Lüftung in Schulen – Umsetzung von Hygiene und Energieeffizienz in der Praxis FB 3 - Energie Lüftungskonzepte im Zuge ganzheitlicher Schulsanierungen Dipl.-Ing. Nadine Kiewert Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal Funktionsbereich 3 – Energie- und Umweltmanagement Müngstener Straße 10, 42285 Wuppertal 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Inhalt FB 3 - Energie • • • • • • • das GMW Planungsvorgaben (Vorschriften) Lüftungsarten manuell / mechanisch / hybrid Lüftungsmöglichkeiten nach Gerätestandort zentral / dezentral Projektbeispiele Controlling Fazit 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal FB 3 - Energie • • • • • 12./13.04.2010 Eigenbetrieb nach den Bestimmungen der Gemeindeordnung Start 1999 (vorher waren die Aufgaben verschiedensten Organisationseinheiten der Stadtverwaltung zugeordnet) Ca. 430 Standorte mit 1.380 Objekten Ca. 1,7 Mio. m² BGF Insgesamt ca. 420 Mitarbeiter: – 250 Hausbedienstete, Pförtner, Hausmeister – 70 Architekten und Ingenieure – 40 gewerbliche Mitarbeiter (Werkstatt) – 60 Mitarbeiter in Verwaltungsaufgaben 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Energieeffizienzrichtlinie - GMW FB 3 - Energie März 2009 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Energieeffizienzrichtlinie - GMW FB 3 - Energie • Verbindliche Zusammenfassung und Dokumentation bestehender und neuer Regelungen • Mindestvorgaben • Optimierung und Vereinheitlichung der Planungsvorgaben • Abweichungen im Einzelfall möglich mit Begründung • Permanente Fortschreibung und Anpassung an den technischen Fortschritt und wirtschaftliche Rahmenbedingungen 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Zielgröße Luftqualität FB 3 - Energie • • 12./13.04.2010 Zielwert IDA 4 nach DIN EN 13779 - CO2-Gehalt 1.200 ppm (über CO2-Gehalt in der Außenluft) - baurechtliche Mindestanforderung an Raumluftqualität - entspricht den Empfehlungen CO2-Gehalt kleiner 1.500 ppm - Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden vom Umweltbundesamt 2008: Richtwert < 1.000 ppm absolut (entspr. IDA 2), - Pettenkoferzahl 1.000 ppm CO2 Kompromiss aus Luftqualität, energetischem Aufwand und Investitionsvolumen 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftungsplanung - Vorschriften FB 3 - Energie Vorgaben unter anderem in: • in LüAR (brandschutztechnische Anforderungen) • VDI 6035 (für dezentrale fassadenorientierte Systeme) • DIN EN 13779 (Lüftung von Nichtwohngebäuden) • VDI-Lüftungsregeln - VDI 3803 (bauliche und technische Anforderungen an zentrale raumlufttechnische Anlagen) • VDI 2081 (Geräusch-/Lärmminderung in RLT-Anlagen) 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten EnEV-Vorgaben - §15 FB 3 - Energie - RLT - Neuanlagen ab 4.000 m³/h Erneuerungen von Zentralgeräten oder Kanalnetzen ab 4.000 m³/h 1. SFP der Einzelventilatoren mind. SFP 4 [1.250 - 2.000 W/(m³ x s)] • GMW: SFP 2 gewünscht [500 - 750 W/(m³ x s)] 2. Wärmerückgewinnung mind. H3 nach DIN EN 13053 Betriebsstundenzahl entspr. Nutzungsrandbedingungen nach DIN V 18599-10 ( 1.400 h) Luftvolumenstrom = Außenluftvolumenstrom Rückwärmzahl 0,4 ab V > 5.000 m³/h • 12./13.04.2010 GMW: hoher Wärmerückgewinnungsgrad (mind. 75%) 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Rückwärmzahl nach DIN EN 13053 FB 3 - Energie Volumenstrom Rückwärmzahl H3 bei Betriebszeit < 2.000 h 2.000 4.000 h 4.000 6.000 h > 6.000 h 2.000 - 5.000 m³/h --- 0,40 0,43 0,45 5.000 - 10.000 m³/h 0,40 0,43 0,45 0,50 10.000 - 25.000 m³/h 0,43 0,47 0,50 0,55 25.000 - 50.000 m³/h 0,50 0,53 0,58 0,63 > 50.000 m³/h 0,55 0,58 0,63 0,68 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftung - manuell FB 3 - Energie • • alleinige Stoßlüftung in den Pausen reicht nicht (bei Grenzwert 1.000 ppm CO2) – besser alle 20 min (Störung des Unterrichts) in der Praxis oft Kipplüftung aus akustischen Gründen vielfach nicht möglich (Verkehrslärm) thermische Behaglichkeit inakzeptabel Luftqualität infolge dessen schlecht, sowie erhöhter Lüftungswärmebedarf – CO2 - Grenzwert wird überschritten – hohe Geruchsbelästigung – hohe Feuchtelast Studien: • Untersuchung des Niedersächsisches Landesgesundheitsamtes zur Luftqualität in Schulen, Juli 2005 • BINE Informationsdienst, Gebäude sanieren – Schule, 01/2006 • Untersuchungen zum Raumklima und zur Fensterlüftung in Schulen, Hellwig et al, Bauphysik 31 (2009), Heft 2 • IEA - ECBCS Annex 35 HybVent, Projektstudien zur Hybridlüftung • Fraunhofer Institut für Bauphysik, Holzkirchen, Projektstudie zu Regelstrategien bei automatischer Fensteröffnung 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftungsampeln – ein Hilfsmittel! FB 3 - Energie • • aktuell 150 Lüftungsampeln im Einsatz werden auf Leihbasis an Schulen verteilt • • • • • geringer Montageaufwand hohe Nutzerakzeptanz (>90% Zufriedenheit) Unterstützung zum Erlernen des richtigen Lüftungsverhaltens (Flyeraktion) < 1.000 ppm Einbindung Schüler – Einforderung von richtigem Lüftungsverhalten > 1.000 ppm > 2.000 ppm positives Resümee der Aktion > 3.000 ppm 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Wirkung von Kipplüftung FB 3 - Energie angenommener Querschnitt: Klassen mit lichtem Lüftungsquerschnitt von lichte Öffnungshöhe der Oberlichter Öffnungsweite verbleibender Lüftungsquerschnitt: 0,94m² 6,0 m 0,4 m 0,15 m 0,4 0,15 resultierender Luftwechsel*: 0,35 1/h *Berechnung mit Sommluft des Passivhausinstituts 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Planungshinweise Fenster FB 3 - Energie X 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Planungshinweise Fenster FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Planungshinweise Fenster FB 3 - Energie • • • • • • 12./13.04.2010 „Gegen ganz geöffnete, in der Endstellung verbleibende Möglichkeit zur Öffnungsdetektion vorsehen des (Heizung (Drehflügel-)Fenster z.b. an den Stirnseiten ausschalten) Klassenraumes (Fensterscharniere stirnwandseitig) Grundriss an Stirnseite keine bestehenmit beiFensteröffnungen ausreichender Brüstungshöhe Kippfunktion Bedenken.“ nicht mehr vorsehen nur noch Drehflügel (Flügelgröße optimieren um Unfallgefahr zu reduzieren) feststehende Unterlichter Ludger Hohenberger Bedienung ohne SchlüsselsperreWestfalen Lippe Gemeindeunfallversicherungsverband 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftung - mechanisch FB 3 - Energie • • • • • • 12./13.04.2010 Luftqualität genau steuerbar Nutzer braucht sich um nichts zu kümmern Eigenverantwortung wird zurück gedrängt große Querschnitte erforderlich lange Leitungswege verursachen hohe Druckverluste Strombedarf steigt mit dritter Potenz der bewegten Luftmenge (doppeltes Luftvolumen = achtfacher Strombedarf) 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftung - hybrid FB 3 - Energie • • Grundluftwechsel über mechanische Lüftungssysteme – CO2-Anstieg wird abgebremst