Infoblatt 09 Pharmakotherapie bei epileptischen Anfällen

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Tuberöse Sklerose Deutschland e. V.
www.tsdev.org
I N F O R M AT I O N S B L AT T 0 9
Arzneistoffe zur Behandlung
oder Verhinderung epileptischer
Krampfanfälle bei Tuberöser Sklerose
(TSC)
1. Einführung
Das Erkennen der Anfallsform ist wesentlich für die
Wahl des entsprechenden Arzneistoffes.
TSC-Patienten leiden häufig unter epileptischen
Krampfanfällen. Dafür sind Veränderungen im Gehirn,
insbesondere in der Hirnrinde, verantwortlich. Hierbei spielen die so genannten Tuber eine wesentliche
Rolle. Die Epilepsie bei TSC-Betroffenen wird deshalb
auch oft als „symptomatische Epilepsie“ bezeichnet,
da die hirnorganischen Veränderungen Symptome,
also Krankheitszeichen, wie z.B. epileptische Krampfanfälle, mit sich bringen.
Bei den meisten TSC-Betroffenen beginnt die Epilepsie bereits im Säuglings- und Kleinkindalter. Der Arzt
kann durch genaue Beobachtung des Patienten im
Anfall und mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms
(EEG) die Lokalisation des Anfallsherdes, die Anfallsbereitschaft und die Anfallsform bestimmen. Dann legt
er die Therapiestrategie fest. Ziel ist es, die Krampfanfälle zu beseitigen oder zumindest ihre Zahl zu minimieren, denn epileptische Anfälle belasten das Gehirn sehr und können zu Entwicklungsstörungen und
sogar geistigen Einschränkungen führen.
2. Pharmakologische Therapie
2.1. Definition
Bei der pharmakologischen Therapie kommen bestimmte Medikamente zum Einsatz. Medikamente,
die zur Behandlung oder Verhinderung von epileptischen Krampfanfällen eingesetzt werden, heißen
Antiepileptika oder Antikonvulsiva (griechisch: anti
„gegen“, lateinisch: convulsio „Krampfanfall“).
Zur besseren Verständlichkeit des folgenden Blattes
wird auf das Informationsblatt „Epileptische Anfälle
bei Tuberöser Sklerose (TSC)“ verwiesen.
Das Blatt enthält wichtige Grundinformationen zum
Thema Epilepsie. Unter anderem werden darin unterschiedliche epileptische Anfallsformen beschrieben.
Anschrift
Tuberöse Sklerose Deutschland e. V.
Vereinsbüro
Im Brückfeld 15
65207 Wiesbaden
Kontakt
Tel 0611/469-2707
Fax 0611/469-2708
eMail [email protected]
www.tsdev.org
2.2. Monotherapie
Die pharmakologische Therapie wird mit einer so genannten Monotherapie begonnen. Darunter versteht
man, dass nur ein einziges Arzneimittel gegen Epilepsie verabreicht wird. Der Vorteil dieser Behandlung
ist, dass sowohl die Wirkungen der Behandlung als
Spendenkonten
Sparkasse Ettlingen
BLZ 660 512 20 , Konto 123 54 64
Commerzbank Frankfurt
BLZ 500 400 00, Konto 33 90 33 300
1
Mitgliedschaften des TSD e.V.
Kindernetzwerk e.V.
Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE)
Tuberous Sclerosis International (TSI)
Tuberous Sclerosis Europe (TSE)
auch die Nebenwirkungen
übersichtlicher sind. Zeigt
das Medikament keine
Wirkung, wird schrittweise seine Dosis erhöht. Der
Arzt bestimmt dabei, wann
und in welchem Maß die
Erhöhung erfolgt. Bei einigen Antiepileptika kann
der Wirkstoff im Blut nachgewiesen und der Wirkspiegel bestimmt werden.
Das erleichtert dem Arzt
die Behandlung.
Das Auf- oder Umdosieren von Medikamenten zur
Anfallsbehandlung kann manchmal mit Nebenwirkungen wie z.B. Appetitlosigkeit oder innerer Unruhe
verbunden sein. Möglich ist auch, dass sich rasche,
eventuell unvorhersehbare Änderungen in der Anfallsbereitschaft einstellen. Es kann daher notwendig
werden, den Beginn oder die Umstellung einer medikamentösen Anfallsbehandlung zunächst unter medizinischer Kontrolle – also stationär im Krankenhaus
– durchzuführen. Meist sind diese Symptome aber
nur von kurzer Dauer und die Befindlichkeit des Patienten normalisiert sich wieder.
Bei vielen Patienten tritt die optimale Wirkung des Arzneimittels erst nach einiger Zeit ein. In der Regel sollte
eine Monotherapie bis zum Erreichen einer zufrieden
stellenden Anfallssituation oder bis zum Auftreten
nicht akzeptabler Nebenwirkungen aufdosiert werden.
Die Veränderung der Anfallssituation und das Befinden
sollten wachsam beobachtet werden. Gerade im Falle
einer komplizierten Anfallsbehandlung bringt dieses
Vorgehen eine präzise individuelle Erfahrung mit dem
Medikament mit sich. Außerdem vermeidet man, dass
später Medikamente mangels geeigneter Alternativen
ein zweites Mal verwendet werden müssen.
Zur Dokumentation der Behandlung, der Medikation
und der eigenen Beobachtungen können die Patienten bzw. Eltern/Betreuer das im Netz frei verfügbare
Computerprogramm „Epivista“ (www.desitin.de) einsetzen. Das Programm bietet die Möglichkeit, sich
online mit dem behandelnden Arzt über alle Fragen
der Anfallskontrolle auszutauschen. Zudem sind die
sortierten Daten bei einem Wechsel des betreuenden
Arztes sofort verfügbar. Auch ohne die Übergabe der
Informationen an den Arzt ist es eine wertvolle Hilfe
für die Verlaufsdokumentation.
2.3. Kombinationstherapie
Falls die Monotherapie keine Wirkung zeigt, erfolgt
eine Kombinationstherapie. Der Arzt verabreicht also zu dem bestehenden Medikament ein weiteres
aus einer anderen Wirkstoffgruppe. Er berücksichtigt dabei entsprechende Wechselwirkungen, die
von bestimmten Medikamenten ausgehen können.
Beispielsweise kann ein bestimmtes Präparat ein anderes in seiner Verstoffwechslung verstärken oder
abschwächen, sodass eine Dosisänderung notwendig
wird.
