2 Grundlagen 2.1 Notation 2.1.2 Harmonische Zeitabhängigkeit 2.1.1 Strom, Spannung, Impedanz In vielen Fällen sind Strom und Spannung zeitabhängige Größen. Im einfachsten Fall ist die Zeitabhängigkeit harmonisch, d.h. z.B. Die wichtigsten Grundgrößen für die Elektronik sind der Strom I und die Spannung U. Beide besitzen eine Richtung und sind meist zeitabhängig. Die Beziehung zwischen Strom und Spannung wird definiert über die verwendeten Bauelemente. Dabei unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Bauelementen: bei aktiven Bauelementen, wie z.B. Quellen, Transistoren, Verstärkern wird Energie ins System eingeführt. U(t) = A cos(ωt + ϕ). Für diese Fälle verwendet man die gleiche vereinfachte Schreibweise wie bei anderen physikalischen Schwingungen: Strom und Spannung werden als komplexe Größen I = I0 eiϕ und U = U0 eiϕ geschrieben. Die realen zeitabhängigen Größen ergeben sich daraus als Die wichtigsten passiven Bauelemente sind der Ohm’sche Widerstand R, der Kondensator C und die Induktivität L. U(t) = ℜ U0 eiϕ eiωt = ℜ Ueiωt und analog für den Strom. Dies verkürzt nicht nur die Schreibarbeit, es vereinfacht auch die Rechnung. So können Schaltungen mit reaktiven Bauelementen (Kondensatoren und Induktivitäten) algebraisch beschrieben werden, ohne die Verwendung von Differentialgleichungen. Hier haben wir nur harmonische Zeitabhängigkeit diskutiert. Man kann jedoch eine beliebige zeitabhängige Funktion in harmonische Komponenten zerlegen: diese bilden ein vollständiges (und orthogonales) Funktionensystem. Abbildung 2.1: Die wichtigsten passiven Bauelemente: Widerstand, Kondensator, Spule Bei diesen Elementen gelten die folgenden Beziehungen zwischen Strom und Spannung: Abb. 2.2 zeigt als Beispiel die Fourier-Zerlegung einer rechteckförmigen Wechselspannung: Sie besteht aus den ungeraden Harmonischen der Grundfrequenz mit abnehmender Amplitude: • Ohm’scher Widerstand R: U(t) = R I(t). • Kapazität C: 1 U(t) = C 1 1 y(t) = sin(ωt) + sin(3ωt) + sin(5ωt) + ... 3 5 Z I(t)dt. • Induktivität L: Mathematisch wird diese Zerlegung durch die Fouriertransformation erreicht. Wir diskutieren hier zunächst eine etwas allgemeinere Transformation: dI(t) U(t) = L . dt 9 t/2 gilt nach dem Spanlexen Widerstande Z^ C^) und Z2 (aus Paraleingesetzt werden: 1 Zi/Z2) L/i/(l + Z^ 72)- -46 Haufig werden die Amplituden der Schwingungsbeitrage, d.h. die Fourier-Koeffizienten, im Frequenzbereich dargestellt, so daB sich das Amplitudenspektrum ergibt. Bild 1-51 zeigt die Fourier-Zerlegung einer Rechteckschwingung in die Schwingungsanteile und in das Amplitu-2 Grundlagen denspektrum. 12,0 • 10^ Q-J^^^^^Cl L → − L → − L → − L → − L → − d 1-47 10-^n-i ultipliziert, so ergibt sich t e>» 7 0,098 spannung betragt 5,32 V, xm(p= 2,5° vor. L → − L → − e WechselgroBen groBe y{t) kann nach <2<x Amplitudenperiodische WechselgroBe <c^ Spel<trum 1768 bis 1830) in eine Cosinus- und Sinusden. Die auftretenden Bild 1-51. Fourier-Analyse einer RechteckschwinAbbildung 2.2: Fourier-Zerlegung einer ei ganzzahlige Viel- gung. Rechteckfunktion. enz, welche die periWerden die Symmetrieeigenschaften bestimmchreibt. Somit gilt ter Funktionen beriicksichtigt, dann entfallen entsprechende Fourier-Koeffizienten, wie Bild 2.1.3 1-52 Laplace Transformation zeigt. s(/cco0) + Bild 1-53 zeigt den Kurvenverlauf y (t) und die Für dieImpulsfolge Analyse fiir vonRechteck, allgemeinen ZeitabhängigkeiDreieck und Sagen (i^ CO 0). (1-120) zahn sowie das Amplitudenspektrum mit denKomten ist es häufig nützlich, diese in harmonische dazugehorigen Fourier-Reihen. ponente zu zerlegen. Mathematisch wird dies mit L → − L → − L{ f (t)} = und für das Integral Z t L{ 0 f (t 0 )dt 0 } = 1 L { f (t)}. s Dies ist z.B. nützlich für Einschaltprobleme. 2.1.4 Komplexe Impedanzen f (t)e−st dt = F(s). 0 Enthalten die Schaltungen nicht nur Widerstände, sondern auch ‘reaktive’ Elemente wie Kondensatoren und Spulen, so sind Strom und Spannung nicht mehr in Phase. Damit kann die Beziehung zwischen Strom und Phase nicht mehr auf das Ohm’sche Gesetzt U = RI reduziert werden. Hat die Spannung jedoch eine harmonische Zeitabhängigkeit, so kann das Ohm’sche Gesetz auch auf diese Fälle erweitert werden, indem man den Widerstand komplex macht und ihn als Impedanz bezeichnet. Als einfaches Beispiel betrachten wir die Sprungfunktion θ (t), welche auch als Heaviside-Funktion bezeichnet wird. Ihre Laplace-Transformierte ist ∞ Z ∞ Z ∞ e−st 1 Θ(s) = θ (t)e−st dt = e−st dt = − = . s s 0 0 0 Abbildung 2.3 zeigt weitere Funktionen mit ihren Laplace-Transformierten. Zu den nützlichen Beziehungen zwischen LaplaceTransformierten gehört diejenige für die LaplaceTransformierte einer Ableitung Die wichtigsten komplexen Impedanzen Z = U/I sind diejenigen für • Ohmscher Widerstand R: d f (t) } = s L { f (t)} − f (0). L{ dt ZR = R. • Kapazität C: Entsprechend gilt für die zweite Ableitung L{ 3 Abbildung 2.3: Paare von Laplace-transformierten. Hilfe von Fourier- oder Laplace Transformation erreicht. Die Laplace-Transformierte einer Funktion f (t) ist definiert als Z ∞ s d 2 f (t) } = s2 L { f (t)} − s f (0) − f 0 (0) dt 2 ZC = 10 1 . iωC u (D G B t» T3 '^ fl pq ^^ ^ "1^ O II I II 3 3 bl bl S<S ^1 ::>! t^ ^ :::>! t-.i A15 00 ^ <D ^ VH G OH 00 G a 0 ^ C/5 0 0 3 •'-^ ^1 Ml 3 bll <1 Nl II O 1 0 0 II \ 1^ '-I3 t/3 :cd O C ^00 X3 X) •5b G N d) =J O^ fc 3 "55 s; ^ ? s Q oq >-H «o 0:5 > :^ R Re(Z) (U < ! Abbildung 2.5: Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung für Widerstand (links), Spule (mitte) und Kondensator (rechts). < Z ^1h L also die Verzögerung zwischen Strom und Spannung in Einheiten der Periode. Abbildung 2.4: Graphische Darstellung der komplexen Impedanz. Beim Kondensator ist der Imaginärteil der Impedanz negativ, d.h. der Strom eilt der Spannung voraus. Bei der Spule ist der Imaginärteil positiv, d.h. die Spannung eilt dem Strom voraus. • Induktivität L: ZL = iωL. Wie Ohm’sche Widerständen können Impedanzen bei Reihenschaltungen addiert werden, Zr = ∑i Zi , während bei Parallelschaltungen die Kehrwerte (d.h. die Admittanzen) addiert werden: Diese ergeben sich u.A. aus der LaplaceTransformation: Für einen Widerstand gilt U(t) = R I(t) − L → u(s) = Ri(s), −1 Z −1 p = ∑ Zi . i d.h. die Impedanz im s-Raum ist ebenfalls R. Für eine Spule gilt U(t) = L c^ II N induktiv kapazitiv 7^ 00 1^- ^ i-t 0 (U N (U 43 (U 4:3 0 W) 0 =3 Im(Z) Diesen Kehrwert (analog zum Leitwert als Kehrwert des Widerstandes) bezeichnet man als ‘Admittanz’. dI(t) L u(s) = L[si(s) − I(0)]. dt −→ 2.1.5 Frequenzabhängigkeit Für I(0) = 0 folgt, dass hier die Impedanz im sRaum ZL (s) = u(s) = sL i(s) ist. Analog finden wir für eine Kapazität C ZC (s) = 1 . sC Die obigen Ausdrücke für die komplexe Impedanz ergeben sich durch die Substitution s → iω, d.h. wir betrachten nur Werte auf der imaginären Achse, also Funktionen mit harmonischer Zeitabhängigkeit. Abbildung 2.6: Ortskurve und Frequenzgang für Widerstand und Kondensator in Reihe. Der Realteil R der Impedanz Z = R + iX wird als Wirkwiderstand bezeichnet, der Imaginärteil X als Blind- oder Scheinwiderstand. Das Verhältnis X/R von Blind- und Wirkwiderstand bestimmt den Phasenwinkel Als einfaches Beispiel betrachten wir die Reihenschaltung aus einem Widerstand und einem Kondensator. Die Impedanz beträgt ϕ = ϕU − ϕI = tan−1 (X/R), ZRC = R + 11 1 iωC Grundlagen der Elektrotechnik O & > c« M ^3 S en T3 ^ O o 2 Grundlagen 2 Grundlagen und der Phasenwinkel tan ϕ = X 1 =− . R ωRC +1 Als Verlustwinkel bezeichnet man δ = π/2 − ϕ. Bei der Ortskurvendarstellung wird die Impedanz in der komplexen Ebene dargestellt, wobei die Frequenz als Parameter erscheint. Da der Realteil konstant ist, erhält man eine Gerade parallel zur imaginären Achse. Schaltet man zusätzlich eine Spule in Reihe, so wird die Impedanz ZRCL = R + 0 1 2 −1 Abbildung 2.8: Smith Chart als konforme Abbildung der komplexen Ebene. 1 + iωL iωC und die Ortskurve geht im 1. Quadranten weiter. In der rechten Hälfte der Abbildung ist der Frequenzgang der Schaltung dargestellt. Hier werden Absolutbetrag und Phase separat als Funktion der Frequenz dargestellt. Eine weitere Darstellungsmöglichkeit ist die Smith Chart, bei der die komplexe Ebene verzerrt dargestellt wird. Dabei werden beide Achsen so skaliert, dass ∞ an den Rand der Figur fällt. Gleichzeitig wird die imaginäre Achse aufgerollt, so dass sie sich zu einem Kreis schließt. Dabei handelt es sich um eine winkelgetreue, d.h. konforme Abbildung. hier: R = Re(Z) X = Im(Z) |Γ| = konst. Abbildung 2.7: Frequenzgang eines Tiefpass Filters in Bode-Darstellung. Abbildung 2.9: Die wichtigsten Orte im SmithDiagramm. Alternativ zu Ortskurve und Frequenzgang verwendet man andere Darstellungen. Um den Frequenzverlauf darzustellen, ist z.B. das Bode-Diagramm gut geeignet: Die horizontale Achse ist eine logarithmische Frequenzachse. Für die vertikale Achse verwendet man eine logarithmische Achse für die Amplitude und eine lineare Achse für die Phase. Abbildung 2.9 zeigt die wichtigsten Orte im SmithDiagramm. Kreise mit |Γ| = konst. werden als konzentrische Kreise dargestellt. 12 2 Grundlagen 2.1.6 Logarithmische Spannungsverhältnisse Für den Vergleich von Spannungen oder Leistungen verwendet man häufig eine logarithmische Skala, die “Dezibel-Skala”. Sie ist definiert über 2 Pa Ua /R A[dB] = 10 log = 10 log Pe Ue2 /R Ua = 20 log . Ue Abbildung 2.11: Zeitinvariantes System mit Einund Ausgangssignal. dass die Übertragungsfunktion H(ω) von der Frequenz abjängt. Deshalb muss in diesen Fällen für die Berechnung des Ausgangssignals das Eingangssignal zunächst in seine Frequenzkomponenten aufgeteilt werden. Dies geschieht über die Fouriertransformation, u(ω) = F {U(t)}. Im Frequenzbereich kann das Signal dann mit der (i.A. frequenzabhängigen) Übertragungsfunktion H(ω) multipliziert werden; u2 (ω) = H(ω)u1 (ω). Das Ausgangssignal erhält man anschließend über die inverse Fouriertransformation: Abbildung 2.10: Beispiele für die dB Skala. U2 (t) = F −1 {u2 (ω)}. Ein Spannungsverhältnis von Ua /Ue = 100, z.B., entspricht somit einer Verstärkung von 40 dB, ein Verhältnis von 2 entspricht 6 dB, 1/2 entspricht -6 dB etc. Die Übertragungsfunktion H(ω) ist deshalb eine der wichtigsten Größen für die Charakterisierung eines Systems. 2.2.2 Tiefpass 2.2 Lineare, Zeit-invariante Systeme Als Beispiel betrachten wir die Übertragungsfunktion eines Tiefpasses. Im einfachsten Fall besteht dieser aus einem Widerstand und einem Kondensator; er wird deshalb als RC-Tiefpass bezeichnet. 2.2.1 Grundlagen Die meisten elektronischen Schaltungen, die wir hier diskutieren werden, verhalten sich linear, d.h. zwischen Strom und Spannung besteht eine lineare Beziehung, U = ZI, und / oder zwischen dem Eingangssignal U1 (t) und dem Ausgangssignal U2 (t) besteht eine lineare Beziehung, U2 = HU1 . Hier bezeichnet H die Übertragungsfunktion. Abbildung 2.12: RC-Tiefpass. Die obige Beziehung gilt direkt, falls U1 (t) (und damit U2 (t)) eine harmonische Zeitabhängigkeit hat, also nur eine Frequenzkomponente enthält. Bei allgemeinen Signalen, welche mehrere Frequenzkomponenten enthalten, muss berücksichtigt werden, Die Schaltung kann als Spannungsteiler verstanden werden. Bei hohen Frequenzen wirkt der Kondensator als Kurzschluss, so dass die Ausgangsspannung verschwindet. 13 2 Grundlagen Für eine quantitative Betrachtung schreiben wir die Übertragungsfunktion als H(ω) = U2 (ω) 1/(iωC) = U1 (ω) R + 1/(iωC) 1 − iωRC 1 = . 1 + iωRC 1 + ω 2 R2C2 Absolutbetrag und Phase werden somit Abbildung 2.14: LR-Tiefpass. = Anstelle eines RC-Tiefpasses kann man auch mit einer Induktivität und einem Widerstand einen Tiefpass aufbauen. Auch diese Schaltung kann man als Spannungsteiler interpretieren: bei hohen Frequenzen geht die Impedanz der Spule gegen Unendlich. 1 |H(ω)| = √ 1 + ω 2 R2C2 tan ϕ = −ωRC. Die relevante Größe für die Leistungsübertragung ist das Quadrat des Absolutbetrags, |H(ω)|2 = 2.2.3 Zeitliches Verhalten eines Tiefpasses 1 1 = . 2 2 2 2 1+ω R C 1 + ω 2 ωGr Bisher haben wir das Verhalten des Tiefpasses im Frequenzraum diskutiert. Jetzt betrachten wir das Verhalten im Zeitraum, z.B. die Antwort auf eine Sprungfunktion θ (t). Da grundsätzlich jedes System einen Tiefpass darstellt (mit unterschiedlichen Grenzfrequenzen) ist dies ein sehr universelles Verhalten. Im Frequenzraum besteht die Sprungfunktion aus einer breiten Verteilung von Frequenzen, welche vom Tiefpass sehr unterschiedlich beeinflusst werden. Hier steht ωGr = 1/RC für die Grenzfrequenz. Abbildung 2.13: Übertragungsfunktion eines Tiefpasses. Ein idealer Tiefpass würde alle Frequenzen unterhalb der Grenzfrequenz durchlassen und alle oberhalb vollständig unterdrücken. Dies ist z.B. nützlich, wenn man weiss, das das gesuchte Signal sich im Frequenzbereich unterhalb der Grenzfrequenz befindet: man kann damit Störsignale mit höherer Frequenz (wie z.B. Rauschen) unterdrücken. Abbildung 2.15: Sprungantwort eines Tiefpasses. Wie in der Abbildung gezeigt ist das wirkliche Verhalten weniger scharf: Die Leistung fällt ∝ ω −2 ab Eine bessere Annäherung an das ideale Verhalten erreicht man, indem man mehrere Tiefpässe hintereinander schaltet. Damit erhält wird die Übertragungsfunktion potenziert, d.h. sie wird zu |H(ω)|2n und die Dämpfung der durchgelassenen Leistung wird ∝ ω −2n . Die angelegte Spannung ist in diesem Fall U1 (t) = U0 θ (t). Die Ausgangsspannung kann man aus der Lösung der Differentialgleichung bestimmen, oder indem man die Fourier-transformierte Funktion mit der 14 2 Grundlagen Übertragungsfunktion multipliziert und diese wieder in den Zeitbereich transformiert. Im vorliegenden Fall erhält man für die Stufenantwortfunktion g(t) = U2 (t) = 1 − e−t/τ . U1 (t) Abbildung 2.16: Pulse vor und Hochpassfilter. Dazu berechnen wir z.B. aus der Differentialgleichung U2 (t) = Q 1 = C C Z t I(t 0 ) dt 0 . nach einem Zeit an. Für eine beliebige Eingangsfunktion U1 (t) wirkt das System somit als Integrator, 0 Den Strom I(t) als Funktion der Zeit wiederum erhält man aus U2 (t) ≈ 1 τ Z t 0 U1 (t 0 )dt 0 . U0 = RI(t) +U2 (t) Betrachten wir anstelle eines Tiefpassfilters ein Hochpassfilter, so werden die hohen Frequenzen durchgelassen, aber die tiefen gedämpft. Als Antwort auf eine Stufenfunktion finden wir somit einen schnellen Anstieg, gefolgt von einem exponentiellen Abfall. Die Zeitkonstante dieses Abfalls ist das Inverse der Grenzfrequenz. Im Bereich kurzer Zeiten, t τ kann ein Hochpassfilter als Differenzierer verwendet werden. für t > 0: I(t) = 1 [U0 −U2 (t)]. R Somit ist U2 (t) = 1 [U0 RC Z t 0 dt 0 − Z t 0 U2 (t 0 )dt 0 ]. Die Lösung kann geschrieben werden als U2 (t) = U0 (1 − e−t/τ ), 2.2.5 Zerlegung in Spanungsstöße mit der Zeitkonstanten τ = RC. Dies bedeutet, dass der Anstieg von 0 auf 90% der vollen Spannung eine Zeit von ca. ta = −τ ln0, 1 ≈ 2, 3 τ ≈ 1 3 νGr benötigt. Hier ist νGr = ωGr /2π die Grenzfrequenz in Hertz. Dies bedeutet z.B., dass für die Messung einer Anstiegszeit von ta ≈ 3 ns ein Messgerät (z.B. Oszilloskop) mit einer Grenzfrequenz von 100 MHz benötigt wird. Abbildung 2.17: Zerlegung einer beliebigen Anregungsfunktion U1 (t) in eine Folge von Stufenfunktionen. 2.2.4 Integrator und Differenziator Bisher haben wir die Antwort einer Schaltung auf eine Stufenfunktion betrachtet. Im Folgenden untersuchen wir beliebige Eingangsfunktionen. Ist das System linear (davon gehen wir meistens aus), so ist es Für kurze Zeiten t τ kann der exponentielle Term in der Übertragungsfunktion vernachlässigt werden. In diesem Bereich steigt die Spannung linear mit der 15 2 Grundlagen möglich, das allgemeine Signal U1 (t) als Überlagerung einer Sequenz von Stufenfunktionen zu schreiben. Damit wird es möglich, das Ausgangssignal zu schreiben als Im Grenzfall kurzer Pulse können wir den Differenzenquotienten als Ableitung schreiben. Damit wird das Ausgangssignal zu U2 (t) → U0 ∆t ġ(t). U2 (t) = U1 (t) ∗ ġ(t), Das Produkt U0 ∆t, d.h. die Fläche des Pulses, wird als Spannungsstoß bezeichnet. Die Funktion h(t) ist die Impuls-Antwort-Funktion. Aus der Herleitung geht hervor, dass sie gleich der zeitlichen Ableitung der Stufen-Antwort-Funktion ist, d.h. die Kenntnis von g(t) reicht, um die Antwort auf beliebige Eingangsfunktionen zu berechnen. Hier bezeichnet ∗ das Faltungsintegral. h(t) = ġ(t). 2.2.6 Allgemeine Anregungsfunktion Abbildung 2.18: Zerlegung eines Pulses in eine Differenz von 2 Stufenfunktionen. Abbildung 2.19: Zerlegung eines Pulses in eine Folge von Rechtecken. Wir betrachten zunächst einen rechteckförmigen Spannungspuls U1 (t). Um diesen auf die bekannte Stufenfunktion zurückzuführen, zerlegen wir ihn in eine Differenz aus zwei Stufenfunktionen im Abstand ∆t. Das Ausgangssignal kann in den drei Perioden geschrieben werden als Dementsprechend können wir eine beliebige Funktion U1 (t) zerlegen in eine Reihe von Rechtecken. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass U1 (t ≤ 0) = 0. Die Systemantwort kann somit geschrieben werden als Summe über die Antworten auf die einzelnen Stöße, 1. U2 (t) = 0 n U2 (t) = ∑ U1 (τi )h(t − τi )∆t. 2. U2 (t) = +U0 g(t) i=1 3. U2 (t) = −U0 g(t) +U0 g(t + ∆t), Im Grenzfall ∆t → 0 geht die Summe in ein Integral über, wobei der Ursprung der Zeit-Achse in jedem Bereich an den Anfang des Bereichs gelegt wurde. Z t U2 (t) = Wir betrachten jetzt den Bereich 3 im Grenzfall kurzer Pulse ∆t → 0. Hier gilt U2 (t) = U0 (g(t + ∆t) − g(t)) = U0 −∞ U1 (τ)h(t − τ)dτ. Dies kann auch vereinfacht geschrieben werden als ∆g ∆t. ∆t U2 (t) = U1 (t) ∗ h(t) 16 2 Grundlagen das mehrere Frequenzkomponenten enthält, gilt die Beziehung für alle Komponenten einzeln, oder, äquivalent, U2 (t) = h(t) ∗U1 (t). h(t) ∗ ∑ ai eiωit = ∑ ai eiωit H(ωi ) . Das Ausgangssignal ist somit gegeben durch die Faltung des Eingangssignals mit der Impulsantwort h(t). Dies kann man auch intuitiv verstehen: wir zerlegen in Gedanken das Einganggsignal in viele kleine Impulse, welche jeweils einen Signalbeitrag ∝ h(t − τi ) liefern. Im Grenzfall vieler Frequenzkomponenten schreiben wir das Eingangsignal als Integral, Z U1 (t) = Z U2 (t) = Als Impulsantwort h(t) bezeichnet man die Antwort des Systems auf eine impulsartige Störung, welche mathematisch durch die Deltafunktion δ (t) beschrieben wird. In der Praxis kann man diese durch einen Puls von kurzer Dauer ∆t approximieren. Im Grenzfall ∆t → 0 spielt nur noch die Fläche des Pulses eine Rolle. U2 (t) = h(t) ∗U1 (t) = F −1 {u2 (ω)H(ω)}. Dies ist ein Spezialfall des allgemeinen Faltungstheorems: a(t) ∗ b(t) ↔ A(ω)B(ω). H(ω) = F {h(t)}. 2.3 Kirchhoff’sche Sätze Um diese Beziehung zu beweisen, betrachten wir zunächst eine einzelne Frequenzkomponente, Die Kirchhoffschen Sätze bilden die wichtigste Grundlage für die Analyse von elektronischen Schaltungen. Sie sind bekannt als Knotenregel und Maschenregel. U1 (t) = eiωt . Das transmittierte Signal kann berechnet werden als das Faltungsintegral mit der Impulsantwort h(t): h(τ)eiω(t−τ) dτ = eiωt Z h(τ)eiωτ dτ. 2.3.1 Knotenregel Wir betrachten einen Knoten von n Leitungen, in denen Ströme Ii fließen. Da Ladung eine Erhaltungsgröße ist und sie im Knoten weder erzeugt noch vernichtet werden kann, muss die Summe der hineinfließenden Ströme gleich der Summe der abfließenden Ströme sein: Wir erhalten offenbar das harmonische Eingangssignal wieder, multipliziert mit Z H(ω) = a(ω)H(ω)eiωt dt = F {u1 (ω)H(ω)}. Anstelle der Berechnung des Faltungsintegrals können wir somit das Eingangssignal in den Frequenzraum transformieren und dort mit H(ω) multiplizieren. Das Produkt wird wiederum in den Zeitbereich transformiert: Eine der wichtigsten Beziehungen ist die zwischen der Übertragungsfunktion H(ω) und der Impulsantwort h(t): diese bilden eine Fourier-Transform Paar: Z a(ω)eiωt dt = F {u1 (ω)}, mit a(ω) = u1 (ω) als der Fouriertransformierten des Eingangssignal. Das Ausgangssignal wird dann 2.2.7 Impulsantwort und Faltungstheorem h(t)∗eiωt = i i h(τ)eiωτ dτ = F {h(t)}. Dieser Faktor entspricht offenbar der Fouriertransformierten der Impulsantwort h(t), n ∑ Ii = 0. H(ω) = F {h(t)} = F {ġ(t)}. i=1 Hierbei muss das Vorzeichen der Ströme mitgenommen werden: das Vorzeichen ist positiv für Ströme, die in den Knoten hineinfließen, negativ für abfließende Ströme. Diese Beziehung gilt für alle monochromatischen Signale. Für ein Signal U1 (t) = a1 eiω1t + a2 eiω2t + a3 eiω3t + ... , 17 2 Grundlagen Vorlesung "ELEKTRONIK" Prof. Dr. Klaus Wille I U Abbildung 2.22: Beispiel eines Zweipols ferenz U zwischen den beiden Polen und der Strom I. Abb. 1.13 Die Knotenregel für den Strom Abbildung 2.20:hereinLeitungen laufen inStrom einem Knoten Für den in einen Knoten insgesamt und herausfließenden gilt immer zusammen. Ii 0 . Man (1.7) unterscheidet verschiedene Arten von Zweipolen, z.B. i Das ist eine notwendige Folge der Ladungserhaltung. 2.3.2 Maschenregel • linear : Es existiert eine lineare Beziehung zwischen Strom und Spannung #$%& • passiv : I = 0 für U = 0, d.h. ohne äußere Spannung fließt kein Strom • aktiv : I 6= 0 ist möglich für U = 0. Beispiele sind Batterien, Stromquellen etc. %' (t) !" 2.4.2 Satz von Helmholtz Abb. 1.14 Die Maschenregel für die Spannung (t*$%+ In einem geschlossenen Stromkreis („Masche“) verschwindet die Summe aller Spannungen Ui 0. Original Ersatzschaltbilder (1.8) i Abbildung 2.21: Beispiel einer Masche Wäre das nicht der Fall, dann würde zumindest lokal der Strom über alle Grenzen steigen. 1.5 Einfache Schaltungen passiven Bauelementen Die Spannungmit kann als Differenz zwischen 2 PoDurch einfachtenzialen Kombinationen von passiven Bauelementen eine Reihe wichtiger verstanden werden, Uik = Φkentstehen − Φi . Daraus Grundschaltungen, von denen im folgenden einige der wichtigsten behandelt werden sollen. folgt, dass die Summe der Spannungen im einem geKreis verschwinden muss, 1.5.1 Tief- und Hochpässe schlossenen n Widerstand und einen Kondensator, bzw. einen Widerstand und eine Spule Wenn man jeweils einen Abbildung 0. i =Schaltung kombiniert, erhält man je U nach einen Tief- oder einen Hochpaß. ∑ i=1 Auch hier ist das Vorzeichen wichtig: alle Spannungen müssen in die gleiche Richtung gemessen wer-9den. 2.23: Ursprüngliche Schaltung (links) und dazu äquivalente Ersatzschaltbilder (rechts). Jeder aktive Zweipol, bestehend aus einem beliebigen Netzwerk von Quellen und Widerständen, verhält sich für einen externen Beobachter gleich wie ein einfacher Zweipol, bestehend aus einer 2.4 Zweipole • Ersatzstromquelle mit Leerlaufspannung U0 und Serieninnenwiderstand Ri (Léon Charles Thévenin, 1883) 2.4.1 Definition Ein Zweipol ist ein Netzwerk mit 2 Anschlüssen. Die wichtigsten Charakteristika sind die Spannungsdif- oder einer 18 Experimente zur Untersuchung der Festkörperstrukturen an Reaktoren (Neutronenstreuung) oder Elektronenspeicherringen mit Synchrotronstrahlung. Konstanthaltung wichtiger Parameter im Experiment (Regelkreis) Beispiele: Konstanthaltung der Umgebungstemperatur einer Festkörperprobe Konstanthaltung von Spannung und Strom Konstanthaltung eines Magnetfeldes 2 Grundlagen Wie man schon an diesen wenigen Beispielen sehen kann, gibt es in der Physik heute praktisch kein Experiment mehr, das ohne Einsatz von Elektronik auskommt. Die Elektronik ist heute eines der wichtigsten experimentellen Mittel zur • Ersatzspannungsquelle mit Kurzschlussstrom Erfassung und Aufbereitung fast aller physikalischer Meßgrößen. Ri I0 und (gleich großem) Parallelinnenwiderstand 1.2 SpannungsRi (Edward Lawry Norton, 1926).und Stromquellen I Eine ideale Spannungsquelle liefert an das Experiment eine wohldefinierte, konstante Spannung U ab, dieZweipolen nicht von dem jeweils Strom abhängt. Die Kennlinie von allen drei istfließenden die gleiche. dU dI Ri 0 U Last d.h. der Innenwiderstand Ri verschwindet, oder anders ausgedrückt, die Spannung ist unabhängig von der Last. 2.5 Quellen Abb. 1.1 Ideale Spannungsquelle 2.5.1 Ideale Quellen Eine ideale Stromquelle liefert an das Experiment einen wohldefinierten, konstanten Strom I ab, der nicht von der jeweiligen Ausgangsspannung abhängt. Abbildung 2.25: Ersatzschaltbild für eine reale Spannungsquelle: gestrichelte Box. I U dU dI Ri UK UR0 übersteigt Innenwiderstand Last d.h. der alle i Grenzen, oder anders ausgedrückt, der Strom ist unabhängig von der Last. Kurzschluss Abb. 1.2 Ideale Stromquelle In der Praxis lassen sich ideale Spannungs- und Stromquellen allerdings nicht realisieren. Die beste Abbildung 2.24: Ideale Spannungsquelle und ideale Spannungsquelle hat immer noch einen, wenn auch kleinen, von Null verschiedenen Innenwiderstand. Ebenso bleibt der Innenwiderstand einer Stromquelle immer endlich, Stromquelle. 0 wenngleich auch mit großen Werten. 0 Vorlesung "ELEKTRONIK" Reale Spannungs- und Stromquellen können durch Ersatzschaltbilder beschrieben werden, bei denen der idealen Quelle ein entsprechender Widerstand in Reihe bzw. parallel geschaltet wird. Ia Pro Eine ideale Spannungsquelle erzeugt eine feste Reale Spannungsquelle 2.26: Klemmspannung als Funktion des Spannung, unabhängig von der daran angeschlosse- - 4 -Abbildung Ausgangsstroms. nen Last; dafür muss der Strom jeweils and die Impedanz der Last angepasst werden. Bei einer idealen dU Spannungsquelle ist entsprechend der Strom kondI Die Leerlaufspannung U0 wird somit über den beistant, die Spannung muss entsprehend erhöht werden Widerständen Ri und Ra geteilt. Der maxider Innenwiderstand R den, wenn der Lastwiderstand zunimmt. Offensichtmale Strom wird erreicht beim Kurzschlussstrom klein (Ri < 1 ) lich ist es nicht möglich, solche idealen Quellen für I0 = U0 /Ri . Eine ideale Spannungsquelle erhält man, einen beliebig großen Parameterbereich zu bauen. wenn der Innenwiderstand verschwindet, Ri → 0. 2.5.2 Reale Spannungsquelle 2.5.3 RealeAbb. Stromquelle 1.3 Reale Spannungsquelle Reale Stromquelle Eine reale Spannungsquelle kann als Kombination einer idealen Spannungsquelle (deren Ausgangsspannung unabhängig von der äußeren Last ist) und einem Innenwiderstand Ri in Reihe betrachtet werden. Hier stellen U0 die Leerlaufspannung, Uk die Klemmspannung, Ra den Lastwiderstand und Ri den Innenwiderstand dar. dU dI der Innenwiderstand R groß (Ri > 1 M ) Die Klemmspannung ist abhängig vom Strom Ia , der aus dem Gerät hinausfließt, Uk = U0 − Ri Ia . Der Strom Ia wiederum ist abhängig vom Lastwiderstand Ra : Ia = Uk /Ra . Einsetzen und Auflösen nach Uk ergibt Ra Uk = U0 . Ra + Ri Abb. 1.4 Reale Stromquelle Abbildung 2.27: Ersatzschaltbild für eine reale Spannungsquellen gibt es für zeitlich konstante Spannungen wie a Spannungen. Stromquelle. Entsprechende Geräte sind auch für zeitlich konstante un verfügbar. Am Beispiel der Spannungsquellen seien im folgende Bei der realen Spannungsquelle der Innenwiderdardspannungen aufgelistet. GanzistAnaloges gilt auch für Stromquellen. Gleichspannung („Labornetzgeräte“) 19 Gleichspannungen dienen zur allgemeinen Versorgung von elektronischen betriebenen Komponenten in Experimenten. Für sie gilt U (t ) U 0 const. oder dU dt 0. Um diese Bedingung zu erreichen, verfügen diese Geräte über Regelkrei Spannung und über Filter zur Unterdrückung von Wechselspannungsant 2 Grundlagen IK stand Ri parallel zur idealen Stromquelle geschaltet. Dadurch wird der Ausgangsstrom I0 der idealen Quelle geteilt: I0 = Ia + Ii : ein Teil Ii fließt über den Innenwiderstand ab, ein anderer (möglichst großer) Teil Ia über den Lastwiderstand Ra . Der Innenwiderstand sollte in diesem Fall möglichst hoch sein, d.h. bei einer idealen Stromquelle gilt Ri → ∞. Der Ausgangsstrom sinkt mit zunehmender Klemmspannung UK und abnehmendem Innendwiderstand Ri : IA UA Abbildung 2.29: Graphische Lösung Leistungsanpassung. UK Ia = I0 − . Ri Ra Ri Ra ) = I0 . Ri Aufgelöst nach Ia : Ia (1 + die Die Lösung erhält man geometrisch (siehe Abbildung 2.29) oder algebraisch. Bei der geometrischen Lösung erhält man die Leistung als Produkt aus Strom und Spannung, d.h. als die Fläche des eingefärbten Rechtecks. Diese wird maximal wenn Strom und Spannung jeweils die Hälfte ihres Maximalwerts errreichen. oder Ia (1 + für verschwindet diese bei offenem Anschluss (Strom verschwindet) und bei Kurzschluss (Spannung verschwindet). Dazwischen existiert ein Maximum. Die Klemmspannung ist das Produkt aus Widerstand und Strom, UK = Ra Ia , d.h. Ia = I0 − Ia UK Ra Ri ) = I0 . . Ri Ri + Ra Für die algebraische Lösung berechnen wir zuerst die Leistung Uk2 1 RaU0 2 P= = . Ra Ra Ra + Ri Er verschwindet, wenn der Lastwiderstand unendlich hoch wird, Ra → ∞, d.h. wenn die Klemmspannung Um diese zu maximieren, berechnen wir die Ableitung UK = Ri I0 = U0 dP = 0 → Ra = Ri . dRa wird. Daraus folgt 2.5.4 Leistungsanpassung 1 Pmax = Ri Ri Ra U0 2 2 = U02 . 4Ri 2.6 Einfache Schaltungen 2.6.1 Wheatstone Brücke Abbildung 2.28: Aktiver Zweipol mit Last Die Wheatstone Brücke dient dazu, Widerstände zu messen. Dazu gleicht man die Schaltung so ab, dass kein Strom durch das Messgerät zwischen den Knoten C und D fließt. Die Schaltung ist aus drei Maschen aufgebaut. Wenn wir auf jede dieser Maschen Ein typisches Problem bei der Beschaltung einer Strom- oder Spannungsquelle ist die optimale Leistungsanpassung: man möchte die Leistung maximieren, welche über der Last abfällt. Offenbar 20 2 Grundlagen Für den Strom durch das Messgerät erhält man Im = U0 (R2 R3 − R1 R4 ) , N mit N = R1 R2 R3 + R1 R2 R4 + R1 R3 R4 + R2 R3 R4 + R1 R3 Rm + R2 R3 Rm + R1 R4 Rm + R2 R4 Rm . Offenbar verschwindet dieser dann, wenn R2 R3 = R1 R4 . Da man den Strom sehr exakt auf 0 einregeln kann, erlaubt einem diese Anordnung, den unbekannten Widerstand R3 mit der Genauigkeit zu bestimmen, mit der die Referenzwiderstände R1 , R2 und R4 bekannt sind. Abbildung 2.30: Wheatstone Brücke UG die Maschenregel anwenden, erhalten wir die folgenden Beziehungen: Z ZProbe UB 1. Masche : −U0 + R1 I1 + R2 I2 = 0 RRef 2. Masche : R3 I3 + Rm Im − R1 I1 = 0 Z CRef 3. Masche : R4 I4 − R2 I2 − Rm Im = 0 Ausserdem wenden wir die Knotenregel an auf die Knoten Abbildung 2.31: Wheatstone Brücke für komplexe Impedanzen • A, B : Iges = I1 + I3 = I2 + I4 Das Prinzip kann veralgemeinert werden auf komplexe Impedanzen, indem man an Stelle eines Referenzwiderstandes eine komplexe Impedanz, z.B. bestehend aus einem Widerstand und einem Kondensator, einsetzt. • C : I1 + Im = I2 • D : I3 = Im + I4 Somit haben wir ein System von Gleichungen für die 5 Ströme, das wir in Matrixform schreiben können, Autokompensationsbrücke ~ : (M)~I = U −R1 0 R3 0 −Rm 0 −R2 0 R4 Rm R1 R2 0 0 0 1 −1 0 0 −1 0 0 1 −1 1 I1 I2 I3 I4 Im = 0 0 U0 0 0 . Die einzelnen Zeilen dieser Gleichung folgen aus den Maschen 2, 3, 1 und aus den Knoten C, D. Die Gleichung kann nach den Strömen aufgelöst werden Abbildung 2.32: Automatisierte Messbrücke Das Vorgehen kann auch automatisiert werden: das Gerät regelt die Referenzimpedanzen so, dass der Messstrom verschwindet und berechnet daraus die Impedanz der Last. ~I = M −1U. ~ 21 2 Grundlagen Die hier verwendete Analyse ist nicht die einzige Möglichkeit. Algebraisch deutlich weniger aufwendig ist z.B. die folgende Betrachtung: R1 , R2 und R3 , R4 bilden jeweils einen Spannungsteiler. Teilen sie die Spannung U0 im gleichen Verhältnis, verwenden: (G1 + G4 + G2 )U1 − G2U2 = G1UA −G2U1 + (G2 + G5 + G3 )U2 = G3UB oder, in Matrixschreibweise, als U1 IA (G) = . U2 IB R1 R3 = , R2 R4 so haben die Punkte C und D das gleiche Potenzial und die Spannung über dem Messinstrument verschwindet. Dies is offensichtlich die gleiche Gleichug wie R2 R3 = R1 R4 . Dieses Gleichungssystem kann mit den üblichen Methoden der linearen Algebra gelöst werden. 2.6.3 Knotenanalyse für reaktives Netzwerk 2.6.2 Knotenanalyse für Widerstandsnetzwerk h29 Nach dem gleichen Prinzip können andere Netzwerke analysiert werden. So können wir z.B. Potenzial an bestimmten Knoten berechnen: U1 U2 UA UB U3 = 0 Abbildung 2.34: Reaktives Netzwerk Abbildung 2.33: Netzwerk für Knotenanalyse Das zweite Beispiel enthält neben Widerständen auch reaktive Elemente (Kondensatoren und Spulen). Gesucht sind Rx und Lx so, dass der Strom durch Ra verschwindet. Wir bestimmen die Potenziale U1 und U2 , indem wir die Knotenregel auf die beiden Punkte anwenden. Da U3 = 0, ist dieser Knoten die Referenzspannung. Allgemein erhält man bei n Knoten n − 1 Gleichungen. Für zeitabhängige Spannungen existiert keine allgemeine Lösung, aber für harmonische Spannungen existiert eine Lösung, welche von der Frequenz abhängt. Die Berechnung erfolgt analog, wir wenden die Knotenregel auf Knoten 3 an, wobei die Elemente durch komplexe Impedanzen beschrieben werden: Für den Knoten 1 erhalten wir UA −U1 U3 −U1 U2 −U1 + + =0 R1 R4 R2 und am Knoten 2 IR + IC + IRa = 0. U1 −U2 U3 −U2 UB −U2 + + = 0. R2 R5 R3 Wir drücken die Ströme durch Spannungen und Impedanzen aus: Dies lässt sich etwas kompakter schreiben, wenn wir anstelle der Widerstände die Leitwerte Gi = 1/Ri U3 −U1 U3 + (U3 −U2 )iωC + = 0. R Ra 22 2 Grundlagen Umgeformt: 1 1 1 + iωC + U3 = 0. − U1 − iωCU2 + R R Ra Wir führen jetzt die folgende Schreibweise ein: G31U1 + G32U2 + G33U3 = 0. Hier ist Gik der Leitwert zwischen den Knoten i und k. Das Diagonalelement Gii = − ∑ Gik ist der Gesamtleitwert des i-ten Knotens. Die Leitwerkmatrix ist symmetrisch, Gik = Gki . Für das gezeigte Netzwerk lautet sie 1 Ri + iωC + −iωC − R1 1 R 1 Rx −iωC 1 + iωL + 2iωC x −iωC − R1 1 R Abbildung 2.35: Ersatzschaltbild für einen realen Widerstand. G= −iωC + iωC + R1a Hier haben wir bereits verwendet, dass U4 = 0 und die entsprechende Zeile / Kolonne wegelassen. Noch nicht berücksichtig wurde der Strom, welcher aus der Quelle über den Eingangswiderstand Ri hineinfließt. Wir addieren diesen auf der rechten Seite, UL /Ri GU = 0 . 0 2.7.1 Reale Widerstände . Ein einfaches Ersatzschaltbild, welches das Verhalten eines realen Widerstandes gut beschreibt, berücksichtigt z.B. Streukapazitäten zwischen den Elementen des Widerstandes, welche als parallel geschalteter Kondensator erscheinen, sowie die Induktivität der Zuleitungen, welche in Serie zum Widerstand erscheint. Die Bedingung Ia = 0 ist dann äquivalent zu U3 = 0. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn 1 + iωC + R1 −iωC − URLi 1 Ri 1 1 U3 = −iωC 0 = 0 Rx + iωLx + 2iωC |G| 1 −R −iωC 0 oder Frequenzgang bis 1 GHz Abbildung 2.36: Der zugehörige Frequenzgang. 1 Rx = 2 2 ω C R Die parallele Kapazität führt dazu, dass bei hohen Frequenzen der Widerstand gegen 0 abfällt. Abbildung 2.36 zeigt das den zugehörigen Frequenzgang auf einer logarithmischen Skala. und Lx = 1 . 2ω 2C 2.7 Reale Bauelemente Abbildung 2.37 zeigt einige unterschiedliche Typen von Widerständen. Bei den meisten handelt es sich um Trimm-Potentiometer. Reale Bauelemente weichen immer vom idealen Verhalten ab. Hier werden einige typische Abweichungen diskutiert. Bei den gängigsten Widerständen wird der Widerstandswert mit Hilfe von farbigen Ringen codiert: die beiden ersten Ringe stehen für die beiden signi- 23 2 Grundlagen Abbildung 2.37: Widerstandstypen. Abbildung 2.39: Farbcode für Widerstände. Abbildung 2.38: Farbcodierung von Widerständen. fikanten Stellen, der dritte gibt die Zehnerpotenz an (im Beispiel: 10 · 104 = 100 kΩ), und der vierte Ring bezeichnet die Präzision. Abbildung 2.40: Symbolde für unterschiedliche Widerstandstypen. Abbildung 2.39 zeigt den Farbcode, der für diese Markierungen verwendet wird. In Schaltschemen werden die unterschiedlichen Widerstandstypen durch die in Abbildung 2.40 gezeigten Symbole markiert. Wichtige Kriterien für die Wahl eines Kondensators sind die Kapazität, welche die Ladung begrenzt, welche darauf gespeichert werden kann, und die maximale Spannung. Die höchsten Kapazitäten werden erreich mit Elektrolytkondensatoren, welche jedoch nur bei relativ geringen Spannungen verwendet werden können. 2.7.2 Reale Kondensatoren Bei realen Kondensatoren findet man immer endliche Widerstände parallel dazu, wie auch in den Zuleitungen. Wie bei den realen Widerständen muss auch hier die Impedanz der Zuleitungen berücksichtigt werden. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Verlustfaktor. Dieser spielt insbesondere bei hohen Leistungen und hohen Frequenzen eine wichtige Rolle. In Schaltplänen werden die unterschiedlichen Typen mit unterschiedlichen Symbolen bezeichnet. Abbildung 2.46 fasst die wichtigsten zusammen. Dies führt u.a. dazu, dass die Impedanz für hohe Frequenzen wieder ansteigt. Bei Kondensatoren existieren sehr unterschiedliche Bauformen, welche unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Die Beschriftung von Kondensatoren ist nicht einheitlich und deshalb oft verwirrend. So bedeutet die Zahl ”473” 47 · 103 pF = 47 nF und der Ausdruck 24 2 Grundlagen MKS: Styroflex = Polystyrol kleiner Verlustwinkel Elko: hohe Kapazität pro Volumen Abbildung 2.41: Realer Kondensator und passendes Ersatzschaltbild. 24 Abbildung 2.43: Bauformen für unterschiedliche Kondensatortypen. Frequenzgang log. Skala bis 100 MHz Abbildung 2.42: Frequenzgang Kondensators. eines realen ”.33 K 250” steht für eine Kapazität von 0,33 µF = 330 nF, K bezeichnet eine Toleranz von 10%, und 250 die Spitzenspannung in Volt. Abbildung 2.44: Spannungs- und Kapazitätsbereiche für unterschiedliche Arten von Kondensatoren. 2.7.3 Reale Spulen die beiden Elemente parallel geschaltet sind, geht die Impedanz bei der Resonanz gegen unendlich. Spulen besitzen einen endlichen Widerstand, welcher ausserdem frequenzabhängig ist, aufgrund des Skin-Effektes: Ströme dringen nur bis zu einer Tiefe Diese Resonanz ist im Frequenzgang gut erkennbar. δskin = Abbildung 2.49 zeigt einige unterschiedliche Typen von Spulen. 2 ω µσ in das Metall ein. Außerdem erhält man Verluste aufgrund der induzierten Magnetisierung und Wirbelströme. Im Ersatzschaltbild 2.47 können diese Verluste durch einen in Reihe geschalteten Widerstand berücksichtigt werden. Zwischen den Windungen einer Spule existieren außerdem Streukapazitäten, welche als parallel geschalteter Kondensator beschrieben werden können. Die Kombination von Kapazität und Induktivität ergibt einen Schwingkreis. Da 25 2 Grundlagen Abbildung 2.45: Verlustfaktoren für unterschiedliche Arten von Kondensatoren. Ringkernspule = Drossel ! Abbildung 2.46: Symbole für unterschiedliche Arten von Kondensatoren. Spule mit Kern 10.7 MHz Bandfilter Relaisspule Wickelkörper mit Ferritkern (HF-Spule) Abbildung 2.49: Unterschiedliche Spulentypen. Abbildung 2.47: Ersatzschaltbild für reale Spule. Frequenzgang bis 100 MHz Abbildung 2.48: Frequenzgang einer realen Spule. 26