Soll-Ist - Siemens

Werbung
Soll-Ist
Ausgabe Nr. 47/2009
Kundenzeitschrift der Building Technologies Division
www.siemens.de/soll-ist
Deutsche
Flugsicherung
Hohe Verfügbarkeit durch
GLT-Applikationsserver
Ozeaneum
Stralsund
BACnet sichert Leben
in 44 Aquarien
Kooperation
mit Osram
Einzigartiges Angebot
der Gebäudetechnik
Können alte Gebäude genauso
energieeffizient sein wie neue?
Bezahlbare Gebäudemodernisierung: Unsere innovativen Lösungen
für Energieeffizienz senken Emissionen und Kosten.
Von intelligenter Gebäudetechnik über Licht und Lichtmanagement von OSRAM bis hin zu Finanzierung: Siemens bietet bei
der Modernisierung von Gebäuden umfassende Energiesparlösungen. Sie reduzieren den CO 2 Ausstoß und helfen unseren
Kunden ihre Energiekosten bis zu 50 % zu senken – die Kosten für Beleuchtung sogar bis zu 80 %.
www.siemens.de/buildingtechnologies
Answers for infrastructure.
Editorial
„Die Gebäudeleittechnik wird zum Schlüssel
für die Kontrolle des Energieverbrauchs und der
laufenden Betriebskosten Ihres Gebäudes.“
Thomas Rennekamp, Projektleiter Maximize Efficiency!*
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Siemens fühlt sich verpflichtet, die Energieeffizienz der Gebäudeinfrastruktur
unserer Kunden zu verbessern. Als Mitglied
verschiedener globaler Initiativen bieten
wir seit Jahren individuelle Lösungen zur
Energieeffizienz an.
Mit dem Schwinden der fossilen Reserven,
den damit einhergehenden Öl- und Gaspreissteigerungen und dem wachsenden
Kohlendioxid-Ausstoß gewinnt das Thema
Energieeffizienz weiter an Bedeutung.
Die weltweit zunehmende Verbrennung
fossiler Energieträger beschleunigt den
Klimawandel. Die Steigerung der Energieeffizienz wirkt dagegen dämpfend
auf die Preise, senkt die Abhängigkeit
von Energie-Importen und mindert den
Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). Darüber hinaus erhöht
eine Steigerung der Energieeffizienz die
Versorgungssicherheit in Deutschland.
Tatsächlich gibt es bereits heute eine
Fülle von Lösungen und energieeinsparenden Technologien, mit denen Sie den
Verbrauch auf Anhieb deutlich reduzieren
können. Hierfür stellt Siemens umfangreiche Gebäudeautomations- und Technische Gebäudemanagement-Funktionen
bereit, für neu zu erstellende Gebäude
als auch zum Nachrüsten in bestehenden
Gebäuden. Building Technologies unterstützt Sie zudem mit Dienstleistungen wie
Energiespar-Contracting bei der Verfolgung
Ihrer ökonomischen und ökologischen
Ziele.
Wir stehen bereit, Sie mit innovativen
Lösungen und Produkten für eine effiziente
Gebäudeautomation und zuverlässige
Gebäudesicherheit zu unterstützen. In
jedem Gebäude.
Unsere Gebäudeautomationssysteme
integrieren die Informationen der gesamten
Gebäudetechnik, sie steuern und regeln
die Heiz- und Kühlsysteme, die Belüftungsund Klimaanlagen, die Beleuchtung, die
Sonnenblenden sowie Brandschutz- und
Sicherheitssysteme. Die Gebäudeleittechnik
wird damit zum Schlüssel für eine wirksame
Kontrolle des Energieverbrauchs und der
laufenden Betriebskosten Ihres Gebäudes.
Helfen Sie uns, die Umwelt zu schonen und
investieren auch Sie in die Energieeffizienz
Ihrer Gebäude.
Als Beitrag zum Umweltschutz wurde diese
Zeitschrift erstmals auf Papier aus nachhaltig
bewirtschafteten Wäldern gedruckt und an
die Abonnenten klimaneutral versendet.
Angesichts der spürbaren Veränderung im
Einkaufsverhalten der Eigentümer sowie
der öffentlichen und privaten Gebäudebetreiber geraten die Energiekosten stärker in
den Fokus: Investitionen in neue Anlagen
werden zunehmend unter Berücksichtigung
der späteren, laufenden Betriebskosten
getätigt. Neue Gebäude sollen zudem nach
zukunftsorientierten NiedrigenergieStandards erstellt und mit energiesparender
Technik der höchsten Effizienzklasse ausgerüstet werden. Und für den Bestand wird
erwartet, dass mithilfe von Nachrüstungen
schnelle Senkungen von Energieverbrauch
und CO2-Emissionen erreicht werden.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Thomas Rennekamp
*Maximize Efficiency! steigert die Wirtschaftlichkeit
Ihrer Gebäudeinfrastruktur. Informationen unter:
www.siemens.de/me
Nr. 47/2009 Soll-Ist 3
Foto: Heidelberger Druckmaschinen
Contents
6 Heidelberger Druckmaschinen
Lifecycle Management
Total Building Solutions
6Heidelberg entscheidet sich für
BACnet
Bestehende komplexe Leittechnikfunktionen mit Desigo verlustfrei in
die neue BACnet-Welt übernommen.
20Intensivstation für Hering & Co.
immer im Blick
Kaltwasserfische in Aquarien sind
eher selten: Im Ozeaneum Stralsund
sorgt die gewerkeübergreifende
Gebäudeautomation für deren Wohlbefinden.
Products & Systems
10 G
ewobag setzt auf geringinvestive
Energiesparmaßnahmen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser:
Der Kesselnutzungsgrad von
76 Heiz­kesselanlagen wird jetzt online
überwacht.
16Deutsche Flugsicherung installiert
großflächiges BACnet-Netzwerk
GA-Systeme in den DFS-Liegenschaften dürfen nur fünf Minuten
pro Jahr ausfallen. Eine virtuelle
Serverplattform macht es möglich.
4 Soll-Ist Nr. 47/2009
24Beleuchtungsanlagen verbrauchen
weltweit rund 19 Prozent der
elektrischen Energie
Effiziente Beleuchtungsanlagen sparen
nicht nur Strom, sie entlasten auch die
Raumkühlung im Sommer. Interview
mit Peter Dobiasch von Osram.
28Von der energiesparenden
Beleuchtung zum produktiven Licht
Der Life-Cycle-Gedanke und der Produktivitätsfaktor „gutes Licht“ spielen
eine zunehmend größere Rolle.
Foto: Deutsche Flugsicherung
16 Deutsche Flugsicherung
20 Ozeaneum Stralsund
Academy
30 Weniger Dampf, mehr
Regelungsintelligenz
Energetische Schlankheitskur für das
Reinhard-Nieter-Krankenhaus:
Die Wärmeleistung wurde von 16 auf
fünf Megawatt zurückgebaut.
34 Die Plattform für aktuelles
Branchenwissen
Das neue Seminarprogramm der
Building Technologies Academy
erscheint im November.
Foto: Fotolia
Savings & Services
Herausgeber
Siemens AG
Industry Sektor
Building Technologies Division
Friesstraße 20, 60388 Frankfurt/Main
Projektleitung
Thomas Knigge (V.i.S.d.P.)
Redaktionelle Mitarbeit
Wolfgang Schmid
Pressebüro für Technische Gebäudeausrüstung
Postfach 440221, 80751 München
Gesamtherstellung
Punktum Werbeagentur GmbH,
Marktplatz 4, 61118 Bad Vilbel
Umweltnachweis
Die gedruckte Ausgabe dieser Kundenzeitschrift wurde
mit einem FSC-zertifizierten Papier hergestellt.
Bildnachweis
Siemens AG, soweit nicht anderweitig angegeben.
Titelbild
Niederlassung der Siemens AG in Hamburg
Die von Siemens Real Estate verwaltete Liegenschaft
wurde erfolgreich saniert und nachträglich als GreenBuilding zertifiziert.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 5
Lifecycle Management
In Wiesloch-Walldorf – im Bild das Verwaltungsgebäude – werden sämtliche Bogenoffset-Druckma
Heidelberg entscheidet
sich für BACnet
Stufenweise Modernisierung ohne Funktionsverlust
6 Soll-Ist Nr. 47/2009
schinen für den Weltmarkt hergestellt.
In mehreren Stufen wurden
die Automations- und
Leitsysteme modernisiert.
Wichtig für den Kunden
war die nahtlose Übernahme
bestehender komplexer
Leittechnik-Funktionen wie
Prozessreaktionsprogramme,
Lastspitzenprogramme, Zeitschaltprogramme sowie die
vorhandene MSR-Technik in
die Desigo-Welt.
Die Gebäudeleittechnik ist bei den meisten
Industrieunternehmen ein wichtiges Werk­
zeug zur Absicherung der Produktion und
zur Erhöhung der Fertigungsqualität. Ände­
rungen an der Geräte- und Systemstruktur
sind deshalb aus Sicht der Nutzer auch mit
Unwägbarkeiten und Risiken verbunden.
Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG
(HDM) machte man sich deshalb bereits im
Jahre 2001 Gedanken, wie die vorhandenen
Gebäudeleitsysteme beziehungsweise
Automationsstationen in den beiden
Werken Heidelberg und Wiesloch-Walldorf
in ein ganzheitliches, zukunftssicheres
Konzept überführt werden könnten. Äußerer
Anlass für die Überlegungen war der Handlungsbedarf, der sich durch das nach 15
Jahren Betriebsdauer erreichte Lebenszyklus­
ende der Automationsstationen der Typen
EKL-P, EKL-N und EKL-X von Landis & Gyr
ergab. Vor diesem Hintergrund entwickelten
das Ingenieur­büro Kern und Schneider,
Bodenheim bei Mainz, zusammen mit den
HDM-Mitarbeitern für die beiden Standorte
Heidelberg (Hauptverwaltung) und
Wiesloch-Walldorf das Migrationskonzept
„ZIG – zukünftige integrale Gebäudeautomation“ mit folgen­den Nutzeranforderungen:
ufbau eines eigenständigen Netzwerkes
A
in Ethernet-Technologie für die bestehen­
den und künftigen Gebäudeautomations­
systeme
■ Datenübertragung über fabrikatunabhängige BACnet-Technologie auf der
­Automations- und Managementebene
■
Fortsetzung auf Seite 8
Nr. 47/2009 Soll-Ist 7
Lifecycle Management
Fortsetzung von Seite 7
■
ahtlose Übernahme der bestehenden
N
komplexen Leittechnikfunktionen aus
der „bestehenden GLT-Welt“, wie Prozessreaktionsprogramme, Lastspitzenprogramme, Zeitschaltprogramme sowie
MSR-Technik, in die „Desigo-Welt“.
In den Entscheidungsprozess über die Fortentwicklung der alten Gebäudeleittechnik
(GLT) zu einem langfristig ausbaufähigen
offenen Gebäudeautomationssystem (GA)
wurden auch folgende Eckpunkte aufgenommen:
Option auf mindestens zwei Fabrikate
auf der Management- und Automationsebene
■ Schrittweise Umstellung der GLT-/DDCAnlagen bei laufendem Betrieb
■ Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit
■ Notbedienebene mit lokalem Vorrang
■ Verbesserung der Bedienbarkeit
■ Straffung der Systemarchitektur
■ Eigenständigkeit der GA-Systeme an ­
den beiden Standorten Heidelberg und
Wiesloch-Walldorf, jedoch Kopplung
­mittels OPC-Schnittstelle an ein Stör­
meldesystem in der rund um die Uhr
­besetzten Noteinsatzzentrale.
■
BACnet von Anfang an Favorit
Obwohl zu Beginn des ZIG-Projektes noch
nicht sicher war, ob sich BACnet – seit 2003
weltweit normierter Standard – auf breiter
Basis durchsetzt und die MSR-/GA-Indus­trie
es nicht nur bei Gateway-Lösungen belässt,
entschied sich HDM auf Anraten des Ingenieurbüros für BACnet. Ausschlaggebend
war unter anderem, dass Siemens als
Markt­führer im Bereich innovativer Gebäu­de­­
auto­mationssysteme mit Desigo als einer
der ersten Hersteller ein natives BACnetGebäude­automationssystem vorstellte.
Nach den überaus positiven Erfahrungen
mit den bereits Anfang der achtziger Jahre
installierten Visonik-Systemen – sowohl
am Standort Heidelberg wie auch im Werk
Wiesloch-Walldorf – war es naheliegend,
das auf Rückwärtskompatibilität optimierte
Desigo-System als Basis für die integrierte
Lösung mit BACnet als Übertragungspro­­tokoll in die engere Wahl zu ziehen.
