Dr. J. Reinhardt Sommersemester 2014 Theoretikum zur Vorlesung Theoretische Physik II für Lehramtskandidaten Lösungen zu Blatt 5 Aufgabe 1 Das Dipolmoment einer Anordnung von Punktladungen qi lautet p~ = N X qi~ri . i=1 Das Resultat hängt nicht vom Koordinatenursprung ab (warum?), wir wählen das Zentrum des Sauerstoffatoms. Dann gibt es nur zwei Summanden θ θ θ θ θ p~ = δH d cos ~ex + sin ~ey + δH d cos ~ex − sin ~ey = 2δH d cos ~ex = p ~ex 2 2 2 2 2 p = 2 · 0.32e 95.8 · 10−12 m cos 520 = 6.1 · 10−30 Cm . Die Energie des Dipols im elektrischen Feld lautet ~ = −pE cos ϕ = −6.1 · 10−30 Cm 107 V cos ϕ = −6.1 · 10−23 J cos ϕ , VD = −~p · E m wobei benutzt wurde 1 J = 1 C · 1 V . In der atomaren Energieeinheit Elektronenvolt (1 eV = 1.6 · 10−19 J) lautet das Resultat W = −3.8 · 10−4 eV cos ϕ. Energetisch am günstigsten ist es also, wenn die Symmetrieachse des Moleküls in Richtung des Felds zeigt. Für das Drehmoment, das vom Feld auf das Molekül ausgeübt wird, gilt die Formel ~ D = p~ × E ~ = MD ~e⊥ , M MD = pE sin ϕ = 6.1 · 10−23 Nm sin ϕ . ~ steht. Das Drehmoment wird Hier ist ~e⊥ ein Einheitsvektor, der senkrecht auf p~ und E maximal bei ϕ = 900 und ist so gerichtet, dass es versucht, das Molekül in die Richtung des Energieminimums (ϕ = 0) zu drehen. Die Kraft auf das Molekül verschwindet im homogenen elektrischen Feld; bei Verschiebung ~ D = ändert sich die Energie nicht. Im inhomogenen Feld gäbe es eine Kraft F~D = −∇V ~ p · E). ~ ∇(~ Aufgabe 2 Laut Vorlesung erzeugt der elektrische Dipol p~1 das Feld ~ 1 (~r ) = E 1 3(~r · p~1 ) ~r p~1 − 3 . 4π0 r5 r 1 ~ ausgesetzt ist die Energie Andererseits besitzt der Dipol p~2 wenn er einer Feldstärke E ~ r) V2 = −~p2 · E(~ Die Wechselwirkungsenergie der beiden Dipole erhält man dann einfach, indem man hier ~ =E ~ 1 einsetzt, also E W12 1 p~1 · p~2 3(~r · p~1 )(~r · p~2 ) = . − 4π0 r3 r5 Diese Formel gilt für beliebige räumliche Ausrichtungen. Wie es sein muss, ist sie symmetrisch unter Vertauschung von p~1 und p~2 . Wir spezialisieren die Formel für W12 nun auf den Fall, dass die Vektoren p~1 , p~2 sowie ~r in einer Ebene liegen. Dann entfällt einer der Freiheitsgrade und die Wechselwirkungsenergie hängt neben dem Abstand r nur noch von den beiden Ausrichtungswinkeln θ1 und θ2 ab. (Im allgemeinen, nicht koplanaren Fall käme noch ein Azimutalwinkel ϕ hinzu.) W12 = 1 p1 p2 1 p1 p2 cos(θ − θ ) − 3 cos θ cos θ ≡ C12 (θ1 , θ2 ) . 1 2 1 2 4π0 r3 4π0 r3 Die Winkelabhängigkeit ist recht kompliziert. In der Tabelle ist der winkelabhängige Stärkefaktor C12 für verschiedene Fälle aufgeführt. θ1 θ2 0 0 0 π/2 0 π π/2 π/2 π/2 −π/2 C12 −2 0 +2 +1 −1 Ausrichtung → → → ↑ → ← ↑ ↑ ↑ ↓ Weiter Spezialfälle erhält man durch Vertauschen der Dipolmomente, p~1 ↔ p~2 , oder durch deren gleichzeitiges Umklappen p~1 → −~p1 und p~2 → −~p2 . Bei beiden Operationen ändert sich die Energie nicht und man gewinnt keine neuen Erkenntnisse. Der Tabelle entnehmen wir, dass die niedrigste Energie in der gestreckten“ Anordnung ” bei paralleler Ausrichtung (→ →) vorliegt. Stehen die Dipolmomente senkrecht zum Abstandsvektor, dann ist hingegen die antiparallele Ausrichtung (↑ ↓) günstiger. Den größten Energieaufwand erfordert die “Kopf gegen Kopf”-Konfiguration (→ ←). Die Abbildung zeigt ein Höhenlinienbild der Wechselwirkungsenergie W12 als Funktion der Winkel θ1 und θ2 , jeweils im Wertebereich zwischen −π und π. Grün bedeutet negative und Rot positive Energie. 