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Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression
Der moderierende Einfluss frühkindlicher Traumaerfahrung auf die
Behandlungsresonanz bei Erwachsenen mit chronischer und episodischer
Depression
Ines Kiefer
[email protected]
Betreuerin: Cornelia Witthauer, MSc
Abteilung für klinische Psychologie
und Epidemiologie
Prof. Dr. Roselind Lieb
Universität Basel
April 2014
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 1
Inhaltsverzeichnis
1. Inhaltsverzeichnis
1
2. Abstract
3
3. Einleitung
4
4. Theorie
5
4.1 Beschreibung des Störungsbildes
5
4.2 Kategorisierung nach DSM-4
6
4.3 Epidemiologie depressiver Störungen
6
4.4 Diagnose nach DSM-4
7
4.4.1. Instrumente zur Diagnosestellung und Schweregradmessung
4.5 Verlauf depressiver Störungen
4.5.1. Begriffsbestimmung und Verlaufskurven
9
9
9
4.5.2. Heterogenität des Verlaufs
11
4.5.3. Chronischer Verlauf
11
4.5.4. Zusammenhang zwischen rezidivierendem Verlauf und Chronizität
12
4.6 Behandlung depressiver Störungen
12
4.6.1. Evaluierte Therapieformen
12
4.6.2. Die Resonanz evaluierter Therapieformen
14
4.6.3. Fragen moderner Therapieforschung
14
4.6.4. Definition Moderator
15
4.7 Moderatoren der Response: der Weg zur Identifizierung
4.7.1. Bedingungen eines ungünstigen Verlaufs
4.8 Frühkindliche Traumaerfahrung
15
16
16
4.8.1. Definition
16
4.8.2. Sexueller Missbrauch
17
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 2
4.8.3. Körperliche Misshandlung
17
4.8.4. Instrumente zur Erfassung frühkindlicher Traumaerfahrung
17
5. Herleitung der Fragestellung
18
6. Empirische Studien
19
6.1 Literaturrecherche
19
6.2 Vergleich der empirischen Studien
21
6.2.1. Inhalt und Hypothesen der empirischen Studien
22
6.2.2. Methodik der empirischen Studien
23
6.2.3. Ergebnisse der empirischen Studien
24
7. Zusammenfassende Diskussion
27
7.1 Kritische Reflexion der Vorgehensweisen der Studien
27
7.2 Interpretation der Ergebnisse
28
7.3 Bedeutung der Ergebnisse für die moderne Therapieforschung
30
7.4 Kritische Reflexion der eigenen Vorgehendweise
30
8. Quellenverzeichnis
31
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 3
Abstract
Einführung
Unter Patienten mit einer depressiven Störung findet sich eine auffallend hohe Prävalenzrate
von frühkindlicher Traumaerfahrung (TE). Zahlreiche Studien haben sich mit der Wirksamkeit
von Psychotherapie, Pharmakotherapie, oder einer Kombinationstherapie bei chronischer und
episodischer Major Depression beschäftigt. Dem Einfluss von TE auf das therapeutische
Ansprechen (Response) wurde dabei bislang wenig Beachtung geschenkt. Diese Arbeit
beschäftigt sich mit der Frage ob die Bedingung „TE vorhanden“ einen Moderator der
Response bei Erwachsenen darstellt.
Methoden
3 Studien konnten mithilfe der Datenbanken Web of Science und Pubmed identifiziert werden.
Folgende Suchbegriffe wurden in Kombination verwendet: early adversity, childhood trauma,
treatment response, depression und chronic forms of depression. Als Einschlusskriterium galt
die quasi-experminentelle Untersuchung des Moderatoreffekts während einer Behandlung von
12 bis 16 Wochen.
Ergebnisse
Alle Studien können TE als signifikanten Moderator nachweisen. Der Effekt tritt über
verschiedene Behandlungsmethoden hinweg, und sowohl bei chronischer als auch bei
episodischer Major Depression auf.
Schlussfolgerung
Die Erfassung von frühkindlicher TE zu Beginn der Behandlung einer depressiven Störung ist
bedeutend. Der Moderatoreffekt muss bei der Wahl der Behandlungsmethode berücksichtigt
werden um einen schnellst möglichen Therapieerfolg zu erreichen.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 4
Einleitung
Depressive Störungen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen (Alonso
et al., 2004). Sie gehen mit enormem Leidensdruck und erheblichen Einbussen im
psychosozialen Bereich einher. Auch für die Angehörigen der Betroffenen stellen sie eine
starke Belastung dar (Kessler et al., 2003). Der Verlauf depressiver Störungen ist sehr
heterogen (Klein et al., 2009). Nur bei einem kleinen Anteil der Fälle klingt die Symptomatik
nach 3 bis 4 Monaten von alleine wieder ab. Bei einem grösseren Teil bleibt sie oft jahrelang
bestehen, oder kehrt nach einstigem Abklingen episodisch wieder (Paykel, Brugha, & Fryers,
2005). Derartige Verläufe können sich trotz professioneller Behandlung zeigen (Wittchen &
Zerrsen, 2012). Mit zunehmenden Episoden wird der Übergang zur Chronizität fliessend
(Paykel et al., 2005). Dies macht die Notwendigkeit deutlich, die Erkrankung möglichst bei der
ersten Episode zu behandeln und dabei Rückfällen vorzubeugen. Es liegt heutzutage eine
grosse Auswahl an evaluierten Psychotherapien und Pharmakotherapien vor (Tranter,
O`Donovan, Chandarana, & Kennedy, 2002). Trotz der nachgewiesenen Effektivität dieser
Methoden, bestehen weiterhin hohe Raten von rezidivierenden Fällen, und die Prävalenz
chronischer Verläufe liegt über 20% (Rubio et al., 2011). Tranter et al., (2002) weisen darauf
hin, dass dieser Umstand möglicherweise durch häufige Inkompatibilität zwischen Behandlung
und Individuum zustande kommt. Um dem entgegen zu wirken, versucht die moderne
Therapieforschung Vorhersagemöglichkeiten für die Angemessenheit der Intervention im
Individualfall abzuleiten (Wittchen & Hoyer, 2011). Hierzu bedarf es der Aufdeckung von
Moderatoren der Response (Nemeroff et al., 2003). Als Ausgangspunkt dieser Forschung kann
das Wissen zu unterschiedlichen Entstehungsbedingungen der Erkrankung dienen (Wittchen &
Hoyer, 2011). Wie Lewis et al. (2010) zusammenfassen, konnte in zahlreichen Studien
frühkindliche TE als Risikofaktor für die Entstehung einer MD belegt werden. Nemeroff et al.
(2003) konnten zudem nachweisen, dass sich unter depressiven und chronisch depressiven
Patienten eine hohe Prävalenz von früher TE finden lässt. Ebenfalls bekannt, ist die Tatsache,
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 5
dass diese Bedingung ein entscheidender Moderator für den Verlauf und die Schwere der
Erkrankung darstellt (Harkness, Bagby, & Kennedy, 2012). Die Frage, ob TE auch
moderierend auf die Response wirkt, liegt nahe. Der Forschungsstand zu diesem potentiellen
Moderatoreffekt ist jedoch gering (Lewis et al., 2010.) und setzt sich aus sehr
unterschiedlichen Untersuchungen zusammen.
Diese Arbeit stellt einen Vergleich drei solcher Studien an. Im Mittelpunkt steht die
Frage, ob die Bedingung „TE vorhanden“, die Response bei der Behandlung von Erwachsenen
signifikant moderiert.