Visonik-Gerätegeneration
stufenweise erneuert
In der „alten GLT-Welt“ im Werk WieslochWalldorf waren zu Beginn des Projektes
„ZIG“ praktisch alle Gerätegenerationen
des Visonik-Systems mit folgenden System­
komponenten vertreten:
Visonik PDP 11/93 Server
2
1 Visonik PLD4 Server
■ 4 Farbsichtgeräte FSG
■ 220 Unterstationen (EKL-N, EKL-P, EKL-X,
PRV1, PRV2)
■ 1 Visonik Insight Bedienplatz
■ 1 Rechner für die Datenaufzeichnung des
Energiemanagementprogramms ADP/CC
■
■
In mehren Stufen wurden die Leitzentralen
und die Automationsstationen schrittweise
erneuert.
Stufe 1:Leitzentrale Desigo und
17 PX-Automationsstationen
Stufe 2: Installation von weiteren
45 PX-Automationsstationen
Stufe 3: 26 weitere Stationen
Stufe 4: 11 weitere Stationen
Uwe Ebinger (links) und Walter Urschbach, beide Heidelberger
Druckmaschinen AG, freuen sich über die neue Gebäudeleittechnik.
Die Feldebene (unten) mit Aktoren und Sensoren blieb unberührt.
8 Soll-Ist Nr. 47/2009
Als neue Leitzentrale wurde ein DesigoServer mit 4 Bedienplätzen eingerichtet.
Die Serverhardware ist redundant in einem
„Cold Standby-System“ aufgebaut. Der
Visonik-Server PLD4 wurde erneuert und ist
ebenso redundant als „Cold Standby-System“
mit den PRV-Unterstationen verbunden.
Zusätzlich wurden in der zweiten Modernisierungsphase 18 Unterstationen eines
Fremdfabrikates über BACnet in das
System integriert.
Eine wesentliche Erleichterung war das
von Siemens entwickelte Werkzeug „Workbench 321“, das die Neuzuordnung der
Adressen beziehungsweise der Verdrahtung/
Belegung automatisch durchführt. Inzwischen sind im Werk Wiesloch-Walldorf
99 PX-Automationsstationen installiert
worden.
Auch am Standort Heidelberg wurde in
Etappen modernisiert.
Stufe 1: Leitzentrale Desigo und
25 PX-Automationsstationen
Stufe 2: Installation von weiteren
25 PX-Automationsstationen
Stufe 3: 7 weitere Stationen
In der Stufe 2 wurde außerdem eine Unterstation eines Fremdfabrikates erfolgreich
über BACnet in das System integriert.
Alle Daten aus den noch vorhandenen
Visonik-Systemen, den neuen Desigo-Leitzentralen sowie anderer gebäudetechnischer Gewerke werden von BACnet über
den Industriestandard OPC an ein Störmeldesystem weitergeleitet. Die OPC-Schnittstelle ist aufgrund ihrer leicht zu implementierenden Funktionalität weit verbreitet.
HDM legte großen Wert auf diese Schnittstelle, weil damit Subsysteme verschiedener
Hersteller leicht in ein Netzwerk integriert
werden können. Die OPC-Station fungiert
bei HDM als Datensammler aller Informationen aus den verschiedenen Gebäudesystemen und ist in der Noteinsatzzentrale
angesiedelt. Das eigentliche Gebäudemanagement erfolgt über das Bedien- und
Visualisierungssystem Desigo Insight.
Mit Desigo alle Daten im Griff
Mit der neuen „Desigo-Welt“ vereinfacht
sich die Betriebsführung ganz wesentlich.
Dazu trägt insbesondere die einfache Bedienung, das beliebige Anlegen von Trendkurven in Desigo und über die ADP-Software (Advanced Data Processing) sowie
die Vorprogrammierung von arbeitsfreien
Tagen bei. Wichtig für den Betreiber ist die
einfache Überprüfung von Regelfunktionen,
zum Beispiel die Heiz-Kühl-Sequenz einer
Klimaanlage.
Weitere Neuerungen sind Optimierungsprogramme zur Regelung der freien Kühlung
in den Produktionshallen sowie OptimumStart-Stopp-Programme zur Einschalt- und
Restwärmeoptimierung von Heizungs- und
RLT-Anlagen. Auch die Option, alle Anlagen
an arbeitsfreien Tagen mit nur einem
Mausklick „geordnet“ auf Aus und Schutz-
Wo immer möglich und sinnvoll wurden Schaltschränke umgebaut. Ein spezielles Tool erleichtert
die Neuzuordnung von Adressen und Verdrahtung.
betrieb zu schalten, ist eine Entlastung für
das Betreiberpersonal. Es zeigt sich, dass
durch den Wechsel auf Desigo auf der Basis
von BACnet das Energiesparen in großen
industriellen Liegenschaften erheblich einfacher wird.
Fazit
Die frühzeitige Auseinandersetzung
mit dem inzwischen international genormten und zügig weiterentwickelten
BACnet-Protokoll (ISO 16484-5) hat sich
als richtig erwiesen. Mit entscheidend
war, dass für die weitgehend auf dem
Desigo-System basierende Gebäudeautomation Building Technologies als
einer der ersten Hersteller schon während
des ZIG-Projektes ein natives BACnetGebäudeautomationssystem anbieten
konnte. Für die Migrationslösung von
Visonik nach Desigo spricht außerdem
die fast verlustfreie Rückwärtskompatibilität zur bestehenden „Visonik-Welt“
sowie die minimale Ausfallzeit beim
Wechsel der Systeme. Dies ermöglicht
eine schrittweise Einführung ohne
negative Rückkopplungseffekte auf
den Betrieb und die Produktion. Bei der
Aufschaltung von Drittsystemen über
BACnet muss man jedoch einkalkulieren, dass der Aufwand hierfür größer
ist als der für die Desigo-Automation.
Siemens Building Tech
nologies
Michael Leder
Tel.: 0621 456-2280
E-Mail: [email protected]
■
Michael Leder ist Mess- und Regeltechniker und seit 12 Jahren Vertriebsbeauftragter sowie Account-Manager in
der Region Rhein-Main.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 9
Products & Systems
Gewobag setzt auf
Energiesparmaßn
Mit Intranet-basierendem Gebäudemanagementsystem 20 Proz
Innerhalb von nur sechs Monaten hat die Gemeinnützige Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin (Gewobag) 76 Heizkesselanlagen mit einer Gesamtleistung
von 60 Megawatt in ihren Liegenschaften über Intranet auf ihre neue Leitzentrale
aufgeschaltet. Ziel der Online-Überwachung ist eine Energieeinsparung von mindestens 20 Prozent. Mit ausschlaggebend für die Investition war ein von den
Berliner Wohnungsbaugesellschaften initiiertes Messprogramm an großen Heizkesselanlagen. Selbst neue Heizkesselanlagen sollen oft nur Nutzungsgrade von
70 Prozent aufweisen.
Zu den einfachen Energiesparmaßnahmen
gehört auch eine Überprüfung der Hydraulik
und der Pumpenlaufzeiten.
10 Soll-Ist Nr. 47/2009
Bereits seit den neunziger Jahren überwacht die Wohnungsbaugesellschaft einen
Groß­teil ihrer Heizungsanlagen mittels
analoger Modemverbindungen. Mit der
Zeit erwies sich die Modemüberwachung
jedoch als vergleichsweise langsam und
störanfällig. Da es sich hierbei um ein
reines Störmeldesystem handelte und man
für eine qualifiziertere Überwachung der
Liegenschaften künftig weitere Daten
benötigt, beschloss die Gewobag im Jahre
2006, nach einer ausbaufähigen Alternative
Ausschau zu halten.
Nur 70 Prozent Nutzungsgrad bei
neuen Heizkesselanlagen
Die Suche nach einem modernen und zu­­
kunftssicheren Fernüberwachungssystem
ging mit Kesselnutzungsgrad-Mes­sungen
verschiedener Interessengruppen in typischen Berliner Wohnbauliegenschaf­ten
einher, die auf signifikant hohe Energieein­
sparmöglichkeiten hindeuteten. So kamen
die Initiatoren der Studie „Energiecontracting
in der Berliner Wohnungswirtschaft“ zu
dem empirisch abgeleiteten Ergebnis, dass
durch eine professionelle Betriebsführung
geringinvestive
ahmen
ent Heizkosten eingespart
von zentralen Heizungsanlagen in Mietwohnungen ein Energiesparpotenzial
von bis zu 37 Prozent realisiert werden
kann. Selbst relativ neue Heizkesselanlagen erreichten oft nur Nutzungsgrade von
70 Prozent. Als Ursache für die geringe
Effi­zienz wurden unter anderem mehrfache Heizkessel-Überdimensionierungen,
falsch eingestellte Regler und Defekte an
Aktorik und Sensorik festgestellt.
Vor dem Hintergrund der Berliner Unter­
suchungen entwickelten die Haustechniker
zusammen mit der Firma Karl Rückert
Gebäudeleittechnik, einem Siemens Solution Partner, ein Fernmanagement-Konzept
auf BACnet-IP-Basis, das bei etwa gleichen
Kosten wie der bisherigen Modemlösung
eine permanente Online-Verbindung zu
allen aufgeschalte­ten Liegenschaften
garantiert, aber weit mehr Daten liefert
sowie einen direkten Zugriff auf die Funktionen der Heizungsregler erlaubt. Als hilfreich erwies sich, dass die G
­ ewobag frühzeitig die Vorteile der Ein-­Fabrikat-Politik
erkannte und in ihren Liegen­schaften fast
ausschließlich Gebäudeautomationsstationen von Siemens Building Technologies
einsetzte.
Zur Anbindung der Gebäudeautomationsstationen in den Heizzentralen stellt der
Netz-Provider ADSL-Verbindungen mit einer
Bandbreite von 256 bis 1.024 Kilobits pro
Sekunde zur Verfügung. Die Anbindung der
Mana­ge­ment­station (Leitzentrale) bei der
Gewobag erfolgt über SDSL mit einer Übertragungsrate von 4 Megabits pro Sekunde.
Die IP-Adressierung der einzelnen Automationsstationen gehörte mit zum Auftrag
des Siemens Solution Partners.
90 Prozent als Zielwert
Neben der Weiterleitung von Störmeldun­
gen ist die permanente Überwachung der
Kesselnutzungsgrade eine der wichtigsten
Funktionen des neuen Fernmanagements.
Dazu wurden – wo immer sinnvoll und wirt­
schaftlich – Gaszähler und Wärmemengenmesser mit Impulsausgang nachgerüstet.
Aus dem Quotienten aus Energieabgabe
und Gasverbrauch wird dann – quasi per
Dreisatz – der aktuelle Kesselnutzungsgrad
ermittelt und dokumentiert. Erreicht eine
Anlage nicht den vorgegebenen Zielwert
von 90 Prozent wird nachgeforscht, wo die
Ursachen für das Abdriften liegen könnten.
Durch die Langzeitmessung des Nutzungsgrades und das Mitschreiben von Abgas­
tem­peratur, Außentemperatur, Vorlauf­tem­pe­ra­tur und Pumpenlaufzeiten, die
Hinterlegung von Solltemperaturen (für
Wohnungen 20 bis 21 °C, für Seniorenwohnheime und ähnliche Einrichtungen
22 bis 24 °C) sowie die Dokumentation von
Absenkzeiten wurde bereits der Grundstein
für ein ausbaufähiges Energiemanagement
gelegt. Die Auswertung der Langzeitdaten
dient derzeit in erster Linie zur Aufdeckung
von Schwachstellen und versteckten Defek­
ten, aber auch als Nachweis korrekter Vorlauf-, Rücklauf- und Brauchwarmwassertemperaturen bei Unstimmigkeiten mit
Fortsetzung auf Seite 12
Wo immer möglich und auch wirtschaftlich werden Gas- und Wärmezähler mit
Zählimpuls nachgerüstet, um den Nutzungsgrad der Heizkessel zu überwachen.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 11
Products & Systems
Mario Richter freut sich über die vereinfachte Bedienung, auch von unterwegs oder von zu Hause.
Fortsetzung von Seite 11
Pilotprojekt „Rathausstraße“
Einen wesentlichen Einfluss auf die
Investitionsentscheidung der Gewobag
hatten die Untersuchungen nach dem
Energiemonitor-Verfahren in der Liegenschaft „Rathausstraße“. Anlass war ein
sprunghafter, nicht erklärbarer Anstieg
des Energieverbrauchs nach der Umstellung des Brennstoffes von Heizöl EL auf
Erdgas. Die Messdaten des Energiemonitorings ergaben einen Nutzungsgrad von
nur 68 Prozent. Als Hauptursache für den
Energiemehrverbrauch erwies sich eine
unzureichende regelungstechnische Anpassung der Anlage nach dem Wechsel
der Brenner. Durch die Optimierung der
Kesselfahrweise (Kesselfolgeschaltung),
die Absenkung des Temperaturniveaus
der Gesamtanlage, die Anpassung der
Heizkurve sowie den Umbau der stufigen Brenner zu zweistufigmodulierend
konnten die Verluste bei der Wärmeerzeugung um 15 Prozent, die der Wärmeübergabe und Wärmeverteilanlage um
acht Prozent gesenkt werden. Eine
nochmalige Überprüfung ergab ein
weiteres Einsparpotenzial von vier Prozent durch eine nochmals effizientere
Kesselfolgeschaltung.
