Assessment bei Depressiven Störungen Werkstattbericht: Janine Lowke Anne-Kathrin Löser Nadine Schwarz Dozentin: Prof. Dr. G.H. Franke Testen & Entscheiden, WiSe 08/09 Gliederung Der Störungsbegriff DSM IV und ICD 10 Epidemiologie Risikofaktoren Gebräuchliche Assessmentstrategien Interviews Selbstbeurteilungsverfahren Beobachtung Funktionsanalyse Pragmatische Fragen in der Praxis Unsere Fragen Fallbeispiel: Anne 38 Jahre, seit 19 Jahren verheiratet 3 Töchter (5, 9, 18 Jahre alt) Hausfrau und arbeitssuchend Positive Beziehung zu den Eltern Lebenslauf geprägt durch psychosoziale Stressoren Mutter und Onkel litten unter Depressionen Anne´s Symptomatik Depressive Symptomatik: Anhedonie, Dysthymia, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Tränenausbrüche Physiologische Angstsymptome: Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Schluckbeschwerden Anne´s Symptomatik Kognitive Symptomatik: Symptome des Verhaltens: Angstzustände Läuse zu bekommen und wertlose Mutter zu sein Vermeiden von Kinobesuchen, Restaurants, Spielplätzen, Möbelhäusern und dem Kontakt mit anderen Kindern Rituelles Verhalten: ausgeprägtes Händewaschen, Blasen, Schütteln und Klopfen Der Störungsbegriff DSM IV ICD-10 296.2x Major Depression F 32.x Depressive Episode 296.3x Major Depression, rez. F 33.x Rez. Depressive Störung 300.4x Dysthyme Störungen F 34.x Anhaltende affektive Störungen 311 NNB Depressive Störung F 38.x- andere Affektive Störungen F 39- NNB affektive Störungen Major Depression & Depressive Episode Mindestens 5 der folgenden Symptome: Depressive Verstimmung Vermindertes Interesse an fast allen Aktivitäten Gewichtsverlust/ Gewichtszunahme Schlaflosigkeit/ vermehrter Schlaf Psychomotorische Unruhe/ Verlangsamung Müdigkeit/ Energieverlust Wertlosigkeitsgefühle/ Schuld Konzentrationsschwierigkeiten Wiederkehrende Gedanken an den Tod Dysthyme Störung, Dysthymia Symptome treten mehr als die Hälfte aller Tage die meiste Zeit des Tages auf : Zwei der folgenden Symptome: Appetitlosigkeit/übermäßiges Bedürfnis zu essen Schlaflosigkeit/ übermäßiges Schfafbedürfnis Energiemangel oder Erschöpfung Geringes Selbstwertgefühl Konzentrationsstörungen/ Entscheidungserschwernis Gefühl der Hoffnungslosigkeit Epidemiologie USA Deutschland Major Depression Lebenszeitprävalenz: 6,3-17,1 % Einjahresprävalenz: 3,7-10,3 % Major Depression Einjahresprävalenz: 8,3 % Dysthymie Lebenszeitprävalenz: 6 % Dysthymie Einjahresprävalenz: 4,5 % Weissman et al., 1991, zitiert nach Hersen, 2004 Jacobi, Klose, Wittchen, 2004 Risikofaktoren Letztendlich durch den Einzelfall definiert! Faktoren die sich als auffällig erwiesen haben bei depressiven Patienten: Geschlecht Schlechte körperliche Gesundheit Kaukasische Ethnie Kritische Lebensereignisse Familiäre Häufung Niedriger sozioökonomischer Status Häufig verwendete Assessmentinstrumente Unstrukturierte und strukturierte Interviews Eigenbeurteilungsverfahren Beobachtungsmethoden Funktionsanalyse Interviews SKID (Strukturiertes Klinisches Interview nach DSM IV) ADIS IV (Anxiety Disorders Interview Schedule) SADS (Schedule for affective Disorders and Schizophrenia) HRSD (Hamilton Rating Scale) BPRS (Brief psychiatric Ratingscale) DIS (Diagnostic Interview Schedule) Anne´s Interviews ADIS-IV (Anxiety Disorder Interview Schedule) Nach DSM-IV-TR Major Depression und Zwangsstörung HRSD (Hamilton Rating Scale for Depression) Wert: 33 Deutschsprachige Interviews SKID, klinisch strukturiertes Interview nach DSM-IV IDCL, Internationale Diagnosen Checklisten IDCL- Checklisten Häufig verwendete Assessmentinstrumente Unstrukturierte und strukturierte Interviews Eigenbeurteilungsverfahren Beobachtungsmethoden Funktionsanalyse Englischsprachige Testverfahren BDI, Beck Depression Inventory HDI, Hamilton Depression Intentory CES-D, Center for Epidemiological Studies` Depression Scales RDSI, Reynolds Depressions Screening Inventar MMPI-II-D, Minnesota Multiphasic Personality II Depression