Projekt Nr. 23:cosinus 3. Rang | 3. Preis Architektur: Froelich & Hsu Architekten ETH BSA SIA Martin Hsu, Adrian Froelich Neugasse 10, 8005 Zürich Verantwortlich: Martina Küng «cosinus» versucht auf den grossen Massstab der in der Nachbarschaft bestehenden und geplanten Bauten zu reagieren und zugleich eine Vorstellung von kleinteiliger Wohnlichkeit aufzubauen. Fünf- und achtgeschossige Zeilen werden so kombiniert, dass auf jedem Arealteil eine zweiteilige, offene Hoffigur entsteht. Die längste Zeile formuliert ein glaubwürdiges Gegenüber zum Leutschenpark. Zum «Inneren Garten» im Süden hingegen reduziert sich die Korngrösse. Mitarbeit: Julia Riebel, Sarah Hilfiker, Yves Kern Die Baukonglomerate begrenzen ein differenziertes System aus vernetzten, öffentlich zugänglichen Freiräumen von unterschiedlichem Intimitätsgrad. Beidseits des Riedgrabens ergeben sich kleine Vorplätze mit Einkaufs- und Gewerbenutzungen. Sie vermitteln zwischen dem Boulevard und den Höfen, die sich ihrerseits zum «Inneren Garten» öffnen. Die unterschiedlichen Freiräume werden differenziert gestaltet. Die zum Strassenniveau leicht angehobenen Höfe sind von den Treppenhäusern her zugänglich. Am inneren Garten und am Riedgraben wirkt die Adressbildung zum Teil unklar. Ein wichtiger Beitrag besteht in einer für unterschiedliche Lebensweisen flexibel nutzbaren Wohntypologie. Eine zentrale, über die Loggia grosszügig belichtete Halle dient als Essplatz und erschliesst nutzungsneutrale Zimmer, von denen eines als Wohnzimmer nutzbar ist. Eine knappe, aber gut belichtete Arbeitsküche besetzt die Schaltstelle zwischen Halle und Loggia. Es ergibt sich ein vielfältig bespielbares Raumsystem mit attraktiven Diagonalbeziehungen. Die Grosswohnungen im 5. Obergeschoss profitieren von Dachterrassen auf den niedrigeren Baukörpern. Für das Erdgeschoss wird ein durchgesteckter Ateliertyp vorgeschlagen, welcher als Gewerberaum nutzbar ist, sich aber mit leichten Einbauten auch in ein Studio umbauen lässt. Hofseitig schaffen leicht angehobene Terrassen eine gewisse Distanz zwischen den Wohnateliers und dem gemeinschaftlichen Aussenraum. Werden die halben Zimmer bei der Berechnung der Zielkosten angerechnet, liegen die Kosten nur leicht über den Vorgaben. Wenn jedoch, wie gefordert, auf halbe Zimmer verzichtet wird, ergibt sich eine bedeutende Überschreitung, die nur durch eine Reduktion der Wohnungsgrössen zu vermindern wäre. Aufgrund der relativ ungünstigen Gebäudehüllzahl und dem hohen Fensteranteil werden die Anforderungen von Minergie-P-Eco nicht ganz erreicht. Dabei ist die Tageslichtnutzung sehr gut, jedoch wird der sommerliche Wärmeschutz durch sehr viele solare Einträge problematisch. 48 Neubau | Wohnen in Leutschenbach-Mitte | Zürich-Seebach Projekt Nr. 23: cosinus Situationsmodell 1: 5 00 Es fehlen ausreichende Flächen für Technikräume; diese sind indes durch die zu grossen Velohallen kompensierbar. Der Weg im Uferbereich des Riedgrabens ist baurechtlich nicht zulässig. Teilweise werden 8 statt 7 Vollgeschosse erreicht und die Mehrhöhenzuschläge werden nicht überall eingehalten. In einer grossmassstäblichen, von Gegensätzen geprägten Umgebung gelingt es «cosinus» überraschend gut, eine differenzierte Wohnwelt zu entwickeln. Die spielerische Überlagerung von verputzten und mit Platten belegten Fassadenflächen ergibt einen passenden, architektonischen Ausdruck. Die allseitig ähnliche Fassadengestaltung verzichtet allerdings auf eine entschiedene, architektonische Haltung zur Strasse und zum Park und erweckt so den Eindruck einer reinen Wohnsiedlung. Damit verstärkt sie den Gesamteindruck einer Konzeption, die vielversprechende, typologische Ansätze geschickt miteinander kombiniert, schlussendlich jedoch wenig auf die pragmatische und raue Charakteristik des Ortes reagiert. Neubau | Wohnen in Leutschenbach-Mitte | Zürich-Seebach 49