Für die Gewobag hat sich das Pilotprojekt in jedem Fall gelohnt: Mit einer
Investition von nur etwa 10.000 Euro
konnten rund 600 Tonnen CO2 vermieden und etwa 71.000 Euro an Energiekosten eingespart werden. Damit machte
sich die Investition bereits in weniger
als zwei Monaten bezahlt.
12 Soll-Ist Nr. 47/2009
Mietern. Weiter besteht die Option, über
eine Zusatzsoftware auf der Managementstation Desigo Insight die Daten künftig
systematisch zu analysieren und in Chartund Berichtsform wiederzugeben.
76 Heizzentralen in nur sechs Monaten
IP-basierende Fernmanagementsysteme
lassen sich kurzfristig realisieren, ohne
dass die Mieter gestört werden. Bei der
Gewobag wurden innerhalb von nur etwa
sechs Monaten sowohl das neue Fernüberwachungssystem geroutet als auch die
76 Heizzentralen migriert und aufgeschaltet.
Derzeit sind auf das neue Fernmanagementsystem 76 Liegenschaften mit zusammen
etwa 8.500 Wohneinheiten und Gewerbeobjekten und einer installierten Kesselleistung von 60 Megawatt (483.000 Quadratmeter beheizte Fläche) aufgeschaltet. Die
Kosten für Migration, Netzwerk, Routing
und neuer Desigo-Management-Station
beliefen sich auf rund 128.000 Euro.
Siehe auch Interview auf Seite 13
Siemens Building Tech
nologies
Stefan Reichstein
Tel.: 069 797-86070
E-Mail: [email protected]
■
Stefan Reichstein (31 Jahre) verantwortet das Solution Partner-Programm
für das Geschäftsgebiet Control Products
& Systems.
„Unsere Erwartungen haben sich erfüllt.“
Interview mit Mario Richter zum Thema Fernbewirtschaftung
fangen werden konnten. Wir hatten öfters
auch den Fall, dass durch diese Blockade
die per SMS abgesetzten Störmeldungen
aus anderen Gebäuden verloren gingen,
wir also der Störung gar nicht unmittelbar
nachgehen konnten. Das führte natürlich
auch zu Konflikten mit den Mietern.
Soll-Ist: Wie erleben Sie das neue Intranetbasierende Überwachungssystem? Was ist
der gravierendste Unterschied?
Karl Rückert (rechts) im Gespräch mit Mario Richter.
Über das Thema Fernbewirtschaftung
sprach Karl Rückert im Auftrag der Redaktion Soll-Ist mit Mario Richter, Gruppenleiter im Bereich Technisches Gebäudemanagement der Gemeinnützigen
Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin.
Soll-Ist: Im Rahmen Ihres Auftrags haben
wir rund 76 Liegenschaften über das In­
tranet auf Ihre Leitzentrale aufgeschaltet.
­Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Worin
liegt der Unterschied zu den früheren Über­
wachungen per Modem?
Richter: Ja, unsere Erwartungen haben
sich auf jeden Fall erfüllt. Die Qualität der
Überwachung der Anlagen hat sich ganz
wesentlich verbessert. Früher mussten wir
uns per Modem in die Anlagen einwählen;
das war bei der wachsenden Anzahl der
aufgeschalteten Gebäude zeitlich sehr aufwendig, auch wegen der begrenzten Modem-Übertragungsgeschwindigkeit. Jede
Anlage wurde einzeln angewählt und betrachtet. Das war schon sehr zeitintensiv.
Ein anderes Handicap war, dass während
der Anlagenanwahl eines Gebäudes die
Kommunikation zu den Heizungsanlagen
in den anderen Liegenschaften blockiert
war, also auch keine Störmeldungen emp-
Richter: Mit dem neuen System müssen
wir uns nicht mehr einwählen, sondern ­wir
sind ständig online und werden so permanent über die wichtigsten Anlagenparameter und Anlagenfunktionen informiert. Im
Gegensatz zum früheren Modemsystem
werden Störmeldungen und Sollwert­ab­
weichun­gen über das VPN-Netz unmittelbar an unsere Zentrale weitergeleitet und
über das Desigo-System visualisiert, das
heißt, wir erfahren von möglichen Ausfällen
und Sollwertabweichungen noch bevor die
Mieter etwas davon merken. Wir arbeiten
mit Stand­leitungen in DSL-Technik, mit
24-Stunden-Servicebetrieb, sieben Tage
die Woche, ohne Unterbrechung. Da entgeht uns ­keine Störung.
Soll-Ist: Wie schätzen Sie den Zugewinn ­
an Funktionen und Überwachungsmöglichkeiten durch die neue Technik ein?
Richter: Wir haben natürlich mit dem neuen System und aufgrund des Fortschritts bei
der Datenübertragung weit mehr Optionen
der Überwachung. Während wir früher
quasi nur die Störungen gemeldet bekommen haben, ergibt sich durch das VPNDSL-System in Kombination mit der DesigoGebäudeautomation die Möglichkeit, neben
der Überwachung der wichtigsten Sollwerte
und Funktionen sowie des Heizkesselnutzungsgrades, auch weite­re Energieeinsparpotenziale zu erschließen. Die Überwachung der Kesselnutzungsgrade halte ich
im Übri­gen für eine der wichtigsten und
effektiv­s­ten Maßnahmen, um mit geringen
Investi­tio­nen höchstmögliche Energie­
kosten­einsparungen zu erzielen. Wichtig in
diesem Zusammenhang ist die Installation
Fortsetzung auf Seite 14
Nr. 47/2009 Soll-Ist 13
Products & Systems
„Die Überwachung
der Kesselnutzungsgrade ist eine wichtige
Maßnahme.“
Mario Richter möchte mit Effizienzmaßnahmen steigende
Heizkosten kompensieren.
Fortsetzung von Seite 13
von Wärmemengenzählern und Gaszählern
mit automatisierter Datenübermittlung der
Zählwerte an unser Gebäudeautomationssystem.
Soll-Ist: Gibt es dazu schon Erfahrungen?
Richter: Unser Ziel bei allen unseren derzeit
und künftig aufgeschalteten Liegenschaften
ist ein Heizkesselnutzungsgrad von mindes­
tens 90 Prozent. Wird dieser nicht erreicht,
versuchen wir die Ursache herauszufinden.
Manchmal liegen ganz triviale Gründe vor,
zum Beispiel Wartungsdefizite. Das System
gibt uns auch die Möglichkeit, die Qualität
der Wartungsarbeiten durch externe Unternehmen besser zu überwachen. Leider
fehlen uns noch einige Impulsausgänge,
hauptsächlich bei den Gaszählern, sodass
diese Art der Überwachung derzeit noch
nicht flächendeckend möglich ist. Die Nach­
rüstung von Impulsausgängen hat für uns
somit eine hohe Priorität.
Soll-Ist: Wie sehen Ihre weiteren Ziele ­aus?
Beabsichtigt die Gewobag tiefer in das
Energiemanagement einzusteigen?
Richter: Bei den wichtigsten Unternehmen
der Berliner Wohnungswirtschaft gibt es
schon einige vielversprechende Pilotprojekte mit Energiemonitoring. Unser Ziel ist,
die dort gewonnenen Erfahrungen groß­flächig umzusetzen. Wir haben festgestellt,
dass Momentanmessungen wenig über
den Zustand einer Kesselanlage aussagen.
Ein typisches Beispiel ist die Kesselkreis-
14 Soll-Ist Nr. 47/2009
pumpe bei einer Mehrkesselanlage, die
­eigentlich gar nicht in Betrieb sein sollte,
aber dafür verantwortlich ist, dass ein an
sich außer Betrieb genommener Heizkessel
mit warmem Heizungswasser durchströmt
wird. Solche energiezehrenden Betriebszustände werden mit unserem System sehr
gut dokumentiert. Das kontinuierliche Energiemonitoring sehen wir daher als wichtiges
Werkzeug, die einmal erreichte hohe Energieeffizienz unserer Anlagen zu halten und
bei neu aufgeschalteten Anlagen schnell
eine Übersicht über deren Schwachstellen
zu bekommen.
Soll-Ist: Gibt es eine Langzeitdokumenta­
tion der gemessenen Werte?
Richter: Das ist ein ganz wichtiges Thema:
Mieter beklagen sich oft Monate später, dass
ihre Wohnung nicht warm genug gewesen
sein soll. Das Energiemonitoring versetzt
uns in die Lage, in solchen Fällen zu prüfen,
ob mit der jeweiligen Anlage alles in Ordnung war und die vorgegebenen Vorlauftemperaturen in Abhängigkeit der damaligen Außentemperatur erreicht wurden.
Soll-Ist: Können Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen mit dem Energiemonitoring schon
etwas über typische Schwachstellen bei
den Großkesselanlagen in Ihren Liegenschaften sagen?
Richter: Bei den Kesselfolgeschaltungen
gibt es sicher noch Optimierungsbedarf.
Wie schon gesagt, es kommt schon einmal
vor, dass ein nicht benötigter Kessel mit
warmem Heizwasser durchströmt wird. ­
„Mit dem Energiemonitoring können wir
Mängel aufdecken.“
Oft sind es kleine Bauteile, wie beispielsweise ein Relais, das den Geist aufgegeben
hat, die dann aber den Nutzungsgrad eines
Wärmeerzeugers beträchtlich senken. Das
erkennen zumeist auch die vor Ort tätigen
Wartungsfirmen nicht, da diese Zustände
innerhalb der zur Verfügung stehenden Wartungszeit gar nicht ausreichend beobachtet
werden können. Wir stellen allerdings auch
fest, dass es durchaus auch Schwachstellen
bei der Programmierung der Kesselfolgeschaltungen gibt. Mit dem Energiemonitoring können wir solche Mängel aufdecken.
In einem anderen Fall haben wir uns aufgrund unserer Auswertungen dazu entschlossen, einen mehrstufigen Brenner
durch einen modulierenden Brenner zu ersetzen, um damit den Kesselnutzungsgrad
anzuheben. Auch das Inbetriebnahmeprozedere von neuen oder modernisierten
Kesselanlagen wird durch das Energiemonitoring bedeutend einfacher und zeitsparender, da wir solche Anlagen von unserer
Zentrale aus genau beobachten können,
also nicht tagelang vor Ort sein müssen.
Mit einer Modemüberwachung wäre ein
Langzeitmonitoring überhaupt nicht möglich gewesen.
die Attraktivität unserer Immobilien, da wir
damit die Nebenkosten für die Mieter auf
einem akzeptablen Niveau halten können.
Das neue Überwachungssystem hat aber
auch einen anderen positiven Effekt, der
sich monetär schwer darstellen lässt: Es
macht uns von Betriebsdienstleistern unabhängig, denn diese versuchen oft ihre
eigenen Systeme zu installieren, sodass
man in eine gewisse Abhängigkeit gerät.
Unser Team konzentriert sich schon seit
einiger Zeit rein auf das Gebäudemanagement – dazu gehört auch die Überwachung
unserer externen Betriebsführungsunternehmen. Wir räumen unseren Vertragspartnern jedoch eine vertraglich festgelegte
Berechtigung ein, unser Gebäudemanagementsystem für die jeweilige Liegenschaft
im Rahmen ihrer Betriebsführungstätigkeit
zu nutzen. Damit vermeiden wir, dass zusätzliche Systeme installiert werden, die
uns in unserer Flexibilität bei der Wahl von
Betriebsführungsunternehmen einschränken
könnten.
Soll-Ist: Beim früheren Modemsystem konzentrierte sich die Bedienung der Anlagen
auf eine zentrale Stelle. Jetzt könnten Sie
praktisch weltweit von jedem PC aus Ihre
Anlagen kontrollieren. Wird diese Möglichkeit von Ihrem Team auch genutzt?
Richter: Wir hoffen natürlich, dass künftig
auch die Heizkesselhersteller das BACnetProtokoll direkt bedienen und wir mit unserem Desigo-Gebäudeautomationssystem
einen direkten Zugriff auf deren Heizkesselregelung bekommen. Die direkte
BACnet-Kopplung scheint bei den meisten
Heizkesselherstellern leider noch ein Stiefkind zu sein.
In vielen Fällen sind wir gezwungen, Großkesselanlagen über Modbus aufzuschalten.