Stoßlüftung im Zeitraster der großen Pausen – CO2-Konzentration sinkt wieder deutlich unter Grenzwert von 1.500 ppm Nachteile: Vorteile: gegenüber der mechanischen VollLüftung • Lüftungsquerschnitte können reduziert werden • Nutzereinfluss kann kontraproduktiv wirken • Akzeptanzproblem gegenüber mechanischer Voll-Lüftung • Strombedarf für den Betrieb kann deutlich reduziert werden • Eigenverantwortung wird gestärkt 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftung - Zentralgerät FB 3 - Energie • zentraler Aufstellort muss gegeben sein (wenn möglich im Gebäude) • über GLT angebunden (gute Kontrollmöglichkeiten) • WRG unproblematisch • Wartung nur an einer Stelle • Erstellung des Kanalnetzes im Bestand unter Umständen sehr aufwendig (Querung von Treppenhäusern, Unterzügen etc.) • Brandschutzklappen erforderlich • lange Leitungswege mit entsprechenden Dimensionen/Druckverlusten • Hygieneinspektionen – ausreichend Revisionsöffnungen vorsehen 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Lüftung – dezentrale Geräte FB 3 - Energie • • • • Deutlich kleinere Geräte - Einzelgeräte pro Raum oder ein Gerät, das mehrere Räume versorgt (Etagenlösung) Kein Kanalnetz erforderlich (keine externen Druckverluste) hoher Wärmerückgewinnungsgrad (Passivhaus zertifizierte Geräte) zeitlich gestaffelte Nachrüstung, z.b. in den Ferien, einfacher umzusetzen • • • keine Erfassung über GLT Wartungsaufwand bei gleicher Anzahl von versorgten Räumen größer als beim Zentralgerät zum Teil Kondensatablauf erforderlich • Schallleistungspegel Geräte beachten max. Störpegel durch maschinelle Lüftung in Klassenräumen: DIN 18041 30 / 35 / 40 dB(A) abhängig von Unterrichtsart VDI 2081 35 / 40 dB(A) hohe / niedrige Anforderungen DIN EN 15251 30 / 40 / (35) dB(A) von / bis / (Standard) 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Montagemöglichkeiten dezentraler Geräte FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Projekte Planung oder in Umsetzung FB 3 - Energie • • • • • • • • • • Schulzentren Kindertagesstätten Berufsschulen Gymnasien Gesamtschule Grundschulen Modulbauten Veranstaltungssaal 12 Mensen zahlreiche Sporthallen 12./13.04.2010 • • Hybridauslegung (18m³/P) - Abluft-zentral ohne WRG - Zentralanlage mit WRG - dezentrale Anlagen mit WRG Voll-Lüftung (30m³/P) - Zentralanlage mit WRG 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Berufskolleg – Gewerbeschulstr. 34 FB 3 - Energie Beispiel: zwei Zentralgeräte 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Gewerbeschulstr. 34 - Konzept FB 3 - Energie • 23 Klassenräume, Umkleidebereiche der Kfz-Halle • Hybridlüftung mit 18 m³/(h x Pers) [mech. Zu- und Abluft mit Stosslüftung in den Pausen] • • • • 12./13.04.2010 1 zentrale Anlage mit ca. 11.000 m³/h 1 zentrale Anlage mit ca. 2.500 m³/h WRG mit mind. 75% über GLT zeitgesteuert 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Gewerbeschulstr. – Konzept/Standorte FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Berufskolleg – Reichsgrafenstr. 38 FB 3 - Energie Beispiel: Abluftanlage mit Zuluftnachströmung 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Reichsgrafenstr. 38 - Konzept FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Reichsgrafenstr. 