Aus der Universitäts-Hautklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Darstellung des Patientenkollektivs mit aggressiven nichtmelanomatösen Hauttumoren aus der Universitäts-Hautklinik Freiburg und Vergleich mit internationalen Leitlinien und Standards _______________________________________________________ INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Zahnmedizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2010 von Hanna Muschinsky geboren in Kattowitz 1 Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hubert Erich Blum 1. Gutachter: Prof. Dr. med. Dorothee Nashan 2. Gutachter: Prof. Dr. med. dent. Thorsten Auschill Jahr der Promotion: 2011 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................................................... 1 1.1 Grundlagen ....................................................................................................................... 1 1.1.1 Merkelzellkarzinom .................................................................................................. 5 1.1.2 Angiosarkom ............................................................................................................. 9 1.1.3 Kaposisarkom.......................................................................................................... 12 1.1.4 Dermatofibrosarkoma protuberans.......................................................................... 18 1.1.5 Malignes fibröses Histiozytom................................................................................ 21 1.1.6 Atypisches Fibroxanthom ....................................................................................... 24 1.1.7 Talgdrüsenkarzinom................................................................................................ 26 1.1.8 Liposarkom.............................................................................................................. 29 1.1.9 Trichilemmales Karzinom....................................................................................... 31 1.1.10 Hidradenokarzinom ............................................................................................... 32 1.2 Zielsetzung ..................................................................................................................... 34 2. Material und Methoden ........................................................................................................ 35 2.1. Patienten ........................................................................................................................ 35 2.2 Diagnostik (Patientenbehandlung) ................................................................................. 36 2.3 Graphiken und Tabellen ................................................................................................. 37 3. Ergebnisse ............................................................................................................................ 37 3.1 Statistische Verteilung (data-mining)............................................................................. 38 3.1.1 Verteilung Männer/Frauen in Relation zur Altersgruppe........................................ 38 3.1.2 Häufigkeit der einzelnen Tumore bezogen auf das Alter bei der Erstdiagnose ...... 40 3.1.3 Prozentuale Verteilung der einzelnen Tumore in Bezug zum Alter bei der Erstdiagnose ..................................................................................................................... 42 3.1.4 Prozentuale Verteilung der durchgeführten Chemo-/ Immuntherapien, Strahlentherapien und Exzisionen .................................................................................... 44 3.1.5 Anzahl der Rezidive bezogen auf die einzelnen Tumore....................................... 46 3.1.6 Bezug zwischen angewandter Chemotherapie und der Anzahl verstorbener Patienten ........................................................................................................................... 47 4. Diskussion ............................................................................................................................ 49 5. Zusammenfassung ................................................................................................................ 74 6. Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 75 7. Anhang ................................................................................................................................. 89 8. Lebenslauf ............................................................................................................................ 90 1 1. Einleitung Die vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit seltenen, sehr malignen Hauttumoren nicht melanozytärer Herkunft. Anhand summierter Falldarstellungen zu den einzelnen Tumorentitäten soll der klinische Alltag im Hinblick auf Standards zur Therapie der jeweiligen Neoplasie überprüft und diskutiert werden. In dieser Doktorarbeit wird das Vorgehen zu zehn seltenen, hochmalignen Hauttumoren ausgewertet. Die untersuchten Neoplasien umfassen das Merkelzellkarzinom, das Angiosarkom, das Kaposisarkom, das Talgdrüsenkarzinom, das maligne fibröse Histiozytom, das atypische Fibroxanthom, das Dermatofibrosarkoma protuberans, das Liposarkom, das trichilemmale Karzinom und das Hidradenokarzinom. In den Jahren von 1999 bis 2006 wurden diese Diagnosen bei fünfzig Patienten der dermatologischen Abteilung der Universitätsklinik in Freiburg gestellt. Im nachfolgenden Teil der Einleitung werden für ein besseres Verständnis der Arbeit die jeweilige Tumorform charakterisiert und die entsprechenden Diagnose- und Therapieansätze besprochen. Des Weiteren wird der klinische Teil und dessen Auswertung vorgestellt und diskutiert. 1.1 Grundlagen Die im ersten Teil genannten Neoplasien gehören zu der Gruppe der malignen Tumore der Haut. Einige dieser Tumore entstehen aus den Hautanhangsgebilden wie den Talgdrüsen, den Schweißdrüsen oder den Trichilemmen der Haarwurzel und betreffen daher in der primären Entstehung ausschließlich die Haut. Das Kaposisarkom kann, ähnlich wie die Sarkome, primär auch die inneren Organe betreffen. In dieser Arbeit wird der Fokus auf die Haut gelegt, so dass die Beschreibung und Diskussion von Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie von der Haut ausgehen und nur in der Metastasierung die viszeralen Organe Berücksichtigung finden. Diese nicht-melanomatösen Tumore sind nicht nur durch invasives und destruierendes Wachstum, sondern auch durch die Möglichkeit einer Metastasierung gekennzeichnet. Sie wachsen über Organgrenzen hinaus und metastasieren entweder auf hämatogenem oder lymphogenem Weg in benachbarte oder ferngelegene Organe. 2 Eine mögliche den Malignomen zugrunde liegende Einteilung lässt sich auch auf die 10 genannten Neoplasien in Form der Sarkome und der Karzinome anwenden (Tabelle 1): 1. Die Sarkome sind eine heterogene Gruppe von nicht-epithelialen Tumoren, die als bösartige, örtlich destruierende Neoplasien dem mesenchymalen Gewebe (Stroma des Binde-, Weichteil-, Stütz-, Muskel- und neurogenen Gewebes) entstammen und per continuitatem, wie auch auf dem Blutweg (hämatogen) metastasieren. Abhängig von den betroffenen Organen werden die Sarkome nach ihrer Zellform (rund-, spindel- oder polymorphzellig) oder histogenetisch nach dem überwiegend imitierten Mesenchymursprung unterschieden. Insgesamt zählen weniger als 10% aller Malignome zu den Sarkomen [Juhl 2003]. 2. Die Karzinome hingegen sind die malignen Varianten epithelialer Tumore. Sie entstammen unter anderem den Epithelien der Haut, der Schleimhäute und verschiedenen Drüsen. Etwa 90% aller bösartigen Neubildungen gehen von Epithelzellen aus, die die äußeren oder inneren Körperoberflächen bedecken. Diese Tumortypen weisen makroskopisch Wachstumsmuster auf, ähnlich denen der benignen epithelialen Formen. Das heißt, sie sehen häufig ihrem jeweiligen gutartigen „Verwandten“ in Form, Farbe und Struktur sehr ähnlich. Sarkome Karzinome - Kaposisarkom - Merkelzellkarzinom - Angiosarkom - Talgdrüsenkarzinom - Liposarkom - Hidradenokarzinom - Malignes fibröses Histiozytom - Trichilemmales Karzinom - Dermatofibrosarkoma protuberans - Atypisches Fibroxanthom Tabelle 1: Unterteilung der zehn hochmalignen Tumore nach ihrer Herkunft 3 Die folgende Zeichnung zeigt eine schematische Darstellung der Haut, mit den einzelnen Ursprungsgeweben der aufgeführten bösartigen Neoplasien: Abbildung 1: Querschnitt durch ekto- und mesodermale Gewebsanteile als histogenetische Ursprünge kutaner Malignome 1. Fibroblasten → Atypisches Fibroxanthom, malignes fibröses Histiozytom 2. Histiozyten → Atypisches Fibroxanthom, malignes fibröses Histiozytom 3. Ekkrine Schweißdrüse → Hidradenokarzinom 4. Merkelzellen → Merkelzellkarzinom 5. Haarschaft → Trichilemmales Karzinom 6. Holokrine Talgdrüse → Talgdrüsenkarzinom 7. Gefäße der Haut → Angiosarkom → Kaposisarkom 8. Subkutanes Fettgewebe → Liposarkom 9. Dermis-Subkutisgrenze ( Histiozyten, Fibroblasten ) → Dermatofibrosarkoma protuberans 4 Die nachfolgende Unterteilung der Neoplasien erfolgt entsprechend ihrer Ursprungsgewebe: 1. Adnextumoren: - Merkelzellkarzinom - Talgdrüsenkarzinom (Talgdrüse - holokrin) - Trichilemmales Karzinom (Haarfollikel - follikulär) - Hidradenokarzinom (Schweißdrüse - ekkrin) 2. Bindegewebstumoren: - Atypisches Fibroxanthom - Malignes fibröses Histiozytom - Dermatofibrosarkoma protuberans 3. Gefäßtumoren: - Kaposisarkom - Angiosarkom 4. Fettgewebstumoren: Liposarkom Die aufgelisteten Tumore sind aufgrund ihrer Seltenheit kaum in größeren Studien untersucht worden. Das Wissen bezieht sich auf Einzelfalldarstellungen und kleinere Kohorten, sowohl die Klinik, Histologie, als auch deren Therapie betreffend. Damit wird die ärztliche Entscheidung, insbesondere bei divergierenden und noch nicht ausdiskutierten Ansätzen, zu einer Herausforderung. Außer für das Merkelzellkarzinom, das Dermatofibrosarkoma protuberans, das Angiosarkom und Kaposisarkom existieren für die genannten Hauttumore nicht melanozytären Ursprungs bislang keine einheitlichen Richtlinien hinsichtlich des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens, wie auch der einzuhaltenden Nachsorgeschemata. Die vorhandenen Leitlinien dazu sind auf der ADO-Homepage zu finden. Im folgenden Abschnitt der Doktorarbeit soll nun jeder der 10 Tumore einzeln in seinen Grundlagen, mit der entsprechenden Diagnostik, der dazugehörigen Therapie und der Prognose vorgestellt werden. Die Reihenfolge richtet sich dabei nach dem aktuell vorhandenen Informationsstand zu den entsprechenden Tumorentitäten, von der größten Menge an Daten und Informationen bis zum Tumor, über den am wenigsten bekannt ist. 5 1.1.1 Merkelzellkarzinom Die Merkelzelle wird dem diffusen neuroendokrinen System (APUD-System*) zugeordnet, das auch neuroendokrin-wirksame Zellen des gastrointestinalen und bronchopulmonalen Traktes umfasst. Es wird angenommen, dass die Merkelzelle an der Mechanorezeption der Haut beteiligt ist. Als ein weiteres Charakteristikum wird das membranöse neurosekretorische Granulum erwähnt, das um die Merkelzelle herum angeordnet liegt. Merkelzellen stehen entweder desmosomal mit benachbarten Keratinozyten oder synapsenartig mit einem Neuriten in Verbindung. Nach epithelialer Entstehung in der Epidermis sind Merkelzellen vorwiegend im basalen Kompartiment und in der äußeren Wurzelscheide zu finden [Moll 1994]. Das Merkelzellkarzinom ist ein neuroendokrines, kutanes Karzinom, das vorwiegend im Kopf-, Halsbereich, sowie zu etwa zehn Prozent an den Extremitäten vorkommt. Patienten höheren Alters (6. und 7. Lebensjahrzehnt) scheinen für die Häufigkeit dieses Tumortyps prädisponiert [Bichakjian et al. 2007]. Es ist gekennzeichnet durch ein sehr rasches, schmerzloses Wachstum innerhalb einiger Wochen bis weniger Monate [Khan Durani et al. 2003]. Unklarheit besteht noch über die genaue Ätiologie. Eine langfristige UV-Exposition und/oder Immunsuppression gelten als Hauptrisikofaktoren. Abgesehen davon fand man eine hohe Assoziation dieses Tumors mit Spinaliomen, Basaliomen, Morbus Bowen, Malignomen innerer Organe sowie Leukämien [Becker et al. 2007]. Abbildung 2: Darstellung eines soliden, livid-roten, halbkugeligen, multifokalen Knotens. Der Durchmesser des Hauptknotens beträgt 5 mm. 6 Der Tumor stellt sich meist solide, rötlich-violett, halbkugelig oder kugelig geformt dar. Aber auch plaqueartige Varianten werden beschrieben. In der Tiefe findet sich zumeist eine eisbergartige Verbreiterung des Knotens [Khan Durani et al. 2003]. Der sichtbare Durchmesser beträgt häufig weniger als 2 cm. Die Oberfläche erscheint zunächst bei intakter Epidermis glänzend. Sekundär kann es zu einer Ulzeration mit Blutung und Krustenbildung kommen [Weissner et al. 2007]. Trotz all dieser Beobachtungen gibt es keine eindeutigen charakteristischen Merkmale. Das klinische Gesamtbild, die Lokalisation und die Anamnese legen den Verdacht eines Merkelzellkarzinoms unter Einbeziehung zahlreicher Differentialdiagnosen nahe. Klinische Merkmale Schnelles Wachstum Derb und verbacken Eisbergartige palpatorische Verbreiterung in der Tiefe Tabelle 2: Klinische Merkmale [Weissner et al. 2007] Klinische Differentialdiagnosen Kutane Lymphome Hautmetastasen viszeraler Tumore Leiomyosarkom Atypisches Keratoakanthom Basaliom Plattenepithelkarzinom Maligner Adnextumor Zyste (bei tief liegenden Tumoren) Tabelle 3: Klinische Differentialdiagnosen [Weissner et al. 2007; Khan Durani 2003] Zur histologischen Sicherung erfolgt primär eine diagnostisch-therapeutische Exzision des Tumors mit anschließender histologischer und immunhistologischer Untersuchung. 7 Mikroskopisch zeigt sich das Merkelzellkarzinom als asymmetrischer, unscharf begrenzter, infiltrativ wachsender kutan-subkutaner Knoten. Die papilläre Dermis, die Epidermis und die Adnexe bleiben ausgespart [Becker et al. 2007]. Die Tumorzellen sind in Nestern oder strangförmig angeordnet und weisen monomorphe, blasse Zellkerne auf, die von einem schmalen Zytoplasmasaum umgeben sind. Charakteristischerweise findet man zahlreiche Mitosevorgänge. Die Epidermis bleibt zumeist intakt [Khan Durani et al. 2003]. Für die diagnostische und prognostische Beurteilung ist die Unterscheidung der drei histologischen Subtypen von großer Bedeutung: Subtyp Prognose Trabekulärer Typ Günstig Intermediärer Zelltyp Mittel Kleinzelliger Typ Schlecht Tabelle 4: Histologische Subtypen des Merkelzellkarzinoms [Hauschild & Garbe 2005] Da Merkelzellkarzinome immunhistologische Eigenschaften von neuroendokrinen und epithelialen Zellen besitzen, ist die immunhistologische Untersuchung mit Antikörpern gegen Intermediärfilamentproteine und gegen neuroendokrine Marker bei der Diagnostik dieses Tumors unabdingbar [Khan Durani et al. 2003]. Ein typischer und spezifischer neuroendokriner Tumormarker ist Chromogranin A. Dieser variiert jedoch häufig. Eine eindeutige Identifizierung gewährleisten das Zytokeratin 20 und die Expression von Neurofilamenten [Weissner et al. 2007]. Nach Diagnosesicherung des Primärtumors sollte eine Ausbreitungsdiagnostik mittels Palpation der gesamten Haut einschließlich Lymphknoten und Sonographie der drainierenden Lymphknotenstationen erfolgen. Eine Abdomen-Sonographie und eine Röntgen-ThoraxUntersuchung werden empfohlen [Hauschild & Garbe 2005]. Die Somatostatinrezeptorszintigraphie dient mit ihrer hohen Sensitivität von 80-90% dem spezifischen Nachweis von neuroendokrinen Tumoren sowie den somatostatinrezeptorpositiven Metastasen. Sie ermöglicht eine Ganzkörperdarstellung in einem Untersuchungsdurchgang. Sogar kleinere Tumore, die im Computertomogramm (CT), Magnetresonanztomogramm (MRT) oder sonographisch nicht oder nur schwer nachweisbar 8 sind, können bei hoher Rezeptorexpression szintigraphisch detektiert werden [Baum et al. 2004]. Explizite Angaben zum Nutzen dieses Vorgehens für die Diagnostik, die Nachsorge und die Prognose des Merkelzellkarzinoms liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Die derzeit im Zusammenhang mit dem Merkelzellkarzinom noch weniger erforschte Positronenemissionstomographie (PET) hat bereits in einigen Studien ihren Nutzen zur Darstellung von neuroendokrinen Tumoren unter Beweis gestellt [Rufini et al. 2006]. Der extensive chirurgische Eingriff ist die Therapie der Wahl und sollte mit einem Sicherheitsabstand von 3 cm erfolgen. Im Kopf-Hals-Bereich lässt sich diese Exzisionsweite jedoch häufig nicht realisieren. In diesen Fällen ist der mikrographisch kontrollierten Chirurgie der Vorzug zu geben [Hauschild & Garbe 2005]. Im Anschluss daran wird eine Bestrahlung des Operationsareals unter Einschluss der lokoregionären Lymphknoten empfohlen. Eine Zytostatikagabe in der Therapie des Merkelzellkarzinoms ist bezüglich der Remissionsraten zwar nicht erfolglos, aber eingeschränkt, da die Remissionsdauer trotz hoher Chemosensitivität nur kurz ist. Im Falle von nicht-resektablen Weichteilmetastasen oder Organmetastasen ist jedoch eine Polychemotherapie indiziert. In Polychemotherapieregimen genutzte Therapeutika sind Cyclophosphamid, 5-Fluorouracil, Methotrexat, Cisplatin, Bleomycin und Doxorubicin [Becker et al. 2007]. Auf Grund des bekannten Risikos von Lokalrezidiven oder regionärer Lymphknotenmetastasen sollte innerhalb des ersten Jahres nach Entfernung des Primärtumors eine engmaschige Nachsorge in vierteljährlichen Abständen und danach halbjährlich stattfinden. Im Rahmen dieses Recalls erfolgt neben der klinischen Untersuchung des gesamten Integuments mit gezielter Lymphknotenpalpation eine Lymphknotensonographie, vor allem der regionären Stationen. Einige Autoren empfehlen eine zusätzliche Kontrolle der neuronenspezifischen Enolase und gegebenenfalls auch des Chromatins A im Serum bzw. im Plasma [Weissner et al. 2007]. Der Nachsorgezeitraum umfasst bei einem Rezidiv-freien Verlauf mindestens fünf Jahre [Becker et al. 2007]. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate von primären Merkelzellkarzinomen beträgt 65%. Retrospektive Studien zeigten Lokalrezidive bzw. In-Transit-Metastasen in bis zu 50% aller Patientenfälle [Allen et al. 1999, Medina-Franco et al. 2001]. Etwa die Hälfte dieser Patienten 9 erkranken innerhalb des ersten Jahres nach Entfernung des Primärtumors an einem Lokalrezidiv und/oder an Lymphknotenmetastasen [Hauschild & Garbe 2005]. Die Rate von Lokalrezidiven und Fernmetastasen ist bei diesem Tumor, verglichen mit ähnlichen malignen Hauttumoren, besonders hoch, da eine subepidermale Ausbreitung die vollständige intraoperative Resektion erheblich erschwert. 