Schwerpunktfach Biologie/Chemie 6. Kl. 1/4 Praktikum 1: Synthese von Aromastoffen (Fruchtestern) Synthese von Aromastoffen (Fruchtestern) Einführung In diesem Praktikum sollst du Aromastoffe, jeweils aus einem Alkohol und einer Carbonsäure, synthetisieren. Die Alkohole und Carbonsäuren lassen sich von den Alkanen ableiten – eine bestimmte funktionelle Gruppe ist diesen Stoffklassen zu eigen. Alkohole Alkohole ('Alkan-ole') enthalten die funktionelle Gruppe ~OH (Hydroxylgruppe): R–OH Methanol (Methylalkohol) Ethanol (Ethylalkohol) Ethan-1,2-diol (Glykol) Propan-1,2,3-triol (Glycerin) 3-Methylbutan-2-ol (Isopentylalkohol) 1-Pentanol (Pentylalkohol) Die stark polare Hydroxylgruppe bestimmt die Eigenschaften der Alkohole: • Hohe Siedepunkte im Vergleich zu den entsprechenden Alkanen durch Bildung von H-Brücken. • Bessere Wasserlöslichkeit als entsprechende Alkane durch stark polare OH-Gruppe. Bei kurzkettigen Alkoholen überwiegt der Einfluss der hydrophilen OH-Gruppe. Mit wachsender Kettenlänge nimmt das hydrophobe Verhalten des Kohlenwasserstoffrests zu – die Wasserlöslichkeit sinkt. Alkohole finden Anwendung als Lösungs-, Desinfektions-, Frostschutzmittel, Bremsflüssigkeit sowie als Trägersubstanz für Wirkstoffe in Kosmetika und Medikamenten. Carbonsäuren Carbonsäuren enthalten die funktionelle Gruppe ~COOH (Carboxylgruppe): R–COOH Methansäure (Ameisensäure) Ethansäure (Essigsäure) Propansäure (Propionsäure) Butansäure (Buttersäure) Hexadecansäure (Palmitinsäure) C15H31COOH 2-Hydroxypropan-1,2,3-tricarbonsäure (IUPAC), 3-Carboxy-3-hydroxypentan-1,5-disäure (Citronensäure) E 330 Schwerpunktfach Biologie/Chemie 6. Kl. 2/4 Praktikum 1: Synthese von Aromastoffen (Fruchtestern) Die funktionelle Gruppe COOH (Carboxylgruppe) bestimmt die Eigenschaften der Carbonsäuren: • Hohe Siedepunkte im Vergleich zu den entsprechenden Alkanen und Alkoholen durch Bildung von H-Brücken und Anwesenheit einer weiteren polaren Gruppe (C=O-Bindung). • Bei kurzkettigen Carbonsäuren überwiegt der Einfluss der hydrophilen COOH-Gruppe. Mit wachsender Kettenlänge nimmt das hydrophobe Verhalten des Kohlenwasserstoffrests zu – die Wasserlöslichkeit sinkt. • Die langkettigen Carbonsäuren sind am Aufbau der Fette beteiligt. Man nennt sie deshalb Fettsäuren. Fettsäuren mit C=C-Doppelbindungen gehören zu den ungesättigten Fettsäuren. • Das H-Atom der COOH-Gruppe kann abgespalten werden: Carbonsäuren sind schwache Säuren. In Triacylglycerinen (Fette) sind langkettige Carbonsäuren (Fettsäuren) an Glycerin gebunden. Carbonsäuren finden Anwendung als Konservierungsmittel sowie Entkalkungsmittel. Carbonsäureester Carbonsäuren reagieren mit Alkoholen unter geeigneten Bedingungen (konz. Schwefelsäure, Erhitzen) 1 2 und unter Abspaltung von Wasser zu Estern (Carbonsäureestern: R –COO–R ): Bsp.: O O OH + Ethansäure (Carbonsäure) HO O Ethanol (Alkohol) Ethansäureethylester (Carbonsäurester) + H2O Wasser In gleicher Weise können andere Carbonsäuren mit anderen Alkoholen zu Estern reagieren. In diesem Praktikum wirst du im Rahmen einer Postenarbeit 6 Aromastoffe (Fruchtester) synthetisieren. An jedem Posten (Abzug 1–6) stellst du je einen Aromastoff her. Lernziele: Sicherheit: • Du kannst einfache Alkohole und Carbonsäuren benennen (homologe Reihe) sowie deren Siedepunkt und Wasserlöslichkeit im Vergleich zu den entsprechenden Alkanen