Falk Gastro-Kolleg Darm

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Falk
Gastro-Kolleg
Darm
Das hereditäre Kolonkarzinom
Zusammenfassung
Es gibt mehrere unterschiedliche erbliche Tumordispositionssyndrome, die mit einem
erhöhten Risiko für das Auftreten eines kolorektalen Karzinoms (KRK) assoziiert sind.
Oft handelt es sich um Erkrankungen, bei denen zusätzlich das Risiko zur Entstehung
weiterer Malignome außerhalb des Dickdarms erhöht ist. Die Pathogenese wird zunehmend besser verstanden und eine molekulargenetische Diagnostik mit der Möglichkeit
einer prädiktiven Testung gesunder Familienmitglieder bei Mutationsnachweis beim
Index-Patienten steht für die meisten dieser Erkrankungen zur Verfügung. Trotzdem stellt
die Diagnose insbesondere von nicht-polypösen Tumorsyndromen eine Herausforderung für den Kliniker dar. Eine sorgfältige klinische Beurteilung mithilfe standardisierter
Kriterien bei jedem Patienten mit einem KRK ist für ein rechtzeitiges Erkennen einer
erblichen Genese notwendig. Die frühzeitige Diagnose ist essenziell, um eine umfassende humangenetische Beratung sowie eine effiziente Vor- und Nachsorge für alle
Betroffenen sowie für gesunde Anlageträger und Risikopatienten in der Familie zu
gewährleisten.
Prof. Dr. Dr. Judith Fischer
Dr. Harald Gaspar
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Freiburg
Breisacher Str. 
106 Freiburg
Dr. Jan Kuhlmann
PD Dr. Volker Brass*
Medizinische Klinik II
Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Str. 55
106 Freiburg
*Korrespondierender Autor
Schlüsselwörter
Erblicher Darmkrebs | HNPCC | FAP
Fragebeantwortung unter
www.falkfoundation.de
Falk Gastro-Kolleg
Titelbild: Exemplarischer Stammbaum einer Familie mit HNPCC
1
Das hereditäre Kolonkarzinom
Epidemiologie
Das kolorektale Karzinom (KRK) zählt zu den häufigsten soliden Tumoren in Industrienationen und ist weltweit die dritthäufigste Tumorerkrankung. In Deutschland liegt
die Inzidenz bei ca. 70/100.000 Einwohner, im Jahr 2014 wird mit ungefähr 64.000 Neuerkrankungen und 25.000 Todesfällen gerechnet [1]. Etwa zwei Drittel der KRK entstehen sporadisch ohne eine erkennbare erbliche Komponente im Gegensatz zu einem
Drittel der Neuerkrankungen, die einen familiären Hintergrund aufweisen. Nur ca. 5%
aller KRK entstehen auf dem Boden monogener erblicher Tumorsyndrome [2, 3], die
somit zu ca. 3000–4000 KRK-Erkrankungen jährlich in Deutschland führen. Neben den
Patienten mit einer manifesten Tumorerkrankung gibt es die asymptomatischen Anlageträger. Eine frühzeitige und umfassende Erkennung der Anlageträger basiert sowohl
auf der rechtzeitigen Diagnose des erblichen Tumorsyndroms beim Indexpatienten
als auch auf einer humangenetischen Beratung und Diagnostik der Familie. Eine hohe
Vigilanz bei allen KRK-Patienten und eine umfassende interdisziplinäre Versorgung
sind daher dringend notwendig.
P Ca. 5% aller KRK entstehen auf dem
Boden einer monogen vererbten
Tumorerkrankung, das HNPCC ist mit
ca. 3% zahlenmäßig die wichtigste
Erkrankung.
Das hereditäre nicht-polypöse Kolonkarzinom (HNPCC) ist zahlenmäßig die wichtigste
monogen vererbte Erkrankung für die Entstehung eines KRK [3]. Es ist schätzungsweise für 3% aller KRK verantwortlich. Das zweithäufigste hereditäre KRK-Syndrom ist die
familiäre adenomatöse Polyposis (FAP). Mit einer Prävalenz von ca. 1:10.000 ist die FAP
für die Entstehung von < 1% aller KRK verantwortlich [3]. Weitere sehr seltene monogen vererbte Erkrankungen mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines KRK
sind in Tabelle 1 aufgelistet.
Klinische Eigenschaften von hereditären gastrointestinalen Tumorerkrankungen
Erkrankung
KRK-Risiko
Klinische Eigenschaften
60–70%
EM: Endometriumkarzinom, Magenkarzinom, Dünndarmkarzinom,
Karzinome der Harnwege, Hauttumoren, Ovarialkarzinom
Präferenziell rechtsseitige Kolontumoren mit undifferenzierter Histologie
FAP
100%
> 100 adenomatöse Polypen
EM: Dünndarmadenome (Duodenum, Papille), Magenadenome,
Dünndarmkarzinome, Schilddrüsenkarzinome, Desmoide, Osteome,
CHPRE, Epidermoidzysten, Hepatoblastome, Medulloblastome
Attenuierte FAP
(AFAP)
70–80%
Leichtere Verlaufsform der FAP mit weniger Adenomen und späterem
Manifestationsalter
MUTYH-assoziierte Polyposis (MAP)
> 80%
Autosomal rezessiver Erbgang
20 bis mehrere 100 Polypen im Dickdarm und Duodenum
Breites und heterogenes klinisches Spektrum
EM: selten Talgdrüsentumoren
Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS)
35–40%
EM: Dünndarmpolypen
Mukokutane und periorale Hyperpigmentierung (nimmt oft im Lauf
des Lebens ab), Ovarialtumoren (SCTAT), Karzinome (Mamma, Pankreas,
Magen, Uterus, Hoden)
Familiäre juvenile Polyposis (FJP)
40–60%
Oftmals schwierige histologische Interpretation der Polypen
EM: In ca. 20% Magenpolypen und Magenkarzinome, hereditäre
hämorrhagische Teleangiektasien, Pankreaskarzinome
Cowden-Syndrom (CS)
10–30%
EM: Polypen des Dünndarms, Dickdarms und Magens, mukokutane Tumoren,
Mammakarzinom, Endometriumkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, Melanom
Tab. 1
Nicht-polypöse Erkrankungen
HNPCC
Adenomatöse Polyposen
Nicht-adenomatöse Polyposen
EM = extrakolische Manifestationen; CHPRE = kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels;
SCTAT = sex cort tumor with annular tubules
2
Einteilung
Ein wichtiges klinisches Kriterium zur Einteilung der monogen vererbten Kolonkarzinomsyndrome ist das Auftreten einer Polyposis. Diese liegt vor, wenn multiple (ca. > 10)
polypöse Veränderungen im Dickdarm zu sehen sind, wobei die genaue Anzahl nicht
eindeutig definiert ist. Bei HNPCC entsteht ein KRK ohne vorherige manifeste Poly­
posis, obwohl adenomatöse Polypen des Kolons sogar häufiger als in der Allgemeinbevölkerung vorkommen. Hiervon abzugrenzen sind die hereditären Polyposissyndrome, die wiederum in adenomatöse und nicht-adenomatöse Erkrankungen zu
unterteilen sind. Zur Gruppe der adenomatösen Polyposissyndrome zählt die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), die attenuierte Form der FAP (AFAP) und die MUTYHassoziierte adenomatöse Polyposis (MAP). Zu den nicht-adenomatösen Polyposissyndromen gehören das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS), die familiäre juvenile Polyposis
(FJP), das Cowden-Syndrom (CS), das hyperplastische Polyposissyndrom und die erblich gemischte Polyposis. Insgesamt sind letztgenannte Erkrankungen sehr selten,
weisen jedoch ebenfalls ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines KRK, intestinaler
und extraintestinaler Tumoren auf.
