Glossar Adorno, Theodor W. (Wiesengrund) (1903-1969): Bedeutender Philosoph, Soziologe, Musikwissenschaftler und Komponist; entwickelte zusammen mit Max Horkheimer die "Kritische Theorie der Gesellschaft" ("Frankfurter Schule"). 1931 Habilitation in Frankfurt am Main, 1933 Entzug der Lehrbefugnis, 1934 Emigration nach England, 1938 in die USA. Mitbegründer des Instituts für Sozialforschung in New York. 1949 Rückkehr an die Universität Frankfurt am Main, Professor für Philosophie und Soziologie. Zahlreiche kulturkritische, philosophische und musiktheoretische Schriften. Aktion Reinhard: Nicht eindeutig geklärte, allgemein auf →Reinhard Heydrich bezogene Tarnbezeichnung für die planmäßige Durchführung der →"Endlösung" durch Giftgas in den drei speziell eingerichteten Todeslagern →Belzec, →Sobibór und →Treblinka. Zwischen März 1942 und Oktober 1943 wurden 1,75 Millionen Juden aus Polen und anderen europäischen Ländern sowie Tausende →Sinti und →Roma im Rahmen der "Aktion Reinhard" ermordet. Aktion T4: NS-Tarnbegriff für den euphemistisch als →"Euthanasie" bezeichneten staatlich organisierten Massenmord an geistig und körperlich behinderten Kindern und Erwachsenen sowie Psychiatriepatienten und nicht mehr arbeitsfähigen oder kranken KZ-Häftlingen; benannt nach der Adresse einer Villa in der Tiergartenstraße 4 in Berlin, in der sich von 1940 bis 1945 die der → Kanzlei des Führers unterstellte Organisationszentrale befand. Alte Synagoge Essen: Die Alte Synagoge in Essen (Nordrhein-Westfalen), 1911-1913 erbaut, eine der größten und schönsten Synagogen in Deutschland, wurde in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, in der sogenannten →"Reichskristallnacht" zerstört, nach dem Krieg zunächst notdürftig restauriert und für verschiedene kulturelle Zwecke genutzt, seit 1980 Mahn- und Gedenkstätte. Antisemitismus: In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geprägter Begriff für Judenfeindschaft. Als ein Produkt der bürgerlichen Industriegesellschaft ist der Antisemitismus überwiegend politisch, wirtschaftlich und rassistisch motiviert. Er richtet sich gegen Juden als ethnische und kulturelle Minderheit in Europa. Die seit der Antike vorkommende religiös motivierte Judenfeindschaft bezeichnet man als Antijudaismus. Aprilboykott: Am 1. April 1933, öffentlich angekündigter, von →SA organisierter Boykott von Geschäften, Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Apotheken jüdischer bzw. →"nichtarischer" Inhaber. Beginn der Berufsverbote. Bitten der Reichsvertretung der deutschen Juden an beide christliche Kirchen um Beistand blieben unbeantwortet. Arier, arisch: Ethnologisch-sprachwiss. Begriff (Sanskrit: arya = Herr, Edler) für Völker der indo-germanischen Sprachfamilie, ab Mitte des 19. Jahrhunderts politische Verwendung in Rassentheorien. Zentraler Begriff in der →"Rassenlehre" der Nationalsozialisten. Ab 1933 wurden →"Nichtarier" schrittweise aus Berufen, Verbänden, dem deutschen Kulturleben und von der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen. Die NS-Rassenpolitik gipfelte im Massen- und Völkermord an Juden, →Sinti und →Roma und Millionen Slawen in Europa. Ariernachweis: Urkundlich belegter Nachweis "arischer Abstammung" bis zu den Großeltern (→ "Arier", "arisch"), erforderlich ab 1933 (Arierparagraph) für die Berufsausübung, ab 1935 (→ Nürnberger Gesetze) für alle deutschen Staatsbürger in Personenstandsangelegenheiten; bei ungeklärten Familienverhältnissen erteilt auf Grund rassenbiologischer Gutachten durch das 1933 eingerichtete Amt des Sachverständigen für Rasseforschung beim Reichsministerium des Innern. Arisierung: Nationalsozialistischer Begriff für die zwangsweise Enteignung des Besitzes und Vermögens von →"Nichtariern" (Juden, →Sinti und →Roma) sowie ihrer Eliminierung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben zugunsten von "Ariern" bzw. des deutschen Reiches. Diese Maßnahmen wurden auch von den Verbündeten des NS-Staates übernommen. Asoziale: Bereits vor 1933 diskriminierender Sammelbegriff für Bettler, Fürsorgeempfänger, Obdachlose, Zuhälter, Prostituierte, auch →Homosexuelle und →"Zigeuner" sowie sonstige nach rassenideologischen und kriminalpolizeilichen Kriterien als "gemeinschaftsunfähig" definierte soziale Minderheitern. Tausende als "asozial" geltende Menschen wurden von der Kriminalpolizei auf Grund des Erlasses zur "vorbeugenden Verbrechensbekämpfung" vom 14. 12. 1937 verhaftet, in →KZ inhaftiert, viele zwangssterilisiert oder im Rahmen der →"Euthanasie" ermordet. Asylbewerberheim: Wohnheim für Flüchtlinge, die als politisch Verfolgte nach dem Grundgesetz (Art. 16) Asyl in der Bundesrepublik Deutschland beantragt haben. Das deutsche Asylrecht basiert auf den historischen Lehren aus dem nationalsozialistischen Unrechtsstaat, der Millionen politisch verfolgte Menschen in die Emigration trieb. Das Asylrecht wird seit einigen Jahren zunehmend restriktiv ausgelegt. Auschwitz (KZ) (polnisch: Oswiecim): Größtes nationalsozialistisches Konzentrations-, Arbeitsund Vernichtungslager im besetzten Polen während des Zweiten Weltkriegs, westlich von Krakau/Krakow an der Mündung des Flusses Sola in die Weichsel gelegen. Von der →SS 1940 errichtet, wurde das KZ Auschwitz 1941/42 zu einem Vernichtungslager erweitert. Es bestand aus drei Hauptlagern: AI war das Stammlager, AII-Birkenau das Vernichtungslager, AIII-Monowitz das Arbeitslager der →IG-Farben, auch als BUNA bezeichnet. Zum Lagerkomplex Auschwitz gehörten zahlreiche Außen- und Nebenlager. Auschwitz-Lüge: Schlagwort für die Leugnung der nationalsozialistischen Verbrechen des Massen- und Völkermords in den NS-Konzentrationslagern, exemplarisch in →Auschwitz. In der Bundesrepublik Deutschland seit 1985 als Beleidigung nach § 194 StGB strafrechtlich verfolgt. BDM: Abkürzung für "Bund Deutscher Mädel", Teilorganisation der →Hitlerjugend. Bekennende Kirche: Nach 1933 von den Theologen Martin Niemöller, →Dietrich Bonhoeffer und Karl Barth begründeter Zusammenschluss von Pfarrern und Laien innerhalb der evangelischen Kirche in Opposition zur NS-Kirchenpolitik und zu den nationalsozialistischen "Deutschen Christen". Ab 1936 durch inneren Dissens und Verfolgung vieler Mitglieder in der Wirkung geschwächt. Bedeutende Repräsentanten wie Bonhoeffer schlossen sich der politisch heterogenen Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" um Helmuth James Graf von Moltke an (23.1.1945 hingerichtet), dessen Gut Kreisau in Schlesien konspirativer Treffpunkt war. Belzec: Erstes der drei Vernichtungslager der →"Aktion Reinhard" (→Sobibór, →Treblinka) im besetzten Polen zu Ermordung der Juden. Anfänglich Arbeitslager, wurde Belzec ab November 1941 Vernichtungslager. Die drei →Gaskammern wurden mit Kohlenmonoxydabgasen von Dieselmotoren betrieben. Im Juni 1942 Bau neuer Gaskammern mit der Kapazität von jeweils mehr als 1.000 Menschen. Bis Ende 1942 wurden über 600.000 Menschen, überwiegend Juden, aber auch →Sinti und →Roma, ermordet. Im Frühjahr 1943 Auflösung des Lagers, Beseitigung der Spuren durch Exhumierung und Verbrennung der menschlichen Überreste. Bergen-Belsen (KZ): Bei Celle (Niedersachsen), 1940 Lager für belgische und französische, ab Juli 1941 für über 20.000 sowjetische Kriegsgefangene (→Stalag). Bis Februar 1942 starben ca. 18.000 durch Hunger und Unterbringung im Freien. 1943 Auffanglager für ca. 6.000 "ausländische" Juden (Geiseln im Austausch für inhaftierte Deutsche). 1944/45 drastische Verschlechterung der Bedingungen durch Einweisung Tausender Häftlinge aus anderen →KZ (→ Todesmärsche). Massensterben vor und nach der Befreiung am 15.4.1945 an Seuchen und Entkräftung. →Anne Frank starb im März 1945 in Bergen-Belsen. Bernburg: Psychiatrisches Krankenhaus Bernburg (Sachsen-Anhalt), eine der sechs → "Euthanasie"-Tötungsanstalten, geleitet von dem Arzt, Dr. I. Eberl, 1942 erster Kommandant von →Treblinka. Zwischen 1940 bis 1943 wurden mehr als 9.000 geistig und körperlich Behinderte sowie Psychiatriepatienten aus Nord- und Mitteldeutschland, zudem über 5.000 mehrheitlich jüdische Häftlinge der →KZ →Buchenwald, →Flossenbürg, →Groß-Rosen, →Neuengamme, → Ravensbrück und →Sachsenhausen in der →Gaskammer mit Kohlenmonoxid erstickt (→ "Sonderbehandlung 14f13"). Nach 1943 wieder Krankenhaus, Gedenkstätte seit 1989. Berufsbeamtengesetz: "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933, auf Grund dessen Beamte wegen "nichtarischer Abstammung" (→"Ariernachweis", "arisch") oder politischer Unzuverlässigkeit entlassen bzw. in den Ruhestand versetzt wurden. Maßnahme zur "Gleichschaltung", wodurch in erster Linie Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurden, deren Stellen mit Nationalsozialisten oder "rückhaltlos" den NS-Staat unterstützenden Kollegen besetzt wurden. Best, Werner (1903-1989): Jurist, Promotion 1927, NSDAP-Mitglied 1930, SS-Eintritt 1931, 1944 SS - Obergruppenführer, geht 1935 zur Gestapo nach Berlin. 1939-40 Chef des Amtes Verwaltung und Recht im Hauptamt Sicherheitspolizei, Leiter des Amts des →RSHA, 1940-42 Verwaltungschef beim Militärbefehlshaber in Frankreich, 1942-45 Reichsbevollmächtigter im besetzten Dänemark, 1948 in Dänemark zum Tode verurteilt, 1949 begnadigt, 1951 entlassen. Danach Rechtsanwalt und Rechtsberater in der Industrie, 1972 erneute Anklage, Einstellung des Verfahrens aus Gesundheitsgründen. Börgermoor (KZ): Erstes →Emslandlager, 1933 von 1.000 politischen Häftlingen errichtet, berüchtigt wegen der inhumanen Arbeits- und Haftbedingungen. Hier entstand 1933 das "Lied der Moorsoldaten", das zur Hymne des politischen Widerstands wurde. Die Häftlinge nannten sich selbst Moorsoldaten wegen ihrer grau-grünen Uniform mit Rekrutenkäppchen. Ab 1934 Justizvollzugslager für Strafgefangene, →Homosexuelle, →Sinti und →Roma (→"Zigeuner") und Regimegegner. Im September 1944 wurden 400 →"Nacht und Nebel"-Gefangene, ausländische Widerstandskämpfer, in den Emslandlagern inhaftiert. Bonhoeffer, Dietrich (1906-1945): Evangelischer Theologe, Mitbegründer der →Bekennenden Kirche, bedeutender Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er verhalf 15 jüdischen Verfolgten 1942 zur Flucht in die Schweiz, wurde am 5. April 1943 von der Gestapo verhaftet, nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 in das KZ →Buchenwald, dann in das KZ →Flossenbürg eingewiesen und dort am 9. April 1945 hingerichtet. Bonhoeffers gelebtes Christentum prägte den Protestantismus der Nachkriegszeit auch in den USA und Großbritannien. Brack, Viktor (1904-1948): Sohn eines Arztes, Diplom in Wirtschaftswissenschaften, 1929 Eintritt in die →NSDAP, zunächst Himmlers Fahrer, 1936 →SS-Verbindungsmann zur →Kanzlei des Führers und Adjutant von Philipp Bouhler, (Kanzleichef Hitlers). 