1.1.2 Angiosarkom Bei dieser Neoplasie handelt es sich um einen sehr seltenen, hochmalignen endothelialen Gefäßtumor. Fünf klinisch pathologische Varianten des Angiosarkoms werden laut Livingsten & Klemperer (1926) und Stewart & Treves (1948) unterschieden: - Spontanes Angiosarkom, - Lymphödemassoziiertes Angiosarkom, - Post-Radiatio Angiosarkom, - Epitheloides Angiosarkom, - Assoziiert epitheloides Hämangioendotheliom mit unklarer Dignität Neuere Literaturquellen nehmen eine klinische Unterscheidung in die folgenden Varianten vor [Fink-Puches et al. 2000; Vogt et al. 2007]: - Angiosarkom der Haut ohne Lymphödem - Lymphödemassoziiertes Angiosarkom - Angiosarkom nach Radiatio - Angiosarkom der Brust (häufig Radiatio-assoziiert) - Angiosarkome der tiefen Weichteile - Andere Angiosarkome Angiosarkome können in den Gefäßen zahlreicher innerer Organe wie Leber, Milz, Schilddrüse, Ovarien, in der Brust und der Muskulatur entstehen, äußerst selten auch in größeren Gefäßen [Zelger et al. 1997]. Prädilektionsstellen sind die Gefäße der Haut und der tieferen Weichteile. Dieses seltene Sarkom macht ungefähr 2% aller Weichteilsarkome aus und tritt bevorzugt im höheren Alter auf. Das Durchschnittsalter der typischen kutanen Variante liegt im 7. bis 8. Lebensjahrzehnt [Vogt 2008]. 10 Am häufigsten sind das Gesicht und der Kopf älterer Patienten betroffen, aber auch Areale früherer Bestrahlungstherapien [Beyeler et al. 2004]. Oft wird von postaktinischen Angiosarkomen bei Radiotherapie von Mammakarzinomen berichtet [Laskin et al. 1988]. Das Angiosarkom zeigt morphologische und funktionelle Eigenschaften endothelialer Zellen [Fayette et al. 2007]. Angetrieben von Wachstumsfaktoren wie z.B. dem VEGF (Vascular endothelial growth factor) werden pathogene Gefäßzellen gebildet [Mendenhall et al. 2006]. Angiosarkome der Haut erscheinen zuerst als rötliche Flecken, die sich später ähnlich eines Hämatoms bläulich verfärben und schließlich geschwürartig zerfallen können. Nekrosen und Einblutungen sind wichtige Nebenkriterien. Abbildung 3: Kutanes Angiosarkom mit einem Durchmesser von 2,5 mm und livid-rötlichem Aspekt Die Diagnose erfolgt über einen klinischen und histologischen Befund. Bezüglich der Diagnostik werden im ersten Schritt laut Leitlinien 2007 [Vogt et al. 2007] rasterartige Probeexzisionen zur verbesserten Einschätzung der histologischen Tumorgrenzen empfohlen. 11 Histopathologisch besteht das Angiosarkom aus proliferierenden atypischen Endothelzellen. Der Differenzierungsgrad variiert stark vom Hämangiom-ähnlichen bis zum ausgeprägt anaplastischen Bild, mit morphologischen Ähnlichkeiten zum Karzinom oder Melanom [Vogt et al. 2007]. Die Tumorzellen formen meist gefäßartige Strukturen, jedoch mit der Neigung eigene disseziierende (keine gegebenen Strukturen beachtende) Netzwerke mit Anastomosen zu bilden. Ebenfalls typisch für die Angiosarkomzellen ist eine Exprimierung von CD31 und CD34 [Vogt 2008]. Zur prognostischen Beurteilung werden Tumorgröße und Eindringtiefe als Maßangabe in mm verwendet. Dabei kann die rechtzeitige Diagnose und Exzision in einem sehr frühen Stadium, d.h. wenn der Tumor noch klein ist und oberflächlich liegt, die Prognose günstig beeinflussen. Als ungünstig bezüglich der Prognose erweist sich das häufig diffus infiltrative und diskontinuierliche bis multifokale Wachstum, sowie die Tatsache, dass der Tumor bereits im Anfangsstadium der Erkrankung Metastasen bildet. Die Metastasierung erfolgt lymphogen und hämatogen vor allem in die Lungen, wobei die Gefahr einer lebensbedrohlichen Blutung aus den Metastasen besteht [Beyeler et al. 2004]. Die Therapie der Wahl besteht in einer rechtzeitigen und großzügigen Exzision wahlweise in Kombination mit einer postoperativen adjuvanten Radiatio mit schnellen Elektronen, insbesondere bei unvollständiger Entfernung, ausgedehntem, inoperablem oder rezidivierendem Befund [Abraham et al. 2007]. Es liegen derzeit jedoch keine konkreten Angaben zu einem dezidiert empfohlenen Sicherheitsabstand vor. Im Fall einer Resektion sollte eine plastische Deckung mittels eines Hauttransplantates erst nach dem Vorliegen des Histopathologiebefundes, welcher eine vollständige Tumorfreiheit der Region bestätigt, durchgeführt werden. Ist dabei von einer R0-Resektion, einer „Tumorfreiheit“ auszugehen, werden moderate Strahlenbelastungen zwischen 55-60 Gy empfohlen. Bei Verdacht auf einen Resttumor (R1-Resektion) sollte das Operationsgebiet mit einer Bestrahlung von bis zu 75 Gy behandelt werden [Vogt et al. 2007]. Adjuvante Chemotherapien erwiesen sich bislang als wenig wirksam. Doxorubicin und Paclitaxel zeigten dabei, verglichen mit anderen Chemotherapeutika, die höchste Ansprechrate [Spieth et al. 1999]. 12 Konkrete Empfehlungen für einen therapeutischen Einsatz lassen sich jedoch noch nicht ableiten. Ebenso wenig definiert ist zum jetzigen Zeitpunkt der Einsatz einer lokalen gentherapeutischen Applikation von Interferon α 2b-cDNA und der Biomodulation (Coxibe und PPARy-Antagonisten). Im palliativen Bereich, bei nicht-resektablen Tumorbefunden, existieren vor allem Erfahrungen mit Doxorubicin und mit dem Taxan Paclitaxel. In neueren Studien wurde für Patienten mit fortgeschrittenen und chemotherapierefraktären Angiosarkomen die positive Wirkung von antiangiogenetischem Targeting unter Einbeziehung metronomer Chemotherapie und moderner Biomodulatoren belegt. Pioglitazon (PPARy-Antagonist), Rofecoxib (Cox II-Hemmer) und Trofosfamid kamen dabei zum Einsatz. Zur Zeit stehen in den Leitinien keine exakten Vorgaben zur Nachsorge des Angiosarkoms fest. Drei- bis sechsmonatige Nachsorgeintervalle werden nach erfolgreicher Primärbehandlung empfohlen. In der Literatur finden sich jedoch auch Studien, in denen das kutane Angiosarkom bereits nach 2 Monaten rezidiviert ist, was ein engmaschigeres RecallProgramm nahelegen würde [Fink-Puches et al. 2000]. Die Prognose für diese Erkrankung wird trotz aller Therapiemöglichkeiten generell als sehr schlecht eingestuft. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 10–30% [Mendenhall 2006]. Lediglich eine frühzeitige Therapie scheint die Prognose positiv beeinflussen zu können. 1.1.3 Kaposisarkom Bei diesem Tumor handelt es sich um eine bösartige Bindegewebs- und Blutgefäßvermehrung, die überwiegend von den kleinen Gefäßen und Kapillaren der Haut ausgeht. Die Tumorzellen entstammen den Endothelzellen dieser Gefäße. Die Ursache des Kaposisarkoms ist nicht eindeutig geklärt. Dem heutigen Stand nach weiß man, dass das humane Herpesvirus Typ 8 die Entstehung dieses Tumors begünstigen kann. Klinisch stellt sich das Kaposisarkom häufig durch zahlreich auftretende, schmerzhafte, rotviolette Knötchen und Knoten dar. Eine Anordnung in den Hautspaltlinien, gelbgrüne 13 periläsionale Verfärbungen durch Einblutungen, Ödeme und ein disseminiertes Auftreten (häufig mit Schleimhautbeteiligung) gelten als weitere typische Merkmale. Klinisch und epidemiologisch wird das Kaposisarkom in vier verschiedene Gruppen unterteilt: TYP 1- klassisches (sporadisches) Kaposisarkom TYP 2- Kaposisarkom bei iatrogener Immunsuppression TYP 3- afrikanisches endemisches Kaposisarkom TYP 4- HIV-assoziiertes (epidemisches) Kaposisarkom Abbildung 4: Kaposisarkom mit einem Durchmesser von 3 mm Das klassische Kaposisarkom wird eingestuft als wenig maligne und langsam wachsend. Dieser Tumor ist sehr selten und zeigt sich klinisch zumeist an der Haut unterer Extremitäten. Betroffen sind überwiegend ältere Männer [Koppitz 1986]. Erkrankte Patienten versterben hauptsächlich an ihrem fortgeschrittenen Lebensalter und der damit einhergehenden CoMorbiditäten, nicht jedoch an dieser Tumorerkrankung. Eine allgemein anerkannte Stadieneinteilung existiert zum jetzigen Zeitpunkt nicht. 14 Das Kaposisarkom vom iatrogenen Typ entsteht bei längerfristiger, massiver Immunsuppression und befällt die Haut, die Schleimhäute und die inneren Organe. Der Verlauf dieses Tumors wird im Vergleich zur klassischen Form als aggressiv beschrieben. In noch nicht progredienten Stadien der Erkrankung können nach Aufhebung der Immunsuppression spontane Rückbildungen auftreten [Brooks 1986]. Der endemische Typ des Kaposisarkoms ist bis heute einer der häufigsten Tumore in Äquatorialafrika und im vorderen Orient. Hauptsächlich junge Männer und Kinder erkranken an diesem Tumor. Klinisch werden vier verschiedene Typen unterschieden: die noduläre, die floride, die infiltrative und die lymphadenopathische Form. Die Krankheit kann entweder vergleichbar dem klassischen Kaposisarkom verlaufen oder auf aggressivem Weg [Stein 1996; Matondo 1996]. Die HIV-assoziierte Form des Kaposisarkoms zeigt eine deutliche Abhängigkeit vom Zustand des zellulären Immunsystems. Dieser Tumor-Typ ist seit dem Beginn der 80er Jahre bekannt und gilt als maligne, von den Gefäßendothelien ausgehende, multifokale Systemerkrankung. Initial manifestiert sich der Tumor an der Nasenspitze, den Augenliedern, der Glans Penis oder dem Ohr. Eine Metastasierung im klassischen Sinne tritt nicht auf. Die Dignität dieses Typs ist sehr variabel und reicht von vereinzelten Knoten und Flecken, die viele Jahre stationär bleiben können, bis hin zu rasch progredienten Verläufen mit Beteiligung innerer Organe und Lymphknoten. Die deutsche Leitlinie zum Kaposisarkom führt eine Stadieneinteilung des HIV-assoziierten epidemischen Typs (nach der Aids Clinical Trial Group (ACTG)) [Krown 1992, Krown 1997] auf, in der ein Frühstadium und ein Spätstadium beschrieben werden. Frühstadium (gute Prognose): Spätstadium (schlechte Prognose): 15 wenn alle folgenden Bedingungen erfüllt sind wenn eine einzige der folgenden Bedingungen zutrifft 1. Tumor (T): Kaposisarkom auf Haut 1. Tumor (T): Pulmonales oder und/oder Lymphknoten beschränkt; allenfalls gastrointestinales Kaposisarkom; minimale orale Beteiligung (nicht erhabene ausgedehnter oraler Befall; Tumor-bedingte Läsionen am harten Gaumen) Ödeme oder Ulzerationen 2. Immunstatus (I): CD4-Zellen ≥ 200 µl 2. Immunstatus (I): CD4-Zellen < 200 µl 3. Symptome (S): 3. Symptome (S): Keine opportunistischen Infektionen, kein In der Anamnese opportunistische Mundsoor, keine B-Symptomatik* der HIV- Infektionen, Mundsoor, malignes Lymphom Infektion oder HIV-assoziierte neurologische Erkrankungen, B-Symptomatik* der HIVInfektion *B-Symptomatik = unklares Fieber; Nachtschweiß oder Diarrhoe, die länger als zwei Wochen anhalten; Gewichtsverlust ≥ 10 kg Tabelle 5: Stadieneinteilung für das Karposisarkom nach der WHO Eine erste Diagnose kann in den meisten Fällen anhand typischer klinischer Merkmale gestellt werden. Differentialdiagnostisch sind klinisch abzugrenzen, je nach Lokalisation (kutan, oral, lymphatisch), Anzahl der Flecken/Knoten (solitär, disseminiert) und äußerer Erscheinung (livide, hautfarben, rötlich, gefäßreich, spindelzellreich), Hämatome, Angiosarkome, orale, zellreiche oder thrombosierte Angiome, Angiokerathome, das Granuloma Teleangiektatikum, Histiozytome, dermale Naevuszellnaevi, Lymphome, Amalgamtätowierungen, Syphilide, EBV-Infektion, bazilläre Angiomatose und seltener Melanome oder pigmentierte Basaliome. Allgemein gilt: Ist das Kaposisarkom typisch angiomatös mit livid-roten, makulösen oder knotigen Effloreszenzen, so umfasst die klinische Differentialdiagnose alle Gefäßtumore und die bazilläre Angiomatose. Erscheint der Tumor jedoch bei überwiegend spindelzelligem Infiltrat weniger livide, kann das Kaposisarkom mit hautfarbenen bis bräunlichen Tumoren verwechselt werden. Die Diagnosesicherung erfolgt durch die mikroskopische Untersuchung einer Probenentnahme. Histologisch stellen sich schlitzförmige, dünnwandige neue Blutgefäße mit herdförmigen Erythrozytenextravasaten, Hämosiderinablagerungen und einem lymphozytären Entzündungsinfiltrat an regulären Gefäßen ausgerichtet dar [Schöfer & Brockmeyer 2005]. 16 Für eine Einschätzung des Ausbreitungsgrades sollten diese Untersuchungen erfolgen: Inspektion des gesamten Körpers einschließlich oraler und genitaler Schleimhäute, Lymphknoten- und Abdomensonographie, bei Schleimhautbeteiligung Gastroduodenoskopie und ggf. Koloskopie sowie Röntgen-Thorax [Potthoff & Brockmeyer 2007]. Zum heutigen Zeitpunkt steht laut deutscher Leitlinie kein allgemein anerkanntes „Standardtherapieschema“ zur Behandlung des Kaposisarkoms zur Verfügung [Vogt et al. 2007]. Die operative Therapie des primär multilokulären Kaposisarkoms beschränkt sich auf initiale Exzisionsbiopsien zur Diagnosesicherung und die Beseitigung kleinerer Tumore in ästhetisch auffälligen Regionen. Postoperativ muss mit Rezidiven in loco gerechnet werden, da eine lokale Traumatisierung mikroskopischer Tumoranteile zu neuen Tumoren in der Umgebung führen kann (Köbner Phänomen) [Vogt et al. 2007]. Bei der klassischen Variante sind lokale Bestrahlungsmaßnahmen (Röntgenweichstrahlen, schnelle Elektronen, Kobalt-Bestrahlung) in Einzeldosen von 4-5 Gy und einer Gesamtdosis von 20-30 Gy fraktioniert 3 mal pro Woche ausreichend, da sich der Tumor als auffallend strahlensensibel (Regressionsrate 80–90%) erwiesen hat [Schöfer 1991, Kaliebe 1994, Nisce 1993]. Das zu bestrahlende Gebiet sollte 0,5-1,0 cm über den sichtbaren Tumorrand hinausreichen, um vorhandene Tumorzellen an der Ausbreitung entlang der Gefäßlogen zu hindern [Vogt et al. 2007]. Die lokale Chemo- und Immuntherapie hat gegenüber einem systemischen Zytostatikaeinsatz den Vorteil geringerer Nebenwirkungen. Dabei werden im Tumor hohe, direkt antiproliferativ wirksame Wirkstoffkonzentrationen von Interferonen und Chemotherapeutika erzielt. Aus diesen Gründen sollte die lokale Behandlungsvariante im Vordergrund vor einer systemischen, zytostatischen Behandlung stehen. Generell muss die klassische Variante nicht immer chemotherapeutisch behandelt werden [Kreuter et al. 2005]. Lokal können je nach Größe und Lokalisation des Malignoms ambulant die Kryochirurgie; Vincaalkaloide, Bleomycin oder Interferone intraläsional; Retinoide (9-cis-Retinsäure) und eher ergänzend die Camouflage (kosmetisch) eingesetzt werden [Vogt et al. 2007]. Die systemische Chemotherapie kommt vor allem bei ausgedehnten Befunden zum Einsatz und wird vorwiegend mit liposomalem Doxorubicin durchgeführt. 17 Laut Deutscher Leitlinie: Kaposisarkom, Vers. 7, 02/2005 erscheint ein drei- bis sechsmonatiges Recallprogramm bei der klassischen Variante aufgrund ihrer langsamen Tumorprogression als ausreichend. Eine Kontrolle des Lokalbefundes und eine Lymphknotensonographie sollten zu einer solchen Untersuchung gehören [Schöfer & Brockmeyer 2005]. Die Therapie des iatrogenen Kaposisarkoms erfordert in erster Linie das Absetzen oder zumindest die Reduktion der Immunsuppressiva [Potthoff & Brockmeyer 2007]. Eine Umstellung auf Sirolimus hat sich bei Transplantatempfängern als wirkungsvoll erwiesen [Gutierrez-Dalmau et al. 2005]. Beim HIV-assoziierten epidemischen Typ richtet sich die Therapie in erster Linie nach der zugrundeliegenden Immunerkrankung. Weist das Krankheitsbild eines HIV-infizierten zusätzlich auf ein epidemisches Kaposisarkom hin, besteht die Therapie der ersten Wahl in der Gabe einer antiretroviralen Kombinationstherapie. Tritt der Tumor andernfalls unter antiretroviraler Therapie erst auf, ist der Patient auf seine Compliance und die Therapie auf ihre Effektivität zu überprüfen und gegebenenfalls umzustellen. Gelingt es, die Viruslast im Serum unter die Nachweisgrenze zu senken und gleichzeitig die CD4-Zellzahl/µl im Rahmen der HAART (highly active antiretroviral therapie) zu erhöhen, kann das Kaposisarkom stabilisiert werden, gegebenenfalls sogar vollständig ausheilen. Wird im Frühstadium eine Stabilisierung oder sogar eine Remission des Tumors beobachtet, folgen hinsichtlich des Kaposisarkoms keine weiteren Therapiemaßnahmen. Bei einsetzender Progredienz (rasches Wachstum, Infiltration, Ulzeration, systemische Beteiligung) unter guter Immunitätslage (CD4+-Zellen >200/µl) ist eine systemische Interferontherapie angezeigt. Liegt der Immunitätsstatus unter der erwähnten Grenze wird eine Chemotherapie mit liposomalen Anthrazyklinen empfohlen. Im Spätstadium schreibt die Leitlinie von 2007 die HAART-Basistherapie in Kombination mit liposomalen Anthrazyklinen vor. Führt dieses Therapieverfahren nicht zu dem gewünschten Erfolg, sollte ein Medikamentenwechsel zum Chemotherapeutikum Paclitaxel vorgenommen werden. Wirkungsspezifisch wird die strukturelle Reorganisation der intrazellulären Tubuli gestört. Der daraus resultierende Mitosesdefekt führt zur Apoptose der Zelle. Als ultima ratio besteht vor allem im Spätstadium der Erkrankung die Möglichkeit einer Polychemotherapie mit Adriamycin, Bleomycin und Vincristin (ABV-Schema). 18 Dieses therapeutische Vorgehen (kombinierte Behandlung mit dem ABV-Schema) stellte den früheren Goldstandard der Kaposisarkom-Behandlung dar und führte durch eine wesentliche Beeinträchtigung des zellulären Immunsystems zu einer erheblichen Risikosteigerung opportunistischer Infektionen. Das erwähnte neuere Therapiekonzept mit liposomalen Anthrazyklinen und intensiver HIV-Basistherapie mit HAART, Antibiotikaprophylaxe und bei Bedarf hämatopoetischen Wachstumsfaktoren zeigt eine höhere Remissionsrate und ist somit wirkungsvoller. Im Endeffekt entscheidet die zugrundeliegende Viruserkrankung mit ihren opportunistischen Infektionen über den Umfang und die Abstände der Nachsorgeintervalle. Empfohlen werden im Rahmen der HIV-Routineuntersuchung Kontrollen der Haut, der Schleimhäute, der Lunge (Röntgen-Thorax) und des Gastrointestinaltraktes im Abstand von 6-12 Monaten [Potthoff & Brockmeyer 2007]. 1.1.4 Dermatofibrosarkoma protuberans Das Dermatofibrosarkoma protuberans ist ein relativ seltener Tumor, bei dem es sich jedoch um das häufigste Sarkom der Haut handelt. Es handelt sich um einen fibrohistiozytären Tumor, der ausschließlich an der Haut vorkommt. Er wird in der internationalen Klassifikation der Weichteiltumoren [Weiss 1994; Weiss & Goldblum 2001] in die Gruppe der fibrohistiozytären Tumoren mit intermediärer Malignität, lokaler Aggressivität und seltener Metastasenbildung eingeordnet. Eine verbindliche Stadieneinteilung existiert bei dem DFSP nicht. In der Regel wird aber das Primärtumorstadium als Stadium 1, die Lymphknotenmetastasierung als Stadium 2 und die Fernmetastasierung als Stadium 3 angegeben. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt laut der Deutschen Leitlinie 02/2005 bei 40 Jahren, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Der Tumor tritt bevorzugt am Rumpf sowie an den proximalen Extremitäten auf. Er wächst langsam, lokal infiltrierend, destruierend und bleibt über Jahre hinweg asymptomatisch [Mark et al. 1993; Brabant et al. 1993]. Die aktualisierte deutsche Leitlinie von 2008 beschreibt das Dermatofibrosarkoma protuberans (DFSP) als einen hautfarbenen, manchmal braun-gelb tingierten, auch rötlichen, 19 uncharakteristischen, flach erhabenen, derben und unregelmäßig konturierten oder auch multinodulären Tumor [Ugurel et al. 2008]. Differentialdiagnostisch muss man das DFSP vom benignen atypischen DermatofibromVarianten, dem Dermatomyofibrom, dem Leiomyosarkom, dem pleomorphen Sarkom der Haut oder dem spindelzelligen malignen Melanom abgrenzen. Die Diagnosesicherung erfolgt in der Regel durch eine Inzisionsbiopsie, seltener durch eine Exzisionsbiopsie [Ugurel et al. 2008]. Histologisch findet sich eine diffuse Infiltration der Haut und des subkutanen Fettgewebes durch dicht gelagerte, zytologisch relativ uniforme, spindelige CD43-positive Tumorzellen, die in charakteristischen storiformen (bastmattenartigen) Formationen angeordnet sind. Das lokal infiltrative Wachstum ist gekennzeichnet durch asymmetrische, subklinische Ausläufer in horizontaler Richtung, sowie durch die Infiltration tiefer gelegener Strukturen [Ugurel et al. 2008; Beyeler et al. 2004]. Die Ausbreitung erfolgt zumeist entlang der Dermis-Subkutisgrenze [Breuninger et al. 1994]. Aber auch eine Ausdehnung in die tiefe Subkutis entlang der Septen des subkutanen Fettgewebes und in die darunter liegende Muskulatur wurde beobachtet. Eine Tumordarstellung kann auch mittels CT-, MRT- und Ultraschallaufnahmen erfolgen [Kransdorf et al. 1994; Torregani et al. 2002]. Diese Darstellungsmethoden lassen jedoch nur bedingt Aussagen über die wirkliche Infiltration zu, da feinsträngige, subklinische Ausläufer nicht abgebildet werden [Breuninger et al. 2004]. Zur Ausbreitungsdiagnostik bei Rezidivfällen Abdomensonographie und Röntgen-Thorax empfohlen. werden Lymphknotensonographie, 20 Abbildung 5: Dermatofibrosarkoma protuberans mit typisch knotigem Aspekt an der Grenze zur behaarten Kopfhaut Die Therapie der Wahl besteht in der Exzision mit etwa 3 bis 5 cm Sicherheitsabstand. Arbeitet man mit einer systematischen Schnittrandhistologie (histographisch / mikrographisch kontrollierte Chirurgie) kann eine hohe Rezidivfreiheit gewährleistet werden. Ein Sicherheitsabstand von 1 cm wird dann als ausreichend angesehen [Smola et al. 1991; Breuninger et al. 1994; Parker & Zitelli 1995; Ratner et al. 1997; Kosanke 1999]. Dieses chirurgische Vorgehen hat eine hohe Heilungsrate und ist maximal gewebsschonend. Somit sollte dies die Therapie der Wahl bei einem Dermatofibrosarkoma protuberans sein [Gloster et al. 1996]. Die Verwendung immunhistochemischer Färbungen von CD34 kann hilfreich sein, um die Tumorgrenzen des Exzidates zu beurteilen [Ugurel et al. 2008]. Aufgrund der hohen Strahlensensibilität des Dermatofibrosarkoma protuberans kann das lokale Rezidivrisiko durch eine postoperative Strahlentherapie gesenkt werden [Ballo & Zangers 1998; Marks et al. 1990; Sun et al. 2000]. Des Weiteren wird eine Bestrahlung bei R1- oder R2-Resektion, bei eingeschränktem Sicherheitsabstand, Zustand nach mehrfacher lokaler Rezidivbildung und inoperablen kutanen, lymphonodalen Metastasen empfohlen. Die Gesamtdosis beträgt 60-70 Gy bei kurativer Zielsetzung. Bei palliativer Behandlung und 21 abhängig von der Lokalisation zu umgebender Risikostruktur sind 50 Gy anzustreben [Ugurel et al. 2008]. Daraus schlussfolgernd wird verständlich, dass Lokalrezidive in Abhängigkeit von der Behandlungsstrategie auftreten. Die Angaben zur Häufigkeit von Lokalrezidiven schwanken zwischen 10 und 80% [Ugurel et al. 2008]. Lymphknoten- und Fernmetastasen kommen nur selten vor. Die Metastasierungsrate liegt nach dem derzeitigen Kenntnisstand bei weniger als 0,5% [Ugurel et al. 2008]. In den seltenen publizierten Fällen fortgeschrittener Stadien war vornehmlich die Lunge betroffen [Rockley 1989; Ruetgers 1992; Lal et al. 1999]. Die Mortilität des Tumors ist als gering einzuschätzen [Ugurel et al. 2008; Beyeler et al. 2004; Breuninger et al. 2005]. In der neusten Leitlinie von 2007 wird eine molekular ausgerichtete Therapie des DFSP mit einem PDGF-Rezeptor-selektiven oralen Tyrosinkinase-Inhibitor Imatinib als sinnvoll beschrieben. Dieser hat eine Unterbrechung des autokrinen PDGF-gesteuerten Wachstumsstimulus zum Ziel. Derartige Therapieansätze können bei ausgedehnten Tumoren zur präoperativen Tumorremission eingesetzt werden. In ersten Studien konnte bereits eine therapeutische Ansprechbarkeit bei etwa 70% der behandelten Fälle mit primär ausgedehnten, lokal rezidivierten oder metastasierten DFSP erreicht werden. Empfehlungen zur Nachsorge stehen in den kurzgefassten Leitlinien, Dermatofibrosarkoma protuberans 2007; jedoch basieren diese weniger auf zugrunde liegenden Literaturbelegen und Studienergebnissen. Für eine frühzeitige Erfassung von Lokalrezidiven sollen klinische Untersuchungen in zunächst halbjährlichen Abständen über mindestens fünf Jahre hinweg erfolgen. Danach einmal pro Jahr. Zusätzlich wird der Patienten in eine aktive Selbstuntersuchung ergänzendes eingewiesen. radiologisches Eine klinische Vorgehen wird Lymphknotenuntersuchung bezüglich der ohne geringen Lymphknotenmetastasierungsrate als ausreichend angesehen [Breuninger et al. 2005]. 22 1.1.5 Malignes fibröses Histiozytom Das maligne fibröse Histiozytom ist laut neuster WHO-Klassifizierung ein undifferenziertes, pleomorphes Sarkom aus Fibroblasen- und Histiozyten-ähnlichen Zellen und wird, so wie das atypische Fibroxanthom und das Dermatofibrosarkoma protuberans, den malignen Tumoren des Bindegewebes zugeordnet. Es existieren 5 histologische Varianten dieses Tumors: - Pleomorph-storiforme Variante - Myxoide Variante - Riesenzell-Variante - Entzündliche Variante - Angiomatoide Form Eine andere Quelle unterteilt das maligne fibröse Histiozytom nach seiner Lokalisation am Integument [Beyeler et al. 2004]: - Retroperitonealer Typ - MFH (malignes fibröses Histiozytom) der Extremitäten (wächst entlang der Faszien und Muskulatur) - Dermaler Typ (dermales Sarkom) Die beiden ersten Typen repräsentieren die tiefe Variante des malignen fibrösen Histiozytoms und zählen zu den aggressivsten mesenchymalen Tumoren mit einer hohen Rezidiv- und Metastasierungsrate. Die Prognose ist schlecht [Stadler et al. 1998]. Das dermale Sarkom umfasst das atypische Fibroxanthom und das maligne fibröse Histiozytom der Haut. Das MFH der Haut tritt meistens de novo auf. An Stellen chronischer Entzündungen und Narben wurde es ebenfalls beobachtet [Lille et al. 2000]. Es tritt in Bestrahlungsfeldern mit einer Latenzzeit von 5 bis 20 Jahren auf [Ohno et al. 1997]. Laut WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2002 ist das maligne fibröse Histiozytom keine eigenständige Entität. Es repräsentiert vielmehr eine Vielzahl undifferenzierter, pleomorpher Sarkome, welche weniger als 5% der Weichteilsarkome bei Erwachsenen ausmachen. Anzutreffen ist dieses Sarkom vermehrt zwischen dem 5. und 7. Lebensjahrzehnt. Männer sind häufiger von diesem Tumor betroffen als Frauen [Beyeler et al. 2004]. 23 Tief liegende Weichteile der Extremitäten oder die Retroperitonealregion sind bevorzugte Lokalisationen des Tumors. Rezidive treten in etwa 45% der Fälle auf. Während dieses hochmaligne Sarkom gehäuft in tumorferne Areale rezidiviert, findet die Metastasierung auch auf lymphogenem Weg in Tumornähe statt. Bei oberflächlicher Lokalisation stellt sich der Tumor unspezifisch als subkutaner, selten auch exophytischer, indolenter, später auch ulzerierender Knoten dar, der meist über 3 bis 6 Monate heranwächst [Berth-Jones et al. 1990]. Histologisch handelt es sich um ein sehr zellreiches Tumorgewebe mit pleomorphen, teilweise mehrkernigen, großen Zellen neben kleinen Zellen mit hyperchromatischen Zellkernen. Die Tumorzellen bilden zum Teil Bündel [Beyeler et al. 2004]. Durch zusätzliche morphologische Parameter, wie unscharfe Begrenzung, asymmetrisches, tiefes, infiltratives Wachstum, Ulzerationen und Nekrosen werden bei dem malignen fibrösen Histiozytom die Kriterien der Malignität offensichtlich [Hödl 1982]. Durch die histologische Untersuchung muss das maligne fibröse Histiozytom vom Liposarkom und Rhabdomyosarkom abgegrenzt werden [Beyeler et al. 2004]. Abbildung 6: Malignes fibröses Histiozytom mit einer Oberflächenausdehnung von 4,5 mm 24 Die Diagnosesicherung sollte in jedem Fall durch eine histologische Untersuchung der Probeexzision erfolgen. Derzeit gibt es keine einheitlichen Richtlinien zum therapeutischen Vorgehen. Empfohlen wird im Fall oberflächlicher maligner fibröser Histiozytome eine möglichst radikale Exzision mit 3 bis 5 cm Sicherheitsabstand unter Einbeziehung von subkutanem Gewebe, Muskelfaszien und einem Teil des darunterliegenden Muskels [Kearney et al. 1980]. Der mikrographisch kontrollierten Chirurgie wird heutzutage immer mehr Beachtung geschenkt [Beyeler et al. 2004]. Für die operative Planung ist das präoperative MRT wegweisend, um bei plastisch-rekonstruktiven Verfahren den plastischen Chirurgen frühzeitig hinzuzuziehen. Positive Ergebnisse einer prä- und postoperativen Radiotherapie liegen vor. Bei einer Tumorgröße >5 cm hat sich die adjuvante Chemotherapie etabliert. Diese hat in der Gruppe hochmaligner Weichteilsarkome Steigerungen der Heilungsraten von 5 bis 10% zu verzeichnen [Bokemeyer 2006]. Im Falle von irresektablen Tumoren wird durch den präoperativen Einsatz von Radio- und Chemotherapie Tumorresektion primär eine ermöglicht Tumorverkleinerung werden soll. Derzeit erhofft, durch werden die außerdem eine spätere intensivierte Chemotherapiekonzepte mit Wachstumsfaktoren und hochdosierte Chemotherapieprotokolle mit autologem Stammzellersatz auf ihre Effizienz und Ansprechen untersucht [Bokemeyer 2006]. Zur Tumornachsorge liegen aktuell keine eindeutigen Angaben vor. 1.1.6 Atypisches Fibroxanthom Das atypische Fibroxanthom ist ein seltener Hauttumor, der abgesehen von einzelnen Kasuistiken beschriebener Metastasierungen als gutartig bezeichnet wird. Bei dem atypischen Fibroxanthoms gibt es zwei mögliche Varianten: eine benigne und eine maligne Form, die zum jetzigen Zeitpunkt noch Gegenstand der Diskussion ist [Koch 2008]. Wie bereits in Kapitel 1.1.5 erwähnt, soll es sich laut Beyeler bei diesem Tumor um eine oberflächlich gelegene Variante eines malignen fibrösen Histiozytoms handeln. Andere Literaturquellen setzen das maligne fibröse Histiozytom mit der metastasierenden Form des atypischen Fibroxanthoms gleich und bezeichnen die nicht metastasierende Variante dieses 25 Tumors als benigne [Hödl 1982]. Fest steht, dass es zwischen dem atypischen Fibroxanthom und dem malignen fibrösen Histiozytom keine sichere Unterscheidung gibt. Das atypische Fibroxanthom erscheint gehäuft in lichtexponierten und aktinisch geschädigten Arealen (Stirn, Schläfen, Ohr etc.) älterer Menschen. Bei jüngeren Patienten sind eher der Stamm und die Extremitäten betroffen. Derbe, rötlich-bräunliche Knoten oder Knötchen, oft mit Ulzerationen und Erosionen werden im Laufe eines raschen Wachstums beobachtet [Beyeler 2004]. Differenzialdiagnostisch muss das Dermatofibrosarkoma protuberans, das maligne fibröse Histiozytom, ein Leiomyosarkom und das Basaliom ausgeschlossen werden. Ähnlich wie das dermale maligne fibröse Histiozytom ist das atypische Fibroxanthom kein eigenständiger Tumor, sondern ein Reaktionsmuster unterschiedlicher, dedifferenzierter maligner Neoplasien und degenerativer Zellvorgänge auf dermaler Ebene [Wilk et al. 2000]. Es leitet sich vom fibrohistiozytären Gewebe ab und enthält neben fibrösen Tumoranteilen auch Histiozyten, Riesenzellen und reichlich Gefäße. Dieser zelluläre Dimorphismus aus spindeligen, Fibroblasten-ähnlichen und aus Histiozytenähnlichen Zellelementen ist im histopathologischen Bild beider Tumortypen vorzufinden. Abbildung 7: Atypisches Fibroxanthom mit einem Oberflächendurchmesser von 2,5 mm am Übergang zwischen Ohrmuschel und Ohrläppchen 26 In diagnostischer Hinsicht darf die pigmentierte Form des atypischen Fibroxanthoms nicht vergessen werden [Diaz-Cascajo et al. 1998]. Das Vorgehen bei der Diagnosestellung gleicht dem des malignen fibrösen Histiozytoms. In der zu ergänzenden Immunhistologie sind andere spindelzellige Tumore, wie das Merkelzellkarzinom und Melanom auszuschließen. Die Totalexzision des Tumors mit einem Sicherheitsabstand von 1cm wird zunehmend von der schnittrandkontrollierten Exzision als Therapie der Wahl verdrängt [Beyeler 2004]. Andere Therapieansätze sind in der Literatur nicht erwähnt. Eine alleinige Exzision bei dem nicht-metastasierenden atypischen Fibroxanthom erscheint ausreichend, da diese Form grundsätzlich primär als benigne eingestuft wird. Sollte der Tumor im weiteren Verlauf Metastasen gebildet haben, wird er analog dem malignen fibrösen Histiozytom der entsprechenden Therapie zugeordnet. Angaben zur Tumornachsorge liegen aktuell nicht vor. 1.1.7 Talgdrüsenkarzinom Talgdrüsen sind lobulär aufgebaute, holokrin sezernierende Drüsen, die sich im Korium der Haut und der Halbschleimhäute befinden und überwiegend in den Haarfollikelkanal münden (Glandulae sebaceae pilares). Ebenso können Sie frei in der Haut ihren Ausgang finden (Glandulae sebaceae separatae). Am aktivsten und größten sind die Talgdrüsen im Gesicht und am oberen Thorax [Moll 2005]. Der Talg hat die Funktion die Hautoberfläche und die Haare einzufetten. Er ist ein dünnflüssiges, gelbliches Gemisch aus verschiedenen Glyzeriden, freien Fettsäuren, Wachsund Sterolestern und freien Sterolen, die im Rahmen der zellulären Differenzierung innerhalb von etwa zwei Wochen in einer Tochterzelle der Basalzellen entstehen. Dieser Vorgang untersteht einer hormonellen Steuerung. Die Androgene Progesteron und Testosteron stimulieren die Talgsekretion, wohingegen Östrogen die Ausscheidung hemmt. Talgdrüsenkarzinome gehören zu den sehr seltenen, malignen Adnextumoren [Burgdorf et al. 1990; Bailet et al. 1992]. Diese Tumoren treten vorwiegend im mittleren und hohen Lebensalter auf. Eine geschlechtsspezifische Verteilung kann nicht bestätigt werden, vermutet wird jedoch eine Präferenz des männlichen Geschlechts. Sie entstehen vermutlich de novo und gehen nicht aus gutartigen Talgdrüsentumoren hervor [Exner et al. 2001]. 27 Sie werden unterteilt in den okulären Typ, bei dem sich der Tumor ausschließlich in der Lidregion befindet und in eine extraokuläre Variante am restlichen Integument. Okuläres Talgdrüsenkarzinom In etwa 75% der Fälle tritt das Talgdrüsenkarzinom in der zuerst genannten Region auf, wo es seinen Ursprung überwiegend in den Meibom’schen Drüsen findet. Dieser Typ erscheint meist als kleines, langsam wachsendes, tief gelegenes, gerötetes Knötchen. Am Oberlid wird es häufiger beobachtet als am Unterlid. Klinisch ist es von einem Chalazion kaum zu unterscheiden. Diagnostisch kann das Talgdrüsenkarzinom in dieser Lokalisation leicht mit chronischen Entzündungsprozessen verwechselt werden. Extraokuläres Talgdrüsenkarzinom Die restlichen 25% der Talgdrüsenkarzinome finden sich an anderen Körperregionen mit Talgdrüsen. Nicht selten fällt das extraokuläre Talgdrüsenkarzinom durch Blutungen auf. Es imponiert als livid-rot-gelber Knoten mit ca. 0,5 bis 2,5cm Durchmesser. Histologisch wurden bei dem Talgdrüsenkarzinom von der Dermis ausgehende großflächige Ulzerationen beobachtet, die bis in das Stratum reticulare reichen. Dabei wächst der Tumor in dicht gedrängten, irregulären Lobuli. Diese Lobuli bestehen größtenteils aus undifferenzierten, basaloiden Zellen mit multiplen Mikrozysten. Die basophilen Tumorzellen sind groß und polymorph. Sie besitzen prominente, z. T. multiple Nukleoli sowie ein helles Zytoplasma. Der Tumor enthält immer Tagdrüsenzellen, die in gut abgrenzbaren Lobuli organisiert sind. Es finden sich Anzeichen von Malignität, wie z. B. Kernpolymorphismus und Hyperchromatismus. Eine erhöhte Mitoserate ist jedoch auch in gutartigen Talgdrüsentumoren feststellbar und somit kein sicherer Anhaltspunkt für Malignität [Exner et al. 2001]. 28 Abbildung 8: Talgdrüsenkarzinom am Oberlidrand [Riedel 2006] Lokalrezidive werden bei etwa einem Drittel der Patientenfälle beobachtet. Ein Viertel aller Talgdrüsenkarzinome metastasiert innerhalb von einem bis zwei Jahren zuerst in die regionären, später in die viszeralen Lymphknoten [Altmeyer 2005]. Die 5-JahresÜberlebensrate liegt bei etwa 40%. Die Diagnose ist allein vom klinischen Bild her nicht zu stellen. Eine postoperative histologische Untersuchung ermöglicht zumeist erst eine genaue Zuordnung [Exner et al. 2001]. Die Diagnostik des okulären Typs ist aufgrund der Verwechselungen mit chronischen Liderkrankungen häufig verzögert und die diagnostische Biopsie und operative Therapie wird aufgrund der kritischen Lokalisation nicht selten zurückhaltend angegangen. Die Therapie der Wahl besteht in der großzügigen Exzision unter Einhalten eines mikrographisch kontrollierten Sicherheitsabstandes von mindestens 6 mm. Die Tumorausbreitung reicht oft weit über die klinisch sichtbaren Tumoranteile hinaus, wodurch die Gefahr verbliebener Tumorzellen steigt. Und somit wäre auch die erhöhte Rezidiv- und Metastasenrate zu erklären. 29 Die Therapie im Metastasierungsstadium umfasst eine regionäre Lymphknotendissektion, Bestrahlung und Chemotherapie mit Kombinationen von 5-Fluorouracil/Doxorubicin und Cisplatin/Vinblasin. Standardisierte Leitlinien liegen bislang nicht vor [Hofmann et al 1999]. Die Tumornachsorge richtet sich nach den Vorgaben für Tumoren der Hautanhangsgebilde. Da es sich beim Talgdrüsenkarzinom um eine Neoplasie mit hohem Metastasierungsrisiko handelt, sollten die klinischen Kontrollen in drei- bis sechsmonatigen Intervallen über mindestens fünf Jahre erfolgen. Im ersten Jahr werden alle drei Monate sonographische Untersuchungen der regionären Lymphknoten empfohlen, ab dem zweiten Jahr eine halbjährliche Ultraschalluntersuchung und ab dem dritten Jahr halbjährliche klinische Kontrollen. Je nach Befund und Symptomatik kommen weitere Untersuchungen hinzu [Breuninger et al. 2005]. 1.1.8 Liposarkom Hierbei handelt es sich um einen bösartigen Tumor des Fettgewebes und einen der häufigsten Weichteilsarkome (20% aller Sarkome). Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Der Tumor entsteht bevorzugt zwischen dem vierzigsten und dem sechzigsten Lebensjahr. Die tiefen Weichteile der Extremitäten und des Retroperitoneums sind die häufigsten Lokalisationen des Liposarkoms. Das Liposarkom entsteht nicht aus einem gutartigen Lipom. Vermutet wird eine Entartung embryonaler Vorläuferzellen des Fettgewebes. Entgegen früherer Auffassungen können Liposarkome der verschiedenen Subtypen auch in oberflächlichem dermalem Gewebe vorkommen. Diese kutanen Liposarkome können sich klinisch als ausgedehnte Neoplasien, im Einzelfall aber auch als kleine polyploide Hauttumoren darstellen und haben trotz einer hochmalignen Morphologie eine sehr gute Prognose. Diese dermale Lokalisation ist die für uns, in dieser Arbeit, entscheidende Form des Liposarkoms. Liposarkome sind klinisch durch ihre Größe und gelbliche Farbe gekennzeichnet. Histologisch ist eine gelatinös-muköse Struktur typisch für diesen Tumor. Häufig sind zentrale Nekrosen, Hämorrhagien und Verkalkungen zu finden. 30 Eine histologische Unterteilung erfolgt aufgrund des Grades der Ähnlichkeit zu normalem Fettgewebe: 1. Hoch differenziertes Liposarkom Diese Form des Liposarkoms entsteht meist erst im höheren Lebensalter. Aufgrund der hohen zellulären Differenzierung kann es histologisch leicht zu einer Verwechslung mit normalem Fettgewebe oder mit einem Lipom kommen. Atypische, hyperchromatische Lipoblasten sind Merkmal dieser Tumorvariante. Lokalrezidive können beobachtet werden, jedoch keine Metastasierung. 2. Myxoides Liposarkom Unter den 4 Typen des Liposarkoms ist dieser der häufigste. Das myxoide (schleimige) Stroma enthält fettvakuolenreiche Lipoblasten und Prälipozyten. Diese Zellen stehen in engem Kontakt mit den umliegend angeordneten Kapillaren. Diese Form des Liposarkoms ist geringgradig maligne und weist eine hohe Strahlensensibilität auf. Die 5-JahresÜberlebensrate ergibt laut Literatur mit 70% eine gute Prognose. 3. Rundzelliges Liposarkom Histologisch finden sich hierbei massenhaft gering differenzierte, runde Tumorzellen. Dieses Sarkom ist hoch maligne und neigt zur schnellen hämatogenen Metastasierung. 4. Pleomorphes Liposarkom Diese Form des Liposarkoms weist in der histologischen Darstellung sehr variabel geformte Tumorzellen auf. Der Tumortyp gilt als hoch maligne und hat mit einer 5Jahres-Überlebensrate von ca. 20% eine eher schlechte Prognose. Für das Liposarkom liegen in der Literatur keine validen Angaben zum allgemeinen diagnostischen Vorgehen (klinisch, histologisch, radiologisch) vor. Alternativ ist zu empfehlen sich an den allgemeinen Vorgaben für die Diagnosen von Weichteilsarkomen zu orientieren. Liegt aufgrund der Klinik und Symptomatik die Verdachtsdiagnose eines Liposarkoms vor, sollte diese zunächst durch bildgebende Verfahren, wie die Sonographie, die Röntgendarstellung, die Computertomographie oder die Magnetresonaztomographie belegt werden. 31 Dem MRT ist dabei in den meisten Fällen der Vorzug zu geben, da es hinsichtlich der hohen Ortsauflösung und der Weichteilkontrastdifferenzierung heute die Technik der Wahl bei der Abklärung des Umfangs von Weichteilraumforderungen ist [Niemeyer et al. 2003]. Die Diagnosesicherung erfolgt histologisch je nach Ausdehnung und Lokalisation durch eine Exzision oder durch eine Feinnadelbiopsie. Da es sich bei Liposarkomen der Haut um eine oberflächlich gelegene Variante eines Weichteilsarkoms handelt, sollte bei einem Tumordurchmesser unter 5 cm eine Exzision gewählt werden. Die Therapie der Wahl besteht in einer großzügigen Exzision, wobei derzeit keinerlei Richtlinien zum notwendigen Sicherheitsabstand vorliegen. Das Tumorzentrum der Universitätsklinik Freiburg schlägt für oberflächlich gelegene Weichteilsarkome einen Sicherheitsabstand von 3 cm vor. Je nach Lokalisation kann ein 1 cm großer Sicherheitsabstand ausreichend sein. Eine therapeutische Option sind peri- und postoperative Strahlen- und Chemotherapien. Falls eine adjuvante Therapie gewünscht wird, z.B. bei Tumorgrößen >5 cm oder bei vorliegender Irresektabilität des Weichteilsarkoms, kann durch eine Radio- oder RadioChemotherapie die Tumorremission angestrebt werden. Zur Tumornachsorge finden sich in der aktuellen Literatur keine Angaben. Auch hier sollte man sich an den Vorgaben für Weichteilsarkome orientieren. 1.1.9 Trichilemmales Karzinom Dieser seltene Tumor gliedert sich in die Gruppe der Adnexkarzinome mit follikulärer Differenzierung ein und wird auch als malignes Trichilemmom bezeichnet [Blume-Peytavi et al. 1996]. Bei dem trichilemmalen Karzinom handelt es sich um einen malignen Tumor des Haarfollikes, der aus den Zellen der äußeren Haarwurzelscheide entsteht und eine feingewebige Variante des spinozellulären Karzinoms darstellt. Betroffen von dieser Neoplasieform sind hauptsächlich Frauen höheren Alters. Die behaarte Haut in UV-exponierten Arealen (Kopfbereich) scheint für diesen Tumor prädisponiert zu sein [Boscaino et al. 1992; Jo et al. 2005; Trabelsi et al. 2008]. 32 Sein Wachstum ist lokal invasiv und ulzerierend, verläuft jedoch in den meisten Fällen weitgehend indolent. Nur selten metastasiert das trichilemmale Karzinom [Reis et al. 1993; Jo et al. 2005]. Der Tumor imponiert als 0,5 bis 2,0 cm großer unspezifischer, meist gut definierter, exophytisch wachsender, kutaner Knoten im Bereich der behaarten Haut. Hinsichtlich der histologischen Diagnostik besteht die Schwierigkeit in der Abgrenzung zum follikulär differenzierten Plattenepithelkarzinom. Vorgaben für das diagnostische Vorgehen bei einem vorliegenden trichilemmalen Karzinom existieren zurzeit nicht. Eine allgemein anerkannte Standardtherapie ist derzeit noch nicht festgelegt. Eine großzügige oder eine Befund-abhängige mikrographisch kontrollierte Exzision wird empfohlen. Dabei wurde in Studien die mikrographische Chirurgie als die, für das trichilemmale Karzinom adäquate Therapiemethode belegt [Garrett et al. 2004]. Diese reicht in den meisten Fällen aus, um eine Tumorfreiheit zu gewährleisten [Plumb & Stone 2002]. Zur Tumornachsorge bestehen in den vorliegenden Literaturquellen keine zuverlässigen Angaben. 1.1.10 Hidradenokarzinom Die ekkrinen Schweißdrüsen kommen am gesamten Integument vor. Besonders zahlreich sind sie in der Leistenhaut der Palmae und Plantae. Die Endstücke dieser Drüsen sind stark geknäuelt aus hellen und dunklen sekretorischen Zellen und von Myoepithelzellen im tiefen Corium umgeben. Die Funktion der Schweißdrüsen besteht in der Thermoregulation durch Erzeugung von Verdunstungskälte an der Hautoberfläche [Moll 2005]. Der dazu gehörige bösartige Schweißdrüsentumor entwickelt sich überwiegend aus dem entsprechenden gutartigen Adnextumor, dem Hidradenom. Diese analoge, bösartige Entwicklung ist jedoch sehr selten [Rütten 2002]. Primäre Formen dieses Karzinoms sind ebenfalls bekannt. 33 Das Hidradenokarzinom gehört zu der Gruppe der seltenen Adnexkarzinome. Sowohl eine ekkrine als auch eine apokrine Form dieses Tumors sind bekannt. Er neigt zu lokalen Rezidiven und Metastasierungen. Hidradenokarzinome metastasieren häufig in die regionären Lymphknoten [Hernandez-Perez et al. 1985]. Klinische Erfahrungen haben gezeigt, dass unvollständig exzidierte gutartige Hidradenome in vielen Fällen rezidivierten. Dabei ist zu beachten, dass sich aus diesen Rezidiven ein Hidradenokarzinom entwickeln kann. Als seltenes aggressives Karzinom führt es unbehandelt häufig zum Tod [Ohta et al. 2004]. Klinisch stellt sich diese Neoplasie als uncharakteristisch, zumeist langsam wachsender, knotenförmiger dermaler Tumor dar, der bevorzugt an den Extremitäten älterer Patienten auftritt. Das Hidradenom, als Grundlage des Hidradenokarzinoms, ist ein solider oder solid-zystischer Tumor, der entweder aus klarzellig differenzierten Epithelverbänden oder aus poroiden Strukturen mit kutikulären und poroiden Zellen besteht. Histologisch diagnostizierbare maligne Hidradenome beinhalten dagegen zellverdichtete größere Epithelverbände mit atypischen Tumorzellen und vielen Mitosen. Eine Diagnose kann sich morphologisch als sehr schwierig erweisen, da sich, auch bei vollständiger Aufarbeitung des Tumors, vereinzelt keine morphologisch zweifelsfreien Malignitätskriterien darstellen lassen [Kiehl et al. 1997]. Die meisten Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine frühe und großzügige Exzision des Tumors die Therapie der Wahl ist [Ohta et al. 2004]. Die Effizienz adjuvanter Behandlungsmethoden kann zum heutigen Zeitpunkt nicht allgemein belegt werden. 34 1.2 Zielsetzung In der Aufarbeitung der nicht melanomatösen, malignen Hauttumore der Uniklinik Freiburg der letzten 10 Jahre galt es, die Einhaltung vorhandener Standards und Empfehlungen bezüglich der Diagnostik und Therapie zu kontrollieren und den Krankheitsverlauf hinsichtlich des Procederes zu überprüfen. Für das allgemeine Verständnis sollten nach umfassender Literaturrecherche zunächst einmal die zehn diskutierten Tumorentitäten mit dem makroskopischen und mikroskopischen Erscheinungsbild, der Ätiologie und ihrem Wachstumsverhalten vorgestellt werden. Besonderen Stellenwert sollten die in der Literatur empfohlenen diagnostischen Maßnahmen und die Therapiemöglichkeiten der genannten Sarkome und Karzinome haben. Des Weiteren sollten auf die Umsetzungen der von den Leitlinien empfohlenen Therapiemöglichkeiten, wie operatives Vorgehen oder adjuvante Strahlentherapie und systemische Therapie, geachtet werden. Es galt herauszustellen, inwieweit sich die Therapien, die der jeweilige Patient aus unserem Kollektiv an der Universitätshautklinik Freiburg erhalten hat, mit den Vorgaben der Literatur deckten. Für diejenigen Tumore, für die keine Leitlinien existierten, sollte ein Vergleich mit den vorhandenen Studien, Berichten und Einzelfalldarstellungen zum jeweiligen therapeutischen Vorgehen erfolgen. Aus den erfassten Rezidivfällen unseres Patientenkollektivs sollte nach der Erforschung möglicher Ursachen und dem Abgleich mit den entsprechenden Literaturangaben eine Prognoseauswertung für die jeweilige Erkrankung erfolgen. Die Sterberaten für die einzelnen Malignome, in Abhängigkeit von der Tumorentität, der Wahl der Therapie und der Nachsorge, standen aufgrund ihrer ungenauen Aussagekraft am Ende unserer Zielsetzung. 35 2. Material und Methoden 2.1. Patienten Anhand von ambulanten und stationären Patientenvorstellungen, wie auch in der Datenbank der Histologie und mittels computergesteuertem „data-mining“, wurden Patienten mit nicht melanozytären, malignen Hauttumoren gesucht. Durch den Ausschluss von Patienten mit Basaliomen und Spinaliomen erfolgte eine Selektion kutaner, maligner Tumore. Zur Erstellung einer Übersicht über die 10 aufgelisteten Tumorentitäten wurden die Daten der Patienten aus dem klinikinternen Archivprogramm „Prometheus“ herangezogen. Dazu gehörten unter anderem Operations- und Histologieberichte, sowie externe Arzt- und Entlassungsbriefe. Die Patientendaten wurden zunächst gesammelt und in einer Tabelle zusammengefasst. Dabei wurde nach folgenden Informationen gesucht und entsprechend der individuellen Durchführung erfasst: 1. Name 2. Geburtsdatum 3. Geschlecht der Person 4. Histologie des Tumors 5. Operatives Vorgehen bei Erstdiagnose ( in sano / nicht in sano) 6. Staging - CT-Thorax - CT-Abdomen - MRT - Sonographie 7. Adjuvante Therapie - Chemotherapie - Bestrahlung 8. Verlauf mit eventuellen - Rezidiven - Lymphknotenbefall - Metastasen 9. Erneute Therapie 36 10. Zeitintervall zwischen der Erstdiagnose und dem letzten Untersuchungsdatum 11. Eventueller Tod des Patienten, falls dieser ermittelt werden konnte Die auf diese Weise zusammengestellten Daten der jeweiligen Patienten konnten im nächsten Arbeitsschritt in Form tabellarischer Darstellungen ausgewertet werden. Darüber hinaus wurden mit dem Excel-Programm (Windows) Zeitintervalle für den gesamten Beobachtungszeitraum eines Patienten errechnet und die entsprechenden Graphiken und Diagramme erstellt. Nach einer gründlichen Auswertung der verschiedenen Tabellen und Diagramme konnten die Einhaltung der jeweiligen Standards und die zum Zeitpunkt der Recherche vorhandenen Richtlinien für die jeweiligen Tumore kontrolliert und ihre Auswirkungen auf den weiteren Krankheitsverlauf interpretiert werden. 2.2 Diagnostik (Patientenbehandlung) Die für die Datenauswertungen notwendigen Basisdiagnosen ergaben sich aus den Krankenakten (größtenteils Arztbriefe, Operations- und Histologieberichte) des Archivs der Freiburger Universitäts-Hautklinik. Ein Standardablauf gestaltete sich folgendermaßen: Anhand einer Anamnese und des klinischen Erscheinungsbildes wurde von dem ärztlichen Personal eine Verdachtsdiagnose gestellt. Eine histologische Absicherung dieser Diagnosen erfolgte entweder mittels Biopsie mit nachfolgender Totalexzision oder direkt nach der durchgeführten operativen Tumorentfernung. Für die mikroskopische Untersuchung war entweder das Pathologische Institut der Universitätsklinik in Freiburg oder direkt das histologische Labor der Universitätshautklinik zuständig. Auf diesem Weg konnte einerseits die klinische Diagnose bestätigt oder widerlegt werden. Andererseits konnte durch die Beurteilung des Operationsergebnisses der weitere Therapieablauf abgestimmt werden. Dazu gehören nach einer R0-Resektion die adjuvante Radiatio, eine eventuelle Chemotherapie, die Tumorangiogenese und auch in Frage kommende Immuntherapien. Entsprechend der gesicherten Diagnose konnte ebenfalls ein Nachsorgeprogramm erstellt werden. 37 2.3 Graphiken und Tabellen In diversen Graphiken und Tabellen wurden die registrierten Daten der eben erwähnten Auflistung zueinander in Beziehung gestellt und bestimmte direkte Korrelationen miteinander verglichen. Für die Diskussion wurden die Ergebnisse miteinander und mit Literaturangaben verglichen. Die entsprechende computerunterstützte Bearbeitung und Auswertung der Daten erfolgte mit Microsoft Excel, womit auch das Graphikdesign erstellt wurde. Bei der graphischen Darstellung konzentrierten wir uns auf die folgenden Schwerpunkte: - Frauen-/Männeranteil in Relation zum Alter - Alter bei der Erstdiagnose in Bezug zu der zahlenmäßigen Häufigkeitsverteilung der einzelnen Tumore - Prozentuale Verteilung der einzelnen Tumore bezogen auf das Alter bei der Erstdiagnose - Rezidiv bei den jeweiligen Tumoren - Prozentualer Anteil der einzelnen Therapiearten bezogen auf die Gesamtzahl der Patienten 3. Ergebnisse Im Zeitraum von 1999 bis 2006 wurden an der Universitätshautklinik Freiburg insgesamt 50 Patienten mit malignen, nicht-epithelialen, nicht-melanomatösen Neoplasien untersucht und behandelt. Darunter befanden sich 4 Patienten mit einem Merkelzellkarzinom, 4 Patienten mit einem Angiosarkom, 16 Patienten mit einem Kaposisarkom, 5 Patienten mit einem Talgdrüsenkarzinom, 3 Patienten mit einem malignen fibrösen Histiozytom, 10 Patienten mit einem atypischen Fibroxanthom, 3 Patienten mit einem Dermatofibrosarkoma protuberans, 3 Patienten mit einem Liposarkom, 1 Patient mit einem trichilemmalen Karzinom und ebenfalls 1 Patient mit einem Hidradenokarzinom. 1999 wurden die ersten 11 Erstdiagnosen gestellt, die in die Datensammlung dieser Promotionsschrift eingehen. Die nächsten 13 Patienten erhielten zwischen den Jahren 2000 und 2002 eine der genannten Diagnosen für die jeweilige Tumorerkrankung. Aus den Jahren 2003 und 2004 gehen weitere 8 Erstdiagnosen in die Statistik ein. 10 Registrierungen von erkrankten Patienten waren es im Jahr 2005 und 8 im Jahr 2006. 38 Die Gruppe der Patienten, deren Patientenakten retrospektiv gesichtet wurden, besteht aus 38 Männern und 12 Frauen, die sich in den letzten 8 Jahren in der Universitätshautklinik Freiburg vorgestellt haben. Das Patientenkollektiv umfasst die folgenden hochmalignen, nicht-epithelialen und nicht-melanozytären Hauttumoren: 1. Merkelzellkarzinom (n=4) 2. Angiosarkom (n=4) 3. Kaposisarkom (n=16) 4. Talgdrüsenkarzinom (n=5) 5. Malignes fibröses Histiozytom (n=3) 6. Atypisches Fibroxanthom (n=10) 7. Dermatofibrosarkoma protuberans (n=3) 8. Liposarkom (n=3) 9. Trichilemmales Karzinom (n=1) 10. Hidradenokarzinom (n=1) 3.1 Statistische Verteilung (data-mining) 3.1.1 Verteilung Männer/Frauen in Relation zur Altersgruppe bei der Erstdiagnose Zur Auswertung standen die Daten von 50 Patienten. Darunter befanden sich 12 Frauen und 38 Männer. Das folgende Säulendiagramm (Abb. 9) visualisiert den Geschlechtsanteil in den verschiedenen Altersgruppen. Diese Darstellung soll in erster Linie die zahlenmäßige Verteilung aller 10 diskutierten Tumorerkrankungen unter Berücksichtigung des Geschlechts bezogen auf die jeweilige Altersgruppe verdeutlichen. 39 Abbildung 9: Verteilung Männer(m)/Frauen(w) in Relation zur Altersgruppe bei der Erstdiagnose Allgemein kann man sagen, dass in der Altersspanne zwischen 70 und 89 Jahren mit 22 Erkrankten die meisten Patienten gezählt wurden. Zwischen 40 und 49 Jahren und zwischen 60 und 69 Jahren waren es jeweils 9 Patienten. Am dritthäufigsten war die Altersgruppe zwischen 50 und 59 Jahren mit 5 erkrankten Personen betroffen. In unsere Statistik gingen lediglich 4 Patienten im Alter zwischen 30 und 39 Jahren ein und nur einer der Erkrankten war zwischen 90 und 99 Jahren alt. Bezüglich der geschlechtlichen Verteilung ergaben sich folgende Werte: In dem von uns als erstes bezeichneten Kollektivs (30-39 Jahre) war das Verhältnis zwischen Frauen und Männer ausgeglichen. In den Altersgruppen zwischen 60 und 69 Jahren und zwischen 80 und 89 Jahren war die Frauenquote mit jeweils 3 Personen, im Vergleich zum Anteil weiblicher Patienten in den anderen Altersgruppen, am größten. Die Altersgruppe mit den am häufigsten erkrankten Männern lag mit 10 Personen zwischen 70 und 79 Jahren. In der letzten Gruppe (90-99 Jahre) wurde als einziger Patient eine Frau registriert. In den übrigen Altersgruppen (40-49 Jahre, 50-59 Jahre und 70-79 Jahre) gab es ebenfalls jeweils nur eine an einem der Tumoren erkrankte Patientin. Die männlichen Erkrankten waren in diesen Altersabschnitten mit 8 Patienten (40 – 49 Jahre), 4 Patienten (50 – 59 Jahre) und 10 40 Patienten (70 – 79 Jahre) vertreten. Generell ist der Frauenanteil mit 12 betroffenen Personen von insgesamt 50 Patienten gering. 3.1.2 Häufigkeit der einzelnen Tumore bezogen auf das Alter bei der Erstdiagnose Abbildung 10: Alter bei der Erstdiagnose in Bezug zu der Häufigkeitsverteilung der einzelnen Tumoren (Abkürzungsverzeichnis siehe Anhang) In dieser Graphik wird ersichtlich in welchen Altersgruppen die einzelnen Tumorarten überwiegend zu finden sind. Die Diagnose eines Talgdrüsenkarzinoms (TDK) wurde lediglich bei Patienten zwischen dem 40. und dem 89. Lebensjahr gestellt, wobei in der Gruppe der 50 bis 59-Jährigen dieser Tumor nicht beobachtet werden konnte. Patienten, jünger als 40 und älter als 89 Jahre, waren für das Talgdrüsenkarzinom nicht vorhanden. Zwischen dem 40. und dem 49. Lebensjahr erkrankte einer der 50 Patienten aus unserem Kollektiv an diesem Tumor. Ebenfalls ein Patient erschien in der Gruppe der 60 bis 69Jährigen. 41 Bei zwei der Patienten wurde das Talgdrüsenkarzinom zwischen dem 70. und dem 79. Lebensjahr erstmals diagnostiziert und ein Patient mit diesem Tumor ist zwischen seinem 80. und seinem 89. Lebensjahr daran erkrankt. Das trichilemmale Karzinom (TCZ) wurde nur bei einem der 50 Patientenfälle diagnostiziert. Dieser lag mit 88 Jahren in der Altersgruppe der 80 bis 89-Jährigen. Die 4 Merkelzellkarzinome (MZK) betrafen die beiden Altersgruppen 70 bis 79 und 80 bis 89 Jahre. Drei der Patienten erkrankten zwischen ihrem 70. und ihrem 79. Lebensjahr und einer zwischen seinem 80. und 89. Lebensjahr. Ebenso verhält es sich mit den 3 Fällen des malignen fibrösen Histiozytoms (MFH). Auch bei diesem Malignom beschränkt sich die Gruppe der Patienten auf die Altersgruppen der 70 bis 89-Jährigen. Dieser Tumor wurde bei einer Person aus der Gruppe der 70 bis 79Jährigen und bei zwei Personen aus der Gruppe der 80 bis 89-Jährigen diagnostiziert. Die 3 Patienten mit einem Liposarkom (LS) sind auf zwei Altersgruppen verteilt. Ein Fall wurde zwischen dem 40. und dem 49. und zwei Fälle zwischen dem 60. und dem 69. Lebensjahr diagnostiziert. Die 16 Fälle des Kaposisarkoms (KS) wurden mit einer Ausnahme bei Patienten zwischen dem 30. und dem 69. Lebensjahr registriert. Drei der erkrankten Personen waren bei der Erstdiagnose zwischen 30 und 39 Jahre alt. Fünf Patientenfälle finden sich in unserer Statistik in der Gruppe der 40 bis 49-Jährigen. Zwischen dem 50. und dem 59. Lebensjahr erkrankten vier der 16 Patienten an einem Kaposisarkom. Drei Fälle sind in unserer Graphik in der Säule der 60 bis 69-Jährigen und ein Fall in der Säule der 80 bis 89-Jährigen enthalten. Der einzige Patient, der in der Graphik die Gruppe des Hidradenokarzinoms (HAK) darstellt, ist mit 81 Jahren an dem Tumor erkrankt. Die gesamten 10 Fälle des atypischen Fibroxanthoms (FX) wurden bei Patienten zwischen dem 60. und dem 99. Lebensjahr diagnostiziert. Zwei Personen erhielten die Erstdiagnose dieses Tumors im Alter von 60 bis 69 Jahren. 