Leider fehlt hier die von uns gewünschte
Durchgängigkeit. Außerdem ist der Programmieraufwand hoch; eine native BACnetSchnittstelle zur Kesselsteuerung wäre für
uns viel wirtschaftlicher.
Richter: Da wir mit unserem Team den Notdienst abdecken, ist das für uns eine sehr
wichtige und zeitsparende Funktion. Wir
selbst managen so auch unsere externen
Vertragsfirmen für Wartung und Service,
wenn es sein muss, auch von unterwegs
aus oder von zu Hause. So können wir unser
Personal viel effizienter einsetzen; der Zeitgewinn ist enorm.
Soll-Ist: Können Sie schon etwas zur Wirtschaftlichkeit der Investitionen sagen?
Richter: Aus wohnwirtschaftlicher Sicht
amortisieren sich die Investitionen nur über
einen längeren Zeitraum, da sie nicht im
Sinne einer Modernisierung umlagefähig
sind. Wir finanzieren diese Maßnahmen deshalb aus unserem eigenen Topf, also dem
Etat für Instandhaltung. Im Grunde refinanziert sich das Gebäudemanagement über die
Verringerung der Heizkosten. Das steigert
Soll-Ist: Sie haben sich mit Desigo für ein
offenes Gebäudeautomationssystem entschieden, das auf dem BACnet-System
basiert. Haben Sie mit diesem offenen
Protokoll noch weitere Ausbaupläne?
Soll-Ist: Vielen Dank für das Gespräch.
■
Karl Rückert ist Inhaber der gleichnamigen Firma, die er 1998 in BerlinKreuzberg gründete. Heute beschäftigt
der engagierte Unternehmer acht Mitarbeiter. Als Solution Partner betreute
Herr Rückert unter anderem Projekte
für die Messe Berlin und Tetrapak.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 15
Products & Systems
Deutsche Flugsicherun
großflächiges BACnetHochverfügbare Gebäudeautomation durch virtuellen GLT-Applikationsserver
Die klassische GLT-Systemarchitektur für
eine Liegenschaft besteht in der Regel aus
einer Anzahl Bedienplätze mit lizenzier­ter
GLT-Applikationssoftware. Bei der Deutschen Flugsicherung wird seit einiger Zeit
ein Großteil der 500 Liegenschaften durch
eine zentrale Serverlösung mit nur noch
einer zentral verwalteten GLT-App­lika­tions­
software überwacht. Durch die Zentralisie­
rung der Anwendungssoftware auf einem
virtuellen GLT-Applikationsserver (VIGAS)
konnte gleichzeitig die GLT-Verfügbarkeit
für alle aufgeschalteten Liegenschaften
auf 99,99 Prozent gesteigert werden.
Radarstation der DFS auf dem Brocken, eine von 500 Liegenschaften, deren
gebäudetechnische Anlagen permanant überwacht werden müssen.
16 Soll-Ist Nr. 47/2009
Foto: Deutsche Flugsicherung
g installiert
Netzwerk
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH in
Langen bei Frankfurt betreibt in Deutschland rund 500 Liegenschaften, deren
gebäudetechni­sche Anlagen permanent
überwacht werden müssen. Auf der Suche
nach einer zentralen Serverlösung für die
GLT-Appli­kationen der bundesweit verteilten DFS-Liegenschaften zeichnete sich ab,
dass die von der DFS gewünschte System­
verfüg­barkeit von 99,99 Prozent – das entspricht einer Ausfallzeit von etwa fünf
Minuten pro Jahr – durch die in der Gebäudeautomationsbranche üblichen Lösungen
mit Standby-Systemen nicht zufriedenstellend realisiert werden kann. Auch die
Spiegelung der Daten auf zwei HardwareServer schied aus, da die Server in diesem
Fall unterschiedliche IP-Adressen aufweisen
und deshalb beim Um­schalten von den anderen Teilnehmern im Netzwerk nicht erkannt werden. Da in der klassischen IT
ähnliche Themenstellungen auftreten, entschied sich das Produktmanagement „MSRTechnik“ der DFS für die Einbindung des
DFS-Systemhauses in die Suche nach
einem zukunftssicheren wie auch hochverfügbaren Konzept. Dabei zeigte es sich,
dass die in Rechenzentren eingesetzte
Software VMware des gleichnamigen USUnternehmens die hohen ­Anforderungen
an die Verfügbarkeit am besten erfüllt.
Basis der gemeinsam von der DFS, dem
­Systemhaus und Building Technologies
ent­wickelten Lösung ist ein physikalischer,
redundant aufgebauter Server (Host), auf
dem mithilfe der VMware-Software virtuelle Ser­verplattformen mit einer definierbaren Performance (Prozessorleistung,
RAM-Speicher, Netzwerkkarte, Festplatte)
generiert werden. Die Software dient
gleich­­zeitig als Betriebssystem des physikalischen Servers. Zur Erzielung einer hohen
Fortsetzung auf Seite 18
Nr. 47/2009 Soll-Ist 17
Products & Systems
Die Deutsche Flugsicherung in Kürze
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich
organisiertes Unternehmen mit 5.200 Mitarbeitern. Die DFS sorgt für einen
sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Die Mitarbeiter koordinieren täglich rund
10.000 Flugbewegungen im deutschen Luftraum, im Jahr über drei Millionen.
Deutschland ist damit das verkehrsreichste Land in Europa. Das Unternehmen
betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München. Zudem
ist die DFS in der Eurocontrol-Zentrale in Maastricht vertreten und in den
Kontrolltürmen der 16 internationalen Flughäfen. Die DFS erbringt weltweit
Beratungs- und Trainingsleistungen und entwickelt und vertreibt Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme. Auch flugrelevante Daten, Luftfahrtpublikationen und Flugberatung gehören zum Angebot. Die DFS hat folgende
Geschäftsbereiche: Center, Tower, Aeronautical Solutions und Aeronautical
Information Management.
Flugkontrollzentren stellen hohe Ansprüche
an das Raumklima.
Fortsetzung von Seite 17
Verfügbarkeit und zur optimalen Nutzung
der po­ten­ziellen Performance der physikalischen Server werden die Host-Server als
Cluster (mehrere vernetzte Computer in der
Art einer Serverfarm) betrieben. Konkret
bedeutet das: Auf dem virtuellen Server sind
die GLT-App­li­kationen der verschiedenen
DFS-Liegen­schaf­ten installiert, sodass die
maßgebliche Gebäudemanagement-Software an nur noch einem Standort gebündelt ist. Die eigentliche „Neuheit“ der
VIGAS-­Lösung ist die Kombination bewährter IT-Kom­ponenten ­­zu einem neuen
System spe­ziell zur Anwendung in der
Gebäude­automation für Gebäude mit dem
An­spruch auf eine enorm hohe Performance
und Verfügbarkeit.
Inzwischen werden etwa 25 Liegenschaften der
DFS mit zusammen rund 61.000 Datenpunkten
über das neue VIGAS-System überwacht.
18 Soll-Ist Nr. 47/2009
Gespiegelt, redundant und
räumlich getrennt
Die Festplattenkapazität der virtuellen
­Server wird von einem Speichersystem
(EMC Corporation) bereitgestellt, das über
ein sogenanntes Storage Area Network
(SAN) mit den physikalischen Servern redun­
dant verbunden ist. Das SAN ist ein vom
­eigentlichen Netzwerk unabhängiges LAN
mit einem speziell für die Festplattenkommunikation optimierten Protokoll. Innerhalb des Speichersystems sind die Festplatten gespiegelt, wodurch zusätzlich noch
eine hohe Datensicherheit erreicht wird.
Server und Datenspeicher sind redundant
ausgeführt und in zwei räumlich getrenn­ten
Racks installiert. Diese Anordnung trägt ­­
zu einer nochmaligen Verbesserung der
­Sicherheit bei.
Auf jedem physikalischen Server eines Clus­
ters sind meist mehrere virtuelle Maschinen
implementiert. Fällt einer der physikali­
schen Server aus, übernimmt der zweite
physikalische Server die virtuellen Maschinen, das heißt, die virtuellen Maschinen
fallen nicht aus, sondern sie werden im
laufenden Betrieb auf den zweiten physi­
kalischen Server umgezogen (V-Motion).
Der VMware-Agent registriert den Ausfall
und startet die betroffenen virtuellen Maschinen auf Basis der im Speichersystem
deponierten Dateien auf dem anderen
physikalischen Server neu. Die Verteilung
der virtuellen Maschinen erfolgt dabei in
Abhängigkeit der verfügbaren Ressourcen
auf den verbliebenen physikalischen Servern. Da nur Daten verschoben werden,
verläuft das Prozedere sehr schnell. Wichtig
ist, dass im Falle einer Havarie in einem
­virtuellen Speicher die IP-Adressen gleich
bleiben und damit ein reibungsloses automatisiertes Umschalten möglich ist. Die für
die GLT-Applikationsserver notwendigen
Ressourcen sind gemäß den verabredeten
minimalen und maximalen Anforderungen
konfiguriert und werden vom VMware-Programm innerhalb dieser Marge verwaltet.
Bei Bedarf können die Ressourcen auch fest
zugeteilt werden. Ein wesentlicher Vorteil:
Die Konfiguration der virtuellen Maschinen
lässt sich jederzeit nachträglich den veränderten Anforderungen anpassen. Fällt
­einer der physikalischen Host-Server und
damit die auf dieser Maschine simulierten
Rechner aus, werden diese automatisch
und in kürzester Zeit auf einem anderen
Host neu gestartet. Anschließend ist der
Fotos: Deutsche Flugsicherung
ausgefallene virtuelle Server unter der
gleichen IP-Adresse wieder verfügbar. Da es
sich um eine klassische IT-Lösung handelt,
wird die komplette Hardwareplattform,
inklusive des Betriebssystems der virtuellen
Maschinen, durch das Systemhaus der DFS
bereitgestellt.
Mehrfach zeitgleicher Zugriff
auf GLT-Applikation
Als übergeordnete Applikation für die
Managementebene hat sich die DFS für das
System Desigo Insight von Building Technologies sowie für BACnet als Übertragungsprotokoll entschieden. Damit die GLT-Applikation überall und ohne lokale Installation
verfügbar ist, wird sie auf einem Terminalserver bereitgestellt, der den mehrfachen
zeitgleichen Zugriff auf die Applikation ermöglicht. Die Datenpunkte werden in einer
SQL-Datenbank, ebenfalls ein virtueller
Server, verwaltet.
Die Terminalserver sind durch die Integration in das DFS-weite Netzwerk in allen anderen DFS-Liegenschaften verfügbar. Der
Zugriff auf die GLT-Applikation kann von
jedem zugelassenen Rechner der DFS bereitgestellt werden. Externe Liegenschaften
ohne LAN-Verbindung werden zunächst
via Modem auf den VIGAS-Terminalserver
aufgeschaltet.
Großflächigstes BACnet-Netzwerk
Deutschlands
Mit dem VIGAS-System wurde gleichzeitig
auch Deutschlands großflächigstes BACnetNetzwerk geroutet. Eine besondere Herausforderung war hierbei unter anderem
die Vergabe der BACnet-Device-Adressen
sowie der entsprechenden Site-Nummern
für sämtliche BACnet-Geräte und DFS-Liegenschaften, um Duplikate zu vermeiden.
Während sich die BACnet-Aufschaltung der
Managementebenen relativ einfach gestaltete, zeigte sich bei der Aufschaltung von
Fremdfabrikaten auf der Automationsebene,
dass eine vollständige Durchgängigkeit der
Funktionen nicht immer gegeben ist. Probleme bereiteten insbesondere BACnet-Automationsstationen der ersten Generation
mit BACnet-Gateways, die sich nur mit zusätzlichem Aufwand in das BACnet-Netzwerk integrieren ließen.
Zurzeit werden etwa 61.000 Datenpunkte
zur Bedienung/Beobachtung im System
verwaltet und zur Verfügung gestellt,
wobei die Anzahl der möglichen Zugriffe
zwischen drei und zehn liegt. Die zur Langzeitdatenarchivierung und zum Anlagencontrolling installierten ADP-Applikationen
(Advanced Data Controlling) laufen als
Terminalserver-Version.
Seitens der DFS ist in den nächsten zwei bis
drei Jahren geplant, sämtliche bundesweit
verteilten Liegenschaften auf das VIGASSystem aufzuschalten. Ein Feldtest zur Migration der bestehenden Gebäudeautomation in einer externen Liegenschaft in der
Nähe von Frankfurt konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Siemens Building Tech
nologies
Christoph Harnischfeg
er
Tel.: 069 797-87376
E-Mail: [email protected]
■
Christoph Harnischfeger (51 Jahre)
betreut am Standort Frankfurt für die
Business Unit Building Automation
Kunden aus der Region Rhein-Main.