1940 SS-Oberführer, 193941 Organisator der →"Euthanasie" in der →T4 -Dienststelle, bereitete den Einsatz von Gaswagen zur Tötung von Juden in Riga und Minsk vor, maßgeblich am Aufbau der Vernichtungslager in Polen beteiligt. Ab 1942 Dienst in der →Waffen-SS, im Nürnberger Ärzteprozess 1947 zum Tode verurteilt, in →Landsberg am Lech 1948 hingerichtet. Brandanschläge: Neonazistische und ausländerfeindliche Angriffe meist Jugendlicher durch Brandlegung in Wohnhäusern ausländischer Bürger in der Bundesrepublik ab Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre auf →Asylbewerberheime und Unterkünfte von Vertragsarbeitern der ehemaligen DDR. Orte wie Hünxe, Mölln, Solingen, Hoyerswerda, Rostock-Langenhagen und Lübeck sind verbunden mit der Erinnerung an Opfer rassistischer Gewalt. Breker, Arno (1900-1991): Bildhauer, lebte ab 1933 in Berlin. Von den Nationalsozialisten durch Staatsaufträge gefördert, schuf er monumentale Skulpturen für Repräsentationsbauten, z.B. für das Berliner Olympiagelände und den Ehrenhof der Reichskanzlei (→Kanzlei des Führers). Nach 1945 fertigte er dem Pathos faschistischer Ästhetik weiterhin verhaftet überwiegend Skulpturen und Portraitbüsten bekannter Sportler und Personen des öffentlichen Lebens. Buchenwald (KZ): 1937 als Konzentrationslager auf dem Ettersberg bei Weimar (Thüringen) eröffnet für politische Oppositionelle, Zeugen Jehovas, →Sinti und →Roma sowie Strafgefangene, auf Grund der Verhaftungen zur "vorbeugenden Verbrechensbekämpfung" (→"Asoziale"). Ende 1938 kamen Tausende Juden dazu. Von den ca. 250.000 Häftlingen in Buchenwald und den 130 Nebenlagern starben ca. 65.000. Ab Mitte 1938 organisierten die politischen Häftlinge den Lagerwiderstand. Buchenwald gehörte zu den wenigen Lagern, in denen die Häftlinge vor der Befreiung durch US-Truppen am 11. April 1945 revoltierten. Bücherverbrennung: Am 10. Mai 1933 von der Deutschen Studentenschaft (DSt) an allen deutschen Universitäten vorbereitete und durchgeführte öffentliche Verbrennung von Büchern "undeutschen Geistes" unter Beteiligung von Rektoren, Professoren, →SA und →HJ. Geächtet, verboten und in die Emigration getrieben wurden unzählige jüdische und als politisch links bzw. demokratisch geltende Autoren. Busch, Ernst (1900-1980): Schauspieler und Sänger, arbeitete mit Erwin Piscator und Bertolt Brecht in den 20er Jahren in Berlin, aktiv in der sozialistischen Arbeiterbewegung. Nach 1933 Exil in Holland, Belgien und Frankreich, Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg. 1942 in Südfrankreich von den Deutschen verhaftet und 1943 wegen Hochverrats verurteilt, bis 1945 im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert. Nach 1945 bedeutender Interpret vieler Stücke und Lieder von Brecht und →Hanns Eisler am Deutschen Theater und Berliner Ensemble. Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Celan, Paul (1920-1970): In Czernowitz (Rumänien) als Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern geboren, studierte Medizin und Romanistik. Seine Eltern wurden nach Transnistrien deportiert und getötet. Celan entging der →Deportation, überlebte zwei Jahre Arbeitslager. Er lebte nach 1945 in Bukarest, Wien, ab 1948 in Paris, lehrte deutsche Literatur, wurde berühmt durch seine Lyrik, die biblische Motive und die Judenverfolgung in surrealistischen Metaphern thematisiert, sowie durch Übersetzungen klassischer Literatur. 1960 Büchnerpreis. 1970 Tod durch Selbstmord. Chelmno (Kulmhof): Ortschaft und Tötungszentrum im annektierten Wartheland (Polen), bestehend aus einem Gutshaus und einem 5 km entfernten Waldlager, wo ab 8. 12.1941 die mechanische Massentötung von Juden aus der Umgebung, (→Lodz und Posen), in Speziallastwagen durch Motorenabgase begann. Chelmno wurde bis März 1943 betrieben, vorübergehend aufgelöst und vom Juli 1944 bis Januar 1945 für die Ermordung der Juden des Ghettos Lodz erneut in Betrieb genommen. 152.000 Juden und ca. 5.000 österreichische →Sinti und →Roma wurden in Chelmno vergast. Cremer, Fritz (1906-1993): Bildhauer und Graphiker, geboren in Arnsberg, Westfalen. 1922-34 Studium der Bildhauerei in Essen und Berlin. 1929 Eintritt in die kommunistische Partei. 1946-50 Professor an der Kunsthochschule in Wien. 1950 Übersiedlung in die DDR, wo er als einer der anerkanntesten und wichtigsten Meister realistischer Plastik galt. Sein Stil zeigt Einflüsse von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz. Zu seinen Hauptwerken zählen Mahnmale für →Auschwitz (1947), →Buchenwald (1952-58) und →Ravensbrück (1959/60) Dachau (KZ): Am 20.3. 1933 gab Himmler die Errichtung des →KZ in Dachau bei München zur Inhaftierung politischer Gegner bekannt. Der zweite Kommandant, Theodor Eicke, später Inspekteur aller KZ, machte Dachau zum "Musterlager". Schrittweise wurden weitere Häftlingsgruppen nach Dachau überstellt, u.a. viele Geistliche, →Zeugen Jehovas, Juden und Kriegsgefangene. Ab 1942 wurde ein Netz von Außenlagern errichtet. Von den über 200.000 Häftlingen zwischen 1933 und 1945 kamen außer den 30.000 registrierten Toten Tausende nicht registrierte Häftlinge ums Leben. Befreiung am 29.4. 1945 durch die US-Armee. Deportation: Zwangsumsiedlung von Juden sowie →Sinti und →Roma aus ihren Wohnungen zunächst in besondere Unterkünfte, Häuser und städtische Lager, in Osteuropa in Ghettos, →KZ, Arbeits- und Straflager sowie Tötungszentren. Deportationen wurden sprachlich als "Aussiedlung" oder "Evakuierung" getarnt, um das eigentliche Ziel, die Ermordung, zu vertuschen. Dietl, Eduard (1890-1944): Generaloberst, Berufssoldat ab 1909. 1938 Generalmajor. Mit seiner 3. Gebirgsdivision beim Überfall auf Polen bei der Heeresgruppe Süd eingesetzt. 1940 Landung deutscher Truppen unter seinem Kommando in Narvik (Norwegen). 1941 Vorstoß in die Sowjetunion nach Murmansk. Oberbefehlshaber der Gebirgstruppe in Finnland und Lappland. Bei Flugzeugabsturz nahe Salzburg im Juni 1944 tödlich verunglückt. Displaced Persons (D.P.): Nach 1945 Bezeichnung der Alliierten für die im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland verschleppten ausländischen Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenen, heimat- und staatenlosen jüdischen Überlebenden der befreiten Lager sowie nichtdeutschen Flüchtlinge aus Osteuropa, zusammen ca. 8,5 Millionen Menschen. DP-Lager bestanden nach 1945 vielfach für einige Jahre in ehemaligen NS-Lagern bis zur Auswanderung, Repatriierung oder Einbürgerung der D.P. DNB: Abkürzung für Deutsches Nachrichtenbüro GmbH, gegründet am 5.12.1933 im Zuge der "Gleichschaltung" durch Zusammenlegung zweier großer Nachrichtenagenturen, der Continental Telegraphen Compagnie, Wolffs Telegraphisches Büro (gegr. 1849, Dr. B. Wolff war Besitzer der National-Zeitung) und der Telegraphen = Union, gegründet 1913, die bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten der deutsch-nationalen Volkspartei (DNVP) nahestand. Über das DNB verbreitete des NS-Regime alle Nachrichten amtlichen Charakters. Dora-Mittelbau (KZ): Im August 1943 als Außenlager von →Buchenwald bei Nordhausen im Harz errichtet. Nach der Bombardierung des Raketenversuchsgeländes Peenemünde wurde die Produktion der "V1"- und "V2"- Raketen in unterirdische Fabriken verlegt. KZ-Häftlinge aus Buchenwald wurden für den Bau der Stollen und die Waffenproduktion eingesetzt. Von den 60.000 in das KZ →Dora-Mittelbau und seine Nebenlager verschleppten Menschen aus über 40 Nationen starben über 20.000 auf Grund der mörderischen Arbeitsbedingungen. Eichberg: Kleinstadt im Rheingau nahe Wiesbaden. In der 1849 gegründeten Landes-Heilanstalt für Geisteskranke wurde 1941 unter dem Leiter Dr. Mennecke eine der sog. Kinderfachabteilungen zur Tötung behinderter Kleinkinder eingerichtet und Gehirne der Opfer an die Universitätsklinik in Heidelberg geliefert. Die Anstalt Eichberg war wie die in Herborn, Weilmünster, Scheuern und Kalmenhof Durchgangsstation, von der aus Patienten zur Tarnung der Mordaktion vor den Angehörigen nach →Hadamar verlegt wurden. In Eichberg wurden auch Experimente mit Insulin bei Schockbehandlung durchgeführt. Eichmann, Adolf (1906-1962): Geb. in Solingen. Nach abgebrochenem Studium Vertreter. 1932 Eintritt in die österreichische →NSDAP und →SS, 1934 im →SD in Berlin. 1938/39 Leiter der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" in Wien. 1941 SS-Obersturmbannführer, Leiter des Judenreferats IV B4 im →RSHA. Protokollführer der →Wannsee-Konferenz. 1942-44 verantwortlich für die →Deportationen der europäischen Juden im Rahmen der→"Endlösung". Nach 1945 untergetaucht, 1950 Flucht nach Argentinien, 1960 vom israelischen Geheimdienst aufgespürt, in Jerusalem zum Tode verurteilt, 1962 hingerichtet. Eisler, Hanns (1898-1962): Deutscher Komponist, wichtigster Repräsentant der sozialistischen Musikkultur. Eisler studierte u.a. bei Arnold Schönberg und Anton Webern. Ab 1929 Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Bertolt Brecht. 1933 Emigration. Ab 1938 in den USA, Hochschullehrer für Komposition in New York und Los Angeles. Rückkehr nach Deutschland. In Berlin (DDR) lehrte er von 1950 bis zu seinem Tod an der später nach ihm benannten Hochschule für Musik. Eisler komponierte 1949 die Hymne der DDR "Auferstanden aus Ruinen". Emigration: (Lateinisch: emigrare) Auswanderung aus politischen oder religiösen Gründen. Von besonderer Bedeutung war die von den Nationalsozialisten verursachte Emigration von Künstlern und politisch Verfolgten, Kommunisten und Sozialisten, vor allem aber den aus rassistischen Gründen verfolgten deutschen Juden. In die Flucht getrieben wurden die Unerwünschten bis zum Kriegsbeginn 1939 durch Zerstörung der beruflichen Existenzgrundlagen durch Ausbürgerung, Enteignung von Häusern, Grundstücken und Kapital. Zudem war die →Reichsfluchtsteuer zu zahlen. Emslandlager (KZ): Zwischen 1933 und 1938 im Emsland errichtete, von Papenburg aus verwaltete 15 →KZ, die direkt dem Reichsjustizministerium unterstanden. Nach der "Reichstagsbrandverordnung" vom 28. 2. 