Silvesterkonzert Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll Dienstag 31. Dezember 2013 18:00 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KölnMusik und das Gürzenich-Orchester Köln wünschen Ihnen ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr! Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben RicolaKräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff­taschen­tücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild mög­ licher­weise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Das heutige Silvesterkonzert ist die 10 000. Veranstaltung in der Kölner Philharmonie! Anne Schwanewilms Sopran Ingeborg Danz Alt Maximilian Schmitt Tenor Markus Butter Bass Vokalensemble Kölner Dom Domkantorei Köln Männerstimmen des Domchores Mitglieder des Mädchenchores am Kölner Dom Eberhard Metternich Einstudierung Winfried Krane Einstudierung Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Dienstag 31. Dezember 2013 18:00 Keine Pause Ende gegen 19:20 Das Konzert im Radio: Dienstag, 31. Dezember 2013, WDR 3 Konzert, 20:05 Das Konzert im livestream auf philharmonie.tv KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln »GO live! – Die schnellste CD der Welt« auch dieses Mal erhältlich im Foyer im Anschluss an das Konzert PROGRAMM Ludwig van Beethoven 1770 – 1827 Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 (1822 – 24) für vier Solostimmen, Chor und Orchester mit Schlusschor über Schillers »Ode an die Freude« Allegro ma non troppo, un poco maestoso Molto vivace Adagio molto e cantabile Finale. Presto – Allegro assai – Rezitativo – Allegro assai 2 DER GESANGSTEXT Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 Text des Schlusschores aus: Friedrich Schiller, »An die Freude« Recitativo O Freunde, nicht diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere! Allegro assai Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt; Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Wem der große Wurf gelungen, Einen Freundes Freund zu sein; Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja, wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer’s nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund. Freude trinken alle Wesen An den Brüsten der Natur; Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod; Wollust ward dem Wurm gegeben, Und der Cherub steht vor Gott! Froh wie seine Sonne fliegen Durch des Himmels prächt’gen Plan, Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Seid umschlungen Millionen. Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder! Über’m Sternenzelt Muß ein lieber Vater wohnen. Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt? Such’ ihn über’m Sternenzelt! Über Sternen muß er wohnen. 3 ZUM WERK Abgründe und Freudentaumel – Der Mythos »Neunte« Das Autograf von Ludwig van Beethovens neunter Sinfonie befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek und ist als bisher einzige Handschrift eines deutschen Komponisten in das »Weltdokumentenerbe« der UNESCO aufgenommen worden. Beethovens Wahlheimat Wien ist dort mit den Nachlässen von Schubert, Brahms und Schönberg prominent vertreten, allerdings in der österreichischen Abteilung, was ein wenig inkonsequent ist, wenn man an den Hamburger Brahms denkt, aber wohl mit dem Ort der Lagerung zusammenhängt. Natürlich ist die »Neunte« längst Besitz der ganzen Welt. Diese »Neunte«, bei der man den Namen des Komponisten gar nicht zu nennen braucht. Diese »Neunte«, welche zum romantischen Mythos der letzten Vollendung eines sinfonischen Zyklus wurde, vor allem nachdem Dvořák nach seiner »Neunten« keine Sinfonien mehr komponiert hat, Bruckner über seiner »Neunten« und Mahler über seiner »Zehnten« verstorben sind. Schuberts »Achte« stilisierte man früher zu einer »Neunten«, um der Legende Genüge zu tun. Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde der Bann dann gebrochen, man denke nur an die 15 Sinfonien des Dmitrij Schostakowitsch. Und vor Beethoven hatten die Meister der Klassik ja dutzendweise Sinfonien geschrieben, allerdings nicht in solchen gedanklichen, musikalischen und räumlichen Dimensionen. Obwohl Brahms einmal treffend festgestellt hat: »Eine Symphonie ist seit Haydn kein bloßer Spaß mehr, sondern eine Angelegenheit auf Leben und Tod«. Seit Joseph Haydns »Londoner Sinfonien« und der letzten Trias Mozarts, möchte man hinzufügen, denn ohne diese wesentliche »Vorarbeit« wäre das gewaltige sinfonische Gebäude des Ludwig van Beethoven nicht entstanden. Diese »Neunte« des »Titanen«, wie man den Mann aus Bonn früher gerne nannte, die seit bald zwei Jahrhunderten für die Botschaft von Frieden, Freude, Freundschaft und grenzenloser, weltumspannender Bruder- und Schwesternschaft steht. Die vom Komponisten, der begeistert von den Idealen der Französischen Revolution und glühender Republikaner gewesen ist, so beabsichtigte Botschaft diente leider nicht nur dazu, etwa den Fall der Berliner Mauer zu feiern. Sie dient nicht nur seit 1972 als »Hymne Europas«, übrigens in einem Arrangement Herbert von Karajans, dem wir eine entsprechende Läuterung seiner politischen Ansichten nach 1945 zu Gute halten wollen. Sie kreist nicht nur im Weltall als Zeichen der Kultur des Planeten Erde, sollte sie jemals von Außerirdischen entdeckt werden. Sie beglückt nicht nur gerade am Neujahrstag in Konzertsälen rund um den Globus das Publikum. Sie ist auch 1937 als Geburtstagsständchen für Adolf Hitler erklungen, ihr vokales Finale musste 1943 in Auschwitz 4 von dem Tod geweihten