Siemens Building Tech
nologies
Bernhard Beutel
Tel.: 069 797-87496
E-Mail: [email protected]
■
Bernhard Beutel (46 Jahre) ist seit
12 Jahren bei Building Technologies
tätig. Er ist Industriemeister Metall sowie
ausgebildeter Spengler und Gaswasserinstallateur.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 19
Total Building Solutions
Intensivstation für
Hering & Co. immer im Blick
BACnet-Gebäudeautomation für Ozeaneum in Stralsund
Seit der Eröffnung im Juli 2008 kamen über eine Million Besucher in das Deutsche Meeresmuseum in der Hansestadt Stralsund.
Gebäudeautomationssysteme dienen primär dazu, Heizungs-, Lüftungsund Klimaanlagen zu regeln, zu steuern und zu überwachen. Ganz anders
im Ozeaneum: Von den insgesamt 76 installierten Schaltschränken
werden allein 44 für die Überwachung der Aquarien benötigt.
20 Soll-Ist Nr. 47/2009
Ein Heringsschwarm im Aquarium ist eine besondere Rarität.
Gebäudeautomation
mit Desigo
Managementebene
■ 1
x GA-System vom Typ Desigo Insight
mit ca. 8.000 Datenpunkten,
darunter 4.200 physikalische Punkte
■ 1
x CAFM-System zum Anlagencontrolling
und Verbrauchs- und Energiemanagement
■ 1
x Terminal-Server vom Typ Desigo WEB
Automationsebene
3
9 Automationsstationen vom Typ Desigo PXC,
verteilt auf 10 Informationsschwerpunkte
■ 9
Arbeitsplatzrechner zur Visualisierung der
Anlagen über energiesparende Terminalserver
■
Kopplungen von Drittsystemen
B
randmeldeanlage
■ Z
ugangskontrolle
■ E
IB/KNX-System
■ M
od-Bus-Zähler
■ A
quarientechnik
■ L
ON Sicotronic Küchenoptimierung
■
Meeresaquarien sind Besuchermagnete.
Das zeigen die Statistiken privater und
­öffentlicher Museen und Erlebniswelten.
Ein herausragendes Beispiel für das Besucherinteresse an der Welt unter Wasser ist
das Deutsche Meeresmuseum (dmm) in
Stralsund; mit rund 600.000 Besuchern pro
Jahr gilt es als das am meisten besuchte
Museum in Norddeutschland. Die Resonanz
auf die einzigartige Sammlung – präsentiert im ehemaligen Katharinenkloster –
war Ansporn für einen Neubau, das Ozea­
neum, der im Juli 2008 am Stralsunder
Hafen eröffnet wurde. Damit ist die Hanse­
stadt in Mecklenburg-Vorpommern um eine
Attraktion reicher: Innerhalb von nur einem
Jahr kamen über 1 Million Besucher ins
Ozeaneum. Neben dem spektakulären archi­
tektonischen Konzept des Ozeaneums – die
Fassade symbolisiert geblähte Segel und der
Gebäudegrundriss stellt vier wasser­um­spül­te
Steine dar – weist der Behnisch-Bau auch
einige gebäudetechnische Beson­derheiten
auf. So sind nach dem Vorbild der gebäudeund aquatechnischen Anlagen im Schild­
krötenhaus des Deutschen Meeresmuseums (siehe auch Soll-Ist Nr. 36, Seite 4–7)
alle gebäude-, wasser- und aquatechni­schen
Anlagen auf einer gemeinsamen Leitzentrale aufgeschaltet. Früher mussten sich
die dmm-Mitarbeiter dagegen mit mehr ­
als zehn verschiedenen Steuerungs- und
Regelungssystemen sowie deren fabrika­
tespezifischen Bedienoberflächen und
Bedien­philosophien auseinandersetzen.
BACnet ist bei vielen Herstellern noch
gar nicht angekommen
Im Idealfall werden hochintegrierte Ge­
bäu­­desysteme, wie beispielsweise ein
­gewerkeübergreifendes BACnet-Gebäude­
automationssystem, zentral geplant, einheitlich ausgeschrieben und möglichst
auch integriert umgesetzt.
Da es sich beim Deutschen Meeresmuseum
um eine Stiftung bürgerlichen Rechts handelt,
der unter anderem auch öffentliche Gelder
zufließen, mussten alle Gewerke für den
Neubau des Ozeaneums separat geplant
und EU-weit ausgeschrieben werden.
Für die gebäude- und aquatechnischen An­
lagen bedeutete dieses Planungs- und Ver­
gabeprozedere einen Kompromiss zwischen
dem Anspruch auf eine hohe Systemintegration einerseits und den Formalismen ­
der Ausschreibung andererseits, dem „leis­
tungs­fähigsten Bieter“ den Auftrag zu geben.
Obwohl in der Ausschreibung dezidiert
BACnet bzw. native BACnet-Anbindungen
vorgegeben waren, zeigte sich bei der Realisierung des Gebäudeautomationssystems
(GA) auf der Basis von Desigo, dass der
BACnet-Standard bei vielen peripheren
Komponenten und Systemen nur zum Teil
in die Systeme eingepflegt beziehungsweise
bei den Her­stellern noch gar nicht „angekommen“ ist. Dies gilt insbesondere für die
Anbieter von Aquatechnik, die nunmehr
über proprietäre Kopplungen auf das
BACnet-Gebäudeauto­mationssystem aufgeschaltet sind. Auch die ebenfalls separat
ausgeschriebenen Drittsysteme, wie Brandmeldesystem, Einbruch­meldeanlage und
Arbeitszeiterfassung, sind über die in dieser
Branche üblichen herstell­ereigenen Schnittstellen mit der BACnet-GA verbunden. Die
Elektrogewerke, wie Licht und Sonnenschutz, sind über EIB-Koppler auf das
BACnet-System aufgeschaltet.
Da künftig die Reduzierung der Betriebskosten bei der Bewirtschaftung des Ozea­
neums eine wesentliche Rolle spielen wird,
sind alle maßgeblichen aquatechnischen
und gebäudetechnischen Anlagen mit
Wasser- bzw. Wärmemengenmesser (mehr
als 50 Stück) ausgestattet, die über ein
­M-Bus-Netz ihre Daten an das Gebäude­
automationssystem weiterleiten.
Fortsetzung auf Seite 22
Nr. 47/2009 Soll-Ist 21
Total Building Solutions
Fortsetzung von Seite 21
44 Schaltschränke nur für
die Aquarientechnik
Im Mittelpunkt des GA-gestützten Über­
wachungs-, Bedien- und Betriebskonzeptes
im Ozeaneum stehen jedoch weniger die
klassischen Gewerke Heizungs- und Klima-/
Lüftungstechnik, sondern die Wasserund Aquarientechnik. Von den insgesamt
76 Schaltschränken werden allein 44 Schalt­
schränke für die Regelung der Ostsee-/Nord­
seeaquarien sowie 18 Schaltschränke für
die Lüftungsregelung benötigt. Im Prinzip
ähnelt der apparative und regelungstechnische Aufwand in den Technikzentralen
und Wärterräumen dem einer Intensivstation, nur müssen im Ozeaneum Heringe
und andere empfindliche Kaltwasserfische
am Leben erhalten werden.
Die Regelung und Steuerung der
Aqua­rientechnik beinhaltet folgende
Funk­tionen:
rfassen aller Sensoren und deren Soll-/
E
Ist-Werte, zum Beispiel Wassertemperaturen und Füllstände (zum Teil über
seewasserfeste Fühler)
■ Überwachen aller Anlagen zur Wasseraufbereitung, zum Beispiel Filter,
UV-Anlage, ­Abschäumer, Tanks, Rückspül­
behälter, Enthärtungsanlagen, Umkehr­
osmose­anlagen, Anlagen zur Aufsalzung
von ­Beckenwasser und Ähnlichem
■ Ansteuern von Aktoren (Ventile, Pumpen)
zur Regelung des Beckenwassers
■ Absichern der Versorgungssicherheit
durch Redundanz.
■
Daten und Fakten zum Museum
8.700 Quadratmeter Gebäudenutzfläche
60 Millionen Euro Gesamtkosten
39Aquarien, davon ein Tunnelaquarium
mit einem 4 Meter breiten Durchgang
6 Millionen Liter Wasser, davon
2,6 Millionen Liter im Schwarmfischbecken
150 Tonnen Salz im Wassers
7.000 lebende Tiere
0 °C Wassertemperatur im Polarmeerbecken
12 °C Wassertemperatur im Ostseebecken
1Megawatt maximaler Kältebedarf für Klimaanlagen
und Aquarienkühlung
800 Kilowatt maximaler Wärmebedarf
1.400 Kilovoltampere maximale Stromleistung
8.500 Besucher Tagesrekord
Vom Deutschen Meeresmuseum zum Ozeaneum
Das Deutsche Meeresmuseum im ehemaligen Katharinenkloster zählt mit rund
600.000 Besuchern pro Jahr zu den meistbesuchten Museen in Norddeutschland. Nach dem Anbau eines Schildkrötenhauses im Jahr 2005 waren die Expansionsmöglichkeiten des Museums allerdings erschöpft. Schon Ende der neunziger Jahre gab es deshalb Überlegungen für einen Neubau, der durch die
Auslobung eines internationalen Architekturwettbewerbs im Jahr 2001 mit dem
Entwurf des Architekturbüros Behnisch & Partner, heute Behnisch Architekten,
konkrete Formen annahm.
22 Soll-Ist Nr. 47/2009
Andreas Tanschus, Leiter Technik, sieht im BACnet die Zukunft, auch wenn viele Anbieter von Drittsystemen das Protokoll noch nicht direkt bedienen. Von insgesamt 76 Schaltschränken sind 44 der
Regelung der Aquarientechnik zugeordnet. Die Visualisierung vor Ort erfolgt über Desigo-Workstations
oder über die Desigo PX-Displays in den Schaltschranktüren.
Die Besonderheit dieser aquatechnischen
MSR-Anlagen ist das Sammeln aller Daten
in einer sogenannten Bluebox. Diese Datensammler erlauben gleichzeitig das Ablesen
der Daten vor Ort. Die eigentliche Visualisierung der Anlagen erfolgt über einen
Desigo WEB-Server, der beliebig autorisierbare PCs im Büronetzwerk von Ozeaneum
und dmm bedient. An insgesamt 10 Informationsschwerpunkten sind zusätzliche
Workstations vorgesehen, um die Anlagen
funktionsnah zu visualisieren. Trotz der
Gateway-Problematik stehen damit die für
das Ozeaneum existenziellen Daten aus der
Aquatechnik an beliebiger Stelle im Hausnetz quasi verlustfrei zur Verfügung.
Eine wesentliche Erleichterung in den
Betriebsabläufen der Aquarianer und Gebäudetechniker ist jedoch die einheitliche
Visualisierung aller aquarien- und gebäudetechnischen Anlagen über Desigo
Insight. Entlastend für den Arbeitsablauf
wirkt sich auch die prioritätenorientierte
Weiterleitung von Alarmmeldungen per
SMS, E-Mail, Fax und Telefon aus.
Sicherheit für Fische und
Betriebskosten
Wegen der Kostenverantwortung des
Ozeaneums für den laufenden Betrieb –
als GmbH muss das Ozeaneum seine
Betriebskosten selbst erwirtschaften –
spielt das energieeffiziente Betreiben der
gebäude- und aquatechnischen Anlagen
eine tragende Rolle. Hinzu kommen hohe
Anforderungen an die Sicherstellung der
Lebensräume der Fische durch eine artgerechte Temperierung der Aquarien sowie
durch eine hohe Verfügbarkeit der Aqua-
technik. Alle Messwerte aus den etwa
34 PX-Automationsstationen und den über
50 Wärmemengenmessern werden in einer
separaten Desigo-Managementstation
(CAFM-Server) gespeichert und mit der
Energiemanagement-Software ADP ausgewertet. Dadurch ist es möglich, große
Energieverbräuche kontinuierlich auf ihre
Energieeffizienz zu überprüfen und gegebenenfalls Schwachstellen im Anlagendesign oder Defekte aufzudecken.
Schon kurzfristig soll dieses CAFM-System
mit einem Lastspitzenprogramm ergänzt
werden, um gezielt elektrische Verbraucher
abzuschalten und damit den Leistungspreis für Strom innerhalb der vertraglichen
Grenzen zu halten. Lastabwurfpotenzial wird
in erster Linie bei den Anlagen im Besucher
erbereich gesehen, also durch kurzzeitiges
Abschalten oder Zurückfahren von Beleuchtung, von Klima- und Lüftungsanlagen sowie
von Anlagen mit speichernden Medien, wie
Heizungen und Kälteanlagen.
Der Bereich Gastronomie ist bereits mit
einem separaten Lastspitzenabwurfprogramm ausgestattet, dessen Funktionen
der Pächter selbst beeinflusst.