P Polyposissyndrome sowie nichtpolypöse Erkrankungen können
zur Entstehung eines KRK beitragen.
Klinik
Die Diagnose HNPCC stellt eine besondere Herausforderung für den behandelnden
Kliniker dar. HNPCC bleibt oft unerkannt, weil im Gegensatz zu den meisten polypösen Tumorsyndromen keine offensichtliche endoskopische Auffälligkeit eine sichere
Unterscheidung vom sporadischen KRK ermöglicht. Die Verdachts­diagnose basiert
daher auf einer detaillierten Anamnese, die alle wichtigen klinischen Aspekte beinhaltet, die eine Abgrenzung zum sporadischen KRK erleichtern.
P Das Erkennen von HNPCC stellt eine
besondere Herausforderung für den
behandelnden Kliniker dar.
Das durchschnittliche Erkrankungsalter bei HNPCC liegt mit 45 Jahren deutlich niedriger als beim sporadischen KRK, das mit ca. 70 Jahren auftritt [4]. Eine Erkrankung vor
dem 25. Lebensjahr ist allerdings selten. Deshalb muss immer an HNPCC gedacht werden, wenn ein KRK vor dem 50. Lebensjahr auftritt. Gleiches gilt bei einer familiären
Häufung des KRK, insbesondere, wenn erstgradige Angehörige betroffen sind. Da­
rüber hinaus ist HNPCC mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Tumoren
außerhalb des Kolons verbunden [4]. Berücksichtigt man die Pathogenese, ist es nicht
verwunderlich, dass die Inzidenzen anderer Malignome (z. B. Endometriumkarzinom,
Magenkarzinom, Karzinome der Harnwege, Ovarialkarzinome, Dünndarmkarzinome,
ZNS-Tumoren, Hauttumoren) ebenfalls erhöht sind [5]. Weiterhin gibt es bestimmte Tumoreigenschaften, z. B. eine rechtsseitige Lokalisation oder histologische Besonderheiten (Lymphozytenreichtum, muzinöse Histologie), die bei HNPCC vermehrt auftreten.
Deshalb müssen das Erkrankungsalter, die Familienanamnese und die weitere Tumor­
anamnese bei jedem Patienten mit der Diagnose eines KRK detailliert erhoben werden.
Zur standardisierten Erfassung und Beurteilung der genannten Risikofaktoren wurden
verschiedene diagnostische Kriterien eingeführt. Die Amsterdam-Kriterien (Tab. 2)
sind sehr stringent und können den hochgradigen Verdacht auf das Vorliegen eines
HNPCC bereits klinisch stellen. Sie fokussieren sich auf die Familienanamnese und sind
daher bei kleineren Familien und Einzelpersonen schwierig anwendbar. Deshalb sind
für den klinischen Alltag die revidierten Bethesda-Kriterien von größerer Relevanz
(Tab. 2). Sind sie erfüllt, besteht die Indikation für ein molekularpatho­lo­gisches Screening des Tumorgewebes. In einer kürzlich veröffentlichten Studie [6], bei der über
10.000 neu diagnostizierte KRK systematisch molekularpathologisch auf das Vorliegen
eines HNPCC untersucht wurden, lag die Sensitivität der revidierten Bethesda-Kri­
terien allerdings unterhalb 90%. Aus diesem Grund befürworten die Autoren eine
HNPCC-Diagnostik aller Patienten unter 70 Jahren und über 70 Jahren nur bei positiven Bethesda-Kriterien. Dieser Empfehlung schließen sich die europä­ischen und amerikanischen [7, 8], nicht aber die deutschen Leitlinien an. Zusammenfassend sollte die
Indikation eines molekularpathologischen Screenings bei klinischem Verdacht groß­
zügig gestellt werden.
P Die revidierten Bethesda-Kriterien
müssen bei allen Patienten mit einem
KRK abgefragt werden.
3
Tab. 2
Diagnostische Kriterien für HNPCC
Kriterien müssen Kriterien
erfüllt sein
Amsterdam-Kriterien
Alle
Mindestens 3 Familienangehörige sind an einem KRK
oder einem HNPCC-assoziierten Tumor erkrankt
Mindestens 1 Betroffener ist Verwandter 1. Grades
Betroffene Patienten in mindestens 2 aufeinanderfolgenden
Generationen
Mindestens 1 Betroffener < 50 Jahre
Ausschluss einer FAP
Revidierte
Bethesda-Kriterien
Mindestens 1
KRK < 50. Lebensjahr
Patient (jedes Alter) mit Verwandtem 1. Grades mit einem KRK
oder HNPCC-assoziiertem Tumor < 50. Lebensjahr
Patient mit einem KRK sowie synchronem oder metachronem
KRK oder HNPCC-assoziiertem Tumor in jedem Alter
Patient (jedes Alter) mit mindestens 2 Verwandten 1. oder
2. Grades mit einem KRK oder HNPCC-assoziiertem Tumor
Patient mit KRK und suggestiver Histologie < 60. Lebensjahr
Amsterdam-Kriterien I – nur KRK
Amsterdam-Kriterien II – zusätzlich extrakolische Tumoren
Die klassische familiäre adenomatöse Polyposis (FAP) ist der häufigste Vertreter der
polypösen Tumorsyndrome. Charakteristisch für die FAP ist der Nachweis von mehr als
100 kolorektalen Adenomen, die meist erst nach dem 1. Lebensjahrzehnt entstehen.
