteidigung eines
vernünftigen Glaubens
Öffentliche
Rechtferitgungsgrundlage
Unterschiede
Ziele
§3
Die Konzeption der Gerechtigkeit als Fairness
als konstruktivistische Auffassung
Zur Erläuterung drei Fragen:
Q: Was wird in dieser Form des Konstruktivismus konstruiert?
A: Der Inhalt der politischen Gerechtigkeitskonzeption.
Für die Konzeption von Gerechtigkeit als Fairness gilt, dass
dieser Inhalt mit den Gerechtigkeitsgrundsätzen identisch
ist, die von den Parteien im Urzustand gewählt werden.
§3
Die Konzeption der Gerechtigkeit als Fairness
als konstruktivistische Auffassung
Q: Ist der Urzustand als ein prozedurales Darstellungsmittel
selbst konstruiert worden?
A: Nein. Er wird einfach nur dargelegt.
•
•
•
•
Wohlgeordnete Gesellschaft
Kooperation zwischen vernünftigen und rationalen Bürgern.
Verfahren, das vernünftige Bedingungen für Parteien enthält.
Vertreter wählen öffentliche Gerechtigkeitsgrundsätze aus.
Vermutung:
Bei richtigem Vorgehen ergeben sich die angemessensten
Gerechtigkeitsgrundsätze, um die politischen Beziehungen
zwischen den Bürgern zu regulieren.
§3
Die Konzeption der Gerechtigkeit als Fairness
als konstruktivistische Auffassung
Q: Wie ist es zu verstehen, dass die Konzeption des
Bürgers und der wohlgeordneten Gesellschaft in das
Konstruktionsverfahren eingebettet oder von ihm
nachgebildet werden?
A: Es bedeutet, dass die Form des Verfahrens und seine
speziellen Merkmale aus diesen Konzeptionen als
ihrer Basis gewonnen werden.
Nur die inhaltlichen Gerechtigkeitsgrundsätze werden
konstruiert. Das Verfahren selbst wird nur dargelegt.
• Grundsätze der praktischen Vernunft
• Grundkonzeptionen der Person und der Gesellschaft
• Öffentlichen Funktion einer p. Gerechtigkeitskonzeption
§4
Die Rolle der Konzeptionen
der Person und der Gesellschaft
Was für Konzeptionen sind angemessen und wie kommen wir
dahin?
Die Grundsätze der praktischen Vernunft und die
Konzeptionen der Gesellschaft und der Person ergänzen sich
wechselseitig.
Die Konzeptionen der Gesellschaft und der Person sind Ideen
der praktischen Vernunft gewonnen.
§5
Drei Konzeptionen von Objektivität
Nach dem moralischen Konstruktivismus und dem rationalen
Intuitionismus, bietet der politische Konstruktivismus für
seine begrenzten politischen Zwecke eine angemessene
Basis der Objektivität.
Um das zu zeigen, sollen fünf Merkmale einer Objektivitätskonzeption erläutert werden.
§5
Drei Konzeptionen von Objektivität
1. Öffentlich gedanklicher Rahmen
2. Ein Urteil beabsichtigt vernünftig oder wahr zu sein
3. Ordnung von Gründen
4. Unterscheidung des objektiven Standpunktes
5. Erklärung für Übereinstimmen im Urteilen
Notwendige Merkmale des Rahmens für Überlegungen und
Urteile, der eine öffentliche Basis der Rechtfertigung bietet.
Das ist eine Basis auf der die Bürger grundlegende Fragen
öffentlich diskutieren können.
§5
Drei Konzeptionen von Objektivität
Gemessen an diesen fünf Merkmalen, können der rationale
Intuitionismus sowie der moralische Konstruktivismus dem
politischen Konstruktivismus eine Art von Objektivität
zugestehen.
§6
Objektivität ohne eine Kausaltheorie
der Erkenntnis
Möglicher Einwand gegen den Konstruktivismus:
Die Objektivität von Urteilen und Überzeugungen hängt
davon ab, dass sie sich innerhalb einer Kausaltheorie der
Erkenntnis erklären lassen.
Wahrnehmungsurteil: Die Katze sitzt auf der Matte.
Berufung auf Kant: Für die theoretische und die praktische
Vernunft sind verschiedene Objektivitätskonzeptionen
angemessen.
Nicht wesentlich für Konzeptionen des moralischen und
politischen Argumentierens. Ein politisches Urteil muss
ausreichend starke Gründe aufweisen, mehr nicht.
§7
Wann gibt es politisch gesehen objektive Gründe?
Liefert uns eine politische Gerechtigkeitskonzeption auch
objektive Gründe?
Eine politische Gerechtigkeitskonzeption ist objektiv, falls
es Gründe gibt, die ausreichen, alle vernünftigen Personen
davon zu überzeugen, dass diese Konzeption vernünftig ist.
Ob eine solche Ordnung von Gründen tatsächlich existiert,
lässt sich nur im Laufe der Zeit sehen.
Ausschlaggebend dafür ist der Erfolg, der Praxis des
gemeinsamen Argumentierens.
Wenn es möglich ist, sich auf eine Konzeption der
Gerechtigkeit zu einigen, stützt das die Überzeugung, dass
es objektive Gründe gibt.
§7
Wann gibt es politisch gesehen objektive Gründe?
Konstruktivismus behauptet nicht, dass die für das
praktische Argumentieren und Urteilen relevanten
Tatsachen konstruiert seien.
Unterscheidung von zwei Arten von Tatsachen:
1. Tatsachen als Merkmale die etwas richtig oder falsch
werden lassen.
2. Tatsachen die den Inhalt von Gerechtigkeit bzw. der
politischen Konzeption selber betreffen.
Zu 1: Aus dem konstruktivistischen Verfahren ergeben sich
Grundsätze und Kriterien zur Identifikation der Tatsachen,
die als Gründe gelten.
§7
Wann gibt es politisch gesehen objektive Gründe?
Unterscheidung von zwei Arten von Tatsachen:
2. Tatsachen die den Inhalt von Gerechtigkeit bzw. der
politischen Konzeption selber betreffen.
=> Keine konstruierten Tatsachen, sondern Tatsachen
hinsichtlich der Konstruktionsmöglichkeiten.
Einwand: Sklaverei ist ungerecht, weil sie ungerecht ist!
Konstruktivismus: Will über die Sklaverei sagen, sie sei
ungerecht, weil sie Grundsätze verletzt, auf die sich die
Vertreter von freien und gleichen Personen im Urzustand
einigen würden.
§8
Der Anwendungsbereich
des politischen Konstruktivismus
Umfassende Lehren
Politischer
Konstruktivismus
§8
Der Anwendungsbereich
des politischen Konstruktivismus
Sobald wir das Faktum eines vernünftigen Pluralismus als
eine dauerhafte Bedingung einer öffentlichen Kultur unter
freien Institutionen akzeptieren, ist die Idee des
Vernünftigen als Teil der Basis öffentlicher Rechtfertigungen
besser geeignet als die Idee der moralischen Wahrheit.
Sobald wir das Faktum eines vernünftigen Pluralismus als
eine dauerhafte Bedingung einer öffentlichen Kultur unter
freien Institutionen akzeptieren, ist die Idee des
Vernünftigen als Teil der Basis öffentlicher Rechtfertigungen
besser geeignet als die Idee der moralischen Wahrheit.
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