Geisteswissenschaft Oliver Härtl Der Funktionalismus und seine Kritik durch John R. Searle Studienarbeit HOCHSCHULE FÜR PHILOSOPHIE – PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT S.J. MÜNCHEN Essay zum Seminar: Gehirn und Geist Der Funktionalismus und seine Kritik durch John R. Searle von Oliver Härtl Wintersemester 2001-2002 1 Inhaltsverzeichnis Der Funktionalismus S. 2 Die Kritik durch John R. Searle S. 6 Literaturverzeichnis S. 9 2 Der Funktionalismus Hält man im Gegensatz zum Dualismus an der lückenlosen kausalen Geschlossenheit der physischen Welt und zugleich an der kausalen Wirksamkeit mentaler Ereignisse fest, so stößt man bei dem Versuch, das Leib-Seele-Problem zu lösen, auf den Lösungsweg des sogenannten Funktionalismus. Dabei werden die geistigen Zustände nicht, wie dies im reduktiven Materialismus der Fall ist, mit physiologischen Zuständen des Gehirns gleichgesetzt und auf diese reduziert. Zwar leugnet der Funktionalismus nicht, daß die Ereignisse, die mit dem alltagspsychologischen Vokabular zum Ausdruck gebracht werden (z.B. „ich habe Schmerzen“) mit den Ereignissen zusammenfallen, die mit dem physikalischen Vokabular benannt werden (z.B. Stromimpulse bestimmter Nerven). Aber die mentalen Zustände des Menschen werden identifiziert mit funktionalen Zuständen. „[...] das definierende Merkmal jedes beliebigen Erlebnisses [ist] seine kausale Rolle [...] Die definierende kausale Rolle eines Erlebnisses kann durch eine endliche Menge von Bedingungen ausgedrückt werden, welche die typischen Ursachen und Wirkungen angeben, die dieses Erlebnis unter verschiedenen Umständen hat." 1 Das soll bedeuten, daß die mentalen Eigenschaften des Menschen ihre Definition dadurch erhalten, daß sie bestimmte kausale Rollen in einem Netzwerk von kausalen Beziehungen einnehmen. Daß z.B. Schmerz bei der überwiegenden Zahl der Menschen (den sogenannten „normalen Menschen“) mit bestimmten neurophysiologischen Zuständen verbunden ist, ist zwar für den Menschen ein Faktum, aber für den Zustand „Schmerz“ an sich, also den Begriff „Schmerz“, unrelevant, weil nicht notwendig. Ausschlaggebend für das mentale Ereignis Schmerz ist demnach zunächst einmal die kausale Rolle in den Verknüpfungen hinsichtlich von Verursachung (im Sinne der Verletzung) und der auslösenden Wirkung (im Sinne des Abstellens schädigender Einflüsse bzw. der _______________________________________ 1 LEWIS: Die Identität, S.12