INSTITUT FÜR ANGEWANDTE PHYSIK Physikalisches Praktikum für Studierende der Ingenieurswissenschaften Universität Hamburg, Jungiusstraße 11 WÄRMELEITFÄHIGKEIT UND ELEKTRISCHE LEITFÄHIGKEIT VON METALLEN 1 Einleitung In diesem Versuch soll die Wärmeleitfähigkeit und die elektrische Leitfähigkeit von Metallen untersucht werden. Der theoretisch berechnete Zusammenhang zwischen diesen beiden Transportvorgängen soll mit dem experimentell gefundenen verglichen und auf seine Gültigkeit überprüft werden. 2 Wärmeleitung Wärmeleitung ist der Transport von Wärme zwischen verschiedenen Orten, der dann auftritt, wenn an den Orten verschiedene Temperaturen vorliegen. Der Zusammenhang zwischen transportierter Wärme pro Zeiteinheit und dem Temperaturgradienten senkrecht zur durchströmten Fläche wird durch die Wärmeleitungsgleichung beschrieben: dQ T A . dt x Dabei ist Q die Wärme, t die Zeit, die Wärmeleitfähigkeit, A die Querschnittsfläche, T die Temperatur und x der Ort. Die Temperatur hängt im allgemeinen sowohl vom Ort als auch von der Zeit ab, d. h. T=T(x,t). Der Differentialquotient T x ist die partielle Ableitung der Temperatur nach dem Ort, die Zeitabhängig- keit bleibt hier unberücksichtigt. Der Zusammenhang zwischen der Orts- und Zeitabhängigkeit wird durch die Transportgleichung beschrieben: T 2T t c x2 . Dabei ist die Dichte und c die spezifische Wärmekapazität des Körpers. Die Wärmekapazität eines Körpers ist definiert als Quotient aus dem Körper zugeführter (bzw. vom Körper abgeführter) Wärme Q und der daraus resultierenden Temperaturerhöhung (bzw. Temperaturerniedrigung) T: C cm Q , T wobei C die Wärmekapazität und m die Masse des Körpers sind. Zur Messung von wird ein Metallstab der Länge l und der konstanten Querschnittsfläche A verwendet. Der allgemeine Fall der dreidimensionalen Ortsabhängigkeit in der Wärmeleitungsgleichung und der Transportgleichung wird im Versuch auf eine eindimensionale Ortabhängigkeit, hier ebenfalls mit der Koordinate x beschrieben, reduziert. Ferner werden die Enden des Stabes durch Wärmereservoire auf konstanter Temperatur (T1 ,T2) gehalten. Dadurch stellt sich nach einiger Zeit ein stationärer Zustand ein, d. h. ein Zustand, der sich mit der Zeit nicht mehr ändert: T 0 t 2T 2T 2 0 0 c x x2 Die allgemeine Lösung ergibt sich durch zweimalige Integration (kann durch zweimaliges Differenzieren überprüft werden): 07.07.2010 WÄRMELEITFÄHIGKEIT UND ELEKTRISCHELEITFÄHIGKEIT VON METALLEN T x c1 x c2 c1 und c2 können durch Einsetzen der Randbedingungen bestimmt werden: T x 0 T1 c2 T1 T x l T2 c1 T x Damit ergibt sich für T x T2 T1 l T2 T1 x T1 l aus der Wärmeleitungsgleichung: T T2 T1 T x l l mit T T2 T1 (Temperaturdifferenz zwischen zwei Punkten des Stabes mit Abstand l ). Im stationären Zustand stellt sich also ein konstantes Temperaturgefälle entlang des Stabes ein. Aus der Wärmeleitungsgleichung folgt dann weiterhin: Die Integration der Funktion Wärme proportional zur Zeit. dQ T A const . dt l liefert dann Q t , d. h. im stationären Zustand ist die transportierte 3 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit Die prinzipielle Versuchsanordnung zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit ist in Abb. 1 dargestellt. Die beiden Enden