Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\pi ist irrational.tex 15. August 2007 Elementarer Beweis der Irrationalit Irrationalitat at von π BEHAUPTUNG: Die Zahl π ist irrational. BEWEIS: Wir nehmen das Gegenteil an, namlich da π = a b (1) gilt, wobei a und b zwei naturliche Zahlen sind, und denieren zu jeder naturlichen Zahl n zwei reelle Funktionen fn und Fn durch xn (a − bx)n , n! Fn (x) = fn (x) − fn00 (x) + fn(4) (x) − · · · + (−1)j fn(2j) (x) + · · · + (−1)n fn(2n) (x) . fn (x) = (2) Hierin bezeichnet fn(2j) die (2j) -te Ableitung von fn . Fur 0 ≤ j < n verschwindet die j -te Ableitung von fn an den Stellen 0 und π . Um das zu erkennen, reicht es, die erste Ableitung von xn (a − bx)n zu bilden: d n x (a − bx)n = nxn−1 (a − bx)n + n(a − bx)n−1 (−b)xn dx = n{xn−1 (a − bx)n − bxn (a − bx)n−1 } = n{(ax − bx2 )n−1 (a − bx) − bx(ax − bx2 )n−1 } (3) = n(ax − bx2 )n−1 (a − 2bx) = nxn−1 (a − bx)n−1 (a − 2bx) Allein daraus ist ersichtlich, da auch die hoheren Ableitungen von fn bis j < n hinauf aus Summanden bestehen, deren jeder den Faktor ax − bx2 enthalt. Der aber verschwindet sowohl fur x = 0 als auch fur x = π = ab . Fur n ≤ j ≤ 2n ist die j -te Ableitung von fn an den Stellen 0 und π ganzzahlig. Um das zu erkennen, reicht die Betrachtung von (3) nicht aus. Wir mussen dazu fn (x) nach dem Binomialsatz entwickeln: xn fn (x) = n! Setzen wir nun zur n n−1 n n−2 2 2 n n n a − a bx + a b x − · · · + (−1) b x 1 2 Abkurzung cn+k = (−1)k nk an−k , 0 ≤ k ≤ n , so erhalten wir n (4) 1 (cn xn + cn+1 bxn+1 + cn+2 bxn+2 + · · · + c2n bn x2n ) . (5) n! Hierin sind alle ci , n ≤ i ≤ 2n , ganze Zahlen. Fur die erste bis n -te Ableitung der so umgeformten Funktion fn (x) ergibt sich 1 fn0 (x) = ncn xn−1 + (n + 1)cn+1 bxn + (n + 2)cn+2 bxn+1 + · · · + (2n)c2n bn x2n−1 , n! 1 fn00 (x) = n(n − 1)cn xn−2 + (n + 1)ncn+1 bxn−1 + (n + 2)(n + 1)cn+2 bxn + · · · n! .. · · · + (2n)(2n − 1)c2n bn x2n−2 , fn (x) = . fn(n) (x) = 1 n!cn + [ (n + 1)n · · · 2 ]cn+1 bx1 + [ (n + 2)(n + 1) · · · 3 ]cn+2 bx2 + · · · (6) n! · · · + [ (2n)(2n − 1) · · · (n + 1) ]c2n bn xn n! (n + 1)! (n + 2)! (2n)! cn + cn+1 bx + cn+2 b2 x2 + · · · + c2n bn xn n! n! 1! n! 2! n! n! 2n n+1 n+2 2 2 cn+1 bx + cn+2 b x + · · · + c2n bn xn . = cn + 1 2 n = 1 Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\pi ist irrational.tex 15. August 2007 (n) Weil die Koezienten n+k ein Polynom in x k cn+k , 0 ≤ k ≤ n , ganze Zahlen sind, ist fn (n) (n) mit ganzahligen Koezienten. Es ist fn (0) = cn ∈ Z , und auch fn (π) ist ganzzahlig, denn es gilt n+1 n+2 2n (n) a 2 fn ( b ) = cn + cn+1 a + cn+2 a + · · · + c2n an ∈ Z . (7) 1 2 n Fur die hoheren Ableitungen f (j) , n < j ≤ 2n , stellen sich fn(j) (0) und fn(j) (π) ebenfalls als ganzzahlig heraus. Es ist n+1 n+2 2n cn+1 b + 2 cn+2 b2 x + · · · + n c2n bn xn−1 , 1 2 n n+2 n+3 2n (n+2) 2 3 cn+2 b + 6 cn+3 b x + · · · + n(n − 1) f (x) = 2 c2n bn xn−2 , 2 3 n f (n+1) (x) = .. . f (2n) (8) 2n (x) = n! c2n bn n und folglich f (n+k) (n + k)! n+k (0) = k! cn+k bk = cn+k bk ∈ Z, k n! k = 1, 2, . . . , n . (9) Um auch fn(j) (π) fur n < j ≤ 2n zweifelsfrei als ganzzahlig nachzuweisen, mu man die f (n+k) -te Ableitung, k = 1, 2, . . . , n , die in (8) nicht notiert wurde, genau hinschreiben. Sie lautet, wenn man die fur i = 0, 1, 2, . . . , n − k gultige Identitat (k + i)! n + k + i (k + i)! (n + k + i)! (n + k + i)! = = · i! k+i i! i! n! (k + i)! n + k + i − (k + i) ! (10) berucksichtigt, f (n+k) (x) = (n + k + 0)! (n + k + 1)! cn+k bk + cn+k+1 bk+1 x 0! n! 1! n! + ··· + (n + k + 2)! cn+k+2 bk+2 x2 + · · · 2! n! (11) (n + k + i)! (2n)! cn+k+i bk+i xi + · · · + bn xn−k i! n! (n − k)! n! Hierin sind die Faktoren (n+k+i)! , wie aus (10) hervorgeht, ganze Zahlen. Man erhalt nun fur i! n! f (n+k) (π) = f (n+k) ( ab ) die Summe f (n+k) ( ab ) = n−k X i=0 n−k i X (n + k + i)! (n + k + i)! k+i a cn+k+i b = cn+k+i bk ai ∈ Z . i! n! bi i! n! i=0 (12) Schlielich bleibt noch festzuhalten, da die Ableitungen von fn fur j > 2n vollstandig verschwinden, denn xn (a − bx)n ist ein Polynom in x vom Grade 2n . Damit haben wir folgendes wesentliche Zwischenergebnis: Die Funktion fn und alle ihre Ableitungen sind an den Stellen 0 und π = ab ganzzahlig. Aus diesem Grunde ist auch die Funktion Fn an den Stellen 0 und π = ab ganzzahlig. 2 Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\pi ist irrational.tex 15. August 2007 Aus (2) ist ohne Umstande die Gultigkeit der Gleichung Fn + Fn00 = f abzulesen. Man beachte dabei, da f (2n+2) verschwindet. Diese Gleichung zieht, wie man schnell nachrechnet, (Fn0 · sin −Fn · cos)0 = fn · sin nach sich. Das ergibt nunmehr Z π fn (x) sin(x) dx = 0 h iπ Fn0 (x) sin(x) − Fn (x) cos(x) 0 = Fn0 (π) sin π − Fn (π) cos π − Fn0 (0) sin 0 + Fn (0) cos 0 = Fn0 (π) · 0 − Fn (π) · (−1) − = Fn (0) + Fn (π) . Fn0 (0) (13) · 0 + Fn (0) · 1 Nach unserem Zwischenergebnis ist dieses Integral eine ganze Zahl. Andererseits folgt aus 0 ≤ x ≤ π = ab die Ungleichung 0 ≤ bx ≤ a und daraus 0 ≤ a − bx ≤ a . Mithin gilt 0 ≤ fn (x) ≤ π n an , n! (14) woraus sich fur das Integral (13) die Abschatzung 0 ≤ Z 0 π Z π fn (x) sin(x) dx = fn (x) sin(x) dx (15) Z 0π Z π n an π 2 π n an ≤ |fn (x)|| sin(x)| dx ≤ | sin(x)| dx = n! 0 n! 0 ergibt. Weil n! schneller als jede Potenz un , u > 0 , wachst, kann der Ausdruck 2 πn!a fur hinreichend groes n unter jede beliebige positive Schranke gedruckt, insbesondere also kleiner a n a n als 1 gemacht werden. Zugleich ist fn ( π2 ) sin π2 = n!1 ( 2b ) (a − b 2b ) sin ab > 0 , so da wegen der Stetigkeit von fn · sin Z π n n fn (x) sin(x) dx > 0 (16) 0 gesichert ist. Zusammen mit (15) (bei hinreichend groen n ) haben wir damit einen WiderR spruch gegen die Ganzahligkeit des Integrals 0π fn (x) sin(x) dx erlangt. Quelle: http://www.lrz-muenchen.de/ hr/numb/pi-irr.html 3