1933 wurden Tausende politische Gegner (Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter) in sog. Schutzhaft genommen und u.a. in die Lager →Börgermoor, Neusustrum und Esterwegen unter Aufsicht von →SS und →SA eingewiesen. In Esterwegen waren zahlreiche Politiker und Intellektuelle der Weimarer Republik inhaftiert, u.a. der Publizist und Friedensnobelpreisträger →Carl von Ossietzky. Endlösung: Im vollen Wortlaut des NS-Sprachgebrauchs "Endlösung der Judenfrage" Tarnbezeichnung im amtlichen Schriftverkehr spätestens ab Frühjahr 1941 für den Plan der Vernichtung der europäischen Juden im deutschen Machtbereich. Entartete Musik: Titel einer Ausstellung 1938 in Düsseldorf im Rahmen der ersten "Reichsmusiktage". Diffamierende nationalsozialistische Bezeichnung für moderne, avantgardistische Kompositionen sowie Unterhaltungsmusik (→Swing), die als "undeutsch" bzw. "entartet" galt. Entlausungsstation: Als Maßnahme zur Bekämpfung des Fleckfiebers, einer von Läusen übertragenen, hochgradig ansteckenden und meist tödlich endenden Epidemie in den →KZ, wurde die Kleidung der Häftlinge in dafür eingerichteten Baracken d.h. "Entlausungsstationen" desinfiziert, um das →SS-Wachpersonal vor Ansteckung zu schützen. Im KZ →Buchenwald wurde ab Herbst 1941 vom Hygiene Institut der →Waffen-SS Fleckfieberforschung mit sinnlosen, vielfach tödlich endenden Versuchen an Häftlingen betrieben. Ermächtigungsgesetz: "Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich" v. 23.3. 1933. Grundlage für Hitlers Diktatur. Mit diesem Gesetz wurde die Weimarer Verfassung faktisch abgeschafft. Gesetze, Haushaltsentscheidungen und Verträge mit fremden Staaten konnten danach ohne parlamentarisches Verfahren vom Reichskanzler allein erlassen werden. Die Abstimmung fand in Anwesenheit von bewaffneten →SA und →SS Männern statt. Mit der →NSDAP stimmten alle bürgerlichen Parteien. Allein die Sozialdemokraten votierten geschlossen dagegen. Die KPDAbgeordneten waren vorher verhaftet worden. Eröffnungsbescheinigung: Formular, womit →Sinti und →Roma durch Unterschrift bestätigen mussten, dass sie gemäß →"Festschreibungserlass" den Wohnort nicht verlassen durften. Eugenik: Griechisch: eugenos = wohlgeboren. Lehre von der Erbpflege und Förderung des Erbguts, →Rassenhygiene. Euthanasie: Griechisch: leichter, schmerzloser Tod. Im 20. Jh. Begriff für Sterbehilfe. Als "Gnadentod" bzw. →Aktion T4 verschleierte Tötung durch Giftgas von über 70.000 körperlich und geistig Behinderten in speziell eingerichteten Tötungsanstalten in →Bernburg, Brandenburg, Grafeneck, →Hadamar, Hartheim/Linz, Sonnenstein/Pirna zwischen Oktober 1939 und August 1941. Bis 1945 dezentral über 200.000 weitere Opfer durch Giftinjektionen, Nahrungsentzug, Erschießungen, auch Tausende jüdische Patienten, KZ-Häftlinge (→"Sonderbehandlung 14f13") und Behinderte in Polen und der Sowjetunion. Evakuierung: Nationalsozialistischer Tarnbegriff für →Deportation Festschreibungserlass: Erlass Himmlers vom 17. Oktober 1939, wodurch →Sinti und →Roma unter Androhung von →KZ-Haft verboten wurde, ihre Wohnorte zu verlassen. Anordnung von Maßnahmen zur Vorbereitung der →Deportation der Sinti und Roma: Fahndung und Festnahme von Sinti und Roma, Erfassung aller →"Zigeuner und Zigeunermischlinge einschließlich der Kinder", Unterbringung in Sammellagern. Flossenbürg (KZ): Konzentrationslager im Nordosten Bayerns. 1938 in der Nähe großer Granitsteinbrüche als Männerlager für →"Asoziale" und Strafgefangene eröffnet, ab 1943 auch weibliche Häftlinge. Zum KZ Flossenbürg gehörten ca. 100 Außenlager und -kommandos. Insgesamt wurden 96.716 Häftlinge registriert, von denen ca. 30.000 ermordet wurden. Im letzten Kriegsjahr wurden ca. 1.500 →politische Gefangene hingerichtet, so noch am 9. 4. 1945 → Dietrich Bonhoeffer und Beteiligte am gescheiterten Attentat auf Hitler (20. Juli 1944). Das KZ Flossenbürg wurde am 23.4.1945 von US-Truppen befreit. Frank, Anne (1929-1945): In einer deutsch-jüdischen Familie in Frankfurt am Main geboren. Die Familie Frank emigrierte 1933 nach Amsterdam. Ab Juli 1942 lebte die Familie im Versteck in einem Hinterhaus. Anne dokumentierte das Leben in ihrem Tagebuch. Im August 1944 wurde die Familie durch Verrat entdeckt und über das Lager Westerbork nach →Auschwitz deportiert, wo die Mutter starb. Anne und ihre ältere Schwester Margot wurden im Oktober 1944 nach → Bergen-Belsen gebracht, wo beide im März 1945 an Typhus starben. Der Vater überlebte Auschwitz. Annes Tagebuch wurde in vielen Sprachen veröffentlicht. Freimaurer: Internationale Bewegung humanitärer Weltanschauung. Säkularer Zusammenschluss von Männern, die miteinander geistigen Austausch und Brüderlichkeit pflegen. Freimaurer treten für die Achtung der Menschenwürde, Toleranz, Entfaltung der Persönlichkeit und Hilfsbereitschaft ein. Die Nationalsozialisten verfolgten die Freimaurer wegen des Geheimbundcharakters ihrer Logen. Sie unterstellten ihnen, den "artfremden Einfluss" der Juden gefördert zu haben. Nach 1933 wurden Freimaurer verhaftet, Logen zur Auflösung gezwungen und ihr Vermögen enteignet. Funk, Walther (1890-1960): Reichswirtschaftsminister von 1938-1945 und Präsident der Deutschen Reichsbank von 1939-1945. Im →Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslänglicher Haft verurteilt, jedoch 1957 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entlassen. Gaskammern: Geschlossene Räume in Tötungszentren der →Aktion T4, den Vernichtungslagern der →"Aktion Reinhard" sowie in →Auschwitz , →Majdanek und einigen Konzentrationslagern, in denen geistig und körperlich Behinderte, Juden, →Sinti und →Roma sowie andere Gefangene, insgesamt mehr als 3 Millionen Menschen, mit Giftgas (Kohlenmonoxyd und Zyklon B) ermordet wurden. Generalgouvernement (GG): Bezeichnung für die nach Kriegsbeginn (1.9.1939) besetzten polnischen Gebiete, die nicht dem Deutschen Reich eingegliedert wurden, unterteilt in die vier Distrikte Krakau, Radom, Warschau und Lublin mit zusammen 12 Millionen Einwohnern. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22.6.1941 Annexion des Gebiets um Lemberg (Lwow) als 5. Distrikt Galizien. Gerechte unter den Völkern: Bezeichnung für die in →Yad Vashem, der nationalen Gedenkstätte des Staates Israel, geehrten nichtjüdischen Menschen zahlreicher Nationen, die unter Einsatz ihres Lebens Juden durch verschiedene Hilfsleistungen vor der Vernichtung retteten. Bis Januar 1998 wurden 15.670 Einzelpersonen aus 36 Ländern sowie die Widerstandsorganisationen Dänemarks und Norwegens kollektiv anerkannt und mit der Pflanzung eines Baumes in der "Allee der Gerechten" in Yad Vashem geehrt. Gerstein, Kurt (1905-1945): SS-Obersturmführer, Ingenieur. 1933 Eintritt in die →NSDAP, aber auch Mitglied der →Bekennenden Kirche. 1938 Parteiausschluss. Medizinstudium. Nach der Ermordung einer Verwandten im "Euthanasie"-Programm freiwillige Meldung zur Waffen-SS. Er wird Entseuchungsexperte am Hygiene-Institut der →Waffen-SS, um Einblick in die Tötungsmaschinerie zu bekommen. 1942 Zeuge von Vergasungen in →Treblinka, →Sobibór und →Belzec, worüber er erfolglos das Ausland informiert. Verfasst 1945 in französischer Haft seinen Bericht über den NS-Massenmord. Selbstmord in der Haft. Geschwister Scholl: Hans (22.9.1918-22.2.1943), Widerstandskämpfer, Medizinstudent, →HJFührer wurde vom begeisterten Anhänger des Nationalsozialismus zum entschiedenen Gegner. Gründete im Herbst 1942 mit anderen Gleichgesinnten die Widerstandsgruppe →Weiße Rose. Nach einer Flugblattaktion in der Münchner Universität am 18.2.1943 verhaftet. Vier Tage später durch das Fallbeil hingerichtet. Sophie (9.5.1921-22.2.1943), Widerstandskämpferin, Schwester von Hans, Studentin der Biologie und Philosophie, zusammen mit ihrem Bruder verhaftet und hingerichtet. Gestapo: Abk. für Geheime Staatspolizei, am 26.4.1933 von →Göring als preußischem Ministerpräsidenten eingerichtet, (Zentralbehörde: Geheimes Staatspolizeiamt Gestapa). 1934 Reichsbehörde unter →Himmler als Reichsführer SS und Chef der Dt. Polizei, mit Kriminalpolizei zur Sicherheitspolizei vereinigt, ab 1939 als Amt IV im →Reichssicherheitshauptamt. Ohne Bindung an Recht und Gesetz verhängte die Gestapo Haft in Gefängnissen und →KZ, folterte, ermordete politische Häftlinge, ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und war beteiligt an den Mordaktionen der Einsatzgruppen. Ghetto: Italienisch, Bezeichnung für zwangsweise zugewiesenen, räumlich beschränkten Wohnbezirk für eine Minderheit, der von außen abgeriegelt und mit Ausgehverbot und behördlichen Kontrollen belegt werden kann. Im Rückgriff auf historische Vorbilder aus dem Mittelalter errichteten die Nationalsozialisten ab Dezember 1939 in den besetzten osteuropäischen Gebieten durch Mauern und Stacheldraht abgetrennte Wohnbezirke z.B. in Lodz, Warschau, Wilna, Riga, Minsk, in denen Juden und →"Zigeuner" unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten, bevor sie deportiert und ermordet wurden. Goebbels, Joseph (1897-1945): Chefpropagandist und treuester Paladin Hitlers. 1926 →NSDAPGauleiter von Berlin. 1927-1935 Herausgeber der von ihm gegründeten Zeitung "Der Angriff". 1933 Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie Präsident der → Reichskulturkammer. 1944 Generalbevollmächtigter für den totalen Kriegseinsatz. Goebbels kämpfte fanatisch für den Ausschluss der Juden aus dem Kulturleben. Er verbrachte die letzten Kriegstage bei Hitler im Führerbunker, wo er am 1. Mai 1945 seine sechs Kinder vergiften ließ, bevor er mit seiner Frau Selbstmord beging. Göring, Hermann (1893-1946): Im 1. Weltkrieg Jagdflieger, seit 1922 Mitglied der →NSDAP, Teilnahme am →Hitlerputsch.1933 Preußischer Innenminister u. Ministerpräsident, 1935 Reichskommissar für Luftfahrt. Als Beauftragter für den Vierjahresplan ab 1936 diktatorische Vollmacht über die Wirtschaft, verantwortlich für die →Arisierung jüdischen Eigentums. Hitlers designierter Nachfolger. Im Juli 1941 Auftrag an →Reinhard Heydrich zur Vorbereitung der "Endlösung der Judenfrage". Als einer der Hauptangeklagten im →Nürnberger Prozess zum Tode verurteilt. Selbstmord vor der Hinrichtung. Groß-Rosen (KZ): Am 2. August 1940 als Außenkommando des KZ →Sachsenhausen für männliche Häftlinge bei einem Steinbruch nahe dem Dorf Groß-Rosen (Rogoznica) in Oberschlesien, 60 km von Breslau (Wroclaw) eröffnet. 