Die Aufdosierung erfolgt grundsätzlich wie in der Monotherapie, kann sich aber im Tempo und in der angestrebten Zieldosis erheblich von dieser unterscheiden. Ist wiederholt kein Erfolg zu verzeichnen, kann
in komplizierten Fällen ein drittes oder sogar viertes
Präparat in die Behandlung mit eingeführt werden.
Die Schwierigkeiten, die sich verständlicherweise aus
Wechselwirkungen und auch Nebenwirkungen ergeben, lassen eine dauerhafte Kombinationstherapie
von mehr als drei Präparaten kaum zu.
2.4. Therapieziel
Zu Beginn einer Anfallsbehandlung sollte ein realistisches Therapieziel besprochen werden, um später
den Erfolg der Maßnahme richtig beurteilen zu können. Während dies bei der Erstbehandlung meist die
Anfallsfreiheit ohne oder mit lediglich wenigen Nebenwirkungen ist, kann es bei komplizierten Epilepsien die
Minderung der Anfallshäufigkeit oder -schwere wie
auch ein leichteres Nebenwirkungsspektrum sein.
2.5. Alternative Therapieformen
Neben der pharmakologischen Therapie gibt es auch
noch andere Therapieformen, die Erfolg versprechen
können. Sie kommen meist bei einer schwer behandelbaren Epilepsie zum Einsatz, bei der drei hoch
dosierte Antiepileptika weder in Monotherapie noch
in Kombinationstherapie zur Anfallsfreiheit führen
oder bei der die Anfallsfreiheit nur unter Inkaufnahme erheblicher Antiepileptika-Nebenwirkungen zu
erreichen ist. In Einzelfällen sollte die Entscheidung,
insbesondere zur Prüfung von Möglichkeiten und
Grenzen epilepsiechirurgischer Maßnahmen, frühzeitig getroffen werden.
Zu den alternativen Therapieformen gehören:
Zudem sind die sortierten Daten bei einem Wechseln
des betreuenden Arztes sofort verfügbar. Auch ohne
die Übergabe der Informationen an den Arzt ist es eine wertvolle Hilfe für die Verlaufsdokumentation.
2
Mit einer Monotherapie kann bei ca. zwei Dritteln
aller Patienten mit Epilepsien eine Anfallsfreiheit
erreicht werden. Da bei der Tuberösen Sklerose die
Anfallsursache oftmals sehr kompliziert ist, gilt diese
Regel für die TSC-Betroffenen leider nicht.
• Ketogene Diät (vgl. bitte gesondertes Informationsblatt)
• Epilepsiechirurgische Eingriffe
• Vagusnervstimulation (vgl. bitte gesondertes Informationsblatt)
Treten trotz Ausschöpfung aller Therapiemaßnahmen epileptische Anfälle auf, spricht man von einer
Therapieresistenz.
Das Informationsblatt konzentriert sich im Folgenden
auf die pharmakologische Therapie.
3. Antiepileptika und ihre Wirkung
Zur besseren Übersicht wurde die tabellarische Form
gewählt.
In der Spalte „Anwendung und Wirkung“ wird auf
verschiedene Anfallsformen hingewiesen, die im Informationsblatt „Epileptische Anfälle bei TSC“ genau
beschrieben wurden und dort nachzulesen sind.
Da die Behandlungsdosis aller Anfallsmedikamente
im Einzelfall erheblich variieren kann, wird in der
tabellarischen Besprechung auf deren Nennung verzichtet. Sie sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Hier noch ein paar Anmerkungen zum besseren Verständnis der einzelnen Tabellen:
Die chemische Kurzbezeichnung: Sie gibt an, welcher
chemische Stoff in dem Medikament enthalten ist.
Manchmal werden bestimmte chemische Stoffe zu
einer Wirkstoffgruppe zusammengefasst.
Der Arzneimittelname: Er ist als Marke in einem oder
mehreren nationalen Markenverzeichnissen amtlich
registriert (*® registered trademarks). Damit kann
sich das Unternehmen, welches ein bestimmtes Arzneimittel herstellt, von anderen Unternehmen unterscheiden. Oft weisen Arzneimittel unterschiedlicher
Hersteller trotz gleicher chemischer Wirkstoffe und
Darreichungsformen (Applikationsformen) beachtliche preisliche Unterschiede auf.
Auch können sich die Zubereitung der Grundsubstanzen und ihrer Begleitsubstanzen unter den Herstellern erheblich unterscheiden. Man sollte daher auch
bei Beibehaltung des Wirkstoffes nicht ohne Grund
und ohne Rücksprache mit dem betreuenden Arzt das
Medikament wechseln.
Die Wechselwirkungen: Sie sind vor allem dann interessant, wenn eine Kombinationstherapie durchgeführt wird (vgl. oben). Es kann hierbei zu einer
entsprechenden Wirkungsverstärkung und damit
Erhöhung der Nebenwirkungsgefahr oder aber zu
einer Wirkungsabschwächung mit evtl. vermehrtem
Anfallsgeschehen kommen.
Die Darreichungsform: Arzneistoffe können auf unterschiedliche Art verabreicht werden:
• Oral (über den Mund), z.B. Kapseln, Tabletten,
Dragees, Tropfen oder Saft. Einige Tabletten bestimmter Firmen können auch aufgelöst und zu
einer Suspension verarbeitet werden, was die Einnahme erleichtert. Das ist aber nicht bei jeder Tablettenform möglich, denn die pharmakologische
Wirkung ist von verschiedenen Parametern abhängig, z.B. Dosis, Ansprechbarkeit (Rezeptorverhalten), Resorption, Verteilung und Abbau des Medikaments. Diese Wirkmechanismen dürfen nicht
gestört werden. Deshalb ist es ratsam, den Arzt
oder Apotheker zu fragen, ob das entsprechende
Medikament aufgelöst werden darf.
• Rektal (über den Anus), z.B. Rektiolen oder Zäpfchen. Die Wirkstoffe werden hierbei über die
Schleimhaut des Enddarms aufgenommen.
• Nasal, über die Nasenschleimhaut mit Hilfe von
Sprays oder Zerstäubern. Der Wirkstoff kann über
die Nasenschleimhaut aufgenommen werden.
• Buccal, über die Mundschleimhaut. Die nasale und
buccale Darreichungsform ist bei Notfällen ideal.
• Intravenös, über die Vene (i.v.). Diese Darreichungsform darf nur durch einen Arzt verabreicht werden. Vorteil ist der schnelle Wirkungseintritt des
Medikaments, weshalb diese Darreichungsform
im Notfall ihre Anwendung findet.