jüdischen Kindern zwangsweise einstudiert werden, ihr Verbrüderungsappell diente den östlichen Arbeiter- und Bauernstaaten als willkommene Festmusik, sie war auch Herrn Stalin genehm, solange er es war, der die Millionen umschlingen durfte. »Mein Beethoven ist nicht ihr Beethoven« hatte schon Friedrich Nietzsche postuliert, ein Lieblingszitat Gustav Mahlers. Große Musik kann sich gegen Missbrauch nicht wehren, zumal, wenn deren Schöpfer nur mehr im Grabe rotieren können. Natürlich gilt dies auch für große Texte, wie in diesem Fall den von Friedrich Schiller. Aber liegt im lautstarken, rhythmischen Jubel des von französischer Revolutionsmusik geprägten Finales dieser »Neunten« nicht doch schon der Grund für militaristische Verfremdung? So dass Stalin sie als »die richtige Musik für die Massen« bezeichnen konnte? Ein Werk ist dies, für Wagner »das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft«, für Verdi ein Meisterwerk nur drei Sätze lang mit einem »schlecht gesetzten« Finalsatz, der für den laut eigener Aussage »glühenden Beethovenianer« Arthur Honegger »ab dem ›alla Marcia‹ mit seiner platten ›türkischen Musik‹ und seinem peinlichen ›Tschingbum‹« eine genialische Verirrung darstellte. Für den scharfzüngigen Wiener Feuilletonisten Hans Weigel war es eine erschreckende Vorstellung, von Millionen umschlungen zu werden. Beethovens Schüler Carl Czerny erinnerte sich, der Meister habe noch nach der Uraufführung seines sinfonischen »Opus summum« eine Umarbeitung des Chorfinales in einen Instrumentalsatz erwogen. Doch es blieb bei der euphorischen Vision, »diesen Kuss der ganzen Welt« zu geben, es blieb bei den »Götterfunken«, die beglückend befeuern und gefährlich entzünden können. Und bei einer musikalischen Urgewalt, die höchste harmonische Kunst mit den Qualitäten eines singulär gelungenen Popsongs verbindet. »Auch in der Verirrung groß!« Beethoven, kompromisslos seinen künstlerischen Weg verfolgend, lebte in der Zeit der »Neunten« zu einem Gutteil von einer Leibrente, die von der altösterreichischen Hocharistokratie der Lichnowsky, Lobkowitz und Schwarzenberg, protegiert vom Freund und Schüler Erzherzog Rudolph, finanziert wurde. Der erste freie Komponist, als der Beethoven oft bezeichnet wird, war durchaus ein Pragmatiker, wenn es unausweichlich war. Ein gehörlos gewordener Musiker konnte seinen Beruf als Dirigent und Pianist nicht ausüben. Vom Komponieren allein konnte er – und konnte kaum jemals wer leben, vor allem nicht in den Zeiten vor dem Urheberrecht. Worüber der Erzherzog mit Beethoven unter vier oder mehr Augen diskutierte, wissen wir nicht. Sympathien 5 für Beethovens Ideale und Antipathien gegen den väterlichen Polizeistaat des »guten Kaisers Franz« mögen in höchsten Kreisen sehr wohl vorhanden gewesen sein. Ein einfacher Zeitgenosse war der eigensinnige, einsam lebende, aber in seiner barschen und trinkfreudigen Art gesellige Musiker nie, wie ein über nicht näher bekannte Meinungsverschiedenheiten erzürntes Billet an den Grafen Moritz Lichnowsky unmittelbar vor der dann doch stattgefundenen Uraufführung der »Neunten« beweist: »Falschheiten verachte ich. Besuchen Sie mich nicht mehr. Akademie hat nicht statt. Beethoven.« So schreibt kein Fürstendiener. Und so – nämlich offensichtlich verständnisvoll wie der Graf – verhält sich kein Feudalherr. Die Idee einer Vertonung von Friedrich Schillers 1786 erschienenem Gedicht An die Freude beschäftigte Beethoven offenbar schon jahrzehntelang. Erste Skizzen zu einer groß angelegten Sinfonie über dieses Thema sind ab spätestens 1815 dokumentiert, doch schon die seltsame Chorfantasie von 1808 darf wegen ihrer Thematik und Motivik als Vorstudie gelten. 1823 fällt, erstmals in der Geschichte einer Gattung, die sich im frühen 18. Jahrhundert aus der dreiteiligen italienischen Opernouvertüre, der Sinfonia, entwickelt hat, die Entscheidung für eine Kantate als Finalsatz. Eine wirkungsmächtige Entscheidung, die allerdings erst wieder um 1900 im Werk Gustav Mahlers zu überzeugenden Lösungen führen wird. Beethoven vertonte Schillers für eine Freimaurerloge geschriebene, von hohem klassischem Pathos durchflutete Dichtung nicht komplett, sondern nur die erste und dritte sowie Teile der zweiten und vierten Strophe. Schon vor ihm hatten der Goethe-Freund Carl Friedrich Zelter und einige heute eher vergessene Komponisten, doch 1815 auch Franz Schubert die Ode vertont, nach ihm traute sich, abgesehen von Arrangements aller Art und Popversionen, nur mehr 1865 Tschaikowsky in einer russischen Übersetzung darüber. Schiller äußerte sich in späteren Jahren selbstkritisch zu seinem Gedicht, welches er als realitätsfremd empfand. Die Widmung der Beethoven-Partitur an König Friedrich Wilhelm III. von Preußen entsprach den Gepflogenheiten der Zeit, nicht mehr. Die Uraufführung der neunten Sinfonie fand am 7. Mai 1824 im Kärntnertor­ theater, der alten Wiener Hofoper statt, im Rahmen einer »Großen musikalischen Akademie«. Vorher erklangen die Ouvertüre Die Weihe des Hauses und Auszüge aus der Missa solemnis. Die Gesangspartien waren mit Stars von damals wie der erst 18-jährigen Sopranistin Henriette Sontag besetzt, die sich mit Beethovens extremer, die Stimmen durch Oktavsprünge und Orchesterattacken belastenden Kompositionsweise redlich abmühten, nachdem sie ihn zu keinerlei Änderungen hatten bewegen können. Ignaz Schuppanzigh, der berühmte Geiger, war der Konzertmeister. Vor dem Orchester stand zwar Beethoven und blätterte in seiner Partitur mit, aber hinter ihm dirigierte der versierte 6 Kapellmeister Michael Umlauf die verstärkten Chor- und Orchestergruppen des Hauses. Der Erfolg war triumphal, laut Beethovens Sekretär Anton Schindler gab es »nicht enden wollenden Jubel«. Die Wiener Kritiker stimmten in diesen Jubel großteils ein, nicht so sehr die deutschen nach der bald folgenden Aufführung in Frankfurt. Da war zum Beispiel zu lesen: »Auch in der Verirrung groß!