Durch eine nachhaltige Betreiberstrategie,
kombiniert mit einer „zweiten Inbetriebnahme“, rechnen die Betriebsingenieure
des Ozeaneums mit Energieeinsparungen
von bis zu 20 Prozent. Bei jährlichen Energiekosten von etwa einer Million Euro hat
sich die zusätzliche Investition in Energiemanagementfunktionen schnell amortisiert.
Siemens Building Tech
nologies
Jan Möller
Tel.: 0381 78-2201
E-Mail: [email protected]
■
Jan Möller (38 Jahre) ist gelernter
Elektromonteur und hat an der Hochschule Wismar Elektrotechnik studiert.
Er ist seit über 11 Jahren für Building
Technologies tätig.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 23
Total Building Solutions
„Beleuchtungsanlagen
19 Prozent der elektris
Interview mit Peter Dobiasch zum gemeinsamen Angebot von Os
„Hell wie der lichte Tag“ – dieser Werbeslogan hat seine Nachfolger nur am „Stachus“ überlebt. Heute setzen Leuchtstelen wie hier in
München das Unternehmen zeitgemäß in Szene.
Als einziger Anbieter am Markt offeriert Siemens mit seinen
Divisionen Osram und Building Technologies (BT) ein durchgängiges
Angebot zur Senkung der Energiekosten von öffentlichen und
gewerblich genutzten Gebäuden. Durch den gewerkeübergreifenden
Ansatz und den daraus resultierenden Synergien sind wirtschaftlich
abgesicherte Energieeinsparungen von bis zu 50 Prozent möglich.
Über die bislang unterschätzte Rolle effizienter Beleuchtungstechnik,
das Zusammenwachsen der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik
mit der Lichttechnik sowie die Rolle der Gebäudeautomation als eine
Plattform für die Integration der gebäudetechnischen Gewerke äußert
sich Peter Dobiasch, Leiter Lifecycle Lamps, Ballasts, Luminaires
der Osram GmbH, im folgenden Interview. Das Gespräch für Soll-Ist
führte Wolfgang Schmid.
24 Soll-Ist Nr. 47/2009
verbrauchen weltweit rund
chen Energie!“
ram und Building Technologies
„Die Kosten für Beleuchtung lassen sich bis zu 80 Prozent reduzieren“, bestätigte Peter Dobiasch im Interview.
Soll-Ist: Siemens bietet mit seinen Divisionen
Osram und Building Technologies seit einiger
Zeit ein durchgängiges Dienstleistungsangebot zur Senkung der Energiekosten für
gewerblich genutzte Immobilien an. Wie
passen die Gewerke Heizungs-, Lüftungs-,
Klimatechnik und die dazugehörende Gebäudeautomation auf der einen Seite und
die Lichttechnik mit ihren gewerkespezifi­
schen Steuerungssystemen auf der anderen
Seite zusammen?
Dobiasch: Lassen Sie mich die Situation an­
hand eines Beispiels erläutern. Wir haben
in einem Gebäude verschiedene Gewerke,
zum Beispiel Heizung, Klima, Lüftung, aber
auch die Beleuchtung. Entscheidend für die
Höhe der Energiekosten ist die spezifische
Nutzung eines Gebäudes. Unabhängig von
der gewünschten Wirkung des Lichts für die
Beleuchtung bedeutet Licht immer auch
­einen Eintrag von Wärme in das Gebäude.
Im Winter entlastet der Licht­strom die Heiz­
kosten, im Sommer und in der Übergangszeit belastet die Beleuchtung – zusätzlich
zu den anderen inneren und äußeren Wärmelasten – die Klimaan­lage. Es gibt also
­ge­wisse Wechselbeziehungen zwischen
Raum­klimaanlage, Beleuchtung und –
nicht zu vergessen – dem Tageslicht über
die Fensterflächen. Die Besonnung einer
Fassade bedeutet für die jeweiligen Räume
immer Licht und Wärme gleichzeitig. Hier
setzt unsere Optimierung an: Ich sehe in
der feineren Abstimmung zwischen den
Gewerken HLK und Beleuchtung jedoch
­­auch die Möglichkeit zu einem besseren,
nennen wir es einmal Wohlfühlklima in
Gebäuden.
„Tageslicht, künstliche Beleuchtung und
Klimaanlage müssen aufeinander abgestimmt werden.“
Soll-Ist: Die Rolle von Licht als Energieverbraucher wurde in der Vergangenheit von
den Energieversorgern eher heruntergespielt. Warum lohnt es sich jetzt, in neue
Lichttechnik zu investieren? Hat die Branche
derart große Innovationssprünge gemacht
oder sind es die hohen Strompreise, die den
Austausch herkömmlicher Leuchtkörper
gegen Energiesparlampen begünstigen?
Dobiasch: Fakt ist, dass Beleuchtungsan­
lagen weltweit rund 19 Prozent der elektrischen Energie verbrauchen. Wir können
mit der uns heute zur Verfügung stehen­den
Fortsetzung auf Seite 26
Nr. 47/2009 Soll-Ist 25
Total Building Solutions
Fortsetzung von Seite 25
Beleuchtungstechnik ohne Weiteres zwei
Drittel der bestehenden Lichtquellen durch
effizientere Beleuch­tungs­systeme er­setzen.
Den Grund, warum sich die Optimie­rung
der Beleuchtung auch wirtschaftlich lohnt,
sehe ich in erster Linie in den Inno­vationen
unserer Branche. Osram arbeitet konsequent
seit mehr als 25 Jahren an der Effizienzverbesserung von Lichtsystemen. Osram war
das erste Unternehmen, das elektronische
Betriebsgeräte einführte, das heißt, Vorschaltgeräte für den energiesparenden Betrieb von Leuchtstofflampen.
Weitere Meilensteine waren dimmbare
Leuchtstofflampen und die Tageslichtnutzung. Würde man den Stand der Technik
heute flächendeckend umsetzen, könnte
man den Strombedarf für Beleuchtung um
rund ein Drittel reduzieren. Bezogen auf die
19 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs
für Beleuchtungsanlagen ist das ein enormes
Einsparpotenzial. Hinzu kommen Kopplungseffekte in klimatisierten Gebäuden,
das heißt, effizientere Beleuchtungsanlagen entlasten zusätzlich die Klimaanlagen.
Der Einbau von energieeffizienter Beleuchtungstechnik ist deshalb in klimatisierten
Gebäuden immer ein doppelter Gewinn.
Soll-Ist: Gibt es Faustwerte, wie schnell
sich energieeffiziente Lichtlösungen in
­Bürogebäuden amortisieren?
Dobiasch: Wir rechnen bei kommerziell
genutzten Gebäuden zwischen zwei und
vier bis fünf Jahren Amortisationszeit, ­je
nach Anspruch des Kunden an die Beleuchtung.
„50 Prozent der Bestandsanlagen
arbeiten noch mit der Leuchtstoffröhre
T8 Basic.“
Soll-Ist: Gibt es im Bereich gewerbliche
und öffentliche Gebäude auch minimalinvestive Maßnahmen, bei denen sich ­
der Austausch lohnt?
Dobiasch: Wir haben in Europa noch etwa
50 Prozent Bestandsanlagen, die mit der
Leuchtstoffröhre T8 Basic arbeiten. Diese
können problemlos gegen eine um 20 bis
30 Prozent effizientere T8-DreibandenRöhre ausgetauscht werden. In einem solchen Fall sind die Amortisationszeiten sehr
kurz. Durch die Umstellung auf elektronischen Betrieb könnte man dann weitere
Peter Dobiasch vor dem Haupteingang in der Hellabrunner Straße in München.
26 Soll-Ist Nr. 47/2009
15 bis 20 Prozent an Energie einsparen.
Dazu müsste die Leuchte entweder umgebaut oder – was ich für besser halte – ausgetauscht werden. Im Zuge einer Deckenoder Gesamtrenovierung eines Gebäudes
lohnt sich dieser Schritt allemal, auch wenn
die Kosten höher sind. Wir empfehlen in
einem solchen Fall die T5-Röhre, elektronisch betrieben und mit selbstdimmender
Tageslichtfunktion.
Dobiasch: Es gibt Anbieter eines ÜberNacht-Service, je nachdem, welche Maßnahme notwendig ist. Da Beleuchtungs­
körper Standardmaße aufweisen, lassen sie
sich relativ einfach austauschen, auch im
laufenden Betrieb. Das sind zumutbare Arbeiten, die den Büroprozess kaum stören.
Soll-Ist: Kommen wir zurück auf das er­
weiterte Portfolio der Siemens AG mit
einem durchgängigen Energiespar- und
Energieeffizienzangebot für gewerbliche
Gebäude. Der Konzern hat hier sehr ambi-
Taiwan. Dort ist es uns gelungen, die installierte Licht­leistung gegenüber der ursprünglichen Ausbauvariante um 2 Millionen Watt
zu ­reduzieren. In Deutschland haben wir
­gemeinsam mit Building Technologies die
Niederlassung in Hamburg (siehe Seite 29
oben) realisiert. Die Einsparergebnisse dort
zeigen, dass durch den gewerkeübergreifenden Ansatz eine weitaus höhere
­Energieeffizienz für das gesamte Gebäude
zu erzielen ist als durch eine gesplittete,
gewerkeorientierte Vorgehensweise. Ein
weiteres Beispiel unserer strategischen
Wolfgang Schmid (links) im Gespräch mit Peter Dobiasch.
Soll-Ist: Für welche Art von Gebäuden
bzw. Nutzung lohnt sich die neue Lichttechnik ganz besonders?
Dobiasch: Der gesamte Bürobereich bietet
sehr große Effizienzpotenziale im Bereich
der Beleuchtung. Auch in öffentlichen
­Gebäuden, wie Schulen und Sporthallen,
gibt es noch einen hohen Nachholbedarf.
Letztendlich geht es in den meisten Fällen
jedoch nicht nur um das Thema Energie­
effizienz, sondern primär darum, eine norm­­
gerechte Beleuchtungsstärke zu erzielen,
und das bei hoher Lichtqualität. Gutes Licht
mit guter Farbwiedergabe verbessert die
Leistung des Einzelnen und damit die Produktivität am Arbeitsplatz. Der Blaulichtanteil eines Leuchtkörpers spielt dabei eine
ganz wesentliche Rolle.
Soll-Ist: Viele Nutzer scheuen den bauli­
chen Aufwand beziehungsweise die Störung
des laufenden Bürobetriebs durch Handwerker. Müssen Büros geräumt werden oder
bietet Osram beziehungsweise Siemens
auch „Nacht und Nebel“-Aktionen oder
­Wochenendschichten an?
tionierte Ziele und geht von einem wirtschaftlich zu realisierenden Energieeinsparpotenzial von bis zu 50 Prozent aus.
Wie viel Prozent kann eine effiziente Lichttechnik zu diesem Einsparziel beitragen?
­ llianz ist die Klima- und BeleuchtungsA
technik auf dem Kreuzfahrtschiff Aida, ­
die in einem gemeinsamen Ansatz noch
während der Erstausrüstung energetisch­
optimiert wurde.
Dobiasch: Wir gehen beim Energiemix in
einem Gebäude von einem Anteil der Beleuchtungstechnik von etwa 30 Prozent
aus. Davon lässt sich mit heutiger Technik
im Durchschnitt etwa ein Drittel einsparen.
„Wir bieten eine Gesamtoptimierung
für alle gebäudetechnischen Systeme
aus einer Hand.“
„Unseren Energieeffizienzansatz bieten
wir auch für die Erstausrüstung von
­Gebäuden an.“
Soll-Ist: Gibt es bereits Referenzen, bei
­denen der neue gewerkeübergreifende
Ansatz zum Tragen kommt?
Dobiasch: Schon vor der Kooperation mit
Building Technologies war Osram bei Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäude­
energieeffizienz sehr erfolgreich, beispielsweise bei der Erstausstattung des fast
510 Meter h
­ ohen Towers Taipei 101 in
Soll-Ist: Welche Synergien sehen Sie im
gemeinsamen Angebot der Divisionen
Building Technologies und Osram? Wo
­liegen die Vorteile für den Kunden?
Dobiasch: Es gibt zwei wesentliche Aspekte für das gemeinsame Auftreten von
BT und Osram. Mit der Optimierung von
Gesamtsystemen ist eine deutlich höhere
Energieeffizienz zu erzielen als mit einer
gewerkespezifischen Einzeloptimierung.