Nicht jedes Medikament bekommt man in allen Darreichungsformen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, in welchen Darreichungsformen Ihr Medikament
vorliegt.
Generika: Medikamente mit identischen Wirkstoffen
werden auch als Generika bezeichnet.
Die Indikation: Sie zeigt an, bei welcher Krankheit
bzw. bei welchen Symptomen ein bestimmtes Arzneimittel eingesetzt wird.
Die Nebenwirkungen: Unter Nebenwirkungen werden Begleiterscheinungen beschrieben. Das Informationsblatt beschränkt sich auf wesentliche Nebenwirkungen, die entweder häufig vorkommen oder die so
schwerwiegend sind, dass man sie immer im Auge
behalten sollte, wenn man das entsprechende Medikament verabreicht. Die Beipackzettel der Medikamente enthalten hingegen aus rechtlichen Gründen
alle denkbaren Nebenwirkungen, was die Abwägung
möglicher Risiken erheblich erschwert.
3
3.1. Benzodiazepine
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Benzodiazepine:
z. B.
Diazepam,
Arzneimittelname*,
Generika
Beispiele:
Valium®,
Diazepam®,
Clonazepam,
Rivotril®,
Lorazepam,
Tavor®,
Midazolam,
Dormicum®,
Clobazam
Frisium®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Anwendung insbesondere beim Status
epilepticus oder bei
Anfallsserien, da
die Ausbreitung der
krankhaften Erregung
auf beide Hirnhälften
gehemmt wird.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
• Müdigkeit, Benommenheit, Verlängerung der
Reaktionszeit, Muskelentspannung
Benzodiazepine und
andere Antiepileptika beeinflussen sich
gegenseitig.
• Paradoxe Reaktion mög- Bei Valproinsäulich (also Erregungszu- re und Phenytoin
führt eine durch
stände)
die Benzodiazepine
ausgelöste StoffIn Einzelfällen Verwen- • Neigung zur Gewöhdung der Benzodiazenung und Abhängigkeit wechselhemmung
beispielsweise zur
pine auch zur LangzeitWirkungssteigerung
behandlung.
• Herabsetzung des
dieser Präparate.
Atemantriebs möglich
Wirkungsweise:
(Vorsicht bei begleitenIm Gegensatz dazu
Auswirkung auf einen
den Erkrankungen der
können PhenobarÜberträgerstoff im
Atemwege)
bital und Phenytoin
Gehirn (GABA), der
den Abbau von Diabenachbarte NervenKeine Dosiserhöhung
zepam beschleunizellen in ihrer Erregung ohne genaue ärztliche
gen.
hemmt.
Rücksprache!
Vorsicht bei:
• Überempfindlichkeit
gegen Benzodiazepine
(Gefahr des Kreislaufschocks)
Rauchen steigert
die Diazepamausscheidung und setzt
entsprechend die
Wirkung herab.
3.2. Carbamazepin
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnung
Generika
Carbamazepin
Beispiele:
Tegretal®,
Timonil®
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Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Anwendung bei fokalen • Schläfrigkeit, Benommenheit, Erbrechen,
Anfällen, komplexDoppeltsehen, Zittern,
fokalen Anfällen und
Gangunsicherheit
sekundär generalisierten tonisch-klonischen
Anfällen, insbesondere • Darmentzündung (Colitis)
bei symptomatischen
Epilepsien (u. a. bei
TSC).
• Verminderung von
Natrium im Blut/HyAbsencen und myokloponatriämie (kann zu
nische Anfälle können
Bewusstseinsstörungen,
verstärkt werden.
Erbrechen, Verwirrtheit
und evtl. einer AnfallsPatienten mit einer
verstärkung führen)
idiopathisch-generalisierten Epilepsie sollten
nicht mit Carbamazepin
behandelt werden.
Wechselwirkungen
Carbamazepin führt
in der Leber zu einem
beschleunigten
Abbau verschiedener
Medikamente (=Enzyminduktor).
Die Serumkonzentration einiger Antiepileptika (Valproinsäure, Phenytoin,
Lamotrigin, Phenobarbital, Tiagabin)
wird dadurch herabgesetzt.Es besteht
dann kein wirksamer
Medikamentenspiegel mehr.
Wirkungsweise:
• Leberschäden und VerHemmung der Erregungs- minderung der weißen
weiterleitung in NervenBlutkörperchen im Blut
zellen durch Blockade von (Regelmäßige BlutkonNatrium-Ionenkanälen in
trollen - Leberwerte,
der Zellmembran.
Blutsalze und Blutbild
- werden deshalb empfohlen.)
Das gilt auch für
Gerinnungshemmer (z.B. Marcumar) oder Hormonpräparate.
• Osteoporose (Bei Behinderten kann es
aufgrund mangelnder
Aktivität zu Knochenschwund kommen, der
durch das Medikament
verstärkt werden kann.)
• Verschlechterung von
Herzrhythmusstörungen möglich
Vorsicht bei:
• Neigung zu Allergien
• Schwangerschaft (Carbamazepin kann zu
Missbildungen führen.)
Carbamazepin
kann auch die Wirkung der Antibabypille aufheben.
Cimetidin (Anwendung bei Magengeschwüren) und
das Antibiotikum
Erythromycin
erhöhen den
Carbamazepinserumspiegel. Eine
Überdosierung
und eine daraus
resultierende Vergiftung sind dann
möglich.
3.3. Ethosuximid
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnung
Generika
Ethosuximid
Beispiele:
Petnidan®,
Pyknolepsinum®,
Suxilep®,
Suxinutin®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Sehr gute Wirkung bei
Absencen, aber auch bei
myoklonischen Anfällen.
Nebenwirkungen
• Übelkeit, Erbrechen,
Schluckauf, Bauchschmerzen
• Allergien (u. a. allerIn der Behandlung der
gische Hautreaktisymptomatischen Epionen)
lepsien (inkl. der TSC) ist
Ethosuximid nicht das
• Eher selten: BlutbildMittel der ersten Wahl.
Meist findet es als Zusatz- veränderungen (z. B.
Verminderung der
mittel zu einem Stanweißen Blutzellen)
dardmedikament
(z. B. Lamotrigin oder Valproinsäure) Anwendung.
Wirkungsweise:
Beeinflussung der Erregungsleitung zwischen
den Nervenzellen des
Zwischenhirns und des
Großhirns.
