(1) Dynamik : Newton (1642-1727) Bislang : Nur Kinematik - reiner Bewegungsablauf, keine Ursachen : Rein geometrische Begriffe → zeitlich Änderung geometrischer Größen Mathematischer Ansatz → Differentiation + Integration vektorieller Zusammenhänge Keine Rede von : Masse, Kraft, Energie, Impuls … !! ⇓ Erfassen der Ursachen = Kräfte die auf Massen wirken : Darstellung + Quantifizierung der Ursachen der Bewegungsänderung Vorhersage des Bewegungsablaufs bei Kenntnis der Kräfte !! ⇓ Übergang von Kinematik zur Kinetik = Dynamik : Newtons Axiome Grundlage aller Bewegungsänderung / Beschleunigung : Kraft = Wechselwirkungen zwischen Massen Alle Kräfte verschwinden im Grenzfall r → ∞ Freies Teilchen = wechselwirkungsfrei Bewegungsänderungen bedeuten stets Beschleunigungen Änderung Betrag und / oder Richtung der Geschwindigkeit Nature and nature's law lay hid in night : God said, let Newton be ! And all was light ! Alexander Pope 1735 Newtons Dynamik ist die erste Große Vereinheitlichende Theorie der Physik © H.Neuendorf (2) Dynamik : Newton 1687 Lösung eines Problems setzt Kenntnis des Kraftgesetzes voraus Newton , Vorwort zur Principia : Wir müssen die Kräfte aus den Bewegungserscheinungen aufspüren - und anschließend aus diesen Kräften die übrigen Naturerscheinungen herleiten. Newtons Gesetze = Axiome Aus anderen Gesetzen nicht ableitbar ⇒ Haben Status von Axiomen Manifestation ihrer Gültigkeit : Bei vorgegebener Wechselwirkung erhält man durch mathematische Ableitung eine empirisch zutreffende Beschreibung der resultierenden Bewegung Zwei Vorgehensweisen : 1. Kräfte ⇒ Bahnkurve / Bewegung 2. Bahnkurve ⇒ verursachende Kräfte / Wechselwirkungen Weitere revolutionäre Konzeption : © H.Neuendorf Der leere Raum als Träger von Fernwirkungskräften (3) Newton'sche Axiome (1687) 1. Axiom Trägheitsprinzip Jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder gleichförmig geradlinigen Bewegung, solange keine Kraft auf ihn einwirkt ! Kräftefreier Körper 2. Axiom Ruhe + gleichförmige Bewegung sind gleichwertig. Nur Beschleunigungen müssen erklärt werden ! Aktionsprinzip Zwischen der die Wechselwirkung beschreibenden Kraft F und der konstanten! Masse m sowie der Beschleunigung a besteht die Beziehung : Wirkung Umgebung auf Körper → → F = m⋅ a = m⋅ 3. Axiom 2 → d r (t ) dt 2 kg ⋅ m N = s 2 Einführung von Kraft und Masse in die Physik ! Reaktionsprinzip - Actio = Reactio - paarweises Auftreten Zwei wechselwirkende Teilchen üben entgegengesetzt gleich große Kräfte aufeinander aus: → → → F 21 = − F 12 Für zwei isolierte Massen gilt : → → ⇒ F 11 = 0 ⇒ Massenbestimmung mit normierter Masse m1a1 =| F 21 |=| − F 12 |= m 2 a 2 ⇒ Kräfte können abhängen von Ort, Geschwindigkeit und Zeit © H.Neuendorf → m1 a 2 = m 2 a1 Masse ist Maß für Trägheit der Materie = Widerstand gegen Bewegungsänderung. Massenbestimmung über Kräfte (4) Newton'sche Axiome 1 Block v "Herleitung" 2.Newtonsches Axiom Beschleunigung = a = const 1 Gewicht = 1 Kraft t v 1 Block 2 Gewichte = Doppelte Kraft Beschleunigung = 2·a t v Beschleunigung = 1/2·a 2 Blöcke = Doppelte Masse → → a∝F → → a || F © H.Neuendorf 1 Gewicht = 1 Kraft → 1 | a |∝ mT t → → → → F ⇒ a= ⇔ F = m⋅a mT Beschleunigung immer parallel zur Kraft ⇒ Kraft ist ein Vektor Masse beeinflusst nicht Beschleunigungsrichtung ⇒ Masse ist ein Skalar Zwei Körper haben gleiche Masse wenn die gleiche Kraft die gleiche Beschleunigung bewirkt 3. Axiom : Actio = Reactio (5) Beispiel Gilt gleichermaßen für : Fernwirkungskräfte → keine materielle Verbindung zwischen Körpern Nahwirkungskräfte → materielle Verbindung zwischen Körpern Magnetismus, Gravitation Feder Statische + dynamische Verhältnisse → Kräftegleichgewicht + Bewegung Newtons Versuch : Entgegengesetzt gleiche Anziehungskräfte zwischen Eisenstück und Magnet Nach Zusammentreffen in Ruhe ⇒ Würde eine der beiden Kräfte dominieren, so würde sich System nach Zusammenstoß weiterbewegen ⇒ Actio = Reactio ! Kraft Erde auf Person = Kraft Person auf Erde Aber sehr unterschiedliche Beschleunigungen a = F / m wegen sehr unterschiedlicher Massen ! © H.Neuendorf (6) Schwere und träge Masse - Kraft und Masse Bestimmung der Masse : Völlig verschiedene 1. Über Beschleunigung, die Kraft dem Körper erteilt = Träge Masse mT Phänomene + Massenbegriffe ! 