Nach Beschreibung des Störungsbildes und Zusammenfassung einiger
epidemiologischer Daten, wird die Diagnostik depressiver Störugnen aufgeführt. Anschliessend
erfolgt ein Überblick evaluierter Behandlungsformen und der aktuellen Fragestellungen
moderner Therapieforschung. Im Anschluss an die Definition von frühkindlicher TE, werden 3
Forschungsarbeiten vergleichend gegenüber gestellt, um schliesslich zur zusammenfassenden
Diskussion zu kommen. Da die Diagnosen der Studien, auf welche sich diese Arbeit bezieht,
auf dem DSM-4 (Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, 4. Auflage)
beruhen, wird auf die Kategorisierung und die Diagnosekriterien dieses Manuals Bezug
genommen.
Theorie
Beschreibung des Störungsbildes
Die Beeinträchtigung der Erkrankung erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Neben den Gefühlen,
sind auch die Gedanken, der Körper und das Handeln beeinflusst (Wittchen & Hoyer, 2011).
Die Symptomatik kann dabei ein weites Spektrum annehmen. So können neben pessimistischen
und negativen Gedanken, etwa Konzentrationsstörungen und Entscheidungsprobleme vorliegen
(Davison, Neale, & Hautzinger, 2007). Die körperliche Symptomatik zeichnet sich durch
Beeinträchtigung grundlegender biologischer Funktionen aus (Davison et al., 2007). Starke
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 6
Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Hoffnungskosigkeit sind charakteristische Symptome
auf der Gefühlsebene (Wittchen, 2004). Das Selbstbild depressiver Patienten ist oft durch
Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, sowie Gefühlen von Wertlosigkeit bestimmt (Davison et al.,
2007). Folgen und zugleich Verstärker dieser Symptomatik, können sozialer Rückzug und
Vereinsamung sein (Davison et al., 2007). Wie Nemeroff et al. (2003) berichten, liegt je nach
Schweregrad der Erkrankung möglicherweise eine Neigung zu Selbstmordgedanken,- und
versuchen vor.
Kategorisierung nach DSM-4
Als Störungen der Stimmungslage, werden depressive Störungen im DSM-4 neben den
bipolaren Störugnen unter „affektive Störungen“ zusammengefasst (siehe Abbildung 1). Wie
Abbildung 1 zudem verdeutlicht, wird zwischen der Major Depression einzelne Episode oder
rezidivierend, und der Dysthymie unterschieden.
Abbildung 1.Affektive Störungen nach DSM-4 (zitiert in Wittchen und Hoyer, 2011, S. 881).
Epidemiologie depressiver Störungen
Wie Alonso et al. (2004) zeigen konnten, gehören depressive Störungen weltweit mit zu den
häufigsten psychischen Erkrankungen. Der Median des Ersterkrankungsalters liegt bei 26 Jahren,
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 7
wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer (Wittchen & Jacobi, 2005). Die Major
Depression tritt am häufigsten auf, während die dysthyme Störung seltener ist (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1
Prävalenzen depressiver Störungen ( Alonso et al., 2004; Kessler et al., 2003)
Punktprävalenz
8.0 - 10.0%
12-Monatsprävalenz
6.0 - 8.0%
Major Depression
1.5 - 4.9%
2.6 - 9.8%
4.4 - 18.0%
Dysthymie
1.2 - 3.9%
2.3 - 4.6%
3.1 - 3.9%
Depressive Störungen
Lebenszeitprävalenz
16.0 - 20.0%
Diagnose nach DSM-4
Voraussetzung für die Diagnosestellung depressiver Störungen ist das Vorhandensein einer
depressiven Episode, welche folgenden Kriterien entspricht:
A. Die Episode muss seit mindestens 2 Wochen andauern, und sich durch mindestens 5 der folgenden
Symptome kennzeichnen. Mindestens eins der Symptome muss depressive Verstimmung (1.) oder
Verlust an Interesse und Freude (2.) sein:
1. Depressive Verstimmung an fast allen Tagen, die meiste Zeit des Tages.
2. Deutlich vermindertes Interesse oder Verlust an Freude an (fast) allen Aktivitäten.
3. Verminderter Appetit und Gewichtsverlust, oder gesteigerter Appetit und Gewichtszunahme.
4. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf.
5. Veränderung des Aktivitätsniveaus, entweder Verlangsamung oder Unruhe.
6. Energieverlust oder grosse Müdigkeit.
7. Schuldgefühle oder Gefühle der Wertlosigkeit.
8. Verminderte Konzentrationsfähigkeit, Denk,-oder Entscheidungsfähigkeit.
9. Wiederkehrende Gedanken an den Tod.
B. Keine gemischte Episode
C. Klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigungen
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 8
D. Keine Folge einer Substanz oder eines allgeimeinen medizinischen Krankheitsfaktor
E. Keine Trauerreaktion
Nach dieser Erfassung kann schliesslich die kodierbare Diagnose gestellt werden. Neben der
Häufigkeit der über die Lebensspanne aufgetretenen Episoden, spielt dabei das Zeitkriterium
eine entscheidende Rolle (siehe Tabelle 2). Episoden werden als getrennt betrachtet, falls die
Kriterien in einem 2-monatigen Intervall nicht erfüllt waren.
Tabelle 2
Kriterien der kodierbaren Diagnosen nach DSM-4
MD,
Kriterium A
Vorhandensein
Kriterium B
Kann nicht besser
Kriterium C
Es trat niemals eine
einzelne
einer einzigen
durch eine schizoaffektive
manische Episode,
Episode
Episode einer
Störung erklärt werden und
eine gemischte
Major Depression.
überlagert nicht eine
Episode oder eine
Schizophrenie, (. . .) oder
hypomane Episode
psychotische Störung.
auf.
Kriterium D
MD,
Vorhandensein von
siehe Kriterium B,
siehe Kriterium C,
rezidi-
zwei oder mehreren
MD einzelne
MD einzelne
vierend
Episoden einer MD.
Episode.
Episode.
Dys-
Depressive
Dabei treten mind.2 der
In der betreffenden
In den ersten zwei
thyme
Verstimmung die
folgenden Symptome auf:
Zwei-Jahres-
Jahren dieser
Störung
meiste Zeit des Tages 1.Appetitlosigkeit/ über-
Periode gab es
Störung bestand
an mehr als der
mässiges Bedürfnis
keinen Zeitraum
keine Episode einer
Hälfte aller Tage
zu essen.
von länger als 2
Major Depression,
Monaten ohne
d.h. das
Symptome.
Störungsbild wird
über einen Zeitraum
von 2 Jahren.
2.Schlaflosigkeit/ übermässiges Schlafbedürfnis.
3.Energiemangel/
Erschöpfung.
4.Konzentrationsstörung/
Entscheidungserschwernis.
5.Hoffnungslosigkeit
Anmerkung. MD = Major Depression.
nicht besser durch
eine chronische
oder teilremittierte
Major Depression
erklärt.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 9
Instrumente zur Diagnosestellung und Schweregradmessung. Verschiedene
standardisierte Verfahren existieren, um depressive Störungen zu diagnostizieren und die
Symptomschwere zu erheben. Tabelle 3 stellt eine Zusammenfassung der Instrumente dar,
welche in den für diese Arbeit relevanten Studien verwendet werden.
Tabelle 3
Diagnosestellung und Schweregradmessung mittels SKID und Ham-D
Beschreibung
Semi-strukturiertes
Stärken
Reliabilität und
Einschränkungen
Kein voll strukturiertes
klinisches
Interview.
Validität
Interview. Reliabilität
Interview für
Diagnosestellung von
sehr gut belegt
abhängig von
DSM-4
Axe1 Störungen.
(Lobbestael,
Rahmenbedinungen und
(Wittchen,
Durchführung durch
Leurgans,
vom Interviewer
Zaudig, &
ausgebildete Interviewer.
& Arntz, 2010).
(First,Gibbon, Spitzer,
Strukturiertes
SKID
Friedrich, 1997)
Janet, & Williams, 2002).
Semi-strukturiertes
Adäquate innere
Diskrepanz in der
Interview.