Für den Kunden hat unser gemeinsames
Angebot zudem den Vorteil, dass er eine
Gesamtoptimierung seiner gebäudetechnischen Anlagen aus einer Hand bekommt,
Fortsetzung auf Seite 28
Nr. 47/2009 Soll-Ist 27
Total Building Solutions
Fortsetzung von Seite 27
also auch nur einen Ansprechpartner hat,
der für den Gesamtauftrag verantwortlich
ist. Hinzu kommt eine vertraglich zugesicherte Einspargarantie, die bei der Vergabe
eines solchen Auftrags an Einzelgewerke
schon aus formellen Gründen gar nicht zu
realisieren ist. Ein zusätzlicher Mehrwert
für den Kunden liegt darin, dass wir auch
für die gewerkeübergreifende Kommuni­
kation der Einzelsysteme eine Garantie
übernehmen. Bei einer konventionellen
Vergabe nach Einzelgewerken ist das kaum
möglich. Building Technologies garantiert
ein durchgängiges Regelung-, Steuerungsund Überwachungs­konzept auf der Basis
internationaler Protokolle.
setzung der Richtlinien sehe ich im Ener­
gie­spar-Con­tracting, zumal unser größtes
Einsparpotenzial in Europa eindeutig im
Gebäude­bestand liegt. Wir sind bei den
­ge­mein­samen Energie-Audits von BT und
Osram immer wieder überrascht, welche
Einsparpotenziale in den Bestandsgebäuden noch schlummern. Insofern steckt in
der Umsetzung der EnEV auch ein enormes
Konjunkturprogramm mit einer großen
Breitenwirkung auf Wirtschaft, Klimaschutz
und Arbeitsplätze.
Soll-Ist: Vielen Dank für das Gespräch.
Soll-Ist: Wie beurteilen Sie die künftigen
Entwicklungen bei Gebäudeeffizienzmaßnahmen?
Foto: Osram
Dobiasch: Die stufenweise Verschärfung
der EnEV auf der nationalen Seite sowie ­
die EU-Gebäuderichtlinie EPBD bewirken
natür­lich eine enorme Triebkraft für die
energe­tische Gebäudesanierung. Einen
ganz wesent­lichen Lösungsansatz zur Um-
Von der energies
Das Energieeinsparpotenzial von Beleuchtungsanlagen in gewerblich genutzten Gebäuden wird von den meisten Investoren,
Liegenschaftsverwaltern und Eigentümern
immer noch verkannt. In der Prioritätenliste
der wichtigsten Maßnahmen zur Einsparung
von Energie bei Neubauten rangiert die
Lichttechnik bisher am unteren Ende der
Skala, insbesondere wenn Investoren das
Sagen haben. Allerdings wendet sich der
Markt. „Wer für sich selbst baut, legt größeren Wert auf ein effizienteres Beleuch­
tungssys­tem“ stellt Peter Dobiasch fest.
„Der Life-Cycle-Gedanke und der Produktivitätsfaktor ‚gutes Licht‘ spielen bei diesen
Kunden eine zunehmend größere Rolle.“
Auch der Trend zur Gebäudezertifizierung
nach GreenBuilding-Kriterien zeige bereits
positive Rückkopplungen auf die Entscheidungsfindung bei Beleuchtungssystemen.
Dobiasch: „Oft fehlen bei der Zertifizierung
nur noch wenige Kreditpunkte, um eine
Zielmarke zu erreichen. Zusatzfunktionen
wie Tageslichtsysteme und der Einbau von
Präsenzmeldern können dann die entschei-
28 Soll-Ist Nr. 47/2009
Innovationen senken
Emissionen und Kosten
Licht setzt Akzente: Niederlassung in Hamburg.
Die Sanierung der Niederlassung der
Siemens AG in Hamburg ist ein heraus­ra­gen­
des Beispiel für eine gewerkeübergrei­fende
Energiesparstrategie (siehe Interview auf
Seite 24). Durch einen integrierten Planungs­
ansatz konnte der Energieverbrauch von
Wärme und Strom für ­­die aus vier Gebäuden
bestehende Liegenschaft um rund 46 Prozent gesenkt werden, der Trinkwasserverbrauch sogar um 64 Prozent. Eine wichtige
Maßnahme war unter anderem die abgestimmte Sanie­rung der Beleuchtung und
Erneuerung beziehungsweise Nachrüstung
der Klimaanlage. Durch den Einbau eines
Eisspeichers konnte zusätzlich die Spitzenstromlast für die Klimatisierung gesenkt
werden. Ein weiteres Highlight ist die Reduzierung des Luftwechsels mittels Einsatz
eines Sauerstoffaktivierungssystems. Zur
Verbesserung der Beleuchtung und
­Minimierung des Lichtstromverbrauchs
sind alle Leuchtkörper entweder über Präsenzmelder oder über ein Tageslichtsystem
geschaltet. Im Rahmen der in vier Bauabschnitten durchgeführten Sanierung wurde
auch die Brandmelde- und Sicherheitstechnik komplett erneuert.
Betreiber freut sich
über GreenBuilding
Die von Siemens Real Estate verwaltete
Liegenschaft wurde nachträglich nach den
Kriterien des EU-GreenBuilding-Programms
zertifiziert. Basis für die Zertifizierung sind
die real gemessenen Verbrauchszahlen.
Das von der Deutschen Energie Agentur
unterstützte Programm gibt vor, dass die
Primärenergieeinsparung nach der Sanie­
rung mindestens 25 Prozent niedriger sein
muss als vor der Sanierung. Erreicht wurde
eine Minderung dieses flächen­­bezogenen
Kennwertes um 33 P
­ ro­zent. Berücksichtigt
man die erhöhte Flächeneffizienz durch
die Standortkonzentration, dann schlägt
die Gesamtmaßnahme sogar mit einer
Einsparung von 51 Prozent, bezogen auf
einen Arbeitsplatz, zu Buche.
parenden Beleuchtung zum produktiven Licht
denden Punkte bringen.“ Tageslichtsys­
teme hätten inzwischen eine hohe Akzeptanz beim Nutzer, da diese unauffällig und
ohne Geräusche im Hintergrund arbeiten.
„Oft merkt der Nutzer gar nicht, wenn das
Licht hoch- oder heruntergedimmt wird“,
erklärt Dobiasch.
Ein wichtiges Thema für die Zukunft sei die
Anpassung der Lichtfarbe an die Anforderungen der jeweiligen Nutzergruppen, deren
Aufgaben oder deren gesundheitliche Verfassung. So könne allein durch eine Veränderung des Blau-Anteils im Lichtspektrum
von Leuchtstoffröhren die mentale Aufmerksamkeit und Stimmung verbessert
werden. „Uns liegen inzwischen ausreichende Erkenntnisse vor, wonach man die
Stimmung und damit auch die Arbeitsproduktivität durch Lampen mit hohem BlauAnteil verbessern kann, zum Beispiel für
Schichtarbeiter. Auch bei kranken und alten
Menschen lässt sich durch eine entsprechende Lichtzusammensetzung die Stimmung verbessern. Biologisch optimiertes
Licht ist damit ein Erfolg versprechen­des
In Regensburg präsentiert Osram eine Art „Showroom“, der die heute realisierbaren Anwendungen
bündelt. Das Gebäude demonstriert, wie weiße und farbige LED außen (rechts) und innen durch
Akzent- und Effektbeleuchtung eine besondere Atmosphäre im Besucherbereich (links) schaffen
und Arbeitsplätze (Seite 28) energiesparend beleuchten.
Rezept gegen Depressionen und andere
Erkrankungen“, sagt Dobiasch. Eine wichtige
Funktion auf dem Weg zum sogenannten
biologischen Licht zur Verbesserung des
Wohlbefindens komme ­der LED-Technologie zu, bei der sich der Blau-Anteil im Licht
variabel steuern lasse. Denkbar sei auch
die Zumischung von blauem LED-Licht zu
konventionellen Lampen. Einen radikalen
Wechsel von der Niederdruck-Gasentladungslampe zum LED-Licht wird es allerdings nicht geben. Dobiasch: „Wir erwarten
einen langsamen Übergang mit einem stetig
zunehmenden Anteil an LED-Beleuchtun­
gen, auch im Mix mit Leuchtstoffröhren.“
Nr. 47/2009 Soll-Ist 29
Savings & Services
Weniger Dampf, mehr
Reinhard-Nieter-Krankenhaus in Wilhelmshaven kappt Wärmeleistung von 16 auf fünf Megawatt
Beim Energiespar-Contracting
kommt man oftmals mit
konventionellen Lösungen
nicht weiter, insbesondere
wenn der Bauherr Erneue­
rungsmaßnahmen ohne
energiesparende Effekte in
den Contracting-Vertrag mit
einbezieht. Beim ReinhardNieter-Krankenhaus in
Wilhelmshaven löste der
Einbau einer auf Pflanzenöl
basierenden KWK-Anlage
den gordischen Knoten:
Zahlreiche Pflichtmaßnahmen
konnten durch die Einkünfte
aus der Ökostromvergütung
mit­finanziert werden. Durch
Rückbau über­schüssiger Wärme­
leistungen und Downsizing
des Wärmeverteilsystems
sanken die Energiekosten um
rund 75 Prozent.
30 Soll-Ist Nr. 47/2009
Die Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärtechnik von Krankenhäusern aus den
sechziger und siebziger Jahren sind meist
über die Jahrzehnte historisch gewachsen.
Entsprechend groß ist heute der energetische Ballast, der durch Redundanzen und
Überdimensionierungen auf der einen
Seite und Auslagerung von Wäschereien,
Änderungen von Desinfektionsstrategien
und den technischen Fortschritt auf der
anderen Seite entstanden ist.
Bei der Umsetzung eines Sanierungs- und
Modernisierungskonzeptes beim ReinhardNieter-Krankenhaus (RNK) im Rahmen ­
von Energiespar-Contracting von Siemens
zeichnete sich schon während der Grobund Feinanalyse ab, dass die im Laufe der
Jahrzehnte installierte Auslegungs-Gesamt­
wärmeleistung von 16 Megawatt auf aktuell
fünf Megawatt gesenkt werden kann. Die
lokalisierten Schwachstellen sind typisch
für Krankenhäuser dieser Generation:
ehrfach redundante Heizkesselanlagen
m
nachgerüstete BHKW, die jedoch in den
meisten Fällen den Heizkessel-Nutzungsgrad der vorhandenen Wärmeerzeuger
absinken lassen
■ Hoch- und Niederdruckdampfsysteme,
die aufgrund von Outsourcing (Wäscherei), Verfahrenswechsel (Desinfektion)
und Sparmaßnahmen (Reduzierung der
Befeuchtung) oft mehrfach überdimen­
sioniert sind und deren oft weitläufige
Dampf- und Kondensatnetze zu enormen
Stillstandsverlusten führen
■ RLT-Anlagen ohne beziehungsweise
ohne effiziente Wärmerückgewinnung,
gepaart mit undichten Fassaden und
Fenstern
■ veraltete MSR-Anlagen und eine nicht
mehr zeitgemäße Gebäudeleittechnik.
■
■
Regelungsintelligenz
Foto: Reinhard-Nieter-Krankenhaus
Hinzu kommen oft noch hygienisch anfällige
Trinkwassererwärmungsanlagen, Kälte­an­la­
gen, die nicht mehr den aktuellen Vorschrif­
ten entsprechen, oder Nieder­span­nungs­
haupt­verteilungen und Netz­ersatzanlagen,
die dringend einer Modernisierung bedürfen.
Erneuerbare Energien stützen
Finanzierung von Pflichtmaßnahmen
Beim RNK war es möglich, dass Building
Technologies als Contractor sowohl die ener­
getische Sanierung beziehungsweise die
Erneuerung von Wärmeerzeugern, Trinkwassererwärmern, Kälteversorgung, Mess-,
Steuerungs- und Regelungstechnik sowie
Gebäudeautomation als auch den Einbau
einer neuen Niederspannungshauptverteilung (NSHV) und einer Netzersatzanlage
(NEA) übernehmen konnte. Bei näherer
Be­trachtung zeigte sich, dass mit einem
konventionellen Lösungsansatz die defi­
nier­­­ten Aufgaben im Rahmen von Energiespar-Contracting wirtschaftlich nicht zu
rea­li­­­sie­ren waren. Erfahrungen von Building Technologies bei anderen Energiespar-Contracting-Projekten ließen jedoch
den Schluss zu, dass durch die Einbindung
erneuerbarer Energien und den daraus resultierenden gesetzlichen Vorteilen die
vom Krankenhaus gewünschten Pflichtmaßnahmen mitfinanziert werden können.
Eine Überprüfung des aktuellen Wärmelastganges des Krankenhauses ergab, dass
mit einer auf Pflanzenöl basierenden KWKAnlage aufgrund der damit möglichen Öko­­
stromvergütung nach dem ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) die Finanzierung
des Projektes abgesichert werden könnte.
