Rehabilitation von Patienten mit psychischen/ psychosomatischen Erkrankungen - Vertiefende Analysen aktueller Daten des Ärztlichen Entlassungsberichts Dr. Hanne Melchior Dipl.-Psych. Julia Hoffmann PD Dr. Birgit Watzke Prof. Dr. Holger Schulz Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Hamburg, März 2012 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 1. Einleitung Im Rahmen der Entwicklung von Reha-Therapiestandards in der medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung (DRV) (vgl. u.a. Brüggemann & Klosterhuis, 2005) werden seit Mai 2007 vom Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf für den Indikationsbereich Depression Reha-Therapiestandards entwickelt. Für die Entwicklung der Reha-Therapiestandards bei depressiven Störungen wurden die folgenden vier Arbeitsphasen durchgeführt: • Phase 1: Literaturrecherche und Formulierung evidenzbasierter Therapiemodule (ETM) • Phase 2: Analyse des aktuellen Versorgungsgeschehens bezogen auf die ETM anhand der Daten zu den durchgeführten Leistungen (KTL-Analysen) • Phase 3: Erstellung einer abgestimmten Prozessleitlinie unter Einbezug relevanter Berufsgruppen und medizinischer Fachgesellschaften • Phase 4: Implementierung der Leitlinie im Rahmen einer Pilotphase mit Evaluation der Akzeptanz Die Erstellung der RTS-Depression ist abgeschlossen und die Ergebnisse wie auch das Methodenhandbuch sind unter dem Stichwort „Reha-Qualitätssicherung – Reha-Therapiestandards der Deutschen Rentenversicherung“ im Internet auf der Seite http://www.deutsche-rentenversicherung.de/ veröffentlicht (DRV, 2011; DRV, 2012). Als ein wesentliches Ergebnis wurden für den Indikationsbereich 12 evidenzbasierte Therapiemodule (ETM) entwickelt: ETM Bezeichnung ETM 01 Psychotherapie ETM 02 Indikative Gruppen bei Komorbidität ETM 03 Aktivitätsaufbau ETM 04 Entspannungstraining ETM 05 Bewegungstherapie ETM 06 Gesundheitsbildung ETM 07 Psychoedukation ETM 08 Künstlerische Therapien und Ausdruckszentrierte Ergotherapie ETM 09 Ergotherapie ETM 10 Sozial- und sozialrechtliche Beratung ETM 11 Unterstützung der beruflichen Integration ETM 12 Nachsorge und soziale Integration Im Zuge der bisher durchgeführten Arbeiten und insbesondere im Rahmen der Expertendiskussionen sowie auch im Rahmen vielfältiger Abstimmungsprozesse mit Vertretern der DRV ergaben sich neben der Entwicklung der Reha-Therapiestandards eine Reihe angrenzender offener Fragestellungen, die den Rehabilitationsprozess der Patienten mit psychischen Erkrankungen betreffen, jedoch aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen nicht im Rahmen der Entwicklung der RehaTherapiestandards von depressiven Störungen beantwortet werden können. Dies betrifft unter anderem 2 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie die Frage nach (1) dem Chronifizierungs- und Schweregrad der depressiven Erkrankungen in der Rehabilitation und seinem möglichen Einfluss auf die empfohlenen und tatsächlich durchgeführten Behandlungs- und Nachsorgemaßnahmen sowie die Frage nach (2) der adäquaten Berücksichtigung psychischer und auch somatischer Komorbidität. Auch die Frage nach (3) der aktuellen Verteilung schulenspezifischer psychotherapeutischer Behandlung (nach verhaltenstherapeutischen oder psychodynamischen Therapiekonzepten) und nach einer möglichen Ausweitung integrativer psychotherapeutischer Behandlungskonzepte konnte nicht ausreichend bearbeitet werden. Im Rahmen der Entwicklung von Reha-Therapiestandards für depressive Störungen wurde bereits ein aktueller umfangreicher Datensatz bestehend aus Routinedaten des Ärztlichen Entlassungsbericht für den Bereich der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen aufbereitet und ist für die Auswertung weiterer Fragestellungen nutzbar. Vor dem Hintergrund der oben skizzierten weiterführenden und angrenzenden Fragestellungen erscheint eine Analyse des Datensatzes zu den folgenden drei umfassenden Themenbereichen sinnvoll: 1. Ausmaß und Auswirkungen des Chronifizierungs- und Schweregrades bei depressiven Störungen 2. Häufigkeit und Auswirkungen von Komorbidität 3. Verteilung der psychotherapeutischen Behandlungsverfahren Vorarbeiten/Datengrundlage: Im Rahmen der Entwicklung von Reha-Therapiestandards für depressive Störungen wurde ein aktueller Datensatz bestehend aus Daten des Ärztlichen Entlassungsberichts von der DRV zu Verfügung gestellt und aufwendig aufbereitet. Übermittelt wurden von der DRV Daten des Ärztlichen Entlassungsberichts (incl. KTL-Daten) von insgesamt 52.606 Rehabilitanden über 18 Jahren, die von Januar 2007 bis November 2007 eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme finanziert durch die DRV durchgeführt haben. Kriterien für die Übermittlung der Daten waren Entlassungsdiagnosen (ICD-10) aus dem Bereich F00 bis F09 sowie F20 bis F99 (ohne Sucht) als 1.-5. Diagnose oder die Behandlung in Fachabteilungen für Psychosomatik/Psychotherapie, Fachabteilungen für Allgemeine Psychiatrie bzw. für Allgemeine Psychiatrie mit Schwerpunkt Psychosomatik/Psychotherapie. Nach Fehleranalysen der übermittelten Datensätze wurden Daten von 1.654 Rehabilitanden (3,2%), bei denen mehr als 5% ungültige KTL-Codes (d.h. fehlerhafte Codes und alte Codes der KTL 2000) sowie mehr als ein alter Code aus der KTL 2000 vorlagen, aus den weiteren Analysen ausgeschlossen. Ausgeschlossen wurden weiterhin Rehabilitanden, die eine psychische Erkrankung als 1.-5. Diagnose aufwiesen, jedoch in somatischen Fachabteilungen behandelt wurden. 2. Durchgeführte Analysen zu den Themenbereichen Im Folgenden werden zu jedem der drei Themenbereiche der wissenschaftliche Hintergrund, die Fragestellungen, die Methoden der durchgeführten Analysen sowie die Ergebnisse dargestellt. Die Diskussion der Ergebnisse erfolgt daran anschließend zusammenfassend für alle drei Themenbereiche. 2.1 Themenbereich I: Ausmaß und Auswirkungen des Chronifizierungs- und Schweregrades bei depressiven Störungen Hintergrund: 3 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Depressionen sind mit einer 12-Monatsprävalenz von 10,7% in der deutschen Allgemeinbevölkerung sehr weit verbreitet (Jacobi et al., 2004). Auch im Bereich der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen sind sie mit knapp 40% (unter ausschließlicher Berücksichtigung der 1. Entlassungsdiagnose) eine der häufigsten Diagnosegruppen (Barghaan et al., 2009). Unter Berücksichtigung der 1.-5. Entlassungsdiagnose weisen bis zu 80% der Rehabilitationspatienten in diesem Versorgungsbereich eine depressive Störung auf (eigene Analysen, für den Datensatz vgl. Barghaan et al., 2004). Depressive Störungen variieren hinsichtlich ihres Schweregrades und ihres Chronifizierungsgrades. Mehr als 20% der Patienten mit Depression zeigen einen chronischen Krankheitsverlauf (Keller et al., 1992). Auch im Bereich der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen findet sich ein substantieller Anteil an schweren depressiven Störungen mit chronischem Verlauf (durchschnittliche Erkrankungsdauer: 8 Jahre, ca. 60% mit einer Erkrankungsdauer >2 Jahre, vgl. Steffanowski et al. 2007). In der Literatur (vgl. Melchior, 2011) finden sich eine Reihe von Hinweisen, dass bei Menschen mit depressiven Störungen unterschiedlicher Schwere- und Chronifizierungsgrade von einem differentiellen Behandlungs- und Rehabilitationsbedarf auszugehen. Je schwerer und langanhaltender die Erkrankung ist, operationalisiert durch eine Vielzahl an Variablen wie Ausgangsbelastung (Anderson & Lambert, 2001), psychische Komorbidität (Neeb et al., 2001; Zielke, 2006), Krankheitsdauer (Zielke, 2006; Zielke et al., 1997), Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage, Anzahl der behandlungsrelevanten Problembereiche, Schweregradbeurteilung aus Patientensicht (Zielke et al., 1997) sowie vorangehende stationäre oder ambulante psychotherapeutische Behandlung (Bassler et al., 1995; Zielke et al., 1997), desto höher ist die erforderliche Mindestdosis an Therapiesitzungen und desto länger ist der Zeitraum, bis klinisch relevante Verbesserungen eintreten. Insbesondere für die Gruppe von Rehabilitanden mit schweren und chronischen Depressionen besteht z.B. ein besonderer Bedarf an Einleitung von Nachsorgemaßnahmen in Form weiterführender psychosozialer, psychotherapeutischer oder/und psychopharmakologischer Behandlung (Harfst et al. 2002). Auch im Rahmen der Entwicklung der Reha-Therapiestandards bei depressiven Störungen ergab sich während der Expertendiskussionen die Frage nach einem möglicherweise unterschiedlichen Behandlungs- und Rehabilitationsbedarf bei unterschiedlich schweren Formen der Depression, der in den Therapiestandards eventuell Berücksichtigung finden sollte. Fragestellung: Vor diesem Hintergrund wurde folgende Fragestellung in einer vertieften Analyse von Routinedaten im Ärztlichen Entlassungsbericht im Bereich der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen untersucht: 1. Welches Ausmaß haben Schweregrad und Chronifizierungsgrad depressiver Störungen in der Rehabilitation und welche Auswirkungen hat dies auf die rehabilitativen Behandlung und Nachsorgeempfehlungen? Diese übergreifende Fragestellung lässt sich in fünf Teilaspekte differenzieren: 1a) Wie häufig werden gemäß ICD-10 chronische (F33, F34.1) und nicht-chronische (F32) Depressionsformen sowie die jeweiligen Schweregrade bei F32 und F33 (leicht, mittel, schwer, schwer mit psychotischen Symptomen) im Entlassungsbericht als 1. Entlassungsdiagnose kodiert? 1b) Welche soziodemographischen, klinischen und sozialmedizinischen Patientenmerkmale (z.B. Beurteilung der Leistungsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit, AU-Zeiten) können die Kodierung von chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie von unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 im Entlassungsbericht vorhersagen? 4 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 1c) Unterscheiden sich Patientengruppen mit chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 hinsichtlich der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen (KTL-Daten) sowie der Nachsorgeempfehlungen? 1d) Existieren Einrichtungsunterschiede hinsichtlich der Patientenstruktur, was die Anteile von Patienten mit chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 anbelangt? Anders ausgedrückt: Existiert EinrichtungsVarianz in den dokumentierten Entlassungsdiagnosen bei ähnlicher Patientenstruktur? 1e) Ist es sinnvoll, beide Depressionsformen - die rezidivierenden depressiven Störungen (F33) und die depressiven Symptomatik der Dysthymie (F34.1) - als „chronisch“ zu bezeichnen, sie beide einer „chronischen Vergleichsgruppe“ zuzuordnen und sie den „nicht-chronischen Depressionen“ gegenüberzustellen? Ergeben sich Besonderheiten, wenn man innerhalb der chronischen Depressionen zwischen F33 und F34.1 unterscheidet? Was ergibt die Analyse vor dem Hintergrund der Fragestellungen, wenn man drei Vergleichsgruppen bildet: 1.) „rezidivierende depressive Störungen“ (F33), 2.) anhaltende depressive Störungen (F34.1) und 3.) nicht-chronische depressive Störungen (F32)? Methodik und Auswertungsstrategien: Ausgewertet wurde eine Stichprobe von n = 9.484 regulär entlassenen Rehabilitanden mit depressiven Störungen (F32, F33, F34.1 - dokumentiert als erste Entlassungsdiagnose im Ärztlichen Entlassungsbericht) aus Fachabteilungen für Psychosomatik/Psychotherapie sowie Allgemeine Psychiatrie mit Schwerpunkt Psychosomatik/Psychotherapie. Die Analysen wurden eingegrenzt auf die Kliniken, in denen jeweils mindestens 100 der teilnehmenden Patienten behandelt wurden, mit einer Behandlungsdauer von mindestens 3 und höchstens 9 Wochen. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden deskriptive und varianzanalytische Verfahren verwendet. zu 1a) Ermittelt wurden in deskriptiven Analysen unter den Patienten mit depressiven Störungen (gemäß 1. Entlassungsdiagnose) jeweils der prozentuale Anteil an Patienten mit gemäß ICD-10 chronischen Depressionsformen (1. Entlassungsdiagnose F33, F34.1) sowie mit nicht-chronischen Depressionsformen (1. Entlassungsdiagnose F32). In differenzierten deskriptiven Analysen zur Verteilung des Schweregrads innerhalb der Diagnosegruppen wurde anschließend jeweils der prozentuale Anteil der Patienten mit leichten (Fxx.0), mittelgradigen (Fxx.1) und schweren (Fxx.2) Formen sowie mit Dysthymie (F34.1) ermittelt. zu 1b) Mittels uni- und multivariater Analyseverfahren (u.a. Logistische Regression) wurde überprüft, wie in der Literatur berichtete, mit dem Verlauf und Schweregrad depressiver Störungen assoziierte soziodemographische, klinische und sozialmedizinische Patientenvariablen, die im Entlassungsbericht enthalten sind, mit den kodierten chronischen und nicht-chronischen Diagnosegruppen oder Diagnosegruppen mit unterschiedlich kodiertem Schweregrad zusammenhängen bzw. die Zugehörigkeit zu diesen Gruppen vorhersagen können. zu 1c) Patienten mit kodierten chronischen und nicht-chronischen Depressionsformen sowie Patienten unterschiedlich kodierter Schweregrade der Depression wurden hinsichtlich Art und Dosis (Anzahl und Dauer der kodierten KTL-Ziffern) der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen sowie der im Entlassungsbericht kodierten Nachsorgeempfehlungen deskriptiv und inferenzstatistisch verglichen. zu 1d) Die verschiedenen Einrichtungen wurden mittels univariater Analysen hinsichtlich ihrer Patientenstruktur – bezogen auf Chronizität und Schweregrad der kodierten depressiven Störungen – verglichen. zu 1e) Innerhalb der nach Chronifizierung gebildeten Gruppe erfolgte eine weitere Differenzierung hinsichtlich Dysthymia (F34.1), so dass drei Vergleichsgruppen (F32, F33, F34.1) entstanden. Diese 5 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie wurden deskriptiv analysiert sowie auf Zusammenhänge mit in 1b) bereits angeführten soziodemographischen, klinischen und sozialmedizinischen Patientenvariablen untersucht. Ergebnisse: Fragestellung 1a) Wie häufig werden gemäß ICD-10 chronische (F33, F34.1) und nicht-chronische (F32) Depressionsformen sowie die jeweiligen Schweregrade bei F32 und F33 (leicht, mittel, schwer, schwer mit psychotischen Symptomen) im Entlassungsbericht als 1. Entlassungsdiagnose kodiert? Abbildung 1 gibt einen Überblick über die Verteilung der Diagnosen hinsichtlich Chronizität, Abbildung 2 hinsichtlich Schweregrad. Knapp die Hälfte der Patienten weist demnach eine akute Episode auf (F32), etwas mehr als die Hälfte dementsprechend eine chronische Form der Depression (F33, F34.1). Als häufigster Schweregrad wird mit 71% eine mittelgrade Depression kodiert, jeweils 7% entfallen auf schwere Depression und Dysthymie, leichte Depression wird in 15% der Fälle kodiert. Abbildung 1: Häufigkeit chronischer und nicht chronischer depressiver Störungen in der untersuchten Stichprobe Abbildung 2: Häufigkeiten der verschiedenen Schweregrade depressiver Störungen 6 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Fragestellung 1b) Welche soziodemographischen, klinischen und sozialmedizinischen Patientenmerkmale (z.B. Beurteilung der Leistungsfähigkeit, Arbeitsfähigkeit, AU-Zeiten) können die Kodierung von chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie von unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 im Entlassungsbericht vorhersagen? Ergebnisse univariater Vergleiche der unterschiedlichen