Prof. Dr. med. F. Raue, PD Dr. med. Karin Frank-Raue-Innere Medizin-Endokrinologie Dr. med. Sabine Hentze - Humangenetik Molekulargenetisches Labor Im Weiher 12 –69121 Heidelberg Telefon 06221/658883 - Fax 06221/658884 - E-mail: [email protected] Molekulargenetische Diagnostik bei Kleinwuchs bzw. Leri-Weill-Syndrom Mutationen im SHOX-Gen (SHOX, MIM 312865) Indikationen: Leri-Weill-Syndrom idiopathischer Minderwuchs (idiopathic short stature - ISS), insbesondere bei Kombination mit milden Dysproportionen der Extremitäten Turner-Syndrom Pathophysiologie und klinische Bedeutung Bisher bekannte monogenetische Defekte sind nur für eine geringe Zahl der Patienten mit Kleinwuchs verantwortlich. Mutationen wurden u.a. nachgewiesen in den Genen für Wachstumshormon (GH), Wachstumshormonrezeptor (GRH) und den Homeobox-Genen HESX-1, PROP-1 und Pit-1. Das SHOX-Gen (short stature homeobox-containing gene) gehört ebenfalls zu den Homeobox-Genen, die an der Regulation der Zelldifferenzierung beteiligt sind. Das SHOX-Gen ist in der pseudoautosomalen Region (PAR) der Geschlechtschromosomen lokalisiert (Xp22 bzw. Yp11.3). Eine diploide Dosis der homologen Gene in der pseudoautosomalen Region ist für eine normale Entwicklung des Menschen notwendig. Deletionen oder Punktmutationen im SHOX-Gen führen zu einer Haploinsuffizienz, die mit verschiedenen Krankheitsbildern assoziiert sein kann: Leri-Weill-Syndrom (Dyschondrosteosis) fast in 100% der Fälle sind SHOX-Mutationen nachweisbar (ca. 80% Deletionen, 20% Punktmutationen) Kleinwuchs und Madelung-Deformität symmetrische Verkürzung der Unterarme und Unterschenkel bilaterale Verkürzung und Verbiegung des Radius dorsale Subluxation der distalen Ulna Turner-Syndrom 1:2500 Mädchen sind betroffen Karyotyp 45, X oder strukturelle Veränderungen auf dem zweiten X-Chromosom (fast immer Deletion der SHOX-Region) idiopathischer Kleinwuchs (ISS) Körpergröße unter der 3. Perzentile keine nachweisbaren Skelettveränderungen keine endokrinen oder psychisch/neurologischen Erkrankungen normaler Karyotyp Häufigkeit von Shox-Mutationen ca. 1 - 2.5 % Methode: DNA-Extraktion, PCR, vollständige Sequenzierung der Exons 2 bis 6 des SHOX-Gens Komplette sowie partielle Deletionen des Shox-Gens werden mit dem MLPA-Kit (MRC-Holland) untersucht. Bei Verdacht auf eine Deletion des Shox-Gens kann außerdem in Zusammenarbeit mit einem cytogenetischen Labor eine FISH-Analyse mit einer Shox-Gensonde durchgeführt werden. Untersuchungsmaterial: 2 ml EDTA Blut; normaler Postversand Dauer der Untersuchung: ca. 6 - 8 Wochen Literatur Rao E et al. Pseudoautosomal deletions encompassing a novel homeobox gene cause growth failure in idiopathic short stature and Turner syndrome (1997) Nature Genetics 16: 54-62 Binder G et al. Identification of short staure caused by SHOX defects an therapeutic effect of recombinant human growth hormone (2000) J Clin Endocrinol Metab 85: 245-249 Belin et al. SHOX mutations in dyschondrosteosis (Leri-weill syndrome) (1998) Nature Genetics 19: 67-69 Rappold GA et al. Deletions of the homeobox gene SHOX (short stature homeobox) are an important cause of growth failure in children with short stature (2002) J Clin Endocrinol Metab 87: 1402-1406 Ross JL et al. Phenotypes associated with SHOX deficiency (2001) J Clin Endocrinol Metab 86: 5674-5680 Clement-Jones M et al. The short stature homeobox gene SHOX is involved in skeletal abnormalities in Turner syndrome (2000) Hum Molec Genetics 9: 695-702 Die angegebene Literatur können Sie per Fax oder E-mail in unserem Labor anfordern. Stand 02/2005