beurteilen. • Du kannst die Reaktionsgleichung für die Reaktion eines gegebenen Alkohols und einer Carbonsäure mit Lewis-Formeln formulieren sowie die Produkte benennen. Du arbeitest mit konzentrierten Säuren, insbesondere mit Schwefelsäure. Das Tragen der Schutzbrille ist für alle obligatorisch, auch für Personen, die nicht direkt hantieren! Hautkontakt mit Säure: sofort mit Wasser abwaschen. Säure in den Augen: Sofort den ganzen Inhalt des Augensprays (ganz vorne bei der zentralen Ablage) zur Anwendung bringen. Ansonsten das Auge sofort unter dem Wasserhahn ausspülen – mindestens 10 min lang. Anschliessend Arzt aufsuchen. Säure auf der Arbeitsfläche: mit Haushaltspapier aufputzen. Hände waschen. Buttersäure riecht sehr penetrant, das ist dann besonders unangenehm, wenn ein (!) Tropfen auf die Kleidung gerät. Schwerpunktfach Biologie/Chemie 6. Kl. 3/4 Praktikum 1: Synthese von Aromastoffen (Fruchtestern) Versuch Geräte / Material • • • • • 6 Reagenzgläser RG-Stopfen (Plastik) RG-Gestell Folienstift Haushaltspapier • Schutzbrille • Postenblätter 1–6 (Abzug 1–6) • Sammelglas zur Entsorgung, zentral (Abzug 1) Vorbereitet für je 2 Gruppen (3x): • Heizgerät • Thermometer • Becherglas (250 ml) mit 150 ml Wasser bei rund 60 °C Chemikalien Vorbereitet mit je einer beschrifteten Pastette pro Flüssigkeit: • Posten 1: Ameisensäure, Ethanol • Posten 2: Essigsäure, 1-Pentanol • Posten 3: Propionsäure, Methanol • Posten 4: Propionsäure, Isopentylalkohol • Posten 5: Buttersäure, Methanol • Posten 6: Buttersäure (von Posten 5), Ethanol (1) Vorbereitet für je 2 Gruppen (3x): • konz. Schwefelsäure mit Pastette und Halter • Natriumhydrogencarbonatlösung (5 %) in Pipettenflasche zur Neutralisation Beschrifte 6 Reagenzgläser mit deinen Initialen und nummeriere diese von 1–6. Auf der Tabelle, S. 4, hast du 6 Reaktionen aufgeführt, die du heute durchführen wirst. In den nummerierten Reagenzgläsern führst du bitte die entsprechenden Reaktionen durch (RG Nr. 1 = Reaktion Nr. 1, durchzuführen am Posten Nr. 1). Beginne bei einem freien Posten. Verwende unbedingt für jeden Reinstoff (Flüssigkeit) die dafür vorgesehene Pastette. (2) (Abzug) In ein Reagenzglas werden 8 Tropfen der Carbonsäure (Achtung – von der übel riechenden Buttersäure nur 2 Tropfen!) und 8 Tropfen des Alkohols gegeben. Anschliessend wird das Gemisch vorsichtig (!!!) mit 8 Tropfen der konz. Schwefelsäure versetzt. Dabei erwärmt sich das Reaktionsgemisch leicht. Erklärung: Die Schwefelsäure übernimmt hier zwei Funktionen: Sie ist Katalysator und gleichzeitig Reaktionspartner. Zudem entzieht sie dem Gleichgewichtssystem das während der Reaktion entstehende Wasser. Verschliesse das Reagenzglas nur mit wenig Druck mit einem Stopfen. Stelle das Gemisch für ca. 5 Minuten in das heisse Wasser (steht am Arbeitsplatz bereit, sollte immer etwa 60 °C warm sein). (3) In der Zwischenzeit kannst du jeweils die Strukturformeln der beteiligten respektive entstehenden Stoffe in der Tabelle auf der Seite 4 (und auf der Seite 1) ergänzen. Orientiere die Moleküle so (vgl. S. 2), wie sie sich über ihre funktionellen Gruppen miteinander verbinden. (4) Zur Aufbereitung des Reaktionsgemisches aus Schritt (2) werden vorsichtig 2 ml (1 ganze Pasteurpipette voll) einer wässrigen Natriumhydrogencarbonatlösung (5 %) in das Reagenzglas gegeben. Dabei entsteht Kohlensäure, welche sich unter Freisetzung von Kohlendioxidgas zersetzt. Schüttle das Reagenzglas leicht ('Tap-tap-tap' mit kleinem Finger), bis keine Gasentwicklung mehr zu beobachten ist. Erklärung: Der kleine Anteil der nicht umgesetzten Carbonsäure und die Schwefelsäure werden durch die Natriumhydrogencarbonatlösung neutralisiert, wobei aus den stechend bis übel riechenden Carbonsäuren organische Salze entstehen: Bsp: + – CH3COOH (l) + Na (aq) + HCO3 (aq) Ethansäure Natriumhydrogencarbonat → + – H2CO3 (aq) + Na (aq) + CH3COO (aq) Kohlensäure Natriumethanoat (Natriumacetat) Das Carbonsäuresalz löst sich gut in der wässrigen Phase. Deshalb gelangt beim Geruchtstest nur wenig nicht in die Salzform übergeführte Carbonsäure in äusserst geringer Konzentration zu deiner Nase. Der leichtflüchtige Carbonsäureester löst sich zu einem sehr viel geringerem Teil in der wässrigen Phase und wird deshalb von deiner Nase sofort wahrgenommen. (5) Nun hält man ein mehrfach zusammengefaltetes Haushaltspapier auf die Öffnung des Reagenzglases und neigt das Reagenzglas vorsichtig, so dass etwas Flüssigkeit auf das Papiertüchlein gelangt: Nach welcher Frucht riecht der Carbonsäureester? Halte deine Wahrnehmung ebenfalls in der Tabelle S. 4 fest. (6) Aufräumen/Entsorgung: Allfällige Reste sind in das zentrale Sammelgefäss (Becherglas) beim Posten 1 (vorderste Kapelle) zu entsorgen. Verwendetes Haushaltspapier kommt in den Papierkorb. Die Reagenzgläser werden gereinigt, die Beschriftung entfernt (Ethanol/Haushaltspapier). Schwerpunktfach Biologie/Chemie 6. Kl. 4/4 Praktikum 1: Synthese von Aromastoffen (Fruchtestern) Auswertung Po Carbonsäure (Strukturformel) Alkohol (Strukturformel) Entstandener Ester (Name und Strukturformel) Geruch 1 Methansäure (Ameisensäure) Ethanol Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum 2 Ethansäure (Essigsäure) 1-Pentanol Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum 3 Propansäure (Propionsäure) Methanol Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum 4 Propansäure (Propionsäure) 3-Methylbutan-1-ol (Isopentylalkohol) Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum 5 Butansäure (Buttersäure) Methanol Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum 6 Butansäure (Buttersäure) Ethanol Ananas Apfel Banane 'fruchtig' Rum Aufgaben (1) Formuliere die Reaktionsgleichung für die Reaktion 5 (mit Lewisformeln). Benenne Edukte und Produkte. (2) Zeige durch Rechnung bei der Reaktion 5, dass nicht stöchiometrische Mengen von Buttersäure und Ethanol eingesetzt wurden. Wir haben grundsätzlich von der Carbonsäure und vom Alkohol jeweils die gleiche Anzahl Tropfen und damit das gleiche Volumen verwendet. Gehe für beide Stoffe von je 2 ml verwendetem Volumen aus. Die Dichte der Buttersäure ist 0.96 g/ml, die von Methanol liegt bei 0.80 g/ml. (3) Erkläre die beiden Fachbegriffe Kondensation und Hydrolyse. (4) Wieso hat der jeweilige Ester einen tieferen Siedepunkt als ein Alkohol oder eine Carbonsäure von gleicher Kohlenstoffzahl? (5) Sind Ester in Wasser eher gut löslich? Begründe. (6) (Recherche) Was sind Wachse? Welche Funktion erfüllen sie physiologisch? (7) Was versteht man unter einem Fettsäureester? (8) Vergleiche die Esterbildung mit der Neutralisationsreaktion einer Säure und einer Lauge. Stelle die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in einer Tabelle dar.