« Da das Werk auch ein Auftragsstück der Philharmonic Society of London war, erfolgte dort am 21. Mai 1825 in Abwesenheit Beethovens eine gleichsam zweite, gleichfalls vom Publikum begeistert aufgenommene Uraufführung. »O Freunde, nicht diese Töne!« »Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie«, so das künstlerische Credo Beethovens. Folgen wir also der musikalischen Spur in dieser »Neunten«. Mit an die 50 Streichern und verdoppelten Bläsern, darunter Piccoloflöte und Kontrafagott, sowie Pauken, Großer Trommel, Becken und Triangel drängte sich anno 1824 ein für damalige Verhältnisse übergroßes Orchester auf der Bühne, die zudem noch Raum für den ebenfalls kompaniestarken vierstimmigen Chor bieten musste. Auch angesichts der Tatsache, dass Streichinstrumente mit Darmsaiten und großteils noch ventillose Hörner und Trompeten nicht die heutige Lautstärke erreichten, muss der klangliche Eindruck im relativ kleinen Raum überwältigend gewesen sein. Mag diese d-Moll-Sinfonie nun eine gute Stunde oder bis zu 75 Minuten gedauert haben – über die realen Tempi können wir trotz Beethovens Metronomangaben nur spekulieren – so war das Stück nach der Eroica die längste bis dato bekannt gewordene Sinfonie und die erste mit einem Vokalfinale. Mit der Sonatenhauptsatzform geht Beethoven schon im ersten, machtvollen Satz frei um, was die kurze Reprise und überdimensionierte Coda betrifft. Aus einer leeren Quinte, einem mysteriösen Tremolo, erwächst aus Motivfetzen das sofort suggestiv zupackende, energische Hauptthema. Kampf und Düsternis, leidenschaftliche Gebärden und massive Kraftentfaltung werden in diesem stetig drängenden Allegro ma non troppo, das mehr als nur un poco maestoso, ein bisschen majestätisch, erscheint, nur sehr selten durch lyrische Aufhellungen unterbrochen. Unerbittlich findet die Coda zu einer Trauermarschmusik, lapidar und schicksalhaft ist das Ende des Satzes. Im innovativ an zweiter Stelle stehenden Scherzo ist jede Spur des alten graziösen Menuetts verwischt. Die prägnante Rhythmik, in Beethovens Sinfonik seit jeher von größter Bedeutung, verstärkt sich zu einem wilden Tanz, der als rauschhaft gelten könnte, wäre er nicht so kunstvoll strukturiert, mit seinen fugatoartigen Blöcken und riesenhaften 7 Steigerungswellen. Im Mittelteil wechselt Beethoven vom dunklen d-Moll zum freudvollen D-Dur, da klingt schon das Freudenthema des Finales unüberhörbar an, in unerwarteter Gesanglichkeit, mit einer nahezu an ein Kinderlied erinnernden Melodik. Doch die heitere Stimmung verschwindet bald wieder, der brutal stampfende Tanz kehrt zurück. Auch dieser Satz endet völlig überraschend, mit einer Kette trotzig herausgeschleuderter Oktavsprünge. Im langsamen Satz öffnen sich wohl die größten Wunder dieser Sinfonie. Aus den absteigenden Sekunden der nach einander einsetzenden Holzbläser steigt das hymnische, weihevolle, innige, von der ersten Geige geführte Hauptthema, welches Beethoven einem kunstvoll verschlungenen Variationsprozess unterzieht. Die melodischen Linien, die dadurch entstehen, stoßen die Tore zur Romantik weit auf. Mitunter scheint an Schubert gemahnende Verinnerlichung durch. Fast unmerklich verwandelt sich das zart dahin fließende Adagio in ein regsameres Andante. Freundliches B-Dur dominiert den Satz. Alles scheint in die Stille zu verklingen, doch jäh stellen Ausbrüche spukhafter, aber gleichzeitig festlicher, kriegerischer Fanfaren die Idylle völlig in Frage, ein scharfer, später von Mahler häufig verwendeter Kontrast. Die Idylle kehrt zwar noch einmal zurück, wie ein schönes Trugbild, kann der unterschwelligen Bedrohung jedoch nicht mehr entgehen. Das Finale mit seiner ausführlichen Tempobezeichnung verschiedenster Arten von Allegro und Presto, unterbrochen von Andante und Adagio, verblüffte Beethovens Zeitgenossen wohl schon beim Lesen derselben. Mozart hat so etwas einmal spaßhaft über den Finalsatz eines Flötenquartetts geschrieben, aber hier hat gleich jeder Spaß ein Ende mit den bestürzend grellen Dissonanzen des Beginns, die sich in der Folge immer wieder gegen die mehr oder weniger zaghaften Zitate der Hauptmotive der vorangegangenen Sätze durchsetzen – eine völlig neue Technik. Endlich steigt aus den Bässen das Freudethema auf, zweifellos eine melodische Eingebung ersten Ranges, die sich immer sieghafter über das gesamte Orchester ausbreitet. Doch ein Paukenwirbel und wiederkehrende Dissonanzen machen die instrumentale Apotheose unmöglich, der Bassist setzt mit dem sprichwörtlich gewordenen Rezitativ »O Freunde, nicht diese Töne« das Kantatenfinale in Gang und schleudert dem Chor »Freude« entgegen, was dieser jubelnd aufnimmt. Soli und Chor loben den »schönen Götterfunken« in mächtigen, vor Plakativität nicht zurückschreckenden Akkordblöcken. Aus der Ferne erklingt ein Militärmarsch, ein Geschwindmarsch der Revolution, der den Tenor vor große Aufgaben des Anfeuerns seiner heldischen Brüder stellt. Der martialische Ausbruch des Chors führt in ein sich immer aufgeregter steigerndes Fugato, auf das Beethoven dramaturgisch genial ein kurzes Atemholen folgen lässt, ehe der emphatische Freudengesang wiederkehrt und zum beschwörenden 8 Choral »Seid umschlungen, Millionen« führt, der das Ganze ins Spirituelle drängt, denn »überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen!« Die abschließende Stretta wird zwar noch zweimal effektvoll gebremst, aber immer insistierender, immer lärmender, sich atemlos überschlagend kehrt der mit rasenden Pauken und schmetternden Trompeten prunkende Freudentaumel zurück. Diese »Neunte« wird, in all ihrer Größe und Ambivalenz, weiter Bestand haben. Gottfried Franz Kasparek 9 Biographien Anne Schwanewilms Anne Schwanewilms zählt zu den großen Strauss- und Wagner-Interpretinnen der Gegen­ wart. Durch ihre Bühnenpräsenz und ihre facet­tenreiche Stimme ist sie eine der gefragtesten Sängerinnen auf internationalen Opernbühnen. Ihr Repertoire reicht dabei von der italienischen Oper bis hin zu Oratorien und Liedern. Renommierte Dirigenten und Orchester begleiteten sie auf der Opernbühne und dem Konzertpodium. So arbeitete sie u. a. mit Sir Colin Davis, Sir Andrew Davis, Sir Simon Rattle, Daniel Barenboim, Christoph von Dohnányi, Sir Mark Elder und James Levine zusammen und trat mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam, dem London Symphony und dem London Philharmonic Orchestra, dem Orchestre National de France und dem Hallé Orchestra Manchester auf. Anne Schwanewilms hat mit Markus Stenz und dem Gürzenich-Orchester Köln eine vielgelobte CD mit den Vier letzten Liedern von Richard Strauss und Arien aus ­Arabella, Capriccio und dem Rosenkavalier aufgenommen. An der Oper Köln ist sie im Mai 2014 in Othello zu erleben. Als Konzertsängerin ist Anne Schwanewilms regelmäßig in Werken von Berg, Mahler, Strauss, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy, Schönberg und Wagner zu hören. Sie sang Partien in Beethovens Missa solemnis unter Kent Nagano mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in Neubrandenburg, Berlin und Bad Kissingen, mit dem Orchestre National de France unter Kurt Masur in Paris und unter Christoph Eschenbach in London, in Zemlinskys Lyrischer Symphonie in Lille, Graz und Berlin unter Michael Gielen, in Bergs Drei Bruchstücken in Amsterdam und Paris, in Mahlers zweiter Sinfonie in Bamberg und Baden-Baden, in Mahlers achter Sinfonie in Wien, in Schönbergs Gurreliedern in Amsterdam, Rom und Brüssel, in Berlioz’ Nuits d’été in London sowie in Bergs Konzertarie Der Wein in Amsterdam aus der Oper »Wozzeck« und in Mendelssohns Lobgesang unter Riccardo Chailly in Leipzig. Anne Schwanewilms verbindet als bedeutende Liedsängerin eine enge Zusammenarbeit mit Roger Vignoles und Malcolm Martineau. In der Kölner Philharmonie war sie zuletzt im September 1999 zu hören. 10 Ingeborg Danz In Witten an der Ruhr geboren, studierte die Altistin Ingeborg Danz zunächst Schulmusik in Detmold. Nach dem Staatsexamen setzte sie ihr Gesangsstudium bei Heiner Eckels fort und legte ihr Konzertexamen mit Auszeichnung ab. Bereits während des Studiums gewann sie zahlreiche Wettbewerbe. Sie erhielt ein Stipendium des Deutschen Musikrats und des Richard-Wagner-Verbands. Auch wenn Ingeborg Danz bereits an verschiedenen Opernhäusern wie etwa der Staatsoper Hamburg gastierte, liegt ihr Schwerpunkt doch im Bereich des Konzert- und Liedgesangs. Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet sie dabei zum einen mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart und Helmuth Rilling, zum anderen mit dem Collegium Vocale Gent und Philippe Herreweghe. Zu ihrem ständigen Repertoire gehören einerseits spätromantische Werke wie die Sinfonien Mahlers, Berlioz’ Nuits d’été oder auch Schumanns Faust-Szenen sowie die Messen Bruckners und Beethovens. Andererseits zählt sie zu den herausragenden Interpretinnen der Musik Bachs. Daneben gilt ihre besondere Liebe dem Liedgesang. Ihre Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Riccardo Muti, Herbert Blomstedt, Manfred Honeck, Christopher Hogwood, Philippe Herreweghe, Riccardo Chailly, Heinz Holliger, Helmuth Rilling, Ingo Metzmacher und Semyon Bychkov führte sie an die Mailänder Scala, zu den Luzerner und den Salzburger Festspielen und zu den großen Orchestern der Welt, darunter das Königliche Concertgebouw­ orchester Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra, die Wiener und die Münchner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Bamberger Symphoniker, die Berliner Philharmoniker, das Los Angeles Philharmonic sowie das Chicago Symphony Orchestra. Ihr umfangreiches Repertoire wird durch viele Rundfunk- und Fernsehproduktionen sowie CD-Einspielungen dokumentiert. Bei uns war Ingeborg Danz zuletzt erst vor wenigen Tagen bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Bach zu hören. 11 Maximilian Schmitt Maximilian Schmitt entdeckte seine Liebe zur Musik bereits in jungen Jahren bei den Regensburger Domspatzen. Ab 1999 studierte er Gesang bei Anke Eggers an der Berliner Universität der Künste. 2005 und 2006 war er Mitglied im Jungen Ensemble der Bayerischen Staatsoper München und sammelte dort in Meisterkursen bei Ann Murray und Robert Dean Smith weitere Erfahrungen. Nach einigen Gastauftritten in kleineren Rollen an der Bayerischen Staatsoper ist Maximilian Schmitt seit der Saison 2008/2009 Ensemblemitglied des Mannheimer Nationaltheaters und dort in Partien wie David in den Meistersingern und den lyrischen Mozart-Partien wie Tamino, Don Ottavio, Belmonte oder Ferrando zu hören. Zuletzt gab er dort sein sehr erfolgreiches Debüt als Lenski in Eugen Onegin. Darüber hinaus war er in zwei konzertanten Aufführungen des Don Giovanni mit dem Scottish Chamber Orchestra unter Robin Ticciati als Don Ottavio und – ebenfalls konzertant – mit dem WDR Sinfonieorchester Köln in Monteverdis Il ritorno di Ulisse in patria in der Rolle des Telemacho zu erleben. 