Simu­lationen der Versorgungssicherheit,
beispielsweise der Ausfall der KWK-Anlage
wegen Wartungsarbeiten, ergaben, dass
selbst in einem solchen Fall die Wärmeversorgung des Krankenhauses nicht
Fortsetzung auf Seite 32
Beim Reinhard-Nieter-Krankenhaus in Wilhelmshaven konnte im Rahmen von
Energie­spar-Contracting die Auslegungs-Gesamtwärmeleistung von 16 auf
fünf Megawatt gesenkt werden.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 31
Savings & Services
Fortsetzung von Seite 31
gefährdet ist. Etwaige Engpässe bei der
Brennstoffversorgung werden durch nunmehr drei Energieträger (Pflanzenöl, Erdgas, Heizöl) zusätzlich entschärft. Diese
Ab­sicherung war die Basis für folgendes
­Wärmekonzept:
Wärme-Grundlast über zwei PflanzenölBlockheizkraftwerke
■ Einbindung der bestehenden drei
Pufferspeicher
■ Wärme-Mittellast über einen
­gasbefeuerten Brennwertkessel
■ Wärme-Spitzenlast über zwei bivalent
­befeuerte Niedertemperaturheizkessel.
■
Maik Wiemers, Technischer Leiter des Reinhard-Nieter-Krankenhauses, kann jetzt mithilfe des Gebäudeautomationssystems den jeweils wirtschaftlichsten Energieträger
wählen.
Der zurückliegende Winter mit Außentemperaturen bis –15 °C bot die Möglichkeit, das
neue Wärmekonzept unter Auslegungsbedingungen zu testen. Mit Erfolg: Notwendige Reserven wurden gehalten und das
hydraulische Zusammenspiel funktionierte
einwandfrei! Insgesamt stellen die Wärme­
erzeugungsanlagen des Krankenhauses jetzt
rund 3,9 Megawatt Heizleistung zur
Verfügung.
Foto: Fotolia
Schlankeres Dampfsystem
mit weniger Druck
Ein wesentlicher Anteil an den hohen Energieeinsparungen des RNK liegt in der Neuordnung der überdimensionierten und
nicht mehr zeitgemäßen Dampfversorgung.
Die noch vorhandenen Dampfabnehmer
der Liegenschaft, wie etwa die zentrale
Sterilisation, die Küche oder einige RLT-­
Anlagen, werden jetzt über zwei nahe der
Küche neu installierte gasbefeuerte Schnell­
dampferzeuger mit je 250 Kilowatt Nenn­
wärme­leistung versorgt. Hierbei kamen
gleich zwei energetisch positive Effekte
zum Tragen: Einerseits konnten die sehr
langen Dampf­leitungen zwischen Kessel-
Zahlreiche Pflichtmaßnahmen refinanzieren sich aus der Ökostromvergütung
des Blockheizkraftwerkes, das mit Pflanzenöl angetrieben wird.
32 Soll-Ist Nr. 47/2009
Die neue Heizkesselzentrale ist bedeutend platzsparender
und ganz auf die aktuellen Bedürfnisse des Krankenhauses
ausgerichtet.
haus und Dampfabnehmern stillgelegt
werden; für den Hoch- und Niederdruckdampf waren dies je etwa 150 Meter.
Andererseits ergab sich aus der Netzauftrennung die Möglichkeit, die Dampfdruckstufe zu reduzieren.
An weiteren Maßnahmen wurde realisiert:
Erneuerung der Hauptwärmeverteilung
Erneuerung der Trinkwasserspeicher
durch Plattenwärmeübertrager
■ Ersatz der R22-Kälteanlage durch moderne, umweltschonende Kälteaggregate
mit Freikühlfunktion
■ Hydraulische und regelungstechnische
Optimierung des Kaltwassernetzes.
■
größere Dimensionierung der NEA gestattet
es jetzt, die gesamte Liegenschaft bei Netzausfall quasi unterbrechungsfrei mit Strom
zu versorgen. Entsprechende Erweiterungen
und Schaltungen sind in der neuen NSHV
bereits berücksichtigt. Auch diese Maßnahme amortisiert sich nicht aus Energieeinsparungen, sondern ist als Pflichtmaßnahme
deklariert.
■
Gebäudeleittechnik wählt wirtschaftlichsten Energieträger
Eine weitere Pflichtmaßnahme war die komplette Migration der vorhandenen Gebäudeleittechnik auf den aktuellen technischen
Stand. Durch diverse Um- und Erweiterungsbauten war Gebäudeleit- und MSR-Technik
von Siemens im RNK vorhanden, allerdings
in der gesamten Bandbreite, vom autarken
Analogregler bis zur digitalen Automation
auf BACnet-Standard. Zielsetzung war es
daher, sämtliche Anlagen auf den aktuellen
Stand der Technik zu bringen und auf der
Gebäudeleittechnik darzustellen. Ein spezielles Programm gibt dem Betreiber jetzt
die Möglichkeit, die auf Pflanzenöl, Heizöl
und Erdgas gestützte Wärmeversorgung
in Abhängigkeit des günstigsten Energiepreises zu fahren.
Spitzenlastoptimierung mit NEA
Bei der Neudimensionierung des veralteten
Netzersatzaggregates (NEA) des Krankenhauses wurde nicht nur die Auslegungsleistung von 630 kVA auf 1 MVA erhöht,
sondern auch eine Schaltung gewählt, die
eine Nutzung der NEA als BHKW zur Abdeckung von Stromspitzen erlaubt. Die
Enge Zusammenarbeit schafft
zusätzliche Synergien
Ein Teil des Erfolges bei Energiespar-Contracting hat auch damit zu tun, inwieweit der
Contractor und das technische Personal
des Auftraggebers aufeinander zugehen
und gemeinsame Strategien entwickeln.
Schon bei den ersten Begehungen der
Liegenschaft im Zuge der Ausschreibung
wurde auf das umfassende Wissen des technischen Personals über die Liegenschaft
und deren gebäudetechnischen Anlagen
zurückgegriffen und technische Konzepte
für einen sicheren Betrieb der Anlagen gemeinsam besprochen. Eine besondere Herausforderung für das Personal waren die
Umbaumaßnahmen im laufenden Betrieb.
Durch die stete Leistungsbereitschaft und
den Willen, das neue Konzept und die innovative Technik voll zu unterstützen, konnten auch zeitkritische Termine eingehalten
werden, beispielsweise die komplette Umstellung der Heizung mitten in der Heizperiode. Aus der engen Zusammenarbeit
von Siemens mit dem Technikpersonal
ergeben sich auch in der Zukunft weitere
Optionen der Betriebsoptimierung und
damit die Möglichkeit, die Energiekosten
weiter zu senken.
Siemens Building Tech
nologies
Dennis Holland
Tel.: 040 2889-2170
E-Mail: [email protected]
■
Bei der Dimensionierung der alten Heizkesselanlage wurden
hohe Anforderungen an die Redundanz gestellt, die heute in
dieser Größenordnung nicht mehr zeitgemäß sind.
Dennis Holland (31 Jahre) ist seit 2005
bei Building Technologies tätig. Am
Standort Hamburg hat sich der Ingenieur
der Versorgungstechnik auf Fragen
rund um das Thema Energieeffizienz
spezialisiert.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 33
Academy
Die Plattform für aktuelles
Branchenwissen
Building Technologies Academy mit breit gefächertem Seminarangebot
Welche Änderungen bringen die europäischen Normen? Was unterscheidet die aktuelle Version der GMA-Manager-Software von ihren
Vorgängern? Das aktuelle Branchenwissen ist komplex und verändert
sich ständig. Die Academy reagiert darauf mit einem breit gefächerten Seminarangebot. Ab November liegt das neue Programm vor.
Domenico La Rosa (3. von links), Techniker beim
Hessischen Rundfunk, erhielt die Auszeichnung
„Fachkraft für Gebäudeautomation“. Mit ihm
freuten sich (von links) Michael Köberle, Leiter
Betriebstechnik Hessischer Rundfunk, Werner
Hochgürtel und Ulrich Seul, beide Siemens AG.
Die Zahlen sprechen für sich: Über 1.300
Teilnehmer aus rund 430 Unternehmen be­­
suchten im vergangenen Jahr Schulungen
der Academy in Frankfurt. Das neue Programm umfasst wieder über 200 unterschiedliche Veranstaltungen. Die Academy
ist eine zentrale Kompetenz-Plattform rund
um die Planung und Realisierung gebäudetechnischer Systeme. Sie steht Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten sowie
interessierten Fachleuten offen.
Themen aus allen Bereichen
der Gebäudetechnik
Die behandelten Themen sind breit gestreut
wie das umfassende Produkt- und Leistungs­
spektrum der Building Technologies Division.
Neun übergreifende Rubriken – von C wie
„CAFM-Anwendungen“ bis V wie „Video34 Soll-Ist Nr. 47/2009
technik“ – gliedern die Themen aus Gebäude­
automation, Gebäudesicherheit und Netzwerktechnologie. Abgerundet wird das neue
Programm von neutralen Seminaren, die
auch Basiswissen vermitteln, darunter Grund­­
lagen der Gebäudetechnik, Hydraulik,
LonWorks- oder BACnet-Technologie. Die
Schwer­punkte liegen unter anderem bei
Schulungen zum Gebäudeautomations­
system Desigo.
Frühjahr konnte Hochgürtel das hundertste
Zertifikat an Domenico La Rosa vom
Hessischen Rundfunk überreichen (Foto).
Zahlreiche Zertifizierungen folgten, unter
anderem an Mitarbeiter von ­Firmen wie
der Axel Springer AG oder der Universität
Erlangen. Zurzeit sind weitere 130 Personen
zur Zertifizierung angemeldet, die noch
die notwendigen Schulungen durchlaufen
werden.
Fachkraft für Gebäudeautomation
Weiterhin stark nachgefragt ist die Zertifizierung zur Fachkraft für Gebäudeauto­
mation: Kunden, die sich über die
Building Technologies Academy fortbilden,
können seit sechs Jahren eine Zertifizierung
erlangen. Seit dem Start verzeichnet
Werner Hochgürtel, Leiter Product Learning,
ein großes Interesse für dieses Angebot.
Sowohl die Teilnehmer als auch deren Vorgesetze schätzen diese Zusatzqualifikation,
denn sie verdeutlicht die Komplexität und
Bedeutung der Gebäudeautomation.
Externe Experten unterrichten Kunden
Das breit gefächerte Themenspektrum
spricht Haus- und Betriebstechniker, Planer
und Monteure genauso an wie MSR-Techniker. Als Dozenten werden gleichermaßen
Fachleute aus dem eigenen Haus wie externe Dozenten verpflichtet. Darunter so
renommierte Experten wie Dr.-Ing. Siegfried Baumgarth und Dr.-Ing. Georg-Peter
Schernus, beide Professoren an der Fachhochschule Wolfenbüttel. Kontinuierlich
nutzt und verbessert die Academy auch ­
die Methoden der Wissensvermittlung. So
wurde das Thema „verknüpftes Lernen“ ­
in die Seminare integriert. Dabei erörtern
Dozenten und Teilnehmer gemeinsam, wie
Wissen zum Beispiel über das Internet oder
Expertennetzwerke aufgebaut und weiter­
ent­wickelt werden kann.
100. Zertifikat im Frühjahr überreicht
Der Weg zur Zertifizierung führt über produktneutrale Grundlagenseminare und
über Schulungen zu speziellen Gebäude­
automationssystemen von Siemens. Im
Linktipp
Anmeldungen nimmt die Academy jederzeit über ein OnlineFormular entgegen. Ab November liegt das Seminarprogramm
2010 vor, das ebenfalls online bezogen werden kann.
www.siemens.de/buildingtechnologies-seminare
1.16 OSRAM GmbH, CRM CC, 81536 München
www.osram.de
Es gibt Klassiker, die immer besser
werden: die LUMILUX COMBI –
jetzt mit EVG.
Neueste Elektronik für den Leuchtenklassiker: Ab sofort sorgt ein hochwertiges Elektronisches
Vorschaltgerät von OSRAM in der LUMILUX® COMBI für noch besseres Licht. Ohne Flimmern und
Flackern, energiesparend und langlebig: Das sind nur einige Vorteile dieser perfekten Kombination,
die selbst bei engen Einbauverhältnissen überzeugt. Auch ein Klassiker mit langer Erfolgsgeschichte kann eben immer noch besser werden.
Nr. 47/2009 Soll-Ist 35
Siemens AG
Industry Sector
Building Technologies Division
Friesstraße 20
60388 Frankfurt/Main
Ihren regionalen Ansprechpartner finden Sie im Internet unter
www.siemens.de/buildingtechnologies
oder über unser Kundenbetreuungs-Center
Tel.: +49 800 1007639
E-Mail: [email protected]
Die Informationen in dieser Kundenzeitschrift enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen beziehungsweise
Leistungsmerkmale, welche im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen
beziehungsweise welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten
Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden.
© Siemens AG 2009
Gedruckt in Deutschland (10/2009)
Bestell-Nr.: E10003-A38-H18
www.siemens.de/soll-ist
Herunterladen