1941 selbständiges KZ mit 118 Außenkommandos, davon 45 für weibliche Häftlinge. Die Häftlinge mussten in Industrie und Bauwirtschaft arbeiten. Insgesamt waren von 1941-1945 ca. 120.000 Häftlinge in Groß-Rosen, das am 13. Februar 1945 durch sowjetische Truppen befreit wurde. Gustloff-Werke: Rüstungsbetriebe nahe dem KZ →Buchenwald gelegen, in dem Häftlinge zur → Zwangsarbeit eingesetzt waren. Benannt zur Erinnerung an Wilhelm Gustloff (1895-1936), Landesgruppenleiter der Auslandsorganisation der →NSDAP in der Schweiz. Gustloff, der aus gesundheitlichen Gründen seit 1917 in Davos lebte, wurde 1936 von David Frankfurter aus politischen Gründen erschossen. Gustloff wurde als "Blutzeuge" unter Teilnahme Hitlers mit großem Staatsbegräbnis in seiner Geburtsstadt Schwerin in Mecklenburg beigesetzt. Hachschara: Neuhebräisch: Ertüchtigung, Bezeichnung für landwirtschaftliche und handwerkliche Ausbildungslager der zionistischen Bewegung zur Vorbereitung auf die Auswanderung und das Leben als Pionier (Chaluz) beim Aufbau des jüdischen Gemeinwesens bzw. Staates in Palästina/Israel. Hadamar: Stadt in Hessen bei Limburg. In der 1883 als Armenanstalt gegründeten, ab 1906 zur Unterbringung Geisteskranker genutzten Landes-Heilanstalt wurde 1940 die sechste der → "Euthanasie"-Anstalten eingerichtet. Von Januar bis August 1941 wurden 10.072 Menschen in der →Gaskammer getötet, bis 1945 weitere 5.000 durch tödliche Medikamente, darunter auch 34 jüdische "Mischlingskinder" in Fürsorgeerziehung sowie 476 Tbc-kranke polnische u. russische Zwangsarbeiterinnen u. -arbeiter. Oktober 1945 erster US-Militärgerichtsprozess gegen das Anstaltspersonal, 1947 dt. ziviler Strafprozess. Haus der Wannsee-Konferenz: Hier fand am 20. Januar 1942 die →Wannsee-Konferenz statt. Seit 1992 Gedenk- und Bildungsstätte. Haushofer, Albrecht (1903-1945): Professor für politische Geographie in Berlin. Verfasser von Tragödien in Versen. Vertreter des konservativen Widerstands. Sohn von Karl Haushofer, dem deutschen Theoretiker der Geopolitik, dessen Schüler Rudolf Hess (Stellvertreter des Führers) war. Vermutlich regte A. Haushofer dessen erfolglosen Englandflug an. Danach Beobachtung durch die Gestapo, im Dezember 1944 verhaftet. Im Gefängnis Berlin-Moabit schrieb er die "Moabiter Sonnette", die erst nach seinem Tod gefunden wurden. Am 23. April 1945 wurde Haushofer von einem SS-Kommando erschossen. Heyde, Werner (1902-1964): Prof. Dr. med., Psychiater, Neurologe. 1933 Eintritt in die → NSDAP, 1936 Aufnahme in die →SS, 1938 Führer im SS-Sanitätsamt. 1940/41 medizinischer Leiter der →Aktion T4. 1945 SS-Standartenführer, Chefarzt des SS-Lazaretts in Würzburg. 1945 Flucht nach Dänemark, verhaftet, interniert. 1947 von den US Militärbehörden an die deutsche Justiz überstellt. Nach Zeugenaussage 1947 im Nürnberger Ärzteprozess geflohen. In SchleswigHolstein unter dem Namen Sawade bis zur Enttarnung 1959 psychiatrischer Gutachter. 1964 in Untersuchungshaft Selbstmord vor dem Strafprozess. Heydrich, Reinhard (1904-1942): Geb. in Halle, Vater Musiker. Katholisches Gymnasium, 1919/20 Meldegänger im Freikorps Maercker. 1922-1931 Kriegsmarine, in Unehren entlassen. 1931 Eintritt in die →NSDAP und →SS. Chef der Sicherheitspolizei und des →SD. 1939 Chef des →RSHA. Organisator der "Endlösung der Judenfrage". 1941 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Einberufung und Leitung der →Wannsee-Konferenz (20.1.1942). Am 27.5.1942 durch Attentat des tschechischen Widerstands schwer verletzt, starb H. am 4.6.1942. Zur Vergeltung wurde das Dorf →Lidice liquidiert. Himmler, Heinrich (1900-1945): Geb. in München, Vater Gymnasialdirektor. 1922 Dipl.Landwirt. 1923 Teilnahme am →Hitlerputsch. 1929 "Reichsführer SS". Juni 1936 Chef der deutschen Polizei, Befehlsgewalt über den gesamten →SS Terrorapparat. 1939 Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums, 1943 Reichsinnenminister, verantwortlich für die Durchführung der →"Endlösung". Nach der Kapitulation gescheiterte Flucht. In britischer Gefangenschaft Selbstmord am 23. Mai 1945. Hitlerjugend (HJ): Gegründet 1926, Jugendorganisation der →NSDAP für Jungen und Mädchen. Ziel war die totale Erfassung und politische Beeinflussung der deutschen Jugend. Durch Verbot anderer Jugendverbände und Zwangsmitgliedschaft neben Elternhaus und Schule einzige Erziehungsinstitution. 8,7 Mio. Mitglieder 1938. Die HJ war nach Alter u. Regionen paramilitärisch organisiert: die 10-14jährigen als Pimpfe im Deutschen Jungvolk (DJ) bzw. bei den Jungmädel (JM); die 14-18jährigen in HJ und →BDM (Bund Deutscher Mädel). 1939-1945 wurden HJ und BDM zu kriegswichtigen Hilfsdiensten eingesetzt. Hitlerjungen: Mitglieder der →Hitlerjugend, die 1926 gegründete Jugendorganisation der → NSDAP für Jungen und Mädchen. Hitlerputsch (9. November 1923): Gescheiterter Versuch Hitlers, die Weimarer Republik zu stürzen. Der Marsch Hitlers zusammen mit General Ludendorff und 3.000 republikfeindlichen Anhängern am 9. November 1923 zur Feldherrnhalle in München endete im Gefecht mit der Polizei. Es gab 20 Tote. Hitler wurde 1924 zu 5 Jahren Haft in →Landsberg/Lech verurteilt, doch schon nach 9 Monaten entlassen. In der Haft schrieb er sein Buch "Mein Kampf". Nach 1933 wurde die Niederlage durch den jährlich inszenierten Gedenkmarsch zur Feldherrnhalle in einen nationalen Triumph umgedeutet. Homosexuelle: Homosexualität, bereits vor dem NS kriminalisiert, galt nach der NS-Ideologie als der Bevölkerungspolitik schädliche, zu bekämpfende "Entartung". Die Verfolgung setzte in den eigenen Reihen der →NSDAP 1934 mit dem "Röhm-Putsch"(→SA) ein. Ein von →Himmler in der Zentrale der →Gestapo eingerichtetes "Sonderdezernat Homosexualität" organisierte die Erfassung. Tausende homosexuelle Männer wurden inhaftiert, z. T. kastriert und in →KZ ermordet. Der rosa Winkel kennzeichnete H. in den KZ. Es gibt keinen Beleg darüber, dass lesbische Frauen aufgrund ihrer Homosexualität verurteilt und inhaftiert wurden. Höß (Höss), Rudolf (1900-1947): Höß wuchs in fromm-katholischem Milieu auf. 1916 Kriegsfreiwilliger, 1919 Freicorps Roßbach, 1922 Eintritt in die →NSDAP. 1923 Beteiligung an Fememord und Verurteilung zu 10 Jahren Haft, 4 Jahre Zuchthaus Brandenburg, 1928 begnadigt. 1934 Eintritt in die →SS und Blockführer im KZ →Dachau, 1938 KZ →Sachsenhausen, 1940-43 Kommandant des Vernichtungslagers →Auschwitz, 1943-45 Leiter der Amtsgruppe D des SSWirtschafts- und Verwaltungshauptamts (WVHA). 1946 verhaftet, an Polen ausgeliefert und 1947 in Auschwitz erhängt. Hrdlicka, Alfred: Geb. in Wien 1928, österreichischer Bildhauer und Graphiker. Seine Werke, Plastiken, Zeichnungen, Radierungen, zeichnen sich durch ausdrucksstarke Bildsprache aus. Hrdlicka stellt Themen wie Mord und Gewalt als die bestimmenden Zeitphänomene dar. Dies zeigt der von ihm 1972 vollendete "Plötzenseer Totentanz" in der "Sühne Christi Kirche" in Berlin, nahe bei der NS-Hinrichtungsstätte und heutigen Gedenkstätte →Plötzensee gelegen. Heftig umstritten bleibt seine Plastik zur Erinnerung an die Verfolgung der Wiener Juden, die seit 1988 auf dem Albertinerplatz in Wien steht. IG-Farben: Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG. Durch Zusammenschluss u.a. von BASF, Bayer und Farbwerke Hoechst größter deutscher Chemie-Konzern, gigantisches internationales Wirtschaftsimperium, führend beteiligt an →"Arisierung", Kriegsvorbereitung, wirtschaftlicher Ausbeutung der eroberten Gebiete sowie Massen- und Völkermord. Die IG-Farben baute 1940/41 beim KZ →Auschwitz Werke für Treibstoff und Gummiherstellung (Monowitz und Buna), beutete millionenfach →KZ-Häftlinge durch →Zwangsarbeit aus und lieferte das Giftgas →Zyklon B für die →Gaskammern. Inoue, Fumikatsu: Architekt und Schriftsteller, geb. 1944 in Japan, gestaltete das HolocaustMahnmal "Erdknospe", Vorstandsmitglied der japanischen→Korczak-Gesellschaft, des Internationalen Instituts zur Erforschung von Holocaust und Völkermord (Sitz in Jerusalem), Mitglied der Japan- →Auschwitz-Gedenkstätte in Tokio und Mitorganisator des "Welttreffens der jüdischen Holocaust-Überlebenden". Judenrat: In den besetzten Gebieten auf Befehl der deutschen Behörden in den jüdischen → Ghettos gebildete Vertretungen von 12-24 Mitgliedern; meist Vertreter der Gemeinden der Vorkriegszeit, die für die interne Verwaltung, Verteilung von Nahrung, Wohnraum sowie die Durchführung der Anordnungen verantwortlich waren. Die Judenräte mussten bei der Vorbereitung und Abwicklung der Deportationen mitwirken. Judenverfolgung: Die Verfolgung der Juden mit dem Ziel ihres Ausschlusses aus der deutschen Nation war zentraler Bestandteil der nationalsozialistischen Politik. Die Verfolgungsmaßnahmen führten auf der Grundlage von über 2.000 rassistischen Gesetzen und Verordnungen zwischen 1933 und 1945 schrittweise von der Vernichtung der bürgerlichen Existenz und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen im Zweiten Weltkrieg zum Holocaust, der physischen Vernichtung als ethnische und kulturelle Minderheit in Europa. Judenvermögensabgabe: Am 21.11. 1938 mit der 1. Durchführungsverordnung zur VO über die "Sühneleistung der Juden" (12.11.1938) nach der →"Reichskristallnacht" eingeführte Zwangssteuer von 20 Prozent auf Vermögen von deutschen u. staatenlosen Juden. Maßnahme zur Ausschaltung der Juden aus dem dt. Wirtschaftsleben. Zur Begleichung der 1 Milliarde RM wurden sämtliche jüdischen Vermögenswerte über 5.000 RM herangezogen: Grundeigentum, Wertpapiere, Schmuck, Kunstgegenstände, Renten u. Versicherungsansprüche. Die Abgabe musste in vier Teilbeträgen bis zum 15.8.1939 entrichtet werden. Jugendschutzlager (Jugend-KZ): →Moringen →Uckermark. Konzentrationslager für Kinder und Jugendliche, die den Behörden in negativer Weise auffielen. Das Jugend-KZ →Moringen war 1940 das erste Lager für männliche Jugendliche, dem 1943 u. 1944 zwei Außenlager angegliedert wurden. Das Jugend-KZ →Uckermark für Mädchen wurde 1942 bei →Ravensbrück eröffnet, das Nebenlager Dallgow/Döberitz 1944. Ab Dezember 1942 wurden in Polen im Bezirk →Lodz ein "Polen-Jugendverwahrlager" mit zwei Nebenlagern eingerichtet, in dem Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts im Alter ab 2 Jahren inhaftiert waren. Kanzlei(en) des Führers: Hitler unterstanden vier Kanzleien: Die Präsidialkanzlei des Staatsoberhaupts unter dem Staatssekretär Otto Meisner; die Reichskanzlei, Amtssitz des Reichskanzlers, geleitet von dem Reichsminister Hans Heinrich Lammers; die Kanzlei des Führers, geleitet von →NSDAP Reichsleiter Philipp Bouhler, zuständig für persönlich an Hitler gerichtete Eingaben, ab 1939 für das Euthanasieprogramm; schließlich in München bis 1941 die von Rudolf Heß geleitete Dienststelle Stellvertreter des Führers, ab 1941 umbenannt in Parteikanzlei unter dem Reichsleiter Martin Bormann. Kaufering (KZ): Ein Außenlagerkomplex mit 11 Lagern für Männer und Frauen, die dem KZ → Dachau unterstanden und vom 16. Juni 1944 bis Ende April 1945 existierten. Kempner, Robert M.W. (1899-1993): Deutsch-jüdischer Jurist, bis zu seiner Entlassung 1933 aus dem Staatsdienst im preußischen Innenministerium Justitiar der Polizei. 