Programm des steirischen TGDs zur Bekämpfung von Ekto- und Endoparasiten beim Schwein August 2013 1. Einleitung Ekto- und Endoparasiten, insbesondere Sarcoptes scabei var. suis (Schweineräudemilbe) und Ascaris suum (Spulwurm), spielen beim Schwein nach wie vor eine wichtige Rolle. Sowohl Räude als auch Wurmbefall sind nachweislich leistungsmindern und schlagen sich somit unmittelbar auf die Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung nieder. Neben der Leistungsdepression ist vor allem noch das Unwohlsein, die Unruhe, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit und das Auftreten von Kannibalismus im Zusammenhang mit dem Ekto- und Endoparasitenbefall zu nennen. Trotz der Tatsache, dass es zahlreiche Arzneimittel zur Parasitenbekämpfung fürs Schwein am Markt gibt, scheint die Problematik in den letzten Jahren nicht geringer geworden zu sein. Ziel des TGD-Programms Ekto- und Endoparasitenbekämpfung beim Schwein soll es sein, eine Bewusstseins Schaffung für eine korrekt Durchgeführte Räude- und Wurmbehandlung zu schaffen. Und somit nachhaltig einen Verbesserung der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit zu erreichen. 2. Fachliche Grundinformation 2.1. Sarcoptes scabei var. suis Die Schweineräude ist weltweit verbreitet und wird durch die Grabmilbe Sarcoptes scabiei var. suis verursacht. Die Milben werden durch direkten Körperkontakt übertragen. Oftmals können symptomlose Tiere Träger sein. Die Überlebensfähigkeit der Milbe außerhalb des Schweins ist äußersts begrenzt. Die maximale Überlebensdauer außerhalb des Wirtes beträgt bei niedrigen Stalltemperaturen und feuchten Stallungen maximal 14 Tage. Am Wirt wird durch Sarcoptes scabiei var. suis durch das Graben von Gängen in der Haut und die Sauaktivitäten ein starker Juckreiz ausgebildet. Später folgen Hautveränderungen wie Rötungen, Pusteln und im Endstadium die Borkenbildung. Erst Läsionen lassen sich ca. drei Wochen nach der Infektion feststellen. Die daraus resultierenden Folgen sind ruhelose Tiere, die einerseits vermehrt zu Kannibalismus neigen als auch Sauen, die vermehrt Ferkel erdrücken. Die täglichen Zunahmen von Mastschweinen und die Futterverwertung können bis zu 10 % vermindert werden. Der Nachweis von Räudemilben kann einerseits mikroskopisch mittels eines tiefen Hautgeschabsels erfolgen, andererseits ist ein Antikörpernachweis im Blut mittels ELISA ab einem gewissen Alter der Tiere ebenfalls möglich. Eine weitere einfache diagnostische Möglichkeit von Schweineräude ist die Feststellung eines sogenannten Kratz - INDEX. Zu beachten ist allerdings, dass auch Umwelteffekte das Ergebnis beeinflussen können. 2.2. Ascaris suum beim Schwein Spulwürmer sind nicht die einzigen Würmer, die beim Schwein vorkommen, aber mit Sicherheit bei uns der bedeutendste Endoparasit. Ascaris suum ist auch in der Umgebung der Tiere über Monate bis Jahre überlebensfähig. Die Auswirkungen eines Spulwurmbefalls, liegen nicht nur bei einer niedrigeren Futterverwertung, schlechteren Tageszunahmen und den verworfenen Lebern, sondern sind in besondere auch bei einer schlechteren Immunitätsausbildung der Tiere, einer vermehrten Unruhe und einer höheren Infektionsanfälligkeit im Darm und der Lunge zu finden. Der Nachweis von Ascaris suum erfolgt am einfachsten mittels Kotproben. 3. Eckpunkte zur korrekten Ekto- und Endoparasitenbehandlung 3.1. Allgemeine Bekämpfungsmaßnahmen Rein-Raus der Abteile Sorgfältiges Reinigen und Trocknenlassen des Abteils vor einer neuerlichen Beschickung mit Tieren Desinfektion (Wirkung des Desinfektionsmittels beachten!) Kotübertragung zwischen den Abteilen vermeiden Arbeiten in einer festgelegten Reihenfolge durchführen Eigene Werkzeuge für die Abteile verwenden Waschen der Sauen vor dem Einstallen in die Abferkelbuchten Pig-Flow beachten, d.h. Trennung zwischen infizierten ind nicht infizierten (frisch behandelten) Tieren 3.2. Spezielle Eckpunkte zur Ekto- und Endoparasitenbekämpfung Einhalten der arzneimittelrechtlichen Vorschriften (Dosierung, Anwendung und Wartezeiten). Sauen mindestens 2x pro Jahr gegen Ekto- und Endoparasiten behandeln. Alle Absetzferkel ebenfalls gegen Endoparasiten behandeln. Bei Verdacht auf klinischer Räude im Betrieb ist ebenfalls eine Behandlung gegen Ektoparasiten durchzuführen. Alle Tiere einer Altersgruppe sind gleichzeitig zu behandeln. Jungsauen vor dem Eingliedern in den Sauenbestand sind ebenfalls gegen Ekto- und Endoparasiten zu behandeln. Nur durch regelmäßiges Behandeln der Tiere kann eine weitgehende Reduktion der Ekto- und Endoparasiten erreicht werden. Die Ekto- und Endoparasitenbehandlung ist am effektivsten, wenn sie auf die individuellen betrieblichen Bedürfnisse abgestimmt ist, und zudem die Lebenszyklen der Parasiten berücksichtigt. 4. Programmablauf Ziele: Dieses Programm hat das Ziel ferkelerzeugende Betriebe darin zu unterstützen ihr betriebsindividuelles Protokoll (= Handlungsplan i.S.d. TGDVO) zur Kontrolle der Ekto- und Endoparasiten im Zuge ihrer Prozesssteuerung durch gezielte Hofberatung durch ihren TGD-Tierarzt zu überprüfen, zu verbessern und gemeinsam mit dem Landwirt umzusetzen, um die Lieferung räude- und wurmfreie Mastferkel an die Mäster weitestgehend sicherstellen zu können. Es wird erwartet, dass diese durch den TGD geförderte Maßnahme, wegen des, mit dem Landwirt gemeinsam erarbeiteten betriebsindividuellen Maßnahmenplanes, seiner gemeinsamen Umsetzung im Form der Verabreichung des Medikamentes durch den Tierarzt, eine nachhaltige Verbesserung des Parasitenstatus beim Mastschwein erreicht werden kann. Diese Erwartung ist solange realistisch, solange im Betriebe keine Änderung der Aufbau- bzw Ablauforganisation ihrer Sauenhaltung stattfindet. Danach sind sowohl der Landwirt als auch der Betreuungstierarzt zur Durchführung einer KM/VM (Korrektur- und Verbesserungsmaßnahme) verpflichtet. Voraussetzungen Der Betrieb muss Mitglied des TGDs sein. Die Behandlung muss mit dem Betreuungstierarzt abgestimmt und auf dessen Anweisung erfolgen. Der Betreuungstierarzt bestätigt nach programmgemäßer Durchführung mittels Formblattes die Sauenzahl. (siehe Anhang). Erst mit dieser Bestätigung kann die Förderung beim steirischen TGD beantragt werden. 4.1. Untersuchung vor der Behandlung mit Antiparasitika Um den Status-Quo am Betrieb zu erheben sind vor Teilnahme am Projekt Kotsammelproben aus dem Sauen-, dem Jungsauen- und dem Ferkelaufzuchtbereich zu entnehmen. Die Proben sind auf Endoparasiten zu untersuchen (siehe Endoparasitenprogramm TGD). Eine Untersuchung auf Sarcoptes scabiei var. suis erscheint auf Grund der derzeit vorhanden diagnostischen Möglichkeiten mit ihren nur begrenzten Nachweismöglichkeiten als wenig zielführend. Die Befunde sind gemeinsam mit dem Formblatt an den TGD weiterzuleiten (siehe Anhang). 4.2. Erstellung des Handlungsplanes zur Parasitenbehandlung Nach Vorliegen des 1. parasitologischen Herdenbefundes erstellen der Betreuungstierarzt und der Landwirt am Hof den Maßnahmenplan. Sowohl Sauen als auch Aufzuchtferkel sind zu behandeln. Das Protokoll der Behandlung ist betriebsindividuell zu erstellen. Dabei sind besonders zu berücksichtigen: Art und Anzahl der Nutzungsgruppen Haltungs- und Fütterungssystem Pig Flow R+D Maßnahmen Reinfektionsvorbeuge Anleitung zur Durchführung der Injektionsbehandlung Anleitung zur Herstellung und Verabreichung Arzneifuttermittels Wartezeiten Dokumentation des Sauen sind grundsätzlich per injectionem und nur in Ausnahmefällen peroral zu behandeln. Aufzuchtferkeln sind peroral zu behanden. Dieser aktuelle Maßnahmenplan hat alle obigen Punkte zu beinhalten und in schriftlicher Form am Betrieb vorzuliegen. 4.3. Verabreichung der Arzneimittel Die Behandlung der Sauen hat vom Tierarzt durchgeführt zu werden, um auch sicher zu stellen, dass sie korrekt durchgeführt wurde und um den Landwirt in der Anwendung dieser Arzneimittelgruppe besonders zu schulen. Die Durchführung der Futtermedikation der Absetzferkel hat nach der tierärztlichen Anweisung zu erfolgen. 4.4. Nachuntersuchung nach erfolgter Behandlung 3 Wochen nach Abschluss der Behandlungsmaßnahmen, spätestens jedoch im Rahmen der vorgeschriebenen Therapieverlaufskontrolle sind wieder Kotproben in gleicher Anzahl wie bei der 1. parasitologischen Untersuchung zur Überprüfung der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnahmen zu untersuchen. 4.5. Erfolgsbeurteilung Gemeinsam mit dem Landwirt ist eine Beurteilung der Wirksamkeit der erfolgten Maßnahmen vorzunehmen. 4.6. Verrechnung Die Verrechnung der Arbeits- und Arzneimittelkosten hat direkt zwischen Tierarzt und Landwirt zu erfolgen. 4.7. Bestätigung zur Auszahlung der Förderung Nach Abschluss aller Tätigkeiten (4.1 bis 4.6) bestätigt der Tierarzt mittels beiliegenden Formblattes die behandelte Sauenzahl. Dieses Formblatt ist gemeinsam mit dem Behandlungs- bzw. Arzneimittelabgabebeleg und den parasitologischen Befunden dem TGD zu übermitteln. Hierauf erfolgt die Förderauszahlung durch den TGD an den Landwirt. 5. Anhang 1. Probenanzahl der parasitologischen Untersuchung: Sauenherde: Ferkelaufzucht: . 1 Sammelkotprobe pro 50 Zuchtsauen (ab 1. Belegung) (mind. aus 20% der Gruppe) 1 Sammelkotprobe pro 12 Jungsauen (bis 1. Belegung) (mind. aus 50% der Gruppe) 1 Sammelkotprobe pro 200 Aufzuchtplätze (mind. 15% der Gruppe)