Zweite Projektarbeit Quantenmechanik, SS 2008 Gruppe Heisenberg Allmer Philipp Blatnik Matthias Hölzl Bernhard Kuhness David [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] Schrödingers Wellengleichung 1 Schrödingers Wellengleichung Einleitung Teilchen (bzw. physikalische Systeme) in Zeit und Raum werden in der Quantenmechanik als Zustände beschrieben. Je nach Perspektive (diese entspricht der Basis, in der ein Zustand betrachtet wird) gibt es verschiedene Beschreibungen des selben Zustandes. Nach Schrödinger werden diese Zustände durch Wellenfunktionen beschrieben. Diese Wellenfunktionen kann man aber nur als Wahrscheinlichkeitswellen angemessen interpretieren. Realen Ergebnissen aus Messungen und Beobachtungen entsprechen dann konkrete Energiewerte, verteilt nach Wahrscheinlichkeiten, die dem Betragsquadrat der Wahrscheinlichkeitswellen entsprechen. Die Schrödingergleichung ist eine Wellengleichung für Materiewellen, die die Rolle der Maxwellgleichungen für die elektromagnetischen Wellen bei den Materiewellen übernimmt. 2 a) Zeitabhängige Schrödingergleichung In der Bra - Ket Schreibweise nach P.A.M. Dirac sieht die Darstellung eines Zustands in einer bestimmten Basis (hier: der Basis in x (Ortsbasis)) so aus: hx|α, ti Dabei identifizieren wir nun die Bra - Ket Kombination hx|αi mit einer Funktion, die von x abhängt. Diese Interpretation eines Zustandes als eine Funktion des Raumes und der Zeit (wichtig, da im Schrödingerbild der Quantenmechanik Zustände im Allgemeinen zeitabhängig sind) ist genau Schrödingers Interpretation der Quantenmechanik als Theorie der Funktionen und nicht der Matrizen. Mathematisch formuliert sieht das so aus: hx|α, ti = ψ(x, t) Im letzten Abschnitt wurde außerdem der Hamiltonoperator als Generator der zeitlichen Transformation eines allgemeinen Zustandes |α, ti eingeführt. Über die Forderung der Wahrscheinlichkeitserhaltung, der Erkenntnis der Unitarität von U , der Hermitizität des eingeführten Hamiltonoperators und der Darstellung des Transformationsoperators U als Taylorreihe in dt: i U (t + dt, t) = 1 − Hdt + O((dt)2 ) h̄ und durch eine Betrachtung der Einheiten, bei der beachtet werden muss, dass U die Dimension 1 besitzt, wird ersichtlich, dass die Dimension des Hamilton - Operators der der Energie gleicht. Damit ist schon der Hinweis auf die Form des H - Operators gegeben, den man quantenmechanisch schließlich folgendermaßen schreiben kann: H= p2 + V (x) 2m 3 Hierbei muss beachtet werden, dass das Potential V(x) lokal sein muss; d.h.: hx0 |V (x)|xi = δ(x − x0 )V (x) (Als schwierige Potentiale gelten nicht lokale, separable oder zeitabhängige) Wenn man die Zeitentwicklungsgleichung für den Operator U betrachtet, erhält man die Darstellung des Hamilton im Ortsraum H = ih̄ ∂ ∂t Jetzt verwendet man die Gleichung aus dem letzten Abschnitt (Schrödingers Gleichung für Operatoren) und lässt die linke wie rechte Seite auf einen allgemeinen Zustand wirken, wodurch man die Schrödingergleichung für Zustände erhält; Wenn man nun von links auf die Gleichung einen x - Bra multipliziert, stellt man diese Schrödingergleichung sozusagen im Ortsraum dar. ih̄ ∂ hx|α, ti = hx|H|α, ti ∂t Da man den Hamilton - Operator kennt und dieser nur aus P und X besteht, deren Wirkung im Ortsraum man kennt, kann man auf der rechten Seite der Gleichung das H herausziehen, muss dabei aber beachten, dass die Operatoren eine Wirkung im Ortsraum besitzen: ∂ ∂x In Diracs Klammern bleibt links wie rechts nur mehr der x - Bra, der auf den allgemeinen α Zustand wirkt, stehen. Durch Ersetzen der Bra - Ket Notation durch die als Wellenfunktion identifizierte ψ - Funktion erhält man die eindimensionale zeitabhängige Schrödingergleichung: X :→ x, ih̄ P :→ −ih̄ ∂ h̄2 ∂ 2 ψ(x, t) = − ψ(x, t) + V (x)ψ(x, t) ∂t 2m ∂x2 4 und für mehrere Dimensionen ih̄ ∂ h̄2 ~ 2 ψ(~x, t) = [− ∇ + V (~x)]ψ(~x, t). ∂t 2m 5 b) Zeitunabhängige Schrödingergleichung Die zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung folgt aus der zeitabhängigen SchrödingerGleichung ∂ ih̄ ψ(~x, t) = Hψ(~x, t) ∂t 2 ~ 2 + V (~x)], mit einem zeitunabhängigen Hamiltonoperator H = [− h̄ ∇ 2m ∂ H = 0. ∂t der im Wesentlichen durch ein zeitunabhängiges Potential V (x) gegeben ist. Unter Verwenden des Lösungsansatzes ψE (~x, t) = e|−iωt {z } i ·ψE (~x, t = 0) = e− h̄ Ea t · uE (~x). P hasenf aktor mit ω= Ea h̄ und ψE (~x, t = 0) = uE (~x) ergibt sich nach Einsetzen in die zeitabhängige Schrödingergleichung: i e− h̄ Ea t · ih̄ i ∂ h̄2 ~ 2 uE (~x) = e− h̄ Ea t · [− ∇ + V (~x)]uE (~x) ∂t 2m i h̄2 ~ 2 ih̄(− Ea )uE (~x) = [− ∇ + V (~x)]uE (~x) h̄ 2m Wir erhalten die zeitunabhängige Schrödingergleichung: [− h̄2 ~ 2 ∇ + V (~x)]uE (~x) = Ea uE (~x) 2m HuE (~x) = Ea uE (~x) Es handelt sich hier um ein Eigenwertproblem. Diese Eigenwertgleichung des Hamiltonoperators entspricht einer Differentialgleichung vom Sturm-LiouvilleTyp. 6 Da es sich bei H um einen selbstadjungierten Operator handelt ist sein Eigensystem orthogonal und seine Eigenwerte sind reell. Da die Wahrscheinlichkeitsverteilung eines Zustandes der Form i ψE (~x, t) = e− h̄ Ea t · uE (~x). durch i |ψE (~x, t)|2 = |e− h̄ Ea t · uE (~x)|2 = |uE (~x)|2 i gegeben ist, spielt der Phasenfaktor e− h̄ Ea t keine Rolle und die Lösungen der Differentialgleichung sind zeitunabhängig. Sie heißen stationäre Lösungen. Die stationären Lösungen der zeitunabhängigen Schrödingergleichung haben zeitlich konstante Gesamtenergie E. Die Unschärfe der Energie ist null, da hHi = E, h(H − E)2 i = (∆E)2 = 0. Die stationären Lösungen haben in der Physik eine besondere Bedeutung, da sie zeitunabhängige Zustände eines Systems beschreiben. Ein Beispiel wäre der Grundzustand und die angeregten Zustände eines Atoms, die sich für den Hamiltonoperator ergeben. Tatsächlich haben angeregte Zustände aber eine begrenzte Lebensdauer τ , da sie durch Emission eines Photons zerfallen können. Insofern beschreibt der betrachtete Hamiltonoperator nicht den Zerfall des Zustands und ist insofern unvollständig. Um die Definition des Sturm-Liouville-Differentialoperator zu vervollständigen, brauchen wir Randbedingungen. Bei den Randbedingungen unterscheidet man zwei Fälle: 1) E < lim|~x|→∞ V (~x) Für eine solche Energie wird lim|~x|→∞ uE (~x) = 0. Somit ist |uE (~x)|2 auf ein endliches Gebiet beschränkt bzw. schnell abfallend. Dies ist ein typisches Beispiel für ein Sturm-Liouville-Problem. Man spricht 7 von einem gebunden System. Es ergeben sich diskrete Energiezustände bzw. Bindungszustände (diskretes Spektrum). 2) E > lim|~x|→∞ V (~x) Dabei kommt es zu keiner Lokalisierung (freies Teilchen). Man spricht deshalb von Streulösungen mit kontinuierlichem Spektrum (nicht gequantelt). 8 Kontinuitätsgleichung Wir betrachten zunächst die Wahrscheinlichkeit P eines Teilchens sich zur Zeit t um den Ort ~x im Intervall d3 x aufzuhalten, und die entsprechende Wahrscheinlichkeitsdichte ρ(~x, t) dP = |ψ(~x, t)|2 d3 x = ρ(~x, t)d3 x. ψ(~x, t) sollte normiert sein, d.h. Z Z dP = d3 xρ(~x, t) = 1. Konstruktion der Kontinuitätsgleichung: Als nächstes betrachten wir einmal die Schrödingergleichung und einmal die komplex konjugierte Schrödingergleichung. ih̄ h̄2 ~ 2 ∂ ψ(~x, t) = [− ∇ + V (~x)]ψ(~x, t) ∂t 2m ∂ h̄2 ~ 2 ψ(~x, t) = [− ∇ + V (~x)]ψ(~x, t) ∂t 2m Wir gehen weiters davon aus, dass ein reelles Potential vorliegt, und somit −ih̄ V (~x) = V (~x). Durch Multiplikation der ersten Gleichung mit ψ(~x, t) und der zweiten mit ψ(~x, t) von links erhalten wir ∂ h̄2 ~ 2 ∇ + V (~x)]ψ(~x, t) ih̄ψ(~x, t) ψ(~x, t) = ψ(~x, t)[− ∂t 2m ∂ h̄2 ~ 2 ψ(~x, t) = ψ(~x, t)[− ∇ + V (~x)]ψ(~x, t) ∂t 2m Wir ziehen beide Gleichungen voneinander ab und mit −ih̄ψ(~x, t) ih̄[ψ(~x, t) ∂ ∂ ∂ ψ(~x, t) + ψ(~x, t) ψ(~x, t)] = ih̄ (ψ(~x, t)ψ(~x, t)) ∂t ∂t ∂t 9 erhalten wir ih̄ ∂ h̄2 ~ 2 ψ(~x, t) − ψ(~x, t)∇ ~ 2 ψ(~x, t)). (ψ(~x, t)ψ(~x, t)) = − (ψ(~x, t)∇ ∂t 2m Umformung und Vereinfachung von ψ(~x, t) = ψ ergibt ∂ ih̄ ~ 2 ~ 2 ψ] = 0. (ψψ) − [ψ ∇ ψ − ψ ∇ ∂t 2m Da ~ ~ ~ ~ ∇ ~ + ψ∇ ~ 2ψ − ψ∇ ~ 2 ψ − ∇ψ ~ ∇ ~ = ψ∇ ~ 2ψ − ψ∇ ~ 2ψ ∇[ψ( ∇ψ) − (∇ψ)ψ] = ∇ψ ~ 2ψ − ψ∇ ~ 2 ψ] einen Gradienten herausheben und kann man aus dem Term [ψ ∇ erhält: ∂ ih̄ ~ ~ ~ (ψψ) − ∇[ψ(∇ψ) − (∇ψ)ψ] = 0. ∂t 2m Mit Einführung des Wahrscheinlichkeitsstroms j(~x, t) mit der Definition j(~x, t) = ih̄ ~ ~ [ψ(∇ψ) − (∇ψ)ψ] 2m und der Wahrscheinlichkeitsdichte ρ(~x, t) |ψ|2 = (ψψ) = ρ(~x, t). erhalten wir die so genannte Kontinuitätsgleichung: ∂ ~ x, t) = 0. ρ(~x, t) + ∇j(~ ∂t Das heißt, dass die zeitliche Änderung der Wahrscheinlichkeitsdichte gleich der Änderung des Wahrscheinlichkeitsflusses ist. Forderungen an ρ(~x, t) und j(~x, t): Da ein Zustand durch die Anfangsbedingung ψ(~x, t = 0) für jeden beliebigen Zeitpunkt ψ(~x, t) durch die Schrödingergleichung bestimmt ist, muss auch die Normierung der Wellen10 funktion zu jedem Zeitpunkt gegeben sein. Daraus folgt, dass die Wahrscheinlichkeitsdichte zeitlich und der Wahrscheinlichkeitsstroms örtlich stetig sein müssen, d. h. es existieren die zeitl. Ableitung der Wahrscheinlichkeitsdichte ∃∂t ρ ~ örtl. Ableitung des Wahrscheinlichkeitsstroms ∃∇j Es muss also ψ und ψ 0 stückweise stetig differenzierbar sein. D. h. im Plot müssen die Randpunkte zusammenpassen. V (x) Streulösungen (E > V0 ) x3 V0 Bindungszustände (E < V0 ) x2 x0 x x1 Figure 1: Potentialkurve Für stückweise gegebene oder stückweise genäherte Potenziale ergeben sich an den Berührungspunkten der einzelnen Potenziale die Übergangsbedingungen: ψ(xi + ) = ψ(xi − ) ψ 0 (xi + ) = ψ 0 (xi − ) Wenn das Potential reell ist drückt die Kontinuitätsgleichung also eine Wahrscheinlichkeitserhaltung aus. Ist das Potential imaginär, gibt es keine Wahrscheinlichkeitserhaltung, sondern es findet ein Zerfallsprozess statt. 11 Allgemeine Lösungen a)Allgemeine Lösung der zeitabhängigen Schrödingergleichung Aus dem Superpositionsprinzip für Wellengleichungen folgt, dass jeder allgemeine Zustand in der Quantenmechanik als Linearkombination aller stationären Lösungen darstellbar ist. Darstellung in Braket-Schreibweise: |ψ; ti = X cE |φ; ti = X E i cE e− h̄ Ea t · |φE i. E Wenn man auf diese Gleichung von links ein hx| multpliziert, erhält man ψ(~x, t) = X i cE e− h̄ Ea t · φE (~x). E Die Koeffizienten cE erhalten wir mit den Anfangsbedingungen ψ(~x, t = 0). b)Allgemeine Lösung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung Ein stationärer Zustand beschreibt ein zeitlich konstantes Verhalten. φ(~x) = X φE (~x). E Jeder stationären Lösung ist eine eigene Energie E zugeordnet. Als Beispiel betrachten wir ein freies Teilchen mit V = 0. Die freie, eindimensionale Schrödingergleichung lautet h̄2 ∂ 2 ∂ ψ(x, t) = ih̄ ψ(x, t). − 2m ∂x2 ∂t Die daraus resultierenden Eigenfunktionen ψk (x, t) = ak exp(i(kx − ω(k)t)) 12 entsprechen ebenen Wellen. Daraus erhält man mit h̄2 k 2 ψk (x, t) = ih̄(−iω(k))ψk (x, t) 2m nach p p2 −→ E = h̄ 2m die Spektralbeziehung (oder auch Dispersionsbeziehung) k= ω(k) = h̄k 2 E(k) = . 2m h̄ k kann alle Werte von −∞ bis +∞ annehmen. Damit wird die Summe zu einem Integral über k. Z +∞ dk a(k)exp(i(kx − ω(k)t)) ψ(x, t) = −∞ Dies ist ein Wellenpacket als Summe von ebenen Wellen mit Entwicklungskoeffizienten a(k). ψ(x, t) entspricht somit der Fouriertransformierten von a(k). Aber Vorsicht! Für eine ebene Welle gilt: a(k) = δ(k) −→ ψ = e−iω(0)t oder a(k) = δ(k − k0 ) −→ ψ = e−ik0 x−iω(k0 )t . Für beide Fälle ist |ψ|2 = 1. Da aber Z +∞ dx|ψ|2 → ∞ −∞ nicht normierbar ist, ist eine ebene Welle nicht Teil der Quantenmechanik. Erst die Superposition von Wellen, die ein Wellenpacket entstehen lässt, kann normiert werden. 13 Verwendete Quellen • eigene Vorlesungsmitschriften, • Fließbach, Thorsten, (2005) ”Quantenmechanik, Lehrbuch zur theoretischen Physik” Band III, Springer-Verlag, • Script von Florian Hebenstreit. 14