2. Mittels Waage über Gravitation = Schwere Masse mS Gravitation - zwischen zwei Massen ♦ Hängt nur von Massen + Abstand ab ♦ Wirkt entlang Massen-Verbindungslinie ♦ Zum Massenzentrum gerichtet ♦ Grav.Konstante γ = 6.667·10-11 m3 / (kg·s2) → → F 12 = − e r ⋅ γ ⋅ → m1 ⋅ m 2 r2 m2 F12 → F 12 = − F 21 er Erdoberfläche : r m1 Erdanziehungskraft auf Masse = Gewicht Mittlere Schwerebeschleunigung g = 9.81 m/s2 G =γ ⋅ m S ⋅ M Erde rE2 Genaueste Messungen : mT = mS Alle Körper fallen gleich schnell (Galilei) Mit Masse wächst Gravitationsanziehung - aber auch Trägheit dh Widerstand gegen Beschleunigung ⇒ Kompensation ! © H.Neuendorf γ⋅ γ⋅ m S ⋅ M Erde rE2 M Erde rE2 = mT ⋅ a ⇒ = a ≡ g ≈ 9.81 m s2 (7) Gravitation Cavendish Gravitationswaage Experiment mit Massen von wenigen Kilogramm Annäherung von m' an m bewirkt Anziehung ⇒ Auslenkung von m ⇒ Verdrillen des geeichten Torsionsfadens Genaue Messung kleiner Auslenkungen mittels Spiegel → → F G = − e r ⋅γ ⋅ m1 ⋅ m 2 r2 Bestätigung Gravitationsgesetz + Bestimmung Grav.konstante : Durch Messungen mit verschiedenen Massen m , m' und Abständen r The way of Newton : Drehmoment-Gleichgewicht wenn Mass tells gravity how to exert a force FG , Gravitationsmoment = Torsionsmoment Force tells mass how to accelerate F = m⋅a The way of Einstein : Mass + Energy tells space-time how to curve, Curved space-time tells mass how to move. © H.Neuendorf J.Wheeler Übergang von Fernwirkungstheorie zu Nahwirkungstheorie (8) Drittes Kepler-Gesetz aus Gravitationsgesetz Planeten laufen auf fast kreisförmigen Ellipsen mit Radius r Gravitationskraft liefert Zentripetalkraft M = Masse Zentralgestirn Sonne FG = γ ⋅ ⇒ r3 T2 M ⋅m r = 2 Die Quadrate der Umlaufzeiten T verschiedener Planeten verhalten sich wie die Kuben der großen Achse a ihrer Ellipsenbahnen (1619) m = Planetenmasse = F p = m ⋅ω 2 ⋅ r = m 4π 2 T 2 ⋅r ω= 2π T γ ⋅M = const 2 4π Konstante unabhängig von Planetenmasse m Nur von Zentralgestirnmasse M abhängig ⇒ Für alle Planeten eines Sonnensystems identisch! Aus Konstante ist Masse Zentralgestirns ermittelbar ! Ermittlung der Sonnenmasse © H.Neuendorf Galileis + Keplers Gesetze folgen direkt aus fundamentaler Newtonschen Physik ! (9) Impuls und exaktes 2.Axiom → Definition Impuls : → p := m ⋅ v [ kg·m / s ] Speziell → zeitlich konstante Masse → → → d d dm dv p = (m ⋅ v ) = ⋅v+ m⋅ dt dt dt dt ⇒ Standardfall → : Allgemeingültige Gleichung für Kraft erst durch Berücksichtigung möglicher Massenänderungen ⇒ Richtige Fassung des 2.Axioms : → → → → d dv = m⋅ a = F p = m⋅ dt dt Vertrauter Ausdruck F = m·a gilt nur für konstante Masse ! Gegenbeispiele : d → → p=F dt ⇒ → → d dm → = (m ⋅ v ) = ⋅v+ m⋅a dt dt F = 0 N ⇔ p = const → p( t ) = m ( t ) ⋅ v ( t ) © H.Neuendorf Planetenmasse nimmt durch einfallende Materie zu Der Impuls eines freien Teilchens ist konstant ! Allgemeine Definition des Impulses : → Rakete stößt Verbrennungsgase aus → → d p = F ⋅ dt Die Kraft muss über einen Zeitraum dt > 0s einwirken, um eine Bewegungsänderung hervorrufen zu können Exaktes 2.Axiom Beispiel für : → (10) → F ≠ m⋅a Wenn : → v m (t ) ≠ const dm ( t ) kg ≠0 dt s Wagen laufe reibungsfrei in x-Richtung Nur exaktes 2.Axiom führt zu richtigen Überlegungen ! 1d-Problem Keine äußere Krafteinwirkung in x-Richtung ⇒ x Falsch : Fx = m ⋅ a x = 0 N Richtig : Fx = 0 N = Fx = 0N ⇒ ax = 0 m s 2 ⇒ v x = const Fx = 0 N Beobachtung : Wagen wird langsamer ! dp x dv dm (t ) dm (t ) = m (t ) ⋅ x + v x ⋅ = m (t ) ⋅ a x + v x ⋅ dt dt dt dt Keine Kraft in x-Richtung ⇒ a x (t ) = − v x (t ) dm ( t ) ⋅ ⇒ a x (t ) < 0 ⇒ v x (t ) ↓ m ( t ) dt Keine äußere Krafteinwirkung in x-Richtung. Dennoch verändert sich die Geschwindigkeit ! © H.Neuendorf Newtonsche Bewegungsgleichung - 2. Axiom (28) → F res = m ⋅ a = m ⋅ Allgemeines Vorgehen 1. Aufstellen Bewegungsgleichung für System : Zusammenfassung aller wirkenden Kräfte in 2.Axiom = Bewegungsgleichung → 2 → d r (t ) dt 2 Wahl geeigneter Koordinaten ! 