Wechselwirkungen
Ethosuximid verhält
sich weitgehend
neutral in der Kombination mit anderen Medikamenten.
Valproinsäure kann
den Spiegel von
Ethosuximid jedoch
erhöhen, dagegen
kann Carbamazepin
ihn erniedrigen.
Ethosuximid kann in
seltenen Fällen auch
den Spiegel von Phenytoin erhöhen.
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3.4. Felbamat
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Felbamat
Arzneimittelname*,
Generika
Taloxa®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Anwendung als Reservemedikament bei
schwer zu behandelndem Lennox-GastautSyndrom.
Nur noch eingeschränkte
Zulassung wegen erheblicher, auch lebensbedrohlicher Nebenwirkungen.
Aufgrund der
schweren Nebenwirkungen empfiehlt
sich eine ausgiebige
Nutzen-Risiko-Abwägung.
Aufgrund der Nebenwirkungen sind regelmäßige
Blutuntersuchungen und
eine enge ärztliche Überwachung der Behandlung
erforderlich!
Wechselwirkungen
Felbamat steigert
den Blutspiegel
von Carbamazepin,
Phenytoin und Valproinsäure.
->Dosisanpassung!
Carbamazepin und
Phenytoin verringern
hingegen den Felbamatspiegel im Blut
um bis zu 20%.
Wirkungsweise:
Hemmung der Erregungsleitung von
Nervenzellen durch
Beeinflussung von
zwei Überträgerstoffen (Glutamat,
GABA).
3.5. Gabapentin
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Gabapentin
Arzneimittelname*,
Generika
Beispiele:
Gabax®,
Neurontin®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Gilt als Antiepileptikum der neuen Generation und ist seit
etwas mehr als über
zehn Jahren auf dem
Markt.
Nebenwirkungen
• Benommenheit, Schläf- Gabapentin verhält
rigkeit, Schwindel, Kopf- sich neutral zu andeschmerzen
ren Medikamenten,
einschließlich ande• Gewichtszunahme
ren Antiepileptika.
• Reizbarkeit
Anwendung als
Reservewirkstoff der
zweiten oder dritten
Wahl bei fokalen Anfällen (Herdanfällen)
in Mono- oder Kombinationstherapie.
Wirksamkeit auch
bei komplex-fokalen
Anfällen und sekundär generalisierten
Anfällen.
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Keine ausreichende
Wirkung bei primär
generalisierten Anfällen, wie z. B. den
Absencen.
Wechselwirkungen
• erhöhte Leberwerte (in
Kombination mit anderen Antiepileptika)
Vorsicht ist allerdings bei der
Einnahme von Medikamenten gegen
Sodbrennen, die magnesium- und aluminiumhaltig sind,
geboten. Maaloxan
z. B. verhindert die
Aufnahme von Gabapentin im Darm.
Gabapentin sollte
daher zwei Stunden
später und nicht
gleichzeitig mit dem
Magenpräparat verabreicht werden.
Wirkungsweise:
Gabapenin verstärkt
die hemmenden GABA-Neurotransmitter
(Überträgerstoffe).
Gabapentin wirkt
gut auf verschiedene
Schmerzsyndrome.
Hierfür wird es heute
häufiger eingesetzt
als zur Anfallsbehandlung.
3.6. Lamotrigin
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Arzneimittelname*,
Generika
Lamotrigin
Lamictal®
Anmerkung:
Lamotrigin
der Firma Desitin und der
Firma betapharm lassen
sich zu einer
Suspension
verarbeiten
und können
damit besser
verabreicht
werden.
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Gilt ebenfalls als
Antiepileptikum der
neuen Generation.
Anwendung bei allen
Formen der Epilepsie
in Mono- oder Kombinationstherapie.
Ein langsames Aufdosieren verhindert
das Auftreten eines
sehr unangenehmen
Hautausschlags.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
• Hautausschlag (kann in
den ersten sechs Wochen der Behandlung,
insbesondere bei einer
zu schnellen Aufdosierung und/oder einer
Kombination mit Valproinsäure, auftreten;
besonders häufig bei
begleitenden Missbildungen, wie z. B. Lippenoder Gaumenspalte)
Einige Antiepileptika beschleunigen
den Abbau von
Lamotrigin in der
Leber. Dazu gehören:
• Carbamazepin,
• Phenytoin,
• Phenobarbital
• Kopfschmerzen, Schwindel, Doppelt-/Verschwommensehen
Eine idiopathische, also erbliche, Epilepsie
• Reizbarkeit und Schlaflokann durch Lamotrisigkeit (Die Hauptdosis
gin verstärkt werden.
sollte deshalb möglichst
morgens gegeben werWirkungsweise:
den.)
Hemmung der spannungsabhängigen
Natrium-MineralkaGilt bislang als das
näle zwischen den
für das Kind sicherste
Nervenzellen. Hemmt
Anfallsmedikament
schnell feuernde und
während der Schwangeraktivierende Nervenschaft.
zellverbände.
Die Dosis von
Lamotrigin muss
daher nahezu verdoppelt werden.
Valproinsäure
allerdings verringert den Abbau
von Lamotrigin
in der Leber. Die
Lamotrigindosis
muss daher in etwa
halbiert werden.
Die Zieldosis ist in
dieser Kombinationsbehandlung
ebenfalls erheblich
geringer.
7
3.7. Levetiracetam
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Levetiracetam
Arzneimittelname*,
Generika
Keppra®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Anwendung bei
fokalen und sekundär
generalisierten Anfällen. Bislang besteht
die Zulassung nur für
die Kombinationstherapie.
Wirkungsweise:
Man nimmt an, dass
Levetiracetam den
sog. Kalzium-Mineralaustausch in den
Nervenzellen beeinflusst und auf die
Übertragungsstellen
der Neurotransmitter
(Überträgerstoffe)
wirkt.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Die Verträglichkeit wird im Es bestehen
Allgemeinen als gut bekeine wesentschrieben.
lichen Wechselwirkungen
Schläfrigkeit und Schwämit anderen
che werden jedoch häuMedikamenten,
figer beobachtet.
auch nicht mit
anderen AntieNach der Zulassung des
pileptika.
Medikaments wurden
zudem auch Wut, Aggression, Angst, Verwirrung
und sogar psychotische
Störungen mit Halluzinationen festgestellt.
3.8. Oxcarbazepin
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Oxcarbazepin
Arzneimittelname*,
Generika
Trileptal®,
Timox®
Retardpräparat:
Apydan extent®
setzt den Wirkstoff mit gleichbleibendem
Wirkungsgrad
über den ganzen
Tag hinweg frei.