Chronizitäts- und Schweregradgruppen hinsichtlich soziodemographischer Merkmale finden sich in Tabelle 1, hinsichtlich sozialmedizinischer Variablen in der Tabelle 2 bis Tabelle 5. Tabelle 1: Vergleich der nach Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich soziodemographischer Merkmale Alter Geschlecht Familienstand M (SD) männlich n (%) weiblich n (%) verheiratet n (%) ledig n (%) geschieden verwitwet n (%) 48.1 (8.4) 2136 (22.5) 7348 (77.5) 5014 (54.9) 1817 (19.9) 2304 (25.2) nicht-chronifizierte Depr. 47.8 (8.6) 1121 (24.8) 3399 (75.2) 2562 (58.6) 839 (19.2) 968 (22.2) chronifizierte Depr. 48.5 (8.2) 1015 (20.4) 3949 (79.6) 2452 (51.4) 978 (20.5) 1336 (28.0) Gesamt Chronifizierung T-test / / χ²-test p, d / / p, φ /Cramer-V <.001, .084 <.001, -.052 <.001, .077 Schweregrad Dysthymia 48.1 (8.4) 144 (22.0) 512 (78.0) 325 (51.8) 134 (21.3) 169 (26.9) leichte Depression 47.7 (8.3) 313 (22.3) 1089 (77.7) 758 (55.9) 258 (19,0) 340 (25.1) mittelschwere Depression 48.1 (8.4) 1485 (22.1) 5233 (77.9) 3561 (55.0) 1296 (20.0) 1616 (25.0) schwere Depression 49.0 (8.0) 194 (27.4) 514 (72.6) 370 (54.6) 129 (19,0) 179 (26.4) ANOVA / / χ²-test p, Eta² / / p, φ /Cramer-V .011, .001 .015, .033 .656, .015 7 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 2: Vergleich der nach Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Merkmalen der Teilhabe am Arbeitsleben und Behandlungsdauer Erwerbsstatus vollzeit teilzeit nicht erwerbstätig erwerbstätig erwerbstätig n (%) n (%) n (%) keine n (%) AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten bis unter 3 3 bis unter 6 Monate Monate n (%) n (%) mehr als 6 Monate n (%) Behandlungsdauer Tage M (SD) 5299 (60.8) 2301 (26.4) 1117 (12.8) 1313 (13.8) 3477 (36.7) 1740 (18.3) 2721 (28.7) 43.1 (6.8) nicht-chronifizierte Depr. 2664 (63.7) 1068 (25.5) 449 (10.7) 588 (13.0) 1625 (36.0) 905 (20.0) 1324 (29.3) 43.1 (6.7) chronifizierte Depr. 2635 (58.1) 1233 (27.2) 668 (14.7) 725 (14.6) 1852 (37.3) 835 (16.8) 1397 (28.1) 43.2 (6.9) Gesamt Chronifizierung T-test / / χ²-test <.001, .068 p, d / / p, φ /Cramer-V <.001, .064 .319, .021 Schweregrad Dysthymia 367 (61.1) 165 (27.5) 69 (11.5) 173 (26.4) 313 (47.7) 57 (8.7) 97 (14.8) 42.1 (6.6) leichte Depression 799 (61.7) 352 (27.2) 143 (11.1) 288 (20.5) 700 (49.9) 181 (12.9) 199 (14.2) 41.7 (7.1) mittelschwere Depression 3765 (60.9) 1631 (26.4) 788 (12.7) 807 (12.0) 2326 (34.6) 1363 (20.3) 2060 (30.7) 43.4 (6.7) schwere Depression 368 (57.7) 153 (24.0) 117 (18.3) 45 (6.4) 138 (19.5) 139 (19.6) 365 (51.6) 44.0 (7.1) ANOVA / / χ²-test p, Eta² / / p, φ /Cramer-V .001, .036 <.001, .154 <.001, .011 Tabelle 3: Vergleich der nach Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Arbeitsfähigkeit der Patienten Arbeitsfähigkeit der Patienten in % nicht arbeitsfähig arbeitsfähig nicht chronifizierte Depression (F32) 45,7 54,3 chronifizierte Depression (F33, 34.1) 42,8 57,2 Dysthymia (F34.1) 17,5 82,5 leichte Depression (F32.0, F33.0) 20,0 80,0 mittelschwere Depression (F32.1, F33.1) 48,4 51,6 schwere Depression (F32.2, F32.3, F33.2, F33.3) 76,3 23,7 Diagnose χ²-test (p, φ/Cramer-V) Chronifizierung (.004, .029) Schweregrad (< .001, .302) 8 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 4: Vergleich der nach Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Leistungsfähigkeit der Patienten Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit in % 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden/keine nicht chronifizierte Depression (F32) 86,8 2,8 10,4 chronifizierte Depression (F33, 34.1) 80,0 4,7 15,2 Dysthymia (F34.1) 90,6 2,2 7,2 leichte Depression (F32.0, F33.0) 92,8 1,8 5,4 mittelschwere Depression (F32.1, F33.1) 82,7 4,1 13,1 schwere Depression (F32.2, F32.3, F33.2, F33.3) 62,2 6,5 31,3 Diagnose χ²-test (p, Cramer-V) Chronifizierung (< .001, .091) Schweregrad (< .001, .137) Tabelle 5: Vergleich der nach Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Leistungsfähigkeit der Patienten (Fortsetzung) Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit in % 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden/keine nicht chronifizierte Depression (F32) 93,6 2,8 3,6 chronifizierte Depression (F33, 34.1) 88,6 5,2 6,2 Dysthymia (F34.1) 96,9 1,7 1,4 leichte Depression (F32.0, F33.0) 97,3 1,9 0,8 mittelschwere Depression (F32.1, F33.1) 90,9 4,5 4,6 schwere Depression (F32.2, F32.3, F33.2, F33.3) 73,6 7,0 19,4 Diagnose χ²-test (p, Cramer-V) Chronifizierung (< .001, .088) Schweregrad (< .001, .152) Für das Merkmal Chronifizierung ergeben sich in keiner der durchgeführten Analysen Unterschiede mit mindestens kleiner Effektstärke, wohl aber für den Schweregrad: Patienten mit einer schwereren Form der Depression weisen längeres AU-Zeiten auf und sind weniger arbeits- und leistungsfähig. Zusätzlich zur getrennten Betrachtung der Merkmale Chronizität und Schweregrad können die jeweiligen Abstufungen dieser Variablen kombiniert analysiert werden, um Hinweise auf mögliche Wechselwirkungen zu erhalten. Es lassen sich sieben Gruppen bilden: Je drei Schweregrade für jeweils F32 und F33 sowie eine Gruppe F34.1, bei der keine Abstufung in Schweregrade erfolgt. In Tabelle 6 bis Tabelle 8 werden die gebildeten sieben Gruppen hinsichtlich der Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Patienten verglichen, in Tabelle 9 hinsichtlich Arbeitsunfähigkeitszeiten in den letzten 12 Monaten vor Behandlungsbeginn. 9 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 6: Vergleich der nach der Kombination aus Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Arbeitsfähigkeit der Patienten Arbeitsfähigkeit der Patienten in % nicht arbeitsfähig arbeitsfähig F32.0 Depressive Episode leicht 19,0 81,0 F32.1 Depressive Episode mittel 48,2 51,8 F32.2 Depressive Episode schwer 74,8 25,2 F33.0 Rezidivierende depressive Störung leicht 21,0 79,0 F33.1 Rezidivierende depressive Störung mittel 48,6 51,4 F33.2 Rezidivierende depressive Störung schwer 78,2 21,8 F34.1 Dysthymia 17,5 Diagnose χ²-test (p, Cramer-V) 82,5 <.001, .301 Tabelle 7: Vergleich der nach der Kombination aus Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Leistungsfähigkeit der Patienten Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit in % Diagnose F32.0 Depressive Episode leicht 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden/keine 95,0 1,3 3,7 F32.1 Depressive Episode mittel 86,7 2,8 10,5 F32.2 Depressive Episode schwer 69,5 6,5 24,0 F33.0 Rezidivierende depressive Störung leicht 90,5 2,4 7,1 F33.1 Rezidivierende depressive Störung mittel 78,4 5,6 16,0 F33.2 Rezidivierende depressive Störung schwer 55,0 6,4 38,5 F34.1 Dysthymia 90,6 2,2 7,2 χ²-test (p, Cramer-V) < .001, .157 Tabelle 8: Vergleich der nach der Kombination aus Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Leistungsfähigkeit der Patienten (Fortsetzung) Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit in % Diagnose F32.0 Depressive Episode leicht 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden/keine 98,3 1,1 0,6 F32.1 Depressive Episode mittel 94,1 2,8 3,1 F32.2 Depressive Episode schwer 78,9 6,5 14,6 F33.0 Rezidivierende depressive Störung leicht 96,3 2,7 1,0 F33.1 Rezidivierende depressive Störung mittel 87,5 6,2 6,2 F33.2 Rezidivierende depressive Störung schwer 69,0 7,4 23,6 F34.1 Dysthymia 96,9 1,7 1,4 χ²-test (p, Cramer-V) < .001, .169 10 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 9: Vergleich der nach der Kombination aus Chronifizierung und Schweregrad gebildeten Stichproben hinsichtlich Arbeitsunfähigkeit der Patienten AU Zeiten in den letzten 12 Monaten vor Behandlungsbeginn in % Diagnose keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 6 Monate und nicht Moante mehr erwerbstätig F32.0 Depressive Episode leicht 21,6 50,8 12,8 12,8 1,9 F32.1 Depressive Episode mittel 11,8 34,5 21,3 30,6 1,7 F32.2 Depressive Episode schwer 7,2 19,8 22,2 49,4 1,5 F33.0 Rezidivierende depressive Störung leicht 19,4 49,0 13,0 15,6 2,9 F33.1 Rezidivierende depressive Störung mittel 12,2 34,7 19,2 30,7 3,2 F33.2 Rezidivierende depressive Störung schwer 5,4 19,3 17,9 52,7 4,8 F34.1 Dysthymia 26,4 47,7 8,7 14,8 2,4 χ²-test (p, Cramer-V) < .001, .135 In allen Vergleichen ergeben sich Unterschiede mit mindestens kleiner Effektstärke zwischen den Gruppen: Diese lassen sich, wie auch schon in den getrennten Analysen von Chronizität und Schweregrad vor allem durch den Schweregrad erklären: Den höchsten Anteil an Patienten mit eingeschränkter Arbeits- und Leistungsfähigkeit weisen Patienten mit schwerer Depression auf, unabhängig von der Diagnose F32 und F33. Neben univariaten Vergleichen wurde in multivariaten Analysen mittels Logistischer Regression geprüft, in welchem Ausmaß verschiedene Prädiktoren mit Chronizität und Schweregrad zusammenhängen und welche der Prädiktoren dabei von besonderem Gewicht sind. In der Tabelle 10 bis Tabelle 12 sind die entsprechenden Ergebnisse für soziodemographische, klinische und sozialmedizinische Prädiktoren zusammengefasst. Entsprechend den Ergebnissen der univariaten Analysen liegt in allen drei Fällen nur ein sehr schwacher Zusammenhang vor, mit weniger als 2% erklärter Varianz. Tabelle 13 enthält die Ergebnisse der zusammenfassen Regression, in der die signifikanten Prädiktoren der drei einzelnen Regressionsrechnungen eingegangen sind. Der erklärte Varianzanteil ist mit 4% ebenfalls noch sehr niedrig, AU-Zeiten und psychische Komorbidität sind hier die stärksten Prädiktoren. Tabelle 10: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer nicht-chronifizierten Störung (soziodemographische Prädiktoren) B Exp(B) 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze Alter -0,015 0,985 0,980 0,990 weiblich -0,230 0,795 0,719 0,878 männlich 0 . . . ledig 0,006 1,006 0,879 1,151 verheiratet 0,323 1,381 1,248 1,528 . . Geschlecht a Familienstand verwitwet 2 R (Nagelkerke) a 0 . .015 Die Referenzkategorie lautet: chronifizierte Depression. Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a 11 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 11: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer nicht-chronifizierten Störung (klinische Prädiktoren) B Exp(B) 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze psychische Komorbidität keine 0,502 1,653 1,450 1,884 eine weitere F-Diagnose 0,260 1,297 1,131 1,488 0 . . . keine 0,173 1,189 1,065 1,326 eine weitere somat. Diagnose 0,140 1,150 1,040 1,272 . . . a mehr als eine weitere F-Diagnose somatische Komorbidität a mehr als eine weitere somat. Diagnose 0 2 .011 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 1,00 chronifizierte Depression (F33, 34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a Tabelle 12: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer nicht-chronifizierten Störung (sozialmedizinische Prädiktoren) B Exp(B) 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze AU-Zeiten keine 0,280 1,323 0,937 1,867 bis unter 3 Monate 0,322 1,380 0,988 1,926 3 bis unter 6 Moante 0,507 1,660 1,182 2,330 6 Monate und mehr 0,477 1,611 1,155 2,245 0 . . . 0,195 1,215 1,093 1,350 . . . nicht erwerbstätig a Arbeitsfähigkeit ja nein a 0 Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 0,432 1,540 1,301 1,822 3 bis unter 6 Stunden 0,006 1,006 0,741 1,365 . . . unter 3 Stunden a 0 Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 0,357 1,429 1,113 1,834 3 bis unter 6 Stunden -0,032 0,969 0,682 1,376 . . unter 3 Stunden a 0 . 2 .022 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 1,00 chronifizierte Depression (F33, 34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a 12 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 13: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer nicht-chronifizierten Störung (nur signifikante Prädiktoren der logistischen Regression aufgeführt) B Exp(B) -0,012 0,988 weiblich männlich -0,240 a 0 0,787 . 0,710 . 0,872 . ledig verheiratet verwitwet 0,309 a 0 1,362 . 1,228 . 1,510 . 0,427 0,209 a 0 1,532 1,233 . 1,331 1,066 . 1,763 1,426 . 0,150 1,161 1,032 1,306 0 . . . 0,482 0,483 a 0 1,619 1,621 . 1,135 1,144 . 2,310 2,296 . 0,221 a 0 1,247 . 1,119 . 1,390 . 0,377 1,458 1,224 1,736 0 . . . 0,331 1,393 1,070 1,812 . . Alter Geschlecht 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze 0,982 0,993 Familienstand psychische Komorbidität keine eine weitere F-Diagnose mehr als eine weitere F-Diagnose somatische Komorbidität keine eine weitere somat. Diagnose mehr als eine weitere somat. Diagnose AU-Zeiten keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Moante 6 Monate und mehr nicht erwerbstätig Arbeitsfähigkeit ja nein Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden 2 R (Nagelkerke) a a a . 0 .042 Die Referenzkategorie lautet: chronifizierte Depression (F33, 34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a In vergleichbaren Analysen wurde die Vorhersage des Schweregrads untersucht. Wie der Tabelle 14 und Tabelle 15 zu entnehmen, können die untersuchten soziodemographischen und klinischen Variablen keinen nennenswerten Varianzanteil des Schweregrads erklären. Erwartungsgemäß ist dies anders bei den sozialmedizinischen Variablen (siehe Tabelle 16), wo alle Variablen zusammen 14% der Varianz erklären. Von besonderem Gewicht ist dabei die Einschätzung der Arbeitsfähigkeit, dies ist auch der Fall, wenn alle signifikanten Variablen der vorgenannten drei Regressionsrechnungen gemeinsam getestet werden (siehe Tabelle 17). 13 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 14: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Schweregrades einer depressiven Störung (soziodemographische Prädiktoren) leichte Depression Alter Geschlecht weiblich männlich Familienstand ledig verheiratet verwitwet mittelschwere Depression Alter Geschlecht weiblich männlich Familienstand ledig verheiratet verwitwet schwere Depression Alter Geschlecht weiblich männlich Familienstand ledig verheiratet verwitwet B Exp(B) -0,012 0,988 -0,052 a 0 0,949 . 0,752 . 1,198 . -0,158 0,133 a 0 -0,003 0,854 1,142 . 0,997 0,630 0,909 . 0,986 1,156 1,436 . 1,008 -0,015 a 0 0,986 . 0,805 . 1,206 . -0,019 0,132 a 0 0,009 0,982 1,141 . 1,009 0,757 0,937 . 0,995 1,272 1,391 . 1,024 -0,303 a 0 0,739 . 0,570 . 0,957 . -0,051 0,024 a 0 0,950 1,025 . 0,671 0,789 . 1,344 1,331 . 2 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze 0,976 1,001 . .004 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 4,00 Dysthymia (F34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a Tabelle 15: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Schweregrades einer depressiven Störung (klinische Prädiktoren) leichte Depression mittelschwere Depression schwere Depression B Exp(B) 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze 0,295 0,145 a 0 1,343 1,157 . 0,964 0,815 . 1,870 1,640 . -0,380 -0,135 a 0 0,684 0,874 . 0,531 0,695 . 0,880 1,099 . -0,326 -0,180 a 0 0,722 0,835 . 0,549 0,625 . 0,950 1,115 . -0,120 -0,082 a 0 0,887 0,921 . 0,718 0,756 . 1,096 1,123 . -1,083 -0,569 a 0 0,339 0,566 . 0,243 0,401 . 0,472 0,799 . -0,090 -0,196 a 0 0,914 0,822 . 0,691 0,629 . 