Patienten mit klassischer FAP entwickeln unbehandelt fast zu 100% ein KRK [3]. Polypen außerhalb des Kolons können ebenfalls auftreten und zu Karzinomen führen. In
75% finden sich Duodenal- und Papillenadenome, weniger häufig Magenadenome.
Insbesondere die Entstehung eines Duodenalkarzinoms ist relativ häufig [9]. Das Gesamtrisiko an einem Magenkarzinom zu erkranken, liegt in der Größenordnung von 1%
und ist somit relativ gering. Häufig finden sich Drüsenkörperzysten im Magen, diese
zeigen allerdings nur eine geringe Entartungstendenz. Bei der FAP beobachtet man
weiterhin Desmoidtumoren, Schilddrüsenkarzinome (überwiegend bei Frauen), Hirntumoren (meist Medulloblastome) und Hepatoblastome, Osteome, Epidermoidzysten und Pigmentanomalien der Retina (CHRPE).
P Die klassische FAP ist durch den
Nachweis von mehr als 100 kolorektalen
Adenomen charakterisiert und führt
unbehandelt fast zu 100% zu einem KRK.
Die attenuierte Form der FAP (AFAP) wird durch eine geringere Anzahl (< 100) und ein
10–20 Jahre späteres Auftreten der kolorektalen Adenome und Karzinome definiert
[10, 11]. Trotzdem ist das Risiko für die Entstehung eines KRK im Laufe des Lebens ohne
Behandlung sehr hoch und die extrakolischen Manifestationen sind ähnlich.
Die MUTYH-assoziierte adenomatöse Polyposis (MAP) wird als einziges der hereditären KRK-Syndrome autosomal rezessiv vererbt. Meist entstehen zahlreiche adenomatöse Polypen, allerdings ist das klinische Spektrum breit und es kann auch zur Entstehung eines KRK ohne Polyposis kommen. Die MAP ist deshalb nicht nur die wichtigste
Differenzialdiagnose der FAP und AFAP, sondern auch des HNPCC. In der Regel treten
KRK bei MAP erst nach dem 30. Lebensjahr auf. Bei MAP-Patienten besteht auch ein
erhöhtes Risiko für die Entstehung von Duodenalkarzinomen sowie für extraintesti­
nale Tumoren wie Ovarial-, Mamma-, Blasen- und Hautkarzinome [12, 13].
P Die MAP wird als einziges der
hereditären KRK-Syndrome autosomal
rezessiv vererbt. Sie ist eine wichtige
Differenzialdiagnose der FAP, der AFAP
und des HNPCC.
Verschiedene nicht-adenomatöse Polyposissyndrome, z. B. das Peutz-Jeghers-Syndrom
(PJS), die familiäre juvenile Polyposis (FJP) oder das Cowden-Syndrom (CS), können
ebenfalls zur Entstehung eines KRK beitragen [3]. Die verschiedenen klinischen Besonderheiten sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
4
Beim PJS kommen neben den histologisch charakteristischen hamartomatösen Polypen des Gastrointestinaltrakts mukokutane Melaninpigmentierungen mit Betonung im
perioralen Bereich vor. Das Manifestationsalter ist sehr variabel. Das Lebenszeitrisiko
für die Entstehung eines Malignoms (Kolon, Mamma, Dünndarm, Pankreas, Magen,
Uterus, Ovarien, Hoden) liegt aber bei nahezu 90%. Die Diagnose der FJP wird bei
Vorliegen von juvenilen Polypen auch außerhalb des Kolons in Kombination mit einer
auffälligen Familienanamnese gestellt. Neben einem relevanten Lebenszeitrisiko an
einem KRK zu erkranken, treten bei der FJP gehäuft Magenpolypen, Magenkarzinome,
Pankreaskarzinome und hämorrhagische Teleangiektasien (Morbus Osler-Rendu-Weber)
auf. Beim CS steht das Auftreten extraintestinaler Tumoren im Vordergrund, z. B. Mammaund Schilddrüsenkarzinome. Darüber hinaus können KRK, Melanome, Nieren- und
Endometriumkarzinome entstehen.
Molekulare Pathogenese
Die Pathogenese von HNPCC beruht auf einer Mutation in einem der Gene des DNAMismatch-Reparatur (MMR)-Systems. Über 80% der gefundenen MMR-Mutationen finden sich in den Genen MLH1 und MSH2. Weitaus seltener sind Keimbahnverände­
rungen in den Genen MSH6, PMS2 und EPCAM [14, 15]. Das MMR-System ist für die
Reparatur von Basenfehlpaarungen im Genom notwendig, die bei der DNA-Replika­
tion entstehen. Bei einer Keimbahnmutation in einem der beschriebenen Gene werden die zugehörigen Proteine nur von einem intakten Allel exprimiert. Deshalb ist das
Risiko eines kompletten Expressionsverlusts beim betroffenen Anlageträger deutlich
höher. Im Sinne dieser „Second-Hit-Theorie“ können beispielsweise epigenetische Veränderungen wie Methylierungsprozesse das intakte Allel inaktivieren. Die Folge ist ein
Defekt des MMR-Systems und eine zunehmende genetische Instabilität in der betroffenen Zelle. Im ungünstigen Fall akkumulieren Mutationen und es kommt zu einer
malignen Transformation. Das EPCAM-Gen ist kein direkter Bestandteil des MMR-Systems. Deletionen im EPCAM-Gen führen zu einer Inaktivierung des MSH2-Promotors
und in der Folge zu einem Expressionsverlust mit dem klinischen Bild eines HNPCC [16].
P Die Pathogenese von HNPCC beruht
auf der Mutation von Genen des
DNA-Mismatch-Reparatursystems.