Mit dem Oxcarbazepin-Retardpräparat besteht
die Möglichkeit,
eine stabile Therapieführung
unter Vermeidung
nebenwirkungsreicher Spitzenspiegel zu erreichen.
8
Dieses Präparat
ist auflösbar und
nahezu geschmacksneutral.
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Anwendung bei fokalen Anfällen (Herdepilepsie) in Mono- oder
Kombinationstherapie.
• Müdigkeit, Schwindel,
Doppelbilder, Schwäche,
Kopfschmerzen, Hautausschlag
Eine Kombination mit anderen
Antiepileptika
ist möglich.
• Senkung des Natriumwerts im Blut (z. T. mit
klinischen Beschwerden,
z. B. Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen,
Erbrechen, erhöhte
Anfallintensität) Diese
Nebenwirkung ist bei
Oxcarbazepin häufiger
zu beobachten als bei
Carbamazepin.
Carbamazepin,
Phenytoin, und
Phenobarbital
senken den
Spiegel von
Oxcarbazepin,
da sie seinen
Abbau in der
Leber beschleunigen.
Enge Verwandtschaft
zu Carbamazepin ,
aber mit einem günstigeren Nebenwirkungsprofil.
Wirkungsweise:
Hemmung der Erregungsleitung von
Nervenzellen, durch
Blockade von Natriumkanälen in der
Nervenzellwand.
Oxcarbazepin kann die
Eine Kontrolle der BlutWirkung der
salze beim Eindosieren
wird deshalb empfohlen. Antibabypille
abschwächen.
Kann wie alle auf die
Natriumkanäle wirkVorsicht bei:
samen Medikamente • Neigung zu Allergien
bei erblich bedingten
(insbesondere bei AllerEpilepsien zu einer
gie gegen Carbamazepin)
Verstärkung der Anfäl- • Schwangerschaft (Oxcarle führen.
bazepin kann zu Missbildungen führen.)
3.9. Phenobarbital und Primidon
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Phenobarbital
Arzneimittelname*,
Generika
Beispiele:
Luminal®,
Lepinal®,
Lepinaletten®,
Liskantin®,
Mylepsinum®,
Resimatil®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Anwendung bei allen
Anfallsformen.
Nebenwirkungen
• Schwindel, Müdigkeit,
Übelkeit und Erbrechen
(oftmals zu Beginn der
Behandlung)
Dem Medikament liegen lange Erfahrungswerte zugrunde.
• Verhaltensstörungen
(vor allem bei Menschen
Primidon wird im Körmit geistiger Einschränper zu Phenobarbital
kung)
umgewandelt.
• Koordinationsstörungen,
Doppelbilder, Schwindel,
Wirkungsweise:
Hautveränderungen,
Verstärkung der hemReizbarkeit
menden Wirkungen
des Überträgerstoffs
GABA und Hemmung • Leberschäden (besonders
der aktivierenden Glubei hoher Dosierung)
tamat-Rezeptoren.
• Abhängigkeit bei langer
Anwendung
Wechselwirkungen
Phenobarbital
wirkt als starker
Enzyminduktor in
der Leber. Dadurch
werden andere
Medikamente (auch
Antiepileptika) in
der Leber schneller
abgebaut und ihre
Wirkung verringert.
• Orthopädische Probleme
(z. B. Dupuytrensche
Kontraktur = Streckhemmung einzelner Finger,
Gelenkbeschwerden,
Schultersteife, Osteoporose = Knochenschwund)
Beachte: Bei Behinderten kann es aufgrund
mangelnder Aktivität
zu einer Osteoporose
kommen, die verstärkt
werden kann.
3.10. Phenytoin
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Phenytoin
Arzneimittelname*,
Generika
Beispiele:
Epanutin®,
Zentropil®,
Phenhydan®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Anwendung bei fokalen Anfällen, (einfachfokal, komplex-fokal
und sekundär generalisiert).
Nebenwirkungen
• Hautveränderungen,
Lymphknotenschwellungen, Vergröberung
der Gesichtszüge, Vermehrung der Körperbehaarung, allergische
Reaktionen
Keine Wirksamkeit bei
primär generalisierten
Anfällen.
• Blutbildveränderungen,
Leberschäden
Verstärkung von Absencen und myokloRegelmäßige Laborkontrollen empfohlen!
nischen Anfällen.
Wechselwirkungen
Phenytoin verursacht eine starke
Enzyminduktion.
Begleitende Medikamente, auch
Antiepileptika
(Valproinsäure,
Carbamazepin,
Lamotrigin), werden dadurch in der
Leber beschleunigt
abgebaut und in
ihrer Konzentration
verringert.
9
Wirkungsweise:
• Verschlechterung
Hemmung der Ausvon Herzrhythmusbreitung rasch aufeistörungen
nander folgender elektrischer Erregungen in • Häufig (50%)
der Nervenzellwand
Zahnfleischdurch Blockade von
wucherungen
Nartiumkanälen.
(Empfehlung
einer elektrischen
Dadurch kann die
Zahnbürste und
epileptische Aktivität
Spülungen mit
in Entstehung und
Chlorhexidin (HeAusbreitung gehemmt
xoral®))
werden.
• Osteoporoseneigung
Beachte: Bei Behinderten kann es
aufgrund mangelnder Aktivität zu
einer Osteoporose
kommen, die durch
Phenytoin verstärkt
werden kann.Erste
Anzeichen sind
Knochenbrüche
Vorsicht bei:
• Schwangerschaft
(Phenytoin kann
zu Missbildungen
führen.)
Phenytoin verringert
die Wirkung von Marcumar ®, sodass der
gerinnungshemmende
Effekt des Medikaments
ausbleibt und die Blutgerinnselgefahr erhöht
wird.
Das herzstärkende Digoxin sowie Medikamente
gegen Depressionen
erhalten ebenso eine
Wirkminderung.
Phenytoin kann die Wirkung der Antibabypille
aufheben.
Die Wirkung von Phenytoin kann selbst durch
Folsäure, säurehemmende Magenpräparate,
Phenobarbital/
Primidon, Carbamazepin
und Alkohol gemindert
werden.
Die Wirkung von Phenytoin wird durch Benzodiazepine, Valproinsäure und Medikamente
gegen Depressionen
gesteigert.