1,209 1,074 . psychische Komorbidität keine eine weitere F-Diagnose mehr als eine weitere F-Diagnose somatische Komorbidität keine eine weitere somat. Diagnose mehr als eine weitere somat. Diagnose psychische Komorbidität keine eine weitere F-Diagnose mehr als eine weitere F-Diagnose somatische Komorbidität keine eine weitere somat. Diagnose mehr als eine weitere somat. Diagnose psychische Komorbidität keine eine weitere F-Diagnose mehr als eine weitere F-Diagnose somatische Komorbidität keine eine weitere somat. Diagnose mehr als eine weitere somat. Diagnose 2 .016 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 4,00 Dysthymia (F34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. 14 . Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 16: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Schweregrades einer depressiven Störung (sozialmedizinische Prädiktoren) leichte Depression B Exp(B) 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Moante 6 Monate und mehr nicht erwerbstätig -0,469 -0,168 0,189 -0,246 a 0 0,626 0,845 1,208 0,782 . 0,297 0,407 0,553 0,367 . 1,315 1,758 2,639 1,666 . ja nein 0,139 a 0 1,149 . 0,860 . 1,535 . keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Moante 6 Monate und mehr nicht erwerbstätig -0,416 0,013 0,769 0,468 a 0 0,660 1,013 2,159 1,597 . 0,341 0,529 1,078 0,820 . 1,276 1,941 4,323 3,112 . ja nein 1,082 a 0 2,951 . 2,296 . 3,793 . keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Moante 6 Monate und mehr nicht erwerbstätig -0,376 0,129 0,990 0,980 a 0 0,687 1,137 2,693 2,666 . 0,285 0,491 1,130 1,161 . 1,658 2,632 6,418 6,121 . ja nein 1,902 a 0 6,697 . 4,833 . 9,279 . 0,448 -0,069 a 0 1,565 0,933 . 0,998 0,381 . 2,454 2,287 . 0,269 0,745 a 0 1,309 2,107 . 0,488 0,582 . 3,507 7,632 . 0,311 0,222 a 0 1,364 1,248 . 0,941 0,595 . 1,978 2,618 . -0,612 0,082 a 0 0,542 1,085 . 0,254 0,385 . 1,156 3,061 . 0,101 0,461 a 0 1,106 1,586 . 0,708 0,683 . 1,728 3,682 . -1,614 -0,868 a 0 0,199 0,420 . 0,089 0,138 . 0,443 1,275 . AU-Zeiten Arbeitsfähigkeit mittelschwere Depression AU-Zeiten Arbeitsfähigkeit schwere Depression AU-Zeiten Arbeitsfähigkeit leichte Depression mittelschwere Depression schwere Depression Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden 2 .143 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 4,00 Dysthymia (F34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. 15 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 17: Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Schweregrades einer depressiven Störung (nur signifikante Prädiktoren der logistischen Regression aufgeführt) leichte Depression mittelschwere Depression B Exp(B) Alter somatische Komorbidität -0,015 0,985 keine eine weitere somat. Diagnose mehr als eine weitere somat. Diagnose Alter Arbeitsfähigkeit ja nein -0,394 0,674 0,515 0,882 0 -0,008 . 0,992 . 0,980 . 1,003 1,096 a 0 2,993 . 2,313 . 3,874 . -0,536 0,585 0,405 0,844 0 . . . 1,915 a 0 6,788 . 4,858 . 9,485 . -1,484 0,227 0,100 0,512 . . a 95% Konfidenzintervall für Exp(B) Untergrenze Obergrenze 0,972 0,998 schwere Depression psychische Komorbidität keine eine weitere F-Diagnose mehr als eine weitere F-Diagnose Arbeitsfähigkeit ja nein Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit 6 Stunden und mehr 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden 2 a a 0 . .152 R (Nagelkerke) Die Referenzkategorie lautet: 4,00 Dysthymia (F34.1). Dieser Parameter wird auf Null gesetzt, weil er redundant ist. a Fragestellung 1c) Unterscheiden sich Patientengruppen mit chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 hinsichtlich der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen (KTL-Daten) sowie der Nachsorgeempfehlungen? Die Tabelle 18 und die Tabelle 19 (sowie die Abbildung 3 bis Abbildung 5) enthalten einen Vergleich der während des Klinikaufenthaltes erhaltenen bzw. kodierten Leistungen in Minuten insgesamt wie auch pro ETM hinsichtlich der zwei Chronizitätsgruppen sowie der vier Gruppen, die nach dem Schweregrad gebildet wurden (incl. Dysthymie). Sowohl für die Gesamtzahl der Minuten wie auch für die pro ETM kodierten Minuten ergeben sich keine signifikante Unterschiede von mindestens kleiner Effektstärke (alle d < .054) in Abhängigkeit von der Variable Chronizität. Bezogen auf den Schweregrad liegt ein vergleichbares Ergebnis vor: Es finden sich sowohl bezogen auf die Gesamtminuten wie auch die Minuten pro ETM keine Unterschiede zwischen den vier Gruppen, mit Ausnahme des ETM 10 (Sozial- und Sozialrechtliche Beratung), in dem Patienten mit einer als schwer kodierten Depression den höchsten und solche mit einer als leicht kodierten Depression den niedrigsten Anteil erhalten (Unterschied mit kleiner Effektstärke). Ergänzend wurde überprüft, inwieweit sich Unterschiede ergeben, wenn das ETM 1 (Psychotherapie) noch weitergehend differenziert wird in Einzel- und Gruppentherapie: Abbildung 6 und Abbildung 7 ist zu entnehmen, dass sich hinsichtlich des Schweregrads signifikante Unterschiede mit kleiner Effektstärke sowohl bezogen auf die Anzahl der Therapieeinheiten wie auch die Minuten ergeben: Patienten mit einer als schwer kodierten Depression erhalten am meisten Einzeltherapie, am wenigsten die mit einer als leicht kodierten Depression. Keine Unterschiede mit mindestens kleiner Effektstärke finden sich hingegen für Anzahl und Umfang der Gruppentherapie. 16 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 18: Zusammenhang von Chronifizierungs- und Schweregrad depressiver Störungen mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung Total dosage M (SD) Total o. PT M (SD) ETM1 Psycho M (SD) ETM2 indik. Gr. M (SD) ETM3 Aktivität M (SD) ETM4 Entspann M (SD) ETM5 Beweg M (SD) Chronicity non-chronic depression 5472 (1885) 4135 (1626) 1336 (747) 248 (482) 344 (511) 440 (311) 1657 (1037) chronic depression 5517 (1967) 4143 (1666) 1373 (754) 249 (447) 337 (501) 425 (320) 1666 (1032) .016, .049 .889, .003 .480, .015 .025, .046 .680, .008 T-test Sign. p, d .253, .023 .809, .005 Severity Dysthymia 5460 (1815) 4108 (1528) 1352 (746) 185 (360) 334 (462) 441 (305) 1806 (1083) mild depression 5299 (1924) 4045 (1681) 1253 (739) 264 (533) 313 (479) 462 (318) 1695 (958) moderate depression 5548 (1932) 4172 (1643) 1375 (761) 253 (462) 346 (513) 426 (312) 1653 (1031) high depression 5418 (1982) 4043 (1719) 1375 (655) 232 (419) 342 (524) 426 (352) 1544 (1145) ANOVA Sign. p, Eta² <.001, .002 <.001, .003 .001, .002 .167, .001 .001, .002 <.001, .003 .019, .001 Tabelle 19: Zusammenhang von Chronifizierungs- und Schweregrad depressiver Störungen mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung (Fortsetzung) ETM6 Gesundh M (SD) ETM7 Psyched M (SD) ETM8 Kunst M (SD) ETM9 Ergo M (SD) ETM10 Sozial M (SD) ETM11 Beruf M (SD) ETM12 Nachsorge M (SD) non-chronic depression 385 (300) 130 (231) 405 (514) 389 (557) 34 (47) 91 (241) 12 (43) chronic depression 369 (284) 132 (215) 432 (554) 405 (573) 36 (47) 81 (214) 10 (39) T-test Sign. p, d .009, .054 .671, .009 .013, .051 .181, .028 .087, .035 .040, .042 .151, .030 Dysthymia 356 (257) 114 (168) 425 (501) 351 (467) 26 (38) 61 (192) 10 (34) mild depression 366 (254) 108 (197) 384 (566) 346 (509) 22 (37) 77 (214) 7 (31) moderate depression 381 (302) 137 (231) 423 (529) 411 (580) 37 (49) 92 (237) 12 (43) high depression 377 (296) 138 (239) 446 (561) 407 (608) 47 (51) 71 (179) 14 (41) ANOVA Sign. p, Eta² .079, .001 <.001, .003 .038, .001 <.001, .002 <.001, .020 <.001, .002 .001, .002 Chronicity Severity 17 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Chronifizierung nicht-chronische Depression chronische Depression Schweregrad Dysthymia leichte Depression mittelschwere Depression schwere Depression 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 Gesamtdosis (Minuten) Abbildung 3: Verteilung der Gesamtdosis therapeutischer Leistungen in Abhängigkeit von Chronifizierung und Schweregrad der depressiven Störung Abbildung 4: Verteilung der Dosen therapeutischer Leistungen in den einzelnen ETMs in Abhängigkeit vom Chronifizierungsgrad der depressiven Störung 18 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 5: Verteilung der Dosen therapeutischer Leistungen in den einzelnen ETMs in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung 19 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 6: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Chronifizierung und Schweregrad :Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie (Therapieeinheiten) 20 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 7: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Chronifizierung und Schweregrad :Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie (Therapieminuten) Fragestellung 1d) Existieren Einrichtungsunterschiede hinsichtlich der Patientenstruktur, was die Anteile von Patienten mit chronischen und nicht-chronischen Depressionen sowie Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden der Depression gemäß ICD-10 anbelangt? Anders ausgedrückt: Existiert Einrichtungs-Varianz in den dokumentierten Entlassungsdiagnosen bei ähnlicher Patientenstruktur? Abbildung 8 enthält eine Darstellung des Anteils von Patienten mit einer als chronifiziert kodierten Form der Depression pro Klinik: Der Anteil schwankt zwischen 34% und 77%. Abbildung 9 ist die Varianz zwischen den Einrichtungen hinsichtlich des Anteils von Patienten mit unterschiedlichen Schweregraden zu entnehmen: Bei Patienten mit einer als mittelgradig kodierten Form der Depression streut der Anteil zwischen 43% und 86%. Der Anteil der Patienten mit Dysthymie schwankt zwischen 0% und 30%. 21 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 8: Einrichtungsvarianz bezüglich kodierten Chronifizierungsgrads der depressiven Störungen Abbildung 9: Einrichtungsvarianz bezüglich kodierten Schweregrads der depressiven Störungen Fragestellung 1e) Ist es sinnvoll, beide Depressionsformen - die rezidivierenden depressiven Störungen (F33) und die depressive Symptomatik der Dysthymie (F34.1) - als „chronisch“ zu bezeichnen, sie beide einer „chronischen Vergleichsgruppe“ zuzuordnen und sie den „nicht-chronischen Depressionen“ gegenüberzustellen? Ergeben sich Besonderheiten, wenn man innerhalb der chronischen Depressionen zwischen F33 und F34.1 unterscheidet? Was ergibt die Analyse vor dem Hintergrund der Fragestellungen, wenn man drei Vergleichsgruppen bildet: 1.) „rezidivierende depressive Störungen“ (F33), 2.) anhaltende depressive Störungen (F34.1) und 3.) nicht-chronische depressive Störungen (F32)? Abbildung 10 verdeutlicht den Anteil kodierter Dysthymien (F34.1) im Vergleich zur rezidivierenden depressiven Störung (F33) und der depressiven Episode (F32): Mit 7% im Vergleich zu 45% bzw. 48% fällt er vergleichsweise gering aus. Tabelle 20 enthält einen Vergleich der drei Chronifizierungsgruppen hinsichtlich soziodemographischer Merkmale: Auch nach getrennter Berücksichtigung der Dysthymie ergeben sich keine Unterschiede mit mindestens kleiner Effektstärke. Anders stellt es sich beim Vergleich der AU-Zeiten dar: Hier weisen Patienten mit einer kodierten Diagnose Dysthymie deutlich kürzere Zeiten auf als die beiden anderen Gruppen (siehe Tabelle 21). Keine Unterschiede liegen hingegen für die Behandlungsdauer vor. 22 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 10: Häufigkeit nicht chronischer depressiver Störungen, rezidivierender depressiver Störungen und Dysthymie in der untersuchten Stichprobe Tabelle 20: Vergleich der nach nicht chronischen depressiven Störungen, rezidivierenden depressiven Störungen und Dysthymie gebildeten Stichproben hinsichtlich soziodemographischer Merkmale Gender Age age M (SD) n (%) n (%) n (%) n (%) divorced/ widowed n (%) 48.1 (8.4) 2136 (22.5) 7348 (77.5) 5014 (54.9) 1817 (19.9) 2304 (25.2) F32 47,8 (8.6) 1121 (24.8) 3399 (75.2) 2562 (58.6) 839 (19.2) 968 (22.2) F33 48,5 (8.1) 871 (20.2) 3437 (79.8) 2127 (51.4) 844 (20.4) 1167 (28.2) F34.1 48,1 (8.4) 144 (22.0) 512 (78.1) 325 (51.8) 134 (21.3) 169 (26.9) Total Sample male Marital status female married single Depression: drei Vergleichsgruppen ANOVA / / χ²-test p, Eta² / p, φ/ Cramer-V <.001, .002 <.001, .053 <.001, .055 Tabelle 21: Vergleich der nach nicht chronischen depressiven Störungen, rezidivierenden depressiven Störungen und Dysthymie gebildeten Stichproben hinsichtlich Teilhabe am Arbeitsleben und Behandlungsdauer Employment status Sick leave in the past 12 months up to 3 3 – 6 month th n (%) n (%) > 6 months treatment duration days n (%) M (SD) 1740 (18.3) 2721 (28.7) 43.1 (6.8) 1625 (36.0) 905 (20.0) 1324 (29.3) 43,1 (6.7) 552 (12.8) 1539 (35.7) 778 (18.1) 1300 (30.2) 43,4 (7.0) 173 (26.4) 313 (47.7) 57 (8.7) 97 (14.8) 42,1 (6.6) full time part-time unemployed none n (%) n (%) n (%) n (%) 5299 (60.8) 2301 (26.4) 1117 (12.8) 1313 (13.8) 3477 (36.7) F32 2664 (63.7) 1068 (25.5) 449 (10.7) 588 (13.0) F33 2268 (57.6) 1068 (27.1) 599 (15.2) F34.1 367 (61.1) 165 (27.5) 69 (11.5) Total Sample Depression: drei Vergleichsgruppen ANOVA / / χ²-test p, Eta² / p, φ /Cramer-V <.001, .052 <.001, .106 <.001, .002 Die in Tabelle 22 und Tabelle 23 sowie Abbildung 11 dargestellten Ergebnisse zum Behandlungsumfang in den 12 ETM zeigen, dass ebenfalls kein Unterschied mit mindestens kleiner Effektstärke in Abhängigkeit vom kodierten Chronifizierungsgrad besteht, wenn Dysthymie getrennt berücksichtigt wird. 23 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 22: Zusammenhang von Chronifizierungsgrad depressiver Störungen mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung Depression: drei Vergleichsgruppen Total dosage M (SD) Total ohne PT M (SD) ETM1 Psycho M (SD) ETM2 indik. Gr. M (SD) ETM3 Aktivität M (SD) ETM4 Entspann M (SD) ETM5 Beweg M (SD) F32 5472 (1885) 4135 (1626) 1336 (747) 248 (482) 344 (511) 440 (311) 1657 (1037) F33 5525 (1990) 4149 (1687) 1377 (755) 259 (458) 337 (506) 423 (322) 1645 (1023) F34.1 5460 (1815) 4108 (1528) 1352 (746) 185 (360) 334 (462) 441 (305) 1806 (1083) .041, .001 .001, .002 .771, .000 .030, .001 .001, .001 ANOVA Sign. p, Eta² .375, .000 .814, .000 Tabelle 23: Zusammenhang von Chronifizierungsgrad depressiver Störungen mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung (Fortsetzung) Depression: drei Vergleichsgruppen ETM6 Gesundh M (SD) ETM7 Psyched M (SD) ETM8 Kunst M (SD) ETM9 Ergo M (SD) ETM10 Sozial M (SD) ETM11 Beruf M (SD) ETM12 Nachsorge M (SD) F32 385 (300) 130 (231) 405 (514) 389 (557) 34 (47) 91 (241) 12 (43) F33 372 (288) 135 (222) 434 (561) 413 (587) 37 (48) 85 (217) 11 (39) F34.1 356 (257) 114 (168) 425 (501) 351 (467) 26 (38) 61 (192) 10 (34) ANOVA Sign. p, Eta² .014, .001 .066, .001 .043, .001 .013, .001 <.001, .004 .005, .001 .323, .000 Drei Vergleichsgruppen Depression 12. ETM Nachsorge und soz. Integration F34.1 F33 10. ETM Sozial- und sozialrechtl. Beratung 11. ETM Unterstützung der berufl. Integration F32 7. ETM Psychoedukation 2. ETM Indikative Gruppe bei psych. Komorbidität 3. ETM Aktivitätsaufbau 6. ETM Gesundheitsbildung 9. ETM Ergotherapie 8. ETM Künstl. Therapien u. Ausdr.zentr. Ergoth. 