des Metallstabes werden durch Wärmereservoire unterschiedlicher Temperatur auf jeweils konstante Temperatur gebracht. Nachdem sich ein konstantes Temperaturgefälle entlang des Stabes eingestellt hat, wird das untere Wärmereservoir entfernt und die Temperaturänderung am StaFunkbende beobachtet. Hieraus kann nun über Q C T die transportierte Wärme Q als tion der Zeit und die transportierte Wärmeleistung dQ als Funktion der Temperatur bestimmt werden. dt l Die Wärmeleitfähigkeit ergibt sich dann aus der Wärmeleitungsgleichung bei bekanntem Stabquerschnitt und bekannter Stablänge, bzw. bekanntem Abstand der Temperaturmesspunkte. Allerdings ist der Einfluss der Umgebung auf die Erwärmung des unteren Reservoirs in einem gesonderten Experiment zu bestimmen, denn es gilt: dQ dQStab dQUmgebung dt dt dt dQStab dQ dQUmgebung dt dt dt 2 WÄRMELEITFÄHIGKEIT UND ELEKTRISCHELEITFÄHIGKEIT VON METALLEN 4 Elektrische Leitfähigkeit Der Zusammenhang zwischen der elektrischen Leitfähigkeit und dem elektrischen Widerstand R wird durch folgende Gleichung beschrieben: l 1 A R Aus der Messung des Widerstandes, der Stablänge und des Stabquerschnitts kann also bestimmt werden. 4.1 Zusammenhang zwischen elektrischer Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit Die elektrische Leitfähigkeit eines Körpers wird durch die Anzahl der freien Elektronen bestimmt. Metallatome werden im Festkörper durch eine besondere Bindungsart, die metallische Bindung, zusammengehalten. Bei dieser Bindung geben die Metallatome ihre Valenzelektronen (d. h. die Elektronen der äußeren Elektronenschale) ab, d. h. diese Elektronen sind nicht mehr an ein spezielles Metallatom gebunden. Deshalb besitzen die Metalle eine hohe Anzahl freier Elektronen und daher auch eine hohe elektrische Leitfähigkeit. Wärmeleitung erfolgt in Festkörpern durch Gitterschwingungen und durch Elektronen. In Metallen überwiegt bei Raumtemperatur der elektronische Anteil der Wärmeleitung. Daher sind bei Metallen die Elektronen sowohl für die elektrische als auch für die Wärmeleitung verantwortlich. Der Zusammenhang zwischen der Wärmeleitfähigkeit und der elektrischen Leitfähigkeit wurde zunächst experimentell als proportional zur Temperatur bestimmt: LT Wiedemann-Franz-Gesetz Die Proportionalitätskonstante L heißt Lorenzzahl und ist materialunabhängig, d. h. sie sollte für alle Metalle gleich sein. L kann theoretisch berechnet werden. Hierzu betrachtet man in einer Näherung ausschließlich Elektronen, d. h. ein sogenanntes freies Elektronengas. L ergibt sich dann zu: L 2 k2 3e 2 2.5 10 3 8 V2 K2 WÄRMELEITFÄHIGKEIT UND ELEKTRISCHELEITFÄHIGKEIT VON METALLEN 5 Versuchsdurchführung und Auswertung 5.1 Bestimmung der Wärmekapazität C des Kalorimeters Die Wärmekapazität und damit bei gegebener Masse auch die spezifische und molare Wärmekapazität eines Körpers kann dadurch bestimmt werden, dass man ihm eine definierte Wärmemenge Q zuführt und die daraus resultierende Temperaturerhöhung T misst. Die Wärmemenge Q ist jedoch in diesem Versuch nicht direkt messbar, sondern sie wird durch ein Mischungsexperiment bestimmt. Bei einem Mischungsexperiment wird der zu untersuchende Körper (mit der Temperatur T1 und der unbekannten Wärmekapazität C1) mit einem zweiten Körper (mit der Temperatur T2 und der bekannten Wärmekapazität C2) in thermischen Kontakt gebracht. Der Körper mit der höheren Temperatur wird Wärme an den Körper niedrigerer Temperatur abgeben, und es wird sich eine gemeinsame Mischtemperatur T einstellen. Abb. 1: Temperaturverlauf im Kalorimeter Dann gilt (für T1>T2): Körper 1: C1 Q1 Q1 T1 T1 T Körper 2: C2 Q2 Q2 T2 T T2 Wenn keine Wärmeverluste an die Umgebung auftreten, so gilt aufgrund der Energieerhaltung: Q1=Q2 Damit folgt: C1 C2 4 T T2 T1 T WÄRMELEITFÄHIGKEIT UND ELEKTRISCHELEITFÄHIGKEIT VON METALLEN 5.2 Untersuchung des Einflusses der Umgebung dQUmgebung dt . Hierzu wird das Wasser im Kalorimeter mit Hilfe von Eiswürfeln auf 0°C abgekühlt. Nach Entnahme der Eiswürfel (Sieb benutzen, da sonst Temperaturanstieg durch die Hände !) wird der Temperaturanstieg über einen Zeitraum von 30min beobachtet. Dabei sollte das Wasser ständig umgerührt werden. Die vom Wasser im Kalorimeter von der Umgebung aufgenommene Wärme QUmgebung ist als Funktion der Zeit aufzutragen, dazu muss die Masse des Wassers gemessen werden. Aus diesem Graphen kann nun näherungsweise die Wärmeleistung, d. h. die zeitliche Ableitung der Wärme dQUmgebung dt bestimmt werden. Hierbei ist die zuvor bestimmte Wärmekapazität des Kalorimeters zu berücksichtigen, indem man sie von der gemessenen gesamten Wärmekapazität subtrahiert. Die Wärmeleistung ist als Funktion der Wassertemperatur aufzutragen. 5.3 Bestimmung der elektrischen Leitfähigkeit. Der Metallstab wird über einen Schiebewiderstand und ein Amperemeter an den Stufentrafo angeschlossen. Der Spannungsabfall über den Stab wird in einer 4-Punkt Messung mit Hilfe eines µVVerstärkers gemessen. Aus dem Spannungsabfall und dem Strom ergibt sich bei bekannter Stablänge der Widerstand und damit die elektrische Leitfähigkeit des Stabes. Die Spannungsmessung erfolgt mit einem Mikrovoltmeter: Wählen Sie an dem Gerät mit den Pfeiltasten den empfindlichsten Meßbereich. Die Messungen 5.3 und 5.4 sind für beide Metallstäbe (Kupfer und Aluminium) durchzuführen. 5.4 Bestimmung der Wärmeleitfähigkeiten. Die Enden des Metallstabes werden durch zwei Wärmereservoire auf konstante Temperaturen gebracht. Als Reservoire dienen Kalorimeter, von denen eines mit einem Lötkolben (T2 ≈ 65°C) und das andere mit einem Eis-Wasser-Gemisch (T1 = 0°C) gefüllt sind. Nachdem sich ein konstantes Temperaturgefälle eingestellt hat (wichtig !), wird das Eis dem Wasser entnommen und der Temperaturanstieg des verbliebenen Wassers im Kalorimeter über 5min beobachtet. Hieraus lassen sich nun die transportierte Wärme Q (Masse des Wassers bestimmen !) und die transportierte Wärmeleistung dQ / dt wie unter 2. bestimmen. Dabei ist die Wärmekapazität des Kalorimeters und der Einfluss der Umgebung zu berücksichtigen. Die entsprechenden Graphen sind aufzutragen. Die Wärmeleitfähigkeit ergibt sich dann aus der Wärmeleitungsgleichung. 5.5 Lorenzzahl Aus den Messwerten ist die Lorenzzahl L zu berechnen und mit dem theoretischen Wert zu vergleichen. 5.6 Fehlerabschätzung und Fehlerbetrachtung. Literatur Hering, Martin, Stohrer: "Physik für Ingenieure", VDI-Verlag, Düsseldorf Kittel: "Einführung in die Festkörperphysik", R. Oldenbourg Verlag, München, Wien 5