Brennweiten - TU Ilmenau

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Fakultät für Maschinenbau
Institut für Lichttechnik und Technische Optik
Fachgebiet Technische Optik
Praktikum „Optische Messtechnik“
Brennweitenmessung
Gliederung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Seite
Versuchsziel................................................................................................ 2
Versuchsaufbau ......................................................................................... 2
Versuchsvorbereitung ............................................................................... 2
Versuchsdurchführung ............................................................................. 6
Versuchsauswertung ................................................................................. 7
Geräte und Zubehör.................................................................................. 7
Literatur ..................................................................................................... 7
1.
Versuchsziel
Vertiefung und Anwendung der Kenntnisse über Größen und Abbildungsgesetze des
paraxialen Gebietes, Kennenlernen und Anwenden verschiedener Verfahren zur
Brennweitenbestimmung von Linsen sowie Linsensystemen.
2.
Versuchsaufbau
2.1
Messung der Brennweiten eines sammelnden Systems nach der BESSEL-Methode.
2.2
Bestimmung der Hauptebenen- und Brennpunktlage eines Fotoobjektivs.
2.3
Messung der Brennweiten eines Zoomsystems mit Hilfe eines Kollimators.
2.4
Messung der Brennweite einer Zerstreuungslinse.
3.
Versuchsvorbereitung
3.1
Nennen Sie die Definitionen der Kardinalelemente der paraxialen Optik. Geben Sie
typische Lagen von HH', FF', NN' für Sammel- und Zerstreuungslinsen an [1, 2].
3.2
Erläutern Sie die paraxialen Abbildungsgleichungen in Brenn- und Hauptpunktkoordinaten an einem sammelnden und einem zerstreuenden System. Führen Sie die
entsprechenden Bildkonstruktionen aus [1, 2].
3.3
Grundsätzlicher Messaufbau: Bei allen Messungen werden Entfernungen von Objekten, Marken bzw. Objektbildern und Markenbildern entlang der optischen Achse
bestimmt. Zur genauen Lage- und Größenbestimmung wird ein Waagerechtmikroskop
verwendet. Es vergrößert das betrachtete Objekt/Bild und verringert die infolge der
Akkomodation des Auges gegebenen Messunsicherheit in axialer Richtung nach:
62,5 ⋅ Ad
δz =
(1)
Γ' 2
mit:
Ad – Akkomodationsbreite des Auges in dpt
Γ' – Mikroskopvergrößerung
δz – Messunsicherheit in mm.
Wird nur ein einzelnes Okular benutzt, so ist dessen Vergrößerung in (1) einzusetzen
[3, S. 19].
Erklären Sie den Strahlengang im Mikroskop.
Die exakte Größenbestimmung von Objekten/Bildern setzt eine parallaxfreie Abbildung voraus. Diese ist gewährleistet, wenn Vergleichsmarke und projiziertes Messobjekt in einer Ebene liegen. Die Überprüfung erfolgt, indem das Auge quer zur
optischen Achse bewegt wird. Die Parallaxfreiheit ist erreicht, wenn dabei keine
Relativbewegung zwischen Vergleichsmarke und Messobjekt beobachtet wird.
Praktikum „Optische Messtechnik“ Brennweitenmessung
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3.4
Das BESSEL-Verfahren ist ausschließlich für sammelnde Systeme geeignet, deren
Hauptebenen eng beieinander liegen. Objekt- und Bildebene werden in einem festen
Abstand aufgestellt (abhängig von der Brennweite des Prüflings). Das zu prüfende
konvergente System bildet das Objekt in zwei Stellungen real in die Bildebene ab.
Bild 1 BESSEL-Verfahren
Das scharfe vergrößerte und das scharfe verkleinerte Bild legen den Abstand b fest.
Mit dem Objekt-Bild-Abstand l folgt die Brennweite zu:
f' =
l 2 − b2
4l
(2)
Leiten Sie (2) ab [3].
3.5
Ausgangspunkt für die Bestimmung der Kardinalelemente eines Fotoobjektivs ist die
NEWTONsche Abbildungsgleichung. Der Prüfling ist auf der Eintrittsfläche mit der
Marke M1 und auf der Austrittsfläche mit der Marke M2 versehen.
Bild 2 Bestimmung der Kardinalelemente eines optischen Systems
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Der Kollimator projiziert eine Testmarke nach Unendlich, deren Bild in der Brennebene des Prüflings mit Hilfe eines Mikroskops betrachtet werden kann. Diese Position
fixiert die Brennebene. Durch Verschieben des Mikroskops um (z'2) findet man die
Marke M2. Eine weitere Verschiebung lässt das Markenbild M1 im Mikroskop
erscheinen, dessen Abstand von F' (z'1) ist. Nach Umkehrung des Prüflings folgen
ausgehend von F die Werte für z1 und z2. Die Brennweite ergibt sich nach:
f' 2 = − z1 z1' bzw. f' 2 = − z2 z2'
Mit dem bekannten Abstand der Marken d folgt die Lage der Hauptebenen sowie die
Hauptpunktspanne i. Leiten Sie die entsprechenden Beziehungen ab.
3.6
Zoomsysteme dienen zur Variation der Brennweite bei konstanter Bildebenenlage.
Dies kann durch eine Verschiebung von zwei Systemgliedern (Variator und Kompensator) relativ zur Bildebene erreicht werden (Bild 3). Soll das Öffnungsverhältnis des
Systems bei der Brennweitenvariation unverändert bleiben, muss sich die Öffnungsblende hinter den bewegten Gliedern in einem festen Abstand zur Bildebene befinden.
Den damit verbundenen technologischen Aufwand ersparen sich die meisten Hersteller
moderner Fotoobjektive. Daraus resultiert ein Öffnungsverhältnis, welches für die
jeweilige Zoomstellung unterschiedliche Werte annimmt.
Bild 3
Drei Zoomstellungen eines japanischen Fotoobjektivs nach JP Patent 8327902
(modelliert in CodeV)
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3.7
Messung der Brennweite mittels Kollimator: Ein Maßstab in der objektseitigen
Kollimatorbrennebene 2y wird durch Kollimatorobjektiv und Prüfling in die bildseitige
Brennebene F' des letzteren abgebildet. Ein zweiter Maßstab in der Prüflingsbrennebene erlaubt die Messung der Bildgröße 2y' des Kollimatormaßstabs. Die Brennweite
folgt zu:
f' =
2 y'
⋅ f' Koll
2y
(3)
Leiten Sie (3) ab.
3.8
Die Bestimmung der Brennweite einer Zerstreuungslinse nach VON HOFE [3] wird mit
Hilfe eines Kollimators, eines Fernrohrobjektivs und eines verschiebbaren Fernrohrokulars mit Okularmikrometer durchgeführt (Bild 4).
In der objektseitigen Brennebene des Kollimators befindet sich ein Maßstab 2y, der in
die Zwischenbildebene des Fernrohrs (Objektivbrennweite f'Ob) abgebildet wird. Die
Bildgröße 2y' wird am Okularmikrometer abgelesen. Wird der Prüfling in den Strahlengang zwischen Kollimator und Fernrohr gebracht und durch Verschieben des
Fernrohrokulars um den Weg z' auf das Maßstabsbild 2y'' eingestellt, dann folgt die
Brennweite der Zerstreuungslinse zu:
f' = −
2
2 y'' f'Ob
⋅
2 y' z'
(4)
Bild 4 Brennweitenbestimmung einer Zerstreuungslinse
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4.
Versuchsdurchführung
4.1
Zur Brennweitenbestimmung eines Fernrohrobjektivs nach der BESSEL-Methode wird
ein beleuchtetes Raster als Testobjekt verwendet. Das Waagerechtmikroskop wird auf
das Raster fokussiert und der Abstand Objektreiter-Mikroskopreiter l1 gemessen.
Danach verschieben Sie das Mikroskop um die Strecke l ≥ 500 mm vom Raster weg
und messen den Abstand l2 zwischen Objektreiter und Mikroskopreiter, so dass l = l2 l1 wird. Verschieben Sie den Prüfling zwischen Objekt und Mikroskop, bis Sie ein
scharfes Rasterbild im Mikroskop erhalten. Fixieren Sie diese Prüflingslage durch
einen Hilfsreiter. Suchen Sie das zweite Rasterbild und messen Sie die Verschiebung b
des Prüflings. Wiederholen Sie die Messung für sechs verschiedene Abstände (500
mm ≤ l ≤ 700 mm) und bestimmen Sie jeweils einmal b.
4.2
Die Kardinalelemente eines Fotoobjektivs werden mittels einer Anordnung aus
Mikroskopierleuchte mit Mattglasscheibe, Kollimator, Prüfling und Waagerechtmikroskop bestimmt. Der Prüfling bildet den Kollimatormaßstab in seine Brennebene F'
ab. Suchen Sie dieses Bild, indem Sie das Mikroskop verschieben. Fixieren Sie diese
Lage durch einen Hilfsreiter. Dann schieben Sie das Mikroskop an den Prüfling heran,
bis Sie die Marke auf der dem Auge zugewandten Seite scharf sehen. Der Abstand
Hilfsreiter-Mikroskopreiter ist z'2. Verschieben Sie das Mikroskop weiter an das
Objektiv heran, bis Sie das Bild der anderen Marke scharf sehen. Der Abstand Hilfsreiter-Mikroskopreiter ist z'1. Drehen Sie den Prüfling um und messen Sie z1 und z2,
ausgehend von F. Führen Sie die Messungen dreimal aus.
4.3
Ersetzen Sie das festbrennweitige Fotoobjektiv durch das Zoomobjektiv, wobei das
Anschlussbajonett zum Mikroskop zeigt. Bringen Sie zwischen Mikroskop und
Objektiv einen Glasmaßstab 0,5/0,1 an und fokussieren Sie das Mikroskop auf ihn.
Danach verschieben Sie den Prüfling, bis Sie das Bild des Kollimatormaßstabs scharf
im Mikroskop sehen. Überprüfen Sie die Fokussierung auf Parallaxfreiheit. Das Verhältnis 2y'/2y folgt direkt aus dem Vergleich beider Maßstäbe. Die Größe des Bildes
2y' wird am Glasmaßstab abgelesen, die Objektgröße 2y entspricht der Kollimatorteilung. Führen Sie jeweils drei Messungen für die Anfangs-, Mittel- und Endstellung
durch. Hat das Objektiv ein konstantes Öffnungsverhältnis?
4.4
Zur Brennweitenmessung einer Zerstreuungslinse ersetzen Sie das Mikroskop durch
den Prüfling von 4.1 (konvexere Fläche in Kollimatorrichtung) und durch ein Fernrohrokular mit Okularmikrometer. Verstellen Sie das Okular, bis das Okularmikrometer Ihnen scharf erscheint. Wählen Sie einen Abstand Kollimator-Fernrohrobjektiv
von etwa 450 mm. Verschieben Sie das Okular, bis Sie das scharfe Bild des Kollimatormaßstabs finden. Prüfen Sie die Parallaxfreiheit. Messen Sie die Entfernung
Objektivreiter-Okularreiter l3 sowie das Maßstabsbild 2y' (Größe des markierten Teils
des Kollimatormaßstabs im Okularmikrometer, also im Zwischenbild). Setzen Sie die
Zerstreuungslinse zwischen Kollimator und Objektiv. Suchen Sie das scharfe
Maßstabsbild durch Verschieben des Okulars, dessen neue Entfernung l4 die Relativverschiebung z' = l4 - l3 bestimmt. Im Okularmikrometer erscheint 2y''. Wiederholen
Sie die Messung viermal.
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5.
Versuchsauswertung
5.1
Berechnen Sie für alle Messungen nach (2) die Brennweite des Fernrohrobjektivs.
Ermitteln Sie den Mittelwert und die Standardabweichung.
5.2
Berechnen Sie die Brennweite des Fotoobjektivs aus z1, z'1, z2 und z'2.
5.3
Ermitteln Sie die Lage der Kardinalelemente des Fotoobjektivs und fertigen Sie eine
maßstäbliche Zeichnung an, in der i, F, F' sowie die Lage der Marken deutlich werden.
Geben Sie die entsprechenden Längen an. Legen Sie die Mittelwerte von 5.2 zugrunde.
5.4
Ermitteln Sie die Mittelwerte und Standardabweichungen der Brennweiten des Zoomobjektivs in Anfangs-, Mittel- und Endstellung, wobei die Messunsicherheit der
Kollimatorbrennweite zu berücksichtigen ist.
5.5
Ermitteln Sie Mittelwerte und Standardabweichungen des Ausdrucks:
2 y'' 1
⋅
2 y' z'
5.6
Führen Sie eine Fehlerrechnung zur Berechnung der Brennweite der Zerstreuungslinse
durch. Geben Sie die allgemeine Formel an, wenn Sie von 5.1 und 5.5 ausgehen.
6.
Geräte und Zubehör
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
‰
1 Mikroskopierleuchte
1 Mattglasscheibe
1 Objektraster
1Waagerechtmikroskop
1 Fernrohrobjektiv als Prüfling
9 Reiter
1 Gliedermaßstab
1 optische Bank
1 Kollimator f' =198 mm ± 2 mm mit Glasmaßstab (mm-Teilung)
1 Fotoobjektiv Tessar 2,8/50, Markenabstand d = 21,1 mm
1 Zoomobjektiv Sigma 4…5,6/28…135
1 Glasmaßstab 0,5/0,1
1 Zerstreuungslinse
1 Fernrohrokular mit Okularmikrometer
7.
Literatur
[1]
[2]
H. Haferkorn: Optik. Wiley-VCH Weinheim 2003
W. Richter: Grundlagen der Technischen Optik bzw. Technische Optik 1. Skripte zu
den gleichnamigen Vorlesungen an der Technischen Universität Ilmenau
J. Flügge: Einführung in die Messung der optischen Grundgrößen. Verlag G. Braun
Karlsruhe 1954
G. Schröder: Technische Optik. Vogel Würzburg 2002
[3]
[4]
Praktikum „Optische Messtechnik“ Brennweitenmessung
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