3 Einfache, vollständig lösbare quantenmechanische Systeme Durch eine geeignete Transformation der Variablen lassen sich einige Probleme, die nach genauen Lösungen der Schrödingergleichung verlangen, auf eine einfache mathematische Probleme reduzierenn. DIese Probleme sind: Der harmonische Oszillator, der starre Rotator, das Wasserstoffatom und das Wasserstoffmolekülion π»2+ 3.1 Der harmonische Oszillator Der eindimensionale harmonische Oszillator ist das einfachste Modell für ein schwingendes zweiatomiges Molekül. a) Die klassische Betrachtung des Modells Hierbei stelle man sich eine schwingende Feder vor. Die Feder ist an einem Ende fixiert und am anderen Ende hängt die Masse π, die durch eine äußere Auslenkung zu Schwingungen angeregt werden kann. Dabei soll die Feder das Hooksche Gesetz erfüllen πΉ = −ππ₯ πΉ: Rückstellkraft π: Kraftkonstante π₯: Auslenkung Für die Bewegungsgleichung gilt das zweite Newtonsche Gesetz: π π2 π₯ = −ππ₯ ππ‘ 2 π₯=π π‘ Diese Differentialgleichung kann durch folgenden Ansatz gelöst werden: π₯ π‘ = π΄ sin ππ‘ π΄: Amplitude π: Kreisfrequenz 2π π 30 / 123 Durch Einsetzen dieser Gleichung in der Differentialgleichung erhält man für die Kreisfrequenz π: π = 2ππ = π: Schwingfrequenz π π 1 π π stellt die Eigenfrequenz des Systems dar und hängt nur von π und π ab. Man kann für den Impuls schreiben: π π‘ =π ππ₯ = π π π΄ cos ππ‘ ππ‘ und für die potenzielle Energie gilt: πΉ π₯ =− ππ ππ 1 → = ππ₯ → π π₯ = ππ₯ 2 ππ₯ ππ₯ 2 Die potenzielle Energie kann durch eine parabelförmige Kurve dargestellt werden. Damit gilt für die Gesamtenergie: πΈπΊππ = π2 π2 1 2 +π π₯ = + ππ₯ 2π 2π 2 Einsetzen für π2 (π‘), π₯ 2 (π‘) und mit sin2 π₯ + cos 2 π₯ = 1 ergibt die Gleichung: 1 πΈπΊππ = ππ₯ 2 2 Bei der maximalen Auslenkung π΄ = π₯ ist nur noch potentielle Energie vorhanden. Wesentlich ist noch, dass das System eine Eigenfrequenz π = π(π, π) besitzt, die unabhängig von der Energie, und somit unabhängig von der Auslenkung π΄ ist. Um die Eigenfrequenz des Systems zu verändern, muss man also entweder die Federkonstante oder die Masse verändern. 31 / 123 b) Quantenmechanische Behandlung des harmonischen Oszillators Hier stellt man sich zwei Massen π1 und π2 vor, die durch eine Feder mit der Federkonstante π verbunden sind. (Vergleiche: Zweiatomige Moleküle wie π»πΆπ, π2 , ππ, ...). Um die Energiewerte des Systems zu erhalten, muss als erstes der Hamilton-Operator des Systems aufgestellt werden. Die Energie ergibt sich klassisch zu: πΈπΊππ = πΈπΎππ + πΈπππ‘ = ππ₯2 1 2 + ππ₯ 2π 2 Mit den Vorschriften zur Bildung des zugehörigen Energieoperators (Hamilton-Operator) erhält man: π»=− β π2 1 + ππ₯ 2 2 2π π π₯ 2 Damit gilt für die Schrödingergleichung: π» Ψ = πΈΨ − β π2 1 Ψ x + ππ₯ 2 Ψ π₯ = πΈΨ π₯ 2 2π π π₯ 2 Unter der Randbedingung lim Ψ π₯ = 0 x→±∞ erhält man aus dieser Gleichung die Energiewerte des Systems: πΈπ = 1 1 + π£ βπ = + π£ ππ 2 2 π£ = 0, 1, 2, 3, … π£: Quantenzahl mit π = π π = 2ππ wobei für die Eigenfunktionen des Systems gilt (für genaue Herleitung siehe Quantum Chemistry, Ira N. Levine, 1983, S. 58) 32 / 123 πΌπ₯ 2 2 Ψπ£ π₯ = ππ£ π»π£ π₯ π − mit πΌ = ππ β ππ£ = 1 2 πΌ 2π£ π£! π ππ£ : Normierungsfaktor π»π£ π₯ : Hermitesche Polynome Hermitesche Polynome sind mathematisch tabellierte Funktionen, die folgendermaßen aussehen: π»0 π₯ = 1 π»1 π₯ = 2πΌπ₯ π»2 π₯ = 4 πΌπ₯ π»3 π₯ = 8 πΌπ₯ 3 2 −2 − 12πΌπ₯ Die graphische Darstellung: Unterschiede zum klassischen Fall: - Die erhaltene Energiewerte sind gequantelt, so sind nur ganz bestimmte Amplituden der Auslenkung erlaubt. Die Eigenfrequenz des Systems ist bereits im klassischen Fall durch π = π π gegeben, jedoch sind beliebige Amplituden und damit beliebige Energiewerte erlaubt (siehe Potentialkurve). 