2 → d r (t ) dt 2 1 → = ⋅ F res m 2. Formulierung Randbedingungen : r0, v0 für t0 = 0 s 3. Integration der Bewegungsgleichung = Lösen Differentialgleichung : Berechung Ortsvektor r(t) als Funktion der Zeit = Bahnkurve Superpositionsprinzip der Kräfte → → F res = ∑ F i "4.Axiom" Kraft wirkt auf Massenpunkt unabhängig von anderen Kräften i Kräfte werden vektoriell addiert x Problem : Aufstellen der Bewegungsgleichung meist einfach – aber … Lösen der Bewegungsgleichung = Differentialgleichung nur in einfachen Fällen analytisch möglich ! Ausweg : Numerische Integration ! © H.Neuendorf ϕ r Lösung Bewegungsgleichung in einfachen Fällen ⇒ Direkte Integration (29) 1. Kraft F ist null ⇒ Konstante Geschwindigkeit in Größe und Richtung = Geradlinig gleichförmige Bewegung → → → F d v (t ) = a =0= ⇒ m dt → → d r (t ) → v (t ) = = v 0 = const ⇒ dt → → → r (t ) = r 0 + v 0 ⋅ t 2. Kraft F ist konstant in Größe und Richtung ⇒ Konstante Beschleunigung = Geradlinig gleichförmig beschleunigte Bewegung → → → F d v (t ) =a= ⇒ m dt → v (t ) = → → → d r (t ) = v 0 + a⋅ t ⇒ dt → → → → r (t ) = r 0 + v 0 ⋅ t + 3. Kraft F ist konstant + steht senkrecht zur Bahn = konstante Normalkraft a 2 t 2 ⇒ Stets senkrecht zur Geschwindigkeit v ⇒ Ändert nicht Betrag von v, nur Richtung ⇒ Kreisbewegung : Zentripetalkraft Richtung Mittelpunkt → → F → v2 → 2 = a p = − ⋅ e r = −ω ⋅ r ⋅ e r m r v2 F = m ⋅ = m ⋅ω 2 ⋅ r r © H.Neuendorf Zentripetalkraft Stets antiparallel zu r(t) Harmonischer ungedämpfter Oszillator Bsp Federkraft Masse gleitet reibungsfrei, schwingt an Feder hin- und her Eindimensionales Problem : Koordinate x(t) genügt (30) Rückstellkraft F Lösung Bewegungsgleichung in nichttrivialen Fällen 0 k2 Auslenkung x Annahme: Hooksches Gesetz ! x0 k1 > k2 Federkonstante k x → | F ( x ) |= k ⋅ x m → F ( x ) = −k ⋅ x → → F ( x) F ( x) Modellsystem : Chemische Bindung, Festkörper, ElektronengasSchwingung … Masse bei x > 0m ⇒ Feder gedehnt ⇒ Federkraft in -x Richtung Masse bei x < 0m ⇒ Feder gestaucht ⇒ Federkraft in +x Richtung ⇒ Kraft F( x(t) ) hat stets zur Auslenkung x(t) entgegengesetztes Richtungsvorzeichen ⇒ F = - k·x ⇒ Rückstellkraft : Hemmt die weitere Auslenkung, wirkt ihr stets entgegen © H.Neuendorf Lösung Bewegungsgleichung : Harmonischer Oszillator Kraft wirkt proportional zu und gegen Auslenkung x(t) Randbedingungen t = 0s : F ( x ( t )) = m ⋅ a = m ⋅ ⇒ ⇒ ⇒ d2x dt 2 d2x dt 2 + d 2 x (t ) dt 2 d 2 x (t ) m s2 v(t = 0s) = v0 ⇒ ⇒ © H.Neuendorf x0 (31) m F = - k·x k : Federkonstante Homogene Lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung mit konstanten Koeffizienten in x(t) ω= k m = −ω 2 ⋅ x ( t ) x (t ) = c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) • k = − k ⋅ x (t ) k m ⋅x =0 2 m s +ω 2 ⋅ x = 0 dt 2 x(t = 0s) = x0 x Physik : Periodischer Vorgang ! Mathe : Gesucht ist Funktion, deren zweite Ableitung gleich Negativen der Funktion selbst ist mit Vorfaktor ω2 Lösungsansatz einer harmonischen Bewegung → Cosinus und Sinus Testen durch Einsetzen in DGL Zeigt dass Ansatz korrekt ist ! x ( t ) = −c1ω ⋅ sin(ω ⋅ t ) + c 2ω ⋅ cos(ω ⋅ t ) •• x (t ) = −c1ω 2 ⋅ cos(ω ⋅ t ) − c 2ω 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) = −ω 2 ⋅ x (t ) Wie lauten Konstanten c1 und c2 ? Einbau Randbedingungen ! … Lösung Bewegungsgleichung : Harmonischer Oszillator x Bestimmung Faktoren (Amplituden) c1 und c2 aus zwei vorgegebenen Randbedingungen für t = 0s : k 1) x (t = 0) = c1 = x 0 2) v ( t = 0) = x (t = 0) = c 2 ⋅ ω = v 0 x ( t ) = x 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + v0 ω ⇒ c2 = v0 ω ⇒ x(t) = x0 cos (ωt) ⋅ sin(ω ⋅ t ) Sinus + Cosinus haben Periodizität 2π : cos(α) = cos( α+2π ) x (t ) = c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) 1d-Oszillator hat 2 Freiheitsgrade. Pro Freiheitsgrad ist eine Anfangsbedingung nötig. DGL ist von zweiter Ordnung. Somit zwei zu bestimmende Konstanten