Finanzwissenschaft II: Grundlagen für die Beurteilung steuerlicher Verzerrungen Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg WS 2007/2008 Prof. Dr. Lars P. Feld Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität St. Gallen (SIAW-HSG), CREMA und CESifo FiWi II: Pareto-Optimum Grundlagen für die Beurteilung steuerlicher Verzerrungen Aufbau der Vorlesung • • • • • • • • Das Pareto-Kriterium Optimaler Tausch Optimale Spezialisierung Optimale Faktorverteilung Optimale Faktorkombination Optimale Produktionsstruktur Optimales Faktorangebot Intertemporale Allokation FiWi II: Pareto-Optimum 2 Literatur • Fehl, U. und P. Oberender (2002), Grundlagen der Mikroökonomie, 8. überarb. und erw. Aufl., Vahlen, München. • Sohmen, E. (1976), Allokationstheorie und Wirtschaftspolitik, Mohr Siebeck, Tübingen. FiWi II: Pareto-Optimum 3 Das Pareto-Kriterium I • Pareto-Kriterium als weit akzeptiertes Werturteil für die Beurteilung von Politikmaßnahmen – Eine Allokation wird nicht geändert, wenn durch sie niemand besser gestellt wird, ohne dass jemand anderes schlechter gestellt wird. – Kein interpersoneller Nutzenvergleich. – Verteilung bleibt unberücksichtigt. – Nutzen hängt nur vom eigenen Konsumniveau ab. – Marginalbedingungen im Pareto-Optimum: Bewegt man sich an einem gegebenen ‚Berg‘ nach unten oder oben? FiWi II: Pareto-Optimum 4 Das Pareto-Kriterium II • Die Marginalbedingungen – Bedeutung der Symbole: •x •y Konsumgüter, Output-Güter Produktionsfaktoren, Input-Güter • • • • • Indizes für versch. Haushalte bzw. Betriebe Indizes für versch. Haushalte bzw. Betriebe Preise Nutzen Kosten I, II A, B px, py U K FiWi II: Pareto-Optimum 5 Das Pareto-Kriterium III Einfache Illustration: die Edgeworth-Box (aus: Fehl/Oberender 2002, S. 490) FiWi II: Pareto-Optimum 6 Optimaler Tausch I • Das Verhältnis der Grenznutzen zweier Güter (x1, x2) muss bei allen Individuen, die diese Güter konsumieren, gleich sein und es muss gleich der Preisrelation dieser Güter sein. • Alternativ: Die Grenzrate der Substitution zweier Güter muss bei allen Individuen, die diese Güter konsumieren, gleich sein und sie muss gleich der umgekehrten Preisrelation sein. FiWi II: Pareto-Optimum 7 Optimaler Tausch II ⎡ ∂U ⎤ ⎡ ∂U ⎤ ⎢ ∂x ⎥ ⎢ ∂x ⎥ p x1 1 1 ⎥ = ⎥ =⎢ ⎢ p x2 ⎢ ∂U ⎥ ⎢ ∂U ⎥ ⎢⎣ ∂x2 ⎥⎦ I ⎢⎣ ∂x2 ⎥⎦ II FiWi II: Pareto-Optimum 8 Optimaler Tausch III Menge an Pepsi Optimum B A I3 I1 I2 Budgetrestriktion 0 Menge an Pizza FiWi II: Pareto-Optimum 9 Optimaler Tausch IV • Freiwilliger Tausch stellt niemanden schlechter und mindestens einen besser, da ansonsten nicht freiwillig getauscht worden wäre. • Es gibt Verbesserungsmöglichkeiten für mindestens ein Individuum, wenn diese Marginalbedingung nicht erfüllt ist. FiWi II: Pareto-Optimum 10 Optimaler Tausch V • Ordnungsbedingungen: • Privateigentum als eindeutige, verlässliche und dauerhafte Zuweisung von Verfügungsrechten. • Tauschfreiheit: Konditionen des Tausches. • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: • Müssen sich die Wirtschaftssubjekte an denselben Preisrelationen orientieren? • Soziale und private Kosten nicht verschieden: Keine Externalitäten z.B. • Beispiel für eine Störung: • Umsatzsteuer (?), spezielle Gütersteuern. FiWi II: Pareto-Optimum 11 Optimale Spezialisierung I • Theorem der komparativen Kosten – Das Verhältnis der (sozialen) Grenzkosten zweier Güter (x1, x2) muss bei allen Produzenten gleich sein, die diese Güter produzieren, und es muss gleich dem Preisverhältnis dieser Güter sein. – Alternativ: Die Grenzrate der Transformation zweier Güter muss bei allen Produzenten gleich sein, die diese Güter produzieren, und sie muss gleich der umgekehrten Preisrelation sein. FiWi II: Pareto-Optimum 12 Optimale Spezialisierung II ⎡ ∂K ⎤ ⎡ ∂K ⎤ ⎢ ∂x ⎥ ⎢ ∂x ⎥ p x2 ⎡ ∂x1 ⎤ ⎡ ∂x1 ⎤ 2 2 ⎥ = ⎢ ∂K ⎥ = ⎢ ∂K ⎥ = ⎥ =⎢ ⎢ p x1 ⎥ ⎥ ⎢ ⎣ ∂x2 ⎦ I ⎣ ∂x2 ⎦ II ⎢ ⎢⎣ ∂x1 ⎥⎦ ⎢⎣ ∂x1 ⎥⎦ I II FiWi II: Pareto-Optimum 13 Optimale Spezialisierung III Produzierte Menge an Computern D 3,000 C 2,200 2,000 A Transformationskurve 1,000 0 B 300 Budgetgerade/ Kostenfunktion 600 700 FiWi II: Pareto-Optimum 1,000 Produzierte Menge an Autos 14 Optimale Spezialisierung IV • Nicht erfüllt: Punkt unterhalb der Transformationskurve. • Es könnte von einem Gut mehr produziert werden, ohne von einem anderen Gut weniger zu produzieren. • Tangentialpunkt zweier Transformationskurven. FiWi II: Pareto-Optimum 15 Optimale Spezialisierung V Interpretation dieser Bedingung: • Konkavität der Transformationskurven... • ...lässt die realen Kosten eines Gutes (gemessen in Einheiten des anderen Gutes) mit zunehmender Menge überproportional ansteigen... • ...so dass nur ein Ausgleich der Grenzraten der Transformation die gesellschaftliche Produktionsmenge maximiert. FiWi II: Pareto-Optimum 16 Optimale Spezialisierung VI • Ordnungsbedingungen: – – – – Privateigentum an Produktionsmitteln Gewerbefreiheit Verkaufsrecht Verwendungsrecht bzgl. der Produktionsmittel FiWi II: Pareto-Optimum 17 Optimale Spezialisierung VII • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Müssen sich alle produzierenden Wirtschaftseinheiten an denselben Erzeugerpreisen ausrichten? • Beispiel für eine Störung: – Schutzzoll auf ein Gut: Im Land mit Zoll besteht ein anderes Gleichgewicht als im Land ohne Zoll. FiWi II: Pareto-Optimum 18 Optimale Faktorverteilung I • Branchenspezifische Marginalbedingung – Produktionsfaktoren zum besten ‚Wirt‘ geschickt. – Das physische Grenzprodukt eines Produktionsfaktors muss bei der Erzeugung eines Gutes in allen Betrieben gleich sein, die dieses Gut herstellen (und gleich dem umgekehrten Verhältnis von Produkt- und Faktorpreis). FiWi II: Pareto-Optimum 19 Optimale Faktorverteilung II • Alternativ: Die Grenzrate der Transformation eines Produktionsfaktors in ein Produkt muss bei allen Betrieben gleich sein, die dieses Produkt herstellen, und sie muss gleich dem Faktorpreis sein. • Alternativ: Der Wert des Grenzprodukts eines Faktors muss in allen Betrieben, die dieses Gut herstellen, gleich dem Faktorpreis sein. FiWi II: Pareto-Optimum 20 Optimale Faktorverteilung III py ⎡ ∂x ⎤ ⎡ ∂x ⎤ ⎢ ∂y ⎥ = ⎢ ∂y ⎥ = p ⎣ ⎦ I ⎣ ⎦ II x ∂x ⋅ p x py = ∂y FiWi II: Pareto-Optimum 21 Optimale Faktorverteilung IV • Intuition: – Grenzprodukte der Produktionsfaktoren sinken mit zunehmendem Faktoreinsatz... – ...müssen also zur Maximierung der Produktionsmenge ausgeglichen sein. • und: – Wertgrenzprodukte sinken mit zunehmendem Faktoreinsatz... – ...so dass es eindeutige optimale Faktoreinsatzmengen für jedes Unternehmen gibt. FiWi II: Pareto-Optimum 22 Optimale Faktorverteilung V • Ordnungsbedingungen: – Privateigentum an Produktionsmitteln – Gewerbefreiheit (auch hinsichtlich der Faktorkombination) – Freie Preisbildung – Verkaufsrecht – Verwendungsrecht bzgl. der Produktionsmittel – Freizügigkeitsrechte – Handelbarkeit der Produktionsfaktoren FiWi II: Pareto-Optimum 23 Optimale Faktorverteilung VI • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Müssen sich alle Betriebe einer Branche an demselben Faktorpreis ausrichten (produzieren wir auf der Transformationskurve?)? • Beispiel für eine Störung: – Betriebsspezifische Subventionen FiWi II: Pareto-Optimum 24 Optimale Faktorkombination I • Das Verhältnis der physischen Grenzprodukte zweier Produktionsfaktoren (auch Zwischenprodukte) muss in allen Betrieben gleich sein, die diese Faktoren einsetzen, und es muss gleich dem Faktorpreisverhältnis sein. • Alternativ: Die Grenzrate der technischen Substitution zweier Produktionsfaktoren muss in allen Betrieben gleich sein, die diese Faktoren einsetzen, und sie muss gleich der umgekehrten Faktorpreisrelation sein. FiWi II: Pareto-Optimum 25 Optimale Faktorkombination II ⎡ ∂x ⎤ ⎡ ∂x ⎤ ⎢ ∂y ⎥ ⎢ ∂y ⎥ p y1 ⎡ ∂y2 ⎤ ⎡ ∂y2 ⎤ 1 1 ⎥ = ⎢ ∂x ⎥ = ⎢ ∂x ⎥ = ⎥ =⎢ ⎢ p y2 ⎥ ⎢ ⎥ ⎣ ∂y1 ⎦ I ⎣ ∂y1 ⎦ II ⎢ ⎢⎣ ∂y2 ⎥⎦ ⎢⎣ ∂y2 ⎥⎦ I II FiWi II: Pareto-Optimum 26 Optimale Faktorkombination III Intuition: • falls diese Bedingung nicht erfüllt ist, kann durch eine Neukombination von Arbeit und Kapital die Produktion erhöht werden... • ...da der relativ preiswerte Faktor in zu geringem Ausmaß eingesetzt wird Illustration: • Produktions-Edgeworth-Box FiWi II: Pareto-Optimum 27 Optimale Faktorkombination IV • Ordnungsbedingungen: – Privateigentum an Produktionsmitteln – Gewerbefreiheit (auch hinsichtlich der Faktorkombination) – Freie Preisbildung – Verkaufsrecht – Verwendungsrecht bzgl. der Produktionsmittel – Freizügigkeitsrechte – Handelbarkeit der Produktionsfaktoren FiWi II: Pareto-Optimum 28 Optimale Faktorkombination V • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Müssen sich alle produzierenden Wirtschaftseinheiten an denselben Faktorpreisrelationen ausrichten (was ist der optimale Punkt auf der Transformationskurve?)? • Beispiel für eine Störung: – Lohnsteuer oder Zinssteuer – Unvollkommener Wettbewerb? – Gleicher Monopolgrad! FiWi II: Pareto-Optimum 29 Optimale Produktionsstruktur I • Das Verhältnis der sozialen Grenzkosten zweier Güter muss gleich dem Verhältnis ihrer sozialen Werte (Grenznutzen) und gleich der Preisrelation dieser Güter sein. • Alternativ: Die Grenzrate der Substitution – bei den Konsumenten – muss gleich der Grenzrate der Transformation – bei den Produzenten – und gleich der umgekehrten Preisrelation sein. FiWi II: Pareto-Optimum 30 Optimale Produktionsstruktur II • Wenn der soziale Wert der Verwendung eines Faktors in der Produktionssphäre höher ist als der marginale Vorteil der Verwendung ausserhalb der Produktionssphäre, dann ist diese Bedingung verletzt. • Freizeit ist weniger wert als Arbeit. FiWi II: Pareto-Optimum 31 Optimale Produktionsstruktur III ⎡ ∂U ⎤ ⎡ ∂K ⎤ ⎢ ∂x ⎥ ⎡ ∂x ⎤ ⎢ ∂x ⎥ p x ⎢ 1 ⎥=⎢ 2⎥=⎢ 1 ⎥= 1 ⎢ ∂U ⎥ ⎣ ∂x1 ⎦ ⎢ ∂K ⎥ p x2 ⎢⎣ ∂x2 ⎥⎦ ⎢⎣ ∂x2 ⎥⎦ FiWi II: Pareto-Optimum 32 Optimale Produktionsstruktur IV Wichtige Implikationen dieser Bedingung: • gesellschaftliche Indifferenzkurven tangieren die Transformationskurve • (relative) Grenzkosten der produzierten Güter entsprechen ihren (relativen) Grenznutzen • Koordination individueller Entscheidungen hängt von der Eindeutigkeit und der Unverzerrtheit der relativen Preise ab... • ...die durch Steuern, Zölle, Subventionen usw. bedroht ist. FiWi II: Pareto-Optimum 33 Optimale Produktionsstruktur V • Ordnungsbedingungen: – Privateigentum an Konsum- und Produktionsgütern – Gewerbefreiheit – Freie Konsumwahl • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Müssen sich alle Konsumenten und Produzenten an denselben Preisrelationen ausrichten? • Beispiel für eine Störung: – Spezifische Verbrauchsteuern, MWSt (?) FiWi II: Pareto-Optimum 34 Optimales Faktorangebot I • Der marginale Vorteil der Nichtverwendung (= Eigenverwendung) eines Produktionsfaktors muss gleich dem sozialen Wert seines Grenzprodukts sein. • Alternativ: Das Grenzleid der Arbeit (bzw. der Grenznutzen der Freizeit) muss gleich dem Grenznutzen des Gutes sein, das mit dieser Arbeit produziert wird. FiWi II: Pareto-Optimum 35 Optimales Faktorangebot II • y ist der Eigenverbrauch des Produktionsfaktors, z.B. Arbeitszeit • py ist dann der Lohn. ⎡ ∂U ⎢ ∂y ⎢ ⎢ ∂U ⎢⎣ ∂x ⎤ ⎥ ⎡ ∂x ⎤ p y ⎥=⎢ ⎥= ⎥ ⎣ ∂y ⎦ p x ⎥⎦ FiWi II: Pareto-Optimum 36 Optimales Faktorangebot III Intuition: Die Anbieter von Produktionsfaktoren müssen die Opportunitätskosten des Faktoreinsatzes bei ihrer Entscheidung berücksichtigen. Implikationen: • Faktorangebot muss sich unter Berücksichtigung der relativen Grenznutzen frei an die Produktionsfunktion anpassen können. • Entlohnung muss der Grenzproduktivität entsprechen, dann führen dezentrale Entscheidungen zu einem effizienten Faktorangebot. FiWi II: Pareto-Optimum 37 Optimales Faktorangebot IV • Ordnungsbedingungen: – Freiheit im Produktionsbereich – Freie Arbeitsentscheidung • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Wird ein Produktionsfaktor mit dem Wert seines Grenzprodukts entlohnt? – Verletzung, wenn der soziale Wert der Verwendung eines Faktors in der Produktionssphäre höher ist als der marginale Vorteil der Verwendung ausserhalb. • Beispiel für eine Störung: – Alle Steuern bis auf ‚lump-sum taxes‘ FiWi II: Pareto-Optimum 38 Optimale Güternutzung in der Zeit I • Das Verhältnis der Grenznutzen zweier Güter zu verschiedenen Zeitpunkten muss bei allen Individuen gleich sein und es muss gleich der Preisrelation dieser Güter, d.h. gleich dem Zinsfaktor, sein. • Alternativ: Die Grenzrate der Substitution zweier Güter zu verschiedenen Zeitpunkten muss bei allen Individuen gleich sein und sie muss gleich der umgekehrten Preisrelation sein. • Intuition: – Konsum muss auf Gegenwart und Zukunft Nutzen maximierend aufgeteilt werden. FiWi II: Pareto-Optimum 39 Optimale Güternutzung in der Zeit II ⎡ ∂U ⎤ ⎡ ∂U ⎤ ⎢ ∂x ⎥ ⎢ ∂x ⎥ p xt =0 t =0 t =0 ⎢ ⎥ =⎢ ⎥ = = 1+ e p xt =1 ⎢ ∂U ⎥ ⎢ ∂U ⎥ ⎢⎣ ∂xt =1 ⎥⎦ ⎢⎣ ∂xt =1 ⎥⎦ I II FiWi II: Pareto-Optimum 40 Optimale Güternutzung in der Zeit III • Symbole – xt=0 – xt=1 – e gegenwärtiges Konsumgut zukünftiges Konsumgut Eigenzinssatz des Gutes x; der mögliche Mehrerwerb von x im Zeitpunkt 1 bei Verzicht auf ein x im Zeitpunkt 0 – px,t=0 Preis für das heute verfügbare Gut – px,t=1 Preis, der heute gezahlt werden muss für das Gut, das erst in t=1 verfügbar sein wird (Barwert). – Annahme: soziale = private Diskontrate. FiWi II: Pareto-Optimum 41 Optimale Güternutzung in der Zeit IV • Ordnungsbedingungen: – Zuweisung von Verfügungsrechten – Tauschfreiheit – Recht, Geld zu verleihen und zu borgen • Marktwirtschaftlicher Prüfstein: – Müssen sich alle Wirtschaftssubjekte an denselben intertemporalen Preisrelationen orientieren? • Beispiel für eine Störung: – Einkommensteuer FiWi II: Pareto-Optimum 42 Die intertemporale Allokation I • Investitionsentscheidung der Unternehmen • Annahme – Präferenzen für Gegenwartsgüter gegenüber Zukunftsgütern. – Eugen von Böhm-Bawerk • wenn man sein Geld heute verleiht, kann man in der Zukunft ein höheres Einkommen haben und sich mehr leisten. • Güter heute werden höher geschätzt, weil sie einen größeren Nutzen haben • unterschiedliche Zeitpräferenzraten, so dass ein Kapitalmarkt zustande kommt. FiWi II: Pareto-Optimum 43 Die intertemporale Allokation II • Mehrergiebigkeit von Produktionsumwegen – Für die optimale intertemporale Allokation über Märkte, auch für den optimalen Kapitaleinsatz in der Produktion (hier: Länge der Produktionsumwege), kommt es nur auf intertemporale Preisrelationen – in erster Linie also die Zinsen – an (individuell dann zu vergleichen mit intertemporalen Nutzenschätzungen – Zeitpräferenz – oder mit der Mehrergiebigkeit von Produktionsumwegen). Die Lohn-ZinsRelation ist insoweit irrelevant. – Kapital als auf Vorrat gelegte Arbeit FiWi II: Pareto-Optimum 44 Die intertemporale Allokation III • Der auf einem perfekten Kapitalmarkt gebildete – – – – einheitliche Zins koordiniert den Konsumverzicht der Konsumenten und die Investitionsentscheidung der Unternehmen, so dass... ...die intertemporale Substitutionsrate dem Grenzertrag der Investition entspricht. • Wiederum: dezentrale Entscheidungen führen zum effizienten Ergebnis. FiWi II: Pareto-Optimum 45 Die intertemporale Allokation IV • Kapitalnutzungspreis c – was kostet die Nutzung einer Einheit Kapital? • • • • Bestimmt vom Preis für das Kapitalgut q der Abschreibungsrate δ dem Zins i erwarteten Veränderung des Kapitalgutpreises in der Zeit: ∆q. – Die Leistung ist auf längere Zeit gespeichert. c = ( ∂ + i ) ⋅ q − ∆q FiWi II: Pareto-Optimum 46 Zusammenfassung I • Dezentrale Entscheidungen in einer Marktwirtschaft führen zu einem pareto-effizienten Zustand, falls: – vollständiger Wettbewerb herrscht – keine Externalitäten (öffentliche Güter) existieren – vollständige Information über Preise herrscht – keine steigenden Skalenerträge vorliegen • Resultat: eine erstbeste („first best“) Allokation • ohne jede staatliche Aktivität FiWi II: Pareto-Optimum 47 Zusammenfassung II • Abweichungen vom sozioökonomischen Optimum – Eingriffe des Staates in den Marktprozess durch • • • • Steuern, Subventionen und Zölle Höchst- und Mindestpreise Kontingente Konzessionen usf. – Eine Reihe von Marktversagenstatbeständen. • Unvollständiger Wettbewerb • Externe Effekte und öffentliche Güter • Verteilungsprobleme. FiWi II: Pareto-Optimum 48