33 / 123 - Der tiefste Energiezustand des Systems enthält eine Restenergie, die 1 1 Nullpunktsenergie: πΈ0 = 2 βπ = 2 ππ. Damit ist der Heisenbergsche Unschärferelation genüge getan, da sonst der Ort des Teilchens und seine Energie (→Impuls) exakt bekannt wären. - Die Wellenfunktion Ψ π₯ und damit auch Ψ π₯ 2 erstrecken sich über den klassischen Aufenthaltbereich hinaus. Dieses Phänomen kann mit Hilfe des Tunneleffekts gedeutet werden. - Für höhe Quantenzahlen wird die Amplitude von Ψ(π₯) nach außen hin größer, was der klassischen Aufenthaltswahrscheinlichkeit entspricht, das Korrespondenzprinzip ist also erfüllt. - Die Zahl der Knotenebenen in der Wellenfunktion Ψν (π₯) entspricht der Quantenzahl π£ c) Exkurs: Einführung der reduzierte Masse Um mathematisch einfacher rechnen zu können, muß das Zweiteilcehensystem zu einem Einteilchensystem reduziert werden. Daher transformiert man das Koordinatensystem in ein neues Koordinatensystem (Schwerpunktkoordinaten), in dem π1 willkürlich im Ursprung liegt: Damit kann das Molekül als ein fiktives Teilchen mit den Schwerpunktkoordinaten π₯, π¦, π§ und Masse π betrachtet werden, das gegen eine Wand schwingt: 34 / 123 Dabei ist π die reduzierte Masse: π= π1 π2 π1 + π2 d) Ausblick auf den anharmonischen Oszillator Das Modell des harmonischen Oszillators basiert auf der Näherung, dass die Feder nicht überdehnt wird, was für den Fall des Moleküls nicht zutrifft. Wie man aus der Chemie (chemische Reaktionen) weiß, können Moleküle dissoziieren. Dieses Problem wird durch Einführung des anharmonischen Oszillators gelöst (siehe dort.): π 0 : Gleichgewichtsabstand π·0 : Dissoziationsenergie Durch spektroskopische Methoden kann man ΔπΈ von verschiedenen Verbindungen erhalten, Spektrum: Durch Einsetzen dieser Energiewerte in ΔπΈ = ππ0 = 2ππ π π kann die Kraftkonstante für die Verbindungen errechnet werden. Die Kraftkonstante ist ein Maß für die Stärke der Bindung. Damit hat man eine Größe, mit der man verschiedene 35 / 123 Bindungen vergleichen kann. Durch weitere Messungen (Oberschwingungen) kann auch die Dissoziationsenergie π·0 aus spektroskopischen Schwingungsdaten errechnet werden. (Siehe Spektroskopie) 1. Exkurs: Rechnen mit Operatoren Rechenregeln: a) Summe: Für zwei Operatoren π΄, π΅ und die Funktion π π₯ gilt: π΄ + π΅ π π₯ = π΄π π₯ + π΅ π(π₯) Beispiel: π + 3 π 2π₯ = 2π 2π₯ + 3π 2π₯ = 5π 2π₯ ππ₯ b) Produkt Für das Produkt zweier Operatoren π΄, π΅ gilt: π΄π΅ π π₯ = π΄ π΅ π π₯ Diese Regel findet bei Kommutatoren Anwendung. 1. Beispiel: π 3 π 2π₯ = 6π 2π₯ ππ₯ und 3 D.h. sie kommutieren: π ππ₯ π π 2π₯ = 6π 2π₯ ππ₯ ,3 = 0 2. Beispiel: π π π₯ π 2π₯ = π₯π 2π₯ = π 2π₯ + 2π₯π 2π₯ ππ₯ ππ₯ π₯ D. h. sie kommutieren nicht: π ππ₯ π π 2π₯ π 2π₯ = π₯ π = π₯2π 2π₯ ππ₯ ππ₯ ,π₯ ≠ 0 36 / 123 Vergleiche hierzu die nicht gleichzeitige Bestimmbarkeit von Ort und Impuls, Unschärferelation c) Assoziativgesetz: Für drei Operatoren π΄, π΅ und πΆ gilt: π΄ π΅ πΆ π π₯ = π΄π΅ πΆ π π₯ d) Linearer Operator Ein Operator π΄ ist linear, wenn für irgend ein Paar von Funktionen π(π₯) und π(π₯) die folgende Beziehung gilt: π΄ π π₯ +π π₯ π2 ππ₯ 2 ist ein linearer Operator, aber = π΄π π₯ + π΄π π₯ π₯ und π₯ 2 sind nicht linear. Alle quantenmechanischen Operatoren für physikalische Observablen sind linear. e) Distributivgesetz: Aus Punkt d) folgt: π΄ + π΅ πΆ = π΄πΆ + π΅ πΆ f) Hermitescher Operator Hermitesche Operatoren führen zu reellen Eigenwerten. Da nur reelle Werte messbar sind, muss ein Operator für eine physikalische Observable hermitisch sein: +∞ Ψ ∗ π΄Ψππ = −∞ +∞ ∗ Ψ π΄Ψ ππ −∞ Ψ: Eigenfunktionen hermitescher Operatoren 2. Exkurs: Kommutatoren Es seien π΄, π΅ zwei hermitesche Operatoren. Dann