70 bis 79 Jahre alt waren drei der Patienten bei ihrer Primärerkrankung. 42 Zwischen ihrem 80. und 89. Lebensjahr befanden sich 4 der 10 Personen, als die Diagnose erstmals gestellt wurde und ein Patient war über 90 Jahre alt. Das Dermatofibrosarkoma protuberans (DFSP) war in dieser Statistik mit insgesamt 3 Fällen vertreten und betraf mit jeweils einem erkrankten Patienten die Altersgruppen der 30 bis 39-Jährigen, der 40 bis 49-Jährigen und der 60 bis 69-Jährigen. Identisch verhält es sich mit dem Angiosarkom (AS). Auch dieser Tumor wurde bei eher jüngeren Patienten beobachtet. So fand man die beschriebenen 4 Fälle bei 40 bis 69 Jahre alten Personen. Einer dieser Patienten war bei der Erstdiagnose seiner Erkrankung zwischen 40 und 49 Jahre alt. Ein weiterer war zwischen 50 und 59 Jahre alt als sein Tumor entdeckt wurde. Die beiden anderen Personen mit einem Angiosarkom waren zwischen 60 bis 69 Jahre alt. 3.1.3 Prozentuale Verteilung der einzelnen Tumore in Bezug zum Alter bei der Erstdiagnose Abbildung 11: Prozentuale Verteilung der einzelnen Tumore bezogen auf das Alter bei der Erstdiagnose 43 Wie bereits in Abbildung 10 ist auch in dieser Graphik (Abb. 11) eine Verteilung der Tumore auf die einzelnen Altersgruppen dargestellt. In diesem Fall handelt es sich jedoch um eine prozentuale Darstellung. Auf diese Weise wird der Akzent auf das Alter gelegt. Es wird veranschaulicht, welcher der 10 Tumorarten in einer bestimmten Altersgruppe dominiert. So beziehen sich 25% der tumorösen Erkrankungen unserer registrierten Patienten in der Gruppe der 30 bis 39-Jährigen auf das Dermatofibrosarkoma protuberans. Die restlichen 75% werden den Kaposisarkomen zugeordnet. Weitere Tumorerkrankungen liegen in unserem Kollektiv für diese Altersklasse nicht vor. Auch zwischen dem 40. und dem 49. Lebensjahr dominiert das Kaposisarkom. 57% der Patienten in dieser Altersgruppe erkrankten an dem Tumor. Ungefähr 11% der Fälle wiesen ein Angiosarkom und weitere 11% ein Dermatofibrosarkoma protuberans auf. Wiederum 11% werden dem Liposarkom zugeordnet. Die restlichen 11% in dieser Altersklasse betroffene Patienten waren am Talgdrüsenkarzinom erkrankt. In der darauf folgenden „Alters-Säule“ (50-59 Jahre) sind 80% der Personen an einem Kaposisarkom und 20% an einem Angiosarkom erkrankt. Wie in der ersten Säule, sind auch hier keine weiteren Tumortypen vertreten. Bei den 60 bis 69-Jährigen war das Kaposisarkom mit 34% der Betroffenen der häufigste Tumor. 22% der Patienten in diesem Altersabschnitt waren am Angiosarkom erkrankt. Weitere 22% werden in dieser Altersgruppe dem atypischen Fibroxanthom zugeordnet. Bei 11% wurde das Dermatofibrosarkoma diagnostiziert. Die übrigen 11% sind aus der Gruppe der Talgdrüsenkarzinom-Patienten. In der nächsten Altersgruppe (70-79 Jahre) erkrankten 28% der Personen an einem atypischen Fibroxanthom. Weitere 27% waren von einem Merkelzellkarzinom betroffen. Ein Liposarkom wurde in dieser Altersklasse bei 18% der Patienten zum ersten Mal diagnostiziert. Ebenso war das Talgdrüsenkarzinom mit 18% der Fälle vertreten. 9% der 70 bis 79-Jährigen Patienten erkrankten an einem malignen fibrösen Histiozytom. Im Kollektiv der 80 bis 89-Jährigen findet sich die größte Vielfalt der von uns beschriebenen Malignome. 44 In etwa 37% der Fälle waren die Patienten Träger eines atypischen Fibroxanthoms. 19 % der Personen in dieser Altersklasse erkrankten an einem malignen fibrösen Histiozytom. Das Hidradenokarzinom machte etwa 9% der Malignome in dieser Gruppe aus. Weitere 9% der Personen erkrankten an einem Kaposisarkom. Zu jeweils 9% waren in diesem Altersabschnitt das Angiosarkom, das Talgdrüsenkarzinom und das trichilemmale Karzinom vertreten. In der letzten Altersgruppe der 90 bis 99-Jährigen ist in der Universitätshautklinik Freiburg in dem besagten Zeitraum lediglich ein Patient an einem atypischen Fibroxanthom erkrankt. 3.1.4 Prozentuale Verteilung der durchgeführten Chemo-/ Immuntherapien, Strahlentherapien und Exzisionen Abbildung 12: Anteil der durchgeführten Therapiearten bezogen auf die Gesamtzahl der Patienten in Prozent In dem Diagramm in Abbildung 12 wird die prozentuale Verteilung der angewandten Therapien bezogen auf die von uns erfassten 50 Patienten veranschaulicht. Zu den Therapiearten zählen die Chemo- und Immuntherapien (beide Therapiemethoden wurden in Abbildung 14 unter Chemotherapie zusammengefasst), die Strahlentherapien sowie die Exzisionen in sano. Weniger als 10% der Patientenfälle wurde eine Therapie durch 45 Bestrahlung begleitet. Zu dem gleichen Prozentsatz erfolgte eine Chemo- bzw. Immuntherapie. In Zahlen ausgedrückt heißt das: 3 der 50 Patienten erhielten eine zusätzliche Chemo/Immuntherapie (2 Patienten mit einem Kaposisarkom, ein Patient mit einem malignen fibrösen Histiozytom). Bei dem ersten Kaposisarkom-Patienten handelte es sich um eine sporadische, idiopathische Variante des Tumors, die durch eine Roferontherapie mit Interferon alpha behandelt wurde. Der Tumor wurde Ende 2002 diagnostiziert und seit Februar 2003 mit 3 x 3 Mio.I.E. Interferon alpha pro Woche subkutan behandelt. Empfohlen wurde diese Therapie für insgesamt 2 Jahre. Ende 2004 wurde erneut ein halbkugeliger Einzelknoten anderer Lokalisation als der des Primärtumors exzidiert. Bei einem anderen Patienten mit diesem Tumor wird in einem Histologiebericht auf die vorangegangene Chemotherapie verwiesen, ohne dabei auf das verwendete Medikament eingegangen zu sein. Bei der nachweislichen Histologie handelt es sich um eine Verlaufskontrolle. Der Patient mit einem malignen fibrösen Histiozytom erhielt ca. 1 Jahr nach der Exzision des Primärtumors 1 Zyklus einer Taxol Chemotherapie. Wiederum 1 Jahr später wurden Intransit-Metastasen und Lymphknotenmetastasen bei ihm festgestellt. Er verstarb kurz darauf. Ebenfalls 3 Patienten wurden zusätzlich zur Exzision bestrahlt. Hierzu zählt erstens ein Angiosarkom-Patient, der nach einer Probeexzision im Januar 2005 die Diagnose für diesen Tumor erhielt. Darauf folgten im selben Monat 2 Nachexzisionen mit jeweils 1cm Sicherheitsabstand zum Tumorrand. Von April bis Mai desselben Jahres unterzog sich dieser Patient einer adjuvanten Bestrahlung mit einer Gesamtdosis von 62 Gy. Der zweite Patient mit einem Merkelzellkarzinom wurde an der rechten Wade postexcisionem eines Rezidivs die Lymphknotenstationen inguinal und in der Kniekehle bestrahlt. Bei dem dritten Patienten, der ergänzend bestrahlt wurde handelte es sich um ein Liposarkom. Der Tumor wurde nach vollständiger Entfernung, auf Grund des hohen Rezidivrisikos strahlentherapeutisch nachbehandelt. Die dritte Säule in dieser Abbildung stellt den Anteil der in sano exzidierten Tumore dar. Demnach wurden bei 62% der Patienten die Neoplasie definitiv vollständig entfernt. Zu den 38% der Patienten, bei denen kein sicherer Beleg für die vollständige Tumorentfernung vorhanden ist, gehörten folgende Tumore: 46 8 Kaposisarkome, 3 Fibroxanthome, 2 Merkelzellkarzinome, 2 Talgdrüsenkarzinome und 2 Angiosarkome. Eine Aussage über den Grund für die unvollständigen Exzisionen kann aus Mangel an vorliegenden Daten nicht getroffen werden. 3.1.5 Anzahl der Rezidive bezogen auf die einzelnen Tumore Abbildung 13: Rezidivanteil bei den jeweiligen Tumoren Die Graphik in Abbildung 13 veranschaulicht die Rezidivquote der zehn diskutierten malignen Tumore. Unter dem Oberbegriff „Rezidiv“ fassten wir sowohl Lokalrezidive, als auch Fernmetastasen und Lymphknotenmetastasen zusammen. Dabei ist zu erwähnen, dass einige der Patienten nicht nur an einer dieser „Rezidivarten“ erneut erkrankten. Von den 50 statistisch erfassten Patienten erlitten 17 ein Rezidiv. Bei den übrigen 33 Personen wurde an der Universitätshautklinik Freiburg, in einem durchschnittlichen Nachbehandlungszeitraum von 16,2 Monaten kein Rezidiv diagnostiziert. Zahlenmäßig lag das Kaposisarkom mit 9 von 16 rezidivierten Tumoren an der Spitze, was somit einen Anteil von 56,25% betroffener Patienten dieses Subkollektivs bedeutet. 47 Für das maligne fibröse Histiozytom lag die Häufigkeit der Rezidive bei 2/3 der Patienten prozentual am höchsten. Einer der 3 Patienten mit diesem Tumor bekam sowohl ein Lokalrezidiv, als auch Fernmetastasen mit Lymphknotenbeteiligung. Bei einem weiteren Patienten wurden ein Lokalrezidiv und Fernmetastasen ohne Lymphknotenbeteiligung beobachtet. Bei den Angiosarkomen kam es in 50% zu einem Rezidiv (1 Lokalrezidiv, 1 Fernmetastase). Von 4 Fällen erkrankten 2 Patienten erneut. Genau wie beim Angiosarkom verhält es sich mit dem Merkelzellkarzinom. Ebenfalls 2 von 4 Patienten erlitten ein Rezidiv, dieses jedoch jeweils nur in loco. Bei den Patienten mit einem atypischen Fibroxanthom rezidivierte der Tumor in einem von 10 Fällen lokal. Auch unter den Personen, die an einem Liposarkom erkrankt sind, wurden Lokalrezidive diagnostiziert. Bei nur 1/3 der Erkrankten macht das jedoch einen prozentualen Anteil von 33% aus. Alle 3 Dermatofibrosarkoma protuberans-Patienten blieben rezidivfrei. Auch bei dem Patienten mit einem Hidradenokarzinom, dem Patienten mit einem trichilemmalen Karzinom und den 5 Patienten mit einem Talgdrüsenkarzinom wurden keine Rezidive registriert. 3.1.6 Bezug zwischen angewandter Chemotherapie und der Anzahl verstorbener Patienten Für die folgende Tabelle 6 werden die bereits erwähnten chemotherapeutisch behandelten Fälle unter den 50 erkrankten Patienten mit den darunter registrierten Todesfällen in Verbindung gebracht. Es soll dargestellt werden, welcher der 4 Patienten, die eine Chemotherapie erhielten, verstorben ist. Ebenso wird veranschaulicht, wie groß der Anteil der Todesfälle unter den 46 nicht zusätzlich chemotherapeutisch behandelten Personen war. 48 Die Auswertung ergab folgende Korrelationen: Es wurden an der Freiburger Universitätshautklinik unter den 50 Patienten unseres Kollektivs 5 Todesfälle registriert. Davon erhielt einer zusätzlich zu der Exzision eine Chemotherapie. Die übrigen 4 verstorbenen Personen bekamen diese Behandlung nicht. Für die restlichen 45 Patientenfälle ist an der Universitätsklinik in dem durchgeführten Nachbehandlungszeitraum von durchschnittlich 16,2 Monaten kein Todesfall registriert worden. Drei dieser Patienten wurden chemotherapeutisch behandelt. Bei 42 Erkrankten wurde diese Therapie nicht durchgeführt. Die umgekehrte Betrachtung legt den Fokus auf die Chemotherapie. So wurden von den 50 Patienten des Kollektivs 4 zusätzlich zur Exzision chemotherapeutisch behandelt. Davon ist einer verstorben. Keine Chemotherapie erhielten 46 erkrankte Personen, von denen 4 verstorben sind. Auf unseren Untersuchungen basierend, konnte kein eindeutiger Beleg für den Nutzen einer begleitenden Chemotherapie, bei den 10 von uns diskutierten Tumorarten, erhärtet werden. Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht auch, dass die Zahl der verstorbenen Patienten für eine eindeutige Aussage zu klein ist, als dass sichere Schlüsse aus diesen Daten gezogen werden sollten. Weiterhin ist nicht bekannt, welchem Leiden die Personen in unserem Kollektiv erlegen sind. Diese Fakten sind mangels vorliegender Unterlagen nicht in die Statistik eingegangen. Außerdem kann nicht mit absoluter Sicherheit bestimmt werden, ob nicht noch weitere Patienten ohne unsere Kenntnis verstorben sind. Verstorben Nicht verstorben Gesamt Chemotherapie 1 3 4 Keine Chemotherapie 4 42 46 Gesamt 5 45 50 Tabelle 6: Angewandte Chemotherapie in Korrelation zu der Zahl der verstorbenen Patienten 49 4. Diskussion Soweit es die Literaturrecherchen zuließen, konnten die einzelnen Neoplasien mit ihren entsprechenden „Charakteristika“ versehen und die angewandten therapeutischen Maßnahmen benannt werden. Das gestaltete sich umso schwieriger, je seltener der Tumor ist. Dabei waren das Merkelzellkarzinom, das Dermatofibrosarkoma protuberans, das Angiosarkom und das Kaposisarkom die häufigsten Tumore. Diese Neoplasien verfügten über regelmäßig aktualisierte Leitlinien und wiesen die größte Dichte an Literaturangaben auf. In der Universitätshautklinik in Freiburg i.Br. wurden die, in dieser Dissertation aufgeführten Sarkome und Karzinome auf unterschiedliche Arten therapiert. Zur Auswahl standen dabei die folgenden Verfahren, die zwar nicht bei jeder Behandlung der 50 Patientenfälle zum Einsatz kamen, dennoch sollen alle zur Auswahl stehenden Möglichkeiten der Tumortherapie beschrieben, die entsprechenden Einsatzgebiete erörtert und, im Zusammenhang mit unserer Tumorstatistik, der Nutzenfaktor diskutiert werden. Zur Standardbehandlung gehören in erster Linie die chirurgischen Eingriffe mit dem mikrographischen oder konventionellen Vorgehen. Die oberste Prämisse einer jeden Tumorbehandlung ist die vollständige Entfernung des entarteten Gewebes unter weitgehender Wiederherstellung von Form und Funktion. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Formen der Exzision unterschieden: 1. Exzision mit Sicherheitsabstand Bei dieser Operationsmethode wird der Tumor in toto und mit einem Abstand zum sichtbaren äußeren Tumorrand entnommen. Das Resektat wird histopathologisch untersucht. Das Ergebnis der Pathologie liegt aufgrund häufig notwendiger, aufwendiger, immunhistologischer Färbungen nicht während des Eingriffs vor. 2. Mikrographische Chirurgie Diese Methode erlaubt eine histologische Kontrolle noch während der Operation. Gewebeproben werden im Rahmen einer so genannten Schnellschnittdiagnostik vom Pathologen untersucht und die Ergebnisse an den Operateur weitergeleitet. Zur Absicherung der Radikalität eignet sich diese Vorgehensweise nicht. 50 Bei den aufgelisteten Fällen wurde vornehmlich konservativ vorgegangen. So wurden bereits in den ersten Operationen in sano Exzisionen angestrebt. Dabei ließ sich jedoch ein zweiter Korrektureingriff nach dem pathologischen Gutachten oftmals nicht vermeiden. Abhängig von der Art des Tumors und dessen Lagebeziehung zum angrenzenden Gewebe wird der einzuhaltende Sicherheitsabstand des Schnittes zur klinisch sichtbaren Grenze des Tumors bestimmt. Bei den in dieser Dissertation thematisierten Malignomen liegen die Vorgaben des empfohlenen Sicherheitsabstandes zwischen 0,5 und 6 cm. Bei allen genannten Tumoren würde ein Unterschreiten der geforderten Sicherheitsabstände zu einem gehäuften Auftreten von Rezidiven führen [Vaziri et al. 2002]. In Abbildung 13 (Seite 46) wird das Problem des Rezidivs veranschaulicht. Diese graphische Darstellung kann mit Hilfe der Abbildung 12 (Seite 44) erklärt werden. Zieht man nämlich die durchgeführten adjuvanten Therapien und die „nicht in sano-Exzisionen“ hinzu, werden einige Parallelen deutlich. 7 der 17 Rezidive, die in unserer Auswertung registriert wurden, tauchten bei den Patienten mit einem nicht sicher vollständig entfernten Tumor auf. Die 3. Säule in Abbildung 12 umfasst alle Exzisionen in sano (in %). Es wird deutlich, dass laut unseres Informationsstandes bei knapp 68% der Patienten der entsprechende Tumor komplett entfernt wurde. Bei 34 von 50 Patienten konnte der Tumor also sicher im Gesunden exzidiert werden. Bedenkt man welch umfangreichen Sicherheitsabstände zum Teil für diese 10 Tumorentitäten empfohlen werden, ist diese Tatsache erfreulich. Die Prognose bösartiger Weichteiltumore wird unabhängig von der Tumorgröße durch die Radikalität der Tumorentfernung Primäroperation mit bestimmt. Sicherheitsabstand In jedem notwendig. Fall ist eine Moderne vollständige Operations- und Rekonstruktionstechniken, sowie ggf. die adjuvante Radiatio ermöglichen heute ein extremitätenerhaltendes Vorgehen mit ausreichendem Erhalt der Funktion. Adjuvante Maßnahmen können eine nicht ausreichende Operation nicht kompensieren [Beyeler et al.2004; Niemeyer et al. 2003 ]. Eine Strahlentherapie gilt als eine Alternative oder unterstützende Behandlungsmethode zum operativen Verfahren. Sie kann entweder adjuvant oder neoadjuvant zusätzlich zur Chirurgie eingesetzt werden. Das kann prä- oder postoperativ geschehen. Andererseits kann im Rahmen einer palliativen Behandlung eines nicht-operablen Bestrahlungseinheiten die Lebenserwartung des Patienten verlängert werden. Tumors durch 51 Allgemeine Empfehlungen für Weichteilsarkome stufen die Radiatio als wirksame begleitende Therapieform zusätzlich zur Exzision ein. Der Erfolg der Strahlentherapie ist jedoch eng an Tumorgröße, Gewebeeigenschaften und die Wahrscheinlichkeit der Metastasierung gekoppelt [Niemeyer et al. 2003]. Bei primär nicht oder nur grenzwertig resektablen Tumoren ist eine präoperative Strahlentherapie mit dem Ziel einer Verbesserung der Resektionsmöglichkeit indiziert. Nach inkompletter Resektion (R1/R2) oder unbekanntem Resektionsstatus sollte eine ergänzende Strahlentherapie durchgeführt werden. Auch nach kompletter Resektion (R0) kann eine postoperative Strahlentherapie die Lokalrezidivrate signifikant senken und ist bei großen Tumoren von intermediärem oder hohem Malignitätsgrad angezeigt [Becker et al. 2007]. Ein Verzicht auf die Strahlentherapie ist nach einer umfangreichen Resektion weit im Gesunden möglich. Zur Strahlentherapieplanung sollte unbedingt der präoperative Bildgebungsbefund vorliegen, da sich das Zielvolumen an der primären Tumorausdehnung orientieren muss. Die Chemotherapie findet ihren Einsatz sowohl im Bereich der palliativen, als auch der kurativen Behandlung. Sie kann vor der Exzision (neoadjuvant) durchgeführt werden, um den Tumor für eine Operation zu verkleinern oder danach (adjuvant), um eventuelle Mikrometastasen zu beseitigen. Auch sie kann eine chirurgische R0-Resektion nicht ersetzen. Speziell für die Behandlung von Gefäßtumoren, wie dem Angiosarkom und dem Kaposisarkom, bietet sich die Antiangiogenese als Behandlungsprinzip an. Hierbei kann der Tumor direkt in seinem Wachstum beeinflusst und die Erkrankung in ihrem Ursprung behandelt werden. Die Immuntherapie basiert u. a. auf einer antiangiogenetischen Wirkung und wird in der Literatur häufig der Chemotherapie zugeordnet. Ziel dieser Therapie ist es zusätzlich die körpereigenen Abwehrkräfte des Patienten gegenüber entartetem Gewebe zu steigern. Dies kann durch Zytokin- oder Antikörpergabe erreicht werden. Seit einiger Zeit werden auch Impfungen und impfähnliche Verfahren experimentell eingesetzt. Laut des Patientenratgebers von 2005 der Universitätsklinik Freiburg i. Br. ist diese Therapieform noch im Versuchsstadium, wenn auch schon einige wenige Erkrankungen mit dieser Art der Behandlung erfolgreich therapiert werden konnten. Fest steht jedoch, dass eine Immuntherapie nicht für jede Tumorerkrankung geeignet ist. 52 Interferone im Speziellen besitzen neben der bekannten immunmodulierenden Wirkung auch die Fähigkeit, in Tumorzellen eine Apoptose zu induzieren und haben über eine Hemmung der Angiogenese weitere antiproliferative Eigenschaften [Vogt 2008]. Die Anzahl der chemotherapeutisch wirksamen Substanzen bei Weichteilsarkomen ist laut Literatur begrenzt [Breuninger et al. 2002; Bockemeyer et al. 2002]. Allgemein werden für Weichteilsarkome, in unserem Fall zählen hierzu das maligne fibröse Histiozytom, das Liposarkom, das atypische Fibroxanthom, das Dermatofibrosarkoma protuberans, das Angiosarkom und das Kaposisarkom, Ifosfamid und Doxorubicin als die wichtigsten Chemotherapeutika bezeichnet. Besonders bei komplexen und primär irresektablen Weichteilsarkomen wird auf eine kombinierte Radio-Chemotherapie verwiesen. Dabei soll durch den präoperativen Einsatz einer oder beider Behandlungsmethoden eine Tumorremission erreicht werden, die eine sekundäre Exzision ermöglicht. In dem Zusammenhang werden insbesondere auch intensivierte Chemotherapiekonzepte mit Wachstumsfaktoren und hoch dosierte Chemotherapieprotokolle mit autologem Stammzellersatz untersucht [Bockemeyer 2006]. Bei den 3 Adnextumoren, dem Talgdrüsenkarzinom, dem Hidradenokarzinom und dem trichilemmalen Karzinom sind die Erfahrungen bezüglich der Chemotherapie sehr gering. Diese Tumoren scheinen wenig chemosensitiv. Die Therapieschemata lehnen sich im Allgemeinen an die Behandlungskonzepte des Plattenepithelkarzinoms der Haut an [Breuninger et al. 2002]. Der prozentuale Anteil von durchgeführten Chemo-/Immuntherapien, Strahlentherapien und Exzisionen in sano stehen in der Abbildung 12 (Seite 44) im Fokus und werden im Einzelnen nachfolgend bei den jeweiligen Tumoren diskutiert. Die Tabelle 6 (Seite 48) stellt den Bezug zwischen der angewandten Chemotherapie und der Zahl der verstorbenen Patienten her. Ein Blick auf die Gesamtzahl, der von uns registrierten Todesfälle unter den 50 Patienten lässt jedoch ein Problem in der Auswertung erahnen. Lediglich 5 Todesfälle sind an der Universitätshautklinik im Freiburg gemeldet worden. Bei den restlichen 45 Patienten ist nicht bekannt ob, wann und woran sie gestorben sein könnten. Sind die Patienten nach dem Behandlungszeitraum vom Hausarzt betreut worden, so liegen uns diese Informationen nicht vor. In diesem Fall ist ein möglicher Tod der Person nicht in der Datenbank der Universitätshautklinik Freiburg registriert. 53 Zieht man nun an dieser Stelle in der Tabelle die Personen hinzu, die eine Chemotherapie erhalten haben, kommt man zu folgendem Ergebnis: Von den insgesamt 5 Verstorbenen wurden 4 nicht zusätzlich chemotherapeutisch behandelt. Eine mögliche Schlussfolgerung aus dieser Darstellung wäre, dass der Einsatz von Zytostatika die Überlebenschancen unter Umständen hätte steigern können. Zu diesem Ergebnis kommt man ebenfalls, wenn man ausgehend von der Gesamtzahl der Chemotherapie-Fälle die Todesfälle betrachtet. So sind von den insgesamt 4 chemotherapeutisch behandelten Patienten 3 nicht verstorben. Die umgekehrte Betrachtung, der in unserer Statistik nicht verstorbenen 45 Patientenfälle, belegt diese Theorie, mit 3 chemotherapeutisch behandelten Fällen und 42 Fällen ohne diese adjuvante Therapie, nicht. Das würde bedeuten, dass 42 von 45 Patienten auch ohne eine Zytostatikagabe erfolgreich therapiert werden konnten. Nun stellt sich die Frage, ob überhaupt die fehlende Chemotherapie in einer direkten Verbindung zum Tod der statistisch erfassten 5 Patienten gestanden haben könnte. Interessant in diesem Zusammenhang ist die jeweilige Tumorentität. So handelte es sich bei 3 der 5 Tumorerkrankungen jener Patienten um ein atypisches Fibroxanthom. Einer litt an einem malignen fibrösen Histiozytom und ein weiterer an einem Merkelzellkarzinom. Therapie des Merkelzellkarzinoms: 1999 gab die Literatur für das Merkelzellkarzinom noch Sicherheitsabstände von 7-10 mm vor [Hübner 1999]. Heutzutage legen die Leitlinien 3 cm als optimalen Sicherheitsabstand fest [Krasagakis et al. 1997; Hauschild & Garbe 2005; Becker et al. 2007]. Auch nichteuropäische Literatur bestätigt diese Empfehlung [Alam 2007]. Von unseren 4 Merkelzellkarzinom-Patienten wurde ein Patient direkt mit einem Sicherheitsabstand von 1 cm und ein zweiter Patient mit einem Sicherheitsabstand von 3 cm chirurgisch behandelt. Bei den anderen zwei Patienten erfolgten nach histographischer Kontrolle radikale Nachexzisionen mit Sicherheitsabständen von je 1 cm. Rezidive wurden bei 2 der Patienten festgestellt, wobei sich einer von ihnen bereits mit einem Rezidiv in der Universitätshautklinik in Freiburg vorstellte und daraufhin erfolgreich therapiert wurde. Der andere „Rezidiv-Patient“ verstarb im Verlauf seiner Erkrankung. Sein Tumor wurde primär mikrographisch kontrolliert entfernt. Der Sicherheitsabstand bei der Nachexzision betrug 1 cm. Gründe für seinen Tod sind uns nicht bekannt. 54 An dieser Stelle soll auf die ergänzenden Therapien geschaut werden und wir wollen diskutieren, inwiefern diese den Verlauf hätten positiv verändern können. Das Merkelzellkarzinom ist laut allgemeiner Literaturquellen strahlensensitiv [Fenig et al. 1993, Tai et al. 2000]. In der Leitlinie 2005 für diesen Tumor wird die adjuvante Strahlentherapie der Tumorregion und der regionären Lymphabflussbahnen empfohlen [Hauschild & Garbe]. Im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts bei einer Metastasierung kann die Radiatio ebenfalls eingesetzt werden [Fenig et al. 1993, Tai et al. 2000]. In einem Einzelfallbericht wird ein Merkelzellkarzinom beschrieben, das palliativ mit einer Dosis von 7 Gy bestrahlt wurde und im Verlauf der folgenden 32 Wochen ausgeheilt ist. 6 Monate später wurde noch immer kein Rezidiv festgestellt. Die Autoren sprechen jedoch von einem ungewöhnlichen Fall und empfehlen dennoch eine rechtzeitige und adäquate Exzision des Tumors mit anschließender adjuvanter Behandlung [Strobel et al. 2008]. Anhand der Arztbriefe wird ersichtlich, dass lediglich bei einem der 4 Patienten mit einem Merkelzellkarzinom eine Strahlentherapie durchgeführt wurde. Uns liegen zu dem Primärtumor, der nicht in unserem Haus operiert wurde, keinerlei Operationsberichte vor, so dass man den Sicherheitsabstand bei der Exzision nicht beurteilen kann. Nur knapp 4 Monate später rezidivierte der Tumor und wurde daraufhin erfolgreich entfernt. Bei den übrigen 3 Patienten sind entsprechende Daten nicht vorhanden und wir müssen an dieser Stelle davon ausgehen, dass eine Strahlenbehandlung nicht stattgefunden hat. Einer der Patienten erlitt ein Rezidiv des Tumors. In Anlehnung an die Empfehlungen der Literatur und an die 50%-ige Rezidivrate unserer Merkelzellkarzinom-Patienten ohne eine adjuvante Strahlentherapie, ist eine derartige Behandlung von unserer Seite sicherlich zu empfehlen. Das Merkelzellkarzinom wird zwar als chemosensitiv, aber kaum chemokurativ beschrieben [Weissner et al. 2007]. Es wird in der Literatur zwar von eindrucksvollen, jedoch nur kurz anhaltenden Remissionen berichtet, die von starker Tumorprogression gefolgt sind. Im Stadium der Fernmetastasen hat die Zytostatikatherapie bei einer ohnehin sehr kurzen Überlebenszeit von wenigen Monaten nur einen palliativen Charakter [Hauschild & Garbe 2005]. In dem von uns rückblickend ausgewerteten Zeitraum wurden entsprechend keine Merkelzellkarzinome chemotherapeutisch behandelt. 55 In derselben Leitlinie von 2005 für diesen Tumor hat die Immuntherapie einen ebenfalls sehr geringen Stellenwert. Erwähnt wird dort lediglich, dass nur sporadisch Fallberichte bekannt sind, in denen diese Behandlungsmethode eingesetzt wurde und deshalb der genaue Stellenwert der Therapie derzeit kaum beurteilt werden kann. In den vorliegenden Arztbriefen finden sich ebenfalls keine Hinweise auf die Anwendung der Immuntherapie. Dieser neuroendokrine Tumor hat laut Literatur seinen Inzidenzgipfel im 6. und 7. Lebensjahrzehnt [Weissner 2007]. Es ist somit eine Neoplasie des höheren Alters. Die 4 in unserer Statistik erfassten Merkelzellkarzinome wurden alle zwischen dem 70. und dem 89. Lebensjahr ihres Trägers diagnostiziert (Abb.11, Seite 42). 3 der Patienten waren, wie in der Literatur beschrieben, zwischen 70 und 79 Jahre alt und einer war bereits im 8. Lebensjahrzehnt. Das Durchschnittsalter lag in unserem Fall bei 75 Jahren. Diese statistischen Werte liegen im Bereich der bisherigen Erfahrung und bestätigen die Angaben der Literatur [Hauschild & Christophers 1997; Becker et al. 2007; Weissner et al. 2007]. Patienten >65 Jahre sind 24x häufiger betroffen als Patienten <65 Jahre [Bichakjian et al. 2007]. Bei dem Merkelzellkarzinom handelt es sich um einen hochmalignen Tumor mit einem sehr hohen Rezidiv- und Metastasenrisiko. Dieses Malignom gilt als sehr aggressiv. So ist es auch nicht ungewöhnlich, dass einer der Todesfälle aus unserer Statistik aus dieser Gruppe stammt (Tab. 6, Seite 48). Weibliche Patienten und Patienten, die sich noch in einem frühen Stadium des Tumors bei der Erstdiagnose befinden, scheinen die beste Prognose zu haben [Eng et al. 2004]. Therapie des Angiosarkoms: Für das Angiosarkom existieren zum jetzigen Zeitpunkt keine belegten Daten bezüglich einzuhaltender Sicherheitsabstände bei chirurgischen Exzisionen. Die Leitlinie von 2008 nennt die rechtzeitige und großzügige Chirurgie als das Kernstück der Therapie [Vogt et al. 2008]. Eine Studie mit 46 Angiosarkom-Fällen belegt diese Vorgabe [Abraham et al. 2007]. In den bei uns behandelten 4 Fällen des Angiosarkoms lagen die Sicherheitsabstände in 3 Fällen bei je 1 cm. Ein Patient wurde mikrographisch kontrolliert operiert. Einer dieser Patienten erlitt einige Monate nach der Exzision des Primärtumors ein Lokalrezidiv. 56 Es handelte sich dabei um einen der Tumore, welcher mit 1 cm Abstand entfernt wurde. Das Sarkom war im Unterkiefer lokalisiert. Bei den anderen 3 Personen kam es in dem Nachbeobachtungszeitraum (0,2-28 Monate) zu keinem Rezidiv des Angiosarkoms. In der Leitlinie für das Angiosarkom im Hautbereich wird ausdrücklich auf den hohen Stellenwert einer postoperativen adjuvanten Radiatio hingewiesen [Vogt 2008]. Ein ausschließlich operatives Vorgehen wird somit im Allgemeinen restriktiv gehandhabt. Eine alleinige Strahlentherapie wird ebenfalls nicht empfohlen. Bis heute sind die Sicherheitsabstandoperationen für diesen Tumor nicht standardisiert. Vogt et al. legten in einer kurzgefassten Leitlinie 2007 fest, dass beim kutanen Angiosarkom postoperativ immer eine adjuvante Radiatio erfolgen sollte. Hierbei bezogen sie sich auf ihre Studie mit 67 klinischen Fällen. Danach überlebten in einem Beobachtungszeitraum von 5 Jahren 54% der Patienten, die eine Exzision und Bestrahlung erhielten, 19% der Patienten, die nur chirurgisch exzidiert wurden und 9% der Patienten, die nur bestrahlt wurden. Eine weitere Studie mit 161 Patientenfällen ergab keine signifikante Verbesserung in der Gruppe, die eine Radiatio erhielt, verglichen mit der Kontrollgruppe, die nicht bestrahlt wurde [Fayette et al. 2007]. Um Metastasen zu verhindern bzw. zu zerstören, sollte im Anschluss an die chirurgische Resektion eine großflächige Radiatio erfolgen [Mendenhall et al. 2006]. Abraham et al. behandelten 8 Patienten, die an einem kutanen Angiosarkom erkrankt waren, mit adjuvanter und postoperativer Radiatio. Ein Patient erlitt ein Lokalrezidiv und Metastasen und verstarb 4 Monate später. Drei weitere Patienten verstarben 6, 8 und 30 Monate später an Fernmetastasen. Die restlichen Patienten erlitten keine Rezidive oder Metastasen. Von den 4 Personen, die an einem Angiosarkom erkrankt waren, wurde unseres Wissens nach, lediglich ein Patient zusätzlich bestrahlt. Diese Therapie wurde 3 Monate nach der zweimaligen Exzision des Tumors durchgeführt. Die Tumorloge wurde mit einer Gesamtdosis von 62 Gy bestrahlt. Einen Monat später kam es im Bereich der bestrahlten Haut zu einer erosiven Strahlendermatitis, die mit einem Wundgel (Prontosan) und mit Mepilex lite Wundauflagen behandelt wurde. Der Tumor rezidivierte weitere 2 Monate später. Von den 3 Patienten ohne zusätzliche Strahlentherapie kam es bei einem zu Metastasen. Die beiden anderen Patienten blieben rezidivfrei. Eine eindeutige Aussage bezüglich des Nutzens einer Radiatio ist anhand dieser 4 Fälle eher wenig aussagefähig. Dennoch sollten, aufgrund der hohen Malignität und der Tendenz zur Fernmetastasierung, die vorhandenen und empfohlenen Therapieoptionen in Anspruch genommen werden. 57 Für das Angiosarkom schlägt die Leitlinie den Zytostatikaeinsatz nur im palliativen Bereich bei nicht-resektablen Befunden vor [Vogt 2008]. Zu diesem Zweck existieren vor allem Erfahrungen mit pegyliertem-liposomalem Doxorubicin und Paclitaxel. Eine zusätzliche Gabe von Ifosfamid soll zwar im Trend liegen, ist wohl aber mit einer erheblichen Toxizität verbunden, wie ein Erfahrungsbericht mit anderen Weichteilsarkomen in dieser Leitlinie äußert. In einem Fallbericht [Pestoni et al. 2005] konnte die komplette Ausheilung eines Angiosarkoms nach einmaliger Behandlung mit Paclitaxel beobachtet werden. Dieser Patient verstarb 6 Monate später, allerdings nicht an dem Sarkom, sondern an einer Lungenfibrose. In einer anderen Fallstudie wurde ein Patient mit rezidivierendem Tumor post-radiationem mit Interferon α 2a subkutan und Retinoiden peroral behandelt. Es zeigte sich eine komplette Remission [Spieth et al. 1999]. Beyeler et al. stellten 2004 fest, dass sich die Chemotherapie bei dem genannten Tumor als wenig wirksam erwiesen hat. Am ehesten haben sich Doxorubicin und Paclitaxel behauptet [Budd 2002]. In unserem Fall wurde bei keinem der 4 Angiosarkom-Patienten eine palliative Behandlung mit einem Chemotherapeutikum durchgeführt. Der Grund dafür mag sein, dass eine kurative Therapie alleine die Angiosarkome in den Griff bekam. Bei 2 Patienten ist es zwar jeweils zu einem Rezidiv gekommen, diese wurden jedoch in einer zweiten Resektion ebenfalls ohne Zytostatika kuriert. Die aktuelle Leitlinie für das Angiosarkom [Vogt et al. 2007] erwähnt die zusätzliche Gabe von Interferon α im Rahmen der palliativen Therapie. Das Medikament soll offenbar die Wahrscheinlichkeit auf ein Ansprechen auf das Chemotherapeutikum Doxorubicin und auch auf das antiangiogenetische Targeting erhöhen. In den Unterlagen der 4 Angiosarkom-Patienten finden sich jedoch keinerlei Hinweise auf diese zusätzliche Behandlung. Das verwundert allerdings nicht weiter, da diese Therapie, wie bereits oben erwähnt, erst palliativ zur Unterstützung einer Chemotherapie durchgeführt werden sollte. Eine Chemotherapie hat bei den 4 Patienten erst gar nicht stattgefunden. Somit wäre diese Immuntherapie nicht sinnvoll. In der Literatur finden sich lediglich für das Angiosarkom Vorschläge zur Angiogenesehemmung als Möglichkeit einer zusätzlichen Therapieform. Die Leitlinien zum Angiosarkom und Kaposisarkom [Vogt et al. 2007] erwähnen diese im Rahmen eines neuen Konzeptes zur Verbesserung der Palliation. Man spricht dabei von einem antiangiogenetischen Targeting unter Einbeziehung metronomer Chemotherapie und moderner 58 Biomodulatoren. In einer Phase II Studie sollen Patienten mit fortgeschrittenen und chemotherapierefraktären Angiosarkomen eine anti-angiogenetische Dreifachkombination aus 45mg/d Plioglitazon (PPARγ-Antagonist), 25mg/d Rofecoxib (Cox II-Hemmer) und metronom appliziertem (3 x 50mg/d) Trofosfamid per os als tägliche Dauertherapie erhalten haben. Dabei wird von ansprechenden Ergebnissen (2CR, 1PR, 3SD) bei tolerablen Nebenwirkungen gesprochen. Nichts desto trotz gehört diese Behandlungsmethode nicht zu den aktuellen Standards der Tumortherapie und wird, wie bereits erwähnt, lediglich für einen der von uns besprochenen Tumore in der Palliation vorgeschlagen. Sie fand aufgrund experimentellen Ansatzes und Aktualität bei keinem der 4 Angiosarkom-Patienten Anwendung. In Abbildung 10 (Seite 40) fällt das Angiosarkom besonders ins Auge. Hierfür wird als Durchschnittsalter in der Literatur die 7. und 8. Lebensdekade beschrieben [Vogt et al. 2007; Vogt 2008]. Das trifft in unserem Fall nicht zu. Das Alter der von uns registrierten Patienten weicht enorm von den durchschnittlichen Erfahrungswerten ab. Alle Patienten, die an diesem Tumor erkrankt sind, waren jünger als 70 Jahre. Ein Angiosarkom wurde im 48. Lebensjahr des Patienten diagnostiziert. Ein weiterer Patient befand sich im 58. Lebensjahr, als man den Tumor bei ihm erstmals erkannte. Die beiden anderen Personen waren bei der Diagnose des Primärtumors mit 62 und 64 Jahren ebenfalls jünger, als es in aktuellen Richtlinien beschrieben wird. Unsere Statistik deckt sich, was das errechnete Durchschnittsalter der Angiosarkom-Patienten (58) angeht, weitgehend mit einigen Fallberichten zu diesem Thema. Mendenhall et al. berichten 2006, in einem retrospektiven Artikel über das Angiosarkom der Haut, dass bei den 72 Patienten, die erfasst wurden, das Alter zwischen 55 und 92 Jahren lag. Abraham et al. beschrieb im selben Jahr die Behandlung und die Resultate von 82 Angiosarkom-Patienten. Das Durchschnittsalter dieser Arbeit lag bei 65 Jahren. Auch eine 3. Arbeit aus dem Jahr 2007 stellt die bisherigen Altersangaben zur Erstmanifestation des Angiosarkoms in Frage. Der Artikel von Gengler et al. erfasst eine Gruppe von 36 Patienten nach einer Radiatio zur Brustkrebs-Therapie. Die Patienten waren im Schnitt 52 Jahre alt. Hierbei handelt es sich um eine sekundäre Sonderform des Angiosarkoms. Diese tritt im Durchschnitt ca. 6 Jahre nach Bestrahlung der Mamma bei brusterhaltendem Therapievorgehen auf. Sowohl die Abgrenzung dieser Variante von atypischen vaskulären Läsionen, als auch die Therapie stellen häufig ein Problem dar [Vogt et al. 2007; Vogt 2008]. Therapie des Kaposisarkoms: Das Kaposisarkom nimmt in der operativen Behandlung einen besonderen Stellenwert ein. Laut der Leitlinie beschränkt sich die chirurgische Therapie des primär multilokulären 59 Kaposisarkoms auf eine initiale Exzisionsbiopsie zur Diagnosesicherung und die zusätzliche palliative Beseitigung kleinerer Tumore in ästhetisch sichtbaren Bereichen [Vogt 2008]. Laut des Köbner-Phänomens kann eine lokale Traumatisierung, der häufig weiter in die Umgebung reichenden Tumore, zu Rezidiven in loco führen. Einer vollständigen Entfernung einzelner Tumorknoten wird jedoch nicht widersprochen. Diese Tatsache mag den hohen Anteil an Patienten erklären, deren operative Endzustände somit nicht in sano waren. Von den 16 Personen mit einem Kaposisarkom konnten bei der Hälfte die Tumorknoten nicht vollständig entfernt werden. Die weiteren Behandlungsschritte werden je nach Form des Kaposisarkoms gewählt. Die Kryotherapie ist eine Therapieform, die an dieser Stelle nur ergänzend erwähnt sei. Sie kam bei der Behandlung der beschriebenen Malignome ausschließlich beim Kaposisarkom zum Einsatz. Hierbei nutzt man tiefe Temperaturen bis zu –196°C indikationsspezifisch dosiert, um Läsionen entweder durch aufsprayen von flüssigem Stickstoff (offenes Sprühverfahren) oder durch Kontakt mit einem stickstoffgekühlten metallischen Sondenkopf (geschlossenes Kontaktverfahren) zu behandeln [Lautenschlager 2000]. Die kryochirurgische Behandlung zerstört neben den Tumorzellen auch gesundes Gewebe, jedoch keine Faserstrukturen und Basalmembranen. Das Kollagen bleibt im gefrorenen Zustand im Gegensatz zur Verbrennung weitgehend unverändert. Dem gegenüber stehen die Zellen mit hohem Wassergehalt, hoher Mitoserate und hohem Sauerstoffverbrauch, sowie pigment- und epithelbildende Zellen. Sie sind sehr kälteempfindlich und somit derart kryosensibel wie die Tumorzellen. Die tumorzerstörende Wirkung ist jedoch auf etwa 6 mm Eindringtiefe begrenzt, womit der Einsatz der Kryochirurgie eingeschränkt ist und für Tumoren größerer Tiefenausdehnung nicht indiziert ist [Matthäus 1989; Kuflik 1994; Buschmann 1999; Hundeiker et al. 2003]. Diese Form der Therapie wurde bei der Entfernung von Knoten des Kaposisarkoms angewandt. Im Arztbericht wird nach einer zweifachen Anwendung einer Sprüh-KryoTherapie von einer deutlichen Besserung berichtet. Dies ist jedoch der letzte uns vorliegende Bericht. Rezidive können somit nicht ausgeschlossen werden, wie auch eine vollständige Abheilung nicht gesichert ist. Die Lasertechnik als Form der Tumorentfernung soll ebenfalls nur der Vollständigkeit halber beschrieben werden, da auch sie bei der Therapie der diskutierten malignen Tumore keine wesentliche Rolle gespielt hat. 60 Allgemein kommt die Laserchirurgie seit den letzten Jahren in der modernen plastischen Chirurgie und Dermatologie immer mehr zum Einsatz. Dabei wird die thermische Lichtwirkung zur Gewebeabtragung genutzt. (Laser = Light Amplification by Stimulated Emmission of Radiation) Drei Lasertypen haben sich bis heute in der Lasertherapie etabliert: - Argon-Laser - CO2-Laser - Neodym-dotierter Yttrium-Aluminium-Granat-Laser Bei 2 Kaposisarkom-Patienten wurde ein Laser zur Tumorentfernung verwendet. Einer von ihnen wurde mit dem sogenannten KTP-Nd:YAG-Laser (Kalium-Titanyl-Phosphat-Laser) behandelt. Der Farbstofflaser kam in vierwöchigen Intervallen insgesamt 6 Mal zum Einsatz. Nach den ersten 3 Sitzungen sprachen die kleinknotigen angiomatösen Herde positiv auf die Therapie an. Bei diesem Patienten entwickelten sich jedoch einige Zeit später neue Tumorknoten. Im nächsten Schritt wurde, wie bereits im oberen Abschnitt beschrieben, eine Sprühkryo angewandt und es wurde eine erneute Wiedervorstellung des Patienten in der Laserambulanz geplant. Dies ist die letzte uns vorliegende Information. Das Kaposisarkom gilt als auffallend strahlensensibler Tumor und sollte laut Leitlinie stets einer Radiatio unterzogen werden [Vogt 2008]. Das klassische Kaposisarkom soll je nach Größe, Lokalisation (oberflächlich, tief) und makroskopischer Erscheinungsform (makulös, plaqueförmig, ödematös, großflächig ) meist sogar nach einmaliger lokaler Bestrahlung ausreichend therapiert sein. Ähnliches gilt auch für das mit iatrogener Immunsuppression assoziierte Kaposisarkom. Ist das Absetzen der Immunsuppression wie bei Organtransplantationen nicht möglich, können die Tumore dennoch erfolgreich bestrahlt werden. Im Falle eines HIV-infizierten Patienten wird jedoch von den Verfassern der Leitlinie keine detaillierte Empfehlung für die Radiatio gegeben. Im Fall unserer 16 Patienten mit einem Kaposisarkom geht aus den vorliegenden Arztbriefen hervor, dass bei keinem Patienten eine Strahlentherapie durchgeführt wurde. Aufgrund der oben erwähnten Therapievorschläge zu diesem Tumor scheint diese Tatsache zunächst erstaunlich. 3 der 16 Patienten waren HIV-infiziert. Lediglich 2 Angaben finden sich in den Unterlagen zu einem definitiv nicht HIV-assoziiertem Kaposisarkom. Diese Tumore sind zum einen ein sporadisches, zum anderen ein klassisches Kaposisarkom. Bei den übrigen 11 Fällen bleibt unklar, welcher Untergruppe das Kaposisarkom angehörte. 61 Fest steht, dass in 7 der uns vorliegenden 16 Patientenakten ein Rezidiv beschrieben wird. Diese Tatsache spricht für ein ungenügendes Therapievorgehen bei diesem Tumortyp. Die Chemotherapie steht laut Literaturangaben stärker im Vordergrund. Für das klassische Kaposisarkom wird in der Leitlinie eine lokale Chemo- und Immuntherapie vorgeschlagen [Vogt 2008]. Diese habe gegenüber der systemischen Anwendung den Vorteil geringerer allgemeiner Nebenwirkungen. So könnten im Tumor selbst hohe, direkt antiproliferativ wirksame Wirkstoffkonzentrationen von Interferonen erzielt werden. Außerdem seien die lokalen Therapien ambulant durchführbar und verursachten deutlich geringere Kosten. In diesem Zusammenhang wird Bleomycin in Kombination mit Kryochirurgie, Vincaalcaloiden, Retinoiden und Camouflage genannt. Tatsächlich findet sich in unseren Unterlagen ein Fall, in dem bei einem klassischen Kaposisarkom Bleomycin adjuvant eingesetzt wurde. Der Immunmodulator wurde bei einem Rezidiv nach Exzision instilliert und der Tumor 2 Monate später erneut radikal und ausgedehnt entfernt. Spätere Berichte liegen nicht vor. Bei einem der Kaposisarkom-Patienten kam Roferon zum Einsatz. Die Therapie bestand aus 3 x 3 Mio. I. E. Interferon α pro Woche subkutan. Empfohlen wurde diese Behandlung von der Universitätshautklinik Freiburg für insgesamt 2 Jahre mit wöchentlichen Blutkontrollen alle 4 Wochen. Das entspricht exakt den Vorgaben der aktuellen Leitlinien für ein sporadisches Kaposisarkom. Bei einem weiteren Patienten wurde eine Interferon-Behandlung als „nächster Schritt“ vorgeschlagen, sollte sich der Tumor nicht rückläufig verhalten. Ob dieser Schritt vorgenommen wurde geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor. Bei ausgedehnten Befunden mit schmerzhaften Läsionen, rascher Progredienz, infiltrativ oder ulzerierender Wachstumsform, besonderer Beeinträchtigung des Patienten (Ödeme, Entstellung) oder systemischer Beteiligung mit klinischer Relevanz sollte die systemische Variante mit liposomalem Doxorubicin in Betracht gezogen werden [Vogt et al. 2007]. Ein solcher Fall geht aus den uns vorliegenden Unterlagen nicht hervor. In den Histologieberichten einer Patientin findet sich lediglich ein Hinweis auf den Zustand nach einer Chemotherapie. Daraus wird jedoch weder ersichtlich, wie und womit diese Behandlung durchgeführt wurde, noch um welchen Typ eines Kaposisarkoms es sich handelte, noch ob diese Behandlung erfolgreich verlief. Für Kaposisarkome, assoziiert mit iatrogener Immunsuppression, gibt es laut der aktuellen Leitlinie keine kontrollierten Studien zum Einsatz einer Chemotherapie. 62 Bei HIV-infizierten Patienten wird die Chemotherapie mit liposomalen Anthrazyklinen zum einen für das Frühstadium bei CD4+Zellen <200/µl, zum anderen in Kombination mit HAART im Spätstadium vorgeschlagen. Bei Versagen dieser Schritte kann Paclitaxel und als ultima ratio eine Polychemotherapie (Adriamycin, Bleomycin und Vincristin = ABV-Schema) verabreicht werden. Nach neuster Auffassung sind Therapiekonzepte mit liposomalen Anthrazyklinen und intensiver Supporttherapie (HAART, Antibiotikaprophylaxe) weniger aggressiv, als das erwähnte ABV-Schema und senken das Risiko opportunistischer Infektionen. Laut der FDA werden liposomale Anthrazykline, aufgrund ihrer offensichtlich höchsten Remissionsraten, zusammen mit einer antiretroviralen Kombinationtherapie als „First-line“-Monotherapie des fortgeschrittenen Kaposisarkoms eingestuft [Vogt 2008]. Aus unseren Unterlagen gehen keine Hinweise auf eine Zytostatikatherapie bei den 3 HIVinfizierten Patienten hervor. Bei weiteren 11 Patienten ist aus den Berichten nicht sicher auf eine HIV-Infektion zu schließen. Der geringe Informationsstand im Falle der 16 Kaposisarkom-Patienten steht einer klaren Aussage zur Chemo- und Immuntherapie im Wege. Auffällig scheint, dass diese Therapiemethoden, trotz ihrer häufigen Empfehlungen in der Literatur, nur in 2 Fällen angewandt wurden. Gründe für dieses Ergebnis sind aus den Unterlagen nicht auszumachen, mögen aber auf der langsamen Tumorprogression, der Effizienz eines therapeutischen Behandlungsplans mit Exzision, Radiatio und Interferon beruhen. Bei dem Kaposisarkom existiert kein allgemeines Durchschnittsalter der Patienten. Da eine der Formen dieses Tumors bei einer zugrundeliegenden HIV-Erkrankung zu finden ist, kann dafür keine Altersangabe gemacht werden, da hierbei die zugrunde liegende Immunerkrankung über das Alter, in dem der Patient an einem Kaposisarkom erkrankt, bestimmt. Auch bei dem Kaposisarkom vom iatrogenen Typ ist eher die Immunsuppression entscheidend für den Zeitpunkt der Tumorerkrankung. An der endemischen Variante erkranken überwiegend junge Männer und Kinder, hauptsächlich in Afrika. Lediglich für das klassische Kaposisarkom lässt sich ein Durchschnittsalter eingrenzen. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang von einem Tumor gesprochen, der hauptsächlich ältere Männer betrifft. Betrachtet man das Kaposisarkom, so werden einige „nicht in sano-Operationen“ verständlich. Dies ist mit 9 Fällen der häufigste maligne Tumor in dieser Gruppe (Abb. 12, Seite 44). Die einzelnen Tumorknoten dieser Neoplasie werden zwar in aller Regel 63 vollständig entfernt, nicht aber die Gesamtheit des Tumors. Nach einer initialen Exzisionsbiopsie zur Diagnosesicherung und der Entfernung ästhetisch auffälliger kleinerer Tumore, folgen im Allgemeinen eine Bestrahlungstherapie und eventuelle lokale Chemo- und Immuntherapien. Wie bereits im Ergebnisteil erwähnt, betrafen 10 der 17 Rezidivfälle Patienten mit einem Kaposisarkom (Abb. 13, Seite 46). Diese Tatsache entspricht weitgehend den Angaben in der Literatur. Die 10 beschriebenen Rezidivfälle eines Kaposisarkoms waren größtenteils leicht entfernbar und nicht aggressiv infiltrativ. Es handelte sich sehr wahrscheinlich eher um „chronische Kaposisarkom-Erkrankungen“. Therapie des Dermatofibrosarkoma protuberans: Großflächige Resektionen mit Sicherheitsabständen zwischen 3 und 5 cm waren früher bei der Entfernung dieses Tumors üblich, um Lokalrezidive zu verhindern [Breuninger et al. 2004]. Die mikrographische Chirurgie erlaubt es jedoch, dieses Dogma zu umgehen und wird zunehmend empfohlen [Ah-Wenig et al. 2002; Breuninger et al. 2005]. Sicherheitsabstände bei der Primärexzision und bei gegebenenfalls Die notwendigen Nachexzisionen sollen etwa 1 cm betragen [Breuninger et al. 2005]. Von den 3 Fällen des Dermatofibrosarkoma protuberans ist bei einem Patienten bekannt, dass der Tumor mit einem Sicherheitsabstand von 3 cm entfernt wurde. Diese Angabe bezieht sich aber nicht auf den Primärtumor, sondern auf das Rezidiv. Im weiteren Verlauf ist kein weiteres Rezidiv beobachtet worden. Somit war die Therapie aus unserer Sicht erfolgreich und der Sicherheitsabstand ausreichend. Bei einem weiteren Patienten erfolgte primär eine mikrographisch kontrollierte Exzision und anschließend eine Nachexzision mit einem Sicherheitsabstand von 2 cm. Hiernach war kein Tumorgewebe mehr festzustellen. Ein Rezidiv oder Metastasen sind nicht aufgetreten. Wir können also dieses Vorgehen als erfolgversprechend einstufen und die oben genannten Empfehlungen bestätigen. In einem Arztbrief des dritten Patienten findet sich eine Empfehlung für die Exzision mit einem Sicherheitsabstand von 3-5 cm oder die mikrographisch kontrollierte Chirurgie. Schlussendlich entschied man sich für letzteres. Die Patientin meldete sich danach nicht wieder. Dieser Fall ist für eine Schlussfolgerung demnach nicht vollständig. 64 Das Dermatofibrosarkoma protuberans wird laut spezifischer Literaturangaben als weitgehend radioresistent eingestuft [Beyeler et al. 2004]. Die Leitlinie von 2005 und die aktualisierte Ausgabe von 2008 beschreiben diesen Tumor wiederum als strahlensensibel und empfehlen eine postoperative Bestrahlung, um das Rezidivrisiko zu senken. Außerdem wird die Radiatio beim Zustand nach Rezidiven vorgeschlagen. Bei primär inoperablen Befunden oder R1/R2Resektionen wird die Radiatio als eine Behandlungsmöglichkeit empfohlen [Breuninger et al. 2004; Ugurel et al. 2008]. Die 3 Patienten aus unserer Statistik mit diesem Tumor erhielten weder eine präoperative, noch eine postoperative Strahlentherapie. In einem Fall kam es zu einem Rezidiv. Zunächst wurde in unserem Haus bei diesem Patienten ein maligner Weichteiltumor diagnostiziert, der laut Histologie am ehesten mit einem pleomorphen malignen Histiozytom vereinbar sei. Der Tumor wurde vollständig entfernt. Ein Jahr später fielen dem Hausarzt Veränderungen in derselben Region. Die Probebiopsie ergab den Verdach auf ein Rezidiv an zwei Stellen, jedoch im Arztbrief von einem Rezidiv eines Dermatofibrosarcoma protuberans gesprochen. Demnach ist von einer eventuellen Fehldiagnose beim Primärtumor auszugehen, da bereits zu diesem Zeitpunkt von einem Verdacht die Rede war. Der Patient stellte sich danach nicht wieder bei uns vor. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass bei der Behandlung unserer genannten Patientengruppe eine Strahlentherapie, im Falle eines Rezidivs, hätte erfolgen sollen. Das Dermatofibrosarkoma protuberans wird in Literaturquellen als weitgehend resistent gegenüber Zytostatika beschrieben [Beyeler et al. 2004]. Die vorliegenden Unterlagen zu diesem Tumor entsprechen der Auffassung. Es finden sich darin keine Angaben zu einer unterstützenden Chemotherapie. Der oben genannte Patient, erlitt ein Rezidiv. Ob eine Chemotherapie das verhindert hätte, ist aufgrund der aktuellen Informationslage zu bezweifeln. Patienten, die an einem Dermatofibrosarkoma protuberans erkranken, liegen durchschnittlich im Bereich des 40. Lebensjahres [Lal et al. 1999; Beyeler et al. 2004; Breuninger et al. 2005; Ugurel et al. 2008]. Die 3 Patienten aus unserem Kollektiv bestätigen diese Theorie nur zum Teil (Abb. 10, Seite 40 u. Abb. 11, Seite 42). 2 der Personen waren mit 38 und 42 Jahren im Mittel des von der Leitlinie festgelegten Durchschnittsalters. Ein weiterer Patient lag mit 67 Jahren bei der 65 Erstmanifestation des Tumors deutlich über dem Durchschnitt. Das von uns errechnete Durchschnittsalter liegt bei 49 Jahren und deckt sich mit der Literatur. Therapie des malignen fibrösen Histiozytoms: Die Exzision des malignen fibrösen Histiozytoms sollte laut Leitlinie mit einem Sicherheitsabstand von 3-5 cm erfolgen. Heute wird überwiegend eine histographische Kontrolle empfohlen [Beyeler et al. 2004]. Bekannt ist lediglich, dass einer der 3 malignen fibrösen Histiozytom-Patienten mit Hilfe der mikrographischen Kontrolle mehrfach nachexzidiert wurde. Bei dem entsprechenden Patienten stellte man weniger als ein Jahr später In-transit-Metastasen fest. Er verstarb kurz darauf. Das würde die Vorgaben der Literatur für einen umfangreichen Sicherheitsabstand bestätigen [Peiper et al. 2004; Niemeyer et al. 2003]. Bei einem weiteren Patienten rezidivierte das maligne fibröse Histiozytom nach einem Jahr. Angaben zum Sicherheitsabstand bei der Exzision des Primärtumors lagen nicht vor. Dazu kommt, dass bei dem genannten Fall nach einem Jahr ein Dermatofibrosarcoma protuberans Rezidiv an derselben Stelle und noch ein weiteres in lokaler Umgebung erlitt. Ungeklärt bleibt, ob die Diagnose des malignen Fibrösen Histiozytoms nicht korrekt war und es sich unter Umständen bereits beim Primärtumor um ein Dermatofibrosarcoma protuberans gehandelt hat. Der Endzustand nach Exzision dieses Rezidivs war in sano. Weitere Daten zum Verlauf der Erkrankung bei dem Patienten lagen zum Zeitpunkt der Datenauswertung nicht vor. Somit kann keine Aussage über die Folgen dieser Behandlung getroffen werden. Die Prognose für diesen Patienten, da er zuvor bereits ein Rezidiv erlitt, kann als schlecht bezeichnet werden. Aus den Unterlagen des dritten Patienten geht hervor, dass der Tumor als oberflächliche Form unter dem Synonym des atypischen Fibroxanthoms mit 1 cm Sicherheitsabstand entfernt wurde. Die Histologie ergab eine vollständige Exzision. Rezidive und Metastasen sind uns bei diesem Patienten nicht bekannt, da sich der Patient danach nicht wieder bei uns vorstellte. Bei der Therapie des malignen fibrösen Histiozytoms spielt die Radiotherapie in Kombination mit der Chirurgie eine wichtige Rolle [Beyeler et al. 2004]. Bei unseren Patienten wurde keine Strahlentherapie durchgeführt. Bei 2 von den 3 Patienten rezidivierte der Tumor. Eine adjuvante Radiatio hätte eventuell das Rezidivrisiko senken können. Ein Nutzen dieser Therapiemethode ist allerdings in der Literatur noch nicht belegt. Stein et al. fassten 2006 einen eigenen Fall und zwei Fälle von Hafner et al. 1999 zusammen. 66 Hierbei wurden 3 Patienten nur durch Exzision therapiert. Ein Patient überlebte, die zwei anderen verstarben 19 und 22 Monate postoperativ. Für das maligne fibröse Histiozytom hat sich laut Literatur bei einer Tumorgröße >5 cm eine adjuvante Chemotherapie etabliert. Die Heilungsrate von Weichteilsarkomen kann durch adjuvante Chemotherapie um 5-10% erhöht werden. Gleiches gilt für die präoperative Chemotherapie bei irresektablen Tumoren [Bokemeyer 2006]. Uns liegen zu der Ausdehnung des in unserem Kollektiv erwähnten chemotherapeutisch behandelten Tumors keine Angaben vor. Wir können nur vermuten, dass es sich um eine größere und aggressivere Variante dieses Histiozytoms gehandelt haben muss, da man aufgrund der Unterlagen auf einen mehrfach voroperierten Status mit einem anschließenden Zyklus Taxol schließen kann. Einige Wochen nach der Chemotherapie fand ein erneuter Versuch den Tumor chirurgisch zu entfernen statt. Zusätzlich erhielt der Patient intraläsional Imatinib (Glivec). Knapp 5 Monate später verstarb der Patient. Bei einem weiteren Patienten rezidivierte dieser Tumor, ohne dass Zytostatika verabreicht wurden. Die zweite Person ohne Chemotherapie blieb rezidivfrei. Für eine klare Aussage zum Nutzen dieser Therapiemethode bei einem malignen fibrösen Histiozytom sind die 3 Fälle nicht genügend aussagefähig. Dennoch ist eine hohe Rezidivneigung in unseren 3 Fällen klar zu erkennen. Ohne Chemotherapie rezidiviert der Tumor laut Literatur in 45% der Fälle. Das Durchschnittsalter der Patienten mit einem malignen fibrösen Histiozytom wird nach dem heutigen Stand der Information auf 50 bis 80 Jahre geschätzt. In einem Artikel von Lew et al. aus dem Jahr 2003 wird jedoch auch von einem Fall einer 30-jährigen Patientin berichtet. Das deckt sich nicht mit unseren 3 Patientenfällen (Abb. 11, Seite 42). Diese waren bei der Erstdiagnose des Tumors im Schnitt 81 Jahre alt. Sicherlich sind 3 Beispiele für eine manifeste Aussage nicht genug. Trotzdem kann man festhalten, dass der Tumor, soweit wir es beobachten konnten, eher im höheren Lebensalter auftritt. Bei dem malignen fibrösen Histiozytom handelt es sich, im Gegensatz zum verwandten atypischen Fibroxanthom, um einen hochmalignen Tumor mit einem sehr hohen Rezidiv- und Metastasenrisiko. Laut Literatur ist er einer der aggressivsten mesenchymalen Tumore [Stadler et al. 1998]. So ist es auch nicht ungewöhnlich, dass einer der Todesfälle aus unserer Statistik aus der Gruppe dieser Histiozytome stammt (Tab. 6, Seite 48). Das maligne fibröse Histiozytom rezidivierte in 2 von 3 Fällen (Abb. 13, Seite 46). 67 Die Neoplasien wurden alle vollständig exzidiert. Diese Tatsache bestätigt die aktuellen Charakterisierungen zur Aggressivität dieser Tumorentität. Therapie des atypischen Fibroxanthoms: Für das atypische Fibroxanthom gab die Literatur bisher ein chirurgisches Vorgehen mit einem Sicherheitsabstand von 1 cm vor, das heute zunehmend von der schnittrandkontrollierten Exzision (mikorgraphisch) abgelöst wird [Beyeler et al. 2004]. Unter unseren 10 Fällen mit diesem Tumor befanden sich sowohl Patienten, die radikal als auch Patienten, die mikrographisch kontrolliert operiert wurden. Die Sicherheitsabstände lagen dabei zwischen 0,3 und 1 cm. Bei 3 Personen konnten die Tumore selbst durch Nachexzisionen nicht in sano entfernt werden. Diese Tatsache wirft jedoch einige Fragen auf, betrachtet man die jeweiligen Säulen (Abb.13, Seite 46) der Rezidivdarstellung. Das einzige Rezidiv, welches bei den 10 Patienten mit einem atypischen Fibroxanthom beschrieben wurde, betrifft ausgerechnet einen Patienten, der in sano operiert wurde. Alle anderen blieben laut vorliegender Arztbriefe rezidiv- und metastasenfrei. Dieser „Rezidiv-Patient“ kam jedoch bereits mit einem atypischen Fibroxanthom-Rezidiv in die Universitätshautklinik in Freiburg. Ob die Exzision des Primärtumors in sano erfolgte, ist nicht bekannt. Das Rezidiv konnte bei uns mit 1 cm Sicherheitsabstand operiert werden. Nach der Exzision erschien der Patient nicht mehr in unserem Haus. Von einem Rezidiv ist nichts bekannt. Bezüglich der übrigen 9 Patienten würde die Schlussfolgerung aus diesen Fakten bedeuten, dass ein atypisches Fibroxanthom bereits bei Exzisionen mit einem geringen Sicherheitsabständen (<1 cm) rezidivfrei bleiben kann. Offen bleibt jedoch in unserem Fall die Frage, ob die vorgestellten Patienten tatsächlich im längeren Verlauf ohne Rezidive blieben, insbesondere die 3 Patienten mit nicht gesicherter vollständiger Entfernung. Sie wurden nicht zusätzlich bestrahlt. Bei allen 10 Fällen wurde auf den chemotherapeutischen Zusatz verzichtet. Einer von den Patienten erlitt ein Rezidiv. Alle weiteren blieben nach der alleinigen Exzision tumorfrei. Eine Chemotherapie scheint demnach ohne größere Bedeutung für die Behandlung dieses Tumors zu sein und findet auch in der Literatur keine Erwähnung. Das atypische Fibroxanthom gilt in der Literatur als relativ gutartig mit einer geringen Metastasierungsrate. Dies ist vielleicht auch der Grund dafür, dass man sich an der Universitätshautklinik in Freiburg dazu entschloss, auf adjuvante Behandlungsmaßnahmen zu verzichten. Bei beiden verstorbenen Patienten, die diesen Tumor trugen, wurde dieser 68 vollständig entfernt und es wurden daraufhin keine Rezidive oder Metastasen beobachtet (Tab. 6, Seite 48)). Eine mögliche Erklärung für das Versterben der Patienten mit diesem Tumor könnte das vorangeschrittene Alter bei der Erstdiagnose sein. Einer von beiden war 79 Jahre und der andere 86 Jahre alt, als der Tumor erstmals erkannt wurde. Ein bedeutenderer Grund für den Tod sind aber sicherlich die zusätzlichen Erkrankungen beider Patienten. Bei einem von ihnen lagen Grunderkrankungen, wie eine essentielle Hypertonie, chronische lymphatische Leukämie und eine Hypercholesterinämie vor. Zusätzlich dazu litt der Patient an Metastasen eines enddifferenzierten, anaplastischen Karzinoms unbekannter Herkunft. Der andere verstorbene Patient wurde vor dem atypischen Fibroxanthom an einem NonHodgkin-Lymphom behandelt. Es ist davon auszugehen, dass die Anhäufung der begleitenden Erkrankung wahrscheinlicher für den Tod der Patienten verantwortlich ist, als das atypische Fibroxanthom selbst. Lediglich 1 von 10 atypischen Fibroxanthomen rezidivierte (Abb. 13, Seite 46). Dies ist mit der Theorie in den bisherigen Literaturangaben vereinbar. Offen bleibt allerdings, ob die übrigen Tumore eventuell von den Behandlern der Universitätshautklinik in Freiburg bisher unbemerkt rezidivierten. Das atypische Fibroxanthom manifestiert sich überwiegend bei älteren Menschen besonders im Gesicht, kann aber auch bei jüngeren Menschen am Stamm und den Extremitäten vorkommen [Beyeler et al. 2004]. Genauere Altersangaben sind in der Literatur zu diesem Tumor nicht zu finden. Nur Einzelfallberichte, wie zum Beispiel von Dudelzak et al. 2007, sind Altersangaben zu entnehmen. Dudelzak beschreibt den Fall eines 83 Jahre alten Mannes. In einer anderen Arbeit wurden 88 Patienten gesichtet, deren Alter zwischen 29-91 Jahren lag [Mirza & Weedon 2005]. Die 10 Patienten, die von uns für diese statistische Arbeit erfasst wurden, waren im Schnitt 81 Jahre alt (Abb. 11, Seite 42). Sie lagen alle zwischen 60 und 99 Jahren. Die bisherige Meinung kann somit bestätigt werden. Therapie des Talgdrüsenkarzinoms: Bei der Entfernung des Talgdrüsenkarzinoms wird in der Literatur eine großzügige Exzision mit gleichzeitiger histographischer Kontrolle empfohlen [Hofmann et al. 1999]. In einem Einzelfallbericht wird andererseits ein Talgdrüsenkarzinom beschrieben, das nach einer Exzision mit einem Sicherheitsabstand von nur 5 mm therapiert wurde und während eines Beobachtungszeitraumes von 16 Monaten rezidivfrei blieb [Exner et al. 2001]. 69 Großzügige Sicherheitsabstände sind in der Regel, meist aufgrund gefährdeter Nachbarstrukturen, häufig im Gesicht, nicht realisierbar, was sich auch in unseren 5 Fällen des Talgdrüsenkarzinoms bestätigte. Die Sicherheitsabstände waren bei keinem der Patienten größer als 1 cm. Bei nur einem Patienten wissen wir von einer präoperativen Probeexzision. Trotz dieser großen Diskrepanz zwischen den empfohlenen und den tatsächlich eingehaltenen Sicherheitsabständen konnten im weiteren Verlauf keine Rezidive oder Metastasen festgestellt werden. Mit 5 Fällen ist ein Rückschluss zwar nicht sehr aussagekräftig, jedoch in unserem Fall eindeutig. Die Behandlungen müssen demnach korrekt und auch erfolgbringend durchgeführt worden sein. Die Nachbeobachtung belief sich auf einen Zeitraum zwischen einigen Tagen und mehreren Jahren. Für das Talgdrüsenkarzinom sind Sicherheitsabstände von 0,5-1 cm, jedoch in Verbindung mit einem mikrographisch kontrollierten Vorgehen, ausreichend. Für die Tumore der Hautanhangsgebilde existieren zur Strahlentherapie nur wenige Literaturangaben. Ein Vorgehen wie es bei einem Plattenepithelkarzinom der Haut stattfindet wird empfohlen. Die Indikation einer Strahlentherapie besteht somit bei primärer Inoperabilität oder bei postoperativer mikroskopischer oder makroskopischer non in sanoResektion, sowie beim Auftreten von Rezidiven und/oder Lymphknotenmetastasen mit kapselüberschreitendem Wachstum [Breuninger et al. 2002]. Das Talgdrüsenkarzinom erhielt im Rahmen unserer Studie bei keinem der 5 Patienten eine Strahlentherapie, blieb aber in allen Fällen, in dem von der Universitätshautklinik beobachteten Zeitraum, rezidivfrei. Bei der Chemotherapie der drei Adnextumore verhält es sich, wie bei der Strahlentherapie. Bei allen 5 Fällen des Talgdrüsenkarzinoms, sowie bei dem Hidradenokarzinom und dem trichilemmalen Karzinom wurde auf eine Zytostatikagabe verzichtet. Alle 7 Patienten blieben rezidivfrei. Diese Tatsache spricht für ein Behandlungsschema, das auf eine begleitende, vorgeschaltete oder anschließende Chemotherapie verzichten kann. Das Talgdrüsenkarzinom soll im mittlerem bis hohem Lebensalter hauptsächlich vorkommen. Hierbei stimmt die allgemeine Annahme aus der Literatur mit den von uns beobachteten Fällen überein. 70 Es existieren vereinzelt Fallberichte, in denen zum Beispiel von einem 56-jährigen Patienten die Rede ist [Exner 2001]. Horenstein et al. legt ein Median dieser Erkrankung, in seiner Arbeit von 2001, auf 53 Jahre fest. In unseren 5 Fällen des Talgdrüsenkarzinoms lag der Altersdurchschnitt bei 75 Jahren. Das spricht eher dafür, dass diese Erkrankung im fortgeschrittenen Alter auftritt (Abb. 11, Seite 42). Therapie des Liposarkoms: Für das kutane Liposarkom existieren zum jetzigen Zeitpunkt keine belegten Daten bezüglich einzuhaltender Sicherheitsabstände. Geht man von den Weichteilsarkomen aus, sollte der Abstand der Schnittführung zum Tumor 3–5 cm betragen [Peiper et al. 1999]. Ein Liposarkom unseres Patienten wurde mit einem Sicherheitsabstand von 2 cm exzidiert. 14 Monate später kam es zu einem Rezidiv des Tumors, welches in einer weiteren Operation radikal und ausgedehnt mit 4 cm Sicherheitsabstand und einer Teilresektion des betroffenen Muskels entfernt wurde. Bei einem weiteren Patienten wurde der Tumor zwar in toto exzidiert, es liegen jedoch keine Angaben zu einem eventuellen Sicherheitsabstand vor. Es ist lediglich bekannt, dass kein Kapseldurchbruch vorlag. Dieser Patient wurde nach der Operation in die Klinik für Strahlenheilkunde überwiesen. Für den dritten Fall des Liposarkoms liegen uns keine Operationsberichte vor. Somit ist nicht zu beurteilen, wie und mit welchem Erfolg der Patient behandelt wurde. Ein einziger ausführlicher beschriebener Patientenfall ist sicherlich nicht besonders aussagefähig. Rückblickend betrachtet kann jedoch ein größerer Sicherheitsabstand als 2 cm, auf Grund des bei dem Patienten negativen Verlaufs, empfohlen werden. Zum Liposarkom liegen kaum Therapieempfehlungen vor. Wie bereits in der Einleitung dieser Dissertation erwähnt, eignet sich die Radiotherapie zur prä- und postoperativen Tumorreduktion. Chakaraborty et al. berichten in einer Falldarstellung 2007 von einer 37jährigen Patientin mit einem nasopharyngealen Liposarkom vom sklerosierenden Subtyp, welches radiotherapeutisch behandelt wurde. Diese Patientin lehnte einen chirurgischen Eingriff ab. Darauf hin wurde der Tumor mit 70 Gy bestrahlt. Es kam jedoch nicht zu einer signifikanten Reduktion. Das schließt eine eventuelle Theorie von einer sicheren Reduktion des Liposarkoms durch eine alleinige Radiatio aus. 71 In unserem Fall handelte es sich um eine postoperative, adjuvante Anwendung dieser Therapie, die jedoch zum Zeitpunkt der Auswertung lediglich in Planung war. Es handelt sich dabei um den Patienten, dessen Liposarkom mit unbekanntem Sicherheitsabstand entfernt wurde. Uns liegen soweit keine Arztbriefe vor, die auf einen positiven Effekt der Strahlentherapie hinweisen würden. Dementsprechend ist auch nicht bekannt, ob es zu einem Rezidiv des Tumors oder zum Tod des Patienten gekommen ist (Abb. 12, Seite 44 u. Tab. 6, Seite 48). Die 3 Patienten mit einem Liposarkom erhielten keine adjuvante Chemotherapie. Das Liposarkom scheint ohne den Einsatz zytostatischer Medikamente ausreichend therapierbar zu sein. Personen zwischen dem 40. und dem 60. Lebensjahr sollen hauptsächlich betroffen sein [Frey-Schlottmann & Stines 1979]. In einer Promotionsschrift von Bamberger 2006 (Uni Bochum) wird die 6. Lebensdekade genannt. In der Literatur findet sich ein Fallbericht von einem Patienten mit einem Liposarkom. Hierbei handelt es sich um einen 37-jährigen Mann [Chakaraborty et al. 2007]. In unserem Fall lag einer der 3 Patienten mit 46 Jahren in dieser Altersgruppe. Die beiden anderen waren zwischen 70 uns 79 Jahre alt und entsprachen somit nicht den Vorgaben in der Literatur (Abb. 10, Seite 40). Für uns ergibt sich aus der Statistik ein Mittelwert von 64 Jahren (Abb. 11, Seite 42). Aufgrund der auch hier geringen Informationslage und nur 3 Patienten in unserem Kollektiv, ist es schwer eine bevorzugte Altersgruppe für diesen Tumor auszumachen. Dieser scheint vom mittleren Lebensabschnitt (Mitte 30) bis zum höheren Alter (Mitte 70) alle Altersgruppen bereffen zu können. Therapie des trichilemmalen Karzinoms: Für das trichilemmale Karzinom existieren zum jetzigen Zeitpunkt keine belegten Daten bezüglich des therapeutischen Vorgehens und einzuhaltender Sicherheitsabstände bei Exzisionen. Von dem trichilemmalen Karzinom-Patienten ist lediglich bekannt, dass der Tumor in toto exzidiert wurde. Nicht klar ist hingegen mit welchem Sicherheitsabstand oder ob mikrographisch kontrolliert vorgegangen worden ist. Ein mögliches Auftreten von Rezidiven 72 oder Metastasen ist nicht bekannt. Aus den vorliegenden Unterlagen lassen sich daher keine weiteren Rückschlüsse auf das operative Vorgehen bei trichilemmalen Karzinomen ziehen. In der Literatur wird die mikrographische Chirurgie empfohlen, um großflächige Exzisionen zu vermeiden [Garrett et al. 2004]. Wie bereits bei der Therapie des Talgdrüsenkarzinoms (Seite 96) erwähnt, ist für die Tumore der Adnexe wenig über den Nutzen der Strahlentherapie bekannt. Eine Orientierung am Therapievorgehen des Plattenepithelkarzinoms erscheint sinnvoll. Der Patient, bei welchem dieser Tumor diagnostiziert und entfernt wurde, bekam keine adjuvante Bestrahlung. Bei ihm wurde, wie bei den anderen zwei Tumoren der Hautanhangsgebilde, kein Rezidiv festgestellt. Auf den ersten Blick scheint die Konsequenz dieser Auswertung für weitere Therapievorgehen eindeutig. Alle 3 Adnextumore waren mit einer rein chirurgischen Behandlung therapierbar. Es existiert ein Fallbericht, in dem eine Patientin die Chirurgie ablehnte, daraufhin mit 5%-iger Imiquimod-Creme 3 x pro Woche über einen Zeitraum von 8 Wochen behandelt wurde. Damit konnte eine vollständige Remission erzielt werden. Die Patientin blieb in einem Beobachtungszeitraum von 16 Monaten rezidivfrei [Jo et al. 2005]. Das trichilemmale Karzinom scheint sich vor allem bei Frauen höheren Alters zu manifestieren. Vereinzelte Fallberichte bestätigen diese Theorie. Eine 2004 veröffentlichte Arbeit von Garrett et al. beschreibt die Krankheitsverläufe zweier Frauen 77 und 59 Jahre alt. Jo et al. berichteten 2005 von einer 90-Jährigen Patientin, die an diesem Tumor erkrankte. Bei Hayashi et al. 2004 waren es eine 56-Jährige Frau. In unserer Statistik findet sich lediglich ein männlicher Patient mit diesem Tumor. Dieser war zum Zeitpunkt seiner Primärerkrankung 88 Jahre alt (Abb. 11, Seite 42). Soweit deckt sich unser Einzelfall mit den Berichten in der Literatur nur hinsichtlich des fortgeschrittenen Alters des Patienten. Therapie des Hidradenokarzinom: Für das Hidradenokarzinom existieren zum jetzigen Zeitpunkt keine belegten Daten bezüglich chirurgischer Therapie und einzuhaltender Sicherheitsabstände. 73 Das Hidradenokarzinom bei unserem Patienten wurde mit 2 cm Sicherheitsabstand entfernt. Zu einem Rezidiv kam es laut unserer Unterlagen nicht. Daraus ist für diesen Fall zu schließen, dass der Abstand ausreichend war. Allerdings ist der Nachbeobachtungszeitraum von lediglich 5 Monaten sicherlich zu kurz, um fundierte Aussagen machen zu können. Für das Hidradenokarzinom werden keine Empfehlungen bezüglich der Radiatio genannt. Das therapeutische Vorgehen ähnelt hierbei, wie auch beim Talgdrüsenkarzinom und beim trichilemmalen Karzinom, dem des Plattenepithelkarzinoms (siehe Seite 69). Der einzige Patient in unserem Kollektiv, der an einem Hidradenokarzinom erkrankte, erhielt keine zusätzliche Radiatio. Der Patient blieb jedoch frei von Rezidiven. Nun ist aber das Patientenkollektiv von nur einem Patienten zu wenig aussagekräftig. Für das Hidradenokarzinom finden sich in den Literaturquellen kaum Angaben zum Altersdurchschnitt der Patienten. Lediglich einzelne Fallberichte lassen Vermutungen zu. Ein 2006 veröffentlichter Artikel von Nash et al. beschreibt den Fall eines 44 Jahre alten Patienten. In einem weiteren Artikel von 2004 berichten Ohta et al. von einem 27-Jährigen, bei dem sich das Hidradenokarzinom manifestierte. Im von uns beobachteten Zeitraum wurde lediglich eine Person mit diesem Tumor an der Universitätshautklinik in Freiburg gemeldet. Dieser Patient war zum Zeitpunkt der Diagnose 80 Jahre alt (Abb. 11, Seite 42). Eine konkrete Aussage lassen diese Einzelfallberichte jedoch nicht zu. Der Tumor scheint von der Jugend bis zum höheren Alter auftreten zu können. 74 5. Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit befasste sich mit 10 seltenen aggressiven nicht-melanomatösen Hauttumoren behandelter Patienten der vergangenen 10 Jahre aus der Universitäts-Hautklinik Freiburg. Ziel war es, mit Hilfe von Arzt- und Patientenberichten und vorhandenen wissenschaftlichen Fallberichten und Leitlinien, die Eigenschaften, die Diagnostik und das unterschiedliche klinische Vorgehen bei der Therapie dieser Malignome miteinander zu vergleichen, der entsprechenden Literatur gegenüberzustellen und die Ergebnisse zu diskutieren. Der häufigste Tumor war dabei mit 16 von 50 Fällen das Kaposisarkom. Das atypische Fibroxanthom wurde 10 Mal in dieser Studie erfasst. 5 Patienten gab es mit einem Talgdrüsenkarzinom. Weitere 4 Patienten waren im Rahmen dieser Statistik jeweils dem Merkelzellkarzinom und dem Angiosarkom zuzuordnen. Je 3 Patienten gab es mit einem Liposarkom, einem Dermatofibrosarkoma protuberans und einem malignen fibrösen Histiozytom. Das Hidradenokarzinom und das trichilemmale Karzinom waren mit je 1 Fall die seltensten Tumore dieser Arbeit. Hinsichtlich der Geschlechts- und Altersverteilung der jeweiligen Tumore decken sich die ausgewerteten Ergebnisse weitgehend mit denen vergleichbarer Literatur. In 38% des chirurgischen Vorgehens ist laut Aktenlage keine Exzision in sano erfolgt oder möglich gewesen. Als auffällig fällt die Tatsache ins Auge, dass bei 44 von 50 Patienten im Rahmen der Tumortherapie auf adjuvante Therapiemöglichkeiten verzichtet wurden, welche sich bei den aggressiven Tumorvarianten wie dem Merkelzellkarzinom oder dem Angiosarkom zunehmend etabliert haben. Grundsätzlich erfolgt bei nur unzureichenden Erfolgsraten ein zurückhaltender Einsatz von Chemotherapien. Im Nachbeobachtungszeitraum mussten anhand vorliegender Patientenakten 17 Rezidivfälle und 5 Todesfälle bestätigt werden. Unter den 5 Todesfällen befanden sich 3 Patienten mit einem atypischen Fibroxanthom, 1 Patient mit einem malignen fibrösen Histiozytom und 1 Patient mit einem Merkelzellkarzinom. 75 6. 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Lebenslauf Persönliche Angaben Name: Geburtstag: Geburtsort: Staatsangehörigkeit: Familienstand: Vater: Mutter: Hanna Muschinsky, geb. Krywult 24.05. 81 Kattowitz (Polen) deutsch verheiratet Jacek Krywult (Orthopäde) Barbara Krywult (Zahnärztin) Schulbildung 1988-1989 1989-1992 1992-1993 1993-2001 Grundschule in Kattowitz Altstädter Grundschule in Osnabrück Orientierungsstufe „In der Wüste“ in Osnabrück Gymnasium Verl Allgemeine Hochschulreife Studium 2001-2004 vorklinischer Teil des zahnmedizinischen Studiums in Freiburg Abschluss: zahnärztliche Vorprüfung 2004-2007 klinischer Teil des Zahnmedizinstudiums an der Zahnklinik in Freiburg Juli 2007 Examen Zahnmedizin August 2007 Beginn der Promotion an der Universitätshautklinik in Freiburg 2007 – 2009 Assistenzzeit