1935 Ausbürgerung u. Emigration, ab 1939 in den USA, Regierungsberater, ab 1943 Mitglied der War Crimes Commission. 1945/46 Stellvertretender Hauptankläger der USA im Nürnberger Internationalen Militärtribunal, 1947/48 sogen. →Wilhelmstraßenprozess gegen Beamte des Auswärtigen Amtes. Ihm ist die Auffindung des Protokolls der →Wannsee-Konferenz zu verdanken. Sachverständiger in weiteren NS-Verfahren u. Anwalt der Opfer. Kinder von Mulfingen: Im katholischen Kinderheim St. Joseph in Mulfingen in Württemberg waren schulpflichtige →Sinti-Kinder untergebracht, deren Eltern bereits deportiert waren. Etwa 40 dieser Kinder wurden Anfang 1943 von der Deportation nach →Auschwitz zurückgestellt, damit Eva Justin, Mitarbeiterin an der "rassenhygienischen Forschungsstelle" im Reichsgesundheitsamt für ihre Doktorarbeit →"rassenbiologische Untersuchungen" an ihnen vornehmen konnte. Nach Abschluss der Arbeit wurden die Kinder nach →Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur vier von ihnen überlebten. Koegel, Max (1895-1946): Geb. in Füssen (Bayern), Kaufmann. Eintritt in die →NSDAP 1932, in die →SS 1933, Aufstieg zum Obersturmbannführer 1942. Stationen seiner Karriere in der KZVerwaltung ab 1933: KZ →Dachau, Columbia-Haus in Berlin, erneut Dachau, Kommandant der Frauen-KZ Lichtenburg und →Ravensbrück, 1942 Kommandant des KZ →Lublin-Majdanek und 1943 des KZ →Flossenbürg. Selbstmord 1946. Korczak, Janusz (1878-1942): Geb. in Warschau. Pseudonym Henryk Goldszmit, Kinderarzt, Schriftsteller, Pädagoge, Gründer und Leiter eines jüdischen Waisenhauses in Warschau, nach der deutschen Besetzung im →Warschauer Ghetto. Als am 5.8.1942 die 200 Kinder des Heims von der →SS zur →Deportation nach →Treblinka abgeholt wurden, begleitete er sie in den Tod, obwohl er die Möglichkeit hatte, sich zu retten. Korczak wurde 1972 posthum mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Kriegsende: Am 8. Mai 1945 in Europa durch die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Ende des Zweiten Weltkrieges am 15. August 1945 mit der Kapitulation Japans. Kuckhoff, Adam (1887-1943): Schriftsteller und Dramaturg; gehörte mit seiner Frau zu dem 1933 entstehenden Kreis um Harnack/Schulze-Boysen (→Rote Kapelle). Kuckoff schrieb für die antifaschistische Zeitschrift "Die innere Front" und war Verbindungsmann zu akademischen und literarischen Widerstandskreisen. Im August 1942 wurde Kuckhoff verhaftet und am 5. 8. 1943 in →Plötzensee hingerichtet. KZ: Konzentrationslager, (NS- Abkürzung: KL) Nach 1933 eingerichtet zur Ausschaltung politischer Gegner, zur Einschüchterung der Bevölkerung und zur Isolierung und Vernichtung unerwünschter sozialer, ethnischer und religiöser Minderheiten sowie Kriegsgefangener. Der →SS unterstellt, waren die Lager der ordentlichen Rechtsprechung entzogen. Der Tod von Millionen Menschen durch unzureichende Ernährung und Unterbringung, durch →Zwangsarbeit, Krankheiten und Misshandlungen war beabsichtigt. Bis 1945 gab es im NS-Machtbereich Tausende Lager, Nebenlager und Außenkommandos. Landsberg/Lech: Im Landkreis Landsberg wurden 1944/ 45 acht der insgesamt elf Lager des Lagerkomplexes àKaufering errichtet, die dem àKZ Dachau unterstellt waren, in dem ca. 30.000 Häftlinge (fast ausschließlich Juden) zur àZwangsarbeit an drei unterirdischen Flugzeugfabriken eingesetzt waren. Amerikanische Truppen befreiten Landsberg am 27.4. 1945. Bis 1951 gab es im Landkreis Landsberg ein Lager mit bis zu 7000 àDisplaced Persons. In den Jahren 1946 bis 1949 durchliefen ca. 1.600 NS-Kriegsverbrecher die Haftanstalt, die in der amerikanischen Besatzungszone abgeurteilt wurden. Hitler saß 1923/ 24 nach einem misslungenen Putschversuch in der Festungshaftabteilung des Landsberger Gefängnisses ein, wobei er "Mein Kampf" diktierte. Langhoff, Wolfgang (1901-1966): 1928-1933 Schauspieler, Regisseur und Theaterdirektor in Düsseldorf. Als Kommunist im Februar 1933 verhaftet und im KZ →Börgermoor inhaftiert. Nach der Entlassung 1934 Flucht in die Schweiz. Sein Bericht "Die Moorsoldaten", veröffentlicht 1935, schildert die Lagerhaft und enthält das Lied der Moorsoldaten. 1934-45 arbeitete Langhoff am Züricher Schauspielhaus. 1946-1963 Leiter des Deutschen Theaters in Ostberlin. Langgässer, Elisabeth (1899-1950): Schriftstellerin, geboren in Alzey bei Worms, gläubige Katholikin, väterlicherseits aus jüdischer Familie. Ab 1924 Publikation von Lyrik, Erzählungen und Romanen in der Tradition der Romantik. 1929 Geburt einer Tochter, deren Vater Jude war. Heirat mit dem nichtjüdischen Philosophen Wilhelm Hoffmann, 1936 Schreibverbot. Sie selbst war durch die Ehe geschützt, nicht jedoch ihre Tochter, die15-jährig 1944 nach →Auschwitz deportiert wurde, überlebte, bis 1974 in Schweden wohnte und seit 1974 in Israel lebt. Lidice: Dorf im →Protektorat Böhmen und Mähren. Nach dem Attentat vom 27.5.1942 auf den Reichsprotektor u. Chef des →RSHA, →Reinhard Heydrich befahl Hitler die Liquidierung des Dorfes. Die männlichen Einwohner über 16 Jahre wurden am 10.6.1942 erschossen, die Frauen und Kinder in →KZ deportiert, einige wenige kamen später in deutsche Familien zur Eindeutschung. Einige Kinder wurden in →Chelmno vergast. Litzmannstadt: Stadt Lodz im 1939 annektierten Teil Polens, umbenannt in Litzmannstadt. Erstes größeres Ghetto, im Frühjahr 1940 eingerichtet. Im Juni 1940 lebten 157.000 Menschen auf einem Areal von 4 km unter unzureichenden Bedingungen. Im Oktober 1941 kamen 20.000 deutsche, österreichische, luxemburgische und tschechische Juden dazu sowie 5.000 →Sinti und →Roma aus dem Burgenland, die in einem separaten Teil des Ghettos inhaftiert wurden. Zwischen Januar 1942 und Juli 1944 →Deportationen zur Vernichtung nach →Chelmno. 1944 Auflösung des Ghettos und Deportation von ca. 60.000 Menschen nach →Auschwitz. Lodz: Stadt im 1939 annektierten Teil Polens, umbenannt in Litzmannstadt. Erstes größeres Ghetto, im Frühjahr 1940 eingerichtet. Im Juni 1940 lebten 157.000 Menschen auf einem Areal von 4 km unter unzureichenden Bedingungen. Im Oktober 1941 kamen 20.000 deutsche, österreichische, luxemburgische und tschechische Juden dazu sowie 5.000 →Sinti und →Roma aus dem Burgenland, die in einem separaten Teil des Ghettos inhaftiert wurden. Zwischen Januar 1942 und Juli 1944 →Deportationen zur Vernichtung nach →Chelmno. 1944 Auflösung des Ghettos und Deportation von ca. 60.000 Menschen nach →Auschwitz. Lublin: Stadt in Ostpolen, nach der deutschen Besetzung im sogenannten → Generalgouvernement (GG). Nach Planungen der →SS Stützpunkt für ein Imperium im Osten. Ort des Konzentrations- und Vernichtungslagers →Majdanek für Polen und Juden. Majdanek (KZ): Konzentrations- und Vernichtungslager in einem Stadtteil →Lublins. Ende 1941 Kriegsgefangenen- und Arbeitslager für Russen und Polen, ab 1942/43 →KZ und zugleich Vernichtungslager mit →Gaskammern wie in →Auschwitz. Von den mehr als 200.000 Todesopfern waren ca. 60-80.000 Juden. Befreiung im Juli 1944 durch die Sowjetarmee, im Oktober 1944 dort erstes Militärtribunal zur Aburteilung der Kriegsverbrechen, November 1944 Einrichtung einer Gedenkstätte. Mauthausen (KZ): Ab 8.8.1938 KZ bei Linz/ Österreich mit 62 Außenlagern. Dort wurde "Vernichtung durch Arbeit" in Steinbrüchen praktiziert. Berüchtigt war die "Todesstiege" (186 Stufen). Ab 1941 Ermordung von 5.000 Häftlingen durch →Giftgas in der →"Sonderbehandlung 14f13" in Hartheim. 1942 Inbetriebnahme der →Gaskammer. Von den 200.000 Häftlingen – dt. u. österr. Kommunisten, Spanienkämpfer, Juden, →Sinti und →Roma, Widerstandskämpfer, Kriegsgefangene aus den okkupierten Ländern Europas, – ab Ende 1943 auch Frauen –, kamen ca. 119.000 zu Tode, davon ca. 38.000 Juden. Am 5.5.1945 Befreiung durch US-Panzereinheit. Medizinische Experimente: Experimente vor allem an Juden, →Sinti und →Roma, Frauen und sowjetischen Kriegsgefangenen in den →KZ. Ohne Schmerz- bzw. Betäubungsmittel Versuche mit Medikamenten, Infizierung mit Erregern, Verfahren zur Unfruchtbarmachung, Transplantationen, Unterkühlungs- und Unterdrucktests; als "rassenhygienisch" notwendig und kriegswichtig begründet, in Wahrheit jedoch wissenschaftlich sinnlos. Ca. 350 Ärzte aus der →SS, Universitätsinstituten und der Wehrmacht waren als Täter beteiligt. 23 wurden 1947 im Nürnberger Ärzteprozess angeklagt, 16 verurteilt. Moringen (KZ, Jugendschutzlager): Kleinstadt zwischen Göttingen und Hannover, in der es von April bis November 1933 ein Männer-KZ, anschließend bis 1938 ein Frauen-KZ und 19401945 ein →KZ für männliche Jugendliche im Alter von 12-22 Jahren gab. In Moringen waren bis 1945 ca. 1.600 politisch, religiös, rassistisch und sozial verfolgte Jugendliche inhaftiert, u.a. weil sie →Swing und Jazz hörten oder spielten. Sie wurden kriminalbiologischen Untersuchungen, → Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen Strafen ausgesetzt. Viele Jugendliche starben. Seit 1993 besteht in Moringen eine Gedenkstätte. Nacht und Nebel-Erlass: Anordnung vom 7.12.1941 zur Deportation von Personen aus den besetzten Gebieten nach Deutschland, die des Widerstands gegen die deutsche Besatzung verdächtig waren, um sie dort verschwinden zu lassen bzw. vor Sondergerichten zum Tode zu verurteilen oder in ein →KZ einzuweisen. Die Willkür des Vorgehens "bei Nacht und Nebel" sollte Angst auslösen und Widerstandshandlungen verhindern. Ca. 7.000 Menschen, mehrheitlich Franzosen, fielen der Aktion zum Opfer. Neuengamme (KZ): Konzentrationslager in einem Vorort Hamburgs, 1938 eröffnet, ursprünglich ein Nebenlager des KZ →Sachsenhausen, wurde eigenständiges Lager ab 1940 mit zahlreichen Nebenlagern (z.B. →Wöbbelin in Mecklenburg), von britischen Truppen am 4. Mai 1945 befreit. Neumann, Erich (1892-1948): Jurist, ab 1920 Karriere im preußischen Staatsdienst: Innen-, Handels- und Staatsministerium. 1933 Eintritt in die →NSDAP, 1934 in die →SS. 1938 Staatssekretär im Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan (→Göring). Teilnahme an Maßnahmen der →"Arisierung", Kennzeichnung der Juden, 1942 Teilnehmer an der →WannseeKonferenz als Vertreter der Ministerien für Wirtschaft, Arbeit, Finanzen, Ernährung, Verkehr sowie Bewaffnung und Munition. 