Physik-Labor Fachbereich Elektrotechnik und Informatik Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau Physikalisches Praktikum O2 Brennweite von Linsen Versuchsziel Es sollen die Grundlagen der geometrischen Optik anhand der Abbildungsgesetze dünner Sammel – und Zerstreuungslinsen erarbeitet werden. Die Geräte sind: Optische Bank, Lampen (6 V~ / 5 A) mit punktförmiger Lichtquelle, Netzgerät, pfeilförmiger Gegenstand, Sammellinse, Zerstreuungslinse, Planspiegel, Schirm. Literatur Gerthsen Höfling Halliday/Resnick Physik Physik, Band I Physik, Band 2 Grundlagen 1. Begriffe und Größen (werden als bekannt vorausgesetzt) Elektromagnetische Welle, Spektrum des Lichtes, Wellenlänge, Frequenz, Reflexionsgesetz, Brechungsgesetz, Sammellinse, Zerstreuungslinse, Brennweite, Gegenstandsweite, Bildweite 2. Licht Aus dem gesamten elektromagnetischen Spektrum kann das menschliche Auge nur einen geringen Teil als sichtbares Licht wahrnehmen. Dieser Teil erstreckt sich über einen Wellenlängenbereich von etwa 370 nm (violett) bis 700 nm (rot) . Der Wellencharakter des Lichtes wird nur bei bestimmten physikalischen Vorgängen wie Beugung und Interferenz erkennbar. Bei den hier auszuführenden Experimenten kommt man mit der vereinfachten Vorstellung des Lichtstrahls aus. Auf Lichtstrahlen sind die Gesetze der Geometrie anwendbar. Darum nennt man den Teil der optischen Erscheinungen, der ohne Berücksichtigung der Wellennatur des Lichtes exakt beschrieben werden kann, Geometrische Optik. Hierzu gehören unter anderem das Reflexionsgesetz und das Brechungsgesetz. 1 3. Linsenarten Man unterscheidet zwischen Sammellinsen und Zerstreuungslinsen. Zur optischen Achse parallele Lichtstrahlen, die auf eine Sammellinse (Konvexlinse) fallen, werden durch die Linse so gebündelt, dass sie im Brennpunkt F zusammenfallen. Den Abstand des Brennpunktes von der Linsenmitte nennt man die Brennweite f. Damit gilt f > 0 . Lichtstrahlen von einer weit entfernten Lichtquelle, z.B. der Sonne, sind parallel. Bei einer Zerstreuungslinse (Konkavlinse) werden achsenparallel auftreffende Lichtstrahlen von der Achse weg gebrochen. Die rückwärtige Verlängerung des divergenten Strahlenbündels schneidet sich im „scheinbaren“ Brennpunkt F. Der Abstand zwischen F und der Linsenmitte heißt wieder Brennweite f. Damit gilt f < 0 . 4. Linsengleichungen Lichtstrahlen, die von einem Gegenstand ausgehen, werden von einer im Abstand g stehenden Sammellinse so gebrochen, dass sie sich im Abstand b hinter der Linse in einem Punkt vereinigen. Zwischen der Gegenstandsweite g und der Bildweite b besteht der Zusammenhang (1) 1 1 1 = + f g b Dabei ist f die Brennweite der Linse. 2 Wird eine Sammellinse so aufgestellt, dass sie einen beleuchteten Pfeil scharf auf einen Bildschirm abbildet, kann f durch Messen von g und b ermittelt werden. Im Gegensatz zur Sammellinse, die von einem Gegenstand immer ein reelles Bild entwirft, erzeugt eine Zerstreuungslinse stets ein virtuelles Bild, da sich die Verlängerungen der divergenten Strahlen nur auf der Gegenstandsseite schneiden. Deshalb kann die negative Brennweite einer Zerstreuungslinse nicht direkt gemessen werden. Mit Hilfe einer Linsenkombination, bestehend aus einer Sammellinse und einer Zerstreuungslinse, ist dies jedoch möglich. Allerdings muss die Kombination eine positive Brennweite haben. Es gilt dann (2) 1 1 1 = + fK f Z f S Alle Angaben beziehen sich auf dünne Linsen. 5. BESSEL – Verfahren Eine von F.W.BESSEL (1784 – 1846) im Jahre 1840 entwickelte Methode zur Brennweitenmessung ist immer dann zu bevorzugen, wenn die Linsendicke nicht mehr vernachlässigbar klein ist. Das Verfahren nutzt die Tatsache, dass bei geeigneter Wahl des Abstandes L der Gegenstandsebene von der Bildebene zwischen diesen beiden Ebenen zwei Punkte existieren, an denen eine scharfe Abbildung erfolgt. 3 nach Gleichung (1) gilt: 1 1 1 1 1 = + = + f g1 b1 g 2 b 2 weiter gilt g1 = g 2 − d und b1 = b 2 + d L = g1 + b1 = g 2 + b 2 sowie so dass sich für die Brennweite die folgende Gleichung ergibt 1 d2 f = (L − ) 4 L bzw. d2 4f = L − L Daraus erkennt man, dass der Abstand L geeignet gewählt ist, wenn gilt L > 4 f . Aufgabe 1. Bestimmen Sie die Brennweite einer dünnen Sammellinse und einer Zerstreuungslinse durch Messung der Bild- und Gegenstandsweite. Berechnen Sie den absoluten Fehler ∈ f für die Sammellinse, die Zerstreuungslinse und die Linsenkombination. 4 2. Ermitteln Sie mit dem BESSEL – Verfahren die Brennweite der Sammellinse . Durchführung 1. Ausgehend vom Gegenstand, dem beleuchteten Pfeil, werden 10 verschiedene g – Werte eingestellt und durch Verschiebung des Schirmes bis zur scharfen Abbildung die dazugehörigen b – Werte gesucht. Für die Sammellinse sollte der kleinste g – Wert bei 12 cm und für die Linsenkombination bei 18 cm sein. Damit wäre sichergestellt, dass g > f ist. 2. Der Abstand zwischen Gegenstand und Schirm wird auf einen festen Wert eingestellt (ca. 80 cm). Durch Verschieben des Linsenhalters wird jeweils die vergrößerte und die verkleinerte scharfe Abbildung gesucht und damit je 5 mal für die Sammellinse der Wert d bestimmt. Fragen 1. 2. 3. (zur Versuchsvorbereitung) Wie ist der Zusammenhang zwischen Brennweite und Dioptrie? Welcher Art muss die Linse einer Brille sein, die ein kurzsichtiges Auge korrigieren soll? Warum existieren zwei Stellungen der Sammellinse für eine scharfe Abbildung? 5