Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Komplexe Zahlen Fakultät Grundlagen Juli 2015 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Übersicht 1 Komplexe Zahlen Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen 2 Rechnen mit komplexen Zahlen Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen 3 Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 2 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Zahlenmengen Menge N Z Q R C Q R mögliche Rechenoperationen +, · +, −, · +, −, ·, :, Potenzen +, −, ·, :, √ Potenzen Grenzwerte 2, e, π, . . . +, −, ·, :, √ Potenzen, Wurzeln Grenzwerte 2, e, π, . . . algebraische Gleichungen Zahlen des bürgerlichen Rechnens“ ” Darstellung als endliche oder periodische Dezimalbrüche Vervollständigung durch Grenzwerte; jeder Punkt der Zahlengeraden entspricht einer reellen Zahl. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen C R Q Z N Folie: 3 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen imaginäre Einheit Problem: x 2 + 1 = 0 √ x = ± −1 keine reelle Lösung! √ Wir führen ein neues Symbol ein und legen fest: −1 = j Formal“ besitzt damit obige Gleichung die Lösungen x = ±j. ” Wenn wir voraussetzen, dass diese neue Zahlen denselben Rechengesetzen genügen, wie die reellen Zahlen, erhalten wir damit auch Lösungen für andere bisher nicht lösbare Gleichungen. √ √ 16· (−1) x 2 + 2x + 5 = 0 z }| { p √ −2 ± 16 · (−1) −2 ± 4j 4 − 20 −2 ± x1/2 = = = 2 2 2 x1/2 = −1 ± 2j Hier wird benutzt: √ a·b = √ a· √ b Linearkombinationen“ von alten“ reellen Zahlen und ” ” Vielfachen der neuen Zahl j machen Sinn! Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 4 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Definition der komplexen Zahlen 1 2 3 4 5 √ Der Ausdruck −1 heißt imaginäre Einheit und wird mit j bezeichnet. Ausdrücke der Form j y mit y ∈ R heißen imaginäre Zahlen. Ausdrücke der Form z = x + j y mit x, y ∈ R werden als komplexe Zahlen bezeichnet. Ist z = x + j y eine komplexe Zahl, so heißen x = Re (z) Realteil von z Imaginärteil von z. y = Im (z) Die Menge C = {z = x + j y | x, y ∈ R} wird als Menge der komplexen Zahlen bezeichnet. Bemerkungen: Der Imaginärteil y einer komplexen Zahl z = x + j y ist der Faktor bei j und damit selbst eine reelle Zahl. √ In der Mathematik wird die imaginäre Einheit −1 üblicherweise mit i bezeichnet. (Technik: i: Stromstärke) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 5 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Kartesische Darstellung der komplexen Zahlen I Im 6 z = x + jy s y Jeder komplexen Zahl z = x + j y entspricht genau ein Punkt P(x, y ) in der komplexen Zahlenebene und umgekehrt. - Re x 1 Die komplexe Zahlenebene wird als Gaußsche Zahlenebene bezeichnet. 2 In der Gaußschen Zahlenebene heißen die Achsen des kartesischen Koordinatensystems reelle Achse bzw. imaginäre Achse. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 6 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Kartesische Darstellung der komplexen Zahlen II 1 Wir beschriften die imaginäre Achse hier in der Form j, 2j, 3j . . . wie dies in der Elektrotechnik üblich ist (und nicht 1, 2, 3, . . .). Das bedeutet, dass auf dieser Achse nicht der Imaginärteil y , sondern die imaginäre Zahl jy dargestellt wird. 2 Für manche Anwendungen ist es hilfreich, eine komplexe Zahl nicht als Punkt P(x, y ) in der Gaußschen Zahlenebene zu veranschaulichen, sondern stattdessen den zugehörigen Ortsvektor zu betrachten: x z =x +jy ⇔ z = . y Im 6 s jy 3 z - Re x In diesem Fall spricht man von z als einem komplexen Zeiger. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 7 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Polardarstellung der komplexen Zahlen I Neben der oben eingeführten kartesischen“ Darstellung ” z = x + j y kann eine komplexe Zahl auch entsprechend der neben stehenden Skizze durch ihren Abstand r vom Koordinatenursprung und den Winkel ϕ eindeutig festgelegt werden. Im 6 jy z = x + jy s r . ...... ϕ ... - Re . x Zusammenhang zwischen den Koordinaten (x, y ) und (r , ϕ): p x = r cos ϕ r = x2 + y2 bzw. y y = r sin ϕ tan ϕ = x y Der Zusammenhang zwischen dem Quotienten x und dem Winkel ϕ ∈ [0, 2π) ist nicht eindeutig, da die Tangensfunktion π-periodisch ist. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 8 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Polardarstellung der komplexen Zahlen II Trigonometrische Darstellung einer komplexen Zahl z = x + j y = r cos ϕ + j r sin ϕ z = r (cos ϕ + j sin ϕ) Im Folgenden wird der Ausdruck cos ϕ + j sin ϕ sehr häufig auftreten. Deshalb führen wir dafür die Abkürzung“ ” e jϕ = cos ϕ + j sin ϕ ein. Somit ergibt sich schließlich eine sehr kompakte Darstellung, die sogenannte Exponential-Darstellung einer komplexen Zahl: z = r cos ϕ + j r sin ϕ = r (cos ϕ + j sin ϕ) = r ejϕ Bezeichnungen: r = |z| ϕ = arg z Betrag von z (Abstand von z zum Koordinatenursprung) Argument oder Phase von z Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 9 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Zusammenfassung Darstellungsmöglichkeiten komplexer Zahlen: 1) z = x + jy (kartesische Darstellung) 2) z = r (cos ϕ + j sin ϕ) (trigonometrische Darstellung) 3) z = r ejϕ (Exponential-Darstellung) Die Darstellungen 2) und 3) werden unter dem Begriff Polardarstellung zusammengefasst. Zusammenhang zwischen den Koordinaten (x, y ) und (r , ϕ): p 2 2 x = r cos ϕ r = x +y bzw. y y = r sin ϕ tan ϕ = x y Vorsicht: Der Zusammenhang zwischen dem Quotienten x und dem Winkel ϕ ∈ [0, 2π) ist nicht eindeutig, da die Tangensfunktion π-periodisch ist. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 10 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Beispiel: arg z für z1 = 1 + 2j und z2 = −1 − 2j tan ϕ1 = 12 = 2 TR ϕ1 = 1.1071 . . . (63.43 . . .o ) ebenso gilt: tan ϕ2 = −2 −1 = 2 Aus der Skizze ergibt sich jedoch, dass sich ϕ1 und ϕ2 um π unterscheiden. ϕ2 = ϕ1 + π. Die Gleichung y tan ϕ = x mit Im 6 j ............................ . . . .......... . . ... .......... .... ϕ2 ϕ1 ......... . ... ... 1 .... ...... s x : Realteil, y : Imaginärteil besitzt in [0, 2π) zwei verschiedene Lösungen hat, die sich um den Winkel π unterscheiden. Welche dieser Lösungen jeweils die Richtige ist, kann man durch ein Handskizze leicht feststellen. Fakultät Grundlagen s z1 = 1 + 2j - Re z2 = −1 − 2j Komplexe Zahlen Folie: 11 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Arcustangens Wird zur Berechnung von ϕ ein Rechner benutzt, so liefert dieser in der y π Regel zunächst einen Winkel ψ = arctan x mit − π 2 ≤ ψ ≤ 2. Der gesuchte Winkel ϕ = arg z ergibt sich dann gegebenenfals durch Addition eines Korrekturwinkels ∆ = ±π; abhängig vom Quadranten, in dem die komplexe Zahl z liegt. π 2 y π 4 f (x) = arctan x 1 x x 0 √1 3 1 arctan x 0 π 6 π 4 √ 3 π 3 ∞ π 2 0o 30o 45o 60o 90o Ferner gilt: arctan(−x) = − arctan x y Für Punkte auf der Imaginärachse ist die Bestimmungsgleichung ψ = arctan x nicht anwendbar; hier ergibt sich der Winkel aus der Lage in der Gaußschen Zahlenebene. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 12 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Beispiele I z1 = 1 + 2j Radius und Winkel? Im 1. Quadrant √ √ r1 = 12 + 22 = 5 ϕ1 = arctan 21 + ∆ = 1, 1 . . . + 0 = 1, 1 . . . (= 63, 4 . . .o ) 6 2j z1 = 1 + 2j s r . ...... . ϕ ...... 1 ... - Re 1 z1 = = Fakultät Grundlagen √ √ 5 e1,1...j 5 [cos(1.1 . . .) + j sin(1.1 . . .)] Komplexe Zahlen Folie: 13 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Beispiele II z2 = 2 − 2j Radius und Winkel? Im j 6 ................................ .... ..... ... ..... ϕ 2 ... .... ... ... @ 1 ..... ... .........................@ . ... - Re @ r2 @ 4. Quadrant p √ √ r2 = (−2)2 + (−2)2 = 8 = 2 2 ϕ2 = arctan −2 2 +∆ = − π4 + 2π = 7π (= 315o ). 4 @ @s z2 = 2 − 2j Fakultät Grundlagen √ 7π z2 = 2 2 e 4 j √ 7π = 2 2 cos( 7π 4 ) + j sin( 4 ) Komplexe Zahlen Folie: 14 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Konjugiert komplexe Zahl I Bei der Lösung einer quadratischen Gleichung mittels komplexer Zahlen ergab sich stets ein Ausdruck der Gestalt x√1,2 = a ± jb. x 2 + 4x + 20 = 0 x1,2 = −4 ± 216 − 80 = −2 ± 4j Im Zu einer gegebenen komplexen zs= x + j y y 6 Zahl z = x + j y ist die r konjugiert komplexe Zahl definiert durch ... ϕ ...... . - Re Q−ϕ ...... x z ∗ = x − jy Q .. In der Gaußschen Zahlenebene erhält man z ∗ indem man die Zahl z an der reellen Achse spiegelt. Fakultät Grundlagen −y Q.. Q Q r Q Q Qs Komplexe Zahlen z∗ = x − j y Folie: 15 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Erweiterung des Zahlbegriffs Definition Darstellung komplexer Zahlen Konjugiert komplexe Zahl II In der Polardarstellung ergibt sich entsprechend: z = r (cos ϕ + j sin ϕ) z ∗ = r (cos(−ϕ) + j sin(−ϕ)) = r (cos ϕ − j sin ϕ) bzw. z ∗ = r e j(−ϕ) = r e−jϕ z = r e jϕ Beispiele: z = −2 − 3j z ∗ = −2 + 3j z = 1 + 2j z ∗ = 1 − 2j z = 2 · [cos( π4 ) + j sin( π4 )] z ∗ = 2 · [cos(− π4 ) + j sin(− π4 )] = 2 · [cos( π4 ) − j sin( π4 )] z = 2e 3π j 4 z ∗ = 2e− Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen 3π j 4 Folie: 16 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Gleichheit zweier komplexer Zahlen Zwei Zahlen sind dann als gleich anzusehen, wenn die entsprechenden Punkte bzw. Zeiger in der Gaußschen Zahlenebene zusammen fallen. x1 + jy1 = x2 + jy2 ⇔ x1 = x2 und y1 = y2 bzw. r1 e jϕ1 = r2 e jϕ2 ⇔ r1 = r2 und ϕ1 = ϕ2 + 2πk, (k = 0, ±1, . . .) Hierbei ist die Mehrdeutigkeit der Winkelangaben zu beachten! Bemerkung: Eine Gleichung mit komplexen Zahlen besitzt denselben Informationsgehalt wie zwei Gleichungen mit reellen Zahlen. Dies ist besonders für Gleichungen in der Komponentenform deutlich. (vgl. Vektorrechnung!) Es ergeben sich stets zwei Gleichungen für Real- und Imaginärteil. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 17 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Addition und Subtraktion zweier komplexer Zahlen I Addition und Subtraktion ergeben sich aus den entsprechenden Rechenoperationen für reelle Zahlen, indem man die üblichen Rechengesetze anwendet und das Symbol j wie eine reelle Zahl behandelt. z1 = x1 + jy1 z2 = x2 + jy2 . z1 + z2 = (x1 + jy1 ) + (x2 + jy2 ) = x1 + x2 + j(y1 + y2 ) z1 − z2 = (x1 + jy1 ) − (x2 + jy2 ) = x1 − x2 + j(y1 − y2 ) Beispiel: z1 = 3 + j, z2 = 1 + 2j z1 + z2 = (3 + j) + (1 + 2j) = 4 + 3j, z1 − z2 = (3 + j) − (1 + 2j) = 2 − j Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 18 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Addition und Subtraktion zweier komplexer Zahlen II Die Addition von komplexen Zahlen entspricht in der Gaußschen Zahlenebene der Addition der entsprechenden komplexen Zeiger im Sinne der Vektoraddition für Vektoren. Entsprechendes gilt für die Differenz von komplexen Zahlen. Es gelten die Parallelogrammregeln“. ” Im Im 1 > z1 + z2 z2 1 1 z 1 - Re 6 1 Fakultät Grundlagen 6 1 z2 1 z 1 - Re H HH1 −z2 H H j z1 − z2 H Komplexe Zahlen Folie: 19 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Multiplikation zweier komplexer Zahlen I Wir gehen von der Gültigkeit der Klammerregel aus und beachten j 2 = −1. z1 = x1 + jy1 , z2 = x2 + jy2 z1 · z2 = (x1 + jy1 ) · (x2 + jy2 ) = x1 x2 + jy1 x2 + x1 jy2 + j 2 · y1 y2 |{z} =−1 = (x1 x2 − y1 y2 ) + j(x1 y2 + x2 y1 ) z1 · z2 = (x1 x2 − y1 y2 ) + j(x1 y2 + x2 y1 ). Beispiel: 1 2 z1 = 3 + j, z2 = 1 + 2j z1 ·z2 = (3+j)·(1+2j) = 3+j +6j +2j 2 = 3+7j +2·(−1) = 1+7j z1 = 4 − 2j, z2 = −2 + j z1 · z2 = (4 − 2j) · (−2 + j) = −8 + 4j + 4j − 2j 2 = −8 + 8j + 2 = −6 + 8j Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 20 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Multiplikation zweier komplexer Zahlen II Spezialfall: Es sei z = x + jy eine beliebige komplexe Zahl und z ∗ die zu z konjugiert komplexe Zahl. Dann gilt für das Produkt: z · z ∗ = (x + jy )(x − jy ) = x 2 + jxy − jxy − (jy )2 = x 2 − (−y 2 ) = x 2 + y 2 z · z ∗ = x 2 + y 2 = r 2 = |z|2 bzw. |z| = √ z · z∗ Insbesondere ist der Ausdruck z · z ∗ stets reell und nichtnegativ. Beispiel: z = 2 − 3j z · z ∗ = (2 − 3j) · (2 + 3j) = 22 + 32 = 13 Vorsicht! z 2 = (2 − 3j) · (2 − 3j) = 4 − 9 − 12J = −5 − 12j Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 21 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Division zweier komplexer Zahlen Spezialfall: Division einer komplexe Zahl durch eine reelle Zahl. 4 + 6j Beweis“ (2 + 3j) · 2 = 4 + 6j = 42 + 62 j = 2 + 3j 2 ” Real- und Imaginärteil werden getrennt durch den reellen Faktor dividiert! Die Division von zwei beliebigen komplexen Zahlen kann durch einen kleinen Trick“ auf diesen Spezialfall zurückgeführt werden. ” 2+j 3−j =? Idee: Erweitere den Bruch mit 3 + j Nenner wird reell. (2 + j)(3 + j) 2+j 6 + 3j + 2j + j 2 Probe: = = 3−j (3 − j)(3 + j) 32 + 12 1 (1 + j) · (3 − j) 2 6 + 5j + (−1) 5 + 5j 1 + 1j =2+j = = = 10 10 2 2 Beispiel: (1 − j)(1 + 2j) 1−j 1 − j + 2j − 2j 2 1+j +2 3+j = = 5 = 35 + 51 j 5 1 − 2j = (1 − 2j)(1 + 2j) = 12 + 22 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 22 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Multiplikation und Division in Polardarstellung I z1 = r1 (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ), z2 = r2 (cos ϕ2 + j sin ϕ2 ) z1 · z2 = r1 (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ) · r2 (cos ϕ2 + j sin ϕ2 ) = r1 r2 [(cos ϕ1 · cos ϕ2 − sin ϕ1 · sin ϕ2 ) . . . +j(cos ϕ1 · sin ϕ2 + sin ϕ1 · cos ϕ2 )] Additionstheoreme: cos(ϕ1 + ϕ2 ) = cos ϕ1 · cos ϕ2 − sin ϕ1 · sin ϕ2 sin(ϕ1 + ϕ2 ) = cos ϕ1 · sin ϕ2 + sin ϕ1 · cos ϕ2 . z1 · z2 = r1 (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ) · r2 (cos ϕ2 + j sin ϕ2 ) = r1 r2 [(cos ϕ1 · cos ϕ2 − sin ϕ1 · sin ϕ2 ) . . . +j(cos ϕ1 · sin ϕ2 + sin ϕ1 · cos ϕ2 )] = r1 r2 [cos(ϕ1 + ϕ2 ) + jsin(ϕ1 + ϕ2 )] Regel: Die Radien werden multipliziert und die Winkel addiert. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 23 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Additionstheoreme cos(α + β) = cos α · cos β − sin α · sin β sin(α + β) = cos α · sin β + sin α · cos β sin(α + β) α cos α · sin β sin α · cos β β α cos(α + β) cos α · cos β sin α · sin β Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 24 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Multiplikation und Division in Polardarstellung II Die Division lässt sich durch Erweiterung mit dem konjugiert komplexen Nenner auf das Multiplikationsproblem zurückführen. z1 = r1 (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ) = r1 · (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ) · (cos ϕ2 − j sin ϕ2 ) z2 r2 (cos ϕ2 + j sin ϕ2 ) · (cos ϕ2 − j sin ϕ2 ) r2 (cos ϕ2 + j sin ϕ2 ) | {z } =cos2 ϕ2 +sin2 ϕ2 =1 = rr12 · (cos ϕ1 + j sin ϕ1 ) · (cos ϕ2 − j sin ϕ2 ) = rr12 [(cos ϕ1 · cos ϕ2 + sin ϕ1 · sin ϕ2 ) . . . +j(sin ϕ1 · cos ϕ2 − cos ϕ1 · sin ϕ2 )] = rr12 [cos(ϕ1 − ϕ2 ) + jsin(ϕ1 − ϕ2 )] Regel: Die Radien werden dividiert und die Winkel subtrahiert. Additionstheoreme: cos(ϕ1 − ϕ2 ) = cos ϕ1 · cos ϕ2 + sin ϕ1 · sin ϕ2 sin(ϕ1 − ϕ2 ) = cos ϕ1 · sin ϕ2 − sin ϕ1 · cos ϕ2 . Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 25 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Multiplikation und Division in Polardarstellung III Benutzen wir die Abkürzung e jϕ = cos ϕ + j sin ϕ, so können wir die Rechenregeln zur Multiplikation und Division kürzer schreiben: z1 · z2 = r1 e jϕ1 · r2 e jϕ2 = r1 r2 e jϕ1 +jϕ2 = r1 r2 e j(ϕ1 +ϕ2 ) z1 = r1 ejϕ1 = r1 · ejϕ1 · e−jϕ2 = r1 e jϕ1 −jϕ2 = r1 e j(ϕ1 −ϕ2 ) z2 r2 r2 r2 r2 ejϕ2 Die Regeln für die Multiplikation und Division von komplexen Zahlen in Polardarstellung zeigen, dass sich der zunächst als reine Abkürzung eingeführte Ausdruck ejϕ tatsächlich wie eine Exponentialfunktion verhält. Zusammenfassung: Produkt z1 · z2 : z1 · z2 = r1 r2 e j(ϕ1 +ϕ2 ) (Produkt der Beträge, Summe der Argumente) Quotienten zz12 : zz12 = rr12 e j(ϕ1 −ϕ2 ) (Quotient der Beträge, Differenz der Argumente) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 26 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Potenzen komplexer Zahlen z n = |z · z ·{z. . . · z} z = r e jϕ =⇒ z n = (r e jϕ )n = r n e jnϕ n Faktoren Regel:Bilde die n-te Potenz von r = |z| und multipliziere ϕ = arg z mit n. In der trigonometrischen Darstellung erhalten wir entsprechend: z = z2 = z3 = = = z4 = z = r (cos ϕ + j sin ϕ) =⇒ z n = r n [cos(nϕ) + j sin(nϕ) ] √ π Im 1 + j = 2 ej 4 √ 2 jπ 6 2 e 2 = 2j 3 √ 3π z z2 ( 2)3 ej√4 6 I @ @ √ √ @ 2 2(− 22 + j 22 ) z @ j @ −2 + 2j z4 √ 4 jπ @ - Re ( 2) e = 4 · (−1) = −4 1 Rechnung in kart. Darstellung zur Kontrolle! Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 27 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Wurzeln komplexer Zahlen; Beispiel z 3 = −8 I Wir suchen wie im Reellen eine Zahl, die entsprechend oft mit sich selber multipliziert die Ausgangszahl ergibt. Neu Exponentialdarstellung z = r ejϕ z3 = r e jϕ 3 ! = r 3 e j3ϕ = −8 = 8eiπ Gleichheit =⇒ Radius und Winkel müssen übereinstimmen! r 3 = 8, 3ϕ = π √ j π3 ! Damit ist z = 2e Erfüllt für r = 2 und ϕ = π = 1 + 3j eine Lösung. 3 Frage: Wo bleibt die aus dem Reellen bekannte Lösung z = −2? −8 lässt sich in Polarkoordinaten auch noch formal anders darstellen: z3 = r e jϕ 3 ! = r 3 e j3ϕ = −8 = 8e j3π Dies liefert r = 2, ϕ = π und damit z = 2e jπ = −2 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 28 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Wurzeln komplexer Zahlen; Beispiel z 3 = −8 II Nun gibt es noch eine dritte Möglichkeit für die Darstellung der Zahl −8: z 3 = r e jϕ 3 ! = r 3 e j3ϕ = −8 = 8e j5π Damit erhalten wir schließlich als dritte Lösung r = 2, 5π √ j z = 2e 3 = 1 − 3j ϕ = 5π 3 Addieren wir nochmals 2π hinzu, so ergibt sich die Ausgangslösung: z3 = r e jϕ 3 ! = r 3 e j3ϕ = −8 = 8e j7π π √ j π 3 = 1 + 3j ϕ = 7π = 2π + z = 2e 3 3 Generelle Mehrdeutigkeit des Wurzelbegriffs im Komplexen! Im Reellen nur bei Quadratwurzeln aus positiven Zahlen! ⇒ r = 2, Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 29 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Wurzeln komplexer Zahlen Exponential-Darstellung: z = r ejϕ Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen z n = a ⇐⇒ z = √ n a a = Ae jα ! z n = r n e jnϕ = A e jα = a √ r n = A ⇐⇒ r = n A bzw. nϕ = α ⇐⇒ ϕ = α n √ n jα n Somit ist z0 = A e n eine Lösung der Gleichung z = a. Dann gilt: Die Winkel α und α + 2πk ergeben denselben Punkt in der Gaußschen Ebene. e j(α+2πk) = e jα = a. Daher erhalten wir weitere Lösungen von z n = a durch √ α+2πk n zk = A ej n (zk )n = A ej(α+2πk) = Aejα = a Nur für k = 0, 1, . . . , n − 1 ergeben sich verschiedene Zahlen, denn √ √ α+2πn α zn = n A e j n = n A e j n +2π = z0 . Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 30 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Wurzeln komplexer Zahlen Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen z n = a ⇐⇒ z = √ n a Die Gleichung z n = a = Aejα (A > 0) besitzt genau n verschiedene komplexe Lösungen (Wurzeln) zk = r ejϕk = r (cos ϕk + j sin ϕk ) mit r= √ n A, ϕk = α +n2πk ; k = 0, 1, . . . , n − 1. Diese liegen in der Gaußschen√Zahlenebene auf einem Ursprungskreis vom Radius r = n A und bilden die Eckpunkte eines regelmäßigen n-Ecks. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 31 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Wurzeln komplexer Zahlen; Beispiele I z= √ 4 zk = 1 √ 4 z 4 = 1 = 1 · e j0 ⇐⇒ 1·e j 0+2πk 4 k = 0, 1, 2, 3 z0 = 1 · e j0 = 1 z1 = 1 · e j z2 = 1 · e 2π 4 j 4π 4 z3 = 1 · e j 6π 4 π = 1 · ej 2 = j = 1· e jπ = 1 · ej = −1 3π 2 = −j Im 6z1 ....................... ..............t ........... ............... . . . . . . . . ........ . . . . . . . ..... r = 1 . . . . ..... . . . . .... . . . . ... ... ... . . ... ... ... ... ... ... ... .. ... z0 z2 .... ..t ...t ... ... ... ... . ... ... ... ... . ... . ... .. ... .. .... ... . . . ..... ... ..... ..... ........ ....... . . ........... . . . . . . . ....................... t .... ........................ Re z3 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 32 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Wurzeln komplexer Zahlen; Beispiele II z= √ 3 j Im π z3 = j = 1 · e j 2 ⇐⇒ 6 zk = √ 3 π 1 · e j( 6 + π z0 = 1 · e j 6 = z1 = 1 · e j 5π 6 z2 = 1 · e j 9π 6 2πk 3 ) k = 0, 1, 2 √ 1 2( 3 + j) √ = 12 (− 3 + j) = ej 3π 2 = −j ......................................... .............. .......... ......... ....... r = 1 . . . . . . ..... .... . .... . . . . .... . . . . ... . . ..t z1 .....t ... z0 ... .... ... .. ... ... ... ... ... .... .. ... . . ... .. ... .... ... . ... .. ... ... . ... . .. .... .... ..... ..... ..... . . . . . ........ ........... ........ .......... ....................... t ........................ Re z2 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 33 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Wurzeln: komplex ⇐⇒ reell Bemerkung: Im Reellen erhielten wir beim Wurzelziehen mit einem ungeraden Exponenten nur eine Lösung, bei geradem Wurzelexponenten ergaben sich (soweit überhaupt im Rellen lösbar) stets zwei Lösungen. Wie ist diese Beobachtung mit den obigen Resultaten verträglich? Wie wir erkannt haben, liegen sämtliche komplexen Wurzeln einer Zahl auf den Ecken eines regelmäßigen Vielecks mit Mittelpunkt im Ursprung. Bei ungerader Eckenzahl kann nur eine Ecke auf der reellen Achse liegen. Liegt bei gerader Eckenzahl eine Ecke auf der reellen Achse, so stets auch eine zweite. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 34 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Fundamentalsatz der Algebra Das Polynom pn (x) = an x n + an−1 x n−1 + . . . + a1 x + a0 = 0 besitzt im Reellen höchstens n Lösungen. Die Gleichung z n − a = 0 besitzt in C genau n Lösungen; allgemein: pn (z) = an z n + an−1 z n−1 + . . . + a1 z + a0 = 0 besitzt in der Menge der komplexen Zahlen stets genau n Lösungen z1 , z2 , . . . zn . pn (z) lässt sich daher komplett in (komplexe) Linearfaktoren zerlegen: pn (z) = an (z − z1 ) · (z − z2 ) · . . . · (z − zn ). Bemerkung: Dies ist ein reiner Existenzsatz. Explizite Lösungsformeln existieren nur für einfache“ Gleichungen. Neben der bekannten Mitternachtsformel“ für ” ” quadratische Gleichungen existieren nur noch für Gleichungen der Ordnung drei und vier explizite Lösungsformeln. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 35 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Quadratische Gleichung az 2 + bz + c = 0, mit a, b, c ∈ C p −b ± b 2 − 4ac Mitternachtsformel“ z1/2 = 2a ” Sind die Koeffizienten a, b und c reelle Zahlen, so hängt die Art der Lösungen vom Vorzeichen der (reellen) Diskriminante“ b 2 − 4ac ab. ” a) b 2 − 4ac > 0 zwei reelle Lösungen b b) b 2 − 4ac = 0 eine (doppelte) reelle Lösung z1,2 = − 2a c) b 2 − 4ac < 0 ein Paar konjugiert komplexer Lösungen Im Fall c) z1,2 = = p p b 2 − 4ac = −b ± (4ac − b 2 )(−1) 2a 2a p −b ± j (4ac − b 2 ) 2a −b ± Vieta: Sind z1 , z2 Lösungen der Gleichung z 2 + pz + q = 0, so gilt: p = − (z1 + z2 ), q = z1 · z2 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 36 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Quadratische Gleichung; Beispiel z 2 − 8z + 25 = 0 z1,2 = 8 ± √ 64 − 100 = 4 ± 3j 2 Kontrolle mit Satz von Vieta: z1 + z2 = (4 + 3j) + (4 − 3j) = z1 · z2 = (4 + 3j) · (4 − 3j) 8 = −p = 25 = q Zerlegung in (komplexe) Linearfaktoren: p2 (z) = [z − (4 + 3j)] · [z − (4 − 3j)] = z 2 − [(4 + 3j) · z + (4 − 3j) · z] + (4 + 3j) · (4 − 3j) = z 2 − 8z + 25 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 37 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Konjugiert komplexe Nullstellen Viele der bei quadratischen Gleichungen festgestellten Eigenschaften finden sich auch bei Problemen höherer Ordnung. Sind alle Koeffizienten a0 , a1 , . . . , an von pn (z) reell, so treten komplexe Nullstellen stets als Paare konjugiert komplexer Zahlen auf. Ist z0 Lösung von pn (z0 ) = an z0n + . . . + a1 z0 + a0 = 0, so gilt auch pn (z0∗ ) = an (z0∗ )n + an−1 (z0∗ )n−1 + . . . + a1 (z0∗ ) + a0 ∗ = an (z0n )∗ + an−1 z0n−1 + . . . + a1 (z0 )∗ + a0 ∗ = (an z0n )∗ + an−1 z0n−1 + . . . + (a1 z0 )∗ + (a0 )∗ = (pn (z0 ))∗ = 0∗ = 0 ⇒ z0∗ ist ebenfalls Nullstelle. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 38 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Abspalten von Linearfaktoren Ist z0 Lösung von pn (z) = 0, so gilt: pn (z) = (z − z0 ) · qn−1 (z), wobei q vom Grad (n − 1) ist. Existiert ein Paar konjugiert komplexer Nullstellen, so ergeben diese beiden Linearfaktoren ausmultipliziert stets ein quadratisches Polynom mit reellen Koeffizienten. Es gilt (z − z0 )(z − z0∗ ) = z 2 − z(z0 + z0∗ ) + z0 · z0∗ = z 2 − 2Re (z0 ) · z + |z0 |2 z0 + z0∗ z0 · z0∗ = (x0 + jy0 ) + (x0 − jy0 ) = 2x0 = 2Re (z0 ) = (x0 + jy0 ) · (x0 − jy0 ) = x02 + y02 = |z0 |2 Jedes Polynom mit reellen Koeffizienten ist zerlegbar in Linearfaktoren und quadratische Polynome mit reellen Koeffizienten. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 39 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Beispiel I Bestimme sämtliche Lösungen von Raten: z 3 − z 2 + 4z − 4 = 0 z1 = 1 Polynomdivision z 3 − z 2 + 4z − 4 : (z − 1) = (z 2 + 4) z 2 + 4 = 0 ⇔ z 2 = −4 √ z2/3 = ± −4 = ±2j Faktorzerlegung z 3 − z 2 + 4z − 4 = (z − 1)(z − 2j)(z + 2j) = (z − 1) · (z 2 + 4) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 40 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Grundrechenarten Potenzen und Wurzeln komplexer Zahlen Lösen algebraischer Gleichungen Beispiel II Bestimme sämtliche Lösungen von z 4 − 4z 3 + 6z 2 − 4z + 5 = 0 Raten: z1 = j Abspalten von z2 = z1∗ = −j (z − j)(z + j) = z 2 + 1 2 2 z 4 − 4z 3 + 6z 2 − 4z √ + 5 : (z + 1) = (z − 4z + 5) − 20 = 2 ± j z 2 − 4z + 5 = 0 z3/4 = 4 ± 16 2 Polynomdivision: Komplexe Faktorzerlegung: z 4 − 4z 3 + 6z 2 − 4z + 5 = (z − z1 ) · (z − z2 ) · (z − z3 ) · (z − z4 ) = [(z − j) · (z + j)] · [(z − 2 − j) · (z − 2 + j)] = (z 2 + 1) · (z 2 − 4z + 5) In R, d. h. für z = x, so erhalten wir die reelle Faktorzerlegung p(x) = x 4 − 4x 3 + 6x 2 − 4x + 5 = (x 2 + 1) · (x 2 − 4x + 5) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 41 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise x = x(t) = A cos(ωt + ϕ) A x(t) = A cos (ωt + ϕ) ϕ −ω A: ω: ϕ: t x(t) beschreibt z. B.: mechanische Schwingungen, elektrische Schwingkreise, etc. T = 2π ω Amplitude (Maximalauslenkung) der Schwingung (A > 0) Kreisfrequenz (ω > 0) ω = 2πf = 2π ; f= 1 T T Nullphasenwinkel Winkel zur Zeit t = 0 (x(0) = A cos ϕ) Gilt ϕ > 0, so bedeutet dies, dass die durch x(t) beschriebene harmonische Schwingung der Funktion cos (ωt) um ϕ voraus eilt. Die zugehörige Kurve ist um ϕ ω nach links verschoben. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 42 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise x = x(t) = A sin(ωt + ψ) Harmonische Schwingungen lassen sich auch mittels der Sinusfunktion als Grundfunktion darstellen. Durch eine Phasenverschiebung um π 2 geht diese in die Kosinus-Darstellung über. x(t) = A sin(ωt + ψ) = A cos(ωt + ψ − π ) = A cos (ωt + ϕ) | {z 2} ϕ π d. h. ψ = ϕ + π 2 bzw. ϕ = ψ − 2 Hier machen wir bevorzugt von der Kosinus-Darstellung Gebrauch! Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 43 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise x = x(t) = a cos(ωt) + b sin(ωt) Eine harmonische Schwingung lässt sich auch als Summe von reinen“ ” Kosinus- und Sinusfunktionen darstellen. Mit Hilfe der Additionstheoreme erhalten wir den Zusammenhang: x(t) = A cos (ωt + ϕ) = A [cos ϕ cos(ωt) − sin ϕ sin(ωt)] = A cos ϕ cos(ωt) − A sin ϕ sin(ωt) ! = a cos(ωt) + b sin(ωt) a = A cos ϕ b = −A sin ϕ bzw. √ A = a2 + b 2 tan ϕ = − ba Bei der Bestimmung des Phasenwinkels ist wieder eine Quadrantenbetrachtung notwendig. Der richtige“ Phasenwinkel ergibt sich dabei aus ” den Gleichungen für die Koeffizienten a und b. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 44 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Beispiel: x(t) = cos(t) − √ Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise 3 sin(t) √ ! x(t) = a cos(ωt)+b sin(ωt) = cos(t)− 3 sin(t) √ 1+ √ 3 = 2, ϕ1 = π tan ϕ = 13 3, ω = 1 a = 1√ b = − 3 A = 4π ϕ2 = π 3 +π = 3 Welcher Winkel ist der Richtige? A cos ϕ1 = 2 cos π 3 = 1 √ = − 3 −A sin ϕ1 = −2 sin π 3 A cos ϕ2 = 2 cos 4π 3 = −1 √ −A sin ϕ2 = −2 sin 4π 3 = − 3 Damit ist ϕ1 der richtige Phasenwinkel und es gilt: √ x(t) = cos t − 3 sin t = 2 cos t + π 3 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 45 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Darstellung der Kosinus-Schwingung A cos(ωt) z(t) = A e jωt = A [cos ωt + j sin ωt] x(t) = A cos ωt = Re {z(t)}, In Abhängigkeit von t bewegt sich der komplexe Zeiger auf einem Ursprungskeis mit Radius A. Die Projektion von z(t) auf die reelle Achse ergibt die Kosinusfunktion x(t), während man durch die Projektion auf die imaginäre Achse die Sinusfunktion y (t) erhält. Man nennt z(t) = Ae jωt die komplexe Zeigerdarstellung einer harmonischen Schwingung. Fakultät Grundlagen komplexe Erweiterung y (t) = A sin ωt = Im {z(t)} 6 ........................................ ........... ....... ....... ..... . . . . ..... A e jωt = z(t) ..... . .... . . . . . >....... .. .... ... ..... ... .. A sin(ωt) .. ωt ..... .. A = z(0) .... . . -..... ... ... A cos(ωt) ...... ... ... .. ... .. .... .. . . . .... .. ..... .... ...... ..... . . . ......... . . . ................................................. MATLAB: zeig mov(1,0) Komplexe Zahlen Folie: 46 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Darstellung der Kosinus-Schwingung A cos(ωt + ϕ) z(t) = A e j(ωt+ϕ) = A[cos(ωt + ϕ) + j sin(ωt + ϕ)] x(t) = A cos(ωt + ϕ) = Re {z(t)} 6 z(t) = A e j(ωt+ϕ) = A e jϕ} ·e jωt | {z a = a · e jωt Geometrische Deutung: Bewegung der komplexen Zahl a = A ejϕ mit der Winkelgeschwindigkeit ω auf einem Kreis um den Ursprung mit Radius A. Die Zahl a wird dabei als komplexe Amplitude bezeichnet. Fakultät Grundlagen .......................................... ....... ........... ..... a = ....... . . . ..... . . . . . .... . . . ... z(t) ..... ............ ... ........... ................ A . . ... . Y ...H . .... ... H ..... ωt ... . HH ... ... ... ϕ ... ... H ..... . ... .. . . ... . . . ... ... ... .. ... . . .... ... ..... .... ..... ..... . . ....... . . ..... ............ ........................................ z(0) - MATLAB: zeig mov(1,pi/3) Komplexe Zahlen Folie: 47 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Komplexe Zeiger-Darstellung Komplexe Zeiger-Darstellung von Schwingungsvorgängen Die reelle harmonische Funktion x(t) = A cos(ωt+ϕ) und die komplexe Erweiterung z(t) = A e(ωt+ϕ) besitzen denselben Informationsgehalt. Bei vorgegebener Kreisfrequenz ω wird eine harmonische Schwingung durch die Amplitude A und den Phasenwinkel ϕ bestimmt. Die Funktion x(t) = A cos(ωt + ϕ) kann als Realteil des in der komplexen Zahlenebene mit der Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden komplexen Zeigers a = z(0) = A · e jϕ betrachtet werden. Der Übergang zum Realteil entspricht geometrisch der Projektion auf die reelle Achse. Beispiel: x(t) = 3 cos(2t − π 4 ) = Re {z(t)} √ π π −j 4 −j π4 j(2t− 4 ) 3 j2t wobei a = 3e = 2 2 [1 − j] z(t) = 3e = |3e{z } ·e a Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 48 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Überlagerung von: x1 (t) = 2 cos(ωt + π 4) und √ x2 (t) = 2 2 cos(ωt + π) Strategie: Summe der komplexen Ersatzgrößen“ ” √ jπ √ π π z1 (t) = 2e j(ωt+ 4 ) = |2e{zj 4} ·e jωt , z2 (t) = 2 2e j(ωt+π) = |2 {z 2e } ·e jωt a1 a2 π √ ⇒ z(t) = z1 (t) + z2 (t) = 2e j 4 + 2 2e jπ e jωt √ √ √ √ √ 2 2 = 2( 2 + j 2 ) + 2 2 · (−1) e jωt = (− 2 + j 2)e jωt √ √ ⇒ a = − 2 + j 2 = Ae jϕ ⇒ z(t) = 2 e j 3π 4 √ √ (− 2)2 + ( 2)2 = 2 √ 3π ϕ = arctan √2 + ∆ = − π 4 +π = 4 − 2 A= q · e jωt = 2 e j(ωt+ 3π ) 4 Nun gilt: Re {z(t)} = Re {z1 (t)} + Re {z2 (t)} = x1 (t) + x2 (t) = x(t) ⇒ x(t) = Re {z(t)} = 2 cos(ωt + 3π 4 ) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 49 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Überlagerung von: x1 (t) = 2 cos(ωt + π 4) und √ x2 (t) = 2 2 cos(ωt + π) Im √ π a2 = 2 2ejπ a1 = 2ej 4 , a = a1 + a2 = Ae jϕ ⇒ A = 2, ϕ = 3π 4 ⇒ x(t) = 2 cos(ωt + 3π 4 ) 6 a2 I @ a2 j @ ................................... .. a a @ ϕ ...... 1 .. @ - Re 1 Im 6 Fazit: Die Addition von zwei harmonischen Schwingungen entspricht der Addition der zugehörigen komplexen Zeiger. Dabei kommt dasselbe Konstruktionsprinzip wie bei der Addition zweier ebener Vektoren zur Anwendung. Fakultät Grundlagen a2 a j .... . ... ... ϕ a . .. Komplexe Zahlen 1 : 1 - Re Folie: 50 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Addition zweier Kosinus-Schwingungen x(t) = A1 cos(ωt + ϕ1 ) + A2 cos(ωt + ϕ2 ) Schritt 1: Übergang zu komplexer Schwingungsdarstellung x1 (t) = A1 cos(ωt + ϕ1 ) z1 (t) = A1 e j(ωt+ϕ1 ) = A1 e jϕ1 · e jωt = a1 e jωt x2 (t) = A2 cos(ωt + ϕ2 ) z1 (t) = A2 e j(ωt+ϕ2 ) = A2 e jϕ2 · e jωt = a2 e jωt Schritt 2: Addition in komplexer Darstellung z(t) = z1 (t) + z2 (t) = (a1 + a2 ) e jωt = ae jωt | {z } a a1 + a2 = a = A e jϕ ⇒ z(t) = A e jϕ · e jωt = A e j(ωt+ϕ) Schritt 3: Rückkehr zu reeller Schwingungsdarstellung ⇒ x(t) = Re {z(t)} = A cos(ωt + ϕ) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 51 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Addition zweier Kosinus-Schwingungen; Schema Reelle Zahlen Komplexe Zahlen x1 (t) = A1 cos(ωt + ϕ1 ) x2 (t) = A2 cos(ωt + ϕ2 ) ⇒ x(t) = x1 (t) + x2 (t) = A cos(ωt + ϕ) ⇐ a1 = A1 ejϕ1 a2 = A2 ejϕ2 ⇓ a1 + a2 = a = A e jϕ Bei der Berechnung von Amplitude A und Phase ϕ der resultierenden Schwingung x(t) ist der Zeitfaktor e jωt ohne Bedeutung. A und ϕ ergeben sich vielmehr direkt als Betrag und Argument der komplexen Amplitude a = a1 + a2 . Die Überlagerung der Schwingungen lässt sich somit einfach durch die Summe a = a1 + a2 der zugehörigen komplexen Zeiger a1 und a2 beschreiben. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 52 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise π x1 (t) = 2 cos(ωt − π 4 ) und x2 (t) = 4 cos(ωt + 3 ) Zeichnung: Rechnung: π Im √ 2 − 2 = √2 − √2 2 2 √ √ = 4 21 + 23 = 2 + 2 3 a1 = 2e− 4 = 2 6 π √ a2 = 4e 3 a = a1 + a2 √ √ √ a2 a = a1 +a2 = ( 2+2)+(2 3− 2) = Ae ϕ 3 " A "" q√ √ √ j "" mit A = ( 2 + 2)2 + (2 3 − 2)2 ≈ 3, 98 . . " " .... a2 √ √ ϕ ... " - Re 2 √3 − 2 + 0 ≈ 0, 54 (≈ 31o ) ϕ = arctan @ 1 a1@ 2+2 @ R @ x(t) = x1 (t) + x2 (t) ⇒ A ≈ 4 ≈ 3, 98 cos(ωt + 0, 54) o ϕ ≈ 30 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 53 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Überlagerung von gleichfrequenten Sinus-Funktionen Die Überlegungen dieses Abschnitts gelten entsprechend für die Überlagerung von zwei gleichfrequenten Sinus-Funktionen y1 (t) = A1 sin(ωt + ϕ1 ) und y2 (t) = A2 sin(ωt + ϕ2 ). In diesem Fall gehen wir bei der Wahl der komplexen Ersatzgrößen von der Beziehung y1 (t) = Im {z1 (t)} und y2 (t) = Im {z2 (t)} aus und erhalten daher bei der Rückkehr zur reellen Darstellung (Schritt 3): y (t) = Im {z(t)} = A sin(ωt + ϕ) Auf die geometrische Addition der komplexen Zeiger a1 und a2 hat diese Änderung des Blickwinkels “ keine Auswirkung. ” Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 54 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Potentialdifferenz beim Drehstrom U1 = U0 cos(ωt) U2 = U0 cos(ωt + U3 = U0 cos(ωt + 2π 3 ) 4π 3 ) ∼ = ∼ = z1 (t) = U0 eωt ∼ = z3 (t) = U0 e(ωt+ z2 (t) = U0 e ⇔ a1 = U0 (ωt+ 2π 3 ) ⇔ a2 = U0 e 2π 3 4π 3 ) ⇔ a3 = U0 e 4π 3 Im √ 1 a2 − a1 = U0 − 2 + 23 − U0 √ = 12 U0 3 − 3 √ √ |a2 − a1 | = 12 U0 3 + 9 = U0 3 √ tan ϕ = −33 = − √1 3 5π ⇒ ϕ1 = − π 6 , ϕ2 = 6 √ 5π ⇒ a2 − a1 = U0 3 e 6 √ ⇒ R − S = U0 3 cos ωt + 5π 6 Alternative: Kosinussatz Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen a2 − a1 a2 120o 240o a1 U0 Re a3 Folie: 55 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Ohmsches Gesetz Ausgangspunkt ist das Ohmsche Gesetz für Gleichströme. U = R ·I bzw. R = U I d. h. Spannung und Stromstärke sind zueinander proportional. Diese Beziehung gilt auch für Wechselstrom: Eine Wechselspannung erzeugt in einem Stromkreis, der nur ohmsche Verbraucher enthält, einen Wechselstrom gleicher Phase. Der Quotient zwischen Spannung und Stromstärke von der Zeit unabhängig. u(t) = U0 cos ωt = R = konstant I0 cos ωt i(t) In Wechselstromkreisen gibt es allerdings darüber hinaus noch weitere Widerstandstypen: Kondensatoren und Spulen. Spannung und Stromstärke sind hier gegeneinander phasenverschoben sind. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 56 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Plattenkondensator I P1 Die Spannung uC zwischen den Kondensatorplatten ist dabei stets proportional zur Ladung qC . u(t) = U0 cos ωt P4 P2 t P3 qC = C · uC Eine Veränderung der Spannung bewirkt eine Veränderung der Ladung auf den Kondensator-Platten und damit einen Ladungstransport. Die Veränderungsrate “ ” (Steigung) der Spannung ist am Punkt P2 am größten, in der Umgebung von P1 , P3 gleich Null. Dies hat zur Folge, dass die Stromstärke an Nullstellen der Spannungsfunktion Extrema besitzt, während die Extrema der Spannung Nulldurchgänge bei der Stromstärke zur Konsequenz haben. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 57 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Plattenkondensator II Wenn wir die plausible Annahme machen, dass auch die Stromstärke eine harmonische Schwingung darstellt, so müssen die beiden Funktionen u(t) und i(t) eine Phasendifferenz von π2 haben. Die Stromstärke i(t) ist der Veränderung der Ladung q(t) pro Zeiteinheit. q(t) = C · u(t) i(t) = dq = C · du dt dt Wird eine harmonische Schwingung der Form U0 cos ωt als Spannung angelegt, so ergibt sich für die Stromstärke i(t) die Beziehung: π i(t) = C · d [U0 cos ωt] = −ω C U0 sin ωt = U0 ω C cos ωt + dt 2 d. h. die Stromstärke eilt der Spannung um π 2 voraus. Eine ähnliche Betrachtung des induktiven Widerstands einer Spule zeigt, dass dabei die Stromstärke der Spannung um π 2 nacheilt. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 58 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Komplexe Ersatzgrößen für Spannung und Strom In Wechselstromkreisen ergibt sich im Allgemeinen eine Phasendifferenz zwischen Spannung und Stromstärke. Damit wird jedoch der reelle Quotient von Spannung und Stromstärke abhängig von der Zeit! u(t) U0 cos ωt cos ωt = = U0 · I0 cos (ωt + α) i(t) I0 cos (ωt + α) | {z } zeitabhängig! Ausweg: Einführung komplexer Ersatzgrößen für Spannung und Strom u(t) = U0 cos ωt i(t) = I0 cos(ωt − ϕ) u(t) = U0 e jωt i(t) = I0 e j(ωt−ϕ) so ist das Verhältnis von Spannung und Stromstärke zeitunabhängig u(t) e jωt = U0 · e jωt = U0 (·jωt−ϕ) = U0 · e jϕ = Z0 e jϕ = Z I0 i(t) I0 · e jωt · e −jϕ I0 · e Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 59 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Ohmsches Gesetz für Wechselstromkreise u = Z · i, mit u(t) = U0 e jωt komplexe Spannung j(ωt−ϕ) i(t) = I0 e Z = Z0 e jϕ |Z | = Z0 = U0 : I0 arg Z = ϕ: Im 6 komplexe Stromstärke komplexer Widerstand (Impedanz) Verhältnis der Scheitelwerte von Spannung und Strom Phasendifferenz zwischen Spannung und Strom Bezeichnungen: Z =R +jX r Z0 X ... ϕ ...... . - Re R Z0 = |Z |: Scheinwiderstand (Impedanz) R = Re Z : Wirkwiderstand (Resistanz) X = Im Z : Blindwiderstand (Reaktanz) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 60 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Widerstände in Wechselstromkreisen I (Ohmscher Widerstand) Ausgangspunkt: komplexen Darstellung von Spannung und Strom aus: u(t) = U0 e jωt bzw. i(t) = I0 e (jωt−ϕ) Ohmscher Widerstand R Am Ohmschen Widerstand ist stets die Stromstärke proportional zur Spannung. i(t) ∼ u(t) Damit gilt: ZΩ = u(t) = Re j0 i(t) ⇒ Widerstand rein reell ⇒ keine Phasendifferenz zwischen Spannung und Strom. Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 61 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Widerstände in Wechselstromkreisen II (Kondensator) dq = C · du dt dt Entsprechend erhalten wir für die komplexen Ersatzgrößen: du i(t) = C · = C · d U0 e jωt = j ωC U0 e jωt = j ωC u dt dt Am Kondensator gilt: q(t) = C · u(t) i(t) = Für den komplexen Widerstand ergibt sich: ZC = ⇒ ⇒ ⇒ π u(t) = 1 = −j 1 = 1 e−j 2 jω C ωC ωC i(t) Widerstand rein imaginär mit negativem Imaginärteil Blindwiderstand XC = − 1 ωC π ϕ = arg Z C = − 2 (Strom eilt der Spannung um π 2 voraus) Z C = −j 1 ωC Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 62 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Widerstände in Wechselstromkreisen III Induktionsgesetz: (Spule) u(t) = L d i(t) dt Entsprechend erhalten wir für die komplexen Ersatzgrößen: u(t) = L· d i(t) = L· d I0 e j(ωt+α) = jωL·I0 e j(ωt+α) = j ωL·i(t) dt dt Somit erhalten wir für den induktiven Widerstand: π u(t) ZL = = jω L = ω L e j 2 i(t) ⇒ Z L = jωL ⇒ Blindwiderstand ⇒ ϕ = arg Z L = π 2 Widerstand rein imaginär mit positivem Imaginärteil XL = ωL (Strom läuft der Spannung um π 2 nach) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 63 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Kirchoffsche Gesetze Die elektrischen Größen in Wechselstromkreisen könnn nach den aus der Gleichstromlehre bekannten Kirchoffschen Gesetzen (Maschenregel, Knotenregel) berechnet werden. 1 Bei Reihenschaltung addieren sich die Widerstände. Z2 Z1 Z = Z1 + Z2 2 Bei Parallelschaltung gilt: Z1 1 = 1 + 1 Z Z1 Z2 Z = Z1 · Z2 Z1 + Z2 Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Z2 Folie: 64 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Reihenschwingkreis I i(t) C L R u(t) Z = Z L + Z C + Z R = jω L + Wirkwiderstand: Blindwiderstand: −j +R = R +j ωL− 1 ωC ωC Re Z = R Im Z = ω L − 1 ωC r R2 + ω L − 1 ωC 1 ωL− ωC Phasenverschiebung: ϕ = arctan R Scheinwiderstand: R≥0 |Z | = 2 Z liegt im 1. oder 4. Quadranten Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 65 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Reihenschwingkreis II i(t) L C R u(t) Z (ω) = Z L (ω) + Z C (ω) + Z R = R + j ω L − 1 ωC Im ωL 1 ωC Z (ω) ϕ R Resonanzfrequenz r 2 R2 + ω L − 1 ωC ! = Minimum q 1 ω0 = ωL− 1 =0 LC ωC |Z (ω)| = Re Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 66 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Wirkleistung i(t) Bei Gleichstrom ergibt sich die Leistung aus dem Produkt von Spannung und Stromstärke. Z u(t) Bei Wechselströmen ist die zeitliche Veränderung und die Phasendifferenz zwischen Spannung und Strom zu berücksichtigen. Die Leistung P ist der zeitliche Mittelwert aus dem Produkt der Momentanwerte von Spannung und Strom. Liegt an einem Wechselstromkreis mit dem Widerstand Z = R + jX die Spannung u(t) = U0 cos(ωt) an, so fließt der Strom i(t) = I0 ej(ωt−ϕ) mit U0 = |Z | = I0 p R 2 + X 2, tan ϕ = X R bzw. cos ϕ = p R R2 + X 2 RT P = 1 U0 cos(ωt) · I0 cos(ωt − ϕ) dt = . . . Die Phasenverschiebung um T 0 | {z } ϕ reduziert die Wirkleistung cos ωt cos ϕ+sin ωt sin ϕ P um den Faktor cos ϕ. = U0 I0 cos ϕ · 1 2 = Ueff Ieff cos ϕ Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 67 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Blindstromkompensation beim Elektromotor I Bei vorgegebener Spannung und Leistung fließt bei kleinem“ cos ϕ (d. h. ” großem Winkel ϕ) ein großer Strom, wobei nur ein kleiner Teil für die Wirkleistung relevant ist. Große Ströme führen bei den Zuleitungen etc. zu Verlusten, und deshalb versucht man durch einen zweiten Blindwiderstand – einen Kondensator – den Imaginärteil des Gesamtwiderstands möglichst klein zu machen. C Z = i(t) R Z 1 = R + jωL L Z2 = u(t) Z = Z1 · Z2 Z1 + Z2 1 jωC (R + jωL) · 1 R + j[ωL(1 − ω 2 LC ) − ωR 2 C ] jωC = ... = 1 (1 − ω 2 LC )2 + R 2 ω 2 C 2 (R + jωL) + jωC Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 68 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Blindstromkompensation beim Elektromotor II Wir bestimmen nun C so, dass der Blindwiderstand X = Im {Z } zu Null wird: L R 2 + ω 2 L2 R Z = = R 2 2 2 2 2 N (1 − ω LC ) + ω R C C = C0 ! ω · [L(1 − ω 2 LC ) − R 2 C ] = 0 Gesamtwiderstand C = C0 = 2 2 L L 2 2 N = 1−ω L 2 + R ω R + ω 2 L2 R 2 + ω 2 L2 2 2 R 2 (R 2 + ω 2 L2 ) R2 ω 2 R 2 L2 = + = = 2 R 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 R +ω L (R + ω L ) (R + ω L ) R +ω L 2 Gesamtwiderstand Phasenwinkel: ϕ=0 2 2 2 Z = R +ω L R cos ϕ = 1 Fakultät Grundlagen rein reell! optimale Blindstrom-Kompensation Komplexe Zahlen Folie: 69 Komplexe Zahlen Rechnen mit komplexen Zahlen Anwendungen der komplexen Rechnung Harmonische Schwingungen Überlagerung von gleichfrequenten Schwingungen Wechselstromkreise Blindstromkompensation beim Elektromotor III (Beispiel) U0 = 230V , R = 10Ω, L = 40mH, ω = 100 π bzw. f = 50 Hz benötigte Kapazität: 0.04 C= 2 L = 2 ≈ 0.000155 [F] R + (ωL)2 10 + (100 · π · 0.04)2 Gesamtwiderstand: Z= R 2 + (ωL)2 102 + (100 · π · 0.04)2 ≈ 25.79 . . . [Ω] = 10 R Amplitude der Stromstärke des Gesamtstroms: 230 ≈ 8.92[A] Ig = U0 = 25.79 ... |Z | Leistungsaufnahme: P = U0 · Ig = 230 · 8.92 ≈ 2051[VA] MATLAB: blindstrom var(10,0.04,100*pi,230) Fakultät Grundlagen Komplexe Zahlen Folie: 70