2012 hat ihn Robin Ticciati erneut eingeladen, diesmal als Ferrando in Così fan tutte. Ende 2012 gab Schmitt sein Debüt an der Oper Amsterdam, als Tamino in der Neuproduktion von Simon McBurney unter Marc Albrecht. Neben der Oper hat die Tätigkeit als Konzertsänger großes Gewicht. Sein weit gefächertes Repertoire reicht von Monteverdi über Mozart bis Mendelssohn, eingeladen wurde er von Dirigenten wie Daniel Harding, Thomas Hengelbrock, Philippe Herreweghe und René Jacobs sowie Orchestern wie der Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Köln und dem Gewandhausorchester Leipzig. Immer wichtiger werden die Liederabende in Maximilian Schmitts Konzertkalender, die er zusammen mit Gerold Huber gibt. Solo-Liederabende führen mit Schuberts Schöner Müllerin in seine Heimatstadt Regensburg, nach München sowie zur Liederabendreihe des Amsterdamer Concertgebouw, mit Schumann zum Heidelberger Frühling und nach Ingolstadt und mit der Sopranistin Christina Landshamer stellte er einen DuoAbend für das Wiener Konzerthaus zusammen, der im Rahmen des »Spot on Deutschland«-Festivals dem deutschen Kunstlied gewidmet war. Anfang 2011 wurde die Debüt-CD des Duos Schmitt/Huber mit Schumann-Liedern veröffentlicht: Träumend wandle ich bei Tag. In der Kölner Philharmonie war Maximilian Schmitt zuletzt im März dieses Jahres zu hören. 12 Markus Butter Markus Butter wurde 1973 im österreichischen Bruck an der Mur geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei den Wiener Sängerknaben, am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium und an der Kunstuniversität Graz. Bei Kammersänger Walter Berry besuchte er Meisterkurse und bei Fritz Schwinghammer studierte er an der Hochschule für Musik in München Liedgestaltung. 1997 erhielt er den Zweiten Preis beim Internationalen Wettbewerb »Das Schubert-Lied« in Wien. Von 1999 bis 2001 war er Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper München. An der Deutschen Oper am Rhein, deren Ensemble er von 2001 bis 2005 angehörte, erweiterte Markus Butter sein Repertoire um wichtige Fachpartien. Markus Butter war an der Oper Köln 2005 in Das schlaue Füchslein zu erleben und 2008 als Dr. Falk in Die Fledermaus. Auch im Konzertbereich hat sich Markus Butter in den letzten Jahren als gefragter Künstler profilieren können. 2007 war Markus Butter bei den Salzburger Festspielen als Ottokar in einer Neuproduktion von Webers Freischütz unter Markus Stenz zu hören, sang die Neuproduktion von Orlando Paladino unter Nikolaus Harnoncourt in Wien und gab sein Konzertdebüt am Teatro alla Scala Milano. Er konzertierte mit den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestre dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia Roma und gastierte unter der Leitung von Peter Schreier mit Werken von Händel und Bach in Italien, Frankreich und Spanien. Zubin Mehta engagierte ihn mehrfach für Konzerte mit dem Israel Philharmonic Orchestra. Außerdem arbeitete Markus Butter mit Bertrand de Billy, Kirill Petrenko, Bruno Bartoletti, Stefan Soltesz und Wolfgang Sawallisch zusammen. Gastengagements führten ihn an die Opern- und Konzerthäuser in Berlin, Köln, Mannheim und Parma, zur Ruhrtriennale, zum Wiener Klangbogen und zum Brucknerfest Linz. Bei uns war er zuletzt im Dezember 2009 zu hören. 13 Vokalensemble Kölner Dom, Domkantorei Köln, Männerstimmen des Domchores und Mitglieder des Mädchenchores am Kölner Dom Der Chor des heutigen Konzertes bildet sich aus den insgesamt vier Chören des Kölner Domes. Ältester Chor im Ensemble der Dommusik ist der Kölner Domchor als Knabenchor der Hohen Domkirche zu Köln. Im Jahr 1863 gegründet, begeht er im Jahr 2013 sein 150-jähriges Jubiläum. Leiter des Kölner Domchores ist Domkapellmeister Eberhard Metternich. Die Männerstimmen des Kölner Domchores wirken bei diesem Konzert mit, so wie auch die älteren Sängerinnen des Mädchenchores am Kölner Dom. Dieser wurde im Jahr 1989 ins Leben gerufen, Domkantor Oliver Sperling ist seit 1996 sein Leiter. Als Erwachsenenchor gründete Winfried Krane zusammen mit Eberhard Metternich 1995 die Domkantorei Köln. Das Vokalensemble Kölner Dom, welches als jüngste Chorgruppe seit dem Jahr 1996 existiert, versteht sich als Kammerchor für Studenten und junge Erwachsene. Gemeinsamer Auftrag aller vier Chöre ist die musikalische Gestaltung der Hochämter und Liturgien in der Hohen Domkirche zu Köln. Darüber hinaus pflegt jeder Chor seine eigenen chorischen Schwerpunkte. Alle Chöre arbeiten kontinuierlich und nicht nur projektweise. Gemeinsam oder als einzelne Chorgruppe arbeiten die Domchöre mit den wichtigsten musikalischen Einrichtungen in Köln und Umgebung zusammen: Gürzenich-Orchester Köln, Kölner Philharmonie, Oper Köln, Westdeutscher Rundfunk sowie mit anderen Orchestern und Chöre der Region. Regelmäßige Chor- und Konzertreisen führen die Ensembles ins In- und Ausland. Bei uns sind die vier Chöre der Kölner Dommusik regelmäßig zu Gast. Eberhard Metternich Eberhard Metternich erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei den Limburger Domsingknaben. Nach dem Abitur studierte er Schulmusik, Germanistik und Gesang in Köln, später Chorleitung bei Uwe Gronostay an der Musikhochschule Frankfurt. Weitere Studien führten ihn nach Wien und Stockholm (Eric Ericson). Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Domkantor am Mainzer Dom wurde er 1987 Domkapellmeister in Köln. Im Rahmen einer grundlegenden 14 Neukonzeption erweiterte er die Kölner Dommusik beständig. In seine Amtszeit fielen die Gründung des Mädchenchores am Kölner Dom 1989, der Domkantorei Köln mit der Kölner Domkapelle 1995 sowie des Vokalensemble Kölner Dom, so dass die Chorlandschaft am Kölner Dom nun vier feste Chöre umfasst. Neben dem Vokal­ ensemble Kölner Dom leitet Eberhard Metternich auch den Kölner Domchor. Daneben formierte er 1989 die Musikschule des Kölner Domchores als musikalische Ausbildungsstätte der Mädchen und Knaben neu und gründete 1991 die Geistliche Musik am Dreikönigenschrein als Konzertreihe für Vokalmusik am Kölner Dom. Mit seinen Chören unternimmt er regelmäßig Konzertreisen, die ihn bis nach Kanada, in die USA, nach Mexiko und Israel führten. Er arbeitet häufig mit anderen Kulturinstitutionen Kölns zusammen, wie Oper, GürzenichOrchester Köln, WDR und Kölner Philharmonie, und war mit den Chören des Domes des öfteren kultureller Botschafter Kölns vor allem in Partnerstädten Bethlehem, Tel Aviv, Cork und Liverpool. In diesem Zusammenhang leitete er auch namhafte Orchester wie das Israel Chamber Orchestra, das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Gürzenich-Orchester Köln und Concerto Köln. Seit 1993 hat Eberhard Metternich einen Lehrauftrag im Fach Chorleitung an der Musikhochschule Köln, die ihm 2001 den Professorentitel verlieh. Winfried Krane Winfried Krane studierte an den Universitäten Bonn und Köln Religions- und Musikpädagogik mit Hauptfach Orgel beim Bonner Münsterorganisten Hubert Brings. Sein Gesangstudium absolvierte er bei Phillip Langshaw in Köln und übernahm schon seit 1973 Organisten- und Chorleitungsdienste in Köln und Wesseling, seit 1983 ist er im Amt des Elisabeth-Organisten in Bonn. 1987 ging Winfried Krane hauptberuflich in den gymnasialen Schuldienst. 1994 übernahm er die Leitung der Musikschule des Kölner Domchores. Seit 1995 ist er zudem Dirigent der von ihm und Eberhard Metternich neugegründeten Domkantorei und der Kölner Domkapelle. An der Universität zu Köln unterrichtet er im Fach Chorleitung. 15 Gürzenich-Orchester Das Gürzenich-Orchester Köln ist eines der großen traditionsreichen Sinfonieorchester Deutschlands. Sein Stammsitz ist die Kölner Philharmonie, die zu den schönsten Konzertsälen weltweit gehört. Hier spielt das Orchester über 50 Konzerte pro Jahr. Der zweite Schwerpunkt ist die Oper Köln, wo es bei über 160 Vorstellungen jährlich im Orchestergraben sitzt. Die Wurzeln des GürzenichOrchesters reichen zurück bis zu den mittelalterlichen Ratsmusiken und den ersten festen Ensembles des Kölner Doms. Seinen Namen verdankt das Orchester dem in der Renaissancezeit errichteten Ballsaal »Gürzenich«, wo ab 1857 die Konzerte stattfanden. Heute gehört das Gürzenich-Orchester Köln zur Spitze der deutschen Sinfonieorchester und ist durch CD-Einspielungen und Gastspiele von Amsterdam über London bis Shanghai weltweit bekannt. 2007 gastierte das Gürzenich-Orchester Köln zum ersten Mal mit großem Erfolg in China. Drei Jahre später war das Orchester einer der Deutschen Kulturbotschafter der EXPO 2010 in Shanghai. Diese Konzerte standen in Zusammenhang mit dem Gastspiel der Oper Köln, die im Grand Theatre in Shanghai Wagners Ring des Nibelungen in zwei Aufführungszyklen zeigte und an drei Abenden im National Center for the Performing Arts in Peking Mozarts Don Giovanni. So fest das Gürzenich-Orchester Köln in der Tradition verwurzelt ist, so erfolgreich richtet es seinen Blick in die Zukunft und bietet 16 seinem Publikum beständig Neues. Ein wichtiger Baustein ist das Projekt »GO live!«: Alle Konzerte des Gürzenich-Orchesters in der Kölner Philharmonie werden live in Studioqualität aufgezeichnet. Unmittelbar nach dem Schlussapplaus können die Konzertbesucher diesen Mitschnitt auf CD, komplett mit Booklet und Hülle und auf Wunsch signiert von den Künstlern, oder auf ihrem MP3-Player mit nach Hause nehmen – ein persönliches Erinnerungsstück an ein einmaliges Konzerterlebnis. Gürzenich-Kapellmeister Markus Stenz erweitert auch das klassische Konzertritual: Am Ende seiner Sinfoniekonzerte steht regelmäßig der »3. Akt«, ein vorher nicht bekannt gegebener Programmpunkt, der Platz bietet für Überraschendes und Unerwartetes. Viel Energie investiert das Gürzenich-Orchester in das Programm »ohrenauf!«. Das renommierte Kinder- und Jugendprogramm wird seit 15 Jahren beständig erweitert und hat in der vergangenen Spielzeit mit zahlreichen Schulbesuchen der Orchestermusiker, Workshops und Konzerten über 10.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Die Lufthansa AG hat als First Global Partner des GürzenichOrchesters Köln das Projekt »ohrenauf!« zum Schwerpunkt ihrer Förderung gewählt. Das Gürzenich-Orchester Köln hat in seiner langen Geschichte bis heute stets die besten Komponisten und Musiker angezogen. Johannes Brahms war häufig zu Gast und dirigierte selbst die Uraufführungen seines Doppelkonzertes für Violine und Violoncello op. 102. Gustav Mahler, als Kapellmeister bekannt und gefürchtet für seine Ansprüche an musikalische Präzision, vertraute dem Orchester die Uraufführung seiner fünften Sinfonie an. Richard Strauss’ Orchesterwerk Don Quixote wurde in Köln aus der Taufe gehoben, Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Peter Tschaikowsky, Igor Strawinsky und Hans Werner Henze dirigierten eigene Werke – kaum ein bedeutender Komponist ließ die Chance aus, mit diesem höchsten Anforderungen genügenden Orchester seine neuesten Werke einzustudieren. Große Persönlichkeiten wie Günter Wand haben in der Vergangenheit als Chefdirigenten das Orchester geformt. Heute unterhält das Orchester neben seinem aktuellen Chefdirigenten Markus Stenz engen Kontakt zu zwei weiteren Dirigenten: Dmitrij Kitajenko, mit dem das Orchester preisgekrönte Gesamteinspielungen von Schostakowitsch und Prokofjew produziert hat, ist seit 2009 Ehrendirigent. Aktuell entsteht mit ihm ein vielbeachteter Zyklus der Werke Tschaikowskys. Mit dem jungen US-Amerikaner James Gaffigan, Chef des Luzerner Sinfonieorchesters, besetzte das Orchester 2012 erstmals die Position eines Ersten Gastdirigenten. Als eines der beiden Hausorchester der Kölner Philharmonie ist das Gürzenich-Orchester Köln hier regelmäßig zu hören. 17 Die Besetzung des Gürzenich-Orchesters Violine I José Maria Blumenschein* Alvaro Palmen Dylan Naylor Chieko Yoshioka-Sallmon David Johnson Rose Kaufmann Adelheid Neumayer-Goosses Judith Ruthenberg Petra Hiemeyer Anna Kipriyanova Juta Õunapuu-Mocanita Ekaterini Irini Chatzinikolaou** Flöte Alja Velkaverh André Sebald Angelique van Duurling Oboe Tom Owen Reinhard Holch Klarinette Oliver Schwarz Tino Plener Fagott Thomas Jedamzik Jörg Steinbrecher Mari Tokumaru Violine II Christine Hohorst* Andreas Heinrich Cornelie Bodamer-Cahen Stefan Kleinert Friederike Zumach Elizabeth Macintosh Sigrid Hegers-Schwamm Joanna Becker Susanne Lang Nathalie Streichardt Jana Andraschke Helen Kim* Horn Egon Hellrung Gerhard Reuber Andreas Jakobs David Neuhoff Trompete Bruno Feldkircher Herbert Lange Peter Mönkediek Viola Bernhard Oll Martina Horejsi-Kiefer Annegret Klingel Ina Richartz Rudi Winkler François Lefèvre Felix Weischedel Meike Beyer Posaune Carsten Luz Karlheinz Gottfried Jan Böhme Pauke Carsten Steinbach Schlagzeug Alexander Schubert Christoph Baumgartner N.N. Violoncello Ulrike Schäfer Franziska Leube Georg Heimbach Daniel Raabe Katharina Apel-Hülshoff Christoph Wagner * Gast ** Praktikant, gefördert von der Concert-Gesellschaft Köln e. V. Kontrabass Stanislav Anischenko* Henning Rasche Johannes Eßer Wolfgang Sallmon 18 Markus Stenz Markus Stenz ist Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln, Chefdirigent des Radio Filharmonisch Orkest Hilversum und Erster Gastdirigent des Hallé Orchestra Manchester. Ausgebildet an der Hochschule für Musik in Köln bei Volker Wangenheim sowie bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa in Tanglewood, profilierte er sich früh mit ungewöhnlichen Projekten und zahlreichen Ur- und Erstaufführungen. 1989 übernahm Markus Stenz die musikalische Leitung des Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano (bis 1995). Von 1994 bis 1998 leitete er als Chefdirigent die London Sinfonietta, das renommierteste britische Ensemble für zeitgenössische Musik. Parallel zu seiner Position als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Melbourne Symphony Orchestra von 1998 bis 2004 hat Markus Stenz sein Repertoire ständig in Richtung Klassik und Romantik erweitert und sich als Konzert- wie auch als Operndirigent international etabliert. Er leitete so namhafte Klangkörper wie das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam, die Münchner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, die Berliner Philharmoniker, das Tonhalle-Orchester Zürich, die Wiener Symphoniker sowie das Chicago Symphony Orchestra. Seit seinem Debüt als Operndirigent mit Hans Werner Henzes Elegie für junge Liebende am Gran Teatro La Fenice in Venedig gastierte er u. a. an den Opernhäusern in Mailand, San Francisco, Los Angeles, Chicago, London, Brüssel, Berlin, Stuttgart, München und Hamburg sowie beim Festival in Glyndebourne, beim Edinburgh International Festival und bei den Salzburger Festspielen. Er leitete zahlreiche Ur- und Erstaufführungen wie Hans Werner Henzes L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe 2003 bei den Salzburger Festspielen. Viel beachtet sind seine Wagner- und Janáček-Dirigate an der Oper Köln. In der Saison 2013/2014 ist Markus Stenz an der Oper Köln u. a. musikalisch verantwortlich für die Neuproduktion von Webers Der Freischütz. Seine zahlreichen CD-Aufnahmen erweitert er derzeit um eine Gesamteinspielung aller MahlerSinfonien mit dem Gürzenich-Orchester Köln, von der zuletzt die siebte Sinfonie erschienen ist. Bei Hyperion erschien unlängst eine von der internationalen Kritik hochgelobte Einspielung von Richard Strauss’ Don Quixote und Till Eulenspiegel mit dem Gürzenich-Orchester. In der Kölner Philharmonie dirigierte er zuletzt am 20. Dezember das Gürzenich-Orchester Köln in einem ohrenauf!-Schulkonzert. 