38 - Konzept FB 3 - Energie • ca. 100 Schüler / 4 Klassenräume • mech. Abluft mit Zuluftelemente in den Fenstern • 2 Abluftanlagen mit je 900 m³/h (eine Anlage pro Etage) in Nebenräumen installiert • Zuluftelemente in den Fenstern mit je 30 m³/h • WRG nicht möglich 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Gymnasium – Schluchtstraße 32/34 FB 3 - Energie Beispiel: dezentrale Lüftungsgeräte 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Schluchtstr. – Grundriss FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Schluchtstr. – Grundriss FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Luftführung - kombiniert FB 3 - Energie • • • • nur eine Fassadendurchdringung Oberlichtersatz eventueller Kurzschluss Tafelbeleuchtung gegebenenfalls berücksichtigen © 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Detail – kombinierte Luftführung FB 3 - Energie stabile Trennung des Fortluftstrahls von der Ansaugöffnung thermische Grenzschicht an der Fassade wird vom Fortluftstrahl weggeblasen © 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Gesamtschule – Florian-Geyer-Str. 9/11 FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Florian-Geyer-Str. – Nord-Ost-Ansicht FB 3 - Energie Beispiel: zentrale Zu-/Abluft 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Florian-Geyer-Str. – Süd-West-Ansicht FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Florian-Geyer-Str. – Konzept FB 3 - Energie • ca. 930 Schüler / 40 Klassen • Hybridlüftung [18 m³/(h x Pers)] mech. Zu- und Abluft mit Stosslüftung in den Pausen • Zwei Zu- und Abluftanlagen mit 7.290 m³/h bzw. 9450 m³/h • WRG jeweils über Rotationswärmetauscher (Wirkungsgrad > 78%) • Verteilnetz durch die Flure, mit einzelnen Abgängen in die jeweiligen Klassenzimmer (ohne BSK) • Freigabe der Klassenlüftung über Präsenzmelder (Volumenstromboxen) 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten 12./13.04.2010 23 x 15 = 3,600 m 23 x 15 = 22 x 15 3,600 m= 3,400 m 8 x 11 = 0,900 m 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten 935 21 1,94 13 94 2,13 5 435 2,51 5 20 20 2,51 5 5 2,875 20 27 1,32 1,01 2,13 5 2,15 26 26 1,94 3,86 5 1,84 10 885 2,135 26 3,67 5 94 2,13 5 15 15 975 1,26 1,01 1,385 80 205 23 22 5 7 x 15 = 1,050 m Florian-Geyer-Str. - Erdgeschoss FB 3 - Energie 7 x 15 = 1,050 m 7 x 15 = 1,050 m 26 7 x 17 = 1,220 m Theorie und Praxis – Turnhalle Blutfinke 70 FB 3 - Energie Beispiel: Lüftungskonzept über motorisch betriebene Fenster 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Turnhalle – Fensterlüftung? FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Theorie und Praxis - Kondensatbildung FB 3 - Energie 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Controlling FB 3 - Energie • 12./13.04.2010 Grundlage für Erfolgskontrolle bzw. Fehlersuche - Stimmen Betriebs- und Nutzungszeit überein? regelmäßige Kontrolle - auch größere Baumaßnahmen nicht vernachlässigen - Werden temporäre Zwischenlösungen auch rückgebaut? 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Fazit FB 3 - Energie • • ausschließlich manuelle Fensterlüftung (im Winter) ist kaum sinnvoll in der Bestandssanierung ist ein enges Zusammenspiel aller Sanierungsbereiche erforderlich Heizung / Elektro / Warmwasser / Brandschutz • Es gibt kein Lüftungskonzept, das immer passt. • Nutzereinbindung in Zukunft unbedingt erforderlich um Potentiale auszuschöpfen. 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten FB 3 - Energie Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 12./13.04.2010 15. Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten