5 - Medi

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1.2 Lernen
missbrauch und Schädigungen in temporalen
Kortexarealen auf. Dabei ist schwer zu entscheiden, ob die Patienten absichtsvoll lügen oder tatsächlich nicht mehr zwischen Realität und ­Fiktion
unterscheiden können.
1.2
Lernen
In diesem Kapitel geht es um drei verschiedene Lernformen, die im Folgenden detailliert
vorgestellt werden:
–– das klassische Konditionieren,
–– das operante Konditionieren und
–– das Modelllernen.
Lernen hat dabei nicht viel mit dem zu tun,
was wir im Alltag unter diesem Begriff verstehen (z. B. deine momentane Tätigkeit), sondern wird im Sinne des klassischen Behaviorismus als eine sichtbare Verhaltensänderung
definiert, die Übung erfordert und nicht reifungsbedingt (= biologisch determiniert) ist.
Merke!
Die Behavioristen wollten Verhalten empirisch
möglichst sauber erfassen, indem sie sich auf
beobachtbare Reaktionen konzentrierten. Alles
andere – beispielsweise die Prozesse, die im
Gehirn während des Lernens ablaufen – werden
in diesen Lerntheorien nicht oder nur am Rande
(beim Modelllernen) behandelt.
1.2.1 Klassisches ­Konditionieren
­(Signallernen)
Beim klassischen Konditionieren wird ein bisher neutraler Reiz durch wiederholte Darbietung/Koppelung mit einem ­unkonditionierten
Reiz zu einem konditionierten Reiz. Daher wird
hier eine Reiz-Reiz-Assoziation gelernt.
Begriffe des klassischen Konditionierens
Um das klassische Konditionieren verstehen
zu können, muss man sich das Vokabular der
Behavioristen aneignen. Hier sind alle wich-
www.medi-learn.de
tigen Vokabeln inklusive ihrer Übersetzung
aufgeführt:
–– unkonditionierter Reiz/unbedingter Reiz
(UCS für unconditioned stimulus): entspricht einem ungelernten Reiz (= kein Lernen notwendig), der eine (meist) angeborene Reaktion auslöst.
–– unkonditionierte Reaktion/unbedingte Reaktion (UCR für unconditioned reaction):
eine Reaktion, die automatisch (= ohne vorheriges Lernen) auf den unkonditionierten
Reiz erfolgt.
–– neutraler Reiz (NS für neutral stimulus):
Reiz, der vor dem Lernvorgang keine bestimmte Reaktion auslöste, also keine Bedeutung hatte.
–– konditionierter Reiz/bedingter Reiz (CS für
conditioned stimulus): ehemals neutraler
Reiz, der durch die Konditionierung zu einem Signalreiz geworden ist und dadurch
(auch ohne Kopplung mit dem unkonditionierten Reiz) eine Reaktion auslöst.
–– konditionierte Reaktion/bedingte Reaktion (CR für conditioned reaction): Reaktion,
die jetzt auf den konditionierten Reiz erfolgt
(dasselbe Verhalten, das vorher nur auf den
unkonditionierten Reiz hin gezeigt wurde).
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Ablauf des klassischen Konditionierens
Das klassische Konditionieren ist eine Lernform, die immer nach demselben Schema
verläuft (s. Abb. 3, S. 6). Am Beispiel des
Pawlowschen Hundes wäre das folgendermaßen: Zunächst löst der Geruch von Futter (unkonditionierter Reiz/UCS) beim Pawlowschen
Hund eine Speichelreaktion (unkonditionierte
Reaktion/UCR) aus. Das Futter wird nun mit
einem Klingelton (neutraler Reiz/NS) gekoppelt, wobei vor dem Futter immer der Klingelton dargeboten wird. Der Klingelton wird
damit zum Signal für Futter. Nach mehrfacher
gekoppelter Darbietung des Futters (unkonditionierter Reiz/UCS) und dem bisher neutralen
Klingelton löst auch der bisher neutrale Reiz
allein die Speichelflussreaktion aus und wird
damit zum konditionierten Reiz (CS).
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