gilt für den Kommutator π΄, π΅ : πππ. π΄, π΅ = π΄π΅ − π΅ π΄ 37 / 123 Satz: ist der Kommutator für zwei hermitesche Operatoren π΄, π΅ = 0, d. h. kommutieren zwei Operatoren π΄ und π΅, dann besitzen sie einen gemeinsamen Satz von Eigenfunktionen, d.h. π΄ππ = ππ ππ und π΅ ππ = ππ ππ , also ist ππ sowohl eine Eigenfunktion zum Operator π΄ als auch zum Operator π΅. Damit sind auch die Eigenwerte ππ und ππ gleichzeitig messbar, weil sich das System gleichzeitig im Zustand ππ befinden kann. Für die Komponenten des Drehimpulses πΏπ₯ , πΏπ¦ , πΏπ§ gelten (Beweis siehe Quantum Chemistry, I. N. Levine, 1983, S.80): πΏπ₯ , πΏπ¦ = πβπΏπ§ πΏπ¦ , πΏπ§ = πβπΏπ₯ πΏπ§ , πΏπ₯ = πβπΏπ¦ d. h. zwei Komponenten des Drehimpulses können nicht gleichzeitig gemessen und damit festgelegt werden. Dagegen kommutieren sie mit πΏ2 πΏ2 , πΏπ¦ = 0 πΏ2 , πΏπ§ = 0 Daraus folgt, dass nur der Betrag πΏ2 = πΏ 2 πΏ2 , πΏπ₯ = 0 und eine Komponente des Drehimpulses gleichzeitig messbar sind, d. h. πΏ liegt irgendwo auf dem Kegelmantel (Keine Präzession, sondern Unschärfe bezüglich πΏ und Ort bzw. Richtung): πΏ2 und πΏπ§ kommutieren mit dem Hamilton-Operator: πΏ2 , π» = 0 πΏπ , π» = 0 mit π» = π + π und π = π₯, π¦, π§ (Beweis siehe Quantum Chemistry, I.N. Levine, 1983, S.101) 38 / 123 3.2 Rotation 3.2.1 Raumstarrer Rotator Man betrachte die Massen π1 und π2 , die im festen Abstand r voneinander um die feste Achse π§ rotieren. Für diesen Rotator gilt somit: a) π = ππππ π‘. -> starrer Rotator b) Rotation nur in xy-Ebene -> raumfest --> raumstarrer Rotator Dieses Modell heißt raumstarrer Rotator. Um dieses Zweiteilchensystem in ein Einteilchensystem zu transformieren, führt man wieder eine Koordinatentransformation durch: und betrachtet die Kreisbewegung eines fiktiven Teilchens mit Masse µ. Nach der klassischen Mechanik gilt für den Drehimpuls πΏ dieses Teilchens: πΏ =π×π Die Gesamtenergie des Teilchens berechnet sich aus: πΈπΊππ = πΈπΎππ + πΈπππ‘ = π2 +0 2µ Mit dem Drehimpuls ausgedrückt erhält man: πΈπΊππ = πΏ2π§ 2πΌ πΌ = µπ 2 πΌ: Trägheitsmoment. Für die quantenmechanische Behandlung muss zuerst der Hamilton-Operator π» des Systems konstruiert werden. Da der Hamilton-Operator und der Drehimpuls-Operator πΏ 39 / 123 kommutieren π» , πΏ = 0 , wird günstiger weise der Drehimpulsoperator errechnet. Es gilt für den Drehimpuls nach der klassischen Mechanik: π πΏ =π×π= π₯ ππ₯ π π¦ ππ¦ π π§ = π π¦ππ§ − π§ππ¦ − π π₯ππ§ − π§ππ₯ − π(π₯ππ¦ − π¦ππ₯ ) ππ§ Somit sind alle Komponenten von πΏ: πΏπ₯ = πΏπ₯ = π¦ππ§ − π§ππ¦ πΏπ¦ = πΏπ¦ = π₯ππ§ − π§ππ₯ πΏπ§ = πΏπ§ = π₯ππ¦ − π¦ππ₯ Wenn man für ππ den quantenmechanischen Operator einsetzt ππ → ππ = β∂ π ∂i erhält man die Komponenten des Drehimpuls: πΏπ₯ = β π π π¦ −π§ π ππ§ ππ¦ πΏπ¦ = β π π π₯ −π§ π ππ§ ππ₯ πΏπ¦ = β π π π₯ −π¦ π ππ¦ ππ₯ Um die Rechnung zu vereinfachen, geht man zu Polarkoordinaten über: πΏπ§ π₯, π¦ → πΏπ§ (π) Es gilt: π₯ = π cos π sin π π¦ = π sin π sin π π§ = π cos π π ∈ [0, 2π[ π ∈ 0, π 40 / 123 Für die z-Komponente des Drehimpuls gilt: πΏπ§ π = β ∂ π ∂Ο Jetzt kann der Hamilton-Operator einfach konstruiert werden: 2 πΏπ§ β2 π 2 π» =π+π = =− 2πΌ 2πΌ ππ 2 und damit lautet die Schrödingergleichung: π» Φ = πΈΦ → − β2 π 2 Φ(π) = πΈΦ π 2πΌ ππ 2 Man kann den folgenden Ansatz für die Eigenfunktion (=Wellenfunktion) Φ π aufstellen: Φ π = π΄ π πππ → π2Φ π = ππ 2 Φ π = −π2 Φ π ππ 2 Randbedingung: π = 0 → 2π (Kreisbewegung) Für π und(π + 2π) müssen sich die selben Werte der Wellenfunktion Φ ergeben. Φ(π) = Φ(π + 2π) Durch Einsetzen erhält man: π΄ π πππ = π΄ π ππ π+2π = π΄ π πππ π ππ 2π 1 = cos 2ππ + π sin 2ππ π = π = 0, ±1, ±2, ±3, … 1 = π΄π ππ 2π Aus der Randbedingung folgt die Quantenzahl π und damit die Energiewerte für den raumstarren Rotator: πΈπ = π 2 β2 2πΌ π = 0, ±1, ±2, ±3, … Normierung der Wellenfunktion Φπ ergibt den Normierungsfaktor π΄: 2π π΄π −πππ π΄π +πππ ππ = 1 0 2π 0 π΄2 1ππ = π΄2 π 2π 0 = 2ππ΄2 = 1 → π΄ = → Φπ π = 1 2π 1 2π π πππ 41 / 123 Um von den komplexen Wellenfunktionen weg zu kommen, kombiniert man Φ+π und Φ−π linear zu Φm ′, wobei man reelle Wellenfunktionen erhält. 