3.11 Pregabalin
10
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Arzneimittelname*,
Generika
Pregabalin
Lyrica®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Anwendung bei fokalen
Anfällen (Herdepilepsie)
mit oder ohne sekundärer Generalisierung,
immer in Kombination
mit einem anderen
Antiepileptikum.
Wirkungsweise:
Hemmung der bei
Epilepsie typischen
krankhaften Erregungsleitung von Nervenzellen durch Blockade der
Calziumkanäle in der
Nervenzellmembran.
Wirkt ebenfalls günstig
bei Schmerzsyndromen.
Nebenwirkungen
• Benommenheit
und Schläfrigkeit
• Gewichtszunahme
bei gesteigertem
Appetit
• Gangunsicherheit,
Doppeltsehen
• Zittern, Verwirrung und Reizbarkeit
Wechselwirkungen
Pregabalin verstärkt die
Wirkung von Benzodiazepinen und Alkohol.
Sonst sind keine Wechselwirkungen bekannt.
3.12 Sultiam
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Arzneimittelname*,
Generika
Sultiam
Ospolot®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Eine Zulassung des
Medikaments besteht
eigentlich nur für die
Rolando-Epilepsie des
Kindes- und Jugendalters, wenn andere
Medikamente keinen
Erfolg bringen. Diese
häufige Epilepsieform
ist für TSC untypisch,
kann aber komplizierend ebenfalls bestehen.
Die Verträglichkeit wird im
Allgemeinen als gut beschrieben. Selten können
folgende Nebenwirkungen
auftreten:
Lamotrigin- und
Phenytoinspiegel
können durch
Sultiam gesteigert
werden.
• Magenbeschwerden, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Schluckauf
Primidon kann die
Nebenwirkungen
von Sultiam erhöhen.
Anwendung als Zusatzmedikation bei
Herdepilepsien im
Erwachsenenalter mit
Einverständnis des
Patienten möglich.
• Schwindel, Steigerung
der Atemfrequenz, Kopfschmerzen, Doppelbilder,
Kribbeln von Gesicht und
Gliedmaßen (dosisabhängig)
• erheblichen Verhaltensauffälligkeiten
• Blutübersäuerung und
Wirkungsweise:
Nierensteine (aufgrund
der Carboanydrase-HemHemmung der krankmung möglich)
haften Erregungsleitung von Nervenzellen.
Dabei wird ein Enzym • Allergische Reaktionen
(Bei grippeähnlichen Sym(Carboanhydrase)
ptomen, Halsschmerzen,
blockiert.
Fieber und Lymphknotenschwellungen oder
Hautausschlag, teilw.
blasenartig, ist dringend
ein Arzt zu konsultieren.)
3.13 Tiagabin
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnung
Generika
Tiagabin
Gabitril®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Anwendung bei fokalen Anfällen (Herdepilepsie) in Kombination
mit einem anderen
Medikament.
Die Verträglichkeit wird
im Allgemeinen als gut
beschrieben. Folgende
Nebenwirkungen können
auftreten:
Eine primär generalisierte Epilepsie (= idiopatische Epilepsie, die
also nicht von einem
Herd ausgeht) kann
verstärkt werden.
• Müdigkeit, Schwindel,
Gangunsicherheit, Augenzittern, Übelkeit
Wechselwirkungen
Tiagabin verhält
sich gegenüber
anderen Medikamenten, einschließlich Antiepileptika,
neutral.
Phenytoin, Phenobarbital und Carbamazepin können
• Reizbarkeit, Depressionen den Blutspiegel von
Tiagabin um bis zu
50% senken.
11
Wirkungsweise:
• Non-konvulsiver Status
Verstärkung des hemepilepticus. (Bei dieser
menden ÜberträgerAnfallsform weisen die Pastoffs GABA durch
tienten ein unscheinbares
Hemmung seiner
Bild auf: Automatismen,
Wiederaufnahme in die
Desorientiertheit, VerlangNervenzellen und die
samung. Nur im EEG ist
stützenden Gliazellen
der Status nachweisbar. Er
(Bindegewebszellen des
kann Wochen bis Monate
Gehirns).
dauern.)
3.14 Topiramat
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnung
Generika
Topiramat
Beispiele:
Topamax®,
Topiramat
Jansen®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Gilt als Antiepileptikum Die Verträglichkeit wird in
der neuen Generation. der niedrig dosierten Monotherapie als gut beschrieben.
Anwendung bei allen
Folgende Nebenwirkungen
Formen der Epilepsie in können auftreten:
Mono- oder Kombinationstherapie.
• Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen
In der Regel wird heute eher mit geringen
• Gewichtsabnahme
Mengen der Substanz
behandelt. Eine opti• Kribbelgefühl an Händen
male Einstellung kann
und Füßen, Sprachstöaber im Einzelfall horungen, Doppelbilder
he Wirkstoffmengen
erfordern.
• Stimmungsschwankungen,
Reizbarkeit (auch DepressiIm Erwachsenenalter
onen und Psychosen)
ist das Medikament
zur Behandlung der
• erhebliche Antriebslosigkeit
komplizierten Migräne
(insbesondere in der Kombizugelassen.
nationsbehandlung)
Wirkungsweise:
• Nierensteine (selten)
Hemmung spannungsabhängiger Natriumkanäle, spezieller
Kalziumkanäle, Verstärkung der hemmenden
GABA-Wirkung und
Hemmung der sog.
Carboanhydrase.
12
Wechselwirkungen
Phenytoin und
Carbamazepin
beschleunigen
die Ausscheidung von Topiramat, sodass
seine Dosis
erhöht werden
muss.
Der Spiegel des
herzstärkenden
Mittels Digoxin
kann unter Topiramat absinken. Eine Dosisanpassung ist
notwendig.
Medikamente
und Substanzen, die zu
Nierensteinen
führen, sollten
vermieden oder
mit äußerster
Vorsicht eingesetzt werden.
Dazu gehören
auch Vitamin C,
(Empfehlung:
<2g/d) und das
Antiepileptikum Zonisamid.
3.15 Valproinsäure
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Valproinsäure
Arzneimittelname*,
Generika
Beispiele:
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Mittel der ersten
Wahl bei allen
Epilepsien, insbesondere generalisierten Epilepsieformen.
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Die Verträglichkeit wird in
der niedrig dosierten Monotherapie als gut beschrieben. Folgende Nebenwirkungen können auftreten:
Valproinsäure
hemmt bestimmte
Enzyme in der
Leber, sodass der
Abbau anderer
Medikamente, auch
Antiepileptika, wie
z. B. Lamotrigin
und Phenobarbital,
verzögert wird.
Ergenyl®,
Convulex®,
Leptilan®,
Orfiril®,
Valproat Sandoz®,
• Gewichtszunahme (insValprolept®,
Besonders gut
besondere bei Frauen),
wirksam bei
Haarausfall
Das Retardpräpa- idiopathisch-generat Orfiril ® long
ralisierten Epilep- • Magen-Darm-Beschwerwird verzögert
sieformen.
den mit Erbrechen, Zittern
freigesetzt.Damit
entsteht über den Wirkungsweise:
• Tödlich verlaufender
Tag ein gleich blei- Vielfältige WirLeberzerfall insbesondebender Wirkungs- kungsmechare im Kindesalter (Das
grad. Wirkspitzen nismen, wie
Risiko liegt bei Kindern
werden vermieHemmung der
unter 2 Jahren bei 1:600.
den.
spannungsabhänBei Erwachsenen liegt es
gigen Natriumbei 1:50.000. Besonders
Anmerkung:
und Calziumkahoch ist das Risiko bei
Leichte Darreinäle, Verstärkung
einer Vorschädigung der
chungsform. Die
der hemmenden
Leber, bei Gabe vieler
Streukügelchen
GABA-TransmisAntiepileptika oder bei
lassen sich mit
sion (Hemmung
einer EntwicklungsverzöBrei oder Joghurt der Übermittlung
gerung, der eine mögliche
gut verabreichen. eines ÜberträStoffwechselerkrankung
Die Kügelchen
gerstoffs an der
zugrunde liegt. Durch
dürfen aber nicht Nervenzelle),
abruptes Absetzen des
gemörsert oder
Verminderung
Medikaments in der Frühvom Patienten
der erregenden
phase kann der Prozess
zerbissen werWirkungen beaufgehalten werden. Vor
den, da sonst die stimmter AmiBehandlungsbeginn ist
Retardwirkung
nosäuren sowie
eine Diagnostik zum Ausaufgehoben wird. Hemmung der
schluss einer StoffwechRegelkreise vom
sel-, Leberfunktions- und
Zwischenhirn
einer Gerinnungsstörung
(Thalamus) zum
erforderlich.)
Großhirn und
Beeinflussung der
Eine regelmäßige KontrolÜberträgerstoffe
le der Leberwerte in den
Dopamin und
ersten vier Monaten nach
Serotonin.
Eindosierung wird dringend empfohlen.
Im Gegenzug kann
die Konzentration
von Valproinsäure
durch Phenytoin,
Phenobarbital und
Carbamazepin gesenkt werden.
Valproinsäure
erhöht die Konzentration des gerinnungshemmenden
Mittels Marcumar®,
was zu Blutungen
führen kann. Die
Marcumardosis
muss deshalb zum
Teil erheblich gesenkt werden.
Lamotrigin muss
bei bestehender
Valproinsäuretherapie erheblich
langsamer aufdosiert werden, um
Nebenwirkungen,
wie z. B. allergische
Hautreaktionen, zu
vermeiden.
• Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gerinnungsstörungen (Vorsicht vor
einer Operation), erhöhte
Cholesterinwerte
Vorsicht bei:
• Schwangerschaft (Valproinsäure kann zu Missbildungen führen.)
13
3.16. Vigabatrin
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnung
Generika
Vigabatrin
Sabril®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Gehört zu den Antiepileptika
der neueren Generation und ist
als einziges Medikament in der
Monotherapie gegen das WestSyndrom (u. a. BNS-Anfälle)
zugelassen.
In Kombinationstherapie kann
es bei fokalen Anfällen eingesetzt werden.
Bei TSC eignet es sich als insbesondere als Ersttherapie bei
BNS-Anfällen.
Wirkungsweise:
Hemmung des Abbaus von
GABA (Überträgerstoff, der
hemmend auf die Weiterleitung
elektrischer Impulse wirkt) und
somit Wirkunsgverstäkung des
Stoffs GABA.
Eine Wechselwirkung mit dem
sog. mTOR-abhängigen Signalweg, auf den die TSC1- und
TSC2-Gene hemmend einwirken, wird angenommen.
Nebenwirkungen
• Müdigkeit, Verwirrung, Zittern,
Gleichgewichtsstörungen
Wechselwirkungen
Andere Medikamente werden durch Vigabatrin kaum
beeinflusst.
• Gewichtszunahme
Lediglich Phe• Depression und
nytoin wird in
andere psychotische seinem Spiegel
um ein Viertel
Störungen
reduziert, wenn
es zusammen
• Gesichtsfeldeinmit Vigabatrin
schränkungen bei
gegeben wird.
einem Drittel der
Patienten (Außenfeld des Sehfeldes
erblindet und Sehvermögen nimmt zu
den Seiten hin ab)
Neuere Studien
belegen auch eine
Beeinflussung des
zentralen Sehens.
Eine ausgiebige
Nutzen-Risiko-Abwägung ist deshalb
zu empfehlen.
3.17 Lacosamid NEU!
Wirkstoffgruppe, Arzneimittelchemische
name*,
Kurzbezeichnun
Generika
Lacosamid
14
Vimpat®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Bislang sind noch wenige systematische Erfahrungen im Kindesalter gesammelt worden.
Die Verträglichkeit
wird im Allgemeinen
als gut beschrieben.
Anwendung bei unkontrollierbaren fokalen epileptischen Anfällen bei Erwachsenen, mit oder
ohne sekundärer Generalisation,
als Zusatztherapie.
Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit
und Doppeltsehen
werden jedoch zeitweise beobachtet.
Wirkungsweise:
Langzeiterfahrungen
Man geht davon aus, dass das
fehlen!
Präparat:
• die Natriumkanäle in der
Zellmembran inaktiviert und
so die übererregbaren Nervenzellmembranen stabilisiert.
• an ein bestimmtes Eiweiß
(CRMP-2) mit Verringerung der
epileptischen Aktivität gebunden ist.
Wechselwirkungen
Bisher sind
keine relevanten Wechselwirkungen
mit anderen
Antiepileptika,
Verhütungsmitteln oder
Nahrungsmitteln bekannt.
Langzeiterfahrungen fehlen!
Bei Fragen:
UCB Pharma
GmbH
christiane.
[email protected]
3.18 Zonisamid
Wirkstoffgruppe,
chemische
Kurzbezeichnung
Arzneimittelname*,
Generika
Zonisamid
Zonegran®
Anwendung
(Indikation)
und Wirkung
Nebenwirkungen
Zonisamid ist ein noch
recht neues Präparat.