in Lösung enthalten. ⇒ cos(ω ⋅ t ) = cos(ω ⋅ (t + T )) = cos(ω ⋅ t + ω ⋅ T ) sin(ω ⋅ t ) = sin (ω ⋅ (t + T )) = sin(ω ⋅ t + ω ⋅ T ) ⇒ ω ⋅ T = 2π © H.Neuendorf m Speziell: Masse bei t = 0s mit Auslenkung x0 mit v0 = 0 m/s Periode T : Nach ∆t = T kompletter Zyklus = 1 Schwingung durchlaufen x (t ) = x (t + T ) (32) F = - k·x • ⇒ x0 ⇒ T= 2π ω = 2π ⋅ m k Periode T unabhängig von Amplitude ! T= 1 ⇒ f ω = 2π ⋅ f (33) Wirkung der Gewichtskraft : Bewegungsgleichung : Seil an Tischkante Kleine Änderung - große Wirkung … L m Gesamtlänge L 0m Masse m Kraft tritt mit positivem Vorzeichen auf ⇒ Reibungsfrei ! Randbedingungen t0 = 0s : x0 x → F ( x (t )) x( 0s ) = x0 ⇒ ⇒ 2 d x (t ) dt 2 2 d x (t ) d t2 =+ g ⋅ x (t ) L = +λ ⋅ x (t ) 2 x (t ) = c1 ⋅ e + λ ⋅t + c 2 ⋅ e − λ ⋅t © H.Neuendorf v( 0s ) = v0 F ( x ( t )) = + m ⋅ g ⋅ x (t ) d 2 x (t ) = m ⋅a = m ⋅ F ( x ( t )) = + m ⋅ g ⋅ L d t2 λ= g L Keine rücktreibende sondern verstärkende Kraft ⇒ x (t ) L Keine Schwingung sondern selbstverstärkender Prozess : Seil rutscht immer schneller über die Tischkante DGL unterscheidet sich nur im Vorzeichen der Kraft von DGL des harmonischen Oszillators Dennoch ganz anderer Vorgang + Ganz andere Lösungsfunktion x(t) ! Gesucht: Funktion, deren zweite Ableitung bis auf Faktor mit Funktion übereinstimmt Vergrößerung Auslenkung führt zu ständiger Zunahme von Beschleunigung + Geschwindigkeit solange noch Teil des Seils auf Tisch Übung : 1. Testen der Lösungsfunktion durch Einsetzen! 2. Bestimmen der Konstanten! 3. Warum reicht eine eFunktion als Lösung nicht aus? (34) Bewegungsgleichung : Starres ideales Pendel Starres Pendel r = const - mit Auslenkung ϕ0 losgelassen ϕ Rücktreibende Gravitationskraft F = m⋅g bewirkt Schwingung r m Eindimensional : Auslenkwinkel ϕ(t) reicht zur Beschreibung Zerlegung Kraft mg in zwei Komponenten s = r·ϕ a) parallel zu Stab : = mg cos(ϕ) nicht beschleunigend b) parallel zu Bahn : = - mg sin(ϕ) beschleunigende Rückstellkraft ds = r ⋅ dϕ ds dϕ dv d 2ϕ ⇒ v = =r⋅ ⇒ a= =r⋅ 2 dt dt dt dt ⇒ F = m ⋅a = m ⋅r ⋅ ⇒ d 2ϕ dt d 2ϕ dt 2 2 d 2ϕ dt 2 g + ⋅ sin ϕ = 0 s − 2 r + ω 2 ⋅ ϕ = 0s −2 = − m ⋅ g ⋅ sin ϕ ≈ ω= d 2ϕ dt 2 g r g + ⋅ ϕ = 0 s −2 r Weg entlang Kreisbogen Winkel im Bogenmaß Leichte Lösbarkeit nur durch Linearisierung der Bewegungsgleichung ϕ << 1 ⇒ sin(ϕ) ≈ ϕ Anfangsbedingung t = 0s : ϕ(t=0s) = ϕ0 Identische mathematische Struktur wie harmonischer Oszillator ! © H.Neuendorf mg v(t=0s) = v0 = 0m/s (35) Bewegungsgleichung : Starres ideales Pendel Übernahme Lösungsansatz vom harmonischen Oszillator : ϕ r ϕ (t ) = c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) m Faktoren c1 und c2 aus Randbedingungen für t = 0s : 1) ϕ (t = 0 s ) = c1 = ϕ 0 • 2) v ( t = 0 s ) ⇒ ϕ ( t = 0 s ) = c 2 ⋅ ω s = r·ϕ mg • speziell : ϕ (t = 0 s ) = 0 s −1 ⇒ c 2 = 0 ⇒ ϕ (t ) = ϕ 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) ϕ (t ) = ϕ (t + T ) Periodischer Vorgang - Periode T durch 2π-Periodizität festgelegt : ⇒ cos( ω·(t+T) ) = cos( ω·t + ω·T ) = cos( ω·t ) Galilei : Die Schwingungsdauer T des Pendels ist unabhängig von seiner Masse und unabhängig von seiner Amplitude ! Nur Näherung !! ⇒ ω·T = 2·π ω= g r r 1 T = 2π ⋅ = g f ϕ(t) t Für größere Amplituden wächst T mit der Amplitude - und Bewegung ist nicht mehr harmonisch → Simulation im Rechner … © H.Neuendorf Ortsraumdarstellung Phasenraumdarstellung : Analyse Periodizität + Stabilität von Systemen Auftragung Geschwindigkeit dx / dt gegen Ort x(t) Eigenschaften : Analog für Oszillator, Pendel und andere osz. Systeme x ( t ) = − x 0 ⋅ ω ⋅ sin(ω ⋅ t ) 1. Ungedämpfter periodischer Vorgang hat im Phasenraum eine geschlossene Bahn • Muss aber kein Kreis sein ! x (t ) = x 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) • ϕ (t ) = ϕ 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) ϕ (t ) = −ϕ 0 ⋅ ω ⋅ sin(ω ⋅ t ) • • x (t ) ϕ (t ) , ω ω Für das nicht-linearisierte reale Pendel erhält man keinen exakten Kreis ! 2 Abweichung wächst mit Amplitude ! 1 1 x (t ), ϕ (t ) 2. Zeichen für Energieerhaltung → Zyklische Umwandlung E pot ↔ E kin 3. Bei Dämpfung ⇒ Spirale zum Ursprung = Attraktor System kommt zum Stillstand 4. Kennzeichen nichtperiodischer chaotischer Vorgänge ist nichtgeschlossene, nicht-periodische Bahn 2 1 = Umkehrpunkte → Max. Auslenkung , Geschwindigkeit = 0 m/s 2 = Nulldurchgang → Max. Geschwindigkeit , Auslenkung = 0 m © H.Neuendorf (36) (37) Lösung Bewegungsgleichung : Gekoppelte Oszillatoren Eindimensionales Problem - 2 Koordinaten (x1, x2) 2 identische Massen m Kopplung mit 3 identischen Federn → Konstante k Auslenkungen aus Gleichgewichtslagen ⇒ Kräfte : x1, x2 und Relativauslenkung (x2 - x1) Vorzeichen : Unterschiedliche Richtung Federkraft relativ zu Auslenkrichtung F1 = − k ⋅ x1 F2 = ± k ⋅ ( x 2 − x1 ) F3 = −k ⋅ x 2 Modell zur Behandlung von thermischen Schwingungsanregungen im kristallinen periodischen Festkörpergitter Resultierende Kräfte auf Massen ⇒ Bewegungsgleichungen für x1(t) und x2(t) : m⋅ m⋅ d 2 x1 dt 2 d 2 x2 dt 2 = − k ⋅ x1 + k ⋅ ( x 2 − x1 ) = k ⋅ ( x 2 − 2 x1 ) Dehnung mittlere Feder wenn x2 > x1 = −k ⋅ x 2 + k ⋅ ( x1 − x 2 ) = k ⋅ ( x1 − 2 x 2 ) Somit wirkt mittlere Feder mit unterschiedlichem Vorzeichen auf die beiden Massen ein. Gekoppelte DGL zweiter Ordnung © H.Neuendorf Zieht Masse 1 nach rechts und Masse 2 nach links. Harmonischer Schwingungsansatz … (38) Lösung Bewegungsgleichung: Gekoppelte Oszillatoren Harmonischer Schwingungsansatz : C1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + C 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) Spezielle einfache Randbedingung t = 0s : Massen nur ausgelenkt, nicht bewegt ⇒ Nur Cosinus-Term anzusetzen : x1 ( t ) = A ⋅ cos(ω ⋅ t ) Ansatz identischer Frequenzen für beide Massen durch Symmetrie des Problems gerechtfertigt x 2 (t ) = B ⋅ cos(ω ⋅ t ) Einsetzen in DGLs : − A ⋅ m ⋅ ω 2 cos(ω ⋅ t ) = k ⋅ ( B − 2 A) ⋅ cos(ω ⋅ t ) ⇒ − A ⋅ m ⋅ ω 2 = k ⋅ ( B − 2 A) − B ⋅ m ⋅ ω 2 cos(ω ⋅ t ) = k ⋅ ( A − 2 B ) ⋅ cos(ω ⋅ t ) ⇒ − B ⋅ m ⋅ ω 2 = k ⋅ ( A − 2B) Gleichungssystem für Frequenzen und Amplituden : −ω 2 = k ( B − 2 A) k ( A − 2 B ) ⇒ B 2 − 2 AB = A 2 − 2 BA ⇒ B 2 = A 2 ⋅ = ⋅ m A m B a) A = + B ⇒ ω 2 = k m 3k a) A = −B ⇒ ω = m 2 © H.Neuendorf Massen schwingen langsam in gleicher Richtung Massen schwingen schnell gegeneinander 2 Grund-Moden 2 Eigenfrequenzen Allgemeine komplizierte Bewegung durch Linearkombination der einfachen Grenzfälle Lösung Bewegungsgleichung : (39) Reibung Körper unterliege bremsender Reibungskraft proportional Geschwindigkeit Anfangsbedingungen t 0 = 0s : → → → dx F = −c v = −c ⋅ dt v(t0) = v0 x(t0) = x0 = 0 m 1d Problem! v0 d2x dx ⇒ F = m ⋅ 2 = −c ⋅ dt dt 0m x(t) Vereinfachung indem zuerst nur Geschwindigkeit betrachtet wird : m⋅ d2x dt 2 dx = −c ⋅ dt dv ⇔ m ⋅ = −c ⋅ v ⇒ dt dv c = − ⋅ dt v m Laminare, nicht-turbulente Verhältnisse ! Lösung DGL durch Trennung der Variablen + beidseitige Integration dv c = − ⋅ dt v m → dv c c = − dt ⇒ ln v ( t ) = − t + const ∫ v m∫ m c c c ⇒ v (t ) = exp − t + const = exp − t ⋅ e const = A ⋅ exp − t m m m c c ⇒ v (t ) = A ⋅ exp − t = v 0 ⋅ exp − t m m © H.Neuendorf Geschwindigkeit fällt exponentiell Umso rascher je größer c und je kleiner m (Trägheit !) Reibung (40) Integration der Geschwindigkeit liefert Ortsfunktion x(t) : c v (t ) = v 0 ⋅ exp − t ⇒ m c x (t ) = ∫ v (t )dt = ∫ v 0 ⋅ exp − t dt m m c ⇒ x ( t ) = −v 0 ⋅ exp − t + const c m m x (0 s ) = 0m ⇒ const = + v 0 c Körper wird total abgebremst ⇒ Zurückgelegte Wegstrecke endlich ! m c ⇒ x ( t ) = v 0 ⋅ 1 − exp − t c m v(t) x(t) lim x ( t ) = v 0 t →∞ m = x max c Zeitkonstante : τ= m c v0/2 Halbwertszeit : v0/e t1 / 2 = t1/2 τ t m ⋅ ln(2) c = ln(2) ⋅ τ Exponentieller Prozess mit typischen Zeitdauern © H.Neuendorf t Lösung Bewegungsgleichung: (41) Freier Fall mit Reibung Körper unterliege bremsender Reibungskraft c·v(t) proportional Geschwindigkeit Zugleich wirkt beschleunigende Gewichtskraft m·g RB t 0 = 0s : v(t0) = v0 = 0 m/s Summe aller Kräfte geht ein : Fges = m ⋅ a = m ⋅ d 2 x (t ) dt 2 = + m ⋅ g − c ⋅ v (t ) dv (t ) c = g − ⋅ v (t ) ⇒ v (t ) = ? dt m m Laminare, Verhältnisse ! FG = m ⋅ g Reibungskraft hemmt stets die Bewegung ! DGL 1.Ordnung für v(t) Zeigt stets in entgegengesetzte Richtung wie beschleunigende Gewichtskraft ⇒ Negatives Vorzeichen ! Gewichtskraft zeitlich konstant Übung : 1. Lösen Sie die DGL für v(t) durch Trennung der Variablen ! 2. Bestimmen Sie die Integrationskonstante aus der RB für v ! 3. Welche Grenzgeschwindigkeit ergibt sich lim v (t ) = ? t →∞ 4. Hätte man diesen Wert auch "direkt" erhalten können ? © H.Neuendorf 0 x dv ( t ) ⇒ m⋅ = m ⋅ g − c ⋅ v (t ) dt ⇒ FR = −c ⋅ v (t ) x(t0) = x0 = 0 m Zeitliche Entwicklung Geschwindigkeit v(t) interessiert 1d Reibungskraft wächst mit Geschwindigkeit - hat somit Anfangswert 0N Integration der Bewegungsgleichung Vorgehen in allen Fällen → → F = m⋅a = m⋅ 1. Dimension des Problems : 1dim ⇒ 2 → (43) d r (t ) dt 2 Bsp : Harmonischer Oszillator d 2 x (t ) m ⋅ a (t ) = m ⋅ dt 2 2. Identifizieren aller wirkenden Kräfte - inclusive Richtung relativ zu Bewegung ! → → F = −k ⋅ x (t ) 3. Formulieren Randbedingungen für t = 0s : t = 0 s : x (t = 0 s) = x0 Ohne Randbedingungen keine vollständige Lösung ! v (t = 0 s) = v0 4. Ansetzen der Bewegungsgleichung = Differentialgleichung d 2 x (t ) = −k ⋅ x (t ) ⇔ m⋅ 2 dt d 2 x (t ) 2 = − x (t ) ω 2 dt 5. Lösen der DGL : Sinnvoller Ansatz oder direktes mathematisches Verfahren x (t ) = c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) Homogene DGL : Sinus, Cosinus, e-Fkt. und deren Kombinationen … © H.Neuendorf (44) Integration der Bewegungsgleichung 2 6. Prüfen des Ansatzes durch Einsetzen in die DGL : d x (t ) 2 = − x (t ) ω 2 dt x (t ) = c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) ⇒ ⇒ • x ( t ) = −c1ω ⋅ sin(ω ⋅ t ) + c 2ω ⋅ cos(ω ⋅ t ) •• x (t ) = −c1ω 2 ⋅ cos(ω ⋅ t ) − c 2ω 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) = = −ω 2 ⋅ (c1 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + c 2 ⋅ sin(ω ⋅ t ) ) = − ω 2 ⋅ x (t ) 7. Bestimmen der Koeffizienten bzw. Integrationskonstanten durch Verwenden der Randbedingungen → Einsetzen von t = 0s x (t = 0) = x 0 = c1 ⇒ © H.Neuendorf x ( t ) = x 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) + • v ( t = 0) = x (t = 0) = v 0 = c 2 ⋅ ω v0 ω ⋅ sin(ω ⋅ t ) ⇒ c2 = v0 ω (45) Behandelte Beispiele Harm. Oszillator Lineares Pendel Seil Reibung (Schwingung) (Schwingung) (Selbstverstärkung) (Dämpfung) d 2 x (t ) 2 = − x (t ) ω 2 dt d 2ϕ ( t ) 2 = − ⋅ ϕ (t ) ω 2 dt k m g r ω= T= 2π ω= d2x c dx = − ⋅ 2 m dt dt d 2 x (t ) 2 = + x (t ) λ 2 dt λ= g l ω x (t ) = x 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) ϕ (t ) = ϕ 0 ⋅ cos(ω ⋅ t ) Grundlegender physikalischer Ansatz stets derselbe : → → → d 2 r (t ) F = m⋅a = m⋅ dt 2 © H.Neuendorf x (t ) = x 0 λ ⋅t ⋅ (e + e − λ ⋅t ) 2 Newtons Physik ist eine Vereinheitlichende Theorie : Durch axiomatische Gleichungen ist Gesamtheit aller Naturvorgänge qualitativ + quantitativ behandelbar ! x (t ) = v 0 m c ⋅ 1 − exp − t c m (46) Numerische Integration der Bewegungsgleichung Prinzip : Iterative Summation kleiner Zuwächse zu Geschwindigkeit und Ort Berechnung Geschwindigkeitzuwachs aus momentaner Beschleunigung Berechnung Ortszuwachs aus momentaner Geschwindigkeit Fges ( x , t ) dv (t ) k k = − x (t ) ⇒ dv (t ) = − x (t ) ⋅ dt dt m m ⇒ Übergang zu diskreten Zeitschritten ∆t = Schrittweite k ∆v (t n ) = − x (t n ) ⋅ ∆t ⇒ v (t n +1 ) = v (t n ) + ∆v (t n ) m ∆x ( t n ) = v ( t n ) ⋅ ∆t ⇒ Rückkopplung !! d 2 x (t ) k a= x (t ) = − 2 m dt x (t n +1 ) = x ( t n ) + ∆x (t n ) Bedeutung von : n Werte von x und v nach n Zeitschritten zur Zeit t = n ·∆t n+1 Werte von x und v nach n+1 Zeitschritten zur Zeit t = (n+1) ·∆t ⇒ n = 0 entspricht t = 0 s : Durch Randbedingungen → x0 v0 ∆v n = − © H.Neuendorf k ⋅ x n ⋅ ∆t m ⇒ v n +1 = v n + ∆v n x n +1 = x n + v n ⋅ ∆t ⇓ a ( x, t ) ⇓ v ( x, t ) ⇓ x (t ) Iterationsvorschrift : (Schleife) (47) Numerische Integration der Bewegungsgleichung Iteration: ∆v n = − k ⋅ x n ⋅ ∆t m ⇒ v n +1 = v n + ∆v n // Entsprechendes Programmfragment : double dt = 0.0001 ; double t = 0.0 ; double xn = 0.5 ; Einfachstes Verfahren : // Schrittweite double vn = 0.0 ; // Anfangsbedingungen double dx, dv ; double k = 10.0 ; double m = 1.0 ; while( true ) { // phys. Größen // Iteration dv = - k / m * xn * dt ; // Zuwachs Geschwindigkeit dx = vn * dt ; // Zuwachs Ort // plot( t, xn ) ; } © H.Neuendorf Zuverlässigkeit stark von Schrittweite dt abhängig !! Kontrolle durch Läufe des Programms mit verschiedenen Schrittweiten dt erforderlich !! Bessere + kompliziertere Verfahren : Runge-Kutta t = t + dt ; vn = vn + dv ; x n +1 = x n + v n ⋅ ∆t xn = xn + dx ; // Neue Geschw. und Ort Hier : DGL 2.Ordnung Bei erster Ordnung noch einfacher Auftragen Orte gegen Zeit, grafische Ausgabe Übung : Epidemie-Beispiel … FR = − c ⋅ v 2 ( t ) Numerische Integration: Freier Fall mit Reibung Bremsende Reibungskraft Beschleunigende Gewichtskraft RB t 0 = 0s : v(t0) = v0 m·g Turbulente Verhältnisse ! x x(t0) = x0 = 0 m Bewegungsgleichung : m 0 - c·v2(t) void main() { FG = m ⋅ g // Programm : double g = 9.81 ; Fges = m ⋅ a = m ⋅ g − c ⋅ v 2 (t ) ⇒ a (t ) = double c = 0.01 ; double t = 0.0 ; dv (t ) c = g − ⋅ v 2 (t ) dt m double xn = 0.0 ; double vn = 0.0 ; double dx = 0.0 ; double dv = 0.0 ; while( true ) { // Euler-Iteration dv = ( g - c / m *vn*vn ) * dt ; dv (t ) ∆v (t ) c ≡ = g − ⋅ v 2 (t ) dt m ∆t dx = vn * dt ; vn = vn + dv ; xn = xn + dx ; t = t + dt ; c ⇒ ∆v = g − ⋅ v 2 ( t ) ⋅ ∆t m // plot( xn, t ) ; } } © H.Neuendorf double dt = 0.1 ; // Startwerte = Anfangsbedingungen: Euler-Verfahren : a (t ) = double m = 1.0 ; plot( vn, t ) ; (48) (49) Numerische Integration: Wagen auf Buckelpiste Kräfte : Federkräfte Stoßdämpfer und Reifen : - k·x - c·v Reibungskraft Stoßdämpfer : Buckelpiste : alle zwei Meter ein Maximum und Minimum vz m1 Parameter : Masse Karosserie m1 x1 (t) v1 (t) Masse Reifen m2 Federkonstante Stoßdämpfer k1 k1 Dämpfungskonstante Stoßdämpfer c c Federkonstante Reifen k2 m2 k2 © H.Neuendorf h(t) = h0 * sin( 2π·vz ·t / 4 ) x2 (t) v2 (t) RB x0 = 0 m h0 v0 = 0 m/s Numerische Integration: Wagen auf Buckelpiste (50) Gekoppelte Bewegungsgleichungen für x1(t) und x2(t) : d 2 x1 (t ) dv1 (t ) m1 = m ⋅ = −c ⋅ (v1 − v 2 ) − k1 ⋅ ( x1 − x 2 ) 1 2 dt dt d 2 x 2 (t ) dv 2 (t ) m2 = m ⋅ = −c ⋅ (v 2 − v1 ) − k1 ⋅ ( x 2 − x1 ) − k 2 ⋅ ( x 2 − h) 2 2 dt dt vz Übung : m1 x1 (t) Code zur Simulation der Auf- und Abbewegung der Karosserie x1(t) ? v1 (t) Wie fährt man also am besten über eine Buckelpiste? k1 c Was hat das Ganze mit Resonanz zu tun? m2 k2 © H.Neuendorf x2 (t) v2 (t) h0 Numerische Integration: Wagen auf Buckelpiste Ergebnis der Simulation für jeweils 30 s Fahrtzeit mit verschiedenen Geschwindigkeiten vz zwischen 5 km/h und 50 km/h © H.Neuendorf (51) Deterministisches Chaos: Chaotischer nichtlinearer Oszillator Demonstration in Vorlesung (52) System-Verhalten durch Bewegungsgl. + Randbedingungen vollständig determiniert : Fges = m ⋅ a = −k ⋅ x 3 (t ) − c ⋅ v (t ) + F0 ⋅ cos(Ω ⋅ t ) t 0 : x0 , v 0 Macht numerische Simulationen schwierig Bewegungsablauf x(t) aufgrund komplexer Bewegungsform jedoch völlig unperodisch und unvorhersehbar ! Extreme Empfindlichkeit von Anfangsbedingungen : Schon kleinste Änderungen der Anfangswerte liefern nach kurzer Zeit starke Abweichungen von ursprünglichem Verlauf ! Schaches Kausalitätsprinzip : Gleiche Ursachen haben genau gleiche Wirkungen Schach, da nur aus identischen Ursachen garantiert identische Wirkungen folgen Starkes Kausalitätsprinzip : Ähnliche Ursachen haben ähnliche Wirkungen Stark, da schon aus bloß ähnlichen Ursachen garantiert ähnliche Wirkungen folgen - Reguläre Systeme Unsere Umwelt folgt großteils dem starken Kausalitätsprinzip - andernfalls könnten wir nicht überleben und uns orientieren oder sinnvoll planen. Chaotische Systeme folgen jedoch nicht dem starken Kausalitätsprinzip ! Weitere Beispiele : Notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für Chaos: Nichtlinearität + Rückkopplung Wetter Federpendel Ursache Wirkung Reguläres Verhalten © H.Neuendorf Ursache Wirkung Chaotisches Verhalten Glücksspiele … (53) Numerische Integration : Fehler des Verfahrens → Bsp x(t) Änderungsrate von x(t) durch v(t) gegeben ⇒ Neuer Zustandswert x(t) gesucht dx (t ) = v (t ) ⇒ dt ⇒ v(t) t2 x (t 2 ) = x (t1 ) + ∫ v ( t )dt t1 Näherung einfaches Euler-Verfahren umso besser je kleiner ∆t x ( t 2 ) = x neu = x alt + Änderung ≈ x (t1 ) + v (t1 ) ⋅ (t 2 − t1 ) Integral = Fläche durch Rechteck angenähert Fehler Fehler schaukeln sich in den zahlreichen Iterationen auf, da mit immer ungenaueren Zwischenwerten weitergerechnet wird Gesamtfehler Diskretisierungsfehler Euler-Verfahren t1 ∆t t2 Es gibt optimale Schrittweite ∆t t Rundungsfehler Fließkomma-Berechnungen ∆topt Schrittweite ∆t Schritweise ∆t groß ⇒ Wenig Iterationen ⇒ Kleinere Rundungsfehler - aber Integration ungenau Schritweise ∆t klein ⇒ Viele Iterationen ⇒ Integration genauer - aber größere Rundungsfehler © H.Neuendorf Numerische Integration : Fehler des Euler-Verfahrens Exakte Lösung EulerApproximation Lösung mit Schrittweite dt = 0.5 s Beispiel : dx (t ) = α ⋅ x (t ) ⇒ dt Problem des Euler-Verfahrens ist die nur langsame Konvergenz mit kleiner werdender Schrittweite dt © H.Neuendorf Lösung mit Schrittweite dt = 0.1 s x ( t ) = x 0 ⋅ e α ⋅t Abhilfe bringen deutlich schneller konvergierende Mehrschrittverfahren wie Runge-Kutta-4 (54) Exkurs : Num. Integration Runge - Kutta 4 (RK4) Wesentliche Verbesserung Rechengenauigkeit ∝ O( ∆t5 ) Prinzip : (55) Genaue Herleitung mathematisch aufwändig Umsetzung weniger intuitiv als bei Euler-Verfahren Berechnung von 4 Änderungsgrößen = Anstiegen pro Zeitintervall ∆t unter Verwendung vorausgegangener Änderungen + gewichtete Mittelung über alle 4 Änderungsgrößen Vereinfachte Darstellung für nur eine Variable und Zeit : dy = f ( y,..., t ) dt k1 = f ( yn ( t ), t ) ∆t ∆t k2 = f yn ( t ) + ⋅ k1 , t + 2 2 ∆t ∆t k3 = f yn ( t ) + ⋅ k2 , t + 2 2 k4 = f ( yn ( t ) + ∆t ⋅ k3 , t + ∆t ) → © H.Neuendorf dy = f ( y) = a ⋅ y ⋅ (1 − y) dt Epidemie-Bsp : k1 = a ⋅ yn ⋅ (1 − yn ) ∆t ∆t k2 = a ⋅ yn ( t ) + ⋅ k1 ⋅ 1 − yn ( t ) + ⋅ k1 2 2 ∆t ∆t k3 = a ⋅ yn ( t ) + ⋅ k2 ⋅ 1 − yn ( t ) + ⋅ k2 2 2 k4 = a ⋅ ( yn ( t ) + ∆t ⋅ k3 ) ⋅ (1 − ( yn ( t ) + ∆t ⋅ k3 )) → 1 yn+1 ( t + ∆t ) = yn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1 + 2 ⋅ k2 + 2 ⋅ k3 + k4 ) 6 1 yn+1 ( t + ∆t ) = yn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1 + 2 ⋅ k2 + 2 ⋅ k3 + k4 ) 6 Der k1-Term ist der Anstiegsterm des Euler-Verfahrens ! Numerische Integration mit Runge- Kutta - 4 Weiteres Beispiel : DGL zweiter Ordnung ohne t-Term ⇒ zwei Funktionen für zwei Variablen .... ⇒ dx = v = f1 dt k1 x = vn k1v = −ω 2 ⋅ xn ∆t ⋅ k1v 2 ∆t k2 v = −ω 2 ⋅ xn + ⋅ k1 x 2 k3 x = vn + ∆t ⋅ k2 v 2 ∆t k3v = −ω 2 ⋅ xn + ⋅ k2 x 2 k4 x = vn + ∆t ⋅ k3v k4 v = −ω 2 ⋅ ( xn + ∆t ⋅ k3 x ) Der k1-Term ist der Anstiegsterm des Euler-Verfahrens ! Wechselseitige Verwendung der Anstiege in den StützstellenBerechnungen 1 xn+1 ( t + ∆t ) = xn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1 x + 2 ⋅ k2 x + 2 ⋅ k3 x + k4 x ) 6 1 → vn+1 ( t + ∆t ) = vn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1v + 2 ⋅ k2 v + 2 ⋅ k3v + k4 v ) 6 © H.Neuendorf d x(t ) 2 = − x(t ) ω 2 dt dv = −ω 2 ⋅ x = f2 dt k2 x = vn + → (56) 2 Numerische Integration mit Runge- Kutta - 4 Weiteres Beispiel : DGL zweiter Ordnung ohne t-Term ⇒ zwei Funktionen für zwei Variablen .... (57) d 2 x(t ) 2 = − ⋅ x( t ) − c ⋅ v( t ) ω 2 dt Gedämpfter eindimensionaler Oszillator dx ⇒ = v = f1 dt k1 x = vn dv = −ω 2 ⋅ x − c ⋅ v = f2 dt k1v = −ω 2 ⋅ xn − c ⋅ vn Wechselseitige Verwendung der Anstiege in den StützstellenBerechnungen k2 x = vn + ∆t ⋅ k1v 2 ∆t ∆t k2 v = −ω 2 ⋅ xn + ⋅ k1 x − c ⋅ vn + ⋅ k1v 2 2 k2 x = vn + ∆t ⋅ k2 v 2 ∆t ∆t k3v = −ω 2 ⋅ xn + ⋅ k2 x − c ⋅ vn + ⋅ k2 v 2 2 k2 x = vn + ∆t ⋅ k3v → k4 v = −ω 2 ⋅ ( xn + ∆t ⋅ k3 x ) − c ⋅ (vn + ∆t ⋅ k3v ) 1 xn+1 ( t + ∆t ) = xn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1 x + 2 ⋅ k2 x + 2 ⋅ k3 x + k4 x ) 6 1 → vn+1 ( t + ∆t ) = vn ( t ) + ⋅ ∆t ⋅ (k1v + 2 ⋅ k2 v + 2 ⋅ k3v + k4 v ) 6 © H.Neuendorf