4. ETM Entspannungstraining 1. ETM Psychotherapie 5. ETM Bew egungstherapie Total dose (m inutes) 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Abbildung 11: Verteilung der Dosen therapeutischer Leistungen (in Minuten) in Abhängigkeit vom Chronifizierungsgrad der depressiven Störung 24 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zusammenfassung Themenbereich I: Chronizität und Schweregrad • • • • • • Sehr hoher Anteil von annähernd 50% der Rehabilitanden mit einer depressiven Episode (F32), geringer Anteil von 7% mit Dysthymie (F34.1). Eher erwartungsgemäß wird mit 70% eine mittelgradige, bei 7% der Rehabilitanden eine schwere und bei 15% eine leichte Depression kodiert. Weder Schweregrad noch Chronizität erklären mit mindestens kleiner Effektstärke Varianz im Ausmaß der Behandlung in allen untersuchten 12 ETMs sowie der Gesamtbehandlungsdosis. Die Anzahl der Einzeltherapien im ETM Psychotherapie steigt mit dem Schweregrad der Depression. Auch bei getrennter Berücksichtigung der Dysthymie ergeben sich hinsichtlich der Chronizität keine Unterschiede im Behandlungsumfang in den einzelnen ETMs sowie der Gesamtdosis. Es bestehen deutliche Einrichtungsunterschiede hinsichtlich der Verteilung der Rehabilitanden nach Chronizität und Schweregrad. 2.2 Themenbereich II: Häufigkeit und Auswirkungen von Komorbidität Hintergrund: Psychische Störungen weisen häufig eine Komorbidität mit weiteren psychischen Erkrankungen auf. In einer bevölkerungsrepräsentativen epidemiologischen Untersuchung in Deutschland zeigte sich, dass bei ca. 40% der psychisch erkrankten Personen mehr als eine psychische Störung vorlag (Jacobi et al. 2004). Dabei variieren die Komorbiditätsraten zwischen den Diagnosegruppen sehr stark. Gerade bei den Diagnosegruppen, die in der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen häufig vertreten sind (z.B. depressive Störungen, Angststörungen, somatoforme Störungen) zeigen sich Komorbiditätsraten von 50-60%. Im Rahmen des Ärztlichen Entlassungsberichts in der medizinischen Rehabilitation der Rentenversicherung sind die 1.-5. Entlassungsdiagnose von den Behandlern kodierbar. Die Reihenfolge der dokumentierten Diagnosen soll sich an der Wichtigkeit der Diagnosen hinsichtlich der resultierenden Einschränkungen in der funktionalen Gesundheit und im Hinblick auf die sozialmedizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit orientieren. An erster Stelle soll dabei die Diagnose eingetragen werden, mit der Krankheitsfolgen oder Behinderungen verbunden sind, die die Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben am stärksten beeinträchtigen (DRV, 2007). Analysen von Routinedaten der DRV auf Grundlage des Reha-Entlassberichts orientieren sich daher in erster Linie an der ersten Entlassungsdiagnose. Auch im Rahmen der Entwicklung der Reha-Therapiestandards für depressive Störungen wurden die Analysen nach dem von der DRV einheitlich vorgegebenen Verfahren bei der Entwicklung von RehaTherapiestandards auf die erste Entlassungsdiagnose beschränkt. Ungeklärt bleibt daher der Einfluss der Komorbidität, die im Entlassungsbericht an 2.-5. Stelle kodiert wird, auf die rehabilitative Behandlung, obwohl hier gerade bei psychischen Erkrankungen mit hohen Komorbiditätsraten ein Einfluss auf die Behandlungsbedarfe und die Planung der Behandlungsmaßnahmen angenommen werden kann. Fragestellung: Vor diesem Hintergrund wurden folgende Fragestellungen in einer vertieften Analyse von Routinedaten im Ärztlichen Entlassungsbericht im Bereich der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen untersucht: 25 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 2. Wie häufig und welcher Art sind Komorbiditäten und welche Auswirkungen haben sie auf die rehabilitative Behandlung? 2a) Welche komorbiden Störungen (2.-5. Entlassungsdiagnose) werden wie häufig bei den einzelnen Diagnosegruppen (1. Entlassungsdiagnose) im Entlassungsbericht dokumentiert? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Komorbiditäten und klinischen sowie sozialmedizinischen Variablen? 2b) Unterscheiden sich Patienten mit gleicher 1. Entlassungsdiagnose aber mit unterschiedlichen komorbiden Störungen (2.-5. Entlassungsdiagnose) sowie Patienten ohne komorbide Störung hinsichtlich der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen (KTL-Daten)? 2c) Wie gehen Reha-Einrichtungen mit Komorbidität um? Lassen sich Einrichtungen unterscheiden mit einer Häufung von depressiven Patienten mit komorbiden Störungen und solche, in denen komorbide depressive Patienten selten vorkommen bzw. dokumentiert werden? Methodik und Auswertungsstrategien: In die Analysen zu Fragestellung 2 wurde eine Stichprobe von n = 9.484 regulär entlassenen Rehabilitanden mit depressiven Störungen (F32, F33, F34.1 - dokumentiert als erste Entlassungsdiagnose im Ärztlichen Entlassungsbericht) aus Fachabteilungen für Psychosomatik/Psychotherapie sowie Allgemeine Psychiatrie mit Schwerpunkt Psychosomatik/Psychotherapie einbezogen. Die Analysen wurden eingegrenzt auf die Kliniken, in denen jeweils mindestens 100 der teilnehmenden Patienten behandelt wurden, mit einer Behandlungsdauer von mindestens 3 und höchstens 9 Wochen. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden deskriptive und varianzanalytische Verfahren verwendet. zu 2a) Zunächst wurde jeweils der prozentuale Anteil an Patienten ermittelt, der neben einer psychischen Diagnose an 1. Stelle eine weitere, zwei weitere oder mehr als zwei weitere Diagnosen an 2.-5. Stelle im Entlassungsbericht aufweist. Anschließend wurde für die zahlenmäßig häufigsten Diagnosegruppen, gebildet nach der 1. Entlassungsdiagnose, der prozentuale Anteil an komorbiden Störungen sowie die Art und die Häufigkeit möglicher komorbider Kombinationen ermittelt. zu 2b) Auf Grundlage der Analysen zu Fragestellung 2a) wurden jeweils innerhalb der häufigsten Erst-Diagnosegruppen verschiedene Patientengruppen mit häufigen komorbiden Kombinationen untereinander sowie mit einer Patientengruppe ohne Komorbidität hinsichtlich Art und Dosis (Anzahl und Dauer der kodierten KTL-Ziffern) der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen deskriptiv und inferenzstatistisch verglichen. zu 2c) Die verschiedenen Einrichtungen wurden mittels univariater Analysen hinsichtlich ihrer Patienten Struktur – bezogen auf die jeweiligen Anteile an Patienten mit entsprechend ausgeprägter psychischer sowie somatischer Komorbidität – verglichen. Ergebnisse: Fragestellung 2a) Welche komorbiden Störungen (2.-5. Entlassungsdiagnose) werden wie häufig bei den einzelnen Diagnosegruppen (1. Entlassungsdiagnose) im Entlassungsbericht dokumentiert? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den Komorbiditäten und klinischen sowie sozialmedizinischen Variablen? Eine Übersicht zum Anteil psychischer bzw. somatischer Komorbidität findet sich in der Abbildung 12: Für knapp die Hälfte der Patienten wird eine psychische bzw. somatische Zweit- oder Mehrfacherkrankung kodiert. 26 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Psychische Komorbidität Somatische Komorbidität 12% 18% keine 34% 54% einfach 60% 22% mehrfach Abbildung 12: Ausmaß an psychischer und somatischer Komorbidität in der untersuchten Stichprobe (Anmerkungen: Keine Komorbidität: zusätzlich zur Depression keine weitere F- bzw. somatische Diagnose. Einfache Komorbidität: eine zusätzliche F- bzw. somatische Diagnose. Mehrfache Komorbidität: mehr als eine zusätzliche F- bzw. somatische Diagnose) Abbildung 13: Art der psychischen Komorbidität (Anmerkung: Nur die häufigsten Diagnosekombinationen der einfachen Komorbidität dargestellt) Welcher Art die psychische Komorbidität jeweils ist, lässt sich Abbildung 13 entnehmen: Somatoforme Störungen machen dabei ein Viertel der einfachen Komorbidität aus. 27 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 24: Zusammenhang von Chronifizierung und Schweregrad der depressiven Störung mit Ausmaß an psychischer Komorbidität Psychische Komorbidität Chronifizierung (in %) Schweregrad (in %) nicht chronifiziert chronifiziert Dysthymia leicht mittelschwer schwer keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und keine weitere FDiagnose 51,2 48,8 7,4 17,1 69,8 5,7 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und nur EINE weitere F-Diagnose 45,2 54,8 6,6 13,1 71,9 8,5 Mehrfache Komorbidität 1. Entlassungsdiagnose Depression oder DD und zusätzliche MEHR ALS EINE weitere F-Diagnose 39,3 60,7 5,6 9,4 72,5 12,5 χ²-test p, φ /Cramer-V <.001, .083 <.001, .079 Tabelle 25: Zusammenhang von Chronifizierung und Schweregrad der depressiven Störung mit Ausmaß an somatischer Komorbidität Somatische Komorbidität Chronifizierung (in %) Schweregrad (in %) nicht chronifiziert chronifiziert Dysthymia leicht mittelschwer schwer keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und keine somatische Diagnose 50,1 49,9 7,6 12,1 72,2 8,1 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und nur EINE weitere somatische Diagnose 49,2 50,8 7,2 14,6 71,2 7,0 Mehrfache Komorbidität 1. Entlassungsdiagnose Depression oder DD und zusätzliche MEHR ALS EINE weitere somatische Diagnose 46,3 53,7 6,6 15,6 70,3 7,4 χ²-test p, φ /Cramer-V .006, .033 .021, .028 In Tabelle 24 ist der Zusammenhang des Ausmaßes der psychischen Komorbidität mit Schweregrad und Chronizität dargestellt, Tabelle 25 enthält entsprechende Ergebnisse für die somatische Komorbidität: Für die psychische Komorbidität lässt sich eine Tendenz dahingehend feststellen, dass bei Chronizität der Anteil einfach oder mehrfach komorbider Patienten erhöht ist, eine vergleichbare Tendenz findet sich auch für den Schweregrad. Beide Zusammenhänge erreichen jedoch nicht ganz das Ausmaß einer kleinen Effektstärke. Eine differenziertere Auswertung, welche die Art der Komorbidität berücksichtigt, findet sich in Tabelle 26: Unter den Patienten mit einer als chronifziert kodierten depressiven Störungen findet sich ein erhöhter Anteil von Patienten mit der Zweitdiagnose einer Persönlichkeitsstörung, bei allen anderen Zweitdiagnosen finden sich keine bedeutsamen Unterschiede hinsichtlich der Chronizität. Eine vergleichbare, wenngleich nicht so deutlich ausgeprägte Tendenz, findet sich auch beim Schweregrad. Insgesamt bleiben aber beide genannten Zusammenhänge unter der Grenze für eine kleine Effektstärke. 28 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 26: Zusammenhang von Chronifizierung und Schweregrad der depressiven Störung mit ausgewählten Komorbiditätsgruppen Komorbiditätsgruppen Chronifizierung (in %) Schweregrad (in %) nicht chronifiziert chronifiziert Dysthymia leicht mittelschwer schwer keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und Angststörung 47,2 52,8 4,6 13,2 75,5 6,7 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und somatoforme Störung 47,8 52,2 7,7 13,8 71,9 6,6 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und Persönlichkeitsstörung 32,7 67,3 5,9 8,6 73,8 11,7 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und Störung durch psychotr. Subst. 46,6 53,4 6,6 14,0 70,8 8,6 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und sonstige psychische Störung 47,8 52,2 7,3 14,4 68,9 9,5 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und keine/sonstige Komorbidität 49,0 51,0 7,1 15,7 70,3 6,9 χ²-test p, φ /Cramer-V <.001, .073 <.001, .042 Ebenfalls ausgewertet wurden Zusammenhänge der Komorbidität mit den im Entlassbericht enthaltenen berufsbezogenen Variablen: Für die psychische Komorbidität (Tabelle 27) ergeben sich Zusammenhänge knapp unterhalb einer kleinen Effektstärke mit den AU-Zeiten vor Aufnahme in die Klinik in erwarteter Richtung, d.h. längere AU-Zeiten bei höherer Komorbidität, und Zusammenhänge kleiner Effektstärke mit den Variablen Arbeits- und Leistungsfähigkeit, ebenfalls in erwarteter Richtung (geringer ausgeprägt bei höherer Komorbidität). Diese Zusammenhänge finden sich auch für die somatische Komorbidität (siehe Tabelle 29), jedoch mit deutlich geringeren Effektstärken, die alle unter der Grenze für eine kleine Effektstärke bleiben. Eine vertiefende Analyse der psychischen Komorbidität weißt für Patienten mit komorbiden Persönlichkeitsstörungen die jeweils stärksten Einschränkungen nach (Tabelle 28). Tabelle 27: Zusammenhang zwischen dem Ausmaß an psychischer Komorbidität mit der Teilhabe am bzw. der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben Psychische Komorbidität Erwerbsstatus (in %) vollzeit teilzeit nicht erwerbs- erwerbs- erwerbstätig tätig tätig AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten (in %) Arbeitsfähigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit (in %) keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Monate mehr als 6 Monate ja nein ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und keine weitere FDiagnose 62,0 27,4 10,6 15,3 39,5 18,4 24,8 61,3 38,7 89,3 2,4 8,3 94,6 2,6 2,8 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und nur EINE weitere F-Diagnose 59,6 25,8 14,6 12,6 35,0 18,3 31,1 51,5 48,5 79,0 4,8 16,1 88,9 5,0 6,1 Mehrfache Komorbidität 1. Entlassungsdiagnose Depression oder DD und zusätzliche MEHR ALS EINE weitere F-Diagnose 58,6 23,6 17,8 11,0 28,6 18,4 38,9 43,9 56,1 68,7 7,1 24,2 80,8 7,9 11,3 χ²-test p, φ /Cramer-V <.001, .055 <.001, .086 29 <.001, .127 <.001, .135 <.001, .114 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 28: Zusammenhang zwischen ausgewählten Komorbiditätsgruppen mit der Teilhabe am bzw. der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben Komorbiditätsgruppen Erwerbsstatus (in %) vollzeit teilzeit nicht erwerbs- erwerbs- erwerbstätig tätig tätig AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten (in %) keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Monate Arbeitsfähigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit (in %) mehr als 6 Monate ja nein ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und Angststörung 59,2 28,8 11,9 11,8 28,7 21,0 36,4 45,0 55,0 79,6 3,8 16,6 91,2 4,1 4,7 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und somatoforme Störung 58,2 27,6 14,2 12,6 35,9 16,3 31,2 50,9 49,1 76,4 5,9 17,7 85,7 6,1 8,1 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und Persönlichkeitsstörung 57,0 21,4 21,6 11,5 29,7 18,2 36,4 46,1 53,9 69,3 6,5 24,2 83,1 6,9 10,0 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und Störung durch psychotr. Subst. 65,2 17,8 17,0 12,3 36,5 22,5 27,0 59,8 40,2 87,5 2,7 9,7 95,3 2,2 2,5 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und sonstige psychische Störung 60,0 28,3 11,7 13,7 40,5 16,5 26,6 55,3 44,7 82,8 4,6 12,6 91,0 4,6 4,4 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und keine/sonstige Komorbidität 61,4 26,7 11,9 14,5 37,5 18,4 27,4 58,1 41,9 85,4 3,3 11,3 92,1 3,6 4,3 χ²-test p, φ /Cramer-V <.001, .059 <.001, .048 <.001, .086 <.001, .085 <.001, .068 Tabelle 29: Zusammenhang zwischen dem Ausmaß an somatischer Komorbidität mit der Teilhabe am bzw. der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben Somatische Komorbidität Erwerbsstatus (in %) vollzeit teilzeit nicht erwerbs- erwerbs- erwerbstätig tätig tätig AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten (in %) keine bis unter 3 Monate 3 bis unter 6 Monate Arbeitsfähigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit (in %) Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit (in %) mehr als 6 Monate ja nein ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. ≥6 Std. 3 - 6 Std. <3 Std. keine Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder Double Depression (F34.1 & F32; DD) und keine somatische Diagnose 59,2 28,1 12,6 17,6 36,9 18,8 24,1 60,9 39,1 88,1 3,2 8,7 94,5 2,6 2,9 Einfache Komorbidität: 1. Entlassdiagnose Depression oder DD und nur EINE weitere somatische Diagnose 61,8 26,5 11,7 14,3 35,9 20,0 27,6 58,0 42,0 86,7 2,9 10,4 93,4 2,8 3,8 Mehrfache Komorbidität 1. Entlassungsdiagnose Depression oder DD und zusätzliche MEHR ALS EINE weitere somatische Diagnose 60,9 25,9 13,3 12,6 36,9 17,6 30,5 53,5 46,5 80,5 4,3 15,1 89,1 5,0 6,0 χ²-test p, φ /Cramer-V .204, .018 <.001, .051 <.001, .060 <.001, .064 <.001, .059 Fragestellung 2b) Unterscheiden sich Patienten mit gleicher 1. Entlassungsdiagnose aber mit unterschiedlichen komorbiden Störungen (2.-5. Entlassungsdiagnose) sowie Patienten ohne komorbide Störung hinsichtlich der erhaltenen Behandlungsmaßnahmen (KTL-Daten)? Entsprechend den Auswertungen zum Schweregrad wurde auch für die Komorbiditätsgruppen untersucht, ob ein höheres Ausmaß an Komorbidität mit einem höheren Ausmaß an Leistungen insgesamt oder in einzelnen ETM einhergeht. Wie Tabelle 30 und Tabelle 31 sowie Abbildung 14 zu entnehmen, findet sich mit einer Ausnahme in allen durchgeführten Vergleichen kein Unterschied mit mindestens kleiner Effektstärke zwischen den Komorbiditätsgruppen. Allein für das ETM 2 (Indikative Gruppen) wird eine höhere Leistung bei steigender Komorbidität kodiert. Schließlich wurde überprüft, inwieweit der Umfang an Einzel- bzw. Gruppentherapie sich in Abhängigkeit von Art und Umfang der Komorbidität unterscheidet: Abbildung 15 und Abbildung 16 zeigen, dass mit steigender Komorbidität sowohl die Anzahl der Therapieeinheiten wie auch der Umfang (in Minuten) an Einzeltherapie zunimmt. Insbesondere Patienten, bei denen eine komorbide Persönlichkeitsstörung kodiert wurde, erhalten mehr Therapieeinheiten als Patienten mit anderen komorbiden Störungen. 30 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 30: Zusammenhang von Komorbidität mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung Total Total o. PT ETM1 Psycho ETM2 indik. Gr. ETM3 Aktivität ETM4 Entspann ETM5 Beweg M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) Psych. comorbidity none 5497 (1903) 4151 (1626) 1345 (766) 208 (422) 315 (467) 447 (322) 1734 (1053) more than 1 F-diagnoses 5476 (1879) 4110 (1608) 1365 (725) 274 (433) 356 (550) 420 (304) 1603 (1006) more than 2 F-diagnoses 5544 (2165) 4170 (1838) 1374 (754) 352 (662) 402 (533) 402 (317) 1514 (1006) .347, .000 <.001, .011 <.001, .003 <.001, .003 <.001, .006 ANOVA Sign. p, Eta² .584, .000 .433, .000 Comorbidity groups …anxiety disorders 5532 (1722) 4251 (1498) 1282 (699) 358 (468) 313 (557) 449 (296) 1673 (948) …somatoform disorder 5365 (1953) 4106 (1694) 1259 (710) 251 (420) 375 (675) 448 (320) 1623 (1057) …personality disorder 5515 (1851) 4067 (1608) 1447 (729) 247 (435) 332 (440) 378 (282) 1508 (994) …disorders due to substance use 5391 (1900) 3919 (1564) 1473 (743) 211 (339) 354 (436) 396 (266) 1662 (960) other F-diagnosis 5564 (1906) 4137 (1603) 1426 (729) 288 (453) 381 (510) 411 (316) 1565 (1015) no/other Comorbidity 5505 (1954) 4155 (1667) 1351 (764) 235 (479) 331 (481) 438 (322) 1693 (1047) <.001, .005 <.001, .005 .016, .001 <.001, .003 <.001, .003 ANOVA Sign. p, Eta² .241, .001 .038, .001 Somatic comorbidity none 5670 (1770) 4212 (1515) 1458 (791) 240 (427) 380 (515) 424 (322) 1588 (1010) 1 soma. diagnoses 5641 (2092) 4249 (1799) 1392 (769) 259 (592) 356 (516) 427 (318) 1676 (1066) more than 2 som.diagnoses 5389 (1903) 4078 (1623) 1312 (728) 247 (418) 322 (498) 437 (313) 1678 (1029) ANOVA Sign. p, Eta² <.001, .005 <.001, .006 .402, .000 <.001, .002 .240, .000 .006, .001 <.001, .002 31 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 31: Zusammenhang von Komorbidität mit Art und Umfang der erhaltenen Behandlung (Fortsetzung) ETM6 Gesundh ETM7 Psyched ETM8 Kunst ETM9 Ergo ETM10 Sozial ETM11 Beruf ETM12 Nachsorge M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) M (SD) none 374 (294) 132 (215) 420 (545) 385 (553) 32 (46) 92 (248) 11 (43) more than 1 F-diagnoses 375 (287) 134 (234) 413 (517) 408 (581) 37 (48) 79 (199) 10 (39) more than 2 F-diagnoses 393 (298) 123 (224) 433 (545) 418 (575) 43 (50) 78 (207) 11 (36) ANOVA Sign. p, Eta² .126, .000 .311, .000 .534, .000 .081, .001 <.001, .006 .014, .001 .534, .000 …anxiety disorders 367 (280) 150 (216) 383 (494) 413 (545) 35 (40) 99 (250) 10 (31) …somatoform disorder 356 (265) 106 (210) 416 (498) 400 (627) 38 (48) 86 (201) 8 (27) …personality disorder 377 (268) 150 (279) 473 (584) 449 (602) 45 (55) 94 (230) 15 (62) …disorders due to substance use 365 (286) 133 (195) 311 (431) 384 (519) 33 (43) 60 (178) 10 (32) other F-diagnosis 401 (321) 144 (254) 441 (538) 402 (570) 35 (50) 60 (141) 11 (38) no/other Comorbidity 378 (294) 130 (217) 423 (545) 391 (557) 34 (47) 90 (241) 11 (42) ANOVA Sign. p, Eta² .040, .001 .001, .002 <.001, .003 .328, .001 <.001, .003 .001, .002 .035, .001 none 428 (297) 157 (245) 462 (559) 409 (613) 33 (46) 80 (212) 11 (41) 1 soma. diagnoses 389 (279) 132 (219) 446 (584) 430 (588) 34 (45) 86 (233) 14 (49) more than 2 som.diagnoses 357 (293) 124 (217) 397 (508) 381 (541) 36 (48) 88 (230) 10 (37) <.001, .009 <.001, .003 <.001, .003 .002, .001 .018, .001 .441, .000 .002, .001 Psych. comorbidity Comorbidity groups Somatic comorbidity ANOVA Sign. p, Eta² 32 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Psychische Komorbidität nur depressive Störung eine weitere psychische Diagnose mehr als eine weitere psychische Diagnose Somatische Komorbidität keine somatische Diagnose eine somatische Diagnose mehr als eine somatische Diagnose Komorbiditätsgruppen (Depression und…) …Somatoforme Störung …Störung durch psychotrope Substanzen …Persönlichkeitsstörung …Angststörung …andere psychische Störung … Keine/sonstige Komorbidität 0 1000 2000 3000 4000 Gesamtdosis (Minuten) 5000 6000 Abbildung 14: Verteilung der Gesamtdosis therapeutischer Leistungen in Abhängigkeit von der Art der Komorbidität der depressiven Störung 33 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 15: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie (Therapieeinheiten) 34 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 16: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie (Therapieminuten) Fragestellung 2c) Wie gehen Reha-Einrichtungen mit Komorbidität um? Lassen sich Einrichtungen unterscheiden mit einer Häufung von depressiven Patienten mit komorbiden Störungen und solche, in denen komorbide depressive Patienten selten vorkommen bzw. dokumentiert werden? mehrfache Komorbidität Psychische Komorbidität einfache Komorbidität % keine Komorbidität 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Abbildung 17: Vergleich der einzelnen Kliniken hinsichtlich kodierter psychischer Komorbidität 35 653 114 G esa mt Klinik-Nr. 288 424 473 319 345 212 472 384 357 274 122 530 640 123 349 164 391 273 271 299 330 354 259 375 594 262 76 381 260 347 210 266 654 572 74 346 166 353 23 68 159 95 604 325 268 0 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie mehrfache Komorbidität Somatische Komorbidität einfache Komorbidität % keine Komorbidität 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 330 472 G esa mt Klinik-Nr. 654 473 424 95 353 347 384 159 68 357 345 260 76 354 122 604 594 391 381 346 123 273 274 262 288 572 212 299 325 74 268 23 210 259 349 530 166 114 640 164 375 653 271 319 266 0 Abbildung 18: Vergleich der einzelnen Kliniken hinsichtlich kodierter somatischer Komorbidität Abbildung 17 und Abbildung 18 verdeutlichen eine große Variabilität im Umfang kodierter somatischer wie auch psychischer Komorbidität zwischen den einzelnen Kliniken: Der Anteil mehrfacher somatischer Komorbidität schwankt zwischen 30% und 95%, bei der psychischen Komorbidität zwischen 2% bis 35%, hier liegt zudem der Anteil der Kliniken, die keine weitere psychische Diagnose kodiert haben zwischen 20% und 80%. Zusammenfassung Themenbereich II: Komorbidität • • • • • • Bei knapp der Hälfte der Rehabilitanden wird eine (34%) bzw. mehr als eine psychische Komorbidität (12%) diagnostiziert. Am häufigsten werden dabei somatoforme Störungen, danach Angst- und Persönlichkeitsstörungen sowie Störungen durch psychotrope Substanzen kodiert. Bei etwas weniger als zwei Drittel der Rehabilitanden (60%) werden zwei oder mehr komorbide somatische Diagnosen, bei 18% keine weitere somatische Diagnose vergeben. Es bestehen deutliche Einrichtungsunterschiede hinsichtlich der Verteilung der Rehabilitanden nach psychischer und somatischer Komorbidität. Bei höherer psychischer Komorbidität finden sich längere AU-Zeiten vor Aufnahme in die Klinik sowie eine geringere berufliche Leistungsfähigkeit in der sozialmedizinischen Beurteilung. Mit Ausnahme des ETM 02 ergeben sich in keinem ETM signifikante Unterschiede des kodierten Leistungsumfangs mit mindestens kleiner Effektstärke in Abhängigkeit von psychischer oder somatischer Komorbidität. Leistungen des ETM 02 (Indikative Gruppen bei Komorbidität) werden bei psychischer Komorbidität häufiger kodiert (Unterschiede mit kleiner Effektstärke). Die Anzahl der Einzeltherapien im ETM Psychotherapie steigt mit zunehmender psychischer Komorbidität, wobei Patienten mit komorbiden Persönlichkeitsstörungen am meisten Einzeltherapie erhalten. 36 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 2.3 Themenbereich III: Verteilung der psychotherapeutischen Behandlungsverfahren Hintergrund: Unter den psychotherapeutischen Behandlungsverfahren sind in Deutschland die so genannten Richtlinienverfahren, die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (im Folgenden unter dem Begriff „psychodynamische Verfahren (PD)“ zusammengefasst) sowie die Verhaltenstherapie (VT) am weitesten verbreitet und auf der Grundlage der Bewertungen des damaligen Bundesausschusses Ärzte und Krankenkassen als wissenschaftlich anerkannte Verfahren zur Abrechnung mit den Krankenkassen zugelassen. Bisher liegen für die verschiedenen Versorgungsbereiche in Deutschland allerdings wenig empirische Daten vor, anhand derer verlässliche Angaben zur Verteilung der psychotherapeutischen Verfahren gemacht werden können. Im ambulanten Bereich zeigt sich trotz des erhöhten Anteils an niedergelassenen Verhaltenstherapeuten in der Berufsgruppe der Psychologischen Psychotherapeuten, dass überwiegend psychodynamische Psychotherapieverfahren, vor allem von den psychotherapeutisch tätigen Ärzten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit den Krankenkassen abgerechnet werden (Schulz, Barghaan et al. 2008). Eine gesundheitsökonomische Analyse zeigt korrespondierend, dass etwa drei Viertel der Ausgaben der Krankenkassen für psychotherapeutische Einzelverfahren auf analytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapieverfahren entfallen (Melchinger, Machleidt et al. 2003), wobei dies jedoch nur eingeschränkt darüber Auskunft gibt, welche Leistungen in der Versorgungspraxis tatsächlich angeboten werden. Im stationären Bereich existiert bisher kaum eine verlässliche Abschätzung der Verteilung der psychotherapeutischen Verfahren. In den letzten Jahren ist eine zunehmende Tendenz in der Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Verfahren, weg von einer strikten schulenspezifischen Trennung, hin zu eklektizistischen Vorgehensweisen (vgl. z.B. Beutler und Clarkin 1990; Jensen, Bergin et al. 1990) sowie zu integrativen, schulenübergreifenden Therapiemodellen (vgl. z.B. Grawe 2000; Lambert 2003; Senf und Broda 2005) zu beobachten. Für den untersuchten Versorgungsbereich der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen wäre daher zu überprüfen, ob sich diese Tendenzen in der aktuellen Versorgungspraxis widerspiegeln und auch hier ein großer Teil der Patienten therapieschulenübergreifend behandelt wird. Analysen von KTL-Daten auf Grundlage einer älteren Ausgabe der KTL von 2000 (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, 2000) zeigen, dass etwa die Hälfte der Rehabilitanden mit psychischen Erkrankungen hauptsächlich psychodynamisch, etwa 36% verhaltenstherapeutisch und etwa 14% kombiniert, d.h. mit Behandlungsmaßnahmen aus VT und PD, behandelt werden (Barghaan et al. 2009), was insgesamt eher für eine Aufrechterhaltung der schulenspezifischen Behandlung in diesem Versorgungsbereich spricht. Bei der Entwicklung der Reha-Therapiestandards für depressive Störungen konnte die schulenspezifische psychotherapeutische Behandlung nicht gesondert berücksichtigt werden, wenngleich in intensiven Expertendiskussionen deutlich wurde, dass durchaus Bedarf für eine getrennte Betrachtung besteht. Aktuelle Analysen zur Verteilung der psychotherapeutischen Behandlungsverfahren auf Grundlage der überarbeiteten Ausgabe der KTL (Deutsche Rentenversicherung 2007) liegen bisher noch nicht vor. Auch im Hinblick auf modifizierte und ergänzte Kodierungsoptionen für psychotherapeutische Maßnahmen in der KTL 2007 ist hier mit einer veränderten Verteilung zu rechnen. Fragestellung: Vor diesem Hintergrund soll folgende Fragestellung in einer vertieften Analyse von Routinedaten im Ärztlichen Entlassungsbericht im Bereich der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen untersucht werden: 3. Besteht auch aktuell noch eine schulenspezifische Differenzierung in der rehabilitativen Behandlung von psychischen Erkrankungen? 37 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 3a) In welchem Umfang und zu welchen Anteilen werden verhaltenstherapeutische (VT) und psychodynamische (PD) Psychotherapieverfahren in der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen insgesamt und über die einzelnen Einrichtungen/Kliniken kodiert? 3b) Unterscheiden sich die mit PD, VT und kombiniert behandelten Patienten hinsichtlich soziodemographischer, klinischer und sozialmedizinischer Variablen? Zu welchen Prozentsätzen werden jeweils verhaltenstherapeutische und psychodynamische Maßnahmen in den einzelnen Einrichtungen kodiert? Unterscheiden sich die mit den Verfahren behandelten Patienten hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit? 3c) Ergeben sich Unterschiede zwischen Rehabilitanden, die besonders kurz (z.B. 3 Wochen) behandelt wurden, im Vergleich zu Rehabilitanden, die besonders lang (z.B. 9 Wochen) behandelt wurden? Wie wirkt sich die tatsächliche Maßnahme-Dauer auf die Modalitäten der psychotherapeutischen Behandlung aus? Unterscheidet sich die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung im Entlassungsbericht (Ärztliche Beurteilung der Arbeitsfähigkeit und des Leistungsvermögens) in Abhängigkeit von der Maßnahme-Dauer? Methodik und Auswertungsstrategien: In die Analysen zu Fragestellung 3 wurde eine Stichprobe von n = 9.484 regulär entlassenen Rehabilitanden mit depressiven Störungen (F32, F33, F34.1 - dokumentiert als erste Entlassungsdiagnose im Ärztlichen Entlassungsbericht) aus Fachabteilungen für Psychosomatik/Psychotherapie sowie Allgemeine Psychiatrie mit Schwerpunkt Psychosomatik/Psychotherapie einbezogen. Die Analysen wurden eingegrenzt auf die Kliniken, in denen jeweils mindestens 100 der teilnehmenden Patienten behandelt wurden, mit einer Behandlungsdauer von mindestens 3 und höchstens 9 Wochen. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden deskriptive und varianzanalytische Verfahren verwendet. zu 3a) Für die Analysen wurden die einzelnen Leistungscodes des Kaptitels G „Psychotherapie“ der KTL 2007, die gemäß ihrer inhaltlichen Beschreibung eindeutig entweder den psychodynamischen Verfahren (PD) oder den verhaltenstherapeutischen Verfahren (VT) zugerechnet werden können, in zwei übergeordneten Kategorien zusammengefasst. Ermittelt wurde dann zunächst insgesamt jeweils der prozentuale Anteil an Patienten der überwiegend (d.h. über 75%) PD, überwiegend VT (d.h. über 75%) oder mindestens ein Viertel (d.h. 25%) der jeweils anderen Therapierichtung (VT bzw. PD) erhalten hat. In einem nächsten Schritt wurde die Verteilung der überwiegend mit PD, VT oder kombiniert behandelten Patienten über die einzelnen Rehabilitationskliniken inferenzstatistisch verglichen. zu 3b) In inferenzstatistischen Analysen wurden überwiegend mit PD, VT oder kombiniert behandelte Patienten hinsichtlich zentraler soziodemographischer, klinischer und sozialmedizinischer Variablen (z.B. Alter, Geschlecht, Diagnosen) miteinander verglichen. zu 3c) Für die Analysen erfolgte die Einteilung der Behandlungsdauer in sechs Kategorien. Nachfolgend wurden sowohl eingesetzte therapeutische Verfahren als auch Parameter der beruflichen Leistungsfähigkeit in Abhängigkeit von der Aufenthaltsdauer analysiert. Ergebnisse: Fragestellung 3a) In welchem Umfang und zu welchen Anteilen werden verhaltenstherapeutische (VT) und psychodynamische (PD) Psychotherapieverfahren in der stationären Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen insgesamt und über die einzelnen Einrichtungen/Kliniken kodiert? 38 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Die Tabelle 32 zeigt, dass knapp 54% der kodierten psychotherapeutischen Einheiten und annähernd 56% der kodierten psychotherapeutischen Minuten auf verhaltenstherapeutische Ziffern entfallen. Eine Analyse auf der Ebene des einzelnen Patienten, welche unterscheidet, ob ein Patient überwiegend (d.h. mehr als 75% der psychotherapeutischen Leistungen) verhaltenstherapeutische bzw. psychodynamische Leistungen erhalten hat, ist Tabelle 33 zu entnehmen: Der Anteil kombiniert behandelter Patienten beträgt bezogen auf die Einheiten 18% bzw. 22% bezogen auf Minuten. Abbildung 19 und Abbildung 20 verdeutlichen die Variabilität zwischen den Kliniken im Umfang der Behandlung der drei Gruppen. In der Mehrzahl der Einrichtungen werden Ziffern beider psychotherapeutischen Richtungen kodiert. Tabelle 32: Umfang kodierter verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Psychotherapieverfahren Summe Eingesetzte Psychotherapieverfahren insgesamt Verhaltenstherapeutische und psychodynamische Psychotherapie-Maßnahmen: Anzahl Einheiten DAVON: 202277 … Verhaltenstherapeutische Psychotherapie-Maßnahmen: Anzahl Einheiten 108921 … Psychodynamische Psychotherapie-Maßnahmen: Anzahl Einheiten Verhaltenstherapeutische und psychodynamische Psychotherapie-Maßnahmen: Minuten DAVON: 93356 13045013 … Verhaltenstherapeutische Psychotherapie-Maßnahmen: Minuten 7286879 … Psychodynamische Psychotherapie-Maßnahmen: Minuten 5758134 Tabelle 33: Anteile kodierter verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Psychotherapieverfahren Eingesetzte Psychotherapieverfahren insgesamt in % nach Minuten Eingesetzte Psychotherapieverfahren insgesamt in % nach Anzahl der Einheiten hauptsächlich VT (>75%) 42,1 hauptsächlich VT (>75%) 39,1 hauptsächlich PD (>75%) 39,9 hauptsächlich PD (>75%) 39,3 PD und VT kombiniert 18,0 PD und VT kombiniert 21,6 39 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie PD und VT kombiniert Eingesetzte Psychotherapieverfahren in % (der Minuten) je Klinik % hauptsächlich PD hauptsächlich VT 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 Klinik-Nr. χ²-test (p, Cramer-V) 604 640 654 G esa mt 346 347 353 424 473 572 95 210 330 271 391 349 530 68 259 288 357 260 122 299 23 594 212 114 164 166 266 268 74 381 123 472 319 375 76 159 274 345 262 354 384 325 273 653 0 <.001, .637 Abbildung 19: Vergleich der Kliniken hinsichtlich Anteilen kodierter verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Psychotherapieverfahren (in Anzahl der Minuten) Eingesetzte Psychotherapieverfahren in % (der Anzahl der Einheiten) je Klinik % PD und VT kombiniert hauptsächlich PD hauptsächlich VT 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 χ²-test (p, Cramer-V) 604 640 654 G esa mt Klinik-Nr. 347 353 424 95 210 330 346 530 572 391 473 349 288 259 271 68 166 357 594 299 164 260 74 114 122 268 266 212 375 472 123 23 319 384 381 274 76 159 273 653 354 325 345 262 0 <.001, .664 Abbildung 20: Vergleich der Kliniken hinsichtlich Anteilen kodierter verhaltenstherapeutischer und psychodynamischer Psychotherapieverfahren (in Anzahl der Einheiten) Fragestellung 3b) Unterscheiden sich die mit PD, VT und kombiniert behandelten Patienten hinsichtlich soziodemographischer, klinischer und sozialmedizinischer Variablen? Unterscheiden sich die mit den Verfahren behandelten Patienten hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit? In allen untersuchten soziodemographischen sowie klinischen Variablen finden sich keine Unterschiede mit mindestens kleiner Effektstärke zwischen den drei Behandlungsgruppen (Tabelle 34, Tabelle 35, Tabelle 36, Tabelle 37, Tabelle 38 sowie Abbildung 21). Allein die Analyse der Komorbiditätsgruppen zeigt einen höheren Anteil kodierter verhaltenstherapeutischer Leistungen für Patienten mit komorbider Angststörung (Tabelle 28 und Abbildung 22). Keine Unterschiede zwischen den Be40 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie handlungsgruppen finden sich zwischen den untersuchten sozialmedizinischen Variablen (Abbildung 25 bis Abbildung 28). Tabelle 34: Zusammenhang von soziodemographischen Merkmalen der Patienten sowie Behandlungsdauer mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung Alter Behandlungsdauer in Tagen M (SD) M (SD) hauptsächlich VT (>75%) 48.1 (8.5) 42.9 (7.1) hauptsächlich PD (>75%) 48.3 (8.2) 43.4 (6.7) PD und VT kombiniert 47.9 (8.4) 43.1 (6.4) ANOVA Sign. p, Eta² .360, .000 .027, .000 Maßnahme Tabelle 35: Zusammenhang von soziodemographischen Merkmalen der Patienten mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung (Fortsetzung) Geschlecht (in %) Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kombiniert χ²-test (p ,φ/Cramer-V) Frauen Männer Familienstand (in %) ledig geschieverden/ verheiratet witwet 42,2 41,6 44,2 42,0 40,5 39,6 40,8 36,5 40,3 41,5 18,1 17,7 19,3 17,7 18,0 .652, .010 .016, .026 Tabelle 36: Zusammenhang von Merkmalen der Teilhabe am Arbeitsleben der Patienten mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung AU Zeiten in den letzten 12 Monaten vor Behandlungsbeginn (in %) Erwerbsstatus (in %) Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kombiniert ²-test (p , /Cramer-V) nicht Vollzeit Teilzeit erwerbs- erwerbs- erwerbstätig tätig tätig keine 3 bis bis unter unter 6 3 Mon. Mon. 6 Mon. nicht und erwerbsmehr tätig 45,4 42,8 40,2 39,8 39,1 45,0 44,8 44,8 39,0 39,5 40,4 42,7 41,0 37,4 38,7 39,2 15,6 17,7 19,4 17,5 19,8 17,5 16,5 15,9 .021, .026 <.001, .044 41 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 21: Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Verfahren in Abhängigkeit von soziodemographischen und beschäftigungsbezogenen Merkmalen der Patienten Tabelle 37: Zusammenhang von Chronizität und Schweregrad der depressiven Störung mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung Chronifizierung (in %) Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung Schweregrad (in %) nicht- chron. chron. Dysthymia leichte Depression mittelschw. Depression schwere Depression hauptsächlich VT (>75%) 41,5 42,6 37,0 44,2 42,6 37,6 hauptsächlich PD (>75%) 40,1 39,7 42,7 41,4 39,0 42,6 PD und VT kombiniert 18,4 17,7 20,2 14,5 18,4 19,8 ²-test (p , /Cramer-V) .501, .012 <.001, .038 42 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Tabelle 38: Zusammenhang von Ausmaß der Komorbidität mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung Depressive Störung und psych. Komorbidität (in %) Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung keine zusätzliche psychische Diagnose zwei oder eine weitere mehr weitere psychische psychische Diagnose Diagnosen Depressive Störung und somatische Komorbidität (in %) keine zusätzliche somatische Diagnose zwei oder eine weitere mehr weitere somatische somatische Diagnose Diagnosen hauptsächlich VT (>75%) 41,7 42,1 43,4 49,4 42,6 39,7 hauptsächlich PD (>75%) 40,5 39,1 39,6 34,4 39,4 41,7 PD und VT kombiniert 17,8 18,8 17,0 16,2 18,0 18,6 ξ²-test (p ,ξ/Cramer-V) .482, .014 .000, .051 Tabelle 39: Zusammenhang bestimmter Komorbiditäten mit Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Behandlung Komorbiditätsgruppen (in %): Depressive Störung und … Angststörung Somatof. Störung Persönlichkeitsstörung Störung d. psychotrope Subst. sonstige psych. Störung hauptsächlich VT (>75%) 52,4 33,6 38,9 47,7 43,0 hauptsächlich PD (>75%) 28,8 45,9 41,6 37,8 38,2 PD und VT kombiniert 18,8 20,5 19,5 14,5 18,7 Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung ξ²-test (p ,ξ/Cramer-V) <.001, .101 43 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Therapeutische Ausrichtung hauptsächlich VT hauptsächlich PD VT und PD kombiniert % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 z us ä tzlic h e so m atis c he D iagno eine se weite re s o mati s c he D z we i iagno oder se me h r weit ere s o ma tis ch e Dia g Som. Komorbidität k eine es sio n Depr es sio n + An gsts t. + So mato form e St. Depr es sio n+P e rs ö Depr nlic h keits es sio s t. n+S t. d. p s yc h otrop e Su Depr bstan es sio n+s ons ti ge p sy ch . S. Komorbiditätsgruppen Depr K om orbid ität Einfa c he K om o rbidit ät Mehr fac he Ko m or bid ität Psych. Komorbidität k eine epre s sion ep re s sion ere D s chw e re D mitte ls chw le ic h te De press ion Schweregrad Dys th y mia nicht c hr ifizie rt Chronizität onifiz iert 0 c hron 10 Abbildung 22: Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Verfahren in Abhängigkeit von klinischen Merkmalen der Patienten Abbildung 23: Prozentsatz der Kodierung von jeweils verhaltenstherapeutischen und psychodynamischen Maßnahmen in den einzelnen Einrichtungen (nach Therapieeinheiten) 44 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 24: Prozentsatz der Kodierung von jeweils verhaltenstherapeutischen und psychodynamischen Maßnahmen in den einzelnen Einrichtungen (nach Therapieminuten) Leistungsfähigkeit der Patienten (in bisheriger Tätigkeit) je therapeutischer Ausrichtung (Einheiten) % 100,0 6 Std. und mehr 90,0 3 bis unter 6 Std. unter 3 Std. 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kom biniert Abbildung 25: Leistungsfähigkeit (in bisheriger Tätigkeit) der Patienten, die jeweils verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch oder mit einer Kombination beider Verfahren behandelt wurden (nach Therapieeinheiten) 45 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Leistungsfähigkeit der Patienten (in bisheriger Tätigkeit) je therapeutischer Ausrichtung (Minuten) % 100,0 6 Std. und mehr 90,0 3 bis unter 6 Std. unter 3 Std. 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kom biniert Abbildung 26: Leistungsfähigkeit (in bisheriger Tätigkeit) der Patienten, die jeweils verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch oder mit einer Kombination beider Verfahren behandelt wurden (nach Therapieminuten) Leistungsfähigkeit der Patienten (in sonstige Tätigkeit) je therapeutischer Ausrichtung (Einheiten) % 100,0 6 Stunden und mehr 90,0 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden 80,0 2 χ -Test (p, Cramer-V): .022, .025 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kom biniert Abbildung 27: Leistungsfähigkeit (in sonstiger Tätigkeit) der Patienten, die jeweils verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch oder mit einer Kombination beider Verfahren behandelt wurden (nach Therapieeinheiten) 46 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Leistungsfähigkeit der Patienten (in sonstige Tätigkeit) je therapeutischer Ausrichtung (Minuten) % 100,0 6 Stunden und mehr 90,0 3 bis unter 6 Stunden unter 3 Stunden 80,0 2 χ -Test (p, Cramer-V): .015, .026 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 hauptsächlich VT (>75%) hauptsächlich PD (>75%) PD und VT kom biniert Abbildung 28: Leistungsfähigkeit (in sonstiger Tätigkeit) der Patienten, die jeweils verhaltenstherapeutisch, psychodynamisch oder mit einer Kombination beider Verfahren behandelt wurden (nach Therapieminuten) Fragestellung 3c) Ergeben sich Unterschiede zwischen Rehabilitanden, die besonders kurz (z.B. 3 Wochen) behandelt wurden, im Vergleich zu Rehabilitanden, die besonders lang (z.B. 9 Wochen) behandelt wurden? Wie wirkt sich die tatsächliche Maßnahme-Dauer auf die Modalitäten der psychotherapeutischen Behandlung aus? Unterscheidet sich die sozialmedizinische Leistungsbeurteilung im Entlassungsbericht (Ärztliche Beurteilung der Arbeitsfähigkeit und des Leistungsvermögens) in Abhängigkeit von der Maßnahme-Dauer? In allen untersuchten abhängigen Variablen liegen keine Unterschiede bzw. Zusammenhänge mit mindestens kleiner Effektstärke vor (siehe Tabelle 40 sowie Abbildung 29 bis Abbildung 38) 47 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 29: Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Verfahren in Abhängigkeit von der Dauer der Behandlung Tabelle 40: Ausrichtung der eingesetzten psychotherapeutischen Verfahren in Abhängigkeit von der Dauer der Behandlung Aufenthaltsdauer Maßnahmen nach Therapeutischer Ausrichtung 3 bis unter 4 4 bis unter 5 5 bis unter 6 6 bis unter 7 7 bis unter 8 Wochen Wochen Wochen Wochen Wochen % N % N % N % N % hauptsächlich VT (>75%) 42,1 24 49,5 323 48,9 261 40,9 2563 hauptsächlich PD (>75%) 40,4 23 33,6 219 37,6 201 40,4 PD und VT kombiniert 17,5 10 16,9 110 13,5 72 18,7 χ²-test (p ,φ/Cramer-V) 8 bis 9 Wochen Gesamt N % N % N 35,7 268 45,2 523 42,1 3962 2533 42,9 322 39,7 460 39,9 3758 1172 21,3 160 15,1 175 18,0 1699 <.001, .053 Anmerkung: Rote Ziffern zeigen Stichprobengrößen unter 100 Patienten an. 48 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Beurteitung nicht erforderlich bzw. keine Aussage Arbeitsfähigkeit nach Aufenthaltsdauer % 100 90 KinderHeilbehandlung, eingeschränkt bildungsfähig 80 70 KinderHeilbehandlung, normal bildungsfähig 60 50 Massn. nicht ordnugsgemäß abgeschlossen, gestorben 40 30 nicht arbeitsfähig 20 10 arbeitsfähig 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .040 Abbildung 30: Zusammenhang von Arbeitsfähigkeit mit Dauer der Behandlung Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit nach Aufenthaltsdauer % 100 keine Aussage χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .037 90 wenige als 3 Stunden bzw. keine 80 70 60 3 bis unter 6 Stunden (ab Version 2002) 50 40 20 6 Stunden und mehr (ab Version 2002) 10 Vorbelegung 30 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 31: Zusammenhang von Leistungsfähigkeit in bisheriger Tätigkeit mit Dauer der Behandlung 49 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit nach Aufenthaltsdauer χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .042 keine Aussage % 100 90 fehlerhafte Abgabe 80 70 weniger als 3 Stunden bzw. keine (version 2002) 3 bis unter 6 Stunden (Version 2002) 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt 6 Stunden und mehr (Version 2002) Vorbelegung Abbildung 32: Zusammenhang von Leistungsfähigkeit in sonstiger Tätigkeit mit Dauer der Behandlung ?? keine Aussage Positive Leistungsbeurteilung für... (nach Aufenthaltsdauer) % 100 90 leichte Arbeit 80 70 leichte bis mittelschwere Arbeit 60 50 mittelschwere Arbeit 40 30 schwere Arbeit 20 10 Vorbelegung 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .045 Abbildung 33: Zusammenhang von positiver Leistungsbeurteilung mit Dauer der Behandlung 50 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie liegt vor Keine w esentlichen Einschränkungen (Pos. Leistungsbild im E-Bericht) liegt nicht vor %100 χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .043 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 34: Zusammenhang von Vorliegen von Einschränkungen mit Dauer der Behandlung belastbar Geistig/Psychische Belastbarkeit (Neg. Leistungsbild im E-Bericht) eingeschränkt %100 χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .028 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 35: Zusammenhang von Belastbarkeit mit Dauer der Behandlung belastbar Sinnesorgane (neg. Leistungsbild im E-Bericht) eingeschränkt %100 χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .063 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 36: Zusammenhang der Belastbarkeit der Sinnesorgane mit Dauer der Behandlung 51 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie belastbar Bew egungs-/Haltungsapparat (neg. Leistungsbild im E-Bericht) eingeschränkt %100 χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .057 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 37: Zusammenhang der Belastbarkeit des Bewegungs- und Haltungsapparats mit Dauer der Behandlung liegt nicht vor Gefährdungs/Belastungsfaktoren (neg. Leistungsbild im E-Bericht) liegt vor %100 χ²-test (p ,Cramer-V) <.001, .025 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 3 bis unter 4 Wochen 4 bis unter 5 Wochen 5 bis unter 6 Wochen 6 bis unter 7 Wochen 7 bis unter 8 Wochen 8 bis 9 Wochen Gesamt Abbildung 38: Zusammenhang von Vorliegen von Gefährdungs- und Belastungsfaktoren mit Dauer der Behandlung 52 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Zusammenfassung Themenbereich III: Psychotherapieverfahren Methodische Vorbemerkung: Pro Rehabilitand wird der Anteil an Leistungscodes des Kapitels G „Psychotherapie“ der KTL 2007 bestimmt, der auf VT bzw. PD entfällt und es wird der Anteil an Rehabilitanden bestimmt, die überwiegend (d.h. über 75%) PD, überwiegend VT (d.h. über 75%) oder mindestens ein Viertel (d.h. 25%) der jeweils anderen Therapierichtung (VT bzw. PD) erhalten haben. • Für jeweils knapp 40% der Rehabilitanden werden überwiegend verhaltenstherapeutische bzw. psychodynamische Leistungen kodiert, 20% der Rehabilitanden erhalten substanziell Leistungen aus beiden Bereichen. • Ein Viertel der Einrichtungen behandelt alle Rehabilitanden mit jeweils nur einem der beiden Verfahren, bei der Hälfte der Einrichtungen finden sich Anteile aller beider Verfahren sowie kombiniert behandelter Patienten • Es finden sich keine Unterschiede von mindestens kleiner Effektstärke der mit PD, VT und kombiniert behandelten Rehabilitanden hinsichtlich soziodemographischer, sozialmedizinischer und klinischer Variablen, mit Ausnahme der Variable Komorbiditätsgruppen: Für Patienten mit komorbider Angststörung werden häufiger VT-Leistungen kodiert. • Bei der Zusatzauswertung zur Behandlungsdauer finden sich in allen untersuchten abhängigen Variablen, d.h. Psychotherapieverfahren, arbeitsbezogenen Merkmalen sowie der sozialmedizinischen Beurteilung, keine bedeutsamen Unterschiede bzw. Zusammenhänge in Abhängigkeit von der Behandlungsdauer. 53 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Diskussion und weiterführende Forschungsfragestellungen Themenbereiche I bis III Ein Vergleich der Ergebnisse der vorliegenden Auswertungen zu den drei Themenbereichen mit den vorab formulierten Erwartungen ergibt einige auffällige Abweichungen: • Der Anteil an Patienten mit einer als nicht-chronisch diagnostizierten Form der Depression (F32) als erste Entlassungsdiagnose in der Rehabilitation von Patienten mit psychischen/psychosomatischen Erkrankungen ist mit ca. 50% erstaunlich hoch. Eher erwartungsgemäß ist der hohe Anteil von ca. 70% an Patienten, für die eine mittelschwere Depression kodiert wird und der mit 8% geringe Anteil von Patienten mit schwerer Depression. • Es besteht wie eine beträchtliche Varianz zwischen den Einrichtungen sowohl hinsichtlich der Häufigkeit von Schweregrad, Chronizität und Komorbidität, als auch hinsichtlich Art und Umfang der jeweiligen Therapiemaßnahmen. • Zunächst überraschend ist das Ergebnis, dass sich die Therapiedosis nicht nennenswert in Abhängigkeit von Art und Ausmaß der Chronifizierung, des Schweregrads oder der Komorbidität unterscheidet • Für den Anteil an Einzeltherapien im ETM 01 Psychotherapie zeigt sich hingegen erwartungsgemäß ein höherer Anteil mit steigendem Schwergrad oder zunehmender Komorbidität. • Entgegen der Erwartung, dass für ein Großteil der Patienten keine schulenspezifische, d.h. verhaltenstherapeutische bzw. psychodynamische Ansätze mehr zur Anwendung kommen, finden sich in der untersuchten Stichprobe nur ein geringer Anteil an Patienten, die substanzielle Anteile von Therapieelementen beider Schulen kodiert bekommen. Es sind eine Reihe potentieller methodischer Einschränkungen zu diskutieren: 1. Diagnosesicherheit Es ist davon auszugehen, dass in den meisten Einrichtungen keine mit standardisierten Verfahren gesicherte Diagnostik zu Art und Schweregrad der Störungen erfolgte. Eigene Untersuchungen zeigen, dass die Übereinstimmung zwischen klinischer Diagnostik mit strukturierten standardisierten Interviewverfahren sehr gering ist, insbesondere für Depression, verschiedene Angststörungen und ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörungen. Die Übereinstimmungen betragen hier zwischen 55% und 67% Prozent, vergleichsweise niedrig sind auch Sensitivität und Spezifität der klinischen Diagnosen (Andreas et al, 2009). Insbesondere der hohe Anteil an nicht-chronischen Depressionen, hier operationalisiert über den ICD-10 Code F32, ist für die Rehabilitationsbehandlung eher überraschend. Die Validität der Diagnosestellung könnte mit dem Einsatz standardisierter klinischer Interviews überprüft werden. Für zukünftige Analysen ist, zumindest bei Teilstichproben, der Einsatz entsprechender diagnostischer Verfahren, wie z.B. des mit vergleichsweise geringem Ressourceneinsatz durchzuführenden Mini-DIPS (Margraf, 1994) zu empfehlen. 2. Unzureichende Operationalisierung von Chronizität im ICD-10 Generell hält die Kodierung laut ICD-10 keine klare Definition chronifizierter Krankheitsverläufe der Depression vor. Die Einteilung nach einer erstmalig auftretenden depressive Episode (F32.x) und einer rezidivierenden Depressiven Störung (F33.x) stellt lediglich eine Annäherung an dieses Konzept dar. Aufgrund dessen ist es für Kliniker nicht direkt möglich eine chronifizierte Depression als solche eindeutig zu kodieren. Die zu erwartende höhere Dosis an therapeutischen Verfahren oder insgesamt längere Behandlung bei chronifizierten Patienten kann dementsprechend nicht allein auf der Basis der ICD-10 abgebildet werden. Hinsichtlich weiterführender Forschungsfragestellungen wäre die Entwicklung und Implementierung eines Screenings nach Chronizität und Erkrankungsschwere denkbar, welches als Richtwert für eine längere bzw. psychotherapeutisch intensivere Behandlung dienen könnte: Lassen sich auch auf der Basis einer valideren Chronizitätsdiagnostik keine nennenswerten Unterschiede im Behandlungsumfang nachweisen, wäre eine theoretische Diskussion über die Notwendigkeit angepasster Behandlungsumfänge auf der Basis von 54 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Chronizitätsbestimmungen zu führen und/oder empirisch zu überprüfen, ob entsprechend angepasste Behandlungsumfänge mit einem besseren katamnestischen Outcome verbunden sind. 3. ICD-Diagnosen nicht ausreichend relevant für Therapieplanung Eine weitere Einschränkung basiert auf der impliziten Annahme, dass die Anpassung der Dosis der einzelnen ETMs und somit die Therapieplanung ausschließlich auf der Grundlage der ICD-10 Diagnosen basieren sollte. Dabei können weitere potentiell relevante Parameter wie insbesondere eine schulenspezifische Diagnostik, aber auch der Patientenwunsch, Therapieziele, Krankheitsfolgen oder Klinikkonzepte nicht berücksichtigt werden. Weiterführende Forschungsfragestellungen könnten die Systematik der Therapie- und Dosisplanung und der Anpassung im Verlauf der Behandlung fokussieren. Anschließend kann die Angemessenheit dieser Parameter untersucht werden, in dem das Behandlungsergebnis in Abhängigkeit von der Dosierung bewertet wird. 4. Organisatorische Einschränkungen für eine vollständige Implementierung individueller Therapiepläne Anknüpfend an den unter 3. beschriebenen Aspekt muss auch die Realisierbarkeit adäquater individueller Behandlungspläne kritisch betrachtet werden. Aufgrund der organisatorischen Herausforderung, möglichst angemessene und individualisierte Therapiepläne in ein Behandlungskonzept, dass stark auf Gruppentherapien basiert und mit vielen institutionellen Einschränkungen verbunden ist, zu integrieren, stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß eine adaptive Anpassung der Therapiedosis in den einzelnen stationären Einrichtungen überhaupt grundsätzlich realisierbar ist. 5. Unklare Reliabilität und Validität der KTL Die Ergebnisse der vorliegenden Analysen deuten im Allgemeinen darauf hin, dass zwischen den unterschiedlichen depressiven Störungsbildern und der Therapiedosis innerhalb eines ETMs keine Zusammenhänge bestehen. Neben der Unsicherheit der Validität der Diagnosestellung und der unklaren Operationalisierung von Schweregrad, Chronizität und Komorbidität, ist auch die Güte der KTL als Instrument der Prozessdokumentation unklar. Die Reliabilität und Validität wurde bislang noch nicht systematisch untersucht und dementsprechend lässt sich nicht aussagen, in welchem Ausmaß die KTL ein ausreichendes Abbild der klinischen Versorgung darstellt. Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass auch Behandlungen, die nicht in der KTL erfasst werden, wie vor allem die medikamentöse Behandlung oder informelle Angebote, an die Art und Schwere der depressiven Erkrankung individuell angepasst werden könnten. 6. Auflösungsniveau der ETM als Dosisangabe Die unter 3. genannten Punkte werfen gleichzeitig auch die Frage der Angemessenheit des Auflösungsniveaus der ETMs für die untersuchten Fragestellungen auf. So beinhaltet das ETM 01 Psychotherapie beispielsweise sowohl Einzel- als auch Gruppenpsychotherapeutische Angebote, Psychotherapien verschiedener Schulen sowie störungsspezifische und störungsunspezifische Behandlungsmaßnahmen. Differenzierte Analysen hinsichtlich Einzel- und Gruppenpsychotherapie erbrachten Ergebnisse, die diese Annahme stützen: Während bei alleiniger Betrachtung der Einzelpsychotherapie ein signifikanter Zusammenhang zwischen Schweregrad der Depression bzw. erhöhter psychischer Komorbidität und der Dosis der Einzelpsychotherapie gefunden wurde, konnte dieser Zusammenhang in den gruppentherapeutischen Angeboten nicht gefunden werden. Erwartungskonform ist eine Zunahme der Anzahl bzw. des Umfangs an Einzeltherapie bei steigendem Schweregrad und höherer Komorbidität zu finden. Die Aggregation aller psychotherapeutischen Maßnahmen verdeckt in diesem Fall bestehende Zusammenhänge zur Dosisanpassung der Einzelpsychotherapie. Dementsprechend müssten die psychotherapeutischen Angebote bei depressiven Patienten differenzierter untersucht werden. Eine alleinige Unterscheidung in verhaltenstherapeutische und psychodynamische Maßnahmen ist hierbei nicht ausreichend. Für Patienten mit depressiven Störungen müssten folglich differenziertere Dosis-Analysen als sie auf der Ebene der ETMs möglich sind, durchgeführt werden. 55 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 7. Zeitpunkt der Diagnosestellung Methodisch kritisch zu betrachten ist auch der hier einbezogene Zeitpunkt der Diagnosestellung. Die Diagnosen wurden dem Entlassbericht entnommen, da davon ausgegangen wurde, dass zu diesem Zeitpunkt die Diagnosen besser abgesichert sind als bei Aufnahme in die Klinik. Die Annahme, auf denen die vorliegenden Analysen basierten, geht implizit jedoch von der Kausalität aus, dass Art und Dosis der Behandlungsmaßnahmen (zusammengefasst in den ETMs) an die Diagnose angepasst werden. Hierzu wäre es methodisch angebrachter, die Diagnosestellung zu Beginn der Behandlung einzuschließen. Dieses ließe sich jedoch nur dann realisieren, wenn die Diagnostik auf der Basis standardisierter Methoden zu Beginn der Behandlung erfolgte. 8. Geringe Evidenz zur angemessenen Dosis für unterschiedliche Diagnoseuntergruppen Eine weitere Einschränkung der vorgestellten Analysen muss in dem geringen Kenntnisstand zur indizierten Dosis für unterschiedliche Diagnosegruppen depressiver Störungen gesehen werden. Auf der Grundlage der bisherigen Studienergebnisse kann zwar eine erhöhte Wirksamkeit bei steigender Dosis an Psychotherapie für chronifizierte und psychische multimorbide Patienten angenommen werden (vgl. 2.1), allerdings ist die Frage nach Dosis-Wirkungszusammenhängen vor allem in der stationären Behandlung ausschließlich im naturalistischen Setting und zum Teil mit einer eingeschränkten Varianz der Dosis bzw. Dauer oder schwer vergleichbaren Spannbreiten der Dosis in unterschiedlichen Studien untersucht worden. Zusammenfassend ist die Evidenz zu Dosis-Wirkungszusammenhängen bei unterschiedlichen depressiven Diagnosegruppen als zu gering zu bewerten um tatsächlich konkrete Hypothesen ableiten zu können. Insbesondere die Untersuchung der Dosierung der einzelnen Behandlungsmodule kann nicht ausreichend auf bestehende Evidenz gestützt werden. In den vorliegenden Analysen wurde davon ausgegangen, dass bei schwereren depressiven Störungen, bei der chronisch verlaufenden Form der Depression und bei erhöhter psychischer Komorbidität eine adaptiv höhere Therapiedosierung vorgenommen wird. Diese Annahme beruht auf der Hypothese, dass eine höhere Therapiedosis bei schwereren (bzw. chronifizierten und komorbiden) Erkrankungen mit einem besseren Outcome einhergeht. Insbesondere hinsichtlich der multimodalen Behandlung in der Rehabilitation kann diese Annahme aber auch differenzierter betrachtet werden, da beispielsweise allein das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen und bestimmte Behandlungsbedingungen in der psychosomatischen Rehabilitationsbehandlung einen von der reinen Dosis abweichenden Effekt in der Wirksamkeit aufweisen können. Des Weiteren ist nicht zwingend von einem linearen Zusammenhang zwischen Dosis und Wirksamkeit auszugehen und dementsprechend auch nicht davon, dass die Anpassung einer angemessenen Dosis linear erfolgen muss. Untersuchungen zu differenziellen Verläufen während der psychosomatischen Rehabilitationsbehandlung weisen auch auf interindividuell sehr unterschiedlich schnelles Ansprechen auf die Rehabilitationsbehandlung hin (Melchior, 2011). Chronifizierte Patienten, operationalisiert über die Dauer der AU-Tage und die psychische Komorbidität, sprechen beispielsweise erst nach einer Latenzzeit von 3 bis 4 Wochen auf die Behandlung an, währen andere Patienten nach kürzerer Zeit, also bei einer geringeren Dosis, ansprechen. Analysen zum langfristigen Behandlungsergebnis deuten jedoch darauf hin, dass die erzielte Symptomreduktion in der Gruppe der verzögert ansprechenden Patienten nicht stabil bleibt. Eine Individualisierung der Behandlungsdosis/ -dauer bzw. deren systematische Untersuchung würde den Kenntnisstand zu Dosis-Wirkungszusammenhängen erweitern und die Ableitung von differenzierten Hypothesen ermöglichen. 9. Fehlender Einbezug des Outcomes In den vorliegenden Analysen konnte das Outcome nicht berücksichtigt werden. Aus den unter 6. dargestellten Ausführungen wird jedoch deutlich, dass der Einbezug eines Outcome-Maßes von besonderer Bedeutung bei der Untersuchung der erhaltenen Dosis ist. Nur bei gleichzeitiger Untersuchung von Schweregrad, Chronizität oder Komorbidität mit der Behandlungsdosis und dem erreichten Outcome lassen sich Aussagen über den Grad einer angemessen Dosierung treffen. Wünschenswert wäre demnach eine differenzierte Untersuchung relevanter Patientenmerkmale und der Behandlungsdosis unter Einbezug von längerfristigen Outcome-Erhebungen. 56 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 5. Anhang leichte Depression Anzahl Therapieeinheiten in BG1 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 60 Mittlere Anzahl Therapieeinheiten 50 40 30 20 10 65 3 65 4 60 4 64 0 57 2 59 4 53 0 47 3 47 2 39 1 42 4 38 4 37 5 38 1 35 7 35 4 35 3 34 9 34 7 34 5 34 6 33 0 31 9 32 5 29 9 28 8 27 3 27 4 26 8 27 1 26 2 26 6 25 9 26 0 21 2 21 0 16 4 16 6 15 9 12 2 12 3 11 4 76 95 74 68 23 0 Klinik-Nr. Abbildung 39: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieeinheiten pro Patient in BG1 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) leichte Depression Therapieminuten in BG1 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 4000 3500 Mittlere Anzahl Minuten 3000 2500 2000 1500 1000 500 65 3 65 4 64 0 60 4 59 4 57 2 53 0 47 2 47 3 42 4 38 4 39 1 38 1 37 5 35 7 35 4 35 3 34 7 34 9 34 6 34 5 33 0 32 5 31 9 28 8 29 9 27 3 27 4 27 1 26 8 26 2 26 6 26 0 25 9 21 2 21 0 16 6 16 4 15 9 12 3 12 2 11 4 76 95 74 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 40: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieminuten pro Patient in BG1 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) 57 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie leichte Depression Anzahl Therapieeinheiten in BG2 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 60 Mittlere Anzahl Therapieeinheiten 50 40 30 20 10 65 4 64 0 65 3 59 4 60 4 53 0 57 2 47 3 42 4 47 2 38 4 39 1 37 5 38 1 35 4 35 7 34 9 35 3 34 6 34 7 34 5 32 5 33 0 29 9 31 9 27 4 28 8 27 1 27 3 26 6 26 8 26 0 26 2 21 2 25 9 16 6 21 0 15 9 16 4 12 2 12 3 95 11 4 74 76 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 41: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieeinheiten pro Patient in BG2 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) leichte Depression Therapieminuten in BG2 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 3000 Mittlere Anzahl Minuten 2500 2000 1500 1000 500 65 4 64 0 65 3 59 4 60 4 57 2 47 3 53 0 42 4 47 2 39 1 38 4 37 5 38 1 35 4 35 7 34 9 35 3 34 7 34 5 34 6 33 0 32 5 29 9 31 9 28 8 27 4 27 3 27 1 26 8 26 6 26 2 26 0 21 2 25 9 21 0 16 6 15 9 16 4 12 3 12 2 11 4 76 95 74 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 42: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieminuten pro Patient in BG2 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) leichte Depression Anzahl Therapieeinheiten in BG3 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 160 Mittlere Anzahl Therapieeinheiten 140 120 100 80 60 40 20 65 4 64 0 65 3 59 4 60 4 57 2 47 3 53 0 47 2 42 4 38 4 39 1 37 5 38 1 35 4 35 7 34 9 35 3 34 7 34 6 34 5 32 5 33 0 29 9 31 9 27 4 28 8 27 1 27 3 26 6 26 8 26 0 26 2 21 2 25 9 16 6 21 0 16 4 15 9 12 2 12 3 95 11 4 74 76 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 43: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieeinheiten pro Patient in BG3 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) 58 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie leichte Depression Therapieminuten in BG3 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 5000 4500 Mittlere Anzahl Minuten 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 65 4 65 3 60 4 64 0 57 2 59 4 47 3 53 0 42 4 47 2 38 4 39 1 37 5 38 1 35 4 35 7 34 9 35 3 34 6 34 7 33 0 34 5 32 5 29 9 31 9 28 8 27 4 27 3 27 1 26 8 26 6 26 2 26 0 21 2 25 9 21 0 16 4 16 6 12 3 15 9 12 2 95 11 4 74 76 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 44: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieminuten pro Patient in BG3 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) leichte Depression Anzahl Therapieeinheiten in BG4 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 25 Mittlere Anzahl Therapieeinheiten 20 15 10 5 65 3 65 4 60 4 64 0 57 2 59 4 47 3 53 0 42 4 47 2 38 4 39 1 37 5 38 1 35 7 35 4 34 9 35 3 34 7 34 6 34 5 32 5 33 0 31 9 28 8 29 9 27 4 27 3 26 8 27 1 26 6 26 2 26 0 25 9 21 2 16 6 21 0 16 4 12 3 15 9 11 4 12 2 76 95 68 74 23 0 Klinik-Nr. Abbildung 45: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieeinheiten pro Patient in BG4 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) 59 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie leichte Depression Therapieminuten in BG4 nach Schweregrad der depressiven Störung mittelschwere Depression schwere Depression Dysthymia 1800 1600 Mittlere Anzahl Minuten 1400 1200 1000 800 600 400 200 65 4 65 3 60 4 64 0 57 2 59 4 53 0 47 2 47 3 39 1 42 4 38 1 38 4 35 7 37 5 35 3 35 4 34 7 34 9 34 5 34 6 32 5 33 0 29 9 31 9 27 4 28 8 27 1 27 3 26 6 26 8 26 0 26 2 21 2 25 9 16 6 21 0 15 9 16 4 12 2 12 3 95 11 4 74 76 23 68 0 Klinik-Nr. Abbildung 46: Vergleiche zwischen den Kliniken hinsichtlich mittlerer Anzahl aufgewendeter Therapieminuten pro Patient in BG4 in Abhängigkeit vom Schweregrad der depressiven Störung (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke) A nt eil in % * * * * * * Klinik-Nr. Abbildung 47: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 23-123) A nt eil in % * * * * Klinik-Nr. Abbildung 48: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 159-262) 60 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie A nt eil in % * * * * * * Klinik-Nr. Abbildung 49: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 266-319) A nt eil in % * * * Klinik-Nr. Abbildung 50: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 325-354) A nt eil in % * * * * * Klinik-Nr. Abbildung 51: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 357-473) 61 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie A nt eil in % * * * * Klinik-Nr. Abbildung 52: Vergleich von Arbeitsunfähigkeitszeiten der Patienten mit kodiertem Schweregrad der depressiven Störung auf Klinikebene (*: signifikante Differenz mit mind. kleiner Effektstärke, Klinik 530-654) Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Chronifizierung 30 Einzeltherapie Einheiten (nicht chronifiziert) Einzeltherapie Einheiten (chronifiziert) 25 Gruppentherapie Einheiten (nicht chronifiziert) Mittlere Anzahl Einheiten Gruppentherapie Einheiten (chronifiziert) 20 15 10 5 76 95 11 4 12 2 12 3 15 9 16 4 16 6 21 0 21 2 25 9 26 0 26 2 26 6 26 8 27 1 27 3 27 4 28 8 29 9 31 9 32 5 33 0 34 5 34 6 34 7 34 9 35 3 35 4 35 7 37 5 38 1 38 4 39 1 42 4 47 2 47 3 53 0 57 2 59 4 60 4 64 0 65 3 65 4 74 68 23 0 * * Klinik-Nr. * * Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Abbildung 53: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Chronifizierung: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen Abbildung 54: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Schweregrad: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 23-319) 62 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Abbildung 55: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Schweregrad: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 325-654) Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Psych. Komorbidität (1) 30 Einzeltherapie Einheiten keine zusätzl. Psych. Diagn. Einzeltherapie Einheiten eine w eitere psych. Diagn. Einzeltherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere psych. Diagn. 25 Gruppentherapie Einheiten keine zusätzl. Psych. Diagn. Gruppentherapie Einheiten eine w eitere psych. Diagn. Mittlere Anzahl Einheiten Gruppentherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere psych. Diagn. 20 15 10 5 28 8 29 9 * * * 31 9 27 4 * 27 3 * 27 1 * 26 8 * 26 6 26 0 ** Klinik-Nr. 26 2 25 9 ** 21 2 21 0 * 16 6 16 4 15 9 12 3 * 12 2 * 11 4 95 * 76 68 * 74 23 0 Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Abbildung 56: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach psychischer Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 23319) 63 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Psych. Komorbidität (2) Einzeltherapie Einheiten keine zusätzl. Psych. Diagn. Einzeltherapie Einheiten eine w eitere psych. Diagn. 30 Einzeltherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere psych. Diagn. Gruppentherapie Einheiten keine zusätzl. Psych. Diagn. Gruppentherapie Einheiten eine w eitere psych. Diagn. Mittlere Anzahl Einheiten 25 Gruppentherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere psych. Diagn. 20 15 10 5 65 4 * 65 3 60 4 * 64 0 59 4 57 2 53 0 47 3 47 2 42 4 ** 39 1 * 38 4 38 1 * 37 5 35 7 35 4 * 35 3 34 9 * 34 7 34 6 * 34 5 33 0 32 5 0 * Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Klinik-Nr. Abbildung 57: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach psychischer Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 325654) Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Komorbiditätsgruppen (1) 30 Mittlere Anzahl Einheiten 25 Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u.Angstst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. Persönlichkeitsst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u.sonstige psych. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u.Angstst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. Persönlichkeitsst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u.sonstige psych. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. Somatof. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. St. d. psychotrope Subst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. keine/sonstige Komorb. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. Somatof. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. St. d. psychotrope Subst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. keine/sonstige Komorb. 20 15 10 5 Klinik-Nr. ** 26 2 26 0 25 9 21 2 21 0 16 6 16 4 15 9 12 3 * 12 2 11 4 95 76 74 68 23 0 * Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Abbildung 58: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Komorbiditätsgruppen: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 23-262) 64 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Komorbiditätsgruppen (2) 30 Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u.Angstst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. Somatof. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. Persönlichkeitsst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. St. d. psychotrope Subst. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u.sonstige psych. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Störung u. keine/sonstige Komorb. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u.Angstst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. Somatof. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. Persönlichkeitsst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. St. d. psychotrope Subst. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u.sonstige psych. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Störung u. keine/sonstige Komorb. Mittlere Anzahl Einheiten 25 20 15 10 5 35 4 35 3 34 9 34 7 34 6 34 5 33 0 * 32 5 31 9 29 9 28 8 ** 27 4 27 1 * 27 3 26 8 26 6 0 Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Klinik-Nr. Abbildung 59: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Komorbiditätsgruppen: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 268-354) Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Komorbiditätsgruppen (3) 30 Mittlere Anzahl Einheiten 25 Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u.A ngstst. Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u. So mato f. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u. P ersö nlichkeitsst. Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u. St. d. psycho tro pe Subst. Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u.so nstige psych. St. Einzeltherapie Einheiten depr. Stö rung u. keine/so nstige Ko mo rb. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u.A ngstst. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u. So mato f. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u. P ersö nlichkeitsst. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u. St. d. psycho tro pe Subst. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u.so nstige psych. St. Gruppentherapie Einheiten depr. Stö rung u. keine/so nstige Ko mo rb. 20 15 10 5 * 65 4 65 3 64 0 60 4 59 4 57 2 53 0 47 3 47 2 42 4 39 1 38 4 38 1 37 5 35 7 0 * Klinik-Nr. Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Abbildung 60: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach Komorbiditätsgruppen: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 357-654) 65 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Somat. Komorbidität (1) 30 Einzeltherapie Einheiten keine zusätzl. somat. Diagn. Einzeltherapie Einheiten eine w eitere somat. Diagn. Einzeltherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten keine zusätzl. somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten eine w eitere somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere somat. Diagn. Mittlere Anzahl Einheiten 25 20 15 10 5 * 31 9 29 9 28 8 27 4 27 3 27 1 26 8 26 6 26 2 26 0 25 9 21 2 21 0 16 6 16 4 * 15 9 12 3 12 2 * 11 4 95 76 74 68 23 0 * * Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Klinik-Nr. Abbildung 61: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach somatischer Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 23319) Einzel- und Gruppentherapie (Einheiten) - Somat. Komorbidität (2) 30 Einzeltherapie Einheiten keine zusätzl. somat. Diagn. Einzeltherapie Einheiten eine w eitere somat. Diagn. Einzeltherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten keine zusätzl. somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten eine w eitere somat. Diagn. Gruppentherapie Einheiten ≥ zw ei w eitere somat. Diagn. Mittlere Anzahl Einheiten 25 20 15 10 5 Klinik-Nr. 65 4 65 3 64 0 * 60 4 * 59 4 * 57 2 53 0 * 47 3 47 2 42 4 39 1 38 4 38 1 37 5 35 7 35 4 35 3 34 9 34 7 * 34 6 34 5 33 0 32 5 0 Sign. Differenz mit mind. kl. Effektstärke (*Einzelth.), (*Gruppenth.) Abbildung 62: Unterschiede in Art und Umfang der erhaltenen Behandlung nach somatischer Komorbidität: Vergleich von Einzel- und Gruppentherapie im ETM Psychotherapie zwischen den Einrichtungen (Klinik 325654) 66 Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie 6. Literatur Andreas, S., Theisen, P., Mestel, R., Koch, U. & Schulz, H. (2009). Validity of clinical routine DSMIV diagnoses (Axis I / II) in inpatients with mental disorders. Psychiatry Research, 170, 252255. Anderson, E.M. & Lambert, M.J. (2001): A survival analysis of clinically significant change in outpatient psychotherapy. Journal of Clinical Psychology, 57(7), 875-888. Bassler, M., Krauthauser, H. & Hoffmann, S.O. 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