Musterlösungen Übung 5 1. a) Geben Sie die Gleichungen für diejenigen Reaktionen an, aus welchen die Ionisierungsenergie und die Elektronenaffinität des Na+ - Ions abgeleitet werden können. Was ist unter diesen Bedingungen günstiger: Aufnahme oder Abgabe eines Elektrons? b) Wie ist die Energieänderung für die Disproportionierung elementaren Natriums in Na+ und Na-? c) Welche Ursachen könnte es haben, dass sich die chemische Reaktivität des isolierten Na-Atoms in der Gasphase so sehr von der unterscheidet, die man gemeinhin mit dem Element Na assoziiert? a) Ionisierungsenergie I: Na+ (g) → Na2+(g) + e-(g); EA: Na(g)+ + e-(g) → Na(g) b) Energie für die Disproportionierung von elementarem Natrium in der Gasphase gemäß 2 Na ⇄ Na+ + Na- : I1 = 495 kJ⋅mol-1; EA = -53 kJ⋅mol-1. Was besagt dieser Wert über die Lage des Gleichgewichtes? Für die Energieänderung ∆H bei einer chemische Reaktion gilt allgemein: ∆H = ΣHProdukte – ΣHEdukte; Hier ergibt sich die Disproportionierungsreaktion als die Summe der beiden Teilreaktionen; damit entspricht der Energieumsatz der Summe der Energieänderungen, die mit den beiden obigen Reaktionen einher gehen. ∆H = 495 – 53 kJ/mol = 442 kJ/mol. Die Reaktion ist damit endotherm; die Energie der Produkte ist höher als die der Edukte; bei diesem Prozess ist Wärmezufuhr erforderlich. c) Generell hängt das Reaktionsverhalten zwischen zwei unterschiedlichen Reaktanden von den Ioniserungsenergien und den Elektronenaffinitäten beider Partner ab. Hier sind die niedrige Inoisierungsenergie und die relativ geringe Elektronenaffinität des Na-Atoms entscheidend: Es ist verhältnismäßig leicht zu ionisieren, während bei der Auzfnahme eines Elektrons im Vergleich zu einem Nichtmetall-Atoms nur wenig Energie frei wird. Reaktionen in Lösung werden zudem stark von den Solvatationsenergien geprägt; diese sind für das kleinere Na+Ion deutlich höher als für das größere Na- - Ion. Hinweis dazu: Darüber, ob eine Reaktion „freiwillig“ abläuft, entscheidet die Änderung der freien Enthalpie ∆G, welche die bei konstantem p und T nutzbare Energie liefert. Eine Reaktion mit ∆G < 0 heiß exergonisch, eine Reaktion, welche nutzbare Energie verbraucht endergonisch (∆G >0). Für den Zusammenhang zwischen ∆G und ∆H gilt: ∆G = ∆H - T⋅∆S (Gibbs-Helmholtz-Gleichung; ∆S = Entropieänderung, Maß für Unordnung im System. 2. Wie können Sie anhand physikalischer Methoden ein Metall, einen Halbleiter und ein Nichtmetall unterscheiden? Worin unterscheidet sich ein Metall von dem populären Elektrodenmaterial Graphit? Man ermittle die elektrische Leitfähigkeit durch Anlegen von Spannung an das Material bei variabler Temperatur. Nichtmetallle: sehr geringe elektrische Leitfähigkeit bei jedem T; Halbmetalle: geringe elektrische Leitfähigkeit bei tiefem T, jedoch Zunahme bei TErhöhung (Nicht-Ohmsches Verhalten) Matelle: hohe elektrische Leitfähigkeit bei jedem T, jedoch Abnahme bei TErhöhung (Ohmsches Verhalten) Unterschied Metall, Graphit: Um diesen Unterschied festzustellen benötigt man einen Einkristall. Bei Metallen ist die elektrische Leitfähigkeit unabhängig von der Raumrichtung gleich hoch (isotrop), bei Graphit ist die elektrische Leitfähigkeit richtungsabhängig (anisotrop). 3. Ordnen Sie die folgenden Elemente nach steigendem Atomradius: a) Si, Ge, Se, S; b) Br, Ge, Ga, In a) S < Si < Se < Ge; b) Br < Ge < Ga < In generell: Abnahme innerhalb einer Periode von links nach rechts; Zunahme mit steigendem Z innerhalb einer Gruppe) 4. Der Atomradius des Elementes Silizium wird zu 111 pm angegeben. In den Tetrahalogeniden des Siliziums SiHal4 findet man Si-Hal – Abstände von 155 pm (SiF4), 209 pm (SiCl4), 218 pm (SiBr4) und 243 pm (SiI4). Errechnen Sie daraus die Atomradien der vier Halogene und vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit den tabellierten Werten von 71 pm, 99 pm, 114 pm bzw. 133 pm für F, Cl, Br bzw. I. Generell nimmt man an, dass sich ein Bindungsabstand als Summe der Atomradien der beteiligten Bindungspartner ergibt. Also: Bindungsabstand d (Si-Hal) = r(Si) + r(Hal). Mit den angegebenen Werten erhält man: r(F) = 44 pm; r(Cl) = 98 pm; r(Br) = 107 pm und r(I) = 132 pm. Bis auf F ist die Übereinstimmung recht gut. Anmerkung: Der Grund für die starke Abweichung im Falle von Fluor ist die hohe Elektronegativitätsdifferenz zwischen Si und F, so dass zu den kovalenten noch starke elektrostatische (ionische) Bindungsanteile hinzukommen. Dadurch verkürzt sich der gemessene Bindungsabstand gegenüber dem aus der Summe der Atomradien berechneten Wert. Daher ist es ratsam, für die Festlegung von Atomradien Bindungen zwischen gleichen Atomen bzw. zwischen Atomen ähnlicher Elektronegativität heranzuziehen. Die Elektronegativität wird im Zusammenhang mit der kovalenten Bindung noch behandelt. 5. Wie ändert sich der Atomradius eines neutralen Atoms A, wenn dieses a) ein Elektron aufnimmt und b) ein Elektron abgibt? Worauf beruht die Größenänderung jeweils? a) r nimmt zu. Grund: Es wird ein Elektron in die Valenzschale hinzugefügt, welches die anderen Valenzelektronen zusätzlich gegen die Kernladung abschirmt. Dadurch sinkt Zeff (d. h. die auf die Valenzelektronen wirkende Kraft), die mittlere Entfernung dieser Elektronen zum Kern (sprich der Atomradius) steigt. b) r nimmt ab. Grund: Es wird ein Elektron aus der Valenzschale entfernt, die Abschirmung der Valenzelektronen gegen die Kernladung sinkt, Zeff (d. h. die auf die Valenzelektronen wirkende Kraft) steigt. Dadurch sinkt die mittlere Entfernung dieser Elektronen zum Kern und entsprechend der Atomradius. 6. ) Skizzieren Sie für ein Ionenpaar den Verlauf der potenziellen Energie als Funktion des Kern-Kern – Abstandes der Ionen. Welche Aussage könne Sie aus dieser Potenzialkurve gewinnen? b) Was geschieht bei Temperaturerhöhung? Das Minimum der Gesamtkurve (blaue Kurve) entspricht dem Gleichgewichtsabstand zwischen den Atomkernen des Ionenpaars. Bei Temperaturerhöhung werden die Amplituden der Bewegungen der Kerne um die Gleichgewichtslage größer; der Abstand ändert sich dagegen nicht. (Streng genommen ist wegen der Anharmonizität der Potenzialkurve eine leichte Zunahme zu erwarten, da die Potenzialkurve in Richtung auf größere Werte von r flacher ist).