05 Selbstkonzept, Motivation und Leistung

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Lernen und Selbstkonzept
• Lern- und Problemlöseprozesse sind keine
rein „geistigen“ (kognitiven) Tätigkeiten,
sondern eingebettet in und verknüpft mit
weitere Prozesse:
– Motive (z.B. Leistungsmotiv) und Emotionen
(z.B. Versagensangst)
– Metakognitionen und leistungsbezogene
Kognitionen
– Kognitiven Ressourcen (z.B. basale Aspekte
der Intelligenz)
Selbstwirksamkeit
• Für schulische Erfolge sind zwar kognitive
Fähigkeiten unverzichtbar,
• doch für das Leistungsverhalten und die
Steuerung des eigenen Lernens sind in hohem
Maße handlungsleitende Überzeugungen
entscheidend
• Selbstwirksamkeit:
– Subjektive Einschätzung, ob die zur Bewältigung eines
Lernziels nötigen Fähigkeiten vorhanden sind,
– SW ist bereichs-, bzw. aufgabenspezifisch
• Konstituenten der Selbstwirksamkeit:
– 1) Bisherige Erfolgsgeschichte
– 2) Subjektive Ursachen für Erfolge /
Misserfolge
– 3) Stellvertretende Erfahrungen
– 4) Physiologisches Erregungsniveau (Angst)
• Die Punkte 1) und 2) verdichten sich im
Konstrukt der Kausalattributionen
Kausalattributionen
Ursachenzuschreibungen
für Erfolge oder Misserfolge
Kausale
Dimensionen
Fähigkeit
Anstrengung
Zufall
Lokalität
internal
internal
external
Stabilität
stabil
variabel
variabel
Kontrollierbarkeit
nein
ja
nein
„Selbstwirksame“
Kausalattributionen
Ursachenzuschreibungen
für Erfolge
Kausale
Dimensionen
Fähigkeit +
Anstrengung +
Zufall
Lokalität
internal
Internal
External
Stabilität
stabil
stabil
Variabel
Kontrollierbarkeit
Nein, aber
vorhanden
Ja
nein
Diagnostik von Attributionsstilen und
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen
• (a) standardisierte Verfahren (für ältere
Kinder und Jugendliche)
– z.B. ASF-KJ
– z.B. FEESS 3-4
• (b) informell (bei jüngeren Kindern):
Gespräch über leistungsbezogene
Situationen und Ursachen für Erfolge oder
Misserfolge
ATTRIBUTIONSSTIL-FRAGEBOGEN FÜR KINDER UND
JUGENDLICHE (ASF-KJ)
•
1. Warum schreibst Du ein besonders gutes Diktat? Was ist Deiner Meinung nach der wichtigste Grund dafuer?
(freie Beantwortung)
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2. Liegt der Grund dafuer, dass Du ein besonders gutes Diktat schreibst, eher an Dir oder an etwas anderem (z.B.
an anderen Leuten oder an den Umstaenden)?
1 - liegt nur an anderen Personen oder Umstaenden
2 - liegt ueberwiegend an anderen Personen oder Umstaenden und nur ein wenig an mir selbst
3 - liegt ueberwiegend an mir und ein wenig an anderen Personen
4 - liegt nur an mir selbst
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3. Wird der von Dir angegebene Hauptgrund auch in Zukunft wieder wichtig sein, wenn Du ein besonders gutes
Diktat schreibst?
1 - wird nie wieder sehr wichtig sein
2 - wird manchmal wieder sehr wichtig sein
3 - wird oft wieder sehr wichtig sein
4 - wird immer wieder sehr wichtig sein
4. Erklaert dieser Grund nur, warum Du ein besonders gutes Diktat schreibst, oder ist er auch bei anderen
Ereignissen wichtig, wenn Du eine gute Arbeit schreibst?
1 - ist nur bei diesem Ereignis wichtig
2 - ist auch bei ein paar anderen Ereignissen wichtig
3 - ist auch bei vielen anderen Ereignissen wichtig
4 - ist bei allen Ereignissen wichtig
ATTRIBUTIONSSTIL-FRAGEBOGEN FÜR KINDER UND
JUGENDLICHE (ASF-KJ)
• Beim ASF-KJ werden je vier leistungsthematische und
vier anschlussthematische Situationsbeschreibungen
einmal mit positivem, einmal mit negativem Ausgang
vorgegeben. Dies ergibt acht leistungsthematische
Situationen, wie z.B. ein besonders gutes/schlechtes
Diktat schreiben oder etwas vom Lehrer erklaertes
sofort/ueberhaupt nicht verstehen, sowie acht
anschlussthematische Situationen, wie z.B.