Reliabilität und gut
Interrater,- und
Depressions
Meist gebrauchte
belegte Validität
Retestreliabilität über
Skala
Symptomschwereskala
(Bagby, Ryder,
Items hinweg
(Hamilton,
(Zimmermann,
Schuller,
(Bagby et al, 2004).
1960)
Chelminski,
& Marshall, 2004).
Hamilton
Ham-D
& Postenak, 2004).
Anmerkung. DSM-4 = Diagnostisches und stsatistisches Manual psychischer Störungen, 4. Auflage.
Verlauf depressiver Störungen
Bei der MD handelt es sich um eine episodische Störung mit einer Episodendauer stark
beeinträchtigender Symptomatik von ca 3-4 Monaten (Kessler et al., 2003). Der Verlauf kann,
unbehandelt oder trotz professioneller Behandlung, sehr heterogen ausfallen (Klein et al., 2009).
Begriffsbestimmung und Verlaufskurven. Bei der Beschreibung möglicher
Verlaufskurven treten spezifische Begriffe in den Vordergrund. Tabelle 4 fasst diese Begriffe
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 10
zusammen und erläutert deren Bedeutung. Mittels Abbildung 2 werden im Anschluss mögliche
Verlaufskurven graphisch dargestellt.
Tabelle 4
Begriffserklärung Verlauf, nach Kempermann, Henke, Sasse, & Bauer (2008)
Bedeutung
Thera-
Zeitpunkt der Symptombesserung unter Therapie, definiert an einer Schweregradskala.
peutisches
Response: mindestens 50%-ige Reduktion der depressiven Symptomatik.
Ansprechen
Partielle Response: Besserung von 25%-50% innerhalb von 4-6 Wochen Behandlung.
(Response)
Non-Response: Ausbleiben eines solchen Wirkeintritts.
Partielle
Deutliche Besserung der Symptome. Die Kriterien einer MD sind nicht mehr erfüllt.
Remission
Dennoch lassen sich noch mehrere Symptome der Erkrankung nachweisen.
Volle
Symptomfreiheit, oder minimale Symptome (Max. 8 Pkte im Ham-D). Das
Remission
psychosoziale Funktionsniveau des Patienten ist wiederhergestellt. Definiert über einen
Zeitraum von 6 Monaten. Diese Phase zählt noch zur vorangehenden Episode (WGO).
Rückfall
Wiederauftreten von Symptomen im Zeitraum der Remissionsphase. Die Kriterien für
(Relapse)
eine MD sind erneut erfüllt, d.h. Wiederkehren der Episode innerhalb von 6 Monaten.
Genesung
Über 6 Monate anhaltende Remission von der letzten Erkrankungsepisode an. Die
(Recorvery)
vorangegangene Episode wird als abgeschlossen angesehen, nicht jedoch die affektive
Erkrankung an sich.
Rezidiv
Erneute Ausbildung des Vollbildes einer depressiven Episode nach Eintreten der
(Recurrence)
Genesung. In diesem Fall ist von einer unabhängigen, weiteren Episode zu sprechen.
Anmerkung. Ham-D = Hamilton Depressions Skala; MD = Major Depression; WGO = Weltgesundheitsorganisation.
Abbildung 2 kombiniert diese Begriffe mit der graphischen Darstellung möglicher Verlaufskurven:
Abbildung 2. Verlauf depressiver Störungen nach Kempermann et al., 2008.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 11
Heterogenität des Verlaufs. Während bei etwa einem Drittel der Betroffenen nur eine
Episode auftritt, erleiden die restlichen zwei Drittel der Fälle weitere Episoden (Paykel et al.,
2005). Nur bei der Hälfte dieser rezidivierenden Verläufe tritt vollständige Remission im
Zeitraum zwischen den Episoden auf. Bei der anderen Hälfte bleibt die Remission entweder
ganz aus, oder residuale Symptomatik bleibt zurück (Kessler et al., 2003). Dieser häufige
rezidivierende Verlauf von Major Depression stellt insofern ein Problem dar, dass mit jeder
neuen Episode die Episodendauer, sowie die Wahrscheinlichkeit für weitere Episoden steigt.
So liegt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten weiterer Episoden nach einer abgelaufenen
Episode bei 60%, bei 2 abgelaufenen Episoden bei 70% und bei drei steigt sie auf 90% an
(Wittchen & Hoyer, 2011). Mit dieser Entwicklung seigt auch das Risiko einer chronischen
Erkrankung (Davison et al., 2007).
Chronischer Verlauf. Als chronisch definiert, wird eine depressive Störung deren
Symptomatik mindestens 2 Jahre andauert. Dabei unterscheidet das DSM-4 zwischen 5
Untergruppen, welche mittels Tabelle 5 dargestellt werden.
Tabelle 5
Chronische Formen depressiver Störungen, nach DSM-4
Beschreibung
Dysthyme Störung
Siehe Tabelle 1
Chronische MD
Die Kriterien einer
MD über mindestens 2
Jahre erfüllt
Verlauf
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 12
Fortsetzung Tabelle 5
Beschreibung
Rezidivierende MD,
Teilremission im Intervall
Residuale
Symptomatik im
Intervall
Double Depression
MDE auf bereits
bestehende Dysthymie
aufgelagert
Double Depression,
chronifizierte MDE
Chronische MDE auf
bereits bestehende
Dysthymie aufgelagert
Verlauf
Anmerkung. MD = Major Depression; MDE = Episode einer Major Depression.
Zusammenhang zwischen rezidivierendem Verlauf und Chronizität. In Anbetracht
der Häufigkeit rezidivierender Verläufe, und des fliessenden Übergangs zur Chronizität,
erstaunt es nicht, dass die Prävalenz von chronischer Major Depression zwischen 21.2% und
29% liegt (Rubio et al., 2011). Jeder 4. Fall einer Major Depression erfüllt demnach die
Kriterien einer chronischen Depression. Wie Rubio et al. (2011) ebenfalls zeigen konnten,
stellen depressive Störungen in der Allgemeinbevölkerung eine der bedeutendsten Ursachen
der allgemeinen Gesundheitskosten dar. Dieser Umstand ist nach Rubio et al. zu einem
erheblichen Anteil auf chronische Verläufe zurückzuführen. Neben den schweren Folgen für
die Betroffenen und deren Angehörige, verdeutlicht dies die Notwendigkeit möglichst bei der
ersten Episode zu behandeln, und einen langhaltigen Therapieerfolg anzustreben. Sowohl akute
Linderung der depressiven Symptomatik, als eine langfristig wirksame Rückfallprophylaxe
stehen im Mittelpunkt der Behandlung (Wittchen & Hoyer, 2011).
Behandlung depressiver Störungen
Evaluierte Therapieformen. Es liegt eine breite Auswahl an Behandlungsstrategien vor,
welche sich evaluierter Psychotherapien und Pharmakotherapien bedienen (Von Wolf et al., 2012).
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 13
Nach Wittchen und Jacobi (2005) erfolgt am häufigsten eine rein medikamentöse Therapie
(in 38 % der Fälle). Eine psychologische Therapie wird nur bei 14% durchgeführt, und 33 %
der Betroffenen erhalten eine Kombinationstherapie. Tabelle 6 fasst evaluierte Monotherapien
zusammen, und vergleicht darüber hinaus die Effektsteigerungen bei Kombination der
Psychotherapien mit einem SSRI (Selektiver Serotonin Wiederaufnahmehemmer).
Tabelle 6
Übersicht der empfohlenen Therapieformen
Pharmakotherapeutisch
Häufigste ADM
Vorteil gegenüber anderer ADM
Wirksamkeit
SSRI (Kempermann et al.,
Geringe Nebenwirkungen und dadurch
Remission in
2008).
geringste Raten von Therapieabbrüchen
40–60 % der Fälle
(Wittchen & Hoyer, 2011)
(Anderson et al., 2000).