Scale HANDS, Harvard Department of Psychiatry/ National Depression Screening Day Scale PAI, Personality Assessment Inventory Deutschsprachige Verfahren ADS, Allgemeine Depressionsskala BDI, Beck Depressions Inventar BDI-II, Beck Depressionsinventar PDS/ DS, Paranoid-Depressivitätsskala und Depressivitätsskala TSD, Test zur Erfassung der Schwere der Depression HADS, Hospital Anxiety and Depression-ScaleDeutsche Version FDD-DSM-IV, Fragebogen zur Depressionsdiagnostik DDF, Differentieller Depressionsfragebogen MDI, Major-Depression-Inventory IDS, Inventar depressiver Symptome BDI, Beck Depressions Inventar Anne´s Testverfahren BDI (Beck Depression Inventory) Wert: 38 BAI (Beck Anxiety Inventory) Wert: 34 PI (PADUA Inventory) Wert: 3 von 4 Skalen signifikant für zwanghafte Symptome PAI (Personality Assessment Inventory) Wert: Depression T=72, Angst T=78 QOLI (Quality of Life Inventory) Wert: total= -4 Überlegungen Versuch einer Kategorisierung der Tests nach bestimmten Kriterien (Welche sind praxisrelevant?) Welchen Stellenwert haben Fremdbeurteilungsverfahren (z.B. bei schwerst depressiven Menschen)? Welche Tests eigenen sich aufgrund ihrer psychometrischen Eigenschaften Häufigkeit der Anwendung in der Praxis Häufig verwendete Assessmentinstrumente Unstrukturierte und strukturierte Interviews Eigenbeurteilungsverfahren Beobachtungsmethoden Funktionsanalyse Beobachtungsmethoden Unterschiede im verbalen und nonverbalen Verhalten von Menschen mit und ohne Depression Erfassen von Dauer und Frequenz depressiven Verhaltens Verhaltensmerkmale können für Prä- Post – Messungen genutzt werden Informationen über: verstärkende Umweltfaktoren Einsatz bei der Behandlungsplanung Messen von Behandlungserfolg Tagebuchmethode 2 Gruppen werden unterschieden: • standardisierte und strukturierte Methodik zur täglichen oder ereignisbezogenen Selbstaufzeichnung • Unstrukturierte Tagebücher Deutschsprachige Tagebuchverfahren Schlaftagebuch-Depression (Giedke, Geilenkirchen & Hauser, 1992) Aktivitätstagebuch-Depression (de Jong, Treiber & Henrich, 1987) Überlegungen Welchen Stellenwert haben Verhaltenstagebücher im diagnostischen Prozess? Tagebücher und psychometrische Qualität? Anne´s Verhaltensbeobachtungen Tagebuch führen Bestimmen Ausgangswert Potentiale und Ziele entwickeln und beobachten Qualität und Quantität von Aktivitäten Behavior Checklist (Aktivitäten) Response Prevention Checklist Erkennen von Vermeidungsverhalten Anne´s Verhaltensbeobachtungen Häufig verwendete Assessmentinstrumente Unstrukturierte und strukturierte Interviews Eigenbeurteilungsverfahren Beobachtungsmethoden Funktionsanalyse Funktionsanalysen Identifizieren von: der Funktion depressiven Verhaltens Aufrechterhaltender und bestärkender Faktoren Verständnis über die nicht angepassten Gedankenprozesse erlangen Erstellen eines Behandlungsplanes Generieren von Behandlungszielen Interventionsmethode Veränderungsprozesse während und nach der Therapie feststellen Anne´s Funktionsanalyse Via unstrukturiertem Interview Anne und andere wichtige Personen Identifikation von Umweltbedingungen für depressive Symtomatik Anne´s Prä-Post-Messung Pragmatische Fragen: Nützlichkeit und Erfolg von Verfahren Identifizieren von Menschen mit Depression (Sensitivität) Genaues Diagnostizieren (Spezifität) Quantifizieren und Qualifizieren von Symptomen und verstärkender Umweltfaktoren Evaluation verschiedener Methoden hinsichtlich Efficacy und Effectiveness Auswirkungen der MCOs Verwendung von strukturierten oder weniger strukturierten Interviews? Selbstbeurteilungsverfahren bieten breite Anwendung aufgrund der Kürze Einsatz von nicht- ausgebildetem Personal in der Diagnostik? Schaffung von Bildungsmöglichkeiten über das Krankheitsbild Depression Unsere Fragen Inwieweit erfordern bestimmte somatische Erkrankungen andere Grenzwerte (z.B. BDI?)? Gibt es neuere Verfahren, die noch nicht veröffentlicht wurden? Gibt es Bedarf an neuen Verfahren in Deutschland?