Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 Treponema pallidum ssp. pallidum 1. Bedeutung Treponema pallidum ssp. pallidum (T. pallidum) ist der Erreger der Syphilis oder Lues. Einziger Wirt ist der Mensch. Die Erkrankung ist weltweit verbreitet, sie kennt keine klimatischen, rassischen und geografischen Schranken. Die Infektion erfolgt zur Hauptsache beim Geschlechtsverkehr durch Uebertragung erregerhaltigen Sekretes offener Ulzera. Die Inkubationsdauer beträgt 2-4 Wochen. Die Erkrankung ist komplex, systemisch und verläuft in Stadien. Im Primärstadium (Lues I) tritt der schmerzlose harte Schanker resp. Primäraffekt auf. Bei der Frau bleibt er oft unbemerkt, wenn er in der Vagina oder an der Zervix liegt. Extragenital kann er sich u.a. an den Lippen, im Oropharynx oder an den Händen entwickeln. Die Ulzera heilen spontan ab. Nach 4-6 Wochen erfolgt die hämatogene Aussaat des Erregers (Sekundärstadium, Lues II) die ein allgemeines Krankheitsgefühl, ein generalisiertes, diskretes, makulopapulöses Exanthem, Schleimhauterosionen und Polyadenopathie hervorruft. Auf der Haut können aber auch hochkontagiöse, nässende, breitflächige Veränderungen entstehen (Condylomata lata). Nach unterschiedlich langer Latenz treten die Zeichen des Tertiärstadiums auf (Lues III) wie die relativ benignen Gummata (Granulome) von Haut, Skelett und inneren Organen; die kardiovaskuläre (Aortitis, Aortenaneurysma) und die Neurosyphilis, die zu Sehstörungen, Verwirrungszuständen, Demenz, Paralyse (Tabes dorsalis) bis hin zum Tode führen kann [1,2]. Ein anderer Uebertragungsweg ist der transplazentare von der Mutter auf den Fetus. Die intrauterine Infektion führt zum Abort oder zur Geburt eines schwer geschädigten Kindes (kongenitale Syphilis) [1,3]. Die Infektion hinterlässt keine Immunität. Die Inzidenz der Syphilis beträgt in Europa ca. 30 Fälle/100’000/Jahr. Neuere Publikationen (Jahr 2002) von Syphilisepidemien aus Europa und den USA lassen einen Anstieg erwarten. Nachgewiesene Gründe sind das Auftreten von Kleinepidemien im Zusammenhang mit dem Konsum harter Drogen (USA) sowie das Nachlassen des “Safer sex“-Verhaltens, das der verbesserten medikamentösen Therapie der HIV Infektion zugeschrieben wird. Ein Teil der Fälle in der Schweiz ist die Folge erhöhter Migration oder durch den Sextourismus importiert. Die Syphilis tritt in nicht industrialisierten Staaten weiterhin deutlich häufiger auf [1,4,5]. 2. Nachweismethoden Der Direktnachweis mit Hilfe der Dunkelfeldmikroskopie ist für den geübten Untersucher aus dem frisch gewonnenen Exsudat von Läsionen des Primär- resp. Sekundärstadiums möglich und beweisend. Ein negativer Befund schliesst jedoch eine Infektion nicht aus, da die Mikroskopie wenig sensitiv ist. Der direkte Immunfluoreszenz-Test ist spezifischer, die Empfindlichkeit dagegen entspricht ungefähr der Dunkelfeldmikroskopie. T. pallidum ist nicht in vitro kultivierbar. Die Serologie ist die üblichste Methode, um eine Syphilis zu diagnostizieren. Sie ist zuverlässig im latenten Stadium, im frühen Primärstadium aber fällt sie negativ aus. Beim Neugeborenen werden die Antikörper der Mutter miterfasst und IgM sind oft nicht nachweisbar. Für die Diagnose der Neurosyphilis ist sie nicht hilfreich [1,6].Der Nachweis von T. pallidum DNA mit Hilfe der PCR ist seit geraumer Zeit im Speziallabor etabliert. Die PCR hat Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 gegenüber den konventionellen Methoden verschiedene Vorteile: sie ist deutlich empfindlicher und spezifischer als die Mikroskopie; die Probe kann problemlos versandt werden; deren unmittelbare Verarbeitung - Voraussetzung für die Dunkelfelduntersuchung - ist nicht zwingend; andere Treponemen, die bei der Mikroskopie von oropharyngealen Abstrichen auch dem Erfahrenen Probleme bereiten, erfasst sie nicht. Die Labordiagnose der konnatalen Infektion und der Neurosyphilis hat die PCR entscheidend verbessert [6-11]. IMD setzt ein PCR System ein für den gleichzeitigen Nachweis von T. pallidum und Haemophilus ducreyi. 3. Therapie Penizillin G gilt als Antibiotikum der Wahl. Dosis und Dauer richten sich nach dem Stadium der Krankheit. Bei Penizillinallergie wird Doxycyklin oder eventuell Ceftriaxon eingesetzt [12]. Um ein Ausbreitung des Erregers zu vermeiden, sollten Kontaktpersonen sofort untersucht und eventuell behandelt werden. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Treponema pallidum geeignet: • Abstrich Läsion • Liquor • Augenkammerwasser • Biopsie • Lymphknoten (-Punktat) • Fruchtwasser ______________________________________________________________________________________________ Literatur: [1] S.A. Larsen, S.J. Norris, B.M. Steiner, A.H. Rudolph. Syphilis and related treponematoses, p. 641-668, Vol. 3. In: Topley & Wilson’s Microbiology and Microbial Infections, 9th edition. L. Collier, A. Balows, M. Sussmann (ed.). Arnold, London 1998. [2] A.E. Singh, B. Romanowski. Syphilis: Review with emphasis an clinical, epidemiologic, and some biologic features. Clin. Microbiol. Rev. 1999, 12:187-209. [3] R.P. DiCarlo and D.H. Martin. The clinical diagnosis of genital ulcer disease in men. Clin. Infect. Dis. 1997, 25:292-298. [4] M.P. 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