1 ′ Φπ = Φ+π = 1 2π 2π π +πππ = Φ+π + Φ−π 1 Φ−π = 1 2π [cos ππ + π sin ππ] 1 ′ → Φπ = Φ0 = 2π 2π 2 1 = cos ππ = 1 4π 1 2π cos ππ − π sin ππ cos ππ für π = 0 4π Φ0 ist somit ein Band mit Höhe 1 π −πππ 1 4π Da π» und πΏπ§ kommutieren, können nun die Wellenfunktionen und die Eigenwerte des πΏπ§ Operators erhalten werden: 2 π» Φπ π = πΈπ Φπ π 2 πΏπ§ π 2 β2 Φπ π = Φπ π 2πΌ 2πΌ πΏπ§ π»= 2πΌ 2 πΏ π§ Φ π π = π 2 β2 Φ π π D. h. π·π (π) ist sowohl eine Eigenfunktion für π» als auch zu πΏπ§ . Die Eigenwerte des Betrags des πΏπ§ -Operators sind damit πβ wobei π die Werte 0, ±1, ±2, … einnehmen kann (Quantisierung). Daraus folgt, dass der Betrag des Drehimpulses in Einheiten von β quantisiert ist. (Längen-Quantisierung). Die Energiewerte des starren Rotators zeigen Analogie mit den Energiewerten des Teilchens im Kasten: 42 / 123 En = n 2 β2 8mL2 Em = m 2 β2 2I Statt der Masse π hat man hier das Trägheitsmoment πΌ, die Kastenlänge πΏ fehlt bei dem Rotator, da es keine entsprechende Größe im Modell gibt. Die Herleitung der Energiewerte und ihre Quantelung ist in beiden Modellen analog. 3.2.2 Raumfreier starrer Rotator (Rotation in drei Dimensionen) Beim raumfreien Rotator ist die Ebene der Rotation nicht festgelegt. Ansonsten geht man genau so vor wie bei dem raumstarren Rotator: m1 m2 m1 + m2 L =r×p π= EPot = 0 EKin = reduzierte Masse Drehimpuls π = ππππ π‘. πΈπΎππ = L2 L2 = 2μr 2 2I π2 2π D. h. πΈπΎππ ist vom Gesamtimpuls πΏ abhängig und nicht nur von πΏπ§ . Für die Komponenten des Drehimpuls-Operators in Polarkoordinaten gilt: πΏπ₯ = β π π π π π¦ −π§ = πβ sin π + cot π cos π π ππ§ ππ¦ ππ ππ πΏπ¦ = β π π π π π₯ −π§ = −πβ cos π − cot π sin π π ππ§ ππ₯ ππ ππ πΏπ§ = β π π π π₯ −π¦ = −πβ π ππ¦ ππ₯ ππ 43 / 123 2 2 πΏ2 = πΏπ₯ + πΏπ¦ + πΏπ§ β π → πΏ2 = 2 2 1 π π 1 π2 sin π + π ππ2 π ππ ππ π ππ2 π ππ 2 Die Schrödingergleichung des Systems lautet: π» π(π, π) = πΈπ(π, π) πΏ2 Einsetzen von π» = 2πΌ ergibt: πΏ2 π(π, π) = πΈπ(π, π) 2πΌ Separiert man die Wellenfunktion π(π, π) in zwei voneinander unabhängige Anteile π(π) und π·(π) (Produktansatz), so kann man die Schrödingergleichung lösen: π(π, π) = π(π)π·(π) π·(π) ist vom vorhergehenden Fall bekannt: π·π = π΄ π ππ π mit π = 0, ±1, ±2, … Für π(π) kann durch längere mathematische Rechnung gezeigt werden, dass die LegendrePolynome eine Lösung des Problems sind (Einzelheiten siehe Quantum Chemistry, I. N. Levine, 1983, S. 79): 1 2π + 1 π − π ! 2 π ππ,π (π) = π (cos π) 2 π+ π ! π 1 mit π00 = 1, π10 = cos π, π20 = 2 (3 πππ 2 π − 1),… und den Quantenzahlen: π = 0,1,2, … ml ≤ l ππ = 0, ±1, ±2, … Man erkennt, dass das System zwei Freiheitsgrade der Bewegung besitzt, bzw. zwei Quantenzahlen π und ππ hat, d. h. das fiktive Teilchen mit der Masse π rotiert auf einer Kugelschale mit Radius π. Die Wellenfunktion π(π, π) wird auch Kugelfunktion genannt (spherical harmonics) ππ,π π (π, π): π (π, π) = ππ,π π (π, π) In folgender Tabelle sind einige dieser Funktionen für π und ππ aufgeführt: 44 / 123 π ππ 0 0 1 0 1 ±1 2 0 2 ±1 2 ±2 ππ,π π π, π 1 π 2 1 2 ± ± 1 2 3 cos π π 3 sin π π ±ππ π 1 4 3 3 cos π − 1 π 1 2 15 cos π sin π π ±ππ π ± 1 15 2 sin π π ±ππ 4 π Wenn man diese Funktionen in die Schrödingergleichung des Systems π» ππ,π π (π, π) = πΈπ ππ,π π (π, π) einsetzt, erhält man für πΈπ : πΈπ = π π+1 β 2πΌ mit π = 0,1,2, … ππ = 0, ±1, ±2, … Die Graphische Darstellung einiger ππ,π π π, π -Funktionen: π(π, π) mit π = 0 und ππ = 0 ist eine Kugel mit Radius π = 1 2 π . Dieser Funktion entspricht ein s-Orbital (siehe später H-Atom, winkelabhängiger Anteil π(π, π) der Wellenfunktion πΉ(π, π, π)). Diese Funktion ist nicht π-abhängig. Sie entspricht einem ππ§ -Orbital im Wasserstoffatom. Die ππ¦ - und ππ§ -Orbitale werden durch Linearkombination von π1,+1 (π, π) und π1,−1 (π, π) erhalten (siehe H-Atom). 