Dr. J. Reinhardt Sommersemester 2014 Theoretikum zur Vorlesung Theoretische Physik II für Lehramtskandidaten Lösungen zu Blatt 9 Aufgabe 1 Da die potentielle Energie eines Dipols im Magnet~ lautet, stellt er sich so ein, dass feld W = −m ~ ·B ~ zeigt. Es muss also die Richm ~ in Richtung von B ~ =B ~0 + B ~ 1 ermittelt tung des Gesamtmagnetfelds B werden. Aus der Vorlesung bzw. aus Aufgabe 1 von Blatt 8 ist bekannt, dass der Draht von kreisförmigen Magnetfeldlinien umgeben ist gemäß z y I ® d B1 ® B a ~ 1 (~r ) = µ0 I ~eϕ , B 2πρ ® B0 x wobei sich die Zylinderkoordinaten jetzt aber auf eine um d verschobene und in x-Richtung zeigende Symmetrieachse beziehen. Der Abbildung kann man für diesen Fall durch scharfes Nachdenken entnehmen: p ρ = y 2 + (z − d)2 , ~eϕ = (0, −(z − d)/ρ, y/ρ) . Wir benötigen das Magnetfeld nur an der Stelle ~r = ~0 und man sieht auch ohne die allgemeinen Formeln zu benutzen sofort ρ = d und ~eϕ = ~ey , also ~ ~0 ) = B0 , µ0 I , 0 . B( 2πd ~ = B (cos α, sin α, 0) das Für die Richtung dieses Felds relativ zur x-Achse folgt aus B Resultat α(I) = arctan µ0 I . 2πdB0 Die Anordnung kann als primitives Strommessgerät benutzt werden. Nach Einschalten des Stroms wirkt auf den Kompass ein Drehmoment das die Nadel aus der Ruhelage α = 0 auslenkt. Abhängig von der herrschenden Reibung wird sie sich mehr oder weniger schnell auf eine neue Gleichgewichtslage in Richtung α(I) einpendeln. Für einen Ausschlag von α = 450 , also tan α = 1 muss folgender Strom fließen: I= 2π · 0.1m 50 · 10−6 ANm 2πdB0 = 25 A . = µ0 1.2566 · 10−6 AN2 1 Aufgabe 2 a) Aus Symmetriegründen werden die magnetischen Feldlinien konzentrische Kreise sein. Der Betrag der Feldstärke hängt dabei nicht vom Azimutalwinkel bezogen auf den TorusMittelpunkt ab (wenn die Spule dicht gewickelt ist, andernfalls besäßen die Feldlinien eine gewisse Welligkeit“, also ” Ausbuchtungen in der Nähe der einzelnen Drähte). In der ~ r ) = H(r)~eϕ . Betrachtet Spulenebene muss daher gelten H(~ man als Integrationsweg C einen Kreis mit Radius r, dann lässt sich das Integral auf der linken Seite des Ampereschen Durchflutungsgesetzes I Z ~ d~r · H = dF~ · ~j 0 r0 H 0 R0 I }L C trivial lösen mit dem Resultat 0 0 < r < R0 − r0 NI für R0 − r0 ≤ r ≤ R0 + r0 2πrH(r) = 0 R0 + r0 < r Der Beitrag der Drähte, die den Strom von Außen zuführen lässt sich gegenüber den N Spulenwindungen vernachlässigen. Man beachte: Die ideale Torusspule weist im Gegensatz zur endlichen linearen Spule kein äußeres Streufeld auf. Das gesamte Magnetfeld ist im Inneren des Torus konzentriert und hat dort die Stärke H= NI NI ≃ 2πr 2πR0 und deshalb B ≃ µr µ0 NI 2πR0 ~ B ~ = 0 an den Randflächen des Spalts b) Wird die Spule aufgeschnitten, dann ist wegen ∇· ~ n stetig. Ist der Spalt schmal, dann kann die die Normalenkomponente der Induktion B im Prinzip zu erwartende radiale Aufweitung der Feldlinien vernachlässigt werden, sodass gilt BSpalt = BSpule . Das H-Feld hingegen ist wegen der Beziehungen BSpule = µr µ0 HSpule und BSpalt = µ0 HSpalt im Spalt um den Faktor µr erhöht. Das Amperesche Gesetz liefert bei Integration über einen Kreis mit dem Radius R0 (2πR0 − L) 1 B + L B = NI µr µ0 µ0 oder B= µr µ0 NI . 2πR0 + (µr − 1)L Für einen sehr schmalen Spalt kann der zweite Term im Nenner vernachlässigt werden und es ergibt sich der Grenzfall B ≃ µr µ0 NI . 