• Gewichtsverlust, MagenDarm-Beschwerden
Anwendung bei fokalen Anfällen in Kombinationstherapie.
• Schwindel, Gangunsicherheit, Doppeltsehen, Müdigkeit
• Unruhe, Reizbarkeit,
Wirkungsweise:
Depression und VerwirrtEinwirkung auf Natriheitszustände
um- und Calziumkanäle, Beeinflussung des
Überträgerstoffs GABA, • Hautausschläge und
ÜberempfindlichkeitsSchwächung eines
reaktionen (Vorsicht bei
bestimmten Enzyms
gleichzeitiger Antibiotika(Carboanhydrase).
Allergie)
Eine vollständige Klärung der Wirkung steht • Nierensteine (selten)
noch aus.
Langzeiterfahrungen
fehlen!
Wechselwirkungen
Es bestehen
keine wesentlichen Wechselwirkungen mit
anderen Medikamenten.
Bei gleichzeitiger
Behandlung mit
Topiramat muss
auf Nierensteine
geachtet werden.
Langzeiterfahrungen fehlen.
4. Kontraindikation
6. Nachwort
Alkohol sollte generell gemieden werden, da durch
die Dämpfung hemmender Funktionen im Gehirn
Erregungszustände und Anfallsbereitschaft verstärkt
werden können
Es sei darauf hingewiesen,
dass Medikamente keinesfalls eigenständig abgesetzt
oder Dosierungen verändert
werden dürfen. Der Patient
kann dadurch schwerwiegende Folgen erleiden, z. B.
ein vermehrtes Anfallsgeschehen bis hin zum Status
epilepticus. Bitte informieren Sie Ihren Arzt über beobachtete Nebenwirkungen oder Veränderungen im
Anfallsgeschehen. Diskutieren Sie mit ihm Ihre Ängste und Sorgen, die mit einer Medikamentengabe verbunden sind. Im gemeinsamen Gespräch lassen sich
Nutzen und Risiko besser abwägen und eine gemeinsame Entscheidung treffen.
Bestimmte Arzneimittel sollten bei einer Epilepsie
nicht bzw. nur eingeschränkt angewendet werden.
Dazu gehören z.B.
• Antidepressiva: Einige Medikamente, die bei Depressionen und krankhafter Niedergeschlagenheit eingesetzt werden, können die Krampfbereitschaft erhöhen.
• Penicillin: Das Antibiotikum löst in hoher Dosierung Krampfaktivität aus.
• Neuroleptika: Einige Medikamente, die bei Psychosen angewendet werden, u.a. der Wirkstoff
Reserpin, erhöhen die Krampfbereitschaft.
• Thyroxin: Das Medikament, das bei Schilddrüsenunterfunktion Verwendung findet, kann die Erregbarkeit von Nervenzellen steigern.
• Pethidin (Dolantin®): Als starkes Schmerzmittel
kann es Krampfaktivität auslösen.
5. Notfallmedikation
Ein Status epilepticus zählt zu den medizinischen
Notfällen. Vergleichen Sie bitte zum Problem des Status epilepticus unser separates Infoblatt.
Anmerkung:
Die Kenntnisse über Wirkungen und Nebenwirkungen der Anfallsmedikamente unterliegen einem
raschen Wandel. Die vorliegende Information wurde
nach bestem aktuellem Wissen recherchiert. Wir sind
bestrebt, sie regelmäßig dem neuen Kenntnisstand
anzupassen.
Im Fall von Unklarheiten wird jeder Leser deshalb aufgefordert, die Angaben eigenhändig zu überprüfen
oder mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Es handelt sich bei der Auflistung der Pharmaka um
keinerlei Empfehlung des Tuberöse Sklerose Deutschland e. V. oder bestimmter Firmen. Die Namen einzelner Generika wurden beispielhaft aufgeführt.
15
Literatur
Autoren
Rote Liste® 2009
Dr. med. Carmen Gallitzendorfer,
Mitglied des Bundesvorstands des TSD e.V.
Siemes H: Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen,
Huber-Verlag, 2.Aufl., 2009
rnst J. P., Steinhoff B: Vademecum Antiepilepticum
2009/2010, Pharmacotherapie der Epilepsien, 20.,
überarbeitete Auflage
Forth W, Henschler D, Rummel W: Allgemeine und
spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 5. Auflage, BI Wissenschaftsverlag Mannheim, Wien, Zürich,
1990
Dr. med. Christoph Hertzberg,
Facharzt für Neuropädiatrie am Vivantes Klinikum
Berlin-Neukölln, Direktor des DBZ, Wissenschaftlicher
Vorstand des TSD e. V.
Layout
Sandra Welz
Lektorat
Helmut Hehn, Sandra Hoffmann
Fotos
Internetrecherche
Creative Collection
www.epilepsie-medikamente.de (Deutsche Epilepsievereinigung Nordrhein-Westfalen e.V.)
www.izepilepsie.de (Deutsche Gesellschaft für Epileptologie – Informationszentrum Epilepsie)
www.tsalliance.org (Tuberous Sclerosis Alliance, USA,
Information sheet “Table of Antiepileptic Drugs”)
www.neuro24.de (K. Mayer, Facharzt für Neurologie
und Psychiatrie, liefert medizinisch gut belegte Informationen zur Epilepsie)
www.epilepsie-netz.de (unabhängige Website)
Mit freundlicher Unterstützung der
Rechtlicher Hinweis:
Mit den Infoblättern des Tuberöse Sklerose Deutschland
e. V. werden Basisinformationen für Betroffene, deren
Angehörige und weitere Kontaktpersonen bereitgestellt.
Sie sollen Hilfestellung im Umgang mit der Erkrankung
geben und zur weiteren Aufklärung hierüber beitragen.
Die Informationen berücksichtigen den jeweils aktuellen
Stand der Wissenschaft und werden regelmäßig aktualisiert. Ungeachtet dessen sind sie kein Ersatz diagnostischer und/oder therapeutischer Maßnahmen durch
den Facharzt und sollten keinesfalls Anlass für eine eigenmächtige Veränderung oder den Abbruch ärztlicher
Verordnungen sein. Dies kann zu lebensbedrohlichen
Situationen führen!
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Eine Weitergabe des Informationsblattes an den behandelnden Arzt ist sinnvoll und erwünscht.
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Stand: 26.02.2010
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