45 / 123 Die Eigenwerte zum Drehimpulsoperator πΏ können wieder durch die Kommutatoreigenschaft [π» , πΏ ] = 0 errechnet werden (Vergleiche hierzu die Eigenwerte zu πΏπ§ ): π» ππ,π π π, π = π π + 1 β2 ππ,π π π, π 2πΌ π»= πΏ2 2πΌ πΏ2 π π + 1 β2 ππ,π π π, π = ππ,π π (π, π) 2πΌ 2πΌ L = π = 0,1,2, … l l+1 β ππ,π π (π, π) ist auch eine Eigenfunktion von dem πΏ2 -Operator. Der Betrag des Drehimpulses ist in Einheiten von β quantisiert, d. h. seine Länge ist quantisiert. Damit ist auch die Winkelgeschwindigkeit der Rotation quantisiert. πΏ = π × π = πΌπ . Für die Eigenwerte des πΏπ§ -Operators gilt wegen der Kommutatoreigenschaft [π» , πΏπ§ ] = 0: πΏπ§ ππ,π π (π, π) = πβππ,π π (π, π) → πΏπ§ = πΏπ§ = πβ Somit sind der Betrag von πΏ und seine πΏπ§ -Komponente nicht gleichzeitig messbar, πΏ , πΏπ§ = 0, d. h. nur über die LÄnge von πΏ, nicht aber über die Richtung von πΏ kann etwas gesagt werden. So liegt πΏ auf einem Kegelmantel: Orientierungsquantelung des Rotators / Entartung: 46 / 123 Liegt eine Vorzugsrichtung z. B. durch ein elektrisches oder magnetisches Feld vor, so kommt es zur Orientierungsquantelung des Rotators. Wenn keine Vorzugsrichtung vorliegt ist jeder Zustand (2π + 1)-fach entartet. Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse: ο· Der Betrag πΏ des Drehimpulses πΏ ist quantisiert: πΏ= π: Bahndrehimpulsquantenzahl π π+1 β ο· Der Betrag πΏπ§ des Drehimpulses in z-Richtung πΏπ§ ist ebenfalls quantisiert π: Orientierungsquantenzahl πΏπ§ = πβ ππ = 0, ±1, ±2, … , ±π ο· Die Rotationsenergie πΈ = πΏ2 2πΌ ist ebenfalls quantisiert π π + 1 β2 2πΌ Die Rotationsspektren können durch Einstrahlen im Mikrowellenbereich π = 0,1ππ − 1ππ gemessen werden. πΈπ = ο· ο· Der Rotator besitzt keine Nullpunktsenergie Es gelten folgende Eigenwertgleichungen: πΏ2 π» ππ,π π π, π = ππ,π π π, π = πΈπ ππ,π π π, π 2πΌ 47 / 123 πΏππ,π π π, π = π π + 1 β2 ππ,π π (π, π) πΏπ§ ππ,π π (π, π) = ππ β ππ,π π (π, π) ο· Die Rotation ist bezüglich einer Vorzugsrichtung orientierungsquantisiert (d. h. keine freie Einstellung der Orientierung zu einer Vorzugsrichtung). Die Vorzugsrichtung kann z. B. durch das Einschalten eines elektrischen oder magnetischen Feldes entstehen, mit dem der Rotator wechselwirkt. 3.3 Wasserstoffatom und wasserstoffähnliche Atome (He +, Li2+) Aus den spektroskopischen Untersuchungen der Linienspektren konnte man schließen, dass das H-Atom diskrete Energieniveaus besitzt. Die beobachteten Übergänge werden durch die Serienformel beschrieben: ΔπΈ = πππ π» 1 1 − 2 2 π π Nachfolgend wird eine Theorie beschrieben, die die experimentellen Befunde auf der Basis der Quantenmechanik erklärt. 3.3.1 Hamilton Operator und Schrödingergleichung Modell: Ein Elektron π − befindet sich im Abstand π vom π-fach positiv geladenen Kern und erfährt eine Coulombwechselwirkung. Die potenzielle Energie ist durch das Coulombpotential ππΆ gegeben: ππΆ = − ππ 2 4ππ0 π ππΆ ∝ 1 π Die kinetische Energie des Elektrons lässt sich als 3-dimensionales Problem beschreiben: πΈπΎππ = ππ¦2 π2 ππ₯2 ππ§2 = + + 2ππ 2ππ 2ππ 2ππ 48 / 123 bzw. in Operatorschreibweise: π=− β2 β2 Δ=− Δ 2π 2ππ Die Reduzierte Masse π π= π π ππ ππ + ππ ππ : Kernmasse ππ : Elektronenmasse vereinfacht sich in diesem Fall zu ππ , da ππ > ππ . Die