Übungsblatt 04 Lehrstuhl für Kommunal- und Umweltökonomie Übung zu den Grundzügen der VWL I/ Mikroökonomie Johannes Wiebels/ Benjamin Hecker Aufgabe 10 – Präferenzen Vorbemerkungen (I) Definition: Güterbündel/ Warenkorb Zusammenstellung bestimmter Mengen eines oder mehrerer Güter ( Wünsche der Konsumenten) Beispiel: Güterbündel A besteht aus 20 Lebensmitteleinheiten und 30 Bekleidungseinheiten, kurz: A = (20;30). Güterbündel B besteht aus 10 Lebensmitteleinheiten und 50 Bekleidungseinheiten, kurz: B = (10;50). Im weiteren Verlauf werden Güterbündel, die jeweils unterschiedliche Mengen zweier Güter beinhalten, miteinander verglichen und in eine Rangfolge gebracht (= Präferenzordnung). Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 2 Aufgabe 10 – Präferenzen Vorbemerkungen (II) Eine Präferenzrelation wird mithilfe der folgenden Symbole beschrieben: A B : Güterbündel A wird Güterbündel B strikt vorgezogen/ präferiert. A ~ B : Konsument ist zwischen zwei Güterbündeln indifferent, d.h. der Konsument ist mit Bündel A genauso zufrieden wie mit Bündel B. A B : Güterbündel A wird Güterbündel B schwach vorgezogen, d.h. der Konsu~ ment befindet Güterbündel A für mindestens so gut wie Güterbündel B. Hierbei handelt es sich um eine sog. binäre Präferenzrelation, da die Alternativen bzw. Güterbündel paarweise verglichen werden. Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 3 Aufgabe 10 – Präferenzen Vorbemerkungen (III) Definition: Eine Präferenzrelation wird als rational bezeichnet, wenn sie den folgenden zwei Bedingungen genügt: (1) Vollständigkeit Für alle x, y X kann gesagt werden, dass x y oder y x oder beides. ~ ~ (2) Transitivität Für alle x, y, z X gilt, wenn x y und y z, dann wird x z. ~ ~ ~ Beachte: - Aus Rationalität auf individueller Ebene kann nicht ohne Weiteres auf Rationalität auf Gruppenebene geschlossen werden (Condorcet-Paradox). - Geldpumpen-Paradox Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 4 Aufgabe 10a 1) Vollständigkeit Die Konsumenten können alle Warenkörbe vergleichen und rangmäßig bewerten. Zu beachten ist, dass die Präferenzen nicht die Kosten berücksichtigen. 2) Transitivität A B und B C A C ~ ~ ~ 3) Mehr ist besser als weniger (Nichtsättigung) Voraussetzungen hierfür sind, dass der Konsument das Gut als wünschenswert erachtet und dass er / sie niemals gesättigt ist. 4) Abnehmende Grenzrate der Substitution , GRS (Konvexität) Eine Indifferenzkurve ist strikt konvex, wenn sich die GRS entlang der gesamten Kurve verringert. Schwache Konvexität liegt vor, wenn zudem ein Bereich der Kurve (oder im Extremfall die gesamte Kurve) eine konstante GRS aufweist. 5) Stetigkeit Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 5 Aufgabe 10b Eine Präferenzordnung wird als lexikographisch bezeichnet, wenn ein Individuum die Güterbündel zunächst ausschließlich nach der Menge eines Gutes beurteilt und erst danach die Mengen der anderen Güter von Bedeutung sind. Der Begriff lexikographische Präferenz leitet sich in Analogie zum Lexikon ab, in dem alle Wörter mit dem Anfangsbuchstaben A vor allen Wörtern mit dem Anfangsbuchstaben B kommen und so fort, unabhängig davon welcher Buchstabe an zweiter Stelle steht (Beispiel: Az vor Ba). An einem Beispiel für zwei Güter soll die lexikographische Präferenzordnung formal dargestellt werden: Gegeben seien die Güter 1 und 2. Außerdem wird Gut 1 lexikograp hisch bevorzugt. Weiterhin sind die Güterbündel A und B gegeben mit A (c1A ; c A2 ) und B (c1B ; c B2 ), wobei ein kleines " c" für eine konkrete Menge der Güter 1 und 2 steht. Frage : Welches Güterbündel wird präferiert ? 6 Aufgabe 10b Antwort : Erste Entscheidung : c1A c1B ? Fall 1 : c1A c1B Güterbündel A wird dem Güterbündel B vorgezogen, unabhängig davon, in welchem Güterbündel mehr von Gut 2 enthalten ist. Fall 2 : c1A c1B Güterbündel B wird dem Güterbündel A vorgezogen, unabhängig davon, in welchem Güterbündel mehr von Gut 2 enthalten ist. Fall 3 : c1A c1B Welches Güterbündel vorgezogen wird, ist abhängig davon, in welchem Güterbündel mehr von Gut 2 enthalten ist. Die Frage lautet daher : cA 2 c B2 ? 