1945 interniert und verhört, 1948 aus gesundheitlichen Gründen entlassen und gestorben. Neustadt-Glewe (KZ): In Mecklenburg, Nebenlager des Frauen-KZ →Ravensbrück, das vom 1. September 1944 bis 2. Mai 1945 bestand. Die Häftlinge waren aus Auschwitz evakuierte jüdische Frauen und weibliche politische Gefangene aus Holland, Frankreich, Griechenland, Polen, Ungarn, der Sowjetunion und dem Deutschen Reich. Die Frauen wurden zur →Zwangsarbeit auf einem Flugplatz, in der Dornier-Flugzeugfabrik und zum Ausheben von Panzerabwehrgräben eingesetzt. Nichtarier: Nach der nationalsozialistischen →"Rassenlehre", Menschen "nicht rein arischer Abstammung" (→"Arier", →"Ariernachweis"). "Nichtarier" wurden ab 1933 auf Grund des sog. Arierparagraphen im →Berufsbeamtengesetz (BBG) und zahlreichen Folgegesetzen und Verordnungen (→Nürnberger Gesetze) schrittweise aus Berufen, Verbänden, dem deutschen Kulturleben und der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen. Die NS-Rassenpolitik gipfelte im Massenund Völkermord an Juden, →Sinti und →Roma und Millionen Slawen in Europa. Nürnberger Gesetze: Zwei am 15.9.1935 auf dem Nürnberger Parteitag verkündete, jedoch lange vorbereitete rassistische Gesetze,– das "Gesetz zum Schutz des dt. Blutes und der dt. Ehre" und das "Reichsbürgergesetz". Ehen zwischen →"Ariern" und "Nichtariern" wurden verboten, außerehelicher Geschlechtsverkehr als "Rassenschande" unter Strafe gestellt. "Nichtarier" wurden zu Bürgern minderen Rechts. Die Gesetze definierten, wer als Jude, "Mischling" oder "deutschblütig" galt. (→"Arier" →"Ariernachweis") Anwendung der NG gemäß Ausführungsbestimmungen auch auf deutsche "Zigeuner" und "Neger". Nürnberger Prozess (Nachkriegsprozesse): Sammelbezeichnung für Verfahren vor dem Internationalen Militärtribunal (IMT) 1945/46 gegen 24 Hauptverantwortliche für die NSVerbrechen und 6 NS-Organisationen sowie weitere 12 Nachfolgeprozesse zwischen 1946-1948 vor US-Militärgerichten mit 177 Angeklagten der NS-Bürokratie, Wehrmacht, →SS, Polizei, der Ärzteschaft, Justiz, Industrie und Wirtschaft. In Hunderten Prozessen britischer, französischer, sowjetischer und US-amerikanischer Militärgerichte wurden vor Gründung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten NS-Täter abgeurteilt. NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei): Im Januar 1919 als Deutsche Arbeiterpartei gegründete antimarxistische, antisemitische und völkische Organisation. Im Februar 1920 umbenannt in NSDAP und Verkündung des 25 Punkte umfassenden Parteiprogramms durch Adolf Hitler, nach dem →Hitlerputsch vom 8./9. November 1923 verboten. Wiedergründung im Februar 1925. Die Mitgliederzahl stieg von 27.000 im Jahr 1925 auf 2,5 Millionen im März 1933. Ortsgruppenleiter: Parteifunktionär der →NSDAP, der einer Gebietseinheit bis ca. 1.500 Haushalten vorstand. Vom Kreis- und Gauleiter eingesetzt, bestand seine Aufgabe in der Betreuung, Überwachung und politischen Beurteilung der im Gebiet der NSDAP-Ortsgruppe lebenden Bevölkerung. Ossietzky, Carl von (1889-1939): Journalist, überzeugter Pazifist. 1919/20 Sekretär der Deutschen Friedensgesellschaft. In den 20er Jahren in Berlin Redakteur bei verschiedenen Zeitungen. 1927-1933 Herausgeber der "Weltbühne". Nach einem Enthüllungsartikel über die geheime Aufrüstung der Reichswehr 1931 wegen Landesverrats zu 18 Monaten Haft verurteilt. 1933 nach dem Reichstagsbrand Verbot der Weltbühne, Gestapo-Haft im KZ Esterwegen. 1935 bekam Ossietzky in Haft den Friedensnobelpreis, dessen Entgegennahme ihm verboten wurde. Er starb an den Folgen der Haft nach seiner Entlassung. Pimpfe: Die →Hitlerjugend war nach Alter u. Regionen paramilitärisch organisiert: die 1014jährigen als Pimpfe im Deutschen Jungvolk (DJ) bzw. bei den Jungmädel (JM); die 1418jährigen in HJ und →BDM (Bund Deutscher Mädel). Plötzensee: Gefängniskomplex in Berlin, 1869-1879 für 1.400 Häftlinge erbaut; bis heute Strafanstalt. 1933-1945 Hinrichtungsstätte für über 3.000 aus politischen Gründen meist vom "Volksgerichtshof" zum Tode verurteilte Menschen. Viele der in P. Ermordeten gehörten dem deutschen Widerstand an: Mitglieder der →Roten Kapelle, der Herbert Baum-Gruppe, des Kreisauer Kreises und Beteiligte am gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944. Nach 1942 wurden auch Widerstandskämpfer aus 19 europäischen Nationen in P. hingerichtet. Der Hinrichtungsbau auf dem Anstaltsgelände ist seit 1952 Gedenkstätte. Politische Gefangene: Politische Gegner, deutsche und ausländische Widerstandskämpfer, zur Ausschaltung der Opposition gegen die NS-Diktatur inhaftiert. In den →KZ waren sie mit dem roten Winkel, einem auf der Spitze stehenden Dreieck gekennzeichnet, bei Ausländern oft mit dem Initial des Herkunftslandes. (→Emslandlager) Protektorat Böhmen und Mähren: Nationalsozialistische Bezeichnung für die von der Wehrmacht besetzten Gebiete der Tschechoslowakei, am 16.3.1939 von Hitler in Prag proklamiert als "Gebiet des Großdeutschen Reiches". Rassenbiologische Untersuchungen: Die 1936 im Reichsgesundheitsamt in Berlin unter der Leitung des Arztes Dr. Dr. Robert Ritter eingerichtete "rassenhygienische Forschungsstelle" (→ Rassenhygiene) erstellte im Auftrag des →Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) bis 1944 über 24.000 "Rassegutachten" über →Sinti und →Roma. Die demütigenden körperlichen Untersuchungen bestanden im Vermessen, Fotografieren u. Abformen von Körperteilen, häufig unter Anwendung von Gewalt. Ergänzend wurden genealogische Daten erfasst. Die Gutachten dienten als Planungsunterlagen zum Völkermord. Rassenhygiene (Eugenik): Nach 1860 in England von Francis Galton als →Eugenik bezeichnete Lehre von der Förderung des Erbguts. Die in Deutschland von Alfred Ploetz und Wilhelm Schallmeyer nach 1890 mit einer radikaleren Zielsetzung unter dem Begriff Rassenhygiene propagierte Steuerung der Fortpflanzung durch "Auslese" und "Ausmerze" bereitete bei den deutschen Ärzten den Boden für die Akzeptanz der nationalsozialistischen Gesundheits- und Bevölkerungspolitik, die mit Zwangssterilisation und Heiratsverboten begann und im → "Euthanasie"-Programm und Völkermord endete. Rassenlehre: Kernpunkt der NS-Ideologie war die abwegige Behauptung der biologischen Ungleichheit der Menschen und "Rassen" und der Höherwertigkeit der nordisch-germanischen Völker bzw. →"arischen Rasse" gegenüber "minderwertigen Rassen", vor allem Juden, → "Zigeunern", "Negern", Slawen und Asiaten. Vermischung mit "Minderwertigen" führe zum Untergang der "Höherwertigen". Diese Vorstellungen waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Sie basierten auf Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts, die im NSDAP-Programm und Hitlers Buch "Mein Kampf" (1923) verarbeitet wurden. Rassenschande: Straftatbestand nach § 2 des "Blutschutzgesetzes" (→Nürnberger Gesetze), wonach "Mischehen" und außerehelicher Geschlechtsverkehr mit Personen "artfremden Blutes" (Juden, "Zigeunern", "Negern") verboten und selbst schon der Versuch strafbar war. Obwohl Absatz 2 des § 5 eine Verurteilung nur für Männer vorsah, wurde diese Bestimmung umgangen. Es wurden vor allem jüdische Frauen und "Zigeunerinnen" in →KZ eingewiesen. Ravensbrück (KZ): Konzentrationslager für Frauen bei Fürstenberg, 80 km nördlich Berlins, eröffnet im Mai 1939, Ende April 1945 von der Sowjetarmee befreit. Das Lager wurde im Winter 1938-39 von Häftlingen aus →Sachsenhausen in einem Sumpfgebiet erbaut. Für 15.000 Häftlinge angelegt, wurden zeitweise mehr als 120.000 Frauen aus 23 Ländern dort zusammengepfercht; u.a. Frauen aus dem politischen Widerstand, →Zeuginnen Jehovas, →Sinti und →Roma und Jüdinnen. Zu Ravensbrück gehörte ein separates Männerlager und das Jugend-KZ →Uckermark für Mädchen. Noch Anfang 1945 wurde eine Gaskammer installiert. Reichsbürgergesetz: Nach dem "Reichsbürgergesetz" konnten politische Rechte (u.a. Stimmrecht, Wahrnehmung öffentlicher Ämter) nur noch von "Reichsbürgern" (definiert als Staatsangehörige deutschen und artverwandten Blutes) wahrgenommen werden. Es wurde zusammen mit dem "Gesetz zum Schutz des dt. Blutes und der dt. Ehre" am 15.9.1935 auf dem Nürnberger Parteitag verkündet (→Nürnberger Gesetze). Reichsfluchtsteuer: Am 8.12.1931 wurde bereits unter den Bedingungen wirtschaftlicher Depression zur Verhinderung von Kapitalflucht auf Vermögen über 200.000 Reichsmark eine Steuer von 25 Prozent der Vermögenssumme eingeführt, die nach 1933 auswandernden Juden und Regimegegnern gesetzwidrig auferlegt wurde. Durch Verordnung vom 8.5.1934 wurden bereits Vermögen bereits ab 50.000 RM und Jahreseinkommen ab 20.000 RM entsprechend besteuert, wodurch die zur Auswanderung gezwungenen faktisch ausgeplündert wurden. Reichskristallnacht - Kristallnacht (Novemberpogrom): Bezeichnung ungeklärter Herkunft für die reichsweiten gewalttätigen Übergriffe auf jüdische Menschen, Geschäfte, Wohnungen, Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland und Österreich durch →SA, →HJ und → NSDAP- Mitglieder am 9./10. November 1938. Über 7.000 Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, 91 Menschen getötet, und ca. 28.000 jüdische Männer in →KZ, Tausende jüdische Frauen in städtische Gefängnisse eingesperrt. Durch Terror sollten die Juden massenhaft zum Verlassen des Deutschen Reiches veranlasst werden. Reichskulturkammer: Durch Gesetz vom 22. 9.1933 als Instrument der NS-Kulturpolitik geschaffen, gehörte sie zum Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der Leitung von →Joseph Goebbels. Die Reichskulturkammer bestand aus sieben Unterabteilungen für Musik, Literatur, Film, Theater, Rundfunk, Bildende Kunst und Presse. Die Mitgliedschaft war Pflicht. →"Nichtarier" (Juden und →"Zigeuner") wurden ausgeschlossen und konnten danach ihre Berufe nicht mehr ausüben. Reichsschrifttumskammer: Unterabteilung der →Reichskulturkammer. Die Mitgliedschaft war Pflicht und Voraussetzung für die Berufsausübung. →"Nichtarier" (Juden und →"Zigeuner") wurden ausgeschlossen und konnten als Folge ihre Berufe nicht mehr ausüben. Reichssicherheitshauptamt (RSHA): Im September 1939 gegründete Behörde im →SSApparat. Zusammenschluss von →SD und Sicherheitspolizei einschließlich der Gestapo und Kriminalpolizei unter der Leitung von →Reinhard Heydrich (1943-45 Ernst Kaltenbrunner) mit Sitz in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße. Reichwein, Adolf (1898-1944): Pädagoge, Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer. Auf Grund des →Berufsbeamtengesetzes 1933 Entlassung aus der Lehrerbildungsakademie Halle. Seit 1938 Verbindung zu James Graf Moltke und der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis. 1944 Verbindung zum kommunistischen Widerstand, Gruppe Saefkow-Bästlein. Nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Nach Folterungen am 20.10.1944 in →Plötzensee hingerichtet. Republikaner: 1983 in der Bundesrepublik Deutschland gegründete rechtsextreme Partei. Rettung der dänischen Juden: 1940 lebten in Dänemark 8.000 Juden, davon 1.500 Flüchtlinge. Im August 1943 wurde die dänische Regierung entmachtet und der Ausnahmezustand erklärt. Bevor die Verhaftung der nun ungeschützten Juden begann, informierte der deutsche Diplomat Duckwitz die dänische Widerstandsbewegung, die die Rettungsaktion organisierte. 