4 2.2 REZEPTIONSGESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGSAUFGABEN Zeitgeschichtlicher Hintergrund einmal 0,1 % der Stimmen. Die Partei war so schwach, dass sie erst 1968 wieder einen Kandidaten aufstellen konnte – und der erhielt magere 1.077 Stimmen (zum Vergleich: Die beiden Kandidaten der Republikaner und der Demokraten bekamen jeweils mehr als 31 Mio. Stimmen).7 In The Crucible zieht Miller explizit Parallelen zwischen der Hexenjagd in Salem und der Kommunistenhetze in den USA in den 1950er-Jahren (vgl. Kommentar S. 52–60; z. B.: „... in America any man who is not reactionary in his view is open to the charge of alliance with the Red hell.“ S. 56, Z. 1–3; siehe auch S. 38). 7 Die Zahlen wurden der Webseite http://uselectionatlas.org/RESULTS/index.html (Stand Mai 2013) entnommen. THE CRUCIBLE 19 Millers Parallelen 1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken ZUSAMMEN- Breit gefächertes Schaffensspektrum Millers mit dem Schwerpunkt Drama. Miller ist ein politisch engagierter Autor, der stets gesellschaftskritische Themen aufgreift. Millers wichtigste Dramen: Death of a Salesman (1949) und The Crucible (1953). FASSUNG 1949 Death of a Salesman Pulitzer Preis für Death of a Salesman Rezeption S. 76 Das Schaffensspektrum Arthur Millers ist breit gefächert, es reicht von journalistischen Arbeiten über Reportagen, Hörspiele, Drehbücher, Reiseberichte, Radiosendungen, Erzählungen und Essays bis hin zu Theaterstücken. Erzählung, Essay und vor allem das Drama bilden das Zentrum seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Sein bekanntestes Werk ist zweifelsohne Death of a Salesman (1949; dt. Tod eines Handlungsreisenden). Es wird bis heute auf den Theaterbühnen der ganzen Welt gespielt, wurde mehrmals verfilmt (u. a. 1951 unter der Regie von László Benedek und 1985 unter der Regie von Volker Schlöndorff) und vielfach ausgezeichnet. 1949 erhielt Miller für sein Stück den renommierten Pulitzer Preis. Besondere Erwähnung verdient neben Death of a Salesman das 1953 erschienene Drama The Crucible, das im vorliegenden Band ausführlich behandelt wird und das trotz eines schwierigen Starts (vgl. Kapitel 4. Rezeption, S. 76) zum erfolgreichsten Bühnenstück Millers wurde. Arthur Miller ist zeit seines Lebens ein politisch denkender Mensch gewesen. Das schlägt sich auch in seinen Stücken nieder, die sich von Beginn an durch „moralischen Ernst, soziales Ver- 20 ARTHUR MILLER 4 REZEPTIONSGESCHICHTE 2.3 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGSAUFGABEN Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken antwortungsgefühl und mitleidvolles Verständnis“ für den verunsicherten Menschen in der modernen Industriegesellschaft auszeichnen.8 Während seiner Studienzeit fühlte sich Miller zum Sozialismus hingezogen, später hatte er Kontakt zu den politisch links stehenden Autoren des „Group Theater“, einer sozialistischen oder kommunistischen Partei ist er jedoch nie beigetreten; er behielt stets eine kritische Distanz zum Marxismus. 8 1936 Honors at Dawn. Millers erstes Drama, das an einem Theater aufgeführt wird. 1936 No Villain. Drama, in dem Miller sich als Vertreter des modernen avantgardistischen Theaters erweist. 1945 Focus. Millers einziger Roman handelt vom Antisemitismus in den USA. 1947 All My Sons. Drama. 1949 Death of a Salesman. Drama. Ein Stück über Selbsttäuschung, Realitätsverlust und Scheitern eines Mannes, der alles richtig machen will. Uraufführung unter Regisseur Elia Kazan. Erster großer Erfolg Millers. 1953 The Crucible. Drama. Millers zweiter großer Erfolg behandelt die Salemer Hexenjagd in Salem/USA am Ende des 17. Jahrhunderts. 1960 The Misfits. Auf der Basis einer seiner frühen Erzählungen schreibt Miller das Drehbuch für den Film mit Marilyn Monroe in der Hauptrolle. 1964 Incident at Vichy. Drama über den Nationalsozialismus in Frankreich. After the Fall. Ehedrama um die Frage der individuellen Schuld. 1979 Playing for Time. Fernsehstück über Judenverfolgung im Dritten Reich. 1987 Timebends. Autobiografie. Paul Goetsch, Miller, S. 210. THE CRUCIBLE 21 1 SCHNELLÜBERSICHT 3. 2 ARTHUR MILLER: LEBEN UND WERK 3 TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 3.1 Entstehung und Quellen ZUSAMMEN- Erste Ideen für The Crucible entwickelt Miller bereits während seines Studiums. Eine Rede McCarthys im Jahr 1951 führt Miller Parallelen zwischen der Salemer Hexenjagd und der Kommunistenhetze der 1940er-/1950er-Jahre vor Augen. Er schreibt daraufhin The Crucible, um die Menschen auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Plot und Figuren sind eng an den gut belegten historischen Fakten angelehnt. Literarische Vorbilder: Henrik Ibsen (Der Mensch als eigenverantwortliches Individuum), Erwin Piscator (Die Bühne als moralische Instanz). FASSUNG Erste Idee und Auslöser Millers eigene Erfahrungen in der McCarthy-Ära Auslöser: McCarthys Rede 1951 Als Arthur Miller einmal gefragt wurde, inwiefern seine Theaterstücke etwas mit seinen persönlichen Erlebnissen zu tun hätten, antwortete er: „In a sense all my plays are autobiographical.“9 In The Crucible spiegeln sich Millers eigene Erfahrungen mit der Kommunistenhetze der McCarthy-Ära wider (s. Kap. 2.2, Zeitgeschichtlicher Hintergrund). 1951 verkündete McCarthy, man müsse den Feind im Inneren bekämpfen. In einer Rede im Juni desselben Jahres wagte er es, den hoch verdienten General George C. Marshall (1880–1959) – Initia9 22 Zitiert nach: Clurman, The Portable Arthur Miller, S. VII. ARTHUR MILLER 4 3.1 REZEPTIONSGESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGSAUFGABEN Entstehung und Quellen tor des bekannten Marshall-Plans10 – zu beschuldigen, das Zentrum einer Verschwörung zu sein und die USA verraten zu wollen. Nun waren also nicht einmal mehr Regierungskreise vor McCarthys Wahn sicher. Miller war höchst alarmiert und fühlte sich dringend dazu aufgerufen, die Menschen auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Sein Mittel der Wahl dazu war ein Theaterstück: The Crucible. In einem Interview aus dem Jahr 2003 berichtet Miller, dass er bereits während seiner Universitätszeit erste Ideen für dieses Theaterstück im Kopf hatte: Hinweis: The Crucible (1953) „I never did anything about it because it was too absurd. Nobody could be made to believe that people in a small village in seventeenth-century Massachusetts would start killing each other over whether someone was a witch or not. But there were trials taking place in the United States in 1949–50 where I heard actual lines being spoken by American prosecutors which I vaguely remembered from reading about the witchcraft in 1692. At first it was simply unbelievable, but I went back into history and there it was. It was mind-boggling that the same material could have arisen some three hundred years later.“11 Später gerät Arthur Miller selber in die Fänge der Kommunistenjäger. 1956 wird er verhaftet und vor den „Ausschuss gegen unamerikanische Umtriebe“ (HUAC) gebracht, wo er aufgefordert wird, Freunde und Kollegen als Kommunisten zu denunzieren. Doch wie seine Hauptfigur John Proctor in The Crucible bleibt Miller standhaft und nennt keine Namen. 10 11 Der Marshall-Plan war ein Wiederaufbauprogramm für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Zitiert nach Bigsby, Arthur Miller 1915–1962, S. 411. THE CRUCIBLE 23 1956 Miller vor dem HUAC