Klassensprecher/in werden wollen und gewaehlt/nicht
gewaehlt werden oder die Eltern haben mehr/weniger
Zeit fuer den Probanden
• Kinder und Jugendliche von 8 – 16 Jahren
Fragebogen zur Erfassung emotionaler und
sozialer Schulerfahrungen von Grundschulkindern
dritter und vierter Klassen (FEESS 3-4)
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(1) Teilfragebogen zur Sozialen Integration, zum Klassenklima und zum Selbstkonzept
(TF-SIKS 3-4):
Dimension Faehigkeitsselbstkonzept
- Selbstkonzept der Schulfaehigkeit (SK): "Ausmass, in dem ein Kind sich den schulischen
Aufgaben gewachsen fuehlt und seine schulischen Faehigkeiten positiv bewertet".
Dimension Sozialklima
- Soziale Integration (SI): "Ausmass, in dem ein Kind sich durch die Mitschueler und
Mitschuelerinnen angenommen fuehlt und sich selbst als vollwertiges Gruppenmitglied
betrachtet".
- Klassenklima (KK): "Ausmass, in dem die Kinder der Klasse sozial angemessen und
freundschaftlich miteinander umgehen und ein gutes Verhaeltnis zueinander haben".
(2) Teilfragebogen zur Schuleinstellung, Anstrengungsbereitschaft, Lernfreude und Gefuehl des
Angenommenseins (TF-SALGA 3-4):
- Schuleinstellung (SE): "Ausmass, in dem ein Kind sich in der Schule insgesamt wohl fuehlt".
- Anstrengungsbereitschaft (AB): "Ausmass, in dem ein Kind bereit ist, sich auf Neues einzulassen
und Anforderungen in der Schule zu bewaeltigen, auch wenn dazu besondere Bemuehungen
erforderlich sind".
- Lernfreude (LF): "Ausmass, in dem ein Kind Freude an seiner alltaeglichen schulischen Arbeit
hat und mit froher Erwartungshaltung an seine Arbeit geht".
- Gefuehl des Angenommenseins (GA): "Ausmass, in dem ein Kind sich von seinen Lehrern und
Lehrerinnen angenommen, verstanden und unterstuetzt fuehlt".
• Bei ungünstigen Kombinationen von
Kausalüberzeugungen und Selbstwirksamkeit
kommt es zum Erleben von Angst:
– Angst als akuter Zustand
– Ängstlichkeit als Persönlichkeitsmerkmal
• Angst kann (im Sinne einer physiologischen
Erregung) in „geringen Dosen“ leistungsfördernd
wirken
• Intensive Angstgefühle wirken jedoch
leistungshemmend und verengen den
Aufmerksamkeitsfokus
Veränderung des Selbstkonzepts
1. Selbstkonzepte sind umso leichter
veränderbar, je spezifischer sie sind
2. Selbstkonzepte sind umso leichter
veränderbar, je mehr die angestrebte
Veränderung zu anderen Erfahrungen passt
3. => Wenn man den zu verändernden Bereich
1. (präzisiert)
2. inhaltlich an bereits vorhandene Bereiche koppelt,
in denen bereits positive Erfahrungen vorliegen
3. Ist eine Selbstkonzeptveränderung am
wahrscheinlichsten
• Pädagogische Situationen lassen sich so
gestalten, dass sie sowohl ein
angstminderndes als auch ein
motivierendes und
selbstwirksamkeitförderndes Klima
erzeugen
• Leistungsziele so setzen, dass sie nicht
überfordernd, sondern herausfordernd wirken
• Rückmeldungen so gestalten, dass Erfolge
glaubhaft auf eigene Anstrengungen und
Fähigkeiten zurückgeführt werden
• Sinnhafte, einsehbare Zusammenhänge
zwischen richtigen Lösungsstrategien und
Schülerstrategien herstellen
• Angebote für die Selbstorganisation des
Lernens machen (Strukturierung,
Zeitmanagement, Zielhierarchien)
• Für die Förderdiagnostik ist es deswegen wichtig:
– Problemlöseprozesse zu analysieren
• Erkennen von Strategien
• Identifikation von Fehlern
– Die unterstützenden und hemmenden, metakognitiven
und motivationalen Aspekte zu erkennen:
• Erkennen unterstützender Ressourcen
– z.B. Vorwissen, bereits vorhandene Lösungsstrategien, Interesse,
Selbstkonzept
• Erkennen leistungshemmender Aspekte
– z.B. Ängste, Mißerfolgsorientierung, hemmende
leistungsbezogene Selbsteinschätzungen
Pädagogische Konsequenzen
• Bereichsgebundene Kenntnisse nutzen
– hier werden relevante Aspekte leichter
erkannt, da auf Schemata zurückgegriffen
werden kann
– Es liegen erprobte Lösungsstrategien vor
– Die Motivation ist höher, da das Gebiet positiv
besetzt ist, und Mißerfolge weniger befürchtet
werden
Motivationale Aspekte
– Metakognitionen
• Auswahl des geeigneten Aufgabenniveaus
• Selbstorganisation des Lernens
– Selbstkonzept / kognitive Komponenten der
Motivation
• Attributionsmuster, Kontrollüberzeugungen
• Selbstwirksamkeit
Quelle: Mietzel, G. (2003)
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