Behandlung des Systems in Polarkoordinaten bringt eine Vereinfachung mit sich, da es sich um ein kugelsymmetrisches Problem handelt. Die Umformung des Laplace-Operators lautet: Δ= π2 π2 π2 π2 1 1 π π 1 π2 + + = + β sin π + ππ₯ 2 ππ¦ 2 ππ§ 2 ππ 2 π 2 β2 sin π ππ ππ sin2 π ππ 2 →π» =π+π =− β2 π 2 2 π 1 2 + − πΏ + π(π) 2ππ ππ 2 π ππ β2 π 2 Die Wellenfunktion wird in Polarkoordinaten transformiert: Ψ π₯, π¦, π§ → Ψ π, π, π Somit lautet die Schrödingergleichung: π» Ψ π, π, π = πΈΨ π, π, π − β2 π 2 2 π 1 + − 2 2 πΏ2 + π π Ψ = πΈΨ 2 2ππ ππ π ππ β π Eine Separation der Wellenfunktion in Radial- und Winkelanteil ist möglich, da für folgende Kommutatoren gilt: π» , πΏ2 = 0 π» , πΏπ§ = 0 Die Operatoren π» und πΏ2 besitzen simultane Eigenfunktionen. π» Ψ = πΈΨ πΏ2 Ψ = π π + 1 β2 Ψ πΏπ§ Ψ = ππ βΨ Da π» nur auf π einwirkt und πΏ2 nur auf π und π, kann ein Produktansatz gemacht werden: 49 / 123 Ψ π, π, π = π π ∗ πππ π, π π (π): Radialanteil πππ : Winkelanteil, spherical harmonics vom raumfreien Rotator 3.3.2 Energieeigenewrte und Quantenzahlen Als Randbedingung gilt lim Ψ = 0 r→∞ da Ψ ∗ Ψ integrierbar und normierbar sein muss. Für die Energieniveaus erhält man: πΈπ = − 1 π 2 ππ 4 1 π 2 β2 =− 2 2 2 2 π 32π π0 β π 2ππ π2 π ≈ ππ πΈπ = − 1 πΈ π2 π΄ πΈπ΄ = π π» ππ = π 2 ππ 4 32π 2 π0 β2 π: Bohrscher Radius π= 4ππ0 β2 = 0,532 Å ππ π 2 π π» (πππππππππ‘) stimmt mit π π» (ππ₯ππππππππ‘πππ) überein. 50 / 123 Ergebnisse des Modells: Die Energie πΈπ hängt nur von der Hauptquantenzahl π ab. Die Energieniveaus sind für einen bestimmten Wert π2 -fach entartet. Unter Berücksichtigung des Spins, der aus der relativistischen Quantenmechanik abgeleitet werden kann (P. A. M. Dirac), resultiert eine 2π2 -fache Entartung der Niveaus. Es resultieren folgende Quantenzahlen: Hauptquantenzahl π = 1, 2, 3, … Nebenquantenzahl π = 0, 1, 2, 3, … , π − 1; n Werte (Bahndrehimpulsquantenzahl) ππ = −π, −π + 1, … , π − 1, π; Orientierungsqantenzahl Quantenzahl) 3.3.3 2π + π Werte (Magnetische Wellenfunktionen des H-Atoms Definition: Orbital = Einelektronenwellenfunktion aus 3.3.1.: Ψπππ π, π, π = π ππ π ∗ πππ π, π Buchstabensymbole für l-Werte: π = 0, 1, 2, 3, … π , π, π, π, … Die graphische Darstellung von Ψ π, π, π müsste in einem 4-dimensionalen Raum erfolgen, da dies aber nicht möglich ist, hat man zur Veranschaulichung drei Darstellungsformen gewählt: a) Darstellung des Radialanteils π (π) b) Darstellung des Winkelanteils π π, π c) Höhenliniendiagramm, das 90% von Ψ Ψβ© wiedergibt Die Wellenfunktionen sind für ππ verschieden von Null alle komplex. Aufgrund der Relation π ππ + π −ππ = 2 cos π (sin analog) können je zwei Wellenfunktionen mit +ππ und −ππ zu zwei reellen Funktionen kombiniert werden, z.B.: Ψ2ππ₯ = 1 2 Ψ2π−1 + Ψ2π+1 1 π = 4 2π π 5 2 ππ ππ −2π sin π cos π 51 / 123 Ψ2ππ₯ 1 π = 4 2π π 5 2 Ψ2ππ¦ = ππ π₯ = π sin π cos π π₯π −2π 1 π 2 Ψ2π−1 + Ψ2π+1 1 π = 2π π Ψ2ππ§ 1 π = 4 2π π 5 2 5 2 ππ π¦π −2π ππ π§π −2π Die linearkombinierten Wellenfunktionen sind noch Eigenfunktionen zu π» und πΏ2 , aber nicht mehr zu πΏπ§ a) Darstellung des Radialanteils π ππ π : Die Darstellung von π (π) gibt wenig Einsicht in die physikalischen Verhältnisse des Systems. Besser ist die Darstellung der Wahrscheinlichkeit, ein Elektron im Volumen ππ zu finden: π = Ψ 2 ππ = π π 2 π π, π 2 2 π sin π ππππππ Die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron in einer Kugelschale zwischen π und ππ zu finden beträgt ohne Einschränkung von π und π: π = π π 2 π 2 ππ 2π π π π, π 0 2 sin π ππππ = π π 2 π 2 ππ 0 Das Doppelintegral hat wegen der Normierungsbedingung den Wert 1. 