Vorlesung Kapitel 7

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7. Thermische Eigenschaften
7.1 Definitionen und Methoden
mit der Gibbschen Freien Energie G ist
(
die Entropie S = − ∂G ∂T
)
p
⎛
⎞
das Volumen V = ⎜ ∂G ∂p ⎟
⎝
⎠T
(
∂G
die Enthalpie H = G + TS = G − T
∂T
(
die isobare Wärmekapazität C p = −T ∂ G
2
)
p
)
∂T 2 p
der kubische Ausdehnungskoeffizient β = 1V ∂V ∂T
(
)
p
die isotherme kubische Kompressibilität κ = − 1V ⎛⎜ ∂V ∂p ⎞⎟
⎝
⎠T
DSC (Differential Scanning Calorimetry) → Messung Wärmekapazität
• Probe und Referenzmaterial so geheizt, daß immer auf gleicher Temperatur
ΔT=0
• Messung der elektrischen Leistung, die notwendig, um kalorische Effekte zu
kompensieren
• Messung der Temperaturabhängigkeit der zugeführten Wärme ΔQ
Messung von Fest-Fest-Übergangstemperatur Tss, Glasübergangstemperatur Tg,
Flüssig-Flüssig-Übergangstemperatur Tll, Kristallisationstemperatur Tcryst,
kristallinen Schmelztemperatur TM, exothermen Reaktionstemperatur Treact und
Zersetzungstemperatur Tdecomp
TGA (Thermogravimetry) → Messung Probenzusammensetzung
• Gewichtsverlust während Probe aufgeheizt wird
1
DTA (Differentail Thermal Analysis) → Messung Wärmekapazität
• Probe und Referenzmaterial immer mit konstanter Temperaturrate geheizt
• Beobachtung der Temperaturdifferenz zwischen Probe und Referenzmaterial
die proportional zu Wärmefluß
TMA (Thermo Mechanical Analysis) → Messung Ausdehnungskoeffizient
• Mechanischer Respons als Funktion der Temperatur (siehe Abschnitt 6)
Alle Messungen abhängig von der Heizrate !
üblich 10°C/min
7.2 Wärmekapazität
• Wärmekapazität von kugelförmigen Gasatomen CV,m=3R=3*8.318 J/K
• Wärmekapazität von Polymeren kleiner da immer einige Freiheitsgrade
eingefroren
Beispiele:
Quarz
cp= 0.72 J/K/g
Polyvinylchlorid cp= 0.85 J/K/g
Polystyrol
cp= 1.30 J/K/g
Polyethylen
cp= 2.1 J/K/g
Wasser
cp= 4.2 J/K/g
T klein: lineares Anwachsen von cp da Atome stärker um Ruheposition vibrieren
Tg: starkes Anwachsen von cp da zusätzlich Bewegung um Bindungen der Kette
TM: Maximum von cp da Wärme zum Schmelzen der Kristalle benötigt
TM,0: Unterschiedlich große Kristalline Bereiche, größter schmilzt zuletzt
Unterschied zwischen amorphen (o) und semikristallinen Polymeren (•)
2
7.3 Thermische Ausdehnung
• Unterschied zwischen kubischem ß und linearen Ausdehnungskoeffizienten
α
• bei orientierten Polymeren auch negative Ausdehnungskoeffizienten durch
Kettenkontraktion senkrecht zur Faserrichtung möglich
• Polymere haben im Gegensatz zu Metallen sehr große thermische
Ausdehnungskoeffizienten
Beispiele:
Quarz
α= 1 10-6/K
Eisen, Stahl α= 10 10-6/K
Polystyrol α= 60-80 10-6/K
PMMA
α= 50-110 10-6/K
Polyethylen α= 100-250 10-6/K
⇒ Probleme bei Verarbeitung von verschiedenen Materialien (Polymer/Metall)
die großem Temperaturbereich ausgesetzt sind: Auto, Flugzeug, Computer
7.4 Wärmeleitfähigkeit
• Polymere schlechte elektrische Leiter, da Phononen freie Wellenlängen von
0.7nm haben ⇒ Wärmeleitfähigkeit in Polymeren sehr viel kleiner als in
Metallen
Beispiel: Quarz
λ=10.5 W/m/K
Metall
λ=100 W/m/K
Polystyrol λ=0.16 W/m/K
Polyethylen λ=0.35 W/m/K
• Wärmeleitfähigkeit für geordnete, semikristalline Systeme (•) besser als für
ungeordnete, amorphe (o)
• kaum Änderung von Wärmeleitfähigkeit an Tg da sich die Packungsdichte
der Segmente nicht deutlich ändert
• mit wachsender Temperatur sinkt die Packungsdichte der Segmente und λ
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7.5 Thermische Übergänge und Relaxationen
1. Phasenübergang 1. Ordnung:
------ Schmelzen eines Kristalls mit Defekten
- - - - Schmelzen eines unendlich großen perfekten Kristalls
2. Phasenübergang 2. Ordnung:
------ Übergang dominiert von intermolekularen kooperativen Effekten
- - - - Übergang mit ausschließlich intermolekularen kooperativen Effekten
G. Glasübergang:
------ normales Experiment
- - - - ideales, unendlich langsames Experiment
Glasübergang ist kein thermodynamischer Gleichgewichtszustand, Übergang
vom ergodischen zum nicht-ergodischen Zustand
Glaszustand von der Abkühlgeschwindigkeit abhängig: andere Nahordnung,
Dichtevariation
Gemessen Glasübergangstemperatur abhängig von der Abkühlrate dT/dt
Beispiele:
Polybutadien
Tg=-109°C
Poly(n-buthylacrylat)
Tg=-43°C
Poly(n-buthylmethacylat)
Tg=35°C
Polystyrol
Tg=104°C
Polyamid-6I
Tg=130°C
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7.6 Glasübergang
nicht nur bei Polymeren auch bei niedermolekularen Glasbildnern
charakterisiert durch Einfrieren von Relaxationen auf mesoskopischen
Zeitskalen:
• T<Tg: Relaxationen nur auf Picosekundenzeitskala, für längere Zeiten aber
starr und nicht-ergodisch
• T=Tg: Relaxationen sind auch auf sehr langen Zeitskalen >>1 sec möglich,
aber auf mesoskopischer Zeitskala 10-12→1sec nicht-ergodisch
• T=Tc>Tg+30K: kein Plateau mehr, ergodisch
Modenkopplungstheorie (Götze):
zeitabhängiges Verhalten eines Dichtekorrelators Φ(t) für verschiedene
Temperaturen: wie reagiert ein Polymer auf eine einmal eingeführte
Dichtefluktuation im Laufe der Zeit
1) freie Bewegung t→0 ballistisch
2) Plateau: Käfigeffekt, Atome schwingen
3) β-Relaxation: auch Käfige bewegen sich für T<Tc
4) α-Relaxation: Diffusion, Hopping, T>Tc
5) langreichweitige Diffusion
Typisches Ergebnis der Dynamischen
Lichtstreuung
Feldautokorrelationsfunktion geladener
SiO2-Nanopartikel am Glasübergang;
blaue Linie: Modenkopplungstheorie
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