2πR0 2 Allerdings stimmt dies nur unter der Bedingung L ≪ R0 /µr . Die “naheliegendere” viel schwächere Bedingung L ≪ R0 reicht nicht aus; das Aufschlitzen des Spulenkerns macht sich in diesem Fall bereits durch eine Abschwächung des Magnetfelds bemerkbar. Im entgegengesetzten Grenzfall L ≫ R0 /µr ergibt sich B≃ N N µr µ0 I ≃ µ0 I . µr − 1 L L Kurioserweise stimmt dies mit dem Magnetfeld einer geraden Spule der Länge L mit N Wicklungen ohne Eisenkern überein. Aufgabe 3 Wir wählen die z-Achse in Richtung der Magnetisierung, also ~ = M~ez . Im Innenraum der Kugel gilt der Zusammenhang M ~ i = µ 0 (H ~i+M ~ ). Die übliche Beziehung B ~ = µr µ0 H ~ ist hier B ~ wegen der permanent vorhandenen Magnetisierungsdichte M i ~ nicht anwendbar! Die Größe des Felds H ist zunächst nicht bekannt. Wir machen den Ansatz, dass es konstant ist und ~ i = H i~ez , was dann auch für ebenfalls in z-Richtung zeigt, H ~ i folgt. Der Ansatz ist gerechtfertigt, wenn sich damit die B Randbedingungen auf der Kugeloberfläche erfüllen lassen, was wir jetzt nachprüfen. ~ B ~ = 0 und ∇× ~ H ~ = 0. DarDa keine freien Ströme auftreten, gelten die Feldgleichungen ∇· ~ aus folgt: Die Normalenkomponenten der Induktion B und die Tangentialkomponenten ~ müssen stetig sein. Für die Komponenten in Kugelkoordinaten bedeutet der Feldstärke H dies: und Hθi r=R = Hθa r=R . Bri r=R = Bra r=R Wir zerlegen das Dipolfeld des Außenraums in radiale und tangentiale Komponenten ~ = (B ~ · ~er )~er + (B ~ · ~eθ )~eθ . Unter (azimutale Anteile in Richtung ~eϕ treten nicht auf), B Benutzung von ~ez · ~er = cos θ und ~ez · ~eθ = − sin θ ergibt sich ~ez = cos θ ~er − sin θ ~eθ . Das Dipolfeld lautet somit µ m µ0 m 0 a ~ 3 cos θ ~er − ~ez = 2 cos θ ~er + sin θ ~eθ . B (~r ) = 4π r 3 4π r 3 Damit ergibt sich als Stetigkeitsbedingung für Br : B i cos θ = µ0 m 2 cos θ 4π R3 also Bi = µ0 2m . 4π R3 ~a =B ~ a /µ0 Die Stetigkeitsbedingung für Hθ lautet mit H 1 1 µ0 m B i − M sin θ = sin θ −H i sin θ = − µ0 µ0 4π R3 also B i = µ0 M − µ0 m . 4π R3 Bei beiden Stetigkeitsbedingungen hat sich die θ-Abhängigkeit herausgekürzt. Damit ist bewiesen, dass der Ansatz (konstantes Feld innen, reines Dipolfeld außen) gerechtfertigt war. (Dass sich ein so einfaches Resultat ergibt, ist eine Besonderheit der Kugelgeometrie. 3 Für anders geformte Permanentmagnete wird es komplizierter; es liegt dann im Nahbereich kein reines Dipolfeld vor.) Gleichsetzen der beiden Resultate für B i liefert M= 3m . 4πR3 Das magnetische Moment der Kugel ist wie zu erwarten das Produkt aus der Magnetisie4π 3 ~ ~ und dem Kugelvolumen V , also m ~ rungsdichte M ~ = R M = V M. 3 Für das Feld im Innenraum folgt 2~ ~ ~ i = 2 µ0 m B , = µ0 M 3 4π R 3 ~i − M ~ = 2M ~ −M ~ = −1M ~ . ~i = 1 B H µ0 3 3 ~ zeigt im Innenraum der magnetisierten Wir stellen fest: Die magnetische Induktion B Kugel in Richtung des Dipolmoments m, ~ es ergeben sich zusammen mit dem Dipolfeld ~ des Außenraums geschlossene Feldlinien. Das muss auch so sein, denn das B-Feld ist ~ ~ ·B ~ =0 quellenfrei. Die Feldstärke H hingegen ist nicht quellenfrei, denn es gilt wegen ∇ ~ ·H ~ = −∇ ~ ·M ~ . Man könnte die rechte Seite als eine fiktive “magnetische die Beziehung ∇ ~ ·M ~ interpretieren, die auf der Oberfläche der Kugel konzentriert ist Ladung” ρm = −∇ ~ (da dort M einen Sprung macht und deshalb eine nichtverschwindende Divergenz besitzt). ~ Als Konsequenz besitzt das H-Feld auf der Oberfläche eine Quelle, dort “entspringen ~ im Innenraum sogar in die entgegengesetzte Feldlinien”. Die Rechnung hat gezeigt, dass H Richtung zeigt. An den Magnetpolen ist es betragsmäßig um einen Faktor 2 kleiner als im Außenraum. Die zugehörigen Feldlinienbilder sind unten dargestellt. Die H-Feldlinien im Kugelinneren sind in größerem Abstand gezeichnet, um den kleineren Wert der Feldstärke zu kennzeichnen. 4