19 Vorschau Gürzenich-Orchester Köln So / / Mo Di Januar 20:00 Januar 20:00 So 12 13 14 Januar 11:00 / / Mo Di März 20:00 März 20:00 09 10 11 März 11:00 Sinfoniekonzert 06 Sinfoniekonzert 08 Alban Gerhardt Violoncello Tine Thing Helseth Trompete Gürzenich-Orchester Köln Eivind Aadland Dirigent Gürzenich-Orchester Köln James Gaffigan Dirigent Arne Nordheim Nachruf für Streichorchester Leoš Janácek Žárlivost (Eifersucht) JW VI/10 für Orchester Robert Schumann Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129 Britta Byström Screen Memories Konzert für Trompete und Orchester Nr. 2 Deutsche Erstaufführung Auftragswerk des Gürzenich-Orchesters Köln Sergej Prokofjew Romeo und Julia – Auszüge aus den Suiten op. 64a, 64b und 101 So / / Mo Di Januar 20:00 Januar 20:00 Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 B 141 26 27 28 Januar 11:00 So / / Mo Di März 20:00 April 20:00 30 31 01 März 11:00 Sinfoniekonzert 07 Anja Kampe Sieglinde Lance Ryan Siegmund Eric Halfvarson Hunding Sinfoniekonzert 09 Leonidas Kavakos Violine und Dirigent Gürzenich-Orchester Köln Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Johann Sebastian Bach Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 a-Moll BWV 1041 Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 (»Frühlingssinfonie«) Jean Sibelius Pelléas et Mélisande op. 46 Richard Wagner 1. Akt aus »Die Walküre« WWV 86 B Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« 20 Fr 18 April 18:00 Karfreitag Johannespassion Anna Lucia Richter Sopran Anke Vondung Alt Mirko Roschkowski Tenor Thomas Bauer Bass Rudolf Rosen Christus Julius Pfeifer Evangelist Vokalensemble Kölner Dom Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Johann Sebastian Bach Johannespassion BWV 245 So / / Mo Di Mai 20:00 Mai 20:00 04 05 06 Mai 11:00 Sinfoniekonzert 10 Radu Lupu Klavier Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488 York Höller Voyage Deutsche Erstaufführung, Auftragswerk des Gürzenich-Orchesters Köln Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 3. Akt 21 Vorschau KölnMusik Januar SO 19 15:00 Filmforum MI 01 Der Lieblingsfilm von Mitsuko Uchida 18:00 Neujahr Casablanca Michael Curtiz Regie USA, 1942, 102 Min. Erika Stucky Vocals, Mini-Akkordeon, Trash-Movies David Coulter Klavier, Multiinstrumentalist Terry Edwards Bass, Saxophon, Multiinstrumentalist Michael Blair Schlagzeug, Multiinstrumentalist Medienpartner: choices KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Black Widow SO 19 Die amerikanische Wahl-Schweizerin Erika Stucky ist ein Mensch gewordenes Naturereignis. Schließlich bewegt sich die Tochter von kalifornischen Hippies mit ihrer Stimme irgendwo zwischen Pop und Dada, zwischen Jazz, Folklore und Wahnsinn. Pünktlich zum neuen Jahr bringt die geborene Entertainerin, Sängerin und Akkordeonistin ihr neuestes Band-Projekt »Black Widow« mit. 20:00 Daniil Trifonov Klavier Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Mikhail Pletnev Dirigent Alexander Glasunow Prelude aus: Iz srednich vekov (Aus dem Mittelalter) op. 79 DO Frédéric Chopin Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11 16 20:00 Christian Tetzlaff Violine Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70 Wiener Philharmoniker Riccardo Chailly Dirigent 19:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder Jean Sibelius Finlandia op. 26 Tondichtung für Orchester Klassiker! 3 Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47 MI 22 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 6 A-Dur WAB 106 20:00 Ensemble, Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden Christian Garbosnik Dirigent KölnMusik gemeinsam mit der Westdeutschen Konzertdirektion Köln Carl Millöcker Gasparone Operette in drei Akten. Libretto von Friedrich Zell und Richard Genée Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 2 Konzertante Aufführung Operette und ... 3 22 DO SO 23 26 21:00 Stadtgarten 16:00 Francesca Lombardi Mazzulli Sopran Jake Arditti Countertenor Harun Gürbüz Gesang TRIPCLUBBING Ensemble 20/21 David Smeyers Leitung Georg Conrad DJ Pera Ensemble Mehmet C. Yeşilçay Leitung Winds of change Sieh, was die Lieb’ aus mir gemacht Werke von Poul Ruders, Noriaki Mori, Lisa Streich, Carlo Gesualdo, Eric Burdon u. a. »Ich liebe dich«, »Ti amo«, »Je t’aime«, »I love you« – wegen dieses kurzen Geständnisses wurden Königreiche gewonnen, aber auch verloren. Dieser unbeschreiblichen Macht geht das Pera Ensemble mit Musik auf den Grund, wie sie sich in all ihrer Üppigkeit, Pracht und den leisen Zwischentönen im 17. und 18. Jahrhundert entfaltete. Man hört nicht nur von Liebesfreud und Liebesleid zwischen den Menschen, sondern auch von der die Liebe zu Gott und der göttlichen Liebe. »Sieh, was die Lieb’ aus mir gemacht« ist ein farbenprächtiger, barocker Konzertabend, der mit seinem Wechselspiel aus großen Gefühlen und faszinierender Mystik besticht. KölnMusik gemeinsam mit ON – Neue Musik Köln e. V. SA 25 20:00 Diego El Cigala Gesang Diego García Gitarre Jaime Calabuch Klavier Yelsy Heredia Kontrabass Isidro Suárez Percussion Diego el Cigala wird auch als der »Sinatra des Flamenco« bezeichnet. Mit seiner Musik durchbricht er die Grenzen des klassischen Flamencos und macht ihn einem breiten Publikum zugänglich, indem er traditionellen Flamenco mit Musik anderer Weltkulturen verbindet. Sein neues Werk »Feeling America« setzt den Fokus auf die Fusion zwischen den Wurzeln des Flamenco und Jazz, wodurch ein neuer Blickwinkel auf die lateinamerikanische Kultur entsteht. Sonntags um vier 3 MI 29 20:00 Mitsuko Uchida Klavier Franz Schubert Sonate für Klavier G-Dur op. 78 D 894 Ludwig van Beethoven 33 Veränderungen C-Dur über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120 »Diabelli-Variationen« 19:00 Einführung in das Konzert 23 Philharmonie für Einsteiger 3 Piano 4 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Gottfried Franz Kasparek ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Matthias Baus S. 16; Matthias Creutziger S. 13; Javier del Real S. 10; Anne Hoffmann S. 11; Christian Kargl S. 12; MolinaVisuals S. 19; Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Silvesterkonzert Kölner Philharmonie 31. Dezember 2013 Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll