ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Vitrasert 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Das Vitrasert-Implantat ist ein polymeres therapeutisches System in Tablettenform das Ganciclovir enthält. Die Tabletten enthalten mindestens 4.5 mg des aktiven Wirkstoffes Ganciclovir und 0.015 mg Magnesiumstearat. Das therapeutische System besteht aus einer semipermeablen Polyvinylalkoholschicht (PVA), die die Freisetzung des Präparates ermöglicht, und einer undurchlässigen Poly(ethylen-co-vinylacetat)-Schicht (EVA). Die nicht durchgängige EVA-Beschichtung erzeugt eine Diffusionspforte für die Freisetzung von Ganciclovir aus dem Implantat ins Auge. 3. DARREICHUNGSFORM Vitrasert ist ein Augenimplantat. Das Vitrasert-Implantat ist ein nicht erodierbares, polymeres therapeutisches System mit verzögerter Freisetzung in Tablettenform mit einem Durchmesser von 2,5 mm und einer Dicke von 1 mm, das komprimiertes Ganciclovir enthält. Die Tablette hat einen allseitigen PVA-Überzug sowie einen nicht durchgängige EVA-Film. Die gesamte Tablette ist mit PVA beschichtet und weist eine Nahtlasche aus PVA auf. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Das Vitrasert-Implantat ist zur lokalen Behandlung der durch Cytomegalie-Virus verursachter (CMV-) Retinitis bei Patienten mit AIDS (acquired immunodeficiency syndrome [erworbene Immuninsuffizienz]) indiziert (siehe 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Dosierung Das Vitrasert-Implantat ist ausschließlich zur intravitrealen Anwendung bestimmt. Jedes Vitrasert-Implantat gibt das antivirale Arzneimittel für mindestens 3 Monate verzögert ab. In klinischen Studien wurde bei Patienten, die mit einem VitrasertImplantat behandelt worden waren, eine Verzögerung der Retinitis von 6 bis 8 Monaten beobachtet. Wenn der Ganciclovir-Vorrat im Implantat erschöpft ist, was an einem Fortschreiten der CMV-Retinitis erkennbar ist, kann das Vitrasert-Implantat ausgetauscht werden. Bei einem Fortschreiten der Krankheit innerhalb der ersten 3 Monate, sollte die Therapie mit einem Vitrasert-Implantat von neuem überpüft werden. Operationsverfahren Das Operationsverfahren für die intravitreale Implantation von Vitrasert wird unter routinemäßiger Gesichts- und Retrobulbär- oder Peribulbärblockade durchgeführt. Im inferotemporalen Quadranten wird am Limbus ein Bindehautschnitt angebracht, wobei Hämostase mittels bipolarer Diathermie erreicht wird. Vitrasert wird vorbereitet, indem in 1.5 bis 2.0 mm Abstand ein Nylonfaden von der Basis des Implantats durch das Zentrum der Strebe geführt wird. Die überschüssige Strebe wird so abgeschnitten, daß der Abstand zwischen dem Faden und dem Ende der Strebe nur 0.5 mm beträgt. Die inferotemporale Sklera wird 4 mm vom Limbus entfernt mit einer mikrovitreoretinalen Klinge mit einer Stärke von 20 Gauge eröffnet, um Vitrasert in die Pars plana zu implantieren. Der Einschnitt wird dann im Umfang auf 4-5 mm vergrößert. Mit einem automatischen Vitrektomiegerät wird eventuell prolabierter Glaskörper herausgeschnitten. Die Ränder des Sklerotomie-Einschnitts werden auseinander gehalten, um sicherzustellen, daß die darunter liegende Pars plana über die vollständige Dicke eingeschnitten wurde. Die Strebe des Implantats wird dann mit einer Zange mit glatter Klinge ergriffen und so in das Auge eingeführt, daß die Arzneimittel-Tablette (Oberfläche des Implantats) auf die Augenvorderseite weist. In diesem Stadium sollte darauf geachtet werden, daß die die Arzneimittel-Tablette überdeckende Membran nicht perforiert oder beschädigt wird. Mit den Nylonfaden wird ein Verankerungsfaden auf beide Seiten des Skleraeinschnittes gezogen und festgebunden; der Skleraeinschnitt wird auch mit einer fortlaufenden Nylonnaht verschlossen. Durch den Einschnitt wird eine physiologische Salzlösung injiziert, um den Augeninnendruck wiederherzustellen. Um die intravitreale Lage beurteilen zu können, wird dann mit einem indirekten binokularen Ophthalmoskop das Implantat betrachtet. Die Konjunktiva wird mit zwei einfachen Kollagennähten oder einem anderen Nahtmaterial nach Wahl des Chirurgen verschlossen. Die postoperative Behandlung mit Antibiotika und Steroiden erfolgt nach Ermessen des Chirurgen. Bei der Entfernung des Vitrasert-Implantats wird eine routinemäßige Gesichts- und Retrobulbär- oder Peribulbärblockade angelegt. Der inferotemporale Einschnitt wird durch Aufschneiden der Nylonnaht und Einschneiden der ursprünglichen Einschnittstelle mit einer vitreoretinalen Mikroklinge eröffnet. Mit Hilfe der Verankerungsnaht wird das Implantat aus dem Auge entfernt. Das Implantat muß möglicherweise herausgeschnitten werden und es ist möglich, daß eine Vitrektomie des anhängenden Glaskörpers mit einer mechanischen Saug/Schneid-Vorrichtung notwendig wird (siehe 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Eine Veröffentlichung (Morley et al. (Ophthalmology 102(3), 388-392, 1995) berichtet über neun Augen an acht Patienten, die zwei oder mehr Vitrasert-Implantate erhalten hatten. Der Bericht beschreibt die Entfernung und den Austausch der VitrasertImplantate aus der ursprünglichen Operationsstelle bzw. die Verwendung einer benachbarten Stelle mit ca. 2.0 mm der ursprünglichen Sklerawunde sowie weiteren 3.0 mm neuer Skleren unterhalb der alten Wunde, oder Implantation durch eine völlig andere Stelle. Es wurden jedoch keine stichprobenartig kontrollierten Prüfungen zum Vergleich der Techniken zur Entfernung und zum Austausch des Vitrasert-Implantats durchgeführt. Dosierung bei Kindern Es gibt nur sehr begrenzte klinische Erfahrungen bei der Behandlung der CMV-Retinitis mit dem Vitrasert-Implantat bei Patienten, die jünger als 12 Jahre sind. Dosierung bei älteren Patienten Über die Wirksamkeit und Sicherheit des Vitrasert-Implantats bei älteren Patienten wurden keine Prüfungen durchgeführt. 4.3 Gegenanzeigen Vitrasert darf bei Patienten mit Ganciclovir- oder Aciclovir-Überempfindlichkeit sowie bei Patienten, bei denen intraokulare Eingriffe beispielsweise durch externe Augeninfektionen oder Thrombozytopenie kontraindiziert sind, nicht angewandt werden. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Das Vitrasert-Implantat bietet eine lokale Therapie, die auf das implantierte Auge beschränkt ist. Es besteht ein erhöhtes Risiko der Einbeziehung des anderen, ursprünglich nicht mit betroffenen Auges. Patienten sollten daher kontinuierlich im Hinblick auf eine solche Entwicklung beobachtet werden. Im Vergleich zur systematischen Behandlung besteht ein erhöhtes Risiko auf extraokulare CMVInfektionen. Im Falle einer klinischen Manifestation extraokularer CMV-Infektion sollte eine systematische Behandlung durchgeführt werden. Wie bei jedem chirurgischen Eingriff bestehen auch hier Risiken. Folgende, das Sehvermögen gefährdende Komplikationen sind bei einem intraokularen Eingriff zur Einführung des Vitrasert-Implantats in die Glaskörperhöhle möglich: Glaskörperblutungen, Netzhautablösung, Endophthalmitis, Uveitis und Kataraktbildung. Unmittelbar nach Einführung des Vitrasert-Implantats werden fast alle Patienten eine Abnahme der Sehschärfe in dem implantierten Auge feststellen, die etwa zwei bis vier Wochen nach der Operation anhalten wird. Diese Verringerung der Sehschärfe ist mit großer Wahrscheinlichkeit Folge des chirurgischen Eingriffs. Die zum gegenwärtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Daten reichen noch nicht aus, um die Wirksamkeit des Vitrasert Implantats zu beurteilen, wenn es in Kombination mit Siliconöl oder Gas zur Behandlung von Netzhautablösungen eingesetzt wird. Bei der Implantierung des Vitrasert-Implantats wird ein hohes Maß an chirurgischem Können gefordert. Der Chirurg sollte eine operative Implantation des VitrasertImplantats schon einmal beobachtet und bei einer solchen Operation assistiert haben, bevor er selbst eine entsprechende Operation durchführt. Wie bei allen intraokularen Eingriffen ist auf absolute Sterilität des Operationsfelds und des Vitrasert-Implantats zu achten. Das Vitrasert-Implantat sollte nur an der Nahtlasche angefaßt werden, um eine Beschädigung der Polymerüberzüge zu vermeiden, weil dadurch die Freisetzungsgeschwindigkeit von Ganciclovir im Auge beeinträchtigt werden könnte. Das Vitrasert-Implantat sollte keinesfalls nochmals sterilisiert werden, gleich durch welches Verfahren. CMV-Retinitis wird ophthalmologisch, durch indirekte Ophthalmoskopie, diagnostiziert. Differentialdiagnostisch sind neben CMV-Retinitis noch Candidiasis, Toxoplasmose, Histoplasmose, Netzhautnarben und trübe Flecken (cotton wool spots) zu beachten, die alle zu einem ähnlichen Erscheinungsbild der Netzhaut führen können wie CMV. Aus diesem Grund ist es extrem wichtig, daß die Diagnose der CMV von einem Ophthalmologen gestellt wird, der mit dem Erscheinungsbild der Netzhaut bei diesen Zustandsbildern vertraut ist. Die Diagnose der CMV-Retinitis kann durch CMV-Kultur aus Urin, Blut, einem Rachenabstrich oder anderen Stellen unterstützt werden, doch schließt eine negative CMV-Kultur eine CMV-Retinitis nicht aus. Das Vitrasert-Implantat kann eine CMV-Retinitis nicht heilen und bei einigen Patienten mit geschwächtem Immunsystem kann die Retinitis auch nach Implantation von Vitrasert fortschreiten. Die Patienten sollten in angemessenen Abständen nach der Implantierung des Vitrasert-Implantats zu ophthalmologischen Kontrolluntersuchungen bestellt werden. Bei einigen Patienten, bei denen beispielsweise das Sehvermögen bedroht ist (d.h. Retinitis im hinteren Pol), sind häufigere Kontrolluntersuchungen notwendig. 4.5 Wechselwirkungen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Untersuchungen zu Wechselwirkungen wurden nicht durchgeführt. 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit Ganciclovir erwies sich in Tierversuchen als embryotoxisch und teratogen. . Zu den teratogenen Wirkungen zählten Gaumenspalten, Anophthalmie/Mikrophthalmie, aplastische Niere und Pankreas, Hydrocephalus und Brachygnathie. Obwohl jedes Vitrasert-Implantat nur 4.5 mg Ganciclovir enthält, das lokal in den Glaskörper über einen Zeitraum von 6-8 Monaten freigesetzt wird, ist die Sicherheit des Implantats für schwangere Frauen nicht erwiesen. Das Vitrasert-Implantat sollte deshalb nur dann in der Schwangerschaft verabreicht werden, wenn die zu erwartenden Vorteile die möglichen Risiken für den Fötus rechtfertigen. Ein angemessenes kontrazeptives Programm ist während der Anwendung des VitrasertImplantats einzuhalten. Beeinträchtigung der Fertilität Ganciclovir führte bei Verabreichung intravenöser Dosierungen von 90mg/kg/Tag zu verringertem Paarungsverhalten, verminderter Fertilität und einer erhöhten Inzidenz von Embryomortalität bei weiblichen Mäusen und zu Hypoplasie der Hoden und Samenbläschen bei den männlichen Nachkommen. Ganciclovir verringerte die Fertilität männlicher Mäuse und führte zu Hypospermatogenese bei Mäusen und Hunden nach Verabreichung oraler oder intravenöser Tagesdosen im Bereich 0.2-10 mg/kg. Stillzeit Es ist nicht bekannt, ob Ganciclovir aus dem Vitrasert-Implantat in die Muttermilch ausgeschieden wird. Da viele Arzneimittel jedoch mit der Muttermilch ausgeschieden werden und bei mit Ganciclovir behandelten Tieren Karzinogenität und teratogene Wirkungen auftraten, wird davon ausgegangen, daß schwerwiegende Nebenwirkungen von Ganciclovir bei gestillten Säuglingen wahrscheinlich sind. Die Mütter sind anzuweisen, das Kind abzustillen, wenn sie ein Vitrasert-Implantat tragen. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Nach operativer Implantierung von Vitrasert können die Patienten eine vorübergehende Verminderung ihrer Sehschärfe bemerken. Die Patienten sollten erst dann wieder ein Fahrzeug lenken oder Maschinen bedienen, wenn das Sehvermögen wieder hergestellt ist. 4.8 Nebenwirkungen Die häufigsten Nebenwirkungen von mit Vitrasert behandelten Patienten traten am Auge auf und umfaßten Glaskörperblutungen, Netzhautablösungen, Kataraktbildung und Makulaveränderungen. . Da Glaskörperblutung, Hyphaema, Endophthalmitis und mehrere Fälle von Kataraktbildung im unmittelbaren postoperativen Zeitraum auftraten, ist ein Kausalzusammenhang mit dem chirurgischen Verfahren wahrscheinlich. Ein Kausalzusammenhang mit den sonstigen Nebenwirkungen am Auge ist noch ungeklärt, da viele derartige Erscheinungen bei CMV-Retinitis auftreten. Das Risiko einer Netzhautablösung und Endophthalmitis nimmt bei wiederholter Implantation zu. Patienten mit einer CMV-Retinitis sollten häufigen ophthalmologischen Untersuchungen unterzogen werden, um den Status ihrer Retinitis zu beurteilen und eventuelle Retinaveränderungen nachweisen zu können. Bei den 589 Patienten, die mit 956 Vitrasert-Implantaten behandelt wurden, wurden im Verlauf von klinischen Prüfungen folgende Nebenwirkungen mit einer Inzidenz von ≥ 1.0% beobachtet: Nebenwirkungen Anzahl Anzahl am Auge Nebenwirkungen Nebenwirkungen (nach wiederholter (nach Erstimplantation) Implantation) N=828 % N=128 % Glaskörperblutung 122 14.7 17 13.3 Netzhautablösung 98 11.8 24 18.8 Katarakt/Linsentrübung 39 4.7 9 7.0 Makulaveränderungen 13 1.6 2 1.6 Anstieg des Augeninnen- 13 1.6 1 0.8 Veränderungen d. Sehnervs 31 3.7 9 7.0 Hyphaema 36 4.3 3 2.3 Vitritis 31 3.7 3 2.3 Endophthalmites 4 0.5 2 1.6 drucks (um ≥ 10 mmHg)* *Messungen des Augeninnendrucks liegen für 738 der 956 Implantate vor. Folgende Nebenwirkungen traten mit einer Inzidenz unter 1.0% auf: Retinopathie, Zellen und erhöhter Proteingehalt in der vorderen Augenkammer, Synechie, Blutung (außerhalb des Glaskörpers), trübe Flecken (cotton wool spots), Keratopathie, Astigmatismus, Uveitis, Mikroangiopathie, Iritis, Choroiditis, Papillitis, Chemosis, Phthisis bulbi, Engwinkelglaukom mit Abflachung der vorderen Augenkammer, Ablösung des Glaskörpers, Glaskörpertraktion, Hypotonie, starke postoperative Entzündung, Netzhautriß, Netzhautloch, Hornhautdellen, subkonjunktivale Blutung, Aderhautfalten durch Hypotonie, Verdrängung der Tablette aus der Sklerawunde und Gliose. 4.9 Überdosierung Nicht zutreffend. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirale, ATC Code: J05A B06 Ganciclovir ist ein synthetisches Nucleosid-Analog von 2'-Desoxyguanosin, das die Replikation von Herpesviren sowohl in vitro als auch in vivo hemmt. Zu den empfindlichen Humanviren zählen Cytomegalie-Virus (CMV), Herpes-simplex-Virus 1 und 2 (HSV-1, HSV-2), Epstein-Barr-Virus (EBV) und Varicella-Zoster-Virus (VZV). In den klinischen Prüfungen wurde die Wirksamkeit nur bei Patienten mit CMVInfektionen beurteilt. Die mittleren wirksamen Hemmkonzentrationen (ED50) von Ganciclovir für HumanCMV-Isolate, die in mehreren Zellinien in vitro geprüft wurden, reichten von 0.2 bis 3.0 µg/ml. Der Zusammenhang zwischen der Sensitivität von CMV auf Ganciclovir in vitro und der klinischen Reaktion wurde noch nicht aufgeklärt. Ganciclovir hemmt die Proliferation von Säugetierzellen in vitro bei höheren Konzentrationen (10 bis 60 µg/ml), wobei unter den geprüften Zelltypen die Knochenmarkkolonien bildenden Zellen am empfindlichsten reagierten. Die vorliegenden Resultate weisen darauf hin, daß bei Eintritt in die Wirtszellen die Cytomegalie-Viren eine oder mehrere zelluläre Kinasen induzieren, die Ganciclovir in sein Triphosphat phosphorylieren. Es wurde nachgewiesen, daß Ganciclovir-Triphosphat in mit CMV infizierten Zellen in etwa der 10fachen Konzentration als in nicht infizierten Zellen vorliegt, was auf eine bevorzugte Phosphorylierung von Ganciclovir in viral infizierten Zellen hinweist. In vitro wird Ganciclovir-Triphosphat langsam katabolisiert, wobei 18 Stunden nach Entfernung von Ganciclovir aus dem extrazellulären Medium noch 60 bis 70% der ursprünglichen Konzentration in den infizierten Zellen verbleibt. Es wird davon ausgegangen, daß die antivirale Aktivität von Ganciclovir-Triphosphat die Folge einer Hemmung der viralen DNA-Synthese über zwei bekannte Wege ist: (1) kompetitive Hemmung der viralen DNA-Polymerasen und (2) direkte Einlagerung in virale DNA, was schließlich zur Termination der viralen DNA-Elongation führt. Die zelluläre DNA-alpha-Polymerase wird ebenfalls gehemmt, aber mit einer höheren Konzentration als für die virale DNA-Polymerase erforderlich ist. Es liegen Berichte über eine Virusresistenz aufgrund von Sensitivitätsprüfungen von CMV-Isolaten in vitro bei Patienten, die intravenös mit Ganciclovir behandelt wurden, vor. Die Prävalenz resistenter Isolate ist unbekannt und es besteht die Möglichkeit, daß einige Patienten mit gegenüber Ganciclovir resistenten CMV-Stämmen infiziert werden. Bei Patienten mit unzureichender klinischer Reaktion sollte deshalb die Möglichkeit einer Virusresistenz in Betracht gezogen werden. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Die vitrealen Konzentrationen wurden nach der Implantation des Vitrasert-Implantats in siebzehn Augen gemessen. Die vitrealen Konzentrationen von Ganciclovir befanden sich in neun Augen unter der Nachweisgrenze. In den restlichen acht Augen betrug die durchschnittliche vitreale Konzentrationen 4.1 µg/ml (Bereich 1.9 -7.4 µg/ml). Die in vivo Freisetzungsrate für 14 Implantate (3 ausgetauscht, 11 Autopsie) lag ungefähr zwischen 0.5 µg/Stunde und 2.88 µg/Stunde (Durchschnitt: 1.4 µg/ Stunde). 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Ganciclovir verursacht in vitro Mutationen und Beschädigungen der Chromosome in Säugetierzellen und ist in vivo klastogen. Bei Mäusen ist Ganciclovir karzinogen. Die klinische Relevanz der Tumore ist nicht klar. Ganciclovir sollte als potentiell karzinogen für den Menschen eingestuft werden. Das sich aus diesen toxischen Wirkungen ergebende Risiko für den Menschen sollte hinsichtlich der Eignung dieses Produkts für den Patienten berücksichtigt werden. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Das Vitrasert-Implantat enthält 0.015 mg Magnesiumstearat (USP) pro Tablette. Die Tabletten enthalten einen Überzug aus Poly(ethylen-co-vinylacetat) (EVA) und Polyvinylalkohol (PVA). Die Nahtlasche besteht aus PVA. 6.2 Inkompatibilitäten Es sind keine Unverträglichkeiten bekannt. 6.3 Dauer der Haltbarkeit Die Haltbarkeit des Implantats beträgt 24 Monate. Verwenden Sie das Produkt nicht nach dem auf der Verpackung vermerkten Haltbarkeitsdatum. Das Implantat muß steril bleiben und die Verpackung darf vor Gebrauch nicht geöffnet werden. 6.4 Besondere Lagerungshinweise Bei einer Temperatur zwischen 15 und 25°C lagern. Vor Einfrieren oder übermäßiger Hitze schützen. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Das Vitrasert-Implantat wird in einzelnen Einheitsschachteln in einer sterilen TyvekVerpackung geliefert. 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich) Das Vitrasert-Implantat sollte vorsichtig gehandhabt werden, um eine Beschädigung des Polymerüberzugs auf dem Implantat, die zu einer erhöhten Freisetzungsrate des Arzneimittels aus dem Implantat führen könnte, zu vermeiden. Das Vitrasert-Implantat sollte aus diesem Grund nur an der Nahtlasche angefaßt werden. Vor und während der operativen Implantierung ist stets auf aseptische Bedingungen zu achten. Das VitrasertImplantat darf keinesfalls nochmals sterilisiert werden. Da das Vitrasert-Implantat Ganciclovir enthält, dessen Eigenschaften teilweise denen antineoplastischer Mittel (d.h. Karzinogenität und Mutagenität) entsprechen, sollten die Handhabung und Entsorgung des Vitrasert-Implantats entsprechend den für antineoplastische Mittel geltenden Hinweisen erfolgen. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER Chiron B.V. Paasheuvelweg 30 1105 BJ Amsterdam Niederlande 8. NUMMER IM ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 10. STAND DER INFORMATION ANHANG II DER INHABER DER HERSTELLUNGSERLAUBNIS, DER FÜR DIE EINFUHR UND DIE CHARGENFREIGABE VERANTWORTLICH IST, SOWIE DIE BEDINGUNGEN ODER EINSCHRÄNKUNGEN FÜR DIE ABGABE UND DEN GEBRAUCH A. INHABER DER HERSTELLUNGSERLAUBNIS Hersteller, der für den Import und die Chargenfreigabe im Europäischen Wirtschaftsraum verantwortlich ist Chiron B.V., Paasheuvelweg 30, 1105 BJ Amsterdam, Niederlande Die Herstellungserlaubnis wurde erteilt am 8. November 1994 vom niederländischen Staatssekretariat für Gesundheitswesen, Wohlfahrt und Kultur (Ministerie van Welzijn, Volksgezondheid en Cultuur), Sir W. Churchilllaan 366, Rijkswijk, Niederlande B. BEDINGUNGEN ODER EINSCHRÄNKUNGEN FÜR DIE ABGABE UND DEN GEBRAUCH Arzneimittel auf eingeschränkte ärztliche Verschreibung, deren Abgabe nicht wiederholt werden kann. ANHANG III ETIKETTIERUNG UND PACKUNGSBEILAGE A. ETIKETTIERUNG VITRASERT™ Ganciclovir Augenimplantat Eine Packung enthält: 1 Vitrasert-Implantat mit 4.5 mg Ganciclovir Hilfsstoffe: Polyvinylalkohol (PVA), Poly(ethylen-co-vinylacetat) Magnesiumstearat (EVA) und 0.015 Steril, solange Packung unbeschädigt und ungeöffnet ist Ausschließlich zur intravitrealen Implantation Bei einer Temperatur zwischen 15 und 25°C lagern. Vor Einfrieren oder übermäßiger Hitze schützen. Anwendung: Angaben zur Dosierung sind der Packungsbeilage zu entnehmen Für Kinder unzugänglich aufbewahren Verschreibungspflichtig (entsprechend den nationalen Auflagen) Pharmazeutischer Unternehmer: Chiron B.V. Paasheuvelweg 30 1105 BJ Amsterdam Niederlande EU-Zul.-Nr.: Ch.-B.: Verwendbar bis: XXXXX XXXXXXXX Monat/Jahr Vitrasert ist nach den Hinweisen bezüglich antineoplastischer Agenzien zu entsorgen. Firmenlogo mg B. PACKUNGSBEILAGE VITRASERT Ganciclovir EINLEITUNG Diese Packungsbeilage enthält wichtige Informationen über das Vitrasert-Implantat. Bitte lesen Sie diese sorgfältig durch. Wenn Sie Fragen haben oder etwas nicht verstehen, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen. Je mehr Sie über Ihre Behandlung wissen, desto besser. Ihr Arzt hat entschieden, ein Vitrasert-Implantat in eines Ihrer Augen oder in beide Augen einzusetzen. Diese Packungsbeilage erklärt, was ein Vitrasert-Implantat ist und wie es wirkt. Sie beschreibt, wie es implantiert wird und nennt Ihnen einige der häufigeren Nebenwirkungen, die bei Ihnen auftreten können. WAS IST EIN VITRASERT-IMPLANTAT? Das Vitrasert-Implantat ist eine kleine Tablette mit einem Durchmesser von 2.5 mm und einer Dicke von 1 mm, die mit einer Plastikumhüllung versehen wurde. Jede Tablette enthält mindestens 4.5 mg Ganciclovir und 0.015 mg Magnesiumstearat. Ganciclovir ist ein sogenanntes antivirales Agens, ein Medikament, das zur Behandlung von durch Viren verursachten Infektionen verwendet wird. Das in dem Vitrasert-Implantat enthaltene Ganciclovir hemmt die Vermehrung des Cytomegalovirus, d.h. des Virus, das Ihre Retinitis verursacht. Das für die Umhüllung gewählte Material besteht aus einer undurchlässigen Poly(ethylen-co-vinylacetat)-Schicht -[EVA] und einer partiell durchlässigen Schicht aus Polyvinylalkohol [PVA] und gestattet die kontrollierte Freisetzung des Tabletteninhalts nach Implantation in Ihrem Auge. Der Inhalt des Vitrasert-Implantats wird über einen längeren Zeitraum im Auge freigesetzt. Unter diesen Bedingungen beträgt die Dauer der klinischen Wirkung 6 bis 8 Monate. WER IST FÜR DIE HERSTELLUNG UND DEN VERTRIEB VON VITRASERTIMPLANTAT VERANTWORTLICH? Der pharmazeutische Unternehmer von Vitrasert ist die Chiron B.V., Amsterdam, Niederlande. WANN WIRD DAS VITRASERT-IMPLANTAT VERWENDET? Das Vitrasert-Implantat dient der Behandlung von Entzündungen der Netzhaut, d.h. der innersten Schicht des Auges. Diese Entzündung wird durch einen Virus mit dem Namen Cytomegalie-Virus (CMV) hervorgerufen und kommt bei Patienten mit erworbener Immuninsuffizienz (AIDS) häufig vor. Die Ärzte nennen Ihre Krankheit CMV-Retinitis. WANN SOLLTE DIE BEHANDLUNG MIT DEM VITRASERT-IMPLANTAT VERMIEDEN WERDEN? Im Krankenhaus wird eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt. Aufgrund der Ergebnisse wird Ihr Arzt entscheiden, ob die Implantation des Vitrasert-Implantats eine geeignete Behandlungsmöglichkeit für Sie darstellt. Eine Behandlung mit dem Vitrasert-Implantat sollte vermieden werden, wenn: - Sie auf Ganciclovir oder Aciclovir allergisch sind; - bei Ihnen andere medizinische Zustände vorliegen, die eine Augenoperation unmöglich machen, wie beispielsweise eine niedrige Thrombozytenzahl oder eine externe Augeninfektion. KANN DAS VITRASERT-IMPLANTAT IN KOMBINATION MIT ANDEREN ARZNEIMITTELN VERWENDET WERDEN? Es sind keine Studien zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten durchgeführt worden. Sie sollten dennoch Ihren Arzt über sämtliche von Ihnen eingenommene Medikamente informieren, bevor das Vitrasert-Implantat in Ihr Auge implantiert wird. GIBT ES BESONDERE WARNHINWEISE? Wie bei allen operativen Eingriffen gibt es auch hier einige Risiken. Mögliche das Sehvermögen gefährdende Komplikationen, die bei der zur Einführung des VitrasertImplantats in Ihrem Auge durchgeführten Augenoperation auftreten können, sind beispielsweise: Blutungen im Augeninneren, Bildung von trüben Flecken im Auge, Ablösung der innersten Schicht des Auges (der sogenannten Netzhaut oder Retina) und Entzündung der kleinen Blutgefäße im Auge oder in der Augenhöhle.. Unmittelbar nach Einführung des Vitrasert-Implantats in Ihrem Auge werden Sie mit fast völliger Sicherheit mit dem betroffenen Auge schlechter sehen, was wahrscheinlich durch die durchgeführte Operation hervorgerufen wurde und sich in den meisten Fällen normalisieren wird. Das Vitrasert-Implantat kann eine CMV-Retinitis nicht heilen. Manchmal kann sich die Infektion in Ihrem Auge verschlimmern. Außerdem wird nur das Auge behandelt, in dem das Implantat eingesetzt wurde. Aus diesen Gründen werden nach der Implantation des Vitrasert-Implantats beide Augen auf Entstehung von CMV-Retinitis untersucht. Ihr Arzt wird entscheiden, wie oft Ihre Augen und Ihre Sehschärfe überprüft werden müssen. Da es sich bei CMV um eine Krankheit handelt, die auch andere Körperteile befallen kann, werden Sie auch auf CMV-Infektionen in anderen Körperteilen untersucht. Beeinflußt das Vitrasert-Implantat Ihre Verkehrstüchtigkeit oder Ihre Fähigkeit, Maschinen zu bedienen? Nach der operativen Implantation des Vitrasert-Implantats werden Sie mit fast absoluter Sicherheit auf dem betroffenen Auge schlechter sehen. Sie sollten erst dann wieder ein Fahrzeug lenken oder eine Maschine bedienen, wenn sich Ihre normale Sehschärfe wieder eingestellt hat. Kann das Vitrasert-Implantat während der Schwangerschaft und in der Stillzeit bedenkenlos angewendet werden? Über die Wirkungen des Vitrasert-Implantats bei schwangeren Frauen liegen keine Untersuchungen vor. In der Zeit, in der Sie ein Vitrasert-Implantat in Ihrem Auge haben, sollten Sie eine Schwangerschaft vermeiden. Wenn Sie schwanger sind oder eine Schwangerschaft vermuten, sollten Sie Ihren Arzt darüber informieren und mit ihm besprechen, ob die von einer Behandlung mit einem Vitrasert-Implantat zu erwartenden Vorteile die möglichen Risiken für Ihr Baby überwiegen. Angemessene kontrazeptive Maßnahmen sind während der Anwendung des Vitrasert-Implantats zu ergreifen. Wenn Sie Ihr Kind stillen und Vitrasert-Implantat anwenden, ist es besser, Ihr Kind auf eine künstliche Milchnahrung umzustellen. Kann das Vitrasert-Implantat bei Kindern angewendet werden? Die vorliegenden Daten reichen nicht aus, um zu entscheiden, ob das Vitrasert-Implantat bei Kindern bedenkenlos angewendet werden kann. Kann das Vitrasert-Implantat für ältere Patienten verwendet werden? Über die Sicherheit und Wirksamkeit des Vitrasert-Implantats bei älteren Menschen liegen keine Untersuchungen vor. WIE WIRD DAS VITRASERT-IMPLANTAT EINGESETZT? Das Vitrasert-Implantat ist für die Implantation in die gallertige Substanz im Auge geeignet. Das Vitrasert-Implantat wird von einem Augenchirurg unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) in Ihr Auge eingesetzt. Der Chirurg wird in Ihrem Auge einen etwa 45 mm großen Schnitt anbringen, durch den er das Vitrasert-Implantat in Ihr Auge legt. Das Implantat weist einen kleinen Rand auf. Durch diesen Rand wird ein Nylonfaden hindurch gezogen. Dieser Faden wird darüber hinaus zum Schließen des Einschnitts benutzt, wobei das Vitrasert-Implantat gleichzeitig verankert wird. Das Implantat enthält mindestens 4.5 mg Ganciclovir, das langsam im Auge freigesetzt wird und bleibt über einen Zeitraum von 6 bis 8 Monaten in Ihrem Auge. Ihr Arzt wird Ihre Augen und Ihr Sehvermögen regelmäßig überprüfen. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse entscheidet er, ob das alte Implantat durch ein neues ersetzt werden muß. Nach der Operation verschreibt Ihnen Ihr Arzt möglicherweise Arzneimittel, um potentielle Infektionen zu verhindern. Kann eine Überdosierung mit Vitrasert-Implantat behandelt werden? Das Implantat setzt nur winzige Mengen des Arzneimittels frei, und eine Überdosierung ist daher unwahrscheinlich. NEBENWIRKUNGEN Bei Patienten, die ein Vitrasert-Implantat erhalten haben, wurden verschiedene Nebenwirkungen beobachtet. Die häufigsten Nebenwirkungen treten am Auge auf. Dazu gehörten Blutungen im Augeninneren, Ablösung der innersten Augenschicht (der Netzhaut oder Retina), Bildung trüber Flecken im Auge und Farbveränderungen in Teilen der Netzhaut. Weitere Nebenwirkungen waren erhöhter Augendruck, Veränderungen am Sehnerveintritts und Sehnervs, Blutungen im vorderen Teil des Auges und Entzündungen im Augeninneren. Es ist wichtig, daß Sie Ihre Augen und Ihre Sehschärfe häufig von Ihrem Arzt überprüfen lassen, damit er das Stadium Ihrer CMV-Retinitis feststellen und möglicherweise aufgetretene Nebenwirkungen entdecken kann. Falls Sie Beschwerden feststellen sollten, bei denen es sich um eine Nebenwirkung handeln könnte, die in diesem Faltblatt nicht genannt worden ist, verständigen Sie - auch dann, wenn Sie sich selbst keine Sorgen machen sollten - bitte unverzüglich Ihren Arzt. LAGERUNG UND HALTBARKEIT Das Vitrasert-Implantat ist bei einer Temperatur zwischen 15und 25°C aufzubewahren und darf nach dem auf dem Etikett erwähnten Verfalldatum nicht mehr zur Implantation verwendet werden. Das Vitrasert-Implantat ist vor Einfrieren oder übermäßiger Hitze zu schützen.Die Packung darf nicht geöffnet werden, da der Inhalt steril bleiben muß. Datum der letzten Überarbeitung dieser Packungsbeilage: