Demenzerkennung im Praxisalltag

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Dr. Eva Bauer
DEMENZERKENNUNG IM PRAXISALLTAG
CognitiveNeuroScience at the Centre for Psychiatry
Justus Liebig University Giessen
Landespsychologentag 2013, Darmstadt
Was sind Ursachen kognitiver Defizite?
Depression
Demenz
•Alzheimer
•Vaskulär
•Mischform
Delir
Medikamente
•Lewy-Body-Demenz
kognitive
Defizite
•Parkinson-Demenz
•Frontotemp. Demenz
•Korsakow-Syndrom
andere neurologische/
psychiatrische Erkrankungen
•Schlaganfall (Aphasie), Multiple Sklerose, etc.
•Angst, Burnout, Persönlichkeitsstörung,
Suchterkrankungen, etc.
scheinbare kognitive Defizite
•Brille, Hörgerät vergessen, etc.
Demenz
= hirnorganisch bedingter
pathologischer, nicht altersgemäßer
Abbau kognitiver Leistungen in Folge
unterschiedlicher Krankheiten
Alter und kognitive Entwicklung
kognitive Leistung
altersgemäße Funktion
MCI: Mild Cognitive Impairment
Demenz
Alter
Früherkennung
• = essentiell zur optimalen Behandlung von
demenzerkrankten Personen
• verschiedene Demenzarten  unterschiedliche
Symptome
• Demenz ≠ Gedächtnisverlust
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Sollbruchstelle
Mendez & Cummings (2003). Dementia. A clinical approach.
3rd Ed. Philadelphia: Butterworth Heinemann, Elsevier Science.
PRIMÄR
VASKULÄR
• Morbus Alzheimer
• Senile Demenz vom
Alzheimer-Typus
• Lewy-body-Demenz
• Morbus Pick
• Frontotemporale Demenz
• Morbus Parkinson
• Chorea Huntington
• Seltene Ursachen
• Hirninfarkt
• Multiinfarkt
• subkortikale
arteriosklerotische
Enzephalopathie
(SAE)
• Morbus Binswanger
• Thalamische Demenz
gemischte Formen
SEKUNDÄR
• Infektionen (z.B. HIV)
• Intoxikation (Alkohol,
Kohlenmonoxid, Metall,
etc.)
• Stoffwechselstörungen
• Tumoren
• Traumata
• andere Erkrankungen
mit zerebraler
Beteiligung
„möglicherweise
behandelbar“
Überblick
Demenzarten
•
•
•
•
Alzheimer (DD Depression)
Vaskuläre Demenzen
Demenz bei M. Parkinson und Lewy-Body-Demenz
Fronto-temporale Demenzen
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
M. Alzheimer
Verlauf
• schleichend
• progredient
Einsicht
• häufig uneinsichtig / unbekümmert
Psychopathologie
• zu Beginn Ängstlichkeit / Depression
Bildgebung
• Hippokampusatrophie, im Verlauf kortikale Atrophie
• CCT/MRT mit Normalbefund vereinbar
• PET/SPECT: Minderbelegung mediotemporal
M. Alzheimer
Neuropsychologie
•  Einspeicherung (Neugedächtnisstörung
mit „fast forgetting“)
•  semantisches Netzwerk
•  Wortfindung, Paraphasien, Intrusionen
•  Zeitgitter
•  Visuo-Konstruktion
•  Flexibilität
• Aufmerksamkeit erhalten
!
Überblick
Demenzarten
•
•
•
•
Alzheimer (DD Depression)
Vaskuläre Demenzen
Demenz bei M. Parkinson und Lewy-Body-Demenz
Fronto-temporale Demenzen
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Depression
Verlauf
• variabel
Einsicht
• Überschätzung der Defizite
Psychopathologie
• Affekt niedergestimmt
• klagsam
• antriebsarm
Bildgebung
• Normalbefund
!
Depression
Neuropsychologie
• Lernvolumen (über Aufmerksamkeitsdefizit?)
•  Aufmerksamkeit
!
(Verarbeitungsgeschwindigkeit)
•  Exekutive Funktionen (Wortflüssigkeit,
Flexibilität)
• Semantik immer erhalten
Depression vs. Demenz
• Kognitive Defizite bei älteren Menschen mit
depressiver Störung: 20-70%!
• „Demenzsyndrom der Depression“
• Ursachen residualer Defizite nach Abklingen
der Depression:
– Persistierende subklinische Depression
– Irreversible neuronale Veränderung (z.B.
Hippocampus)
Beblo & Lautenbacher (2006): Neuropsychologie der Depression
Mögliche Zusammenhänge
Depression – Demenz
• Kognitives Defizit  Depression
Kognitive Defizite infolge ZNS-Schädigung führen zu depressiver
Reaktion
• Depression  kognitives Defizit
Pathophysiologische Veränderungen bei Depression und / oder
Depressionsbehandlung führen zu kognitiven Defiziten
• Gemeinsame Ursache
Depressive und kognitive Störung sind gemeinsame Folge eines 3.
Faktors (z.B. Schlaganfall, M. Parkinson, Hypothyreose)
• Unabhängige Ursachen
zufällige Koinzidenz von Depression und kognitiven Defiziten
Jahn in: Lautenbacher (Ed.) Neuropsychologie psychischer Störungen, 2004
Überblick
Demenzarten
•
•
•
•
Alzheimer (DD Depression)
Vaskuläre Demenzen
Demenz bei M. Parkinson und Lewy-Body-Demenz
Fronto-temporale Demenzen
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Vaskuläre Demenz (VD)
= Oberbegriff für Demenzformen, die durch pathophysiologisch
ganz unterschiedliche gefäßbedingte Läsionen des Gehirns
entstehen
• reine VDn sind eher selten (16%), zudem zeigen 77% aller
VD-Fälle post mortem zusätzlich eine Alzheimer-Pathologie
(gemischte Demenz)
3 Formen:
• Multiinfarktdemenz nach mehreren Insulten
• Demenz nach einmaligem Schlaganfall
• SAE-Demenz (Demenz bei subkortikaler arteriosklerotischer Enzephalopathie)
Multiinfarktdemenz nach mehreren Insulten
• Beginn
plötzlich
• Verlauf
gleichbleibend oder schrittweise
progredient
„Demenzen nach Schlaganfällen sind
stabile Defektsyndrome und
progredieren nur bei Re-Insulten“
(Schmidtke, 2006)
• Defizite
eher lokalisationsspezifisch
Demenz nach einmaligem Schlaganfall
• Beginn
plötzlich
• Verlauf
gleichbleibend oder schrittweise
progredient
„Demenzen nach Schlaganfällen sind
stabile Defektsyndrome und
progredieren nur bei Re-Insulten“
(Schmidtke, 2006)
• Defizite
eher lokalisationsspezifisch
SAE-Demenz
• Beginn
schleichend / stufenweise
• Verlauf
langsam progrediente SAE führt
nur selten und bei starker
Ausprägung zur SAE-Demenz
• Defizite
dysexekutives Syndrom
• Risikofaktor
Hypertonie
Vaskuläre Demenz bei SAE
(auch: M.Binswanger, subkortikale Demenz, zerebrale Mikroangiopahtien)
• Kognitive Symptome +
• Relevante Hinweise in der Bildgebung +
• Vorliegen von oder Krankengeschichte mit
neurologischen Zeichen für CV-Erkrankung
(z.B. Hemiparese, sensorische Defizite, Dysarthrie, Gangstörung,
extrapyramidale Zeichen)
SAE-Demenz: dysexekutives Syndrom
•
•
•
•
•
•
psychomotorische Verlangsamung
Erschöpfbarkeit
Konzentration
Aufmerksamkeit
Antrieb
Spontaneität
SAE-Demenz: körperliche Defizite
Frühstadium:
• Gangunsicherheit
• unsystematischer Schwindel
• Hypertonie
• verstärkter Harndrang
Vaskuläre Demenz bei SAE
Neuropsychologie
!
• Verlangsamung, Apathie
• Gedächtnisabruf, keine Speicherstörung
• Freier Abruf ; WDK ok, Profit von Hinweisreiz
• „Vergesslichkeit“ ohne (genuine) Gedächtnisstörung
• Abstraktion
•  Exekutive Funktionen
• Visuo-Konstruktion
Psychopathologie
• Weitschweifigkeit
• Antrieb 
• Affektlabilität und -inkontinenz
!
Überblick
Demenzarten
•
•
•
•
Alzheimer (DD Depression)
Vaskuläre Demenzen
Demenz bei M. Parkinson und Lewy-Body-Demenz
Fronto-temporale Demenzen
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Demenz bei M. Parkinson – Lewy-Body-Demenz
• Klinisch und neuropathologisch kaum
unterscheidbar
• Differenzierung derzeit nur über Zeitkriterium
und EPS
– Demenz bei M. Parkinson:
• Entwicklung der kognitiven Störung > 12 Mon.
nach Beginn der EPS
– LBD:
• Auftreten von EPS innerhalb 12 Mon. nach
Auftreten der kognitiven Störung
Lewy-Body-Demenz
Kernsymptome
• Fluktuierender Verlauf der Kognitiven
Fähigkeiten mit Schwankungen der
Wachheit und Aufmerksamkeit
• Detaillierte optische Halluzinationen
• Spontaner Parkinsonismus (EPS)
außerdem: autonome Dysfunktion (Inkontinenz), delirante Phasen
Lewy-Body-Demenz
Verlauf
• Schleichend, fluktuierend
Einsicht
• Häufig Störungseinsicht
Psychopathologie
• Illusionäre Verkennungen / visuelle Halluzinationen
• Wiederholte Stürze, Synkopen
• Persönlichkeitsveränderung, Depression
Bildgebung
• Allgemeine Atrophie, CCT / MRT mit Normalbefund
vereinbar
!
Lewy-Body-Demenz
Neuropsychologie
• Aufmerksamkeitsdefizit
!
• fluktuierende Vigilanz (teils 15 Min.Schwankungen)
•  Exekutive Funktionen
• Visuo-Konstruktion, visuelle Verarbeitung
• Gedächtnisabruf
• Speicherstörung (zu Beginn weniger gestört)
Demenz bei M. Parkinson
• Bis zu 6-fach erhöhtes Risiko im Vergleich
zu Gesunden
• Abhängig von
– Alter
– Schweregrad der motorischen Symptome
Aarland et al. (2003); Emre et al. (2003)
Demenz bei M. Parkinson
Neuropsychologie
!
• Verlangsamung
•  Aufmerksamkeit (Intensität, Selektivität, Fluktuationen)
• Nicht so ausgeprägt wie bei LBD
•  Exekutive Funktionen
• Wortflüssigkeit
• Planen, Regeln finden, set shifting, Flexibilität, Interferenzresistenz
• Gedächtnisabruf
• Visuo-Konstruktion, visuelle Verarbeitung
• Sprache: Wortfindung, Verstehen komplexer Sätze reduziert
• Selten AD-typische Störungen wie Aphasie, Agnosie, Apraxie
Überblick
Demenzarten
•
•
•
•
Alzheimer (DD Depression)
Vaskuläre Demenzen
Demenz bei M. Parkinson und Lewy-Body-Demenz
Fronto-temporale Demenzen
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Frontotemporale Demenz (FTD)
• Komplexe störende Veränderungen von
Persönlichkeit und sozialen Verhaltensweisen
– Enthemmung, Apathie, Rückzug
• Anfänglich nicht so deutliche kognitive
Beeinträchtigungen
– v.a. Wortflüssigkeit
• später: Exekutivfunktionen
Fronto-temporale Demenz
(Verhaltensvariante der FTD: M.Pick
Sprachvarianten: Primär progressive Aphasie (PPA), Semantische Demenz (SD))
Verlauf
• Schleichend, progredient
Einsicht
• Fehlende Krankheitseinsicht (bei frontaler Variante), bei SD und PPA
Störungseinsicht
Psychopathologie
• Formale Denkstörungen, Logorrhoe, Dysphorie, sozial unangemessenes
Verhalten, Enthemmungen
• Tiefgreifende Persönlichkeitsveränderung
• Trägheit, Überaktivität, Umhergehen
• Emotionale Verflachung
• Perseverationen, Stereotypien
• Essverhalten: Überessen, Vorliebe für Süßes
Bildgebung
• Häufig frühe fronto-temporale Atrophie, Verschmälerung der Gyri
!
Fronto-temporale Demenz
(Verhaltensvariante der FTD: M.Pick
Sprachvarianten: Primär progressive Aphasie (PPA), Semantische Demenz (SD))
Neuropsychologie
• Exekutive Dysfunktionen (Planen, Problemlösen,
Urteilsfähigkeit)
• Ablenkbarkeit
• Handlungsflexibilität und -kontrolle
• Abwehr automatisierter Reaktionen, Konkretismus
• Abstraktionsvermögen
• Arbeitsgedächtnis
• Flexibilität
• Relativer Erhalt der Gedächtnisfunktionen
• Initial: visuell-räumliche Leistungen erhalten
• PPA/ SD: Aphasie
Differentialdiagnostik bei frontotemporaler Demenz
• Schizophrenie
 absonderliche Verhaltensweisen, Unnahbarkeit, Rückzug,
Interesselosigkeit
• Zwangsstörung / zwanghafte
Persönlichkeitsstörung
 stereotypes und perseverierendes Verhalten (ABER! Keine
charakteristische Bewertung der Routinen als unsinnig und quälend)
• Manie / Hypomanie
 Sorglosigkeit, Enthemmung, Überaktivität
Fazit
• ! Alltagseinschränkungen
• ! Verschiedenste kognitive Auffälligkeiten
• ! Verhaltensänderungen
Abklärung durch
 Memory Clinic
 Neurologe / Neuropsychologe
Zeitpunkt der Untersuchungen mit Fachpersonal
besprechen und auf Besonderheiten hinweisen
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Die 2 Stufen der Demenzabklärung
1. Stufe
Hausärztliche Untersuchung
Krankengeschichte, Demenz-Screening
Verdacht einer Demenz
Zuweisung für eine Demenzabklärung
2. Stufe
Memory Clinic oder Spezialisten
Diagnose (speziell in Frühstadien), Differentialdiagnose
Endgültige klinische Diagnose
Therapievorschläge
Stähelin et al. (1997)
Screening
• 2/3 der Patienten mit Demenz werden nicht
diagnostiziert!
• Gespräch
– Spezifische Fragen zur Hirnleistung
– Fokus auf neu aufgetretene Probleme
• Kurzer kognitiver Test
– Uhrentest, MMSE, DemTect, MoCA etc
• Interview mit dem Angehörigen
– Standardisierter Fragebogen (z.B. IQCODE)
Screening
• Anforderungen
–
–
–
–
–
Kurz
Einfach anwendbar
Akzeptabel für Patienten
Wenig beeinflusst von Bildung, Geschlecht, Alter, etc.
Hohe
• Sensitivität (Empfindlichkeit)
Anteil tatsächlich kranker Personen, die in der Population
erkannt werden
• Spezifität (Genauigkeit)
Anteil tatsächlich gesunder Personen, die korrekt identifiziert
werden
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
MMSE
(Mini-Mental Status Examination)
• Meist verwendetes Screeningtool
• Umfasst viele kognitive Domänen
• Beeinflusst von Alter, Bildungslevel, kulturellem
Hintergrund, SES, Sprachlichen Fähigkeiten
• Sensitivität zur Detektion von MCI / Demenz (mit cut-off
score von 26 / 27): 65% / 77%
• Spezifität zur Detektion von MCI / Demenz: 89% / 90%
Lorentz et al. (2002); Larner (2011); Thalmann et al. (2002)
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Uhrentest
• „traditionelles“ Screeningtool
• Kein einheitlicher Standard
• + : zur Bewältigung sind verschiedene kognitive Funktionen
notwendig (z.B. LZG, Strategien planen, Visuokonstruktion,
exekutive Funktionen, …)
• Bildung hat einen Effekt
• Sensitivität = 77% / 85%
• Spezifität = 75% / 85%
Lorentz et al. (2002); Thalmann et al. (2002)
MMSE & Uhrentest
• Kombination MMSE / Uhrentest besser als einer der Tests alleine:
Sensitivität
Spezifität
Correct
Positivier
Classification Prädikiver
Rate
Wert
Negativer
Prädiktiver
Wert
Uhrentest
77.3
75.0
76.5
75.6
76.8
MMSE*
76.7
90.9
81.4
89.4
79.6
Kombination
80.7
89.9
83.7
88.8
82.3
*Cut-off von 27
Thalmann et al. (2002)
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
MoCA
Larner (2011): Validierungsstudie
Methode:
• 150 Besucher einer Memory Klinik; Demenz (Prävalenz = 57%) oder MCI
(Prävalenz = 43%)
Sensitivität für
MCI / Demenz
Spezifität für MCI
/ Demenz
MMSE*
65%
89%
MoCA*
97%
60%
* Cut-off von 26
•
•
•
Kombination MoCA / MMSE nicht hilfreich
Kombination MoCA / IQCODE nicht hilfreich
einfache und schnelle Anwendung, gute Annahme bei Patienten
Larner (2011)
MoCA
www.mocatest.org
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
MemenTool
(Mild Executive and Memory impairment – EvaluatioN Tool)
• = kurzes Screeningtool für
– MCI
– Demenz
– Depression
• entwickelt für Hausärzte
• Einfach in Durchführung und Auswertung
• Entscheidungshilfe
• www.memoryclinic.ch
Ehrensperger (2011)
MemenTool
3 Fragen
1. Haben Sie in der letzten Zeit erlebt, dass Ihre Fähigkeit
sich neue Dinge zu merken, nachgelassen hat?
2. Haben Angehörige oder Freunde Bemerkungen gemacht,
dass Ihr Gedächtnis schlechter geworden sei?
3. Sind Sie in Ihrem Alltag durch Gedächtnis- oder
Konzentrationsschwierigkeiten beeinträchtigt?
Uhrentest
4. Sind zwei unterscheidbare Zeiger (Dicke oder Länge)
vorhanden?
5. Ist die Uhrenzeichung inklusive Zeit in Zahlen „perfekt“?
MemenTool
Sensitivität = 83%
Spezifität = 79%
Trennschärfe = 81%
Uhrentest: normal
ja
nein
Bemerkungen
von Angehörigen
ja
Weitere
Abklärung
1-3: normal
+ 2 verschiedene Zeiger
nein
„Watchful
Waiting“
ja
nein
Weitere
Abklärung
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
•
•
•
•
•
•
Allgemeines
MMSE
Uhrentest
MoCA
MemenTool
IQCODE
Memory-Clinic
Fallbeispiele
IQCODE
(Informant Questionnaire on Cognitive Decline in the Elderly)
• = Screeningverfahren zur Fremdbeurteilung der kognitiven
Leistungsfähigkeit einer Person
• Angehöriger / Betreuungsperson beurteilt, ob / in welchem
Ausmaß sich die Fähigkeit einer Person verändert hat,
verschiedene Alltagsaktivitäten zu bewältigen
• Fremdanamnese immer mit erheben, insbesondere bei
– Schweren somatischen Erkrankungen und / oder sensorischen
Beeinträchtigungen
– Eingeschränkter Störungseinsicht
– Unzureichenden am Patienten direkt erhebbaren Informationen
• www.memoryclinic.ch
IQCODE
• Wir möchten Sie bitten, sich daran zu erinnern, wie Ihr/e
Angehörige/r vor 10 Jahren war und das damit zu vergleichen, wie
er / sie jetzt ist. Vor 10 Jahren hatten wir das Jahr _____. Im
Folgenden sind Situationen aufgeführt, in welchen Ihr/e
Angehörige/r Gedächtnis- oder Intelligenzleistungen erbringen
muss. Wir bitten Sie anzugeben, ob sich seine / ihre Leistung in der
entsprechenden Situation verbessert oder verschlechtert hat oder
gleichgeblieben ist. Bitte beachten Sie, dass es wichtig ist, die
aktuellen Leistungen mit denen von vor 10 Jahren (Jahr _____) zu
vergleichen. Das heißt, wenn Ihr/e Angehörige/r vor 10 Jahren
immer vergaß, wo er / sie Dinge hingelegt hat und das noch immer
tut, würde dies als „wenig Änderung“ eingeschätzt werden. Bitte
markieren Sie die Veränderungen, die Sie beobachtet haben, indem
Sie die zutreffende Antwort einkreisen.
IQCODE
Wie gut kann Ihr/e Angehörige/r im Vergleich zu vor 10 Jahren ...
viel
besser
... Informationen über Angehörige und Freunde
erinnern wie z. B. Berufe, Geburtstage, Adressen
... sich an kürzlich Geschehenes erinnern
... sich nach einigen Tagen an Unterhaltungen
erinnern
... Wochentag und Monat des heutigen Tages
erinnern
... Dinge wiederfinden, die nicht an ihrem
gewohnten Platz abgelegt wurden
... im Allgemeinen neue Dinge lernen
... finanzielle Angelegenheiten regeln, z. B.
Rente, Bankgeschäfte
etwas
besser
wenig
etwas
viel
Änderung schlechter schlechter
IQCODE
• Verschiedene Varianten:
– Beurteilungsintervall (10, 5, 2 Jahre)
– Anzahl der Fragen (26, 16, 7)
– Verschiedene Schwellenwerte
 Was ist brauchbar?
Jorm et al. (1989); Jorm (2004); Ehrensperger et al. (2010)
IQCODE
Ehrensperger et al. (2010)
IQCODE: Trennschärfen
MMSE
IQCODE: 16
Fragen
IQCODE: 7
Fragen
NC vs. MCI
64.0
79.9
80.1
NC vs. AD
85.2
90.7
90.5
Ehrensperger et al. (2010); Folstein et al. (1975)
IQCODE
• Schwellenwerte zur möglichst frühen
Entdeckung von Verschlechterung:
– IQCODE 16 Fragen (M): 3.19 (≥ 3/16 Fragen)
– IQCODE 7 Fragen (M): 3.29 (≥ 2/7 Fragen)
• 2 Jahres-Beurteilungsintervall ok
• MCI-Stadium mit IQCODE gut abgrenzbar
• Trennschärfe mit 7 Fragen gut
MemenTool & IQCODE
MMSE
Memen IQ
Tool
CODE
MemenTool &
IQCODE
Sensitivität
82.9
84.3
90.0
97.3
Spezifität
79.6
77.9
77.0
81.4
Correct classification rate
81.3
81.1
83.5
89.4
www.memoryclinic.ch
Ehrensperger: Die Neuropsychologie des höheren Erwachsenenalters, Basel, Dezember 2012
Zusammenfassung Screeningtools
• MMSE
– Im Vergleich geringe Sensitivität
– Kommunizierbarkeit hoch
• MoCA
– Hohe Sensitivität
– www.mocatest.org
• Mementool & IQCODE in Kombination
– Hohe Sensitivität
– www.memoryclinic.ch
Die 2 Stufen der Demenzabklärung
1. Stufe
Hausärztliche Untersuchung
Krankengeschichte, Demenz-Screening
Verdacht einer Demenz
Zuweisung für eine Demenzabklärung
2. Stufe
Memory Clinic oder Spezialisten
Diagnose (speziell in Frühstadien), Differentialdiagnose
Endgültige klinische Diagnose
Therapievorschläge
Stähelin et al. (1997)
Überblick
Demenzarten
Screeningverfahren
Memory-Clinic
Fallbeispiele
Was geschieht in der Memory Clinic?
neuropsychologischer
Befund
MRT
Fremdanamnese
Anamnese
Kombination mit
EEG
Verhaltensbeobachtung Testergebnisse
Liquordiagnostik
Anamnese / Fremdanamnese
• subjektiv/objektiv berichtete kognitive Defizite (aktuell
und im Verlauf):
Gedächtnis, Konzentration, Orientierung, Sprache, Wahrnehmung
• subjektiv/objektiv berichtete psychische Auffälligkeiten
(aktuell und im Verlauf):
Stimmung, Ängste, Alkohol, Drogen, etc.
• soziodemographische Daten:
Alter, Bildung, Beruf, familiäre Situation, Geschlecht, Händigkeit,
Muttersprache
• körperliche Vorerkrankungen
• wichtige Lebensereignisse
• Alltagskompetenzen/Selbstständigkeit
Verhaltensbeobachtung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Stimmung/Emotionalität
Belastbarkeit
besondere Fehlertypen
Bearbeitungsgeschwindigkeit
Kooperativität
Motivation
Sprache
logisches Verständnis
Instruktionsverständnis
Flexibilität
Weitschweifigkeit
Sozialverhalten (z.B. Distanzlosigkeit)
kognitive Funktionen
räumlich-konstruktive Fähigkeiten
Gedächtnis
Sprache
Aufmerksamkeit
…
Exekutivfunktionen
Orientierung
Literatur
Artikel
Frisoni, G.B. & Whitwell, J.L. (2008). How fast will it go, doc?: New tools for an old question from patients with
Alzheimer disease. Neurology, 70, 2194-2195.
Bäckman, L. (2008). Memory and cognition in Preclinical Dementia: What we know and what we do not know. L Revue
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Rosness, T.A. et al. (2008). Frontotemporal dementia – a clinically complex diagnosis. Int J Geriatr Psychiatry,
10.1002/gps
Wolfersdorf et al. (2003). Differenzialdiagnostische Schwierigkeiten Morbus Pick versus Depression – Eine Kasuistik.
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Wittenberg, D. et al. (2008). The Early Neuropsychological and Behavioural characteristics of Frontotemporal
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Literatur
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Links
www.mocatest.org
http://www.memoryclinic.ch/
http://www.deutsche-alzheimer.de/
Literatur
Bücher
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Sturm, W., Herrmann, M. & Münte, T.F. (2009). Lehrbuch der Klinischen Neuropsychologie: Grundlagen, Methoden,
Diagnostik, Therapie. Verlag: Spektrum.
Karnath, H.-O. & Thier, P. (2012). Kognitive Neurowissenschaften. Verlag: Springer.
Hartje, W. & Poeck, K. (2006). Klinische Neuropsychologie. Verlag: Thieme.
Werheid, K. & Thöne-Otto, A. (2010). Alzheimer-Krankheit: Ein neuropsychologisch-verhaltenstherapeutisches Manual.
Mit Online-Materialien. Verlag: Beltz.
Wallesch, C.-W. & Förstl, H. (2012). Demenzen. Verlag: Thieme.
Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil
Thomas Beblo und Stefan Lautenbacher (Januar 2006): Neuropsychologie der Depression
Roberto Cabeza, Lars Nyberg und Denise Park von Oxford Univ Pr (28. Januar 2010): Cognitive Neuroscience of
Aging: Linking Cognitive and Cerebral Aging
Stefan Lautenbacher und Siegfried Gauggel (26. Juli 2010): Neuropsychologie psychischer Störungen
Hans Förstl (25. Mai 2011): Demenzen in Theorie und Praxis
Herunterladen