7 Aufgabe 10b B Fall 3.1 : c A 2 c 2 Güterbündel A wird dem Güterbündel B vorgezogen. B Fall 3.2 : c A 2 c 2 Güterbündel B wird dem Güterbündel A vorgezogen. B Fall 3.3 : c A c 2 2 Güterbündel A und Güterbündel B sind identisch. Der Konsument verhält sich somit indifferen t zwischen den beiden Güterbündeln. 8 Aufgabe 10b – Grafik 10b-1 Menge von Gut 2 Bessermenge cA 2 A c1A Menge von Gut 1 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 9 Aufgabe 10b – Grafik 10b-2 Menge von Gut 2 c B2 cA 2 B A c1A c1B Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Menge von Gut 1 10 Aufgabe 10b – Grafik 10b-3 Menge von Gut 2 Da das Gut 1 annahmegemäß lexikographisch bevorzugt wird, geht aus den Grafiken 10b-2 und 10b-3 hervor, dass das Güterbündel B in beiden Fällen präferiert wird. cA 2 A B c B2 c1A c1B Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Menge von Gut 1 11 Aufgabe 11 – Indifferenzkurven (I) Bekleidung (Einheiten pro Woche) 40 H E A 30 20 Bessermenge B 50 D G Schlechtermenge 10 10 20 30 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Lebensmittel (Einheiten pro Woche) 12 Aufgabe 11 – Indifferenzkurven (II) Bekleidung (Einheiten pro Woche) B 50 40 H E A 30 20 D G u1 10 10 20 30 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Lebensmittel (Einheiten pro Woche) 13 Aufgabe 11 - Indifferenzkurvenschar Bekleidung (Einheiten pro Woche) D B A u3 u2 u1 Lebensmittel (Einheiten pro Woche) Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 14 Aufgabe 11a Menge von Gut 2 C A B u2 u1 Menge von Gut 1 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 15 Aufgabe 11b Menge von Gut 2 Bessermenge B A u1 Menge von Gut 1 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 16 Aufgabe 11c Bekleidung (Einheiten pro Woche) A 16 14 12 -6 B 10 1 -4 8 D 6 1 4 -2 E 1 G -1 2 1 1 2 3 4 5 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Lebensmittel (Einheiten pro Woche) 17 Aufgabe 11d (a) Vollkommene Substitutionsgüter (b) Vollkommene Komplementärgüter Apfelsaft (Gläser) linke Schuhe 4 GRS = ∞ 4 GRS = konstant 3 3 2 2 1 1 1 2 3 4 Orangensaft (Gläser) Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie GRS = 0 1 2 3 4 rechte Schuhe 18 Aufgabe 12 – Nutzen Vorbemerkungen (I) Übergang von der Präferenzordnung auf das Nutzenkonzept: Jedem Güterbündel kann ein numerischer Wert für den hieraus erwachsenen Nutzen zugewiesen werden. Die Präferenzordnung bleibt dabei erhalten, wenn die Nutzenfunktion u den folgenden Bedingungen genügt: AB ~ A~B u(A) ≥ u(B) u(A) = u(B) Eine Nutzenfunktion ist somit eine Formel, die jedem Güterbündel ein bestimmtes Nutzenniveau zuordnet. Grafisch lässt sie sich durch eine Reihe von Indifferenzkurven darstellen. Beispiel für eine Nutzenfunktion (vgl. Pindyck): u(F, C) F C Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 19 Aufgabe 12 – Nutzen Vorbemerkungen (II) Bekleidung (C) [Einheiten pro Woche] A 5 D B 2,5 u2 = 50 u1 = 25 5 10 Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie Lebensmittel (F) [Einheiten pro Woche] 20 Aufgabe 12 Präzisierung des Begriffes Konvexität (I) Wenn für zwei beliebige Güterbündel A und B auf einer Indifferenzkurve gilt, dass sich alle Punkte (außer A und B) der Verbindungsstrecke von A und B in der Bessermenge befinden und nicht auf der zu A und B gehörigen Indifferenzkurve, so liegt strikte Konvexität vor. Menge von Gut Y Bessermenge A B u Menge Von Gut X Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 21 Aufgabe 12 Präzisierung des Begriffes Konvexität (II) Menge von Gut Y Befinden sich alle Punkte (außer A und B) der Verbindungsstrecke von A und B in der Bessermenge und möglicherweise auch auf der zu A und B gehörigen Indifferenzkurve, so liegt schwache Konvexität vor. Bessermenge A B u Menge Von Gut X Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 22 Aufgabe 12 Konvention: Wenn nichts anderes gesagt wird, sind die Axiome „Vollständigkeit“ und „Transitivität“ immer erfüllt (= rationale Präferenzordnung). Abb. (1) Abb. (2) Abb. (3) Nichtsättigung Bedingtes „Ja“ Nein Nein Konvexität Schwache Konvexität Nein Nein Stetigkeit Ja Nein Ja Grundzüge der VWL I - Mikroökonomie 23