52 / 123 b) Darstellung des Winkelanteils πππ (π, π) Hierbei wird π konstant gehalten (analog zum starren Rotator): Beispiel: s-Orbital π= 1 2 π 1 Kugel mit Radius π = 2 π , π und π sind frei. Beispiel: p-Orbital π10 = π1π§ = 1 3 2 π 1 2 πππ π = π cos π π ∈ 0, 2π c) Darstellung von Ψ Ψβ© = 0,9: Von den 4 Veränderlichen Ψ = π(π, ππ) wird Ψ fest gewählt wobei Ψ 2 = 0,9 (90 %), d. h. es wird der Bereich angegeben, in dem die Wahrscheinlichkeitsdichte 90 % beträgt Anmerkung zum H-Atom: Warum ist das System stabil, wenn die potenzielle Energie des Elektrons im Kern maximal ist? Bei der Annäherung an den Kern nimmt das Elektron kinetische Energie auf und kann deshalb am Kernort nicht verweilen, sondern entfernt sich vom Kern unter Gewinn von potenzieller Energie. Es stellt sich so ein Gleichgewicht zwischen πΈπΎππ und πΈπππ‘ ein (keine Kreisbewegung wie beim Bohrschen Modell, da das 1π -Elektron keinen Bahndrehimpuls besitzt). 3.4 Bahndrehimpuls des Elektrons a) Bahndrehimpuls eines Elektrons im H-Atom Je nach dem, in welchem Orbital sich das Elektron befindet (s,p,d,f,...), besitzt es einen entsprechenden Bahndrehimpuls π = 0,1,2, 3, … . Der Bahndrehimpuls eines Elektrons 53 / 123 wird mit dem Kleinbuchstaben π gekennzeichnet, wobei die selben Eigenwertgleichungen und Quantenbedingungen gelten: π 2 Ψπππ = π π + 1 β2 Ψπππ ππ§ Ψπππ = ππ βΨπππ da π» , π2 = π» , ππ§ 2 =0 π = 0, 1, 2, … , π − 1 ππ = 0, ±1, ±2, … , ±π b) Spin des Elektrons: Spektroskopischen Befund (wie z. B. Stern-Gerlach-Versuch, Zeeman Aufspaltung, Duplett der Na-D-Linie) zeigen, dass zur Charakterisierung des Elektrons die bisherigen Quantenzahlen nicht ausreichen, sondern dass das Elektron noch zusätzlich Zwei Zustände besitzen muss, die als Spinzustände πΌ und π½ bezeichnet werden. Diese Spinzustände ergeben sich aus der relativistischen Behandlung des Elektrons (Dirac 1928). Der Spinoperator π verhält sich analog zu π, d. h. die Eigenwerte für π 2 und π können gleichzeitig angegeben werden. π 2 πΌ = π π + 1 β2 πΌ π 2 π½ = π π + 1 β2 π½ 1 1 2 2 mit π = und ππ = ± 1 π π§ πΌ = + βπΌ 2 1 π π§ π½ = + βπ½ 2 Wegen der Ähnlichkeit des Spinoperators und des Drehimpulsoperators hat man den Spin häufig als Eigenrotation des Elektrons gedeutet, dies ist aber strenggenommen nicht korrekt. Der Spin ergibt sich aus der relativistischen Behandlung des Elektrons. Für die Beiden Spinfunktionen πΌ und π½ können keine reellen Koordinaten angegeben werden. Die Gesamtwellenfunktion des H-Atoms lautet nun: Ψππ π π π π = π ππ π πππ π, π πΌ π½ 54 / 123 Jeder Zustand ist durch 4 Quantenzahlen charakterisiert: π, π, ππ , ππ Da die Energie ohne äußeres Feld und ohne Berücksichtigung weiterer Wechselwirkungen (z.B. Spin-Bahn-Kopplung) nur von der Hauptquantenzahl π abhängt, ist die Entartung 2π2 fach. 3.5 Magnetisches Moment des Elektrons, Einelektronen-Spin-BahnKopplung, Zeeman-Effekt a) magnetisches Moment und Bahndrehimpuls klassisches Bild: Eine auf einer Kreisbahn bewegte Ladung stellt einen Strom πΌ dar. πΌ=π π£ 2ππ π: Radius π£: Geschwindigkeit π΄: Fläche π: Ladung magnetisches Moment π: π = πΌπ΄ = − ππ£ ππ£ ππ 2 = − π 2ππ 2 Die Vektorgleichung lautet: π π = πΎπ π 2ππ π π=− π×π 2ππ →π=− π×π =π πΎπ : Gyromagnetisches Verhältnis π πΎπ = − 2ππ Für den Betrag des magnetischen Momentes gilt: π = πΎ π = πΎ π π + 1 β = ππ΅ π π + 1 πβ ππ΅ = 2ππ ππ΅ = 0,27 × 10−24 π½π −1 Bohrsches Magneton 55 / 123 b) magnetisches Moment und Spin In Analogie zum Bahndrehimpuls ist auch mit dem Elektronenspin ein magnetisches Moment verknüpft. Die analoge Behandlung zum Bahndrehimpuls liefert aber das falsche Ergebnis: ππ ≠ − π π 2ππ Diese Gleichung muss um den Faktor ππ = 2. ,023 … korrigiert werden (magnetomechanische Anomalie). Der Faktor π_π ergibt sich ebenfalls aus der relativistischen Behandlung des Systems. Die