2 Aufgabe 3 a) Zylinderkondensator Die Feldstärke im Außenraum eines langen geladenen Zylinders zeigt weg von der Zylinder~ r ) = E(ρ)~eρ . Sie wurde in Aufgabe 2b von Blatt 3 mit Hilfe einer zylindrischen achse, E(~ Gauß-Dose“ mit Radius R1 ≤ ρ ≤ R2 und Länge L berechnet. Zur Erinnerung: ” Z I 1 1 Q1 1 ~ ~ . dA · E = dV ρe −→ 2πρLE = Q −→ E(ρ) = 0 V 0 2π0 L ρ O (Zur Unterscheidung von der Zylinderkoordinate ρ wurde die elektrische Ladungsdichte hier mit ρe bezeichnet.) ~ = −∇φ ~ errechnet sich die Potentialdifferenz (elektrische Spannung) zwischen Wegen E innerer und äußerer Platte durch ein Linienintegral Z 1 Z 2 Z 1 ~ ~ ~ ~ ~ , dl · ∇φ = − dl · E = d~l · E U = φ(R1 ) − φ(R2 ) = 2 2 1 wobei im Prinzip über jede Kurve integriert werden kann, die die beiden Platten verbindet. Wir wählen natürlich einen radialen Weg mit d~l = dρ ~eρ : Z R2 Z R2 Q Q R2 1 U= dρ E(ρ) = ln . dρ = 2π0 L R1 ρ 2π0 L R1 R1 Die Kapazität ist das Verhältnis zwischen Ladung und Spannung, also C= Q 2π0 L = . R2 U ln R 1 Um eine große Kapazität zu erzielen, sollten sich Innen- und Außenradius nur wenig unterscheiden (entsprechend einem geringen Plattenabstand). b) Kugelkondensator Die Feldstärke zwischen den Kugelelektroden lässt sich wieder mit dem Gaußschen Ge~ r ) = E(r)~er . Für eine setz berechnen. Aus Symmetriegründen gilt für die Feldstärke E(~ kugelförmige Gauß-Dose“ mit R1 ≤ r ≤ R2 folgt bekanntlich ” I Z 1 1 Q 1 ~ ~ dV ρe −→ 4πr2 E(r) = Q −→ E(r) = . dA · E = 0 V 0 4π0 r2 O Die Potentialdifferenz lautet dann Z R2 Z R2 Q 1 Q 1 1 dr E(r) = U = φ(R1 ) − φ(R2 ) = dr 2 = − . 4π0 R1 r 4π0 R1 R2 R1 3 Also lautet die Kapazität C= Q 1 = 4π0 1 U − R1 1 R2 = 4π0 R1 R2 . R2 − R1 c) Im Grenzfall, dass die äußere Elektrode ins Unendliche verschoben wird, R2 → ∞, ergibt sich als Kapazität C∞ = 4π0 R1 . Physikalisch macht es keinen Unterschied, ob die Feldlinien auf den Gegenladungen einer weit entfernten äußeren Kondensatorplatte enden oder bis ins Unendliche laufen. Deshalb beschreibt C∞ den Zusammenhang zwischen Potential (Spannung) und Ladung für eine freistehende leitende Kugel. Als Zahlenwert für die Kapazität einer Kugel mit 1 cm Radius ergibt sich C∞ = 4π 8.8543 · 10−12 As −2 10 m = 1.11 · 10−12 F = 1.11 pF . Vm Für die Erde ergibt sich mit R1 = 6370 km eine erstaunlich geringe Kapazität von gerade einmal C∞ = 7.07 · 10−4 F = 707 µF. Die hohe Kapazität der in der Elektrotechnik verwendeten Kondensatoren kommt weniger durch eine große Fläche der Kondensatorplatten zustande, sondern vor allem durch deren geringen Abstand (beim, übrigens 1896 in Frankfurt erfundenen, Elektrolytkondensator weniger als 0.1 µm). d) Die Berechnung der elektrischen Energie kann durch Integration über die Energiedichte ~ innerhalb der inneren Elektrodes Felds erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass das Feld E de (Faradayscher Käfig) und außerhalb der äußeren Elektrode (Abschirmung durch die Ladung −Q) verschwindet, es ist also nur zwischen R1 und R2 zu integrieren. Für den Zylinderkondensator folgt mit dV = ρdρ dϕ dz: Z Z R2 Q 2 1 0 0 2 dV E = 2πL dρ ρ W = 2 2 2π0 L ρ2 R1 R2 1 1 1 Q2 1 Q2 = ln = = CU 2 = QU . 2 2π0 L R1 2C 2 2 Die analoge Rechnung für den Kugelkondensator lautet Z R2 Q 2 1 0 1 Q2 1 1 1 W = 4π dr r2 = − = QU . 2 4π0 r4 2 4π0 R1 R2 2 R1 Das übereinstimmende Ergebnis W = 12 QU ist kein Zufall sondern gilt generell für Kondensatoren. Man erhält dieses Ergebnis auch ganz allgemein, indem man berechnet, welche Energie notwendig ist, um die Ladung Q in infinitesimalen Schritten dq gegen das sich q aufbauende Potential U (q) = zwischen den Elektroden zu transportieren: C Z Q Z 1 Q2 1 1 Q dq q = = QU . W = dq U (q) = C 0 C 2 2 0 4