Psychotherapeutisch
Therapie
Hintergrund
IPT
Speziell für die
(Klerman,
Behandlung
Weissman,
unipolarer
Rounsaville &
Depression
Chevron, 1984)
entwickelt.
- Vorbereitung auf das Therapieende
KVT
Zusammenfassung
- Psychoedukation
(Beck, Rush,
verschiedener
- Analyse dysfunktionaler Gedanken
Shaw, & Emery,
kognitiver und
- Realitätstestung
1979; Lewinsohn,
behavioraler
- Aufbau positiver Gedanken
Munoz,Youngren,
Therapieansätze.
- Aktivitätsaufbau
& Zeiss, 1979)
Haupttechniken
(De-Jong-Meyer et al., 2007)
- Auseinandersetzung mit der
Evidenzniveau
der LLE
Wirksam
Symptombewältigung
- Fokus auf interpersonelle
Schwierigkeiten
Wirksam
- Aufbau v. Problemlösefertigkeiten
CBASP
Speziell für die
- Interpersonale, kognitive und
(McCulloughs,
Behandlung
2000)
chronischer
- Situationsanalyse
Depression
- Diszipliniert-persönliches Einlassen
entwickelt.
- Interpersonelle Diskrimination
behaviorale Strategien
Möglicherweise wirksam
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 14
Fortsetzung Tabelle 6
Kombinationstherapie
Therapie
Niveau der LLE
IPT + SSRI
Effektsteigerung zur
psychotherapeutischen Monotherapie
Gering (Hegerl, Plattner & Möller, 2004)
CBT + SSRI
Gering (Hegerl et al., 2004)
Möglicherweise wirksam
CBASP + SSRI
Klinisch bedeutsam (Keller et al., 2000)
Möglicherweise wirksam
Möglicherweise wirksam
Anmerkung. ADM = Antidepressive Medikation; CBASP = Cognitive Behavioral Analysis System for Psychotherapy; IPT =
Interpersonelle Psychotherapie; KVT = Kognitive Verhaltenstherapie; SSRI = Selektiver Serotonin Wiederaufnahmehemmer; LLE =
Leitlinienempfehlung der „Evidenzbasierten Leitlinie zur Psychotherapie affektiver Störungen“ (De-Jong-Meyer, Hautzinger, Kühner,
& Schramm, 2007) ; Evidenzniveau „wirksam“ = Metaanalysen über mehrere randomisierte kontrollierte Studien, oder mindestens 2
randomisierte, kontrollierte Studien aus unabhängigen Gruppen liegen vor; Evidenzniveau „Möglicherweise wirksam“ = eine
randomisierte, kontrollierte Studie, oder eine Serie von gut angelegten quasi-experimentellen Studien liegt vor.
Die Resonanz evaluierter Therapieformen. Trotz der nachgewiesenen, insgesamt
hohen Effektivität dieser Interventionen, existiert ein erheblicher Teil von Betroffenen, bei
welchen sich keine langfristige Besserung der Symptomatik einstellt (Harkness et al., 2012;
Tranter et al., 2002). Der hohe Anteil an Non-Response und rezidivierenden Fällen, stellt ein
enormes Problem dar, da die Responsewahrscheinlichkeit mit der Zahl erfolgter
Therapieversuche abnimmt (Westhoff et al., 2009). Die Tatsache, dass dieser Anteil trotz
evaluierter Verfahren bestehen bleibt, ist möglicherweise auf häufige Inkompatibilität zwischen
Patient und Behandlung zurückzuführen (Tranter et al., 2002). Dies macht die Notwendigkeit
deutlich, differenziert zwischen den Interventionsmöglichkeiten zu wählen, um die
Behandlungsstrategie individuell anzupassen (Von Wolff et al., 2012; Wittchen & Hoyer,
2011). Ziel ist, gleich zu Beginn der Behandlung die individuell vielversprechendste Methode
zu identifizieren (Westhoff et al., 2009).
Fragen moderner Therapieforschung. Um diesem Anspruch gerecht zu werden,
beschäftigt sich die moderne Therapieforschung mit Fragen nach der Überlegenheit einer
bestimmten, bereits gut belegten Interventionsform im Individualfall. Die Identifizierung von
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 15
Parametern, welche das therapeutische Ansprechen signifikant beeinflussen, spielt dabei eine
entscheidende Rolle. Mittels solcher Moderatoren, würden sich Vorhersagen bezüglich der
Behandlungsangemessenheit im Individualfall ableiten lassen (Wittchen & Hoyer, 2011).
Forschung, welche reliable Moderatoren der Response aufdeckt, birgt somit das Potential
lebenslanger Krankheit vorzubeugen (Harkness et al., 2012). Veröffentlichte Ergebnisse sind
bisher jedoch selten (Harkness et al., 2012; Nemeroff et al., 2003).
Definition Moderator. Die Moderatorvariable wird nach Wittchen und Hoyer (2011)
wie in Abbildung 3 wiedergegeben, definiert.
Definition
Beispiel
Eine Variable z, welche den Zusammenhang
Der Einfluss der Bedingung soziale
zwischen zwei weiteren Variablen x und y
Unterstützung auf den Zusammenhang
beeinflusst. Es existiert ausschliesslich ein
zwischen Traumaerfahrung und der
Interaktionseffekt, ohne dass z mit
Wahrscheinlichkeit eine Depression zu
x oder y korreliert:
entwickeln (siehe Abbildung 4).
x
y
Trauma Erfahrung
z
Depression
Soziale Unterstützung
Abbildung 3. Definition und Beispiel einer Moderatorvariablen nach Wittchen und Hoyer (2011).
X = unabhängige Variable; y = abhängige Variable, z = Moderatorvariable.
Moderatoren der Response: der Weg zur Identifizierung
Es existieren zahlreiche Forschungsergebnisse zu Risikofaktoren für die Entstehung und einen
ungünstigen Verlauf depressiver Störungen (Nemeroff et al., 2003). Dieses Wissen kann als
Ausgangspunkt für die Identifizierung von Moderatoren der Response dienen. Die Frage, ob
vor dem Hintergrund bestimmter Entstehungsbedingungen und damit zusammenhängender
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 16
Verläufe, auch die Response heterogen ausfällt, ist von höchster praktischer Relevanz.
(Wittchen & Hoyer, 2011).
Bedingungen eines ungünstigen Verlaufs. Als Risikofaktoren für einen ungünstigen
Verlauf in Bezug auf Episodendauer und Rezidivneigung, sind unter anderem ein frühes
Ersterkrankungsalter, ein grösserer Schweregrad der Episoden, und nur teilweise Remission im
Intervall bekannt (Harkness et al., 2012). Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass genau diese
Faktoren signifikant mit dem Vorhandensein frühkindlicher TE korrelieren (Bernet & Murray,
1999; Harkness et al., 2012; Klein et al., 2009). Wie Harkness et al. (2012) zudem nachweisen
konnten, stellt frühkindliche TE einen stabilen Prädiktor für die Entwicklung depressiver
Störungen dar. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass sich unter depressiven und
chronisch depressiven Patienten eine auffallend hohe Prävalenzrate von TE finden lässt (Bernet
et al., 1999; Klein et al., 2009).
Frühkindliche TE wirkt also moderierend auf das Ersterkrankungsalter, die
Symptomstärke und den Verlauf von depressiven Störungen. In Anbetracht der hohen
Prävalenz unter Betroffenen einer depressiven Störung, leistet sie somit einen entscheidenden
Beitrag zur Heterogenität des Störungsbildes; und möglicherweise auch zu abweichenden
Ergebnissen der Response.
Frühkindliche Traumaerfahrung
Definition. Das DSM-4 definiert ein Trauma als Reaktion auf ein Ereignis, welche sich
durch intensive Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen kennzeichnet. Die Reaktion bei Kindern
kann dabei verwirrtes oder agitiertes Verhalten umfassen (Menning & Maerker, 2006).
Während das Spektrum von Ereignissen, welche als potentiell Trauma-verursachend definiert
sind, sehr breit ist, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Berücksichtigung von sexuellem
Missbrauch und körperlicher Misshandlung im präpubertären Alter.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 17
Sexueller Missbrauch. Nach Engfer (2002) handelt es sich um die Beteiligung noch
nicht ausgereifter Kinder und Jugendlicher an sexuellen Aktivitäten. Diesen Aktivitäten können
sie nicht verantwortlich zustimmen, da sie deren Tragweite noch nicht erfassen. Die
Handlungen gehen von einer meist erwachsenen, männlichen Person aus, welche das
vorhandene Macht,- und Kompetenzgefälle misbraucht, um das Kind zur eigenen sexuellen
Stimulation zu benutzen (Engfer, 2002; Fegert, 2003).
Körperliche Misshandlung. Engfer (2002) definiert körperliche Misshandlung als
gewaltsame Handlungen (zum Beispiel Schläge, Stösse oder Verbrennungen), welche beim
Kind zu Verletzungen führen können.
Instrumente zur Erfassung von TE. Es liegt eine Reihe von Interviews und
Fragebögen zur retrospektiven Erfassung von TE vor. Grundlage dieser Verfahren stellt die
Erfragung von Ereignissen dar, welche als potentiell Trauma-verursachend definiert sind.
Tabelle 7 fasst Instrumente zusammen, welche in den für diese Arbeit relevanten Studien
herangezogen werden.
Tabelle 7
Instrumente zur Erfassung früher Traumaerfahrung
Beschreibung
Stärken
Einschränkungen
CTQ
Fragebogen (5-Punkte Likert-Skala).
Gut belegte Reliabilität
Retrospektive Erfassung,
(Bernstein &
Erfasst unter anderem präpubertären
und Validität
dadurch möglicherweise
Fink, 1994)
sexuellen Missbrauch und körperliche
(Bernstein, Ahluvalia,
Erinnerungsverzerrung
Misshandlung (Pietrini, Lelli,
Pogge, &
(Smith, Lam, Bilfulco, &
Verardi, Silvestri, & Faravelli, 2010).
Handelsman, 1997).
Checkley, 2002).
CECA
Semi-strukturiertes Interview.
Zufriedenstellende
Retrospektive Erfassung
(Bilfulco,
Erfasst unter anderem sexuellen
Reliabilität und
(Smith et al., 2002)
Brown, &
Missbrauch und körperliche
sehr gute Validität
Mögliche Verzerrungen
Harris,
Misshandlung vor dem 17. LJ.
(Bilfulco, Bernazzani,
allerdings ausgeglichen
1994)
(Harkness et al., 2012).
Moran, & Jacobs, 2005).
(Bilfulco et al., 1994).
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 18
Fortsetzung Tabelle 7
Beschreibung
Stärken
Einschränkungen
MOPS
Semi-strukturiertes Interview.
Reliabilität gut belegt
Retrospektive Erfassung,
(Parker
Erfasst unter anderem körperliche
(Rumpold, Doering,
dadurch möglicherweise
et al.,
Misshandlung und emotionalen
Hoefer, &
Erinnerungsverzerrung
1997)
Missbrauch vor dem 16. LJ.
Schüssler, 2002).
(Smith et al., 2002).
(Klein et al., 2009)
Anmerkung. CECA = Childhood Experience of Care and Abuse; CTQ = Childhood Trauma Questionnaire; LJ = Lebensjahr; MOPS =
Measure of parental Style.
Herleitung der Fragestellung
Die hohe Prävalenz von Traumaerfahrung unter depressiven und chronisch depressiven
Patienten macht die Bedeutung dieser Bedingung für die Therapieforschung deutlich. In
Anbetracht des signifikanten Einflusses auf Erstauftreten, Symptomstärke und Verlauf,
liegt die Frage nach einem möglichen Moderatoreffekt für die Response nahe.
Überraschenderweise ist der Forschungsstand zu dieser Frage gering und umfasst ein sehr
heterogenes Spektrum an Studien (Lewis et al., 2010). Sie unterscheiden sich weitgehend in
grundlegenden Charakteristika, wie den eingesetzten Behandlungsmethoden, dem Alter der
Probanden (Pbn), der Definition von TE, und der Chronizität der Erkrankung. Als seltene
Beispiele für publizierte Arbeiten, welche sich in diesen Charakteristika entsprechen, sind die
TADS1 von Lewis et al. (2010), und die TORDIA2 von Shamseddeen et al. (2011) zu nennen.
In beiden Fällen wird der Moderatoreffekt bei einer Behandlung mit KVT untersucht. Bei den
Pbn handelt es sich um Jugendliche mit Diagnose einer episodischen MD. Beide Studien
können eine Signifikanz nachweisen.
Da der Median des Ersterkrankungsalters bei 26 liegt (Wittchen & Jacobi, 2005), kann
der Erforschung dieses Effekt bei Erwachsenen eine besondere Bedeutung beigemessen
1
2
Impact of childhood trauma on treatment outcome in the treatment for adolescents study
Impact of physical and sexual abuse on treatment response in the treatment of resistant
depression in adolescent study.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 19
werden. Ebenfalls relevant ist die Frage, ob er sich auf episodische MD beschränkt, oder ob TE
einen reliablen Moderator bei unterschiedlichem Chronizitätsgrad darstellt. Falls sich zudem
Evidenz für den Effekt bei verschiedenen Behandlungsformen finden lässt, würde dies einen
vielversprechenden Schritt in Richtung grössere Kompatibilität zwischen Individuum und
Behandlung bedeuten.
Ausgehend von diesem Zusammenhang, untersucht vorliegende Arbeit die Frage, ob die
Bedingung „TE vorhanden“ über verschiedene Behandlungsformen hinweg, und bei
unterschiedlichem Chronizitätsgrad ein signifikanter Moderator bei der Behandlung von
depressiven Erwachsenen ist.
Empirische Studien
Literaturrecherche
Elektronische Recherche erfolgte über die Datenbanken PsycInfo und Web of Science.
Folgende Suchbegriffe wurden in Kombination verwendet: early adversity, childhood trauma,
treatment response, depression und chronic forms of depression. Als Einschlusskriterium galt
die Berücksichtigung von TE nach zuvor genannten Kriterien. Es wurden Studien
berücksichtigt, welche einen quasi-experminentellen Vergleich der Resonanz von depressiven
Patienten mit und ohne TE vornahmen. Als Bedingung für die verwendeten Therapieformen
galt ein Evidenzniveau von mindestens „möglicherweise“ in der Leitlinienempfehlung von DeJong-Meyer et al., (2007). Die Behandlungsdauer wurde auf 12 bis 16 Wochen begrenzt.
Weiteres Einschlusskriterium war das Erwachsenenalter, definiert als Alter von mindestens 18
Jahren. 3 Studien konnten identifiziert werden. Abbildung 4 stellt den Suchverlauf
übersichtsartig dar. Mittels Tabelle 8, werden die identifizierten Studien anschliessend
zusammengefasst.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 20
Pubmed
Web of Science
Suche nach Titel: „Lifetime
history of sexual abuse,
outcome in in a clinical trial
for adolescent depression“
(aus Referenzen, Studie 2)
Suchbegriffe:
Childhood trauma
Depression
Treatment response
N= 46
N= 1
Filter „Articel Types“:
Clinical trial
Suche nach Zitierenden
Artikel
N= 8
N= 30
Filter „Category“ :
Begriffsänderung:
„depression“ in
„chronic forms of
depression“
Psychology, clinical
Studie 1:
Nemeroff et al. (2003)
N= 1
N= 9
Filter „year of
publication“:
letzte 3 Jahre
Begriffsänderung:
„childhood trauma“
in „early adversity“
N= 8
Studie 2:
Klein et al. (2009)
N= 2
N= 8
Einschlusskriterium:
mindestens 3 mal
zitiert worden
N= 2
AusschlussN= 2
kriterium: Kinder
N=3
Studie 3:
Harkness, Bagby, & Kennedy
(2012)
Abbildung 4. Suchverlauf der elektronischen Literaturrecherche. N = Stichprobengrösse.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 21
Mittels Tabelle 8 zusammengefasste Studien, konnten auf diesem Weg identifiziert werden.
Tabelle 8
Überblick der identifizierten Studien
Studie 1
Titel
Differential response to psychotherapy versus pharmacotherapy in patients with chronic forms
of major depression and childhood trauma. (Nemeroff et al., 2003)
Studie 2
Early adversity in chronic depression: clinical correlates and response to pharmacotherapy.
(Klein et al., 2009)
Studie 3
Childhood maltreatment and differential response and recurrence in adult Major Depressive
Disorder. (Harkness et al., 2012)
Vergleich der empirischen Studien
Tabelle 9 führt die methodischen Charakteristika dieser Studie auf. Im Anschluss erfolgt ein
inhaltlicher, methodischer und Ergebnis- bezogener Vergleich der Studien.
Tabelle 9
Zusammenfassung wichtiger Charakteristika der Studien 1 bis 3
Probanden
Studie 1
Fallidentifikation
SKID
Therapieform
Therapiedauer
N (Anfang) = 681
Falldefinition
nach DSM-4
Chronische
- Psychotherapeutisch: CBASP
12 Wochen
N (Ende) = 681
Depression
HAM-D
- Pharmakologisch: SNRI
CTQ
- Kombination
- Pharmakologischer Algorithmus:
Alter: 18- 75 Jahre
Studie 2
N (Anfang) = 808
Chronische
SCID
N (Ende) = 479
Depression
HAM-D
SSRI, SNRI, NDRI,
CTQ
tricyklische AD
Alter: 18- 75 Jahre
12 Wochen
MOPS
Studie 3
N (Anfang) = 203
Episodische
SCID
- Psychotherapeutisch: IPT, KVT
N (Ende) = 115
Major
HAM-D
- Pharmakologisch: NDRI, SSRI,
Alter: 18- 60 Jahre
Depression
CECA
16 Wochen
SNRI
- Kombination
Anmerkung. AD = Antidepressiva; CBASP = Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy; CECA = Childhood
Experience of Care and Abuse; CTQ = Childhood Trauma Scale; Ham-D = Hamilton Depressions Skala; IPT = Interpersonelle
Psychotherapie; KVT = Kognitive Verhaltenstherapie; MOPS = Measure of parental style; NDRI = Noradrenalin- Dopamin
Wiederaufnahmehemmer; SKID= Strukturiertes klinisches Interview für DSM-4; SNRI = Serotonin- Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer; SSRI = Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 22
Inhalt und Hypothesen.
Studie 1. Die Studie von Nemeroff et al. (2003) stellt eine Weiterführung der
Untersuchung von Keller et al. (2000) dar. Der einzige Unterschied liegt in der
Berücksichtigung von TE, welche bei Keller et al. nicht vorgenommen worden war. In dieser
Studie waren die Wirksamkeiten von CBASP, dem SNRI Nefazodone und der
Kombinationstherapie bei chronischer Depression verglichen worden. Nemeroff et al.
beschäftigen sich hingegen mit der Frage, ob TE den Behandlungserfolg bei diesen
Interventionen moderiert und vorhersagen lässt.
Studie 2. Klein et al. (2009) liefern Evidenz für die Assoziation von TE mit bestimmten
klinischen Charakteristika von MD. Des Weiteren gehen sie der Frage nach dem
Moderatoreffekt von TE bei einer medikamentösen Algorithmustherapie nach. Auch sie
verfolgen das Ziel Vorhersagen für die individuelle Behandlungsangemessenheit ableiten zu
können.
Studie 3. Ausgangspunkt für die Studie von Harkness et al. (2012) ist das Anliegen,
einer chronischen Erkrankung präventiv entgegen wirken zu können. Im Fokus ihrer
Untersuchung steht die Identifikation von reliablen Behandlungsmoderatoren, welche
wiederum Vorhersagen für die Response erlauben. Hierzu werden die Therapieerfolge bei
CBT, IPT und einer ADM, in Abhängigkeit von TE verglichen. Darüber hinaus untersuchen
Harkness et al. den Einfluss von TE auf die Rate von Rezidivfällen nach erfolgreicher
Therapie, in Abhängigkeit der verwendeten Therapieform.
Tabelle 10 dient zur Zusammenfassung der Hypothesen dieser Studien.
Tabelle 10
Zusammenfassung der Hypothesen, Studie 1-3
Studie 1
Hypothesen
TE ist ein Moderator für die Response bei einer Behandlung mit CBASP, ADM und der
Kombinationstherapie.
Studie 2
TE ist ein Moderator für die Response bei einer ADM.
Studie 3
TE ist ein Moderator für die Response bei einer Behandlung mit KVT, IPT und einer ADM.
TE ist ein Moderator für das Wiederauftreten und den Rückfall von MD.
Anmerkung. ADM = Antidepressive Medikation; CBASP = Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy; KVT =
kognitive Verhaltenstherapie; IPT= interpersonelle Psychotherapie; MD = Major Depression; TE= Traumaarfahrung.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 23
Methodik der empirischen Studien.
Studie 1. Nemeroff et al. (2003) bezogen die identische Stichprobe von Keller et al.,
(2000) ein. Im Unterschied zu der ursprünglichen Studie, stratifizierten sie die Pbn hinsichtlich
der Bedingung TE. Der Ham-D wurde zu Beginn und nach Beendigung der Behandlung
erhoben. Eine 2-faktorielle ANOVA (Faktor 1: Behandlung, Faktor 2: TE), diente zur
Bestimmung des Einflusses von TE auf die Differenz des Vor,- und Nachtests. Des Weiteren
wurde eine LOCF-Analyse (Last observation carried Forward- Analyse) durchgeführt, um den
Einfluss von TE auf die Remissionsraten zu erfassen. Remission war definiert als Maximum
von 8 im Ham-D.
Studie 2. Klein et al. (2009) erhoben den Ham-D ebenfalls zu Beginn und nach
Beendigung der Behandlung. Als Ergänzung zum MOPS, welcher sexuelle
Missbrauchserfahrung nicht erfasst, wurde der CTQ eingesetzt. Die Vorgaben des
Algorithmusprotokolls zu Dosierung, Dosissteigerung bei Non-Response, sowie angebrachter
Versuchslänge pro Algorithmusstufe, orientierten sich unter anderem an der
Behandlungsrichtlinine „Texas Medication Algorithm Project“ (Crismon, Trivedi & Pigott,
1999). Die Gabe von Antidepressiva leitete sich von folgender Sequenz ab: 1. Sertraline
(SSRI), 2. Escitalopram (SSRI), 3. Buproprion (NDRI), 4. Venlafaxine (SSNRI), 5.
Mitrazapine (tetracyclisches AD). Der Grossteil der Pbn erhielt demnach Sertraline. Die
Reaktion auf das jeweilige Medikament wurde alle 2 Wochen kontrolliert. Im Falle
inakzeptabler Nebenwirkungen oder ausbleibender Response, wurde die Medikation dem
Algorithmusprotokoll entsprechend angepasst. Ebenfalls alle 2 Wochen erfasst, wurden die
Remissionsraten. Die Datenauswertung erfolgte schliesslich mittels logistischer Regression
(abhängige Variable= Remissionsrate zu jedem Messzeitpunkt). Remission war definiert als
Maximum von 8 im Ham-D.
Studie 3. Harkness et al. (2012) stratifizierten die Pbn nach Geschlecht und bisheriger
Anzahl depressiver Episoden. Auch in dieser Studie wurde der Ham-D zu Beginn und nach der
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 24
Behandlung erhoben. Im Gegensatz zu den anderen beiden Studien, erfassten Harkness et al.
das Vorhandensein von TE erst nach Vollendung der Behandlung. Die CECA-Interviewer
waren nicht über die Behandlungsergebnisse der Pbn informiert. Monomedikamentöse
Behandlung erfolgte nach Vorgaben der „Canadian network for mood and anxiety treatment
guidelines“ (Canadian Psychiatric Association, 2001). Eingesetzte Psychopharmaka waren
Bupropion (NDRI), die SSRIs Citalopram, Fluoxetine, Fluovaxamine und Sertraline, und das
SNRI Venlafaxine. Eine Verbesserung von mindestens 50% im Ham-D Wert, oder ein
Maximum von 8, galt als Response. Remission war definiert als ein Anhalten der Verbesserung
über 3 Wochen (gemäss der Richtlinien von Frank et al., 1991). Harkness et al., setzten zur
Datenauswertung ebenfalls logistische Regression ein (abhängige Variabel= TE x
Behandlungsform Interaktion ). Während einer 12-monatigen follow-up Phase erhoben sie
weiterführend den Einflusss von TE auf die Recurrence,- und Relapseraten. Bei einem Wert
von mindestens 15 im Ham-D, wurde das SCID- Interview erneut durchgeführt. Die Definition
von Relapse und Recurrence orientierte sich an den Vorgaben zum Zeitkriterium von Rush et
al. (2006).
Ergebnisse der Studien.
Studie 1. Nemeroff et al. (2003) konnten einen signifikanten Moderatoreffekt der
Bedingung TE nachweisen. Es zeigte sich eine signifikante TE x Behandlungsform Interaktion,
F (1, 495) = 3.13, p = .045. Pbn mit TE erfuhren höhere Response in der
Psychotherapiebedingung als in der ADM- Bedingung. Die Kombinationstherapie hatte der
psychotherapeutischen Monotherapie gegenüber einen kleinen, nicht signifikanten Vorteil
(siehe Abbildung 5a). Auch in den Remissionsraten zeigte sich ein signifikanter Unterschied
zugunsten der psychotherapeutischen Behandlung. Die Chance, dass Patienten mit TE
Remission erreichten, war fast dreimal so hoch wie in der ADM-Bedingung, OR= 2.79; 95%
CI [1.29, 6.18]. Die Überlegenheit der Psychotherapie (mit oder ohne ADM) bei TE, blieb nach
Kontrolle der Variablen Geschlecht, Alter, Rasse und Symptomschwere bestehen. Unter
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 25
Patienten ohne TE stellte sich ein solcher Vorteil von Psychotherapie nicht ein. Hier zeigte sich
folgende Abstufung des Behandlungserfolges: Die Kombinationstherapie war den beiden
Monotherapien deutlich überlegen. Die beiden Monotherapien fielen ähnlich effizient aus.
Studie 2. Klein et al. (2009) konnten TE ebenfalls als Moderator der
Behandlungsresonanz nachweisen. Vorhandene TE sagte zu jedem Zeitpunkt der Behandlung
eine signifikant geringere Chance für Remission voraus3, OR (Woche 12) = 0.52, p < .01.
Darüber hinaus ergab sich eine signifikante TE x Zeit Interaktion: Die Chance für Remission
bei Patienten ohne TE stieg während der Behandlung signifikant schneller. Die Diskrepanz in
den Remissionsraten wurde somit mit voranschreitender Therapie grösser (siehe Abbildung
5b). Da die meisten Patienten mit Sertraline behandelt worden waren, wiederholten Klein et al.
die Analyse allein mit den Daten dieser Bedingung. Die beschriebenen Ergebnisse liessen sich
replizieren. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass der signifikante Zusammenhang
zwischen TE und Behandlung nicht durch die Dosis von Sertraline moderiert wurde.
Studie 3. Auch Harkness et al. (2012) konnten eine signifikante TE x Behandlungsform
Interaktion nachweisen,
(2, N = 91) = 7.82, p = .02. Pbn mit TE reagierten signifikant
weniger positiv auf die IPT-Bedingung als auf die ADM,- oder CBT –Bedingung. Der
Unterschied zwischen der ADM- und der CBT-Bedingung war nicht signifikant. Der grösste
Therapieerfolg stellte sich unter der ADM-Bedingung ein. Bei Pbn ohne TE zeigte sich kein
signifikanter Unterschied der Response zwischen den Bedingungen. In dieser Kohorte waren
alle Behandlungen gleichermassen effizient (siehe Abbildung 5c).
Des Weiteren sagte TE ein klinisch bedeutsames Wiederauftreten depressiver
Symptomatik signifikant voraus
(1, N = 65) = 6.48, p = .04. TE war mit einer 2.89- fach
erhöhten Chance für ein Rezidiv korreliert, 95% CI [1.02, 8.22]. Dieser Zusammenhang zeigte
sich auch nach erfolgreicher Behandlung und unabhängig von der angewandten Therapie.
Abbildung 4 bietet eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse.
3
Keine Angaben zum Konfidenzintervall des ORs vorhanden.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 26
15
Studie 1:
14
TE lässt sich als Moderator für die
13
Patienten mit TE sprechen signifikant
besser auf CBASP als auf die ADM an.
TE vorhanden, N= 315
*
DIfferenz der Ham-D Werte
Behandlungsresonanz nachweisen.
TE abwesend, N= 181
12
11
10
9
8
7
Nefazodone
CBASP
Kombination
Behandlungsbedingung
Abbildung 5a. Differenzwerte des Ham-D Vor,- und Nachtests, in
Abhängigkeit der Bedingung TE (Nemeroff et al., 2003).
*
Studie 2:
50
45
Behandlungsresonanz nachweisen.
Patienten mit TE sprechen signifikant
schlechter auf die Medikation an.
Ham-D Werte <8 in %
TE lässt sich als Moderator für die
TE abwesend
TE vorhanden
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Woche 2 Woche 4 Woche 6 Woche 8 Woche 10 Woche 12
Behandlungsverlauf
Abbildung 5b. Remissionsraten der Kohorten TE vorhanden und
abwesend im Behandlungsverlauf (Klein et al., 2009).
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 27
100
Studie 3:
*
90
-TE lässt sich als Moderator für die
*
Patienten mit TE sprechen signifikant
besser auf die KVT und ADM,
als auf die IPT an.
- TE korreliert mit einer
erhöhten Rückfallchance nach
erfolgreicher Therapie.
Behandlungsresponse in %
80
Behandlungsresonanz nachweisen.
70
TE
abwesend,
N= 61
TE
vorhanden,
N= 54
60
50
40
30
20
10
0
IPT
KVT
ADM
Behandlungbedingung
Abbildung 5c. Der Unterschied der Response in Abhängigkeit von TE, über
die verschiedenen Bedingungen (Harkness et al., 2012).
Abbildung 5. Ergebniszusammenfassung der Studien 1 bis 3. Anmerkung. ADM = Antidepressive Medikation;
CBASP = Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy; ; IPT = Interpersonelle Psychotherapie; KVT
= Kognitive Verhaltenstherapie; N = Stichprobengrösse; TE = Traumaerfahrung.
Zusammenfassende Diskussion
Kritische Reflexion der Vorgehensweisen der Studien
Alle 3 Studien erhalten ihre Ergebnisse basierend auf einer retrospektiven Erfassung von TE.
Diese birgt, da Traumatisierung oft sehr früh in der Kindheit beginnt (MacMillan, 2001), die
Gefahr von verzerrten Erinnerungen (Smith et al., 2002). Die Generalisierbarkeit der
Ergebnisse wird dadurch herabgesetzt. Gleichermassen wirkt sich der Umstand aus, dass die
depressive Symptomatik möglicherweise ebenfalls zu Verzerrungen führt (Harkness et al.,
2012). Mit dem CECA verwenden Harkness et al. (2012) dasjenige Instrument, welches den
stärksten Ausgleich möglicher Erinnerungsverzerrungen vornimmt. Dies stellt einen
methodischen Vorteil den beiden anderen Studien gegenüber dar.
Ebenfalls als kritisch zu betrachten, gilt die Erhebung von TE zu Beginn der
Behandlung in den Studien von Nemeroff et al. (2003) und Klein et al. (2009). Hierdurch
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 28
könnte eine Verzerrung der depressiven Symptomatik erfolgt sein. Harkness et al. (2012),
trugen dieser Gefahr Rechnung, indem sie TE erst nach Beendigung der Behandlung erfassten.
Allerdings ergab sich daraus aufgrund hoher dropout-Raten das Problem sehr kleiner
Stichproben zum Zeitpunkt der Erfassung (n (IPT) = 43, n (CBT) = 37, n (ADM) = 35). Die
Generalisierbarkeit der gefundenen Ergebnisse ist hierdurch wiederum in Frage gestellt. Eine
grössere Anfangsstichprobe hätte diesem Problem entgegen gewirkt.
Was ebenfalls zu mangelnder Generalisierbarkeit aller Ergebnisse führt, ist der
Ausschluss von komorbiden Achse-1- Störungen, von besonderen klinischen Charakteristika
wie psychotischen Formen, und Persönlichkeitsstörungen. Da die Komorbidität von
depressiven Störungen mit weiteren Erkrankungen bei über 60% liegt (Jacobi, Hoyer, &
Wittchen, 2004), stellt die untersuchte Population keine repräsentative Stichprobe dar;
besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass TE die Komorbidität von depressiven
Störungen noch erhöht (Bernet & Murray, 1999). Darüber hinaus lässt sich unter
traumatisierten Patienten sehr häufig eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostizieren
(Brown & Anderson, 1991). Folglich idealisiert der Ausschluss dieser Komorbidität die
Ergebnisse möglicherweise ebenfalls.
Als methodische Schwäche der Studie von Nemeroff et al. (2003) ist zudem zu nennen,
dass Therapie- erfahrene Pbn eingeschlossen wurden. Die Therapieerfahrung wirkte sich
womöglich verändernd auf die Response aus. Wird ausschliesslich der Unterschied zwischen
Patienten mit und ohne TE betrachtet, rückt dieses Problem zwar in den Hintergrund, die
Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist hingegen erneut in Frage zu stellen.
Interpretation der Ergebnisse
In allen 3 Studien liess sich TE als signifikanter Moderator der Response nachweisen. Der
Effekt zeigte sich bei verschiedenen Therapieformen, sowie bei unterschiedlichem
Chronizitätsgrad. Bei der Wahl der individuellen Behandlungsstrategie, kommt der Erhebung
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 29
von TE folglich eine enorme Bedeutung zu. Unter Vergleich der Ergebnisse von Nemeroff et
al. (2003) und Keller et al. (2000), wird diese Bedeutung umso deutlicher. Vorausgesetzt, die
Therapieerfahrung der Pbn bei Nemeroff et al. wirkte nicht verändernd auf die Response, lag
der einzige Unterschied dieser Untersuchungen nämlich in der Berücksichtigung von TE bei
Nemeroff et al. Diese Abweichung von der ursprünglichen Studie, manifestierte sich
womöglich in bedeutend unterschiedlichen Ergebnissen zu den Therapiewirksamkeiten.
Von der Identifizierung dieses Moderators, hin zur Möglichkeit individuelle
Vorhersagen bezüglich der Response anstellen zu können, besteht Bedarf an weiterführender
Forschung. Zum einen aufgrund eingeschränkten Generalisierbarkeit der gefundenen
Ergebnisse, und zum anderen um die Wirkungsrichtung des Effekts zu klären. Während sowohl
Nemeroff et al. (2003), als auch Klein et al. (2009) nämlich fanden, dass Patienten mit TE
weniger von einer medikamentösen Therapie profitieren, wiesen Harkness et al. (2012) das
Gegenteil nach. Es bleibt zu klären, ob dieser Unterschied auf die verwendeten Therapieformen
zurück zu führen ist. Erstaunlich ist, dass Harkness et al. einen so hohen Effekt in der ADMKondition nachweisen konnten. Der Unterschied zu Nemeroff et al. kommt möglicherweise
durch die unterschiedlichen Medikamentengruppen zustande. Klein et al. setzten zum Teil
hingehen dieselbe Medikamentengruppe ein. Dies lässt vermuten, dass der Unterschied auf
andere Parameter zurück zu führen ist. Die Tatsache, dass die Ergebnisse von Harkness et al.
konsistent sind mit denjenigen der TADS (Lewis et el., 2010) und TORDIA (Shamseddeen et
al., 2011) ist ebenfalls auffällig; Unterschiede im Chronizitätsgrad könnten für die Ergebnisse
verantwortlich sein. Dies würde bedeuten, dass chronisch Depressive mit TE eher von
Psychotherapie profitieren, während Patienten mit einer episodischen MD und TE am besten
auf medikamentöse Behandlung ansprechen.
Weitgehend unbekannt ist eine mögliche Abweichung der moderierenden Wirkung von
TE je nach Traumaursache. Nach Shamseddeen et al. (2011) wirkt sich sexueller Missbrauch
beispielsweise anders als körperliche Misshandlung auf die Response aus. Die unterschiedliche
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 30
Häufigkeit dieser, der Traumatisierung zugrunde liegender Erlebnisse unter den Pbn, könnte
ebenfalls für die widersprüchlichen Ergebnisse mit verantwortlich sein.
Bedeutung der Ergebnisse für die moderne Therapieforschung
Trotz unterschiedlicher Vorgehensweisen, lässt sich in allen 3 Studien ein signifikanter
Moderatoreffekt nachweisen. Die Tatsache, dass er sich über derart heterogene Untersuchungen
hinweg bemerkbar macht, verdeutlicht das erhebliche Potential seiner weiteren Erforschung.
Prädiktoren des Behandlungsverlaufs könnten aufgedeckt, und zur Verhinderung lebenslanger
Erkrankung herangezogen werden. Wie Harkness et al. (2012) zeigen konnten, moderiert TE
neben der Response auch die Rückfallwahrscheinlichkeit. Aufgrund der eingeschränkten
Generalisierbarkeit der Studie, wird auch zu diesem Einfluss weitere Forschungsarbeit benötigt.
Sie könnte dazu beitragen, Charakteristika einer angemessenen Rückfallprophylaxe zu
identifizieren. In Anbetracht der hohen Prävalenz von TE unter depressiven Patienten, liesse
sich damit die Inzidenzrate von rezidivierender MD bedeutend minimieren.
Kritische Reflexion der eigenen Vorgehensweise
Diese Arbeit setzt eine sehr heterogene Auswahl von empirischen Studien in den Vergleich,
was lediglich eine globale Gegenüberstellung der Ergebnisse erlaubt. Da bislang allerdings ein
geringer Anteil an Forschung auf diesem Gebiet existiert, bestand keine Möglichkeit die
Fragestellung spezifischer vorzunehmen. Ein Vorteil, welcher sich darüber hinaus aus dieser
Betrachtungsweise ergibt, ist die Möglichkeit zu zeigen dass sich der Moderatoreffekt von TE
über die Heterogenität hinweg bemerkbar macht. Dies hebt das Ausmass des Einflusses und
damit das Potential weiterführender Forschung besonders hervor.
Der Moderatoreffekt früher Traumaerfahrung bei der Behandlung von Depression 31
Quellenverzeichnis
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