korrekte Gleichung lautet: π π = ππ πΎπ 2ππ = ππ ππ΅ π π + 1 ππ = −ππ ππ e) Wechselwirkung der magnetischen Momente, Spin-Bahn-Kopplung, Roussel-SoundersKopplung für ein Elektron Der Bahndrehimpuls π und der Spin π koppeln durch ihre magnetischen Momente miteinander (vgl. zwei Stabmagnete). Sie sind nicht voneinander unabhängig. Die Kopplung von π und π kann durch Vektoraddition zum Gesamtdrehimpuls π dargestellt werden: π =π+π Der Gesamtdrehimpuls π ist wieder gequantelt: π = π π+1 β π = π + π , π + π − 1, … , |π − π | π: Gesamtdrehimpulsquantenzahl ππ§ = ππ β ππ = π, π − 1, π − 2, … , −π ππ : Orientierungsquantenzahl Termschreibweise: 2π +1 ππ π : Spinquantenzahl 56 / 123 π: Gesamtdrehimpulsquantenzahl π: Großbuchstaben der Symbole von π z.B.: p-Elektron: 1 3 π =π+π = 1+ = 2 2 3 1 1 3 → ππ = , , − , − 2 2 2 2 π = 3 3 +1 β= 2 2 15 β 4 1 1 π =π−π = 1− = 2 2 1 1 → ππ = , − 2 2 π = 1 1 +1 β= 2 2 3 β 4 s-Elektron: π=0 π = 1 π=π = 2 1 1 → ππ = , − 2 2 1 2 Da π = 0, kann hier keine Spin-Bahn-Wechselwirkung erfolgen, π = π : Im Magnetfeld kommt es nur zu einer Aufspaltung der beiden Spinzustände. d) Magnetisches Gesamtmoment ππ In Analogie zu den Drehimpulsen erhält man das Gesamtmoment ebenfalls durch vektorielle Addition: ππ = ππ + ππ 57 / 123 ππ präzediert um die π-Achse. Wegen der magnetomechanischen Anomalie ist ππ nicht kollinear mit π sondern es gilt: 2 π 2ππ ππ = ππ ππ΅ π π + 1 ππ = −ππ ππ ist der Lande-Faktor: ππ = 1 + π π+1 −π π+1 +π π +1 2π π + 1 e) Zeeman-Effekt Ein Elektron im Magnetfeld: Das magnetische Gesamtmoment ππ wechselwirkt mit dem Magnetfeld π΅. Für die Wechselwirkungsenergie gilt: πΈπ΅ = −ππ π΅0 π΅-Feld in z-Richtung, parallel zu ππ§ : πΈπ΅ = ππ ππ΅ π π΅ = ππ ππ΅ ππ π΅0 β π§ π§ Durch das Magnetfeld wird die Entartung aufgehoben. z.B.: 1 p-Elektron mit π = 2, Term 2π1 2 1 πΈπ΅ = −ππ π΅π§ = ππ ππ΅ ππ π΅π§ = ± ππ ππ΅ π΅π§ 2 58 / 123 3 p-Elektron mit π = 2, Term 2π3 2 πΈπ΅ = −ππ π΅π§ = ππ ππ΅ ππ π΅π§ = 3 2 1 2 ππ π΅ 1 π π΅ π§ − 2 3 − 2 ππ ππ΅ lässt sich auch mit βπΎ substitueren. f) Zusammenfassung Beispiel: Elektron im 2p-Orbital πΈ2π = − π2 π2 πΈπ΄ = − 2 13,6 ππ = 1,097 × 105 ππ−1 2 π 2 Die Energie ist in erster Näherung nur von der Hauptquantenzahl π abhängig. Berücksichtigt man jedoch weitere innere Wechselwirkungen, so ergibt sich ein detaillierteres Bild mit kleineren Aufspaltungen: 59 / 123 3.6 Termschema für Atome mit einem Valenzelektron - Spektroskopische Übergänge 3.6.1 H-Atom πΈπ = − π2 πΈ π2 π» πΈπ» = 13,6 ππ = ππ π 4 32π 2 π02 β2 Die Energiezustände sind in 1. Näherung nur von der Hauptquantenzahl π abhängig. Durch die Spin-Bahn-Kopplung erfolgt eine Aufspaltung der Zustände in Terme. Die Energieniveaus hängen nun vom Gesamtdrehimpuls π ab. Für die Termsymbole gilt folgende Notation. 2π +1 2π + 1: Multiplizität ππ π: Gesamtdrehimpuls π: Zustandssymbol π = 0, 1, 2, 3, … π = π ππ· πΉ… 60 / 123 3.6.2 Alkaliatome - Feinstruktur der Na-D-Linie Die Alkaliatome besitzen ein Valenzelektron (Leuchtelektron), die restlichen Elektronen bilden eine abgeschlossene Schale. Die Kernladung wird durch diese Elektronen abgeschirmt, woraus eine effektive Kernladungszahl ππΈππ resultiert. Für die Energieniveaus gilt: πΈπ = − 2 ππΈππ πΈ π2 π» Es resultiert eine Aufspaltung der Energiezustände wegen der Spin-BahnKopplung. Die 2π2 fache Entartung ist wegen unterschiedlicher ππΈππ und der Elektronwechselwirkung ebenfalls aufgehoben. Im Magnetfeld spalten die Zustände weiter auf (anomaler Zeeman-Effekt). Es gilt: πΈπ΅ = ππ ππ΅ ππ π΅π§ ππ = 1 + π π+1 −π π+1 +π π +1 2π π + 1 ππ : Lande-Faktor Auswahlregeln: Δπ = 0, 1, 2, 3, … Δπ = ±1 Δπ = 0, ±1 Δππ = 0, ±1 (Spin-Bahn-Wechselwirkung) (Zeeman-Effekt) 61 / 123 62 / 123