7.900 Verfolgte wurden mit Booten nach Schweden gebracht. Von den 466 dennoch Verhafteten, die nach →Theresienstadt deportiert wurden, konnten bis auf 51 Personen alle durch Intervention der dänischen Regierung gerettet werden. Roma: Rom bedeutet Mensch in →Romanes, der Sprache der Roma. Internationale kollektive Bezeichnung für ca. 10 Millionen →"Zigeuner" auf der Welt. Roma leben überwiegend in Ostund Südosteuropa, einige auch seit ca. 100 Jahren in Deutschland und Mitteleuropa. Sie unterscheiden sich von den →Sinti durch sprachliche Unterschiede (Dialekte u. Lehnwörter) und in kulturellen Traditionen. Gemeinsam ist ihnen der besondere Zusammenhalt der Familien, die unbestrittene Autorität und Verehrung der älteren Generation durch die Jüngeren sowie die Erfahrung der Verfolgung.(→"Zigeuner") Romanes: Aus dem altindischen Sanskrit stammende Sprache der ethnischen Minderheit der Roma. Sie wird von Sinti und Roma seit Jahrhunderten im deutschen Sprachraum gesprochen. Rosch ha Schana: Hebräisch: Anfang des Jahres. Neujahrsfest am 1. und 2. Tischri, dem 1. Monat des jüdischen Kalenders (September/Oktober). Rosenfeld, Oskar (1884-1944): Geboren in Korycany, Mähren. Rosenfeld studierte an der Wiener Universität und arbeitete zusammen mit Theodor Herzl. Nach dem "Anschluss Österreichs" 1938 ging Rosenfeld nach Prag, wo er als Korrespondent für den Londoner "Jewish Chronicle" arbeitete. Im Oktober 1941 wurde Rosenfeld von Prag ins →Ghetto →Lodz deportiert. Er wurde Mitarbeiter des Ghetto-Archivs und schrieb Teile der Chronik des Ghettos Lodz. 1944 wurde er nach →Auschwitz deportiert und ermordet. Rote Kapelle: Fahndungs- und Tarnbezeichnung der →Gestapo für die linksliberalen Widerstandskreise um Arvid Harnack, Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium, und Harro Schulze-Boysen, Offizier im Reichsluftfahrtministerium. Die Klassifizierung als sowjetische Spionageorganisation verfälschte die Motive und politischen Ziele dieser Gruppen und wirkte sich nachteilig auf ihre Anerkennung in der Nachkriegszeit aus. 120 von den über 50 Frauen und 100 Männer der "Roten Kapelle" wurden Ende 1942 verhaftet, 92 angeklagt, 49 davon zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter 19 Frauen. Rumkowski, Mordechai Chaim (1877-1944): Polnischer Zionist, Fabrikant, in den zwanziger Jahren in der kommunalen Sozialarbeit der jüdischen Gemeinde von →Lodz tätig. Bis 1939 Direktor eines Waisenhauses. 1943 wurde Rumkowski von den deutschen Besatzungsbehörden im →Ghetto Lodz als "Judenältester" bzw. Vorsteher des →Judenrats eingesetzt und mit dem Aufbau und der Leitung der jüdischen Selbstverwaltung beauftragt. Nach der Auflösung des Ghettos im August 1944 wurde er mit seiner Familie nach →Auschwitz deportiert und ermordet. SA: Abk. für "Sturmabteilung", seit 1920 parteieigener Ordnerdienst zum Schutz von Veranstaltungen der →NSDAP. 1932 ca. 420.000 Mitglieder, 1934 bereits 4,2 Millionen. Die paramilitärischen, braun-uniformierten Sturmtruppen waren Instrument zur Zerschlagung der Demokratie durch Terrorakte und Straßenkämpfe. Nach 1933 erhielt die SA hilfspolizeiliche Vollmachten. Die Machtansprüche des Stabschefs der SA, Ernst Röhm, die SA mit der Reichswehr zusammenzuschließen, veranlassten Hitler, seinen Freund Röhm sowie 85 SA-Führer und Regimekritiker am 1. Juli 1934 von der →SS ermorden zu lassen. Sachsenhausen (KZ): Ab 1936 von Häftlingen des KZ Esterwegen (→Emslandlager) in Oranienburg bei Berlin errichtet, wo 1933/1934 schon ein KZ unter →SA-Verwaltung bestand. Arbeits- und Lebensbedingungen entsprachen dem Konzept der "Vernichtung durch Arbeit". Ausbildungsort für →SS-Führungspersonal u. Wachmannschaften, ab 1938 Sitz der für alle →KZ zuständigen Inspektion. Das Hauptlager mit ca. 100 Außenkommandos hatte über 200.000 Häftlinge aus 40 Nationen. Ca. 100.000 Todesopfer. Evakuierung der meisten Gefangenen in → Todesmärschen. Am 22.4.1945 Befreiung durch die Sowjetarmee. Schumacher, Kurt (1895-1952): Sozialdemokratischer Politiker. Im Ersten Weltkrieg schwer verwundet. 1918 Eintritt in die SPD. Studium der Staats- und Wirtschaftswissenschaften. 1926 Promotion. 1924-1931 Abgeordneter im Württembergischen Landtag, ab 1930 Reichstagsabgeordneter. Schon vor 1933 scharfer Gegner der Nationalsozialisten. Im Juli 1933 verhaftet. In →KZ-Haft in →Dachau und →Flossenbürg bis 1943. Als Schwerkranker entlassen. Er bereitete noch vor Kriegsende in Hannover die Neugründung der SPD vor und prägte die Nachkriegsentwicklung der Sozialdemokratie entscheidend. SD: Abk. für Sicherheitsdienst. 1931 unter Leitung von →Reinhard Heydrich als Nachrichtendienst der →SS und Geheimdienst der →NSDAP entwickelt. Aufgabe des SD war die Überwachung der weltanschaulichen Gegner und der innerparteilichen Opposition. Nach 1933 übernahm die Geheime Staatspolizei (→Gestapo) einen Teil der Aufgaben. Der SD ermittelte im Inland die Stimmung der Bevölkerung und erstellte die geheimen Lageberichte "Meldungen aus dem Reich". Der Auslandsnachrichtendienst hatte großen Anteil an Sabotageakten sowie den Planungen für die Ausbeutung annektierter Gebiete. Sinti: Auch Cinti. Bezeichnung für die im deutschen, west- und mitteleuropäischen Sprachraum seit 1400 lebende nationale Minderheit, die Teil der seit 1979 mit beratendem Status bei der UNO akkreditierten Weltorganisation der "Romani-Union" ist. Die Bezeichnung leitet sich vermutlich von der Herkunft aus der nordindischen Region Sindh ab. Die ca. 40.000 heute in Deutschland lebenden deutschen Sinti, deren Vorfahren schon seit mehr als 500 Jahren hier ansässig waren, unterscheiden sich von den →Roma durch sprachliche Unterschiede (Dialekte und Lehnwörter) und kulturelle Traditionen (→"Zigeuner" →Romanes). Sobibór: Im östlichen Polen nahe dem Dorf Sobibór im Rahmen der →"Aktion Reinhard" zur Durchführung der →"Endlösung" im März/April 1942 errichtetes Vernichtungslager, wie → Belzec und →Treblinka. Sobibór wurde von wenigen Mitarbeitern der →Aktion T4 und →SSHilfspersonal betrieben und bewacht. Aus den Transporten wurden Opfer zu Arbeiten für die Mordmaschinerie aussortiert, nach kurzer Zeit jedoch ebenfalls ermordet. Mehr als 250.000 Juden wurden in Sobibór mit Abgasen von Dieselmotoren in →Gaskammern ermordet. Am 14. Oktober 1943 nach dem Aufstand der jüdischen Häftlinge geschlossen. Sonderbehandlung 14f13: Mit dem Aktenzeichen "14f13" als Tarnung bezeichnete Erfassung und Ermordung ca. 20.000 kranker →KZ-Häftlinge von April 1941 bis April 1943 durch Personal der →Aktion T4 in den →"Euthanasie"-Anstalten. Speziallager: 1945 in der sowjetischen Besatzungszone von der Geheimpolizei NKWD meist auf dem Gelände von NS-→KZ eingerichtete Lager für NS-Täter und Täterinnen, Jugendliche unter Verdacht der "Werwolf"-Zugehörigkeit, gering Belastete, Opfer von Denunziationen, willkürlich Verhaftete, sogar gerade befreite KZ-Häftlinge, ab 1947/48 potentielle und tatsächliche Oppositionelle und Kritiker des neuen Regimes. Bis 1950 wurden in 11 Speziallagern 50-60.000 Menschen inhaftiert, von denen mindestens 13.000, wahrscheinlich erheblich mehr, infolge der Haftbedingungen starben. SS: Abk. für "Schutzstaffel", gegründet 1925 als Leibgarde Hitlers. Ab 1929 unter Himmler Entwicklung zur Eliteeinheit der Partei. Nach der Entmachtung der →SA 1934 selbständige Organisation der NSDAP und schrittweise Verschmelzung mit der staatlichen Polizei. Die SS war zuständig für die innenpolitische Machtsicherung, die Inspektion sowie die Bewachung der →KZ durch bewaffnete "Totenkopfverbände". Nach 1939 spielte die SS die entscheidende Rolle bei der Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Die Farbe der Uniform war schwarz, Erkennungszeichen ein doppeltes S in Runenform und der Totenkopf. Stalag: Abkürzung für Stammlager für alliierte Kriegsgefangene. Es gab ca. 150 Stalags mit zahlreichen Nebenlagern und Arbeitskommandos. Sie unterstanden der Wehrmacht und unterlagen Regeln des Kriegsgefangenenwesens, die bei Lagern für sowjetische Kriegsgefangene nicht eingehalten wurden. Struthof (Natzweiler) (KZ): Konzentrationslager für Männer, errichtet 1941 in den Vogesen südwestlich von Straßburg (Elsass). Die Häftlinge, viele aus der Résistance und →"Nacht und Nebel"-Häftlinge, zuletzt 7.000, mussten im Steinbruch in 800 Meter Höhe arbeiten. Viele wurden Opfer rassenanatomischer Untersuchungen von Prof. Hirt an der Universität Straßburg sowie von Tests zur Erprobung chemischer Kampfstoffe. Es gab 50 Außenlager mit insgesamt 45.000 Häftlingen. Das Stammlager wurde im September 1944 aufgelöst, die Häftlinge in →Todesmärschen in Richtung →Dachau getrieben. Stuckart, Wilhelm (1902-1953): 1922 Eintritt in die →NSDAP, Teilnahme am →Hitlerputsch. Jurist, 1928 Promotion. 1935 Staatssekretär im Reichsministerium des Innern. An der Ausarbeitung u. Kommentierung der →Nürnberger Gesetze sowie der Rassen- u. Gesundheitsgesetzgebung maßgeblich beteiligt. S. schlug auf der →Wannsee-Konferenz Zwangssterilisation für "Mischlinge" und Zwangsscheidung für "Mischehen" vor. 1944 →SSObergruppenführer. 1945 verhaftet, 1949 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, die als verbüßt galten. Als "Mitläufer "entnazifiziert". 1953 Tod durch einen Verkehrsunfall. Stutthof (KZ): Am 2. September 1939 östlich von Danzig als Zivilgefangenenlager für Männer der polnischen Führungsschicht und des Widerstands errichtet, ab 1941 auch Frauenlager. 