Bei der klassischen Form der FAP lassen sich bei etwa 80% der Patienten heterozygote
Mutationen im APC-Gen nachweisen. Diese werden in 10–25% der Fälle nicht von den
Eltern weitervererbt, sondern sind Neumutationen [17]. Beim APC-Gen handelt es sich
um ein Tumorsuppressorgen, das indirekt in den Wnt-Signalweg eingreift. Das kodierte Protein ist am Abbauprozess des β-Catenin beteiligt. Eine Mutation im APC-Gen
führt zu einer Akkumulation von β-Catenin in der Zelle und zu einer Dysregulation
des Zellzyklus [18].
Im Gegensatz zur klassischen FAP finden sich bei der AFAP in nur ca. 10–30% der Patienten Keimbahnmutationen des APC-Gens [11]. Folglich handelt es sich bei der AFAP
um eine genetisch heterogene Erkrankungsgruppe und bei einem relevanten Anteil
der Patienten lässt sich aktuell keine Mutation nachweisen. Somit ist davon auszugehen, dass im Krankheitsbild der AFAP genetisch bisher nicht charakterisierte erbliche
Tumorsyndrome enthalten sind.
Für einen Großteil der weiteren erblichen Tumorsyndrome, die zu einem KRK führen
können, sind die zugrunde liegenden genetischen Veränderungen definiert und beschrieben worden [18]. Eine Übersicht ist in Tabelle 3 zusammengefasst.
5
Tab. 3
Genetische Grundlage der hereditären Kolonkarzinomsyndrome
Erkrankung
Mutiertes Gen
Funktion
HNPCC
MLH1
Bestandteile des DNA-Mismatch-Reparatur-Systems
MSH2
MSH6
PMS2
FAP
EPCAM
EPCAM-Mutationen führen zur Inaktivierung
des MSH2 Promotors
APC
Regulation des β-Catenin-Abbaus
Mutationen führen zur Akkumulation von β-Catenin
und Störung des Zellzyklus
Attenuierte FAP
(AFAP)
APC 10–15%
s. FAP
MUTYH-assoziierte
Polyposis (MAP)
MUTYH
DNA-Glykosylase, beteiligt an der Reparatur von oxidativen
DNA-Schäden
Peutz-JeghersSyndrom (PJS)
STK11/LKB1
Serin/Threonin-Kinase 11, liver kinase B1; Proteinkinase,
beteiligt an der Regulation der Zellproliferation und
Zellpolarität, Tumorsuppressorfunktion.
Familiäre juvenile
Polyposis (FJP)
SMAD4
SMAD4 – Teil des TGF-β-Signalwegs
BMPR1A
Bone morphogenetic protein receptor, type- 1A –
Regulation der Zelldifferenzierung und Apoptose
CowdenSyndrom (CS)
PTEN
Phosphatase – Regulation des Zellzyklus über die
Dephosphorylierung von PIP3
Molekulare Diagnostik
Bei jedem Patienten mit der Erstdiagnose eines KRK muss die Möglichkeit des Vor­
liegens eines erblichen Tumorsyndroms berücksichtigt werden. Zur Erkennung von
HNPCC werden bei allen Patienten die revidierten Bethesda-Kriterien abgefragt. Eine
weiterführende molekular-pathologische Untersuchung auf HNPCC sollte bei mindestens 1 erfüllten revidierten Bethesda-Kriterium empfohlen werden. Wie oben bereits erwähnt, wird von manchen Zentren und Gesellschaften eine breiter angelegte
Screeningstrategie für alle Patienten unter 70 Jahren und alle Patienten über 70 Jahren
mit 1 erfüllten revidierten Bethesda-Kriterium vorgeschlagen. Zunächst wird am Tumorgewebe eine immunhistochemische (IHC) Expression der MMR-Pro­teine MLH1,
MSH2, MSH6 und PMS2 untersucht. Ein KRK, das im Rahmen eines HNPCC entsteht,
zeigt in dieser Untersuchung typischerweise den Ausfall von MMR-Proteinen im Vergleich zum gesunden Gewebe. Der Vorteil der IHC besteht darin, dass sie die Keimbahnmutation der MMR-Gene weiter eingrenzen kann. Bei unauffälligem Ergebnis
sollte zusätzlich eine Untersuchung der Mikrosatelliteninstabilität (MSI) erfolgen, als
Hinweis auf einen Defekt des MMR-Systems. Mikrosatelliten bestehen aus repetitiven
DNA-Sequenzen von 2–4 Basenpaaren und sind für Lesefehler im Rahmen der DNAReplikation besonders anfällig. Sie eignen sich deshalb besonders zum Nachweis für
Defekte im DNA-Reparatursystem. Finden sich bei mehr als 30% der Mikrosatellitenmarker auffällige Unterschiede zwischen gesundem und Tumorgewebe, so spricht
man von einem hochgradig mikrosatelliteninstabilen (MSI-H) Tumor als Hinweis auf
das Vorliegen eines HNPCC. Falls immunhistochemisch ein Expressionsverlust eindeutig ist, kann auf die MSI-Analyse auch verzichtet werden. Eine Übersicht über das Vorgehen zur Abklärung eines HNPCC gibt (Abb. 1).
P Die immunhistochemische Unter­
suchung der MMR-Genexpression und
die Mikrosatellitenstabilitäts-Analyse
dienen als Screeninguntersuchung auf
das Vorliegen eines HNPCC.
6
Abb. 1
Diagnose KRK
Jeder Patient!
Rev. BethesdaKriterien erfüllt?
Nein
Ja
Screening:
IHC, MSI-Analyse
Nach-, Vorsorge
nach S3-Leitlinie
Unauffällig
Auffällig
Aufklärung (GenDG); genetische Beratung
Patient und Angehörige
Einwilligung
Sequenzierung
Mutationsnachweis
Nein
Sporad. KRK
Unbekannte Mutation
BRAF-Mutation
EPCAM-Mutation
Nachsorge nach S3-Leitlinie
Ja
Spezifische Nach-, Vorsorge
Patient und Anlageträger
Vorgehen zur Diagnose bei Verdacht auf HNPCC. Vereinfachter Algorithmus.
Für Details s. aktuelle S3-Leitlinie [21]
Eine besondere Situation ist der Nachweis einer MSI-H zusammen mit einem Expressionsverlust von MLH1. Obwohl dies eine typische Konstellation für das Vorliegen
eines HNPCC ist, liegt diese auch bei bis zu 15% der sporadischen KRK vor. Die Pathogenese beruht dann auf einer Methylierung des MLH1-Promotors. Dieser Methylierungsdefekt geht wiederum mit einer somatischen BRAF-Mutation (V600E) einher, die
praktisch nie bei einem HNPCC-assoziierten KRK auftritt [19]. Daher sollte bei immunhistochemischem MLH1-Verlust zur weiteren Differenzierung eine BRAF-Mutationsanalyse erfolgen.
Die MSI-Analyse und die IHC werden somit als Screeningverfahren bei klinischem
Verdacht auf das Vorliegen von HNPCC genutzt. Ergibt sich hierbei ein auffälliger Befund, besteht die Indikation zu einer humangenetischen Beratung und endgültigen
Diagnosesicherung mittels Sequenzanalyse des jeweiligen MMR-Gens.
Durch die molekulargenetische Diagnostik auf Keimbahnebene kann die klinische
Verdachtsdiagnose einer erblichen Darmkrebserkrankung bestätigt werden, indem
eine Mutation in dem entsprechenden Gen nachgewiesen wird. Gelegentlich ergibt
sich die Situation, dass bei einem MSH2-Expressionsausfall und einem mikrosatelliteninstabilen Tumor keine Keimbahnmutation im MSH2-Gen nachweisbar ist. In dieser
Situation ist die Suche nach einer Deletion im 3’-Bereich des EPCAM-Gens indiziert
(s. Abschnitt „Molekulare Pathogenese“).
Der Nachweis einer Keimbahnmutation in einem der MMR-Gene bei einem betroffenen Indexpatienten ermöglicht die prädiktive Testung weiterer Familienmitglieder.
Eine molekulargenetische Diagnostik und prädiktive Mutationsanalysen sind durch
das Gendiagnostikgesetz (GenDG) geregelt und sollten im Rahmen von genetischen
Beratungen durchgeführt werden, da die Diagnose eines erblichen KRK für den Pa­
tienten selbst bzw. seine Angehörigen erhebliche Konsequenzen hat. Somit bezieht
sich die genetische Beratung auch auf Familienangehörige von Indexpatienten, die
potenzielle Anlageträger sind. Eine prädiktive Testung einer bekannten familiären Muta­
tion kann für Risikopersonen für HNPCC ab dem 18. Lebensjahr angeboten werden.
7
Die genetische Beratung sollte auch psychosoziale und versicherungstechnische Aspekte beinhalten.
Liegt endoskopisch und histologisch das Bild einer klassischen FAP vor, so besteht
nach humangenetischer Beratung die Indikation zum Nachweis der Keimbahnmutation im APC-Gen. Beim Nachweis einer APC-Mutation wird eine genetische Beratung
empfohlen, in der die Möglichkeit einer prädiktiven Testung der Angehörigen des
Indexpatienten besprochen wird. Eine Besonderheit besteht darin, dass eine prädik­
tive Testung bereits im Kindesalter angeboten werden kann, weil bereits im 10. Lebensjahr mit Vorsorgemaßnahmen begonnen wird.
Ergibt sich klinisch der Verdacht auf eine AFAP, so besteht ebenfalls die Indikation zur
Suche nach Mutationen im Bereich des APC-Gens. Hierbei finden sich allerdings in nur
10–30% der Fälle entsprechende Keimbahnmutationen. Eine wichtige Differenzialdiagnose bei fehlendem Nachweis einer APC-Mutation ist die MAP. Deshalb sollte eine
Testung des MUTYH-Gens bei denjenigen Patienten mit klinischem Verdacht auf AFAP
durchgeführt werden, bei denen keine APC-Mutation gefunden wurde. Für Geschwister eines Betroffenen besteht bei autosomal rezessiver Vererbung ebenfalls ein Risiko
von 25% beide Mutationen geerbt zu haben. Verwandten von Betroffenen ab dem
18. Lebensjahr sollten eine genetischen Beratung empfohlen werden. In diesem Rahmen kann eine prädiktive Testung durchgeführt werden. Eine besondere Konstella­
tion entsteht bei heterozygoten Anlageträgern der MAP. Das Risiko für die Entstehung
eines KRK wurde bisher nicht im Detail validiert, scheint aber etwas erhöht zu sein,
sodass die aktuelle Leitlinie eine Vorsorgestrategie analog zu Verwandten 1. Grades
von Patienten mit einem sporadischen KRK empfiehlt (Koloskopie 10 Jahre vor Auftreten des Karzinoms beim Indexpatienten).
P Das diagnostische Prozedere
bei V. a. Vorliegen eines erblichen
Polyposissyndroms richtet sich nach
dem klinischen Bild unter Einbeziehung
der extrakolischen Manifestationen.
Die weiterführende genetische Diagnostik beim Vorliegen einer nicht-adenomatösen
hamartomatösen Polypose orientiert sich am klinischen Bild, der Histologie und dem
Spektrum weiterer Tumorerkrankungen beim Indexpatienten und der Familie. Die hohe
Heterogenität dieser Tumorsyndrome, die oft sehr variable klinische Ausprägung und
die schwierige histologische Beurteilung erschweren sowohl die Diagnostik als auch
die Planung einer adäquaten Nachsorge. Daher sollten diese Patienten an ein erfahrenes interdisziplinäres Zentrum angebunden werden.
Vorsorgestrategien
Die engmaschige endoskopische Kontrolle von Patienten mit familiärem Darmkrebs
ist von fundamentaler Bedeutung für eine effiziente Vorsorge und Früherkennung.
Dies gilt sowohl für Patienten, die bereits an einem KRK erkrankt waren, als auch für
asymptomatische Anlageträger. Die endoskopische Diagnostik beschränkt sich nicht
auf den Dickdarm, sondern schließt in vielen Fällen den oberen Gastrointestinaltrakt
mit ein. Darüber hinaus ist meist ein engmaschiges Screening zur Erkennung extraintestinaler Tumoren, z. B. im gynäkologischen Bereich, notwendig. Basierend auf den
klinischen Manifestationen wurden daher für verschiedene Tumorsyndrome unterschiedliche Vorsorgestrategien entwickelt. Abhängig von der Häufigkeit der verschiedenen Erkrankungen sind diese mehr oder weniger umfassend validiert. Insbesondere für die nicht-adenomatösen Polyposen können aufgrund der sehr eingeschränkten
Evidenz keine generellen Empfehlungen ausgesprochen werden. Eine Übersicht über
die verschiedenen Früherkennungs- und Vorsorgeprogramme gibt Tabelle 4. Besteht
klinisch der Verdacht auf ein erbliches Kolonkarzinomsyndrom (z. B. positive Amsterdam- oder Bethesdakriterien) ohne Nachweis einer MSI oder einer Keimbahnmutation, sollten engmaschigere Vorsorgeuntersuchungen als bei der Allgemeinbevölkerung erfolgen (s. auch aktuelle S3-Leitlinie [21]).
P Die Vorsorgestrategie beim Vorliegen
eines HNPCC beschränkt sich nicht auf
den Dickdarm, sondern bezieht extra­
kolische Manifestationen ein.
8
Vorsorge- und Früherkennungsstrategien entsprechend der aktuellen S3-Leitlinien [21]
Syndrom
ÖGD
Koloskopie Sonstiges
HNPCC
I: 1
I: 1
B: 30–35
B: 20–25
§
Tab. 4
Frauen: jährliche gynäkologische Untersuchung ab dem 25. LJ
inkl. transvaginaler Ultraschall; jährliche Endometriumbiopsie
ab dem 35. LJ; ab dem 40. LJ evtl. prophylaktische Hysterektomie/
Ovarektomie
Nutzen der Abdomensonografie und Urinzytologie fraglich,
daher aktuell keine klare Empfehlung; keine generelle Empfehlung
zur prophylaktischen Kolektomie
FAP
AFAP
MAP
PJS
FJP
I: 1–3*
I: 1
B: 20–25
B: 10**
Beurteilung der Papille in Seitoptik; prophylaktische Kolektomie,
wenn möglich, nach der Pubertät; mindestens jährliche
Pouchoskopie und Rektoskopie nach Kolektomie; jährliche
Schilddrüsensonografie (15. LJ) bei Frauen
I: 1–3*
I: 1*
s. FAP
B: 30
B: 15
Wegen rechtsseitiger Betonung Koloskopiescreening
mit kompletter Koloskopie, nicht mit Sigmoidoskopie
I: 1–3*
I: 1*
B: 25–30
B: 18–20
Prophylaktische Kolektomie, wenn die Polypen endoskopisch
nicht mehr beherrschbar sind
I: 2–3*
I: 2–3
B: 10
B: 8–20+
I: 1–3*
I: 1–3+
B: 10–15
B: 10–15
Mammakarzinom-Screening (MRT/US) jährlich ab dem 25. LJ;
jährliche Untersuchung der Hoden, jährliche gynäkologische
Untersuchung ab Geburt. Dünndarmuntersuchung ab
ca. 8.–12. LJ alle 2–3 Jahre
ÖGD = Ösophagogastroduodenoskopie; LJ = Lebensjahr; I = Intervall [Jahre]; B = Beginn [Lebensjahr]
* Intervall abhängig vom endoskopischen Bild (Anzahl, Größe und Histologie von Polypen)
** Bei der FAP Beginn mit Rektosigmoidoskopie, komplette Koloskopie beim Nachweis von Adenomen
+ abhängig von klinischen Beschwerden
§ bzw. 5 Jahre vor dem jüngsten Manifestationsalter in der Familie
Ein HNPCC führt nur selten zur Entstehung eines KRK vor dem 25. Lebensjahr. Somit
beginnt das jährliche Koloskopiescreening mit 25 Jahren [20]. Eine Ausnahme von diesem Vorgehen ist ein sehr junges Erkrankungsalter in der Familie. In diesem Fall beginnt die Koloskopievorsorge 5 Jahre vor dem jüngsten Manifestationsalter in der Familie. Ab dem 30. Lebensjahr sind jährliche Gastroskopien indiziert. Weiterhin ist bei
Frauen ab dem 25. Lebensjahr eine jährliche gynäkologische Vorstellung sinnvoll. Die
gynäkologische Vorsorge umfasst ab dem 35. Lebensjahr eine jährliche Endometriumbiopsie. Letztendlich sollte ab dem 40. LJ eine prophylaktische Hysterektomie und
Ovarektomie diskutiert werden. Die Bedeutung einer jährlichen Abdomensonografie
und Harnzytologie zur Vorsorge eines Tumors der ableitenden Harnwege ist nicht klar
und kann aktuell nicht generell empfohlen werden [21].
Bei Anlageträgern der klassischen FAP beginnt die Koloskopievorsorge ca. mit dem
10. Lebensjahr. Das distale Kolon ist immer beteiligt. Deshalb beginnt das Vorsorgescreening mit jährlichen Rektosigmoidoskopien. Spätestens wenn hier Adenome entstehen, muss die endoskopische Vorsorge auf das gesamte Kolon ausgeweitet werden.
Das Gastroskopiescreening sollte mit ca. 20–25 Jahren beginnen. Die Untersuchungsintervalle hängen dann vom klinischen Bild ab, d. h. von der Anzahl, Größe und Histologie der Polypen. Eine standardisierte Beurteilung der Duodenalpolyposis ermöglicht die sogenannte Spigelman-Klassifikation. Neben der üblichen Gastroskopie sollte
auch in regelmäßigen Abständen eine adäquate Beurteilung der Papillenregion in
Seitoptik mithilfe eines Duodenoskops durchgeführt werden. Weiterhin ist aufgrund
des erhöhten Karzinomrisikos vornehmlich bei Frauen [22] eine Schilddrüsensonografie bei weiblichen Anlageträgern ab dem 15. Lebensjahr sinnvoll. Hepatoblastome entstehen bei FAP-Anlageträgern meist vor dem 10. Lebensjahr. Insgesamt ist das Risiko
aber gering, sodass aktuell kein generelles Screening empfohlen wird.
P Die Koloskopievorsorge beginnt
bei der klassischen FAP ca. mit dem
10. Lebensjahr.
9
Da die FAP eine obligate Präkanzerose für das KRK darstellt, ist die prophylaktische
Kolektomie eine wichtige präventive Maßnahme. Optimalerweise erfolgt die Kolektomie nach der Pubertät und vor dem 20. Lebensjahr. Die klassische FAP kann allerdings
sehr unterschiedlich verlaufen. Deshalb ist darauf zu achten, dass eine Operation spätestens dann erfolgen muss, wenn eine sichere endoskopische Kontrolle der Kolonadenome nicht mehr möglich ist. Nach der Operation kommt es häufig zur Entwicklung
von Adenomen im Bereich des Pouches. Daher muss hier eine regelmäßige jährliche
endoskopische Nachsorge erfolgen. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, wenn ein
Rektumteil belassen wird. In diesem Fall sollten die Kontrollintervalle 12 Monate keinesfalls überschreiten oder abhängig vom Befund ggf. noch engmaschiger erfolgen.
P Nach der prophylaktischen
Kolektomie muss bei der klassischen
FAP die endoskopische Kontrolle
des Pouches und des Restrektums
fortgeführt werden.
HNPCC ist keine generelle Indikation für eine prophylaktische Kolektomie. Meist erfolgt die Diagnose eines HNPCC nach Resektion eines KRK und anschließender diagnostischer Aufarbeitung bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen eines erblichen
Tumorsyndroms. Kommt es bei bereits bekanntem HNPCC zum Auftreten eines KRK,
kann eine subtotale Kolektomie im Einzelfall diskutiert werden. Prospektive Daten liegen zu dieser Frage bisher nicht vor. In retrospektiven Analysen konnte gezeigt werden, dass mit metachronen Tumoren in über 20% der Patienten zu rechnen ist, bei
denen lediglich eine segmentale Kolektomie erfolgt ist [23]. Daher sollte die Möglichkeit einer subtotalen Kolektomie bei Patienten mit HNPCC und Kolonkarzinom nach
ausführlicher Diskussion mit dem Patienten erwogen werden und kann im Einzelfall, z. B.
bei schwierigen endoskopischen Verhältnissen, sinnvoll sein.
Bei Frauen, die an HNPCC erkrankt sind, konnte ein deutlicher Rückgang der Entstehung von Endometrium- und Ovarialkarzinomen nach prophylaktischer Hysterektomie
und Ovarektomie nachgewiesen werden [24]. Daher sollte mit betroffenen Anlageträgerinnen eine entsprechende prophylaktische Operation nach eintretender Menopause diskutiert werden.
Die Wirksamkeit von Acetylsalicylsäure (ASS) zur Vorbeugung von Tumorerkrankungen
wurde in den letzten Jahren vielfach diskutiert. Unterschiedliche Ergebnisse ergaben
sich für die präventive Bedeutung von ASS für das KRK. In einer prospektiven rando­
misierten Untersuchung (CAPP2-Studie) wurde der Effekt von 600 mg ASS täglich bei
HNPCC untersucht. Die kurzfristige Analyse am Ende des Behandlungszeitraums ergab keinen positiven Effekt bezüglich der Entstehung von Adenomen oder Karzinomen. Allerdings zeigte sich nach ca. 5 Jahren Nachbeobachtungszeit eine signi­fikante
Verringerung der Entstehung von KRK bei Patienten, die ASS eingenommen hatten [25].
Diese Ergebnisse sind vielversprechend und unterstreichen eindrucksvoll, dass selbst
bei erblichen Tumorsyndromen mit einer sehr schnellen Karzinogenese die Beurteilung eines Effekts auf die Tumorentstehung ausreichend lange Nachbeobachtungszeiten benötigt. Aufgrund der sehr hohen täglichen ASS-Dosis und der zu erwartenden relevanten Nebenwirkungen in der täglichen Praxis kann allerdings aktuell keine
abschließende Empfehlung zur prophylaktischen ASS-Gabe bei HNPCC ausgesprochen werden. Weitere Studien, insbesondere mit niedrigeren ASS-Dosierungen, sind
diesbezüglich notwendig.
P Eine prophylaktische Gabe von ASS
wird weder bei der FAP noch bei HNPCC
generell empfohlen, obwohl die
prospektive CAPP2-Studie auf eine
Wirksamkeit beim HNPCC hindeutet.
Eine analoge Studie (CAPP1-Studie) ergab bei der FAP einen Trend zur Entstehung
weniger und kleinerer Polypen unter 600 mg ASS im Vergleich zur Placebogruppe. Ein
signifikanter Effekt konnte in dieser Studie allerdings nicht nachgewiesen werden [26].
Weitere Untersuchungen weisen auf einen möglichen Effekt von Sulindac oder COX2Inhibitoren auf die Entstehung von Adenomen bei der FAP hin [27, 28]. Allerdings ist
die Bedeutung solcher nicht-steroidaler Antiphlogistika für die Karzinomentstehung
unklar. Darüber hinaus sind die getesteten Substanzen in Deutschland aktuell nicht
zugelassen oder erhältlich.
Zusammenfassend kann eine medikamentöse Prophylaxe sowohl für die FAP als auch
für HNPCC aktuell nicht generell empfohlen werden. In ausgewählten Einzelfällen
kann eine Therapie individuell diskutiert werden. Eine mögliche Situation wären zum
Beispiel endoskopisch und chirurgisch schwierig zu behandelnde Dünndarmadenome.
10
Zu empfehlende Literatur
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Literatur
Abkürzungsverzeichnis
AFAP attenuierte familiäre adenomatöse Polyposis
CHPRE kongenitale Hypertrophie des retinalen Pigmentepithels
CSCowden-Syndrom
FAP familiäre adenomatöse Polyposis
FJP
familiäre juvenile Polyposis
GenDGGendiagnostikgesetz
HNPCC hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom
IHC Immunhistochemie
KRK kolorektales Karzinom
MAP MUTYH-assoziierte Polyposis
MMR Mismatch-Reparatur-Gen
MSAMikrosatelliteninstabilitäts-Analyse
MSI-H Mikrosatelliteninstabilität hoch
MSS Mikrosatellitenstabilität
PJS Peutz-Jeghers-Syndrom
ZNS
zentrales Nervensystem
13
Fragen zum hereditären
Kolonkarzinom
Falk
Gastro-Kolleg
Darm
Frage 1:
Die revidierten Bethesda-Kriterien sind bei einer Patientin mit
einem Rektumkarzinom (Erstdiagnose mit 60 Jahren) erfüllt, wenn:
EE
EE
EE
EE
EE
zusätzlich eine CLL diagnostiziert wird
ein Familienangehöriger 1. Grades mit 70 Jahren an einem Kolonkarzinom erkrankt
mit 65 Jahren ein Endometriumkarzinom diagnostiziert wird
es sich aufgrund der Histologie um einen G2-Tumor handelt
Drüsenkörperzysten im Magen zu finden sind
Frage 2:
Welches der unten genannten Karzinome gehört nicht zu den
typischen HNPCC-assoziierten Tumoren?
EE
EE
EE
EE
EE
Dünndarmkarzinom
Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Kolonkarzinom
Karzinom der ableitenden Harnwege
Endometriumkarzinom
Frage 3:
Welche Aussage zur FAP trifft zu?
EE
EE
EE
EE
EE
Bitte beachten Sie:
Bei der Beantwortung der Fragen
ist immer nur 1 Antwort möglich.
Die Beantwortung der Fragen und
Erlangung des Fortbildungszertifikats
ist nur online möglich.
Bitte gehen Sie dazu auf unsere Homepage
www.falkfoundation.de.
Unter dem Menüpunkt Falk Gastro-Kolleg
können Sie sich anmelden und die Fragen
beantworten.
Bitte diesen Fragebogen nicht
per Post oder Fax schicken!
Die FAP ist das häufigste erbliche Tumorsyndrom, das zum KRK führt
Das Lebenszeitrisiko zur Entstehung eines KRK liegt bei 40%
Das rechtsseitige Kolon ist bevorzugt befallen
Es handelt sich um eine autosomal rezessive Erkrankung
Neben dem KRK-Risiko ist auch das Risiko für Duodenalkarzinome erhöht
Frage 4:
Welche Aussage zur Epidemiologie von erblichen KRK-Syndromen
trifft zu?
EE Ca. 3–5% aller KRK entstehen auf dem Boden einer monogen vererbten Tumorerkrankung
EE Bei ca. 3–5% der KRK-Patienten zeigt sich eine familiäre Belastung
EE Eine familiäre Belastung ist gleichbedeutend mit einer monogen vererbten
Erkrankung
EE Man kann in Deutschland mit ca. 25.000 Patienten pro Jahr rechnen, die ein KRK
auf dem Boden eines HNPCC entwickeln
EE Das häufigste erbliche Tumorsyndrom, das zu einem KRK führt, ist die MAP
Frage 5:
Welche Aussage zur Diagnostik des HNPCC trifft zu?
Wichtig:
Fragebeantwortung unter
www.falkfoundation.de
Falk Gastro-Kolleg
EE Die revidierten Bethesda-Kriterien kommen nur bei Patienten mit offensichtlicher
familiärer Häufung zum Einsatz
EE Sind die revidierten Bethesda-Kriterien erfüllt, besteht immer die Indikation zur
genetischen Untersuchung der MMR-Gene
EE Die immunhistochemische Analyse der Proteine des MMR-Systems ist eine
Screeninguntersuchung und kann zusätzlich eingrenzen, welches Gen mutiert ist
EE Eine Analyse zur Mikrosatelliteninstabilität sollte bei Angehörigen eines Patienten
mit bekanntem HNPCC als Screening erfolgen
EE Die Diagnose HNPCC kann mit hoher Sicherheit aufgrund der Histomorphologie
gestellt werden
14
Frage 6:
Welche Aussage zur Vorsorge bei HNPCC-Anlageträgern trifft zu?
EE Eine jährliche Urinzytologie ist dringend erforderlich
EE Jährliche Koloskopien sollten ab dem 40. Lebensjahr erfolgen
EE Bei jungem Erkrankungsalter sollte das Koloskopiescreening 5 Jahre vor der
Erstdiagnose beim Indexpatienten beginnen
EE Eine prophylaktische Hysterektomie macht auf keinen Fall Sinn
EE Eine prophylaktische Proktokolektomie sollte ab dem 40. Lebensjahr empfohlen
werden
Falk
Gastro-Kolleg
Darm
Frage 7:
Welche Aussage zur Vorsorge bei FAP-Anlageträgern trifft zu?
EE Wenn ein Rektumstumpf belassen wird, muss dieser engmaschig endoskopisch
nachgesorgt werden
EE Die jährliche koloskopische Vorsorge beginnt mit dem 25. Lebensjahr
EE Eine endoskopische Untersuchung des oberen Gastrointestinaltrakts ist nicht
indiziert
EE Bei Männern muss eine jährliche Schilddrüsensonografie durchgeführt werden
EE Aufgrund des hohen Endometriumkarzinomrisikos sind ab dem 30. Lebensjahr
jährliche Endometriumbiopsien indiziert
Frage 8:
Welche Aussage zu den adenomatösen Polyposissyndromen trifft zu?
EE Bei der MAP handelt es sich um eine autosomal dominante Erkrankung
EE Bei der attenuierten FAP treten weniger und später Adenome des Kolons auf
und das Risiko eines KRK ist gering
EE Die MAP ist eine wichtige Differenzialdiagnose der attenuierten FAP und des HNPCC
EE Bei der attenuierten FAP findet man in ca. 90% der Patienten die gleichen
APC-Mutationen wie bei der klassischen FAP
EE Eine humangenetische Beratung bei adenomatösen Polyposissyndromen ist
nicht notwendig
Frage 9:
Welche Aussage zu den nicht-adenomatösen Polyposissyndromen
trifft zu?
EE Die hamartomatösen Polyposen sind die häufigsten monogenen Tumorsyndrome,
die zum KRK führen
EE Die genetische Diagnostik wird geleitet vom klinischen Bild, der Histologie und
dem Spektrum gut- und bösartiger Tumoren
EE Die genetische Ursache des Peutz-Jeghers-Syndroms ist bisher nicht verstanden
EE Das KRK ist die führende Erkrankung des Cowden-Syndroms
EE Familienangehörige von Patienten mit nicht-adenomatösen Polyposissyndromen
sollten nicht humangenetisch beraten werden
Frage 10:
Welche Aussage zur molekularen Pathogenese trifft zu?
EE Die Mutation des APC-Gens bei der FAP führt zu einem Defekt des Reparatursystems
für oxidative DNA-Schäden
EE Das EPCAM-Gen ist ein Bestandteil des DNA-Mismatch-Reparatursystems
EE Bei einer Keimbahnmutation des MLH1-Gens liegt typischerweise im Tumorgewebe
zusätzlich eine BRAF-Mutation vor
EE Bei HNPCC ist ein Schritt der Karzinogenese oft die Inaktivierung des Wildtypallels
des betroffenen MMR-Gens, z. B. durch Methylierungsprozesse
EE Bei der attenuierten FAP kommen neben APC-Mutationen häufig Keimbahn­
mutationen im PTEN-Gen vor
15
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