1942 Konzentrationslager mit 146 Nebenlagern. In Stutthof wurde Massenmord durch Hinrichtungen und 1944 auch durch Giftgas praktiziert. Insgesamt waren etwa 115.000 Männer, Frauen und Kinder aus vielen Nationen in Stutthof registriert. Im Januar 1945 lebten noch weniger als 50.000. Ein Großteil der meist weiblichen Häftlinge kam auf den →Todesmärschen um. Stutthof wurde im April 1945 von der Roten Armee befreit. Swing: Dem Jazz verwandter, populärer Musikstil der dreißiger Jahre, von den Nationalsozialisten als "undeutsch" und "entartet" verboten. Interpreten und Anhänger dieser Musikkultur, zumeist Jugendliche, die in Opposition zur →Hitler-Jugend standen, wurden deswegen verfolgt und inhaftiert, vor allem in speziellen →KZ, den →"Jugendschutzlagern" →Moringen und → Uckermark bei →Ravensbrück. Auch →Sinti und →Roma-Musiker sowie afrodeutsche und afroamerikanische Jazz- und Swing-Musiker wurden diskriminiert und verfolgt. Theresienstadt (Terezin): 60 km von Prag. Nach der dt. Besetzung Umsiedlung der Einwohner, Errichtung eines Ghettos für jüdische Prominente u. Künstler aus Böhmen u. Mähren sowie ca. 15.000 Kinder. Ab Juli 1942 Vortäuschung als Altersghetto für dt. Juden u. "Privilegierte", in Wirklichkeit →KZ. Durchgangsstation für →Deportationen nach →Auschwitz. Gesondert bestand ab 1940 in der "Kleinen Festung" eine KZ-Haftstätte für ca. 32.000 →politische Gefangene und Juden. Von 141.000 nach T. Deportierten starben dort 33.500, insgesamt kamen 118.000 ums Leben. Befreiung am 8.5.1945 durch die Sowjetarmee. Todesmärsche: Im Chaos der letzten Kriegswochen wurden über große Entfernungen mehrere tausend Häftlinge vor allem im Osten gelegener →KZ in tagelangen Fußmärschen oder Transporten in Güterwaggons vor den Linien der alliierten Befreiungstruppen in noch nicht besetzte Teile des Deutschen Reiches getrieben. Unzählige Gefangene wurden dabei von den → SS-Begleitmannschaften erschlagen, erschossen, ertränkt oder starben elend durch Hunger und Kälte. Die deutsche Zivilbevölkerung beteiligte sich zum Teil an der Jagd auf flüchtende Häftlinge, Unterstützung der Notleidenden geschah selten. Treblinka: Nordöstlich von Warschau errichtetes größtes Vernichtungslager der→"Aktion Reinhard", nach →Belzec und →Sobibór im Juni/Juli 1942 zur Steigerung der Tötungskapazitäten errichtet. Von Angehörigen der →Aktion T4 geplant, mit →SS-Hilfspersonal betriebene Mordstätte für ca. 900.000 Menschen, vor allem Juden aus dem →Warschauer Ghetto, dem Bezirk Radom und vielen europäischen Ländern sowie Tausenden →Sinti und →Roma. Nach dem Aufstand der "Arbeitsjuden" am 2. August 1943 Auflösung, Beseitigung der Spuren, Tarnung des Ortes durch Überbauung mit einem Bauernhof. Trümmerfrauen: Bezeichnung für die deutschen Frauen, die nach 1945 in körperlicher Schwerstarbeit die Trümmer der Kriegszerstörungen in den Städten beseitigten und wesentlichen Anteil am Wiederaufbau hatten. Uckermark (KZ, Jugendschutzlager): 1942 als Jugend-KZ (→Moringen) mit ca. 600 Haftplätzen für weibliche Jugendliche ab 16 Jahren in der Nähe des Frauen-KZ →Ravensbrück in Mecklenburg eröffnet. Die "Jugendschutzlager" unterstanden dem →RSHA, die Einweisung erfolgte durch die Kriminalpolizei und die →Gestapo. Die eingelieferten Jugendlichen galten nach "kriminalbiologischer" Begutachtung als "kriminell", "minderwertig" und "unerziehbar". Nur eine Minderheit der inhaftierten Kinder und Jugendlichen kam wieder in Freiheit. United States Holocaust Memorial Museum (USHMM): Nationale Holocaust Gedenkstätte der Vereinigten Staaten von Amerika in Washington, D.C., zur Erinnerung an die sechs Millionen Juden und Millionen nichtjüdischen Opfer der NS-Verbrechen. Das Museum wurde im Frühjahr 1993 eröffnet. Ständige Ausstellung, Wechselausstellungen, Forschungszentrum, Bibliothek, Archiv und pädagogische Abteilung dienen der Dokumentation, Interpretation und Vermittlung der Geschichte des Holocaust. Vierjahresplan: Auftrag Hitlers 1936, in vier Jahren die Aufrüstung Deutschlands und die Kriegsbereitschaft der deutschen Wirtschaft zu erreichen. Das Ziel des Plans beinhaltete die Revision des Versailler Friedensvertrags. →Hermann Göring wurde Beauftragter für den Vierjahresplan mit Generalvollmacht in allen wirtschaftlichen Fragen und Chef des 1936 geschaffenen Amtes im Rang einer Obersten Reichsbehörde. Waffen-SS: Ab Oktober 1939 von →Himmler eingeführte Bezeichnung für die bewaffneten Teile der →SS. Der Waffen-SS gehörten 1944 fast 600.000 Mann an, bei Kriegsende 38 Divisionen. Sie unterstand militärisch dem Heereskommando, organisatorisch dem SS-Führungs-Hauptamt. Der Soldat der Waffen-SS war Freiwilliger, musste SS-Rassekriterien erfüllen und war meist fanatischer Vertreter der NS-Weltanschauung. Ab 1943/44 wurden zunehmend Nichttaugliche, Nichtfreiwillige sowie Nichtdeutsche in die Waffen-SS rekrutiert. Die Waffen-SS war vielfach an Kriegsverbrechen beteiligt. Wannsee-Konferenz: Konferenz am 20. Januar 1942 in einer Villa am Wannsee im Süden Berlins. Unter dem Vorsitz des →SS-Obergruppenführers →Reinhard Heydrich, Chef des → Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), verhandelten 14 hochrangige Vertreter der Ministerialbürokratie und der →SS über die organisatorische Durchführung der →"Endlösung", d.h. die Entscheidung, die Juden Europas in den Osten zu deportieren und zu ermorden. Warschauer Ghetto: Besetzung der polnischen Hauptstadt am 29.9.1939, Entrechtung der 350.000 jüdischen Einwohner. November 1940 Errichtung des Ghettos nach mittelalterlichem Muster. Bewacht hinter Mauern, Konzentration von 500.000 Juden und Tausenden →Sinti und → Roma auf minimaler Fläche unter unmenschlichen Bedingungen. 45.000 Todesopfer allein 1941. Deportationen in das Vernichtungslager →Treblinka 1942/43. April 1943 Aufstand der Widerstandsbewegung unter Mordechai Anielewicz, Zerstörung des Ghettos nach 28 Tagen durch →SS unter dem Kommando Stroop, Anlage eines Parks und→KZ. Wewelsburg, Kult- und Terrorstätte der SS: 1603-1609 erbaut als Nebenresidenz der Fürstbischöfe von Paderborn. Von der →SS 1934 gemietet. Nach Plänen →Himmlers vom Reichsarbeitsdienst zur "Weihestätte" für tote SS-Führer ausgebaut, ab 1939 durch Einsatz von → KZ-Häftlingen aus →Sachsenhausen. 1941 Gründung des KZ Niederhagen. Von den 3.900 Häftlingen starben ca. 1.285 an Unterernährung und den Arbeits- u. Haftbedingungen. Am 31. März 1945 befahl Himmler die Sprengung der Burg. Zwei Tage später befreiten US-Soldaten die Häftlinge des KZ. 1982 Eröffnung einer dokumentarischen Ausstellung und Gedenkstätte. Wehrkraftzersetzung: Durch Verordnung vom 17.8.1939 gemäß Kriegssonderstrafrecht eingeführter Straftatbestand, auf den die Todesstrafe stand. Als Wehrkraftzersetzung galten: Wehrdienstentziehung z.B. durch Selbstverstümmelung, Verweigerung der Dienstpflicht, Fahnenflucht und die Aufforderung dazu. Selbst kritische Äußerungen zur Kriegslage in privatem Kreis wurden als Wehrkraftzersetzung abgeurteilt. Volksgerichtshof, Kriegs-, Sonder- und Militärgerichte fällten Tausende Todesurteile im Verlauf des Krieges. Weiße Rose: Widerstandsgruppe um die →Geschwister Scholl. Die Gruppe verbreitete 1942/43 Flugblätter mit Aufrufen, sich vom Nationalsozialismus zu trennen. Die Kerngruppe in München bestand aus vier vom Wehrdienst zum Medizinstudium abkommandierten Studenten, Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf sowie Sophie Scholl, der Schwester von Hans, und dem Philosophieprofessor Kurt Huber. Hans und Sophie Scholl wurden bei einer Flugblattaktion beobachtet und denunziert. Auch Schmorell, Probst, Graf und Huber wurden hingerichtet, andere Mitglieder zu Haft verurteilt. Wilhelmstraßenprozess: Fall 11 der amerikanischen Nürnberger Nachfolgeprozesse von November 1947 bis November 1948 gegen den ehemaligen Staatssekretär, Ernst von Weizsäcker, und weitere Angehörige des Auswärtigen Amts, das sich in der Wilhelmstraße in Berlin befand. Wöbbelin (KZ): Ortschaft bei Ludwigslust in Mecklenburg. In den letzten Wochen der NSHerrschaft entstand am 12. Februar 1945 bei Wöbbelin noch ein Außenlager des KZ → Neuengamme, das zum Auffanglager für Tausende Häftlinge bestimmt war, die in → Todesmärschen aus anderen →KZ wegen der anrückenden Truppen der Alliierten evakuiert wurden. Einheiten der US-Armee befreiten am 2.5.1945 ca. 4.000 Häftlinge und fanden ca. 1.000 Tote vor, die im Umkreis von Wöbbelin in Massengräbern beerdigt wurden. Die genaue Zahl der Opfer des Lagers Wöbbelin ist nicht bestimmbar. Yad Vashem: Hebräische Bedeutung: "Ein Denkmal und ein Namen" (nach Jesaja 56,1). Zentrale nationale Gedenkstätte zur Erinnerung an die Märtyrer der Shoah (hebräisch: Katastrophe, Begriff für Holocaust) und Helden des Widerstands in Israel. 1953 unterhalb des Herzl-Berges in Jerusalem als Ensemble von Landschaftsarchitektur mit Denkmalen, Museen und Forschungseinrichtungen errichtet. Ort der jährlich am Yom Hashoah (Tag der Katastrophe) stattfindenden staatlichen Gedenkfeier. Forschungs- und Bildungszentrum zur Geschichte des Holocaust. Zeugen Jehovas (Ernste Bibelforscher): Religionsgemeinschaft der Ernsten Bibelforscher, die sich ab 1931 "Zeugen Jehovas" nannten. Sie wurden nach Machtantritt der Nationalsozialisten verboten, ihre Mitglieder verfolgt, weil sie sich der NS-Ideologie und NS-Herrschaft widersetzten und als konsequente Pazifisten den Militärdienst verweigerten. Zu Tausenden in →KZ inhaftiert. Mit dem lila Winkel gekennzeichnet, bildeten sie eine besondere Häftlingsgruppe. Von den nach Kriegsbeginn 1939 zum Tode verurteilten Kriegsdienstverweigerern waren Zeugen Jehovas die größte Gruppe. Zigeuner: Die Sammelbezeichnung "Zigeuner", für die ethnische Minderheit der →Sinti und → Roma gilt als diskriminierend. Sinti und Roma, die bekanntesten der 5 Hauptgruppen, kamen als Migranten aus Indien. Seit über 600 Jahren leben Sinti und Roma in Europa. Sie sind meist katholische Christen, die balkanischen Roma häufig Muslime. Die Sinti und Roma sind oft über Generationen in ihren Heimatorten verwurzelt. Von den Nationalsozialisten wurden sie wie die Juden aus rassistischen Gründen verfolgt. Nach Schätzungen wurden ca. 500.000 in →KZ, Ghettos und durch Massenerschießungen im Zweiten Weltkrieg ermordet. Zwangsarbeit: Schon ab 1936 wurden →Sinti und →Roma in kommunale →KZ eingewiesen und mussten Zwangsarbeit leisten. Ende 1938 Zwangsarbeit für →"Asoziale" und arbeitslose Juden. Im Krieg wurden →KZ-Häftlinge und zwangsrekrutierte Zivilarbeiter aus den besetzten Ländern, vor allem aus Osteuropa; zur Arbeit in der deutschen Industrie, Landwirtschaft sowie der Bau- und Rüstungswirtschaft gezwungen und in mehr als 30.000 Lagern unter brutalen Bedingungen ("Vernichtung durch Arbeit") ausgebeutet. Die Anklage im →Nürnberger Prozess ging von einer Gesamtzahl von 12 Millionen Zwangsarbeitern aus. Zyklon B: Kristalline Blausäure, hergestellt 1923 von der Firma DEGESCH, einer Tochterfirma der →I.G. Farben, als Schädlingsvernichtungsmittel und zur Desinfektion u.a. vom Militär verwendet. Am 3.9.1941 erstmals als Mittel zur Vergasung von Menschen erprobt und ab Frühjahr 1942 vor allem in →Auschwitz